Tamar - Wie Gottes Berufung dem Leben Bedeutung gibt - Nicola Vollkommer - E-Book

Tamar - Wie Gottes Berufung dem Leben Bedeutung gibt E-Book

Nicola Vollkommer

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Beschreibung

Ausgeschlossen, verraten, sich selbst überlassen, allein. Tamar hätte den Weg der Verbitterung wählen können. Doch sie entschied sich für Mut und Entschlossenheit. Und Gott hat sie gesehen! Nicola Vollkommer wirft einen tiefen Blick in die Bibel auf eine Frau des Alten Testaments, die eine Nebenfigur zu sein schien – aber Gott hat gerade sie erwählt, um Geschichte mit ihr zu schreiben. Was bedeutet das wohl für unser eigenes Leben? Ein Buch voller wunderbarer Erkenntnisse über Gottes Heilsplan, die uns zum Staunen bringen.

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Seitenzahl: 103

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Nicola Vollkommer (Jg. 1959) ist gebürtige Engländerin und lebt seit 1982 in Reutlingen. Sie engagiert sich in der Christlichen Gemeinde Reutlingen, unterrichtet dort an der Freien Evangelischen Schule und ist eine gefragte Referentin. Nicola Vollkommer ist mit Helmut verheiratet. Das Paar hat vier erwachsene Kinder.

Direkt ins Herz der Heilsgeschichte

Ausgeschlossen, verraten, sich selbst überlassen, allein. Tamar hätte den Weg der Verbitterung wählen können. Doch sie entschied sich für Mut und Entschlossenheit. Und Gott hat sie gesehen!

Nicola Vollkommer wirft einen tiefen Blick in die Bibel auf eine Frau des Alten Testaments, die eine Nebenfigur zu sein schien. Aber Gott hat gerade sie erwählt, um Geschichte mit ihr zu schreiben. Was bedeutet das wohl für unser eigenes Leben?

Ein Buch voller wunderbarer Erkenntnisse über Gottes Heilsplan, die uns zum Staunen bringen.

Band 1: Lea – Wie Gottes Erwählung dem Leben Bedeutung gibt

Band 2: Tamar – Wie Gottes Berufung dem Leben Bedeutung gibt

Band 3: Rahab – Wie Gottes Liebe dem Leben Bedeutung gibt

Band 4: Rut – Wie Gottes Treue dem Leben Bedeutung gibt

Nicola Vollkommer Tamar

Tamar

Wie Gottes Berufung dem Leben Bedeutung gibt

SCM Hänssler ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß § 44b UrhG („Text und Data Mining“) zu gewinnen, ist untersagt.

ISBN 978-3-7751-6284-5 (E-Book)

ISBN 978-3-7751-6258-6 (lieferbare Buchausgabe)

E-Book-Erstellung: CPI books GmbH, Leck

© 2025 SCM Hänssler in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-haenssler.de · E-Mail: [email protected]

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:

Elberfelder Bibel 2006, © 2006 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Holzgerlingen

Weiter wurde verwendet:

Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und

2006 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Holzgerlingen

Lektorat: Damaris Müller

Umschlaggestaltung und Illustrationen: Astrid Shemilt, www.astridshemilt.com

Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

Inhalt

Herzlich willkommen zu dieser Buchreihe

Bühne frei für Tamar

1.  Die Vorgeschichte

2.  Eine Familienberufung – bekannt, aber nicht von allen begrüßt

3.  Tamars Verzweiflungstat

4.  Wo der rote Faden hinführt

Anmerkungen

Herzlich willkommen zu dieser Buchreihe

Manchmal lernt man die Charaktere eines geliebten Buches so gut kennen, dass sie einem sehr vertraut werden und als Helden oder Heldinnen in der Fantasie vergoldet werden, durch eine rosarote Brille auf ihrem Podest bestaunt. Das trifft besonders für biblische Charaktere zu. Wir verlieren schnell den Blick für ihre Menschlichkeit, ihre Schwächen, ihre Niederlagen und betrachten sie nur von einem »Happy End« her. Einem Happy End, bei dem sie eine entscheidende Rolle in Gottes Plänen spielen, von ihm gebraucht werden, sich einen Namen machen und sogar im berühmtesten Bestseller aller Zeiten landen. Wir nennen unsere Kinder nach diesen Persönlichkeiten, bewundern ihren Mut, feiern ihre Abenteuer in Liedern oder spielen ihre Geschichten in Filmen und Theaterstücken nach.

