Thai Ways Band 4. Die sündigste Stadt der Welt – PATTAYA in Thailand - Matthias Wehlitz - E-Book

Thai Ways Band 4. Die sündigste Stadt der Welt – PATTAYA in Thailand E-Book

Matthias Wehlitz

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Beschreibung

Die sündigste Stadt der Welt »Pattaya« in Thailand: Das vorliegende Buch bietet eine amüsante Unterhaltung mit der Schilderung der verschiedenen Menschen, die sich in Pattaya in Thailand treffen. Einige der Erlebnisse von Personen die sich in der sündigen Stadt treffen werden dargestellt. Dabei werden hauptsächlich jene Leute beschrieben, die auf der Suche nach einer Frau oder auf der Suche nach einem neuen Leben sind, wie natürlich auch jene Mädchen und Frauen, die aus dem ganzen Land kommen und in Pattaya zusammenströmen, um Geld, Versorgung oder einen Partner zu finden. Das Zusammentreffen der verschiedenen Menschen entbehrt nur selten der Komik, auch wenn manche Begegnung ein tragisches Ende finden.

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Seitenzahl: 536

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Inhalt

Titelseite

Impressum

Vorspann zur Stadt der Sünde

Lutz und Alfred werden in Pattaya eingeführt

Bloß gut das es in Pattaya Viagra gibt!

Pattaya will erst einmal erobert sein

Gefahren durch die Lolitas und Katoey von Pattaya

Vorbereitung auf das Leben in Pattaya

Die A Go-Go-Bar in Pattaya und Kalei

Mäcky und einige andere kleine Pattaya Illusionisten

Albert sucht in Pattaya den Frühling

Thai Ways erstes Buch

Matthias Wehlitz

Thai Ways Band 4

Die sündigste Stadt der Welt‘PATTAYA’in Thailand

Engelsdorfer Verlag

Bibliografische Information durch Die Deutsche Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Copyright (2005) Engelsdorfer Verlag

Alle Rechte beim Autor

www.engelsdorfer-verlag.de

eISBN: 978-3-86901-118-9

Vorspann zur Stadt der Sünde

Ich werde oft gefragt, wie viele Frauen wohl in Pattaya dem horizontalen Gewerbe nachgehen. Die besten Zahlen, die jemand hier nennen kann, können nur auf einer groben Schätzung beruhen. Ich erinnerte mich an diese Fragen, als ich wieder Mal ein übertriebenes journalistisches Meisterstück in der kalifornischen Zeitung ‘Santa Maria Sun’ fand, in der eine Gruppe von zehn bekehrenden Christen von ihrer Reise zu den sonnigen Stränden von Pattaya, Anfang dieses Jahres berichteten.

Ich zitiere: „Jede Nacht sitzen hier bis zu 30.000 Bar-Mädchen auf ihren Hockern unter den Neonlichtern ihrer Bier-Bars und an jeder Bar sind das bestimmt 40 bis 50 Mädchen.“

Jetzt bitte einmal alle Bierbar-Besitzer die Hand hoch, die 40 bis 50 Mädchen beschäftigen, die den Hocker hinter dem Tresen jede Nacht erwärmen.

Es gibt etwa 700 Bars und Kneipen in der Spaß-Stadt, die man als Bierbars bezeichnen kann, aber abgesehen von wenigen Ausnahmen, wie etwa die Atlantic (Soi 3), Cosy Bar (Soi 2), Wonderful (Ecke Soi Yamato/Second Road) oder die We Are The World (Beach Road) beschäftigen die wenigsten so eine hohe Anzahl. Ich gehe mehr davon aus, dass an den meisten Bars nicht mehr als 10 bis 25 Mädchen angestellt sind. Geht man nun davon aus das im Durchschnitt etwa 20 Mädchen in den rund 700 Bars der Stadt arbeiten, dann kommt man auf zirka 14.000 Turteltäubchen, die jede Nacht mit Rufen wie „Welcome, sit down please!“ Kunden locken.

Daneben gibt es momentan genau 53 Go-Go-Bars zwischen Naklua und der Pratamnak Road, die zwischen 10 und 70 Tänzerrinnen beschäftigen. Das macht einen Durchschnitt von 35 Tänzerinnen pro Go-Go-Bar aus, so bedeutet dies, dass jede Nacht etwa 1.800 Schönheiten die Chromstangen liebkosen.

Nicht zu vergessen sind die Massagemädchen, die im Sabailand, Sabai Room oder Sabai Dee, um nur die drei größten Studios zu nennen, ihren speziellen Reinigungsarbeiten nachgehen. Ich schätze mal, es werden so um die 700 sein.

Und, last but not least, gibt es ja noch die freischaffenden Freeländer Girls, die die Baech Road Promenade auf und ab laufen, sowie auch die Discos aufsuchen, um dort fündig zu werden. Hier glaube ich, dass man eine Zahl von ca. 1.000 annehmen kann.

Alles in allem kommt man so auf ungefähr 17.000 Frauen, die sich erhoffen jeden Abend ein paar Scheinchen mehr zu verdienen, indem sie den Matratzensport mit ausländischen Männern oder Frauen betreiben. Das liegt weit unter der Behauptung, der völlig aus der Luft gegriffenen Zahl, der amerikanischen Zeitung. Die völlig übertriebene Behauptung endet jedoch nicht mit dieser absurden Zahl. So steht weiter in dem Bericht: „Die meist älteren Männer, die vorwiegend aus den alten und neuen Ländern der westlichen Welt kommen – ziehen trinkend durch die Bars und bummeln Händchenhaltend mit Mädchen durch die Menschenmassen Pattaya’s, die meist nur Viertel so alt sind, wie sie selbst.“ Wieder einmal zeigt sich, dass der Schreiberling überhaupt nicht gedacht hat. So müsste nach seiner Behauptung, zum Beispiel ein 60-jähriger Mann sich in Begleitung einer 15-jährigen befinden und ein 40-jähriger schlendert mit einem 10-jährigen Geliebten an der Hand durch die Straßen!

Genau wie ein Wirbelwind in Florida, zerstören so die Santa Marianer mit ihren völlig haltlosen Behauptungen den Ruf von Pattaya und meinen dann auch noch, durch kurze Freundschaften mit einigen Bar-Mädchen, diesen Hoffnung und Seelenheil versprechen zu können. – Was sich dann, wie bei allen Windbeuteln, nach der Abreise, in Thailand nur als laues Lüftchen erweist, aber durch den Pressebericht schnell wieder zum Wirbelsturm wird.

Ich habe keinen Zweifel daran, dass sie es nur gut gemeint haben, wahrscheinlich hegen sie die selbe Logik wie die, die Amerikaner in Südvietnam angewandt haben, wo sie vereinzelt ganze Dörfer niedergerissen hatten, nur um diese vor dem Feind zu „sichern“. Die scheinheiligen Versprechungen dieser Gruppe, um Sünder für Christus, unter dem Decknamen von westlichen Sitten, zu erlösen, stink nach kulturellem Imperialismus. Sie hätten ihr Zeit wahrscheinlich besser damit verbracht, wenn sie in die Provinzen gefahren währen und dort die versteckte und verschachtelte Bordellszene untersucht hätten, wo tatsächlich Mädchen misshandelt und dazu gezwungen werden, als Prostituierte zu arbeiten.

