Tage die das Leben verändern - Dietmar Dressel - E-Book

Tage die das Leben verändern E-Book

Dietmar Dressel

4,8

Beschreibung

Die Erzählungen in diesem Buch sind frei erfunden. Die glücklichen und schrecklichen Erlebnisse der einzelnen Protagonisten sind eine Verschmelzung von möglichen Erlebnissen. Die Handlungen sind eine Momentaufnahme, die in ihrer Tiefe des Erlebten die Personen bis an die Grenze ihrer physischen und psychischen Leistungsfähigkeit bringen. Wo keine Aufzeichnungen und glaubhafte Informationen vorlagen oder die Sachlage unklar war, habe ich meine Phantasie zu Rate gezogen. Alle kleinen Fehler der Geschehnisse aus Zeit und Ort, die ich mich bemühte nachzuzeichnen, gehen zu meinen Lasten.

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Die Zukunft hat viele Gesichter, welches sich uns zuwendet fühlen wir dann, wenn es uns berührt.

In Liebe für Barbara, Alexandra, Kai, Timon, Nele und Isabelle.

Für die Einsicht in Liebe zu handeln, muß man einen anstrengenden Weg gehen.

Der Mensch wird durch das was ihn ständig treibt und was er immer will, ohne es wirklich zwingend zu müssen, letztlich zu dem was und wie er ist.

Dietmar Dressel

Zum Buch

Die Erzählungen in diesem Buch sind frei erfunden. Die glücklichen und auch erlebniswerten Handlungen und die tief traurigen Erlebnisse der einzelnen Protagonisten sind eine Verschmelzung von möglichen Erlebnissen aus dem täglichen Leben unserer Zeit.

Die unterschiedlichen Geschehnisse sind eine Momentaufnahme, die in ihrer Tiefe des Erlebten die Personen bis an die Grenze ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit bringen. Wie das wirkliche Leben im Alltag eben so spielt.

Inhalt

Ich verlasse meine kleine Welt

Mein Hausschwein Hansi

Das Milchauto

Ein Gespräch mit der inneren Stimme

Tage in Prag

Ein ungewisser Flug

Liebe und Schmerz

Die Trauer ist wie der Tod

Pressestimme von Michel Friedman vom 16. April 2012 Jurist, Politiker, Publizist und Fernsehmoderator

Der Autor ist kein neuer Goethe und auch kein Thomas Mann. Zum Glück, denn das macht ihn so glaubwürdig.

Ich kann nicht sagen, ob Dietmar Dressel hier als Autobiograph zum Leser spricht, oder reine Fiktionen zum Besten gibt. So nah er dem Leser jedoch mit seinen Erzählungen kommt, denke ich, dass eine starke persönliche Bindung zu den Figuren den Autor beflügelt haben muß.

Die Geschichten sind fröhlich, schön, nachdenklich und tief traurig. So wie das Leben eben ist, eine wilde Achterbahnfahrt der Gefühle. Ankunft und Abschied sind zentrale Themen des Buches. Momentaufnahmen die glücklich machen, zum geistigen Verweilen einladen und lange, lange nachhallen.

Das Buch bildet nicht, es belehrt nicht. Dressel ist kein Autor, der uns etwas aufzeigen will. Er ist nicht schulmeisternd sondern er berührt. Mein Leben hat sich durch das Buch nicht geändert, aber ich habe vielleicht einige Perspektiven hinzu gewonnen. Was immer Dressel zu diesem Buch bewegt hat müssen intensive Erlebnisse gewesen sein. Ich will jedenfalls mehr lesen von diesem Autor.

Dressels Werk wird sicher kein Buch sein, von dem man einst sagen wird: "Was vom Jahrhundert übrig blieb". Ihm fehlt das provozierende eines Grass, das Geschwafel eines Thomas Mann, das Präpotente eines Mario Barth. Und ein Zauberlehrling kommt auch nicht darin vor. Und dennoch bin ich mir sicher, das hier ein großer Autor gerade sein Talent entdeckt.