So auch bei den Frauen der Bibel, von denen wir vier näher betrachten möchten:

1. Lea – Wie Gottes Erwählung dem Leben Bedeutung gibt

2. Tamar – Wie Gottes Berufung dem Leben Bedeutung gibt

3. Rahab – Wie Gottes Liebe dem Leben Bedeutung gibt

4. Rut – Wie Gottes Treue dem Leben Bedeutung gibt

In diesen vier Studien wollen wir das Leben dieser Frauen anschauen und versuchen, in ihre Haut zu schlüpfen, uns in die beängstigenden Situationen hineinzufühlen, in denen sie sich befunden haben. Wir wollen unser Wissen um den Ausgang ihrer Geschichte für eine kurze Zeit ausblenden und in ihr Schicksal eintauchen, genauso nichts ahnend, wie sie es waren, und dann umso mehr über die Ziele staunen, zu denen Gott sie auf wundersame Weise geführt hat.

Der Erzählfluss der Bibel ist oft sachlich und knapp, aufs Wesentliche reduziert. Manchmal müssen wir Lücken füllen, Vermutungen anstellen, wie es vielleicht gewesen sein könnte, Informationen aus anderen Teilen der Bibel oder der theologischen Forschung heranziehen, um uns eine Situation besser vorzustellen. Hier und da lasse ich meiner Fantasie freien Lauf und überlege mir, was die eine oder andere Person vielleicht gedacht, gesagt oder in ein Tagebuch geschrieben haben könnte, hätte sie eines geführt.

Vermutlich wird kaum jemand von uns die gleichen Dramen und Krisen durchleben wie diese Heldinnen. Aber immer wieder, so meine Hoffnung, werden wir unsere eigene Geschichte in ihren Geschichten wiederfinden und hoffentlich zum gleichen Ergebnis kommen wie sie: dass für den Herrn dieser Weltgeschichte kein Detail zu klein ist, keine Träne zu verborgen, kein einsames Herz zu unbedeutend, als dass er es nehmen und damit Geschichte schreiben könnte.

Mein Dank gehört dem Frauenbibelkreis der Christlichen Gemeinde Reutlingen, den ich jede Woche besuche. Manche dieser Lebensbilder – und auch andere, die hier nicht dabei sind – haben wir gründlich angeschaut und erforscht. Wir haben Hintergründe untersucht, uns in hitzigen Diskussionen bemüht, offene Rätsel zu lösen, Brainstorming betrieben, aus den biblischen Texten bedeutsame Schlüsse für unser eigenes Leben gezogen. Nie hätte ich gedacht, dass gemeinsame Bibelarbeit so bereichernd sein könnte!

Vielleicht eignen sich diese vier Studien ebenfalls für eine Gruppenarbeit – oder einfach für eine spannende und erbauliche persönliche Lektüre. Mögen die Gedanken tröstlich und ermutigend sein für alle, die sie lesen!

Bühne frei für Tamar

»Und die Söhne Juda nach ihren Sippen waren: von Schela die Sippe der Schelaniter; von Perez die Sippe der Pereziter; von Serach die Sippe der Serachiter. Und die Söhne des Perez waren: von Hezron die Sippe der Hezroniter; von Hamul die Sippe der Hamuliter« (4. Mose 26,20-21).

Dieser Vers gehört bestimmt zu den unscheinbarsten in der ganzen Bibel. Die Geschlechtsregister würde ich nicht gerade als die prickelndste Lektüre bezeichnen. Sie sind aber nicht ohne Grund überall in der Bibel verstreut. Zum einen als handfeste Protokolle, die Zweifler, Historiker und Analytiker daran erinnern sollen, dass wir es hier wirklich mit historischen Begebenheiten zu tun haben – mit Menschen, die tatsächlich existiert haben. Und zum anderen, um biblische Ereignisse in ihren Kontext zu setzen.

Hinter diesen wenigen Worten »von Perez die Sippe der Pereziter« verbirgt sich zum Beispiel ein alttestamentliches Drama, das uns in tiefe Abgründe der menschlichen Niedertracht blicken lässt, aber auch direkt ins Herz der Heilsgeschichte führt.