Die Mädchen in Pattaya wollen Geld, nichts mehr und nichts weniger. Und die meisten wollen bestimmt nicht aus dem Bargeschäft befreit werden, denn sie kamen freiwillig dorthin und suchten sich selber aus, wo und wie sie arbeiten wollen.

Eine Frau schreibt weiter: „Jedes Mädchen muss der Bar 100 Baht zahlen, damit sie die ganze Nacht an der Bar sitzen darf. Der Barbesitzer bezahlt davon einen örtlichen Geldeintreiber, der damit wiederum die nächste Stufe, bis hoch in ein mafiaähnliches Syndikat, bezahlt, die das ganze Land durchdringt.“

Würden alle Mädchen dem Barbesitzer 100 Baht pro Nacht für einen Hocker bezahlen, würde ich überlegen, selbst eine Bar aufzumachen. Wie leichtgläubig und blöd sind diese Leute eigentlich? Fakt ist, dass Bierbarbesitzer den Mädchen Gehälter bis zu 3.000 Baht pro Monat zahlen. Die meisten der Barbesitzer sind eigentlich immer auf der Suche nach mehr Mädchen und sie zum arbeiten an der Bar zu gewinnen. Aber auf keinem Fall haben sie die Macht von den Mädchen Geld zu fordern.

Eine andere Frau war so davon ergriffen – zu sehen, dass Thailand, trotz aller sichtbaren Unterschiede –voll von Menschen war, die genau das sind, was sie sind: Menschen! Sie schreibt: „Ich sah hier Menschenwesen, die hier ihren täglichen Leben nachgehen. Sie leben und arbeiten, lachen und essen, genau wie jeder andere auch.“ Ist das vorstellbar? Sie haben wirklich echte, lebendige Menschen, in einem so verkommenen Land wie Thailand gesehen?! Was haben diese Frauen eigentlich gedacht, wohin sie reisen, vielleicht zum Mars?

Meinen solche verkappten Christen wirklich, sie alleine könnten echte, aber der Sünde verfallene, Menschenseelen retten, wo doch deren Religion so tief verwurzelt und dazu noch 500 Jahre älter als das Christentum ist.

Gott schütze uns vor solchen Scheinheiligen, egoistischen und ideologischen Effekthaschereien in der Presse.

Es nützt nichts,

die Fehler anderer Menschen zu suchen und zu erkennen.

Es sei denn, wir nutzen die Erkenntnis, um unsere eigenen

Fehler zu finden und zu beheben.

Erst dann sollten wir uns bemühen,

auch anderen zu helfen

Lutz und Alfred werden in Pattaya eingeführt

Alfred und Hugo kannten sich schon lange, viele Jahre eigentlich. Sie waren Kumpels geworden mit einigen Eigenarten und Gemeinsamkeiten, obwohl sie recht unterschiedlicher Natur waren. Alfred war mit Hugos älteren Schwester verheiratet, die aber schon vor einigen Jahren verstorben war. Hugo war 47 Jahre alt, seine Frau hatte ihn verlassen und so lebten die beiden Männer schon länger allein. Alfred war gerade feierlich zu seinem 60ten pensioniert worden. Hugo hatte sich schon lange als Kraftfahrzeugmeister selbstständig gemacht, deshalb konnte er seine Arbeitszeit und seinen Urlaub selbst bestimmen. Alfred war vor seiner Pensionierung Lehrer gewesen und dies merkte man ihm deutlich an, denn er hörte auch im Ruhestand nicht auf, Lehrer zu sein. Es war seine Aufgabe gewesen seinen Schülern das Leben zu lehren, aber mit seinem eigenen praktischen Leben hatte er erhebliche Probleme.

Er war nach dem Tod seiner Frau noch nicht einmal in der Lage, sich sein Essen zuzubereiten. Er ernährte sich schon lange von Butterbroten, Bockwurst, Büchsensuppen und Keksen, ging kaum einmal aus dem Haus. Hugo war nun der Meinung, nach der Pensionierung von Alfred muss sich da endlich etwas ändern. Er versuchte deshalb schon seit einiger Zeit Alfred zu überreden mit ihm in den Urlaub zu fahren, weil er wusste, das Alfred mit seiner Stubenhockerei mittlerweile auch sämtlichen Kontakt zu Freunden verloren hatte und sich noch mehr in sich zurück zog. Er wusste, Alfred konnte keine Bekannten kennen lernen, geschweige denn irgend eine neue Frau, die ihn wieder zurück ins Leben führt.

Hugo versprach sich gute Chancen, denn Alfred hörte ihm jetzt wenigstens zu, er kam sogar selbst zu der Überzeugung, dass es gut sein würde, wenn er einmal etwas Anderes sieht als die eigene Tapete. Bei einem Urlaub an irgend einem See im Süden könnte er sich in die Sonne legen, die ihm dringend fehlte und er würde vielleicht auch mal etwas anderes essen, als Tütensuppe und Butterbrote. Er sagte schließlich zu, dass er zu einem Urlaub an die See mitfährt.

Helles Entsetzen packte ihm jedoch, als Hugo sagte, dass sie nach Pattaya in Thailand fliegen. Nach einem sprachlosen Moment meinte er: „Da, wo fünfzigtausend Prostituierte herumlaufen, Fünfzigtausend geldgierige, ekelhafte Weiber, vor deren Türen die geilen Männer Schlange stehen, Frauen die an einem Tag mit vierzig Männern ins Bett gehen und dabei auch noch auf die Uhr gucken, damit es auch schnell genug geht, weil sie immer mehr verdienen wollen, um sich Champagner, Pelzmäntel und Sportautos zu kaufen, da willst du hinfliegen, um dich zu erholen?“

Hugo musste lachen und meinte: „Du liest zuviel Boulevardzeitungen!“ Dann rechnete er Alfred vor: „Wenn fünfzigtausend Prostituierte am Tag mit vierzig Männern Sex haben, dann müssten in Pattaya sich zwei Millionen Männer in fünfzigtausend Hotelbetten drängeln und jeden Tag zu einer Prostituierten gehen. Da die Touristen aber im Durchschnitt nur zwölf Tage bleiben, müssten sie im Jahr rund dreißig Mal abgelöst werden. Dann müssten im Jahr ca. sechzig Millionen Männer nach Pattaya kommen, die jeden Tag mit einer Prostituierten ins Bett gehen. Letztes Jahr sind aber nur drei Millionen Touristen in Pattaya gewesen, Familien, Männer Frauen und Kinder aus über dreißig Staaten der Welt. Ein paar Singles waren sicher auch darunter, aber bestimmt keine sechzig Millionen Männer. Meinst du nicht auch, dass an deiner Information etwas nicht stimmt? Deine Zahlen sind um das Einhundertachtzigfache übertrieben.“

Alfred schaute ihn groß an, sagte aber kein Wort. Hugo stellte weiter klar: „Das, was du hier in Deutschland unter Prostitution kennst, sieht in Thailand ganz anders aus und was du hier als ekelhafte Prostituierte bezeichnest, sind dort Mädchen vom Lande, die nichts gelernt haben, einige können noch nicht einmal schreiben oder lesen. Sie kommen, um ihre Familien zu unterstützen. Viele haben Kinder, die versorgt werden müssen. Einige sind ihrem Mann weggelaufen, weil der sie nicht gut behandelt hat, anderen ist der Mann weggelaufen, weil er nicht für die Kinder aufkommen will. Das kommt sehr häufig vor, weil der Mann in Thailand praktisch nicht unterhaltspflichtig ist. Wenn eine Frau kleine Kinder hat, kann sie nicht arbeiten gehen, sie gibt die Kinder bei den Eltern in Pflege und muss dafür bezahlen. Wenn sie als ungelernte Hilfskraft in einer Fabrik für 3000 Baht arbeitet, also rund sechzig Euro, reicht das Geld nicht zum Leben. Also arbeitet sie an einer Bar, wo sie das gleiche Geld bekommt und findet vielleicht einen Mann, der mit ihr leben will, egal für wie lange es ist, damit sie Geld für den Unterhalt der Kinder und die Eltern nach Hause schicken kann. Viele arbeiten an den Bars, weil sie hoffen einen Mann zu finden, mit dem sie leben können, der sie versorgt und vielleicht später einmal sogar heiratet, ein Mann für den sie dann auch alles tun, was sie können.