Ein Kind aus dem eigenen Bauch zu holen ist ebenso schön wie ein Zauberstück!

Simone de Beauvoir

Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.

Alighieri Dante

Ich verlasse meine kleine Welt

Noch bevor ich dich in meinem Bauch wachsen fühlte, habe ich dich in meinen Gedanken gesehen und berührt. Noch bevor du aus meinem Schoß kamst, habe ich dich mit jedem Schlag meines Herzens gespürt und geliebt.

Dietmar Dressel

Wenn mich die Geräusche aus Mamas Mund nicht sehr täuschen, schläft sie. Ich glaube, Mama schnarcht genüsslich vor sich hin. Sagt jedenfalls mein Papa, wenn Mama solche eigenartigen Laute von sich geben sollte. Ich weiß nämlich, wer mein Papa und meine Mama ist. Wenn sie abends ins Bett schlüpfen unterhalten sie sich manches Mal darüber, wie sie mich angeblich produziert haben und was das für einen lustvollen Spaß machte. Besonders, so meinte mein Papa, wenn sie sich beide bemühten meine Ohren zu fertigen. Wie sie das praktizierten und das alles auch noch lustvoll? Na, ich weiß nicht. Möchte schon mal wissen wollen was da so ablief. Vielleicht hat das was mit Mamas Bett zu tun. Sobald mein Vater abends in besagtes Bett rutscht und sich beide sofort mit und ineinander verwurschtelten, na ich weiß nicht. Ich muss das mal so sagen, weil ich dafür noch keinen anderen Ausdruck in meinem Kopf finden kann.

Papa meinte hie und da, dass das Aussehen der Ohren einer Frau wohl nicht so ganz unwichtig wäre, weil wir Frauen angeblich bei jeder sich bietenden Gelegenheit unsere schönen Kopfhaare mit einer schwungvollen Geste nach hinten werfen und damit unsere Ohren natürlich von jedem Menschen zu sehen sind. Bei manchen Männern soll sogar ein Sprichwort die Runde machen. Ich glaube, es fängt so ungefähr mit den Worten an: „Sowie die Ohren des Weibes, so die Öffnung des Leibes.“ Eigentlich ist das eine bodenlose Frechheit von manchen Männern sowas überhaupt zu denken, na danke. Gott sei Dank bin ich ja bei meiner Mutter im Bauch und muss mich mit der Männerwelt nicht herumärgern. Vielleicht sollte ich eher sagen – noch nicht! Angeblich, so meinte jedenfalls meine Mutter wenn sie mit der Nachbarin über Gott und die Welt quasselt, soll der Herr im Himmel persönlich aus Lehm und Wasser den Mann erschaffen haben. Wir, also wir Frauen, wurden aus einer Rippe dieses von Gott gebastelten Mannes gedrechselt - na danke! Bin wirklich neugierig, was von der so erschaffenen Männerwelt alles noch auf mich zukommen wird.

Ok, mein Papa ist natürlich eine Ausnahme und zwar eine goldige davon – versteht sich und ich weiß was ich sage! Unabhängig davon ob jetzt Mama schläft muss ich, was meinen derzeitigen Aufenthaltsort betrifft, also so eine Art gemütliches warmes Planschbecken in Mamas Bauch zugeben, dass ich nicht viel zu berichten hätte, wenn Mami und Papi nicht ab und zu etwas Bewegung in die unmittelbare Nähe meines Wohnbereiches bringen würden. Na, Bewegung ist rücksichtsvoll gemeint.