Perez war der Sohn einer relativ unbekannten alttestamentlichen Gestalt, einer Frau namens Tamar. Ihre Geschichte wollen wir in diesem Buch anschauen. Um die Krisen zu verstehen, in die Tamar gestürzt wurde, müssen wir eine Generation zurückgehen und das Leben von Juda, dem Sohn Jakobs und späteren Schwiegervater Tamars, betrachten. Ohne die Höhen und Tiefen seiner Biografie wäre uns eines der faszinierendsten Geschehen im Alten Testament vorenthalten worden, ein Geschehen, dessen Auswirkungen sogar unser heutiges Leben berühren.

Auf den ersten Blick erscheint Tamar wie eine Nebendarstellerin auf der Bühne der großen Ereignisse. Aber in Gottes Plänen sind die vermeintlichen Nebendarsteller und Nebendarstellerinnen oft die eigentlichen Protagonisten, von Gott selbst berufen, um seine Absichten auszuführen. Und damit: Bühne frei für Gottes Wirken mitten in den skurrilen Irrwegen einer der merkwürdigsten Geschichten des Alten Testaments!

In Gottes Plänen sind die vermeintlichen Nebendarsteller und Nebendarstellerinnen oft die eigentlichen Protagonisten.

1.

Die Vorgeschichte

In meiner Rolle als amtliche Leseratte unserer Familie war ich früher dafür zuständig, den Helden oder die Heldin jedes Buches zu identifizieren, das ich mit meinen beiden Schwestern zusammen las.

In den meisten Büchern war das keine schwierige Aufgabe. Mal wollten wir Lucy in den Narnia-Büchern sein; irgendwann durchlebten wir unsere Anne-of-Green-Gables-Phase und schlüpften in die Haut dieses temperamentvollen Waisenkindes. Hanni und Nanni standen eine Zeit lang ganz oben auf unserer Favoritenliste; später war es Elizabeth Bennet, die Heldin des Jane-Austen-Klassikers Stolz und Vorurteil.

Beim Bibellesen fällt das Ergebnis nicht immer so eindeutig aus, vor allem in den langatmigen letzten Kapiteln des ersten Mosebuches. Mitten in den peinlichen Intrigen um die Sippe von Jakob & Co. sucht der Leser vergebens nach einer Lichtgestalt, nach irgendjemandem, der sich als vorbildlicher Protagonist für die nächste Etappe von Gottes Wirken eignen würde.

Jakob, der Erbe von so bedeutenden Patriarchen wie Abraham und Isaak, stolpert von einem Skandal in den nächsten. Sein triebhaftes Verlangen nach Liebe und Sex lässt ihn in einem widerlichen Karussell zwischen den Betten von vier verschiedenen Frauen rotieren. Dass er in und trotz allem ein Händchen für unternehmerische Hochleistungen zeigt, macht ihn zwar reich, aber dadurch nicht unbedingt bewundernswert. Er trickst und mogelt sich durch jeden Hindernislauf; irgendwann seilt er sich mit raffiniertem Geschick von seinem Onkel Laban – der gleichzeitig sein Arbeitgeber ist – ab und zieht mit dessen Töchtern plus Anhang und einem gewaltigen Anteil der erworbenen Gewinne in die Unabhängigkeit.

Wer vier Frauen mit ihren Haushalten verwalten muss, hat wenig Zeit oder Kapazität, den Nachwuchs ordentlich zu erziehen. So reiht sich Jakob in eine unrühmliche Liste von alttestamentlichen Frauenhelden ein, die von einer Überdosis an Testosteron getrieben sind und schwer dafür bezahlen müssen. Das Ergebnis seiner Bettgeschichten ist eine wüste Sippe von anspruchsvollen, sturköpfigen Söhnen, über die er keine Kontrolle hat. Söhne, die seinen Reichtum und seinen exklusiven Geschmack gerne übernehmen, aber nichts von seiner Gottesfurcht wissen wollen. König David wird eine ähnliche Familienkultur später fast das Leben kosten.