Sicher sind dort auch Frauen, die an den Bars arbeiten, weil es ein bequemes Leben ist, oder weil sie Geld machen wollen, aber sie wissen genau, dass sie von der Arbeit an einer Bar nicht reich werden können. Die meisten sind hilflose Mädchen, die nichts anderes machen können, aber es gibt auch geldgierige Weiber, die versuchen, dir jeden einzelnen Baht aus der Tasche zu ziehen, sie sind aber recht selten. Man kann sich die Frau aussuchen, mit der man einen Tag, eine Woche oder vielleicht sein restliches Leben verbringen will, wenn man sich sympathisch ist. Die Mädchen an den Bars wechseln nicht die Männer im dreißig Minuten Takt, wie in einem Bordell in Europa. Sie gehen mit dir mit, wenn es passend ist und bleiben so lange du dich mit ihr verstehst und sie bezahlst und versorgst. So sehen deine schrecklichen Prostituierten in Pattaya aus.“

Alfred wunderte sich: „Willst du damit sagen, denen kommt es gar nicht so auf den schnell verdienten Baht in einer halben Stunde Sex an, sondern sie sind richtige Freundinnen oder Geliebte?“ Hugo seufzte: „Nein. Die suchen sicher nicht den schnellen Sex, es kommt darauf an, was du willst, sie werden sich auf dich einstellen. Sicher wird dich keine spontan lieben, weil du sagst, dass du sie mitnimmst und ihr Geld gibst. Aber wenn du sie mitnimmst, dann spielen sie die Geliebte und die spielen sie so gut, dass viele Ausländer glauben, dass sie wirklich geliebt werden. Ob du sie dann nur für eine Nacht mitnimmst oder als Urlaubsbegleitung für einen Monat und sie gar nicht anrührst, dass ist deine Entscheidung. Sie werden zu dir nett sein, wenn du zu ihnen nett bist. Manchmal ist daraus schon viel mehr als nur eine Geliebte auf Zeit geworden.“

Alfred war verwirrt. Dann lief das in Thailand ja ganz anders ab, wie in Deutschland. Ein Bekannter von Hugo, der sich während ihrer Unterhaltung zu ihnen gesetzt hatte ergriff jetzt das Wort. Er hieß Bernd und hatte einmal einige Semester Anthropologie studiert. Er stimmte Hugo zu und war der Meinung, dass habe alles viel mit der Mentalität der einzelnen Völker zu tun. Er erwähnte sogenannte primitive Kulturen, die in Südamerika, Afrika und in Asien, den freien Sex praktizieren. Als Beispiel nannte er die Akha, die ja auch in Thailand leben. Sie sehen den menschlichen Körper und den Sex als etwas Natürliches an, meinte er und fügte hinzu, dass die Frauen der Akha schon seit Jahrhunderten in Miniröcken rumlaufen, also lange, bevor die Miniröcke in Europa erfunden wurden, haben sie solche Röcke getragen.

Jetzt gesellte sich auch noch Lutz zu der Runde dazu, ein Arbeitskollege von Bernd, aber der hörte einfach nur zu. Bernd erklärte weiter: „Die Akha kennen zwar die Ehe, aber sie halten es für gut, wenn die Jugendlichen, noch vor der Ehe freien Sex erleben, sich ihren Sexualpartner frei aussuchen, um sich zu erproben und Sex mit verschiedenen Partnern kennen zu lernen. Dafür haben sie sogar eine eigene spezielle Hütte, wo sich die jungen Leute begegnen und kennen lernen, bis sie zusammen in einen hoch gelegenen Bau gehen, in die sogenannten Junggesellenhütten, in denen die einzelnen jungen Männer wohnen um mit jungen Mädchen Sex zu haben. Dadurch fällt es ihnen dann auch später viel leichter den richtigen Partner fürs Leben zu finden.“

Nun fühlte Alfred sich als Lehrer verpflichtet, einzuschreiten: „Aber das ist doch eine Sauerei, dass gehört doch verboten!“, ereiferte er sich. Doch Bernd wunderte sich und fragte: „Was ist eine Sauerei – der Sex? Du meinst also, dass alle Menschen durch eine Sauerei geboren werden. Du warst verheiratet und hast Kinder; was hast du denn mit deiner Frau für Sauereien angestellt?“ Nun ist Alfred empört: „Das ist etwas ganz anderes, wir waren verheiratet.“ Doch Bernd meinte: „Wenn du deinen Finger in deinen Hintern steckst und anschließend in der Nase bohrst, dann ist das eine Sauerei - nicht war? Und es bleibt ebenfalls eine Sauerei, auch wenn du vom Staat eine Bescheinigung bekommst, dass du es machen darfst. Aber wie kommst du auf die Idee, dass Sex eine Sauerei ist? Etwas verunsichert meinte Alfred dann: „Na ja, auf jeden Fall ist Sex mit Jugendlichen eine Sauerei, weil deren Körper noch nicht so weit entwickelt ist.“ Bernd erklärte: „Wenn die Jugendlichen von sich aus miteinander ins Bett gehen, kannst du dich darauf verlassen, dass der Körper schon ausreichend entwickelt ist. Wenn er es nicht sein sollte, dann kann auch nichts passieren. Und jetzt komm mir nicht mit fünfzehnjährigen Pädophilen, die mit vierzehnjährigen Mädchen ins Bett gehen und mit dem Hinweis, dass das bei uns verboten ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass verschiedene Völker auch verschiedene Traditionen haben und das Sexualität und Alter in Asien von der Geschichte her eine andere Bedeutung haben, als wir sie kennen, auch wenn das nicht immer positiv ist. Aber man kann die Einstellung zu einer Sache beim Menschen nicht durch Gefängnisstrafen ändern und in Asien schon gar nicht durch Gesetze, die aus Europa kommen. Ich sehe den Unterschied zwischen Sex und einer Sauerei nur darin, dass zwei Menschen von sich aus ohne Zwang miteinander ins Bett gehen, oder ob jemand dazu gezwungen wird. Der Zwang ist eine Sauerei ganz gleich um welchen Zwang es sich eigentlich handelt, nicht der Sex.“

Lutz hatte der letzte Teil der Diskussion schon gar nicht mehr interessiert. Er hatte genug gehört: Freier Sex beim Naturvolk der Thai, wo man die Frauen einfach nur zu sich rufen kann. Genauso hatte er sich das in seinen Wachträumen schon immer vorgestellt. Er ist allerdings nicht der Hellste und war auch noch nie im Ausland, deshalb spricht er mit Hugo, der in kürze wieder nach Thailand fliegen will und fragt ob sie nicht zusammen fliegen können. Hugo ist einverstanden, er meinte, dass könnte vielleicht mehr Spaß machen.