In der äußeren Umgebung meiner Eltern und vielleicht auch bei anderen Menschen soll es ja derzeit ziemlich ungemütlich sein. Mir ist das ja nicht einerlei – auch klar. Meinen Eltern soll es ja nicht schlecht gehen. Bei mir, also in Mamis Bauch, ist es jedenfalls immer schön mollig warm und für mich ist das wichtig. Natürlich ist es das! Nicht auszudenken, wenn das ganze Wasser hier bei mir kalt wäre. Allein schon der Gedanke lässt mich frösteln. Viel Platz zum Herumtoben habe ich hier in meiner kleinen Badewanne natürlich nicht. Ok, warm ist es hier schon, aber halt arg eng. Also, entweder werde ich in letzter Zeit immer größer, oder Mamas Bauch kommt mit dem Wachsen nicht mehr nach. Vielleicht mag mir das auch alles nur so eng vorkommen – wer weiß? Was solls! Besser so, als draußen in dem lausig kalten Wetter frieren müssen.

Mama spricht manchmal mit Papa über das unangenehme Wetter in den Wintermonaten und dass sie höllisch aufpassen soll, damit sie mit mir nicht ausrutscht und hinfällt. Das wäre wohl für uns beide nicht so lustig. Was ist das eigentlich - Winter? Na, vermutlich werde ich das noch zeitig genug erfahren. Das bringt mich auf eine echt interessante Frage, die ich schon seit einiger Zeit mit mir herumschleppe. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie ich aus Mamas Bauch herauskommen soll, wenn ich das schon muß! Und das werde ich wohl müssen. Ich kann ja nicht die ganze Zeit meines Lebens hier in dieser Badewanne verbringen. Also, das geht bestimmt nicht. Darüber, wie ich in Mamas Bauch reinkam, möchte ich erst gar nicht nachdenken.

Laute Klingelgeräusche lenken sie plötzlich von ihren Gedanken ab. Ach ja, denkt sie erschrocken, die morgendlichen Weckergeräusche sind nicht mehr zu überhören. Mama muss raus aus ihrem schönen warmen Bett. Oh, damit ich das nicht vergesse zu erwähnen. Meine Mami heißt Brunhilde. Ich will damit ja nur sagen, dass das ihr Rufname ist. Ich rufe sie gedanklich natürlich nicht so, auch klar!

Nach der Klingelei mit dem Wecker ist erstmal Frühstück angesagt. Natürlich für uns beide. Danach ist Schlafenszeit. Selbstverständlich nur für mich. Mama wird vermutlich mit ihrer vierrädrigen Krawalleule, Mama sagt Auto dazu, zum Supermarkt fahren. Einkaufen ist angesagt. Ich mag dieses Herumkutschieren mit dem Auto überhaupt nicht. Mama ist dabei immer so schrecklich aufgeregt. Vermutlich wegen der rutschigen Straßen und dem ganzen Verkehr in der Stadt. Mich macht das alles auch wuschig und ängstlich. Vor lauter Sorgen um meine Mama fange ich an wild zu strampeln und dreh einen Purzelbaum nach dem anderen. Natürlich bekommt das meiste Gewühle ihr Bauch ab, wer sonst? Begeistert ist sie jedenfalls nicht davon.

Endlich wieder in unserem warmen Zuhause. Mama ist mit dem Auspacken ihrer Taschen beschäftigt und wird hoffentlich nach der vielen Aufräumerei erstmal ein kleines Nickerchen machen.

Es klingelt! Auch das noch. Hoffentlich ist es nicht die Frau Trudberg, unsere Hausnachbarin. Die sitzt und sitzt jedes Mal bei uns in der Küche, als ob sie auf dem Stuhl angekettet wäre. Was sage ich? Kaum öffnet Mama die Haustüre, wälzt sich der dickleibige Körper der Frau Nachbarin durch den Eingang und läuft schnurstracks zum besagten Stuhl in der Küche. Kaum steht sie davor, lässt sie sich schwerfällig auf den Stuhlsitz fallen und schnauft dabei hörbar nach Luft. An den Geräuschen des Stuhles kann ich erkennen, dass es diesem Sitzmöbel bei dem Gewicht auch nicht so besonders gut ergehen dürfte.

Nichts mit der erhofften Schlummerstunde gemeinsam mit meiner Mutter. Na danke und kein Bett. Ich wette, gleich kommt die Frage von Frau Trudberg – „Na, wie geht es denn der lieben kleinen Susan?“