Zu der wilden Mannschaft der Jakobssprösslinge gehört auch Josef, der Zweitjüngste in der Brüderreihe – der Sohn, auf den Jakobs große Liebe, Rahel, sehnlichst gewartet hat. Warum Jakob diesen jungen Burschen so offensichtlich bevorzugt, geht aus dem biblischen Text nicht eindeutig hervor. Vielleicht ist er ein kleiner Sonnenschein, eine wohltuende Abwechslung, nachdem Vater Jakob von den anderen Söhnen nicht allzu viel Liebe und Anerkennung erhalten hat. Noch wahrscheinlicher ist jedoch, dass Jakob ihn lieber hat, weil er Rahels Sohn ist. Nach dem Tod seiner Lieblingsfrau, für die Jakob sieben Jahre lang gedient hat, stellt Josef womöglich eine tröstliche Verbindung zu ihr dar. Vielleicht sieht er ihr ähnlich und erinnert Jakob täglich an sie.

Seltsam ist, dass Jakob in der Erziehung seiner Söhne genau den gleichen Fehler macht wie seinerzeit sein eigener Vater, Isaak: einen Sohn spürbar, sichtbar auf ein Podest zu stellen. »Und Israel liebte Josef mehr als all seine Söhne, weil er der Sohn seines Alters war; und er machte ihm einen bunten Leibrock« (1. Mose 37,3).

Das muss natürlich schieflaufen. Das Symbol für diese gravierende Ungerechtigkeit könnte nicht auffälliger sein: Zu jeder Tageszeit, aus jeder Ecke kann nun eine Palette bunter Farben aufblitzen – der kleine Bruder ist wieder unterwegs! »Als aber seine Brüder sahen, dass ihr Vater ihn mehr liebte als alle seine Brüder; da hassten sie ihn und konnten ihn nicht mehr grüßen« (1. Mose 37,4).

Juda: War das schon wieder dieser kleine Angeber oder habe ich nur geträumt? Allmählich werde ich wohl wahnsinnig. Ich kann den Anblick dieses bunten Leibrocks nicht mehr ertragen. Wann immer ich die Augen schließe, sehe ich in meiner Fantasie nur Farben. Sie gehen ineinander über, sie kreisen umeinander, mal wellenförmig, mal in geraden Linien, und dann erscheint irgendwann sein freches Gesicht mittendrin, mit diesem arroganten Blick, der sagen will: »Ich bin der Coolste, ich bin Papas Liebling …« Den Mantel zu Lumpen zerreißen, das wär’s. Mann, ich könnte den Kerl erwürgen!

Simeon: Dann erzähl ich dir lieber nichts von seiner neuesten Story.

Juda: Ach du liebe Güte. Hat er eine Engelserscheinung gehabt, oder was?

Simeon: Fast. Es wird jedes Mal krasser. Aber ich behalte es lieber für mich, sonst steigt dein Puls wieder.

Juda: Zu spät. Mein Puls ist schon auf hundertachtzig – raus mit der Sprache, Bruder! Du kannst es sowieso kaum erwarten, es mir zu sagen, gib es zu.

Simeon: Ach, es ist nur eine neue Variante der Garbengeschichte.

Juda: Lass mich mal raten. Sind wir jetzt lauter Bäume, die sich vor seinem Baum verneigen? Du schüttelst den Kopf. Hm. Pferde. Wir sind alle kleine Ponys und sinken vor Ehrfurcht auf die Knie, wenn das Josef-Ross vorbeigaloppiert. Auch nicht?

Simeon: Besser noch, Juda! Wir sind Sterne! Unsere Eltern sind die Sonne und der Mond, und alle werfen sich nieder, sobald Josef der Große, Josef der Mächtige, Josef der Weltherrscher, Josef der Unbesiegbare und der Edle, vorbeischwebt.

Juda: Das ist nicht dein Ernst, Simeon. Mir verschlägt es die Sprache. Also, wenn unser Vater jetzt nicht eingreift, dann …

Simeon: Was dann? Du, hör lieber mit deinen Drohgebärden auf, das führt zu nichts. Übrigens scheint unser Vater diesmal ein ernstes Wort mit dem hochnäsigen kleinen Schnösel geredet zu haben. Selbst ihm werden jetzt offenbar die Starallüren seines Lieblings zu viel. Sonne spielen und sich vor seinem Sohn beugen müssen – dass ich nicht lache.