Alfred hat ein bisschen Pech gehabt und keinen Platz mehr in der Maschine von Lutz und Hugo bekommen. „Ausgebucht!“, sagte man ihm. Er könnte erst eine Woche später nachkommen. Dass war Hugo ganz recht, denn nun musste er sich nicht gleichzeitig um zwei Pattaya-Neulinge kümmern. Er wusste noch gar nicht, wie gesund das für ihn selbst, vor allen Dingen für seine Nerven war.

Lutz füllt die letzten Tage bis zur Abreise mit Tagträumen. Da er Thailand absolut nicht kennt, stellt er sich vor, wie er bei sich Zuhause in der Disco steht, alle Frauen beobachtet, die schönsten nach und nach zu sich ruft und mit ihnen ins Bett geht. Paradiesisch. Und genau so sollte sein Urlaub verlaufen. Eigentlich war das völlig klar mit dem freien Sex. Es würde ihm schon Spaß machen, mit den vielen jungen hübschen Mädchen ins Bett zu gehen. Also müsste es dort auch den Mädchen Spaß machen mit vielen jungen hübschen Männern ins Bett zu gehen, so einen wie er, denn er zählte sich ja schließlich dazu. Nur lag hier die Entscheidung nicht bei ihm, sondern im Zweifel für den Träumer. Das Desinteresse der Frauen an Sex mit ihm in den Discos von Braunschweig und Gifhorn, was er immer wieder erleben musste, konnte wohl nur an der Verhütung liegen, denn jedes Mal wenn er ein Mädchen ansprach, sagte sie, sie würde sich davor hüten und diese Verhüter hatte er immer glatt vergessen. Nun fuhr er in ein Land, in dem die Frauen aufgeschlossener waren, wo es den freien Sex gab. Die Zeit verging mit seinen Träumen von Hula-Hula-Mädchen und Go-Go-Girls in den Discos und er erwachte erst daraus auf als die Maschine auf dem Flughafen in Bangkok landete.

Schon auf dem Weg nach Pattaya übte er sich in der Auswahl der schönen Frauen, die er vom Autofenster aus sehen konnte, was sich als Flop herausstellte, weil die Mädchen mehr anhatten, wie in seinen Träumen. Er tröstete sich aber damit, dass diese Frauen spätestens beim freien Sex ihre Kleidung sowieso ablegten. In Bangkok viel ihm auf, dass er sich Naturvölker ganz anders vorgestellt hatte, ohne diese vielen Hochhäuser, Autos und Schnellstraßen, aber das waren wohl nur Äußerlichkeiten.

Im Hotel in Pattaya angekommen stellten sich die beiden Freunde erst einmal unter die Dusche, ruhten sich ein wenig aus, um sich anschließend ins Nachtleben der Stadt zu stürzen. Lutz klopfte, so gegen 20 Uhr an Hugos Zimmertür und kurz darauf trafen sie sich in der Lobby, um den kurzen Weg ins Stadtzentrum gemeinsam zu schlendern. Sie waren noch keine fünfzig Meter weit gekommen, als Lutz durch die Zähne pfiff „Eh you!“ brüllte und heftig mit den Armen in der Luft herumruderte. Hugo sah ihn erstaunt an und Lutz zeigte auf eine Lady, die elegant gekleidet in einem eng anliegenden Kleid, aus einem Juweliergeschäft kam und sich auf den Rücksitz eines wartenden Mercedes fallen ließ. „Ob die mich noch gehört hat?“, fragte Lutz Hugo enttäuscht. Der war etwas verstört und fragte zurück: „Kennst du das Mädchen denn?“ Lutz meinte: „Nee, aber die hätte mir im Bett schon gefallen. Du hast doch gesagt hier ist freier Sex und man braucht die Frauen nur zu rufen.“

Nur für einen Moment viel Hugo ein, dass es einer seiner Jugendträume war, der ihm sagte, wie man einen Affen dressiert. Doch dann überwand er sich und versuchte Lutz zu erklären: „Das, was ich gesagt habe, bezieht sich natürlich nicht auf alle Frauen im Land und schon gar nicht auf Frauen auf der Straße. Die Frauen, die du rufen kannst, um mit ihnen ins Bett zu gehen, triffst du nicht im Juweliergeschäft und auch nicht im Mercedes, sondern nur an bestimmten Orten.“

Lutz war enttäuscht, aber er versuchte zu verstehen: „Dann ist das wohl eine andere Bevölkerungsgruppe, so wie in Deutschland – die Grünen, die treffen sich dann ähnlich der Akha in einer speziellen Begegnungshütte, ja?“ Hugo stieß einen langen Seufzer aus und entgegnete: „Äh, ja so ähnlich.“ Sie gingen weiter und fanden eine ‘Begegnungshütte’ mit dem Namen „Pussy Bar“! Einige, sehr dekorativ entkleidete Damen rekelten sich an einer Chromstange. Die pink Neonröhren und flackerten Lichter drumherum, konnten nicht verbergen, dass sich gerade zwei Lady’s gegenseitig mit der Zunge dort arg befummelten, wo ein anständiger Mensch nur vorsichtig hinschaut. Der Rest, der um die Tanzfläche sitzenden Girls, warteten auf eine Begegnung mit dem zumeist deutschsprachigen Publikum.

„Das ist ja toll“, begeistert sich Lutz bei einem Chang Draft-Bier und folgerte: „Dann kommen die Frauen nach der Arbeit und stellen sich hier zur Schau, weil sie freien Sex suchen – nicht war?“ Hugo war der Verzweiflung nahe, doch er kannte Lutz schon länger, fasste sich in Geduld und erklärte ruhig: „Das ist nicht ganz richtig; sie kommen nicht von der Arbeit, sondern es ist ihre Arbeit.“ Lutz verstand das nicht: „Aber wenn die das gratis machen, dann ist das doch keine Arbeit. Womit verdienen sie denn ihren Lebensunterhalt, wenn sie für ihre Arbeit kein Geld bekommen, oder sind sie so reich, dass sie es nicht nötig haben, Geld zu verdienen?“

Hugo hatte seine liebe Mühe, Lutz verständlich zu machen, dass „freier Sex“ sich nicht auf den Preis, sondern auf die Einstellung zum Sex bezog. „Die Einstellung zum Sex ist in der thailändischen Gesellschaft viel freier als in Europa“, behauptet er aufgrund seiner reichhaltigen Erfahrung, die er in zwei Wochen Thailand-Urlaub gesammelt hattte. Leider beschränkten sich sein Erfahrungen mit Thailänderinnen nur auf jene, die sich in den Bars finden lassen, was nicht unbedingt repräsentativ für den Rest der Bevölkerung ist. „Deshalb findest du hier um die dreißigtausend Mädchen, wie die Regierung einmal gesagt hat, die dringend einen Farang suchen, einen weißen Ausländer, und sogar bereit sind - mit ‚dir’ ins Bett zu gehen. Sie bleiben die Nacht über oder vielleicht auch den ganzen nächsten Tag. Dafür nehmen sie fünfhundert Baht, das sind rundgerechnet zehn Euro, sowas ist schon fast gratis.“ Lutz war weitgehend überzeugt, er verstand nur nicht: „Warum nehmen sie den Geld dafür, wenn es freier Sex ist?“ Hugo wurde ärgerlich: „Weil sie sonnst nichts zu essen kaufen können, dass ist doch wohl klar!“ Lutz verstand immer noch nicht: „Sie verkaufen also Sex, weil sie sonnst nichts zu essen haben. Aber warum ist dass denn freier Sex, wenn sie dazu gezwungen sind?“

Es war wirklich zu schwierig mit diesem Lutz und deshalb erklärte Hugo: „Das ist nicht so einfach. Schau mal, alle Mädchen, die hier sind, sind arm und haben kein Geld. Aber da kommen auch Mädchen, weil ihnen der Sex Spaß macht und sie hoffen, dabei gutes Geld zu verdienen. Andere Mädchen kommen in die Stadt, weil sie ihre Eltern oder ihre Kinder ernähren müssen und sonst nichts anderes tun können, weil sie nichts gelernt haben und nicht arbeiten können, wenn sie ihre Kinder Zuhause haben. Sie finden sich mit dem Sex ab, weil sie damit Geld verdienen. Dann kommen auch Mädchen in die Bars, die hoffen einen Farang so richtig ausnehmen zu können um dabei reich zu werden. Die Mädchen, die überhaupt keinen Sex akzeptieren, die kommen gar nicht erst in die Stadt an die Bars. Die Mädchen sind nicht alle gleich, du musst selbst herausfinden, was sie wollen, wie du sie empfindest, welche Verbindung du mit ihnen hast, welche Gemeinsamkeit du mit ihnen empfindest und wie du mit ihnen zurecht kommst.“

Hier protestierte Lutz und meinte: „Ich will doch gar nichts herausfinden. Verstehst du mich den nicht!? Du hast mir gesagt, hier gibt es freien Sex. Diesen suche ich und sonst gar nichts.“ Hugo atmete tief durch und erklärte: „Es gibt keinen freien Sex, bzw. gratis Sex. Wenn eine Frau mit dir Sex haben will, dann will sie immer eine Gegenleistung. Angefangen von Geld bis hin zur Ehe. Der Begriff „Freier Sex“ bezeichnet ursprünglich nur die Einstellung gegenüber dem Partner. Das heißt, dass Partner ihrem Partner sexuellen Umgang mit anderen Personen erlauben. Freier Sex bedeutet nicht, dass jemand nicht bei einer Frau zu bezahlen braucht. Aber, was kümmerst du dich die ganze Zeit nur da drum einen passenden Begriff zu suchen. Willst du hier Germanistik studieren, wolltest du nicht hübsche Mädchen und Sex suchen, oder bist du einfach nur zu geizig, zehn poplige Euro für eine Nacht Spaß zu bezahlen?“

Lutz druckste herum und erklärte: „Du hast gesagt, dass sich die Frauen um weiße Männer reißen und das man sie nur zu rufen braucht. Mich stört, dass ich dafür bezahlen soll, wenn sie sich doch um mich reißen. Ich verstehe das nicht.“

Hugo war der Verzweiflung nahe: „Also, gut, sie sind nicht hinter dir her, sondern hinter deinem Geld sind sie her. Aber was soll’s. Geh doch Mal in Deutschland in eine Disco, zeig deine Figur, zeig den Gesicht, sag wie alt du bist, halte zehn Euro hoch und frage, welche Frau mit dir dafür eine Nacht im Bett verbringen möchte. Du wirst höchstwahrscheinlich sofort Prügel beziehen. Hier geht praktisch jede Frau mit dir mit. Reicht dir das nicht?“

Lutz sah ein, dass Hugo irgendwie Recht hatte. Sein Einzug in Pattaya als umworbener Star, war also gescheitert. Er konnte sich nur noch als reicher Farang umwerben lassen und machte sich nun frischen Mutes daran, jene Frauen auszusuchen, die die meiste Ähnlichkeit mit den Frauen hatten, die er immer in seinen Tagträumen gesehen hatte und zeigte dabei deutlich, dass er auch schon in die Wechseljahre gekommen war. Hugo erhielt am nächsten Morgen immer einen genauen Bericht darüber, ob die jeweilige Frau Lutz erklärte, dass sie anständig ist und nur ausnahmsweise mit ihm ins Bett gegangen ist, dass sie einen Farang sucht, der ihr ein wenig Geld schenkt, ob sie das Licht ausgeschaltet hatte oder sich wie ein Bügelbrett verhalten hatte, behauptet hatte, sie währe noch Jungfrau und war aber mit Schwangerschaftsstreifen in Mengen übersäht. Er erhielt auch Berichte über das Verhalten der Frauen und man merkte Lutz an, dass es ihm sehr wichtig war, mitzuteilen, dass er mit einer Frau im Bett gewesen war. Zu den Berichten gehörte aber nie eine Mitteilung über das Wesen der Frauen, über ihre Herkunft, ihr Leben, was sie wollten oder auch nur eine Andeutung, über was sie eigentlich miteinander gesprochen hatten. Lutz zeigte sich gut beschäftigt, Hugo brauchte sich nicht mehr viel um ihn zu kümmern, was er mit großer Erleichterung hinnahm. Sie trafen sich regelmäßig beim Frühstück, wo Lutz über seine Abenteuer berichtete, aber ansonsten gingen sie eigene Wege. Aber da war noch der Alfred, der würde morgen abend in Pattaya eintreffen, und da hatte Hugo wieder einige Stücke Arbeit in Aussicht.

Am nächsten Tag erschien Lutz zum Frühstück mit strahlenden Lächeln im Gesicht und einer mandeläugigen Achtzehnjährigen im Arm, die viel von ihrer hellbraunen Haut sehen ließ und sehr verführerisch lächelte. Nachdem er sie ausgiebig in den höchsten Tönen gelobt hatte, machte er eine kleine Pause und erst dann fragte er Hugo: „Sag mal, was braucht man eigentlich, wenn man so eine Frau mit nach Deutschland mitnehmen will?“

Hugo hatte gar kein gutes Gefühl als er aufzählte: „Erst einmal brauchst du das Buch „Thai Ways“, das erste Buch vom www.engelsdorfer-verlag.de, denn da steht alles drin. Dann brauchst du eine Frau, die mitgehen will, sehr viel Geld, ein sonniges Gemüht, unbegrenzten Optimismus, ein dickes Wörterbuch zur Verständigung, Viagra, einen Käfig oder eine Kette, damit sie nicht wegläuft und eine Pensionsberechtigung, um die Zeit zu haben, die man sich um sie kümmern muss. Doch Lutz hörte gar nicht hin und schwärmte, wie sehr er Nok liebt, dass sie so gut zusammenpassen, dass sie so wunderschöne Augen hat, einen so sinnlichen Mund und eine berauschende Figur, bis er endlich erklärte, sie sei in Pattaya die einzige, anständige, liebevolle, intelligente, verständnisvolle, hingebungsvolle, sparsame ...

Hugo verbarg sein Gesicht in den Händen und war der Verzweiflung nahe. Eine Aufklärung über Menschen, Zuneigung, Gemeinsamkeiten, Partnerschaft oder Verständnis hielt er in Lutz derzeitigen Zustand für völlig ausgeschlossen und er bedauerte erneut zutiefst, dass er in seiner Jugend nicht gelernt hatte Affen zu dressieren. Nun hatte er nicht einmal eine Grundausbildung und fühlte sich vollkommen unfähig, Lutz ausgerechnet in seiner Brunftzeit zur Seite zu stehen.

Alfred kam also eine Woche später an. Er hatte auch ein Zimmer im selben Hotel gebucht, in dem Hugo abgestiegen war, denn sie hatten vereinbart sich am Tag nach seiner Ankunft beim Frühstück zu treffen, weil Alfred vielleicht nach dem langen Flug müde sein würde und erst einmal etwas schlafen wollte.

Die Zeit bis zu seiner Abreise in Deutschland verging schnell und die Zeit im Flugzeug verging noch schneller, weil er sie verschlafen konnte. Dagegen dauerte die Abfertigung bei der Einwanderungsbehörde auf dem Flughafen in Bangkok eine halbe Ewigkeit. Noch am Ausgang wurde Alfred von einem Taxifahrer abgefangen, der ihn für nur zweitausend Baht nach Pattaya brachte, wo andere Neulinge es leicht schafften einen Preis von 1.200 Baht auszuhandeln. In Pattaya kam er dann nach zwei Stunden Fahrt an seinem Hotel an und wurde mit einem Glas alkoholfreien Cocktail empfangen.

Alfred packte seinen Koffer aus und legte sich etwas hin. Weil er aber im Flugzeug schon reichlich geschlafen hatte, war er nicht besonders müde und stand bald wieder auf. Er zog sich seine Urlauberkluft an und wollte in der Hotellobby nach einem guten Restaurant fragen, denn das Essen im Flugzeug hatte er glattweg verschlafen. Da im Empfangsraum gerade niemand war, setzte er sich in einem großen Sessel, vor dem ein Tisch mit Zeitungen stand. Er hatte gerade angefangen etwas zu lesen, als plötzlich eine junge dezent gekleidete Dame neben ihm stand und ihn begrüßte. Sie fragte, ob sie sich setzen darf und Alfred dachte, dass es sich um eine länger dauernde Information für Touristen handeln musste. Doch die Dame gehörte gar nicht zu dem Hotelpersonal, sondern erklärte, dass sie gesehen habe, wie er alleine gekommen ist. Sie würde das bedauern und sie freue sich immer, wenn sie eine Gelegenheit findet, sich mit Ausländern zu unterhalten, weil sie dadurch ihr Englisch verbessern kann. Ohne Unterbrechung fuhr sie fort von Ausländern zu erzählen, die nach Pattaya kommen und von Ausländern, die sie kennen gelernt hatte, was diese in Pattaya gemacht hatten und was die in ihrer Heimat taten. Alfred interessierte ihr geplauder eigentlich nicht so sehr. Als nach einigen Minuten sich die Gelegenheit ergab ihren Wortschwall zu unterbrechen, fragte er sie, ob sie in der Nähe ein gutes Restaurant kennt. Sie erklärte sich sofort damit einverstanden, mitzugehen, ihm ein gutes Lokal zu zeigen, weshalb er sie auch gleich anstandshalber einlud mit ihm zu essen. Das Restaurant war nicht weit entfernt, es war gut eingerichtet und das Essen schmeckte gut. Alfred hätte es allerdings noch besser geschmeckt, wenn die Dame hin und wieder einmal Luft geholt hätte, so wie andere Menschen das tun, wenn sie gleichzeitig essen und reden. Alfred reagierte nicht sehr begeistert auf ihre Erzählungen über Ausländer, was ihr nicht verborgen blieb und ein Grund war, sogleich das Thema zu wechseln und Alfred über das Leben auf dem Lande zu berichten. Sie beklagte die harten Lebensbedingungen und die Armut, die auf dem Land herrscht, bis es Alfred noch einmal gelang sie zu unterbrechen bei ihren anstrengenden Bemühungen, ihr Englisch zu verbessern.

Er fragte sie, was sie in Pattaya macht. Nun stellte die Dame sich erst einmal vor. Sie hieße Rattana und komme auch vom Lande, wo sehr harte Lebensbedingungen und große Armut herrscht, wo Ernteausfälle zur Landflucht führt und wo der Hunger ... Alfred hob seine Hand und unterbrach ihre Rede erneut, um nochmals zu fragen, was sie hier in Pattaya macht. Nach einer kurzen Pause erwiderte sie, dass sie am liebsten studieren würde, aber das war viel zu teuer und sie habe kein Geld für ein teures Studium, weil sie vom Lande kommen ... Wieder war es Alfred gelungen sie zu unterbrechen. Er versuchte ihr klarzumachen, dass er großen Wert darauf legen würde zu erfahren, was sie hier in Pattaya mache und von was sie sich ernährt.

Während einer kurzen Pause schien es Rattana zu stören, dass Ausländer so ausgesprochen unhöflich sind, ein Thailänder hätte sicherlich nicht ein drittes Mal gefragt, nachdem sie der Frage schon zweimal ausgewichen war, aber ein Thailänder hätte auch sofort gewusst, aus welchem Grund sie sich zu ihm gesetzt hatte. Doch nun antwortete sie mit einem entwaffnendsten Lächeln, dass sie eine Lady sei. Es wäre eine Tradition, dass alleinreisende Ausländer, die nach Pattaya kommen, eine Lady haben und nun währe sie, für die Zeit seines Urlaubes in Thailand, seine Lady, die ihm seinen Aufenthalt in jeder Beziehung Tag und Nacht, so angenehm wie möglich gestalten würde.

Danach berichtete sie weiter über das Leben auf dem Lande, was nicht uninteressant war, den Aufenthalt im Restaurant ungemein verlängerte, wodurch Alfred Zeit hatte nach dem Essen noch zwei Bier zu trinken. Dann bezahlte er die Rechnung und Rattana führte ihn nach einem kleinen Spaziergang zu seinem Hotel zurück und erklärte ihm, dass er dadurch Pattaya besser kennen lernen würde. Es war sicher nur reiner Zufall, dass dieser Weg zum kennen lernen der Stadt an einem Laden vorbeiführte, in dem es so entzückende T-Shirts gab, die sie schon immer gern gehabt hätte. Nicht weit davon entfernt standen auch noch die passenden Schuhe im Schaufenster, die Rattana unbedingt haben musste, wo sie doch so arm war, dass sie nicht einmal das Geld für ein Studium hat und Alfred an gutmütiger Freizügigkeit und an Geldüberschuss litt und ihr die Sachen doch sicher kaufen könnte.

Im Hotel angekommen gingen die Beiden noch ein wenig in die Hotelbar, wo Rattana den gutmütigen Alfred noch so viel zu erzählen hatte, bis der sich schließlich von ihr auf sein Zimmer bringen ließ. Nach einer weiteren langen Unterhaltung, die Alfred dazu nutzte, ein Schmerzmittel der Firma Singha-Bier einzunehmen, um die Unterhaltung erträglicher zu machen, führte sie ihn in das Doppelbett des Hotelzimmers, um es gemeinsam zu beleben. Es war nicht schwer gewesen den Alfred zum mitmachen zu überreden.

War der Abend noch ganz angenehm gewesen, wurde die Nacht recht grauenhaft, denn was Rattana jetzt mit Alfred anstellte ließ ihn lange nicht zum schlafen kommen. Beim Aufwachen am nächsten Morgen, sah Alfred, wie Rattana sich an seiner Hose zu schaffen machte, die über den Stuhl hing. Sie sagte, sie wolle die Hose waschen. Alfred stand auf, sagte ihr, dass es nicht nötig ist, seine Hose zu waschen und ging mit Rattana frühstücken.

Zu seiner Überraschung saß Hugo im Hotelrestaurant schon mit einer ihm begleitenden hübschen Lady am Frühstückstisch. Hugo war verwundert Alfred bereits in Begleitung anzutreffen. Die Begleitung von Alfred war aber nicht sehr erfreut, den Hugo zu sehen und zerrte Alfred immer von dem unheildrohenden Hugo weg. Schließlich sagte sie zu Alfred, dass er ihr eine Goldkette versprochen hätte und dass sie nun sofort losgehen müssten, um diese zu kaufen. Hugo fragte Alfred, wo er diese Dame eingefangen hat, während Rattana weiter an ihm zerrte und auf ihn einredete. Alfred erklärte, dass nicht er sie eingefangen hatte, sondern eher sie ihn eingefangen hat und schilderte kurz die Ereignisse des gestrigen Abends.

Da Rattana weiter an Alfred herumzerrte, zog und schob und auf ihn einredete, fragte Hugo, ob Alfred etwa vorhatte sich seinen ganzen Urlaub von dieser Frau herumschupsen zu lassen. Auf dessen entsetztem Gesicht hin, riet er Alfred der Frau fünfhundert Baht zu geben und sie wegzuschicken, damit sie ihn endlich in Ruhe lässt. Alfred zückte seine Brieftasche und gab Rattana fünfhundert Baht, aber sie wollte nicht gehen. Sie fing nunmehr an mit beiden Männern zu schimpfen. Sie keifte, dass die beiden nur nach Pattaya gekommen währen, um die armen hilflosen Frauen auszunutzen, dass sie herzlose schlechte Menschen sind, die überhaupt nicht in ihr Land kommen dürften, weil sie nur die Armut der Menschen ausnutzen wollen und einen schmutzigen Charakter haben. Die fünfhundert Baht wären für sie kein Geld und keine Bezahlung für den Schaden, den ihr Alfred zugefügt hatte, deshalb wolle sie wenigsten fünftausend Baht als Entschädigung haben. Dabei steigerte sich ihre Stimme in gleichen Maße, wie ihre Wut. Sie nahm das Gewürzkästchen vom Tisch und zerschmetterte es auf dem Boden. Alfred wollte wieder seine Brieftasche zücken, aber Hugo hielt ihn davon ab. Im Kreise der Zuschauer, die sich eingefunden hatten, befanden sich auch zwei vom Hotelpersonal, die Hugo nun herbeiwinkte. Er erklärte, dass die Lady fünfhundert Baht erhalten habe, aber unrechtmäßigerweise fünftausend haben will und bat das Personal, dass man ihr die Tür zeigen soll, die sie wohl allein nicht finden kann. Mit Vergnügen, und etwas Nachhilfe, führten die Männer diesen Auftrag zu Hugos Zufriedenheit aus. Nun hatten sie ihre Ruhe und Alfred versuchte sich für das Verhalten der Lady bei Hugos Begleiterin zu entschuldigen, aber die winkte nur ab und meinte, dass das Mädchen wohl ein wenig verrückt sei.

Hugo erzählte nun Alfred, dass er das Mädchen gekannt hatte. Sie wäre eine ganz seltsame Lady, die es zum Glück nur selten in Pattaya gibt, und das man sich lieber vor solchen Mädchen in Acht nehmen sollte. Der normale Weg währe, dass man sich in einer der vielen Bars ein Mädchen aussucht, dass man auch sympathisch findet und dann die Auslösung für den Arbeitsausfall des Mädchens in der Bar bezahle. Die Auslösung ist eine Art Entschädigung dafür, dass dieses Mädchen nun nicht mehr für diesen Tag der Bar als Bedienung zur Verfügung steht. Die Auslösung beträgt meistens einhundertfünfzig oder zweihundert Baht, nur in den A Go-Go-Bars ist sie höher. Was man dann mit dem Mädchen macht oder auch nicht macht, ist eine Sache der gegenseitigen Absprache mit dem Mädchen. Wenn man nichts abmacht, dann ist es üblich, dass man das Mädchen mit ins Hotel nimmt und die Nacht mit ihr verbringt. Am nächsten Morgen gibt man dem Mädchen dann fünfhundert Baht und überlegt sich ob das Mädchen weiterhin bleiben soll oder nicht. Wenn man nicht gerade ein unangenehmer Kunde war, wird das Mädchen versuchen zu bleiben, aber die Entscheidung darüber liegt an einem selbst. Es ist immer ratsam von Mädchen Abstand zu halten, die gleich Geschenke, wie Goldketten und Kleider haben wollen, weil die meistens darauf aus sind ihren Kunden nur auszunehmen und an einer freundschaftlichen Beziehung gar nicht interessiert sind, während andere Mädchen das Verhältnis als einen klaren Arbeitsvertrag sehen. Sie bekommen für ihre Arbeit Geld und dafür können sie sich dann etwas kaufen. Wenn man ein Mädchen besonders nett findet, kann man ihr sicher auch etwas kaufen, aber möglichst nicht, wenn das Mädchen etwas verlangt. Vor allen Dingen sollte man sich vor den Mädchen hüten, die man nicht an den Bars trifft, den sogenannten freischaffenden Künstlerinnen. Viele von diesen Mädchen findet man an der Strandpromenade, sie können Geschlechtskrankheiten haben und werden deswegen nicht an der Bar angenommen, oder weil sie darauf aus sind, dass man sie nicht finden kann, falls sie mit einem Kunden gehen und in dessen Zimmer zufällig etwas Wertvolles wegfinden. Eine Personen beschreibung mit den Angaben: „Sie nennt sich Lek, hat lange schwarze Haare und ist klein“, hat außer dem Gelächter der Polizei, keinen weiteren Erfolg. Die Barmädchen haben normalerweise regelmäßige Gesundheits untersuchungen und vor allen Dingen hat die Bar eine Kopie ihrer Identitätskarte mit Namen und Heimatadresse. Wenn ein solches Mädchen mit der Brieftasche verschwindet, kann man zur Polizei gehen und das wissen die Mädchen ganz genau. Für sie kann es dann sehr unangenehm werden. Nachdem sie sich ausgiebig unterhalten hatten, vereinbarten Hugo und Alfred, sich zu treffen, wenn Alfred seinen versäumten Schlaf nachgeholt habe und sie würden sich dann gegen sechs Uhr abends in der Hotellobby wiedersehen, um eine Runde durch die Bars zu machen.

Alfred wachte rechtzeitig auf, konnte noch eine Zeitung in der Lobby lesen, als Hugo mit seiner Begleitung erschien. Er schlug Alfred vor, dass sie noch vor dem Abendessen in eine der Bars gehen sollten. Sie gingen in eine der offenen Bars, die in einer Reihe an der Straße standen. Dort wurden sie schon von einer großen Menge von Mädchen empfangen, von denen noch einige mit ihrer kosmetischen Runderneuerung beschäftigt waren, um ihrem Aussehen einen letzten Schliff zu geben. Als sie sich setzten, rief eines der Mädchen Alfred zu: „Eh you, Farang, ring bell!“ Als Alfred den Arm hob um die Glocke zu läuten, die genau über ihm hing, hielt Hugo seinen Arm fest und sagte: „Willst du wohl so etwas sein lassen.“ Doch Alex sagte: „Sie hat doch gesagt, ich soll die Glocke läuten.“ Er schaute ganz erschrocken Hugo an und zuckte mit den Schultern. „Wenn du das machst, die Glocke läuten, dann erklärst du dich bereit eine Bar-Runde auszugeben, zähl einmal die Leute und schau genau hin was die trinken, dann weißt du auch was das kosten wird. Mansche Leute läuten die Glocke aus einem bestimmten Anlass, wenn sie Geburtstag haben, aber keiner läutet die Glocke aus Spaß am Runden ausgeben. Schon kamen einige Mädchen und fragten nach Lady-Drinks. Aber Hugo schüttelte nur mit dem Kopf und bestellte nur ihre Getränke. Danach sagte er zu Alfred: „Das ist hier eine Bar, die lebt vom Durchgangsverkehr. Hier versuchen sie immer mit Glocke läuten und Lady-Drinks so viel Geld wie möglich aus dem Gast herauszuholen und du musst gut aufpassen, dass die Rechnung am Ende stimmt, oder ob sie sich nicht ausversehen um einige Gläser verzählt haben, denn sie rechnen nicht damit, dass der Kunde wiederkommt. Sie nehmen jetzt, was sie kriegen können, morgen kommen schon wieder andere Gäste, die man linken kann.

Alfred war der Meinung, dass sind dann ja richtige kleine Betrüger. Hugo musste lachen und sagte: „Schau sie dir doch mal an, es sind doch alles kleine Mädchen vom Land. Die haben doch gar keine Ahnung und glauben alle Farang sind endlos reich, können alles bezahlen ohne sich über Geld Gedanken zu machen. Wenn das Geld alle ist gehen die Farang zum Automaten und holen sich neues Geld, dass sehen sie jeden Tag. Sie denken nicht viel und sie überlegen nicht, ob das dem Farang schadet, wenn sie ihn ein wenig beschummeln, weil er ihnen gleichgültig ist. Sie handeln so wie der Barbesitzer es von ihnen verlangt. Der bringt ihnen ihr Verhalten und Benehmen bei und der denkt dabei auch nicht viel darüber nach, ob er sich damit schadet oder nicht.

Jetzt war Alfred der Meinung, dass dann der Inhaber der Betrüger ist. Hugo sagte: „Das will ich nicht ausschließen.“ Dann fügte er hinzu:

„Ich wollte dir nur einmal diese Bar zeigen, damit du weißt, wo du lieber nicht hingehen solltest. Wenn du hörst, dass man dich „Eh, you Farang!“ ruft, dann ist das bei den Thais äußerst unhöflich, denn es heißt „Eh, du Ausländer!“. „Die Thai sprechen sich mit ‘Khun’ an, dass bedeute soviel wie ‘Mensch’ und ist höflich. In besseren Lokalen spricht man dich mit ‘Mister’ an oder man sagt ‘Sir’ zu dir, dass ist auch höflich gemeint. Dort, wo man dich mit ‘Farang’ anspricht musst du nicht hin gehen, du darfst davon ausgehen, dass man dich nicht als Gast, sondern als Schlachtschwein betrachtet und dass es ein Nepp-Lokal ist. Am besten du gehst gleich wieder raus und nie wieder hin.“

Nachdem sie ihre Getränke erhalten hatten, meinte Hugo: „Die vielen Mädchen, die wir unterwegs und an den Bars gesehen haben und auch die Mädchen, die jetzt hier vor dir stehen, sind die berüchtigten, entsetzlichen, geldgierigen Prostituierten, von denen du in Deutschland gesprochen hast. Du hast gesagt, dass man Schlange stehen muss, bis man dran kommst. Jetzt siehst du selbst, es ist genau umgekehrt, die Mädchen warten auf dich. Wenn du eine sympathisch und nett findest, dann fragst du sie, ob sie mit dir gehen will, so wie in Nenas neuen Lied „Willst du mit mir gehen“, zahlst die Ablöse und das Mädchen geht mit dir. Wenn du mehrere Wochen oder Monate mit dem Mädchen zusammenbleiben willst, dann machst du mit ihr einen Pauschalpreis aus, damit sie weiß, dass sie für die Zeit versorgt ist. Aber du solltest dann schon wissen, ob du mit dem Mädchen zurechtkommst oder ob sie nur Interesse an deinem Geld hat. Du musst wissen, ob du dich mit ihr verständigen kannst und ihre Eigenarten, wie ihren Glauben und ihre Kultur, verstehst und nicht ablehnst.

Ein Uhrenverkäufer kam in diesem Moment zu den beiden Männern und bot einige Uhren zum Kauf an. Alfred suchte sich eine der Uhren aus und fragte nach dem Preis. 6.000 Baht sagte der Mann und Alfred fragte Hugo:

„Du hast mir gesagt, es ist immer gut, wenn man um den Preis handelt. Was soll ich ihm für einen Preis vorschlagen, 5.500 Baht oder so? Hugo seufzte: „Das sind doch keine echten Uhren!“ Alfred meinte, das wäre ihm klar, aber diese eine Uhr gefällt ihm, die möchte er gerne kaufen. Hugo sah ihn an, als wäre Alfred auch so ein hoffnungsloser Fall wie der Lutz, sagte dann aber: „Ich werde dir die Uhr schenken, nun pass mal auf, was ich dafür bezahle.“ Zum Verkäufer gewandt, sagte er: „Okay, I give you twohundred.“

Der schüttelte den Kopf und antwortete: „Can not, I need money, too give me twohundredfifty“, worauf Hugo zweihundertfünfzig Baht gab und die Uhr erhielt. Alfred saß mit offenem Mund da und sagte:

„Das ist je glatter Wucher!, was der von mir verlangt hatte.“

Darauf meinte Hugo: „Es gibt in Thailand keine Wucherpreise. Wenn ich dir mein kaputtes Auto zu einem überhöhten Preis verkaufe, dann bin ich kein Wucherer oder Betrüger, sondern ein geschickter Geschäftsmann. Genau so ist es, wenn du hier ein Hemd kaufst und dafür 1000 Baht bezahltst und das gleiche Hemd um die Ecke für 150 Baht bekommst, dann war der nur geschickt im Verkauf, der es dir für 1000 Baht angedreht hat. Du bleibst solange der Dumme, solange du dich nicht auskennst.“

„Dann kann ich hier ja gar nichts kaufen“, meinte Alfred erschüttert. Erleichtert meinte Hugo: „Fast richtig, jeder wird versuchen dich über das Ohr zu hauen, aber das ist nicht so schlimm, wenn du es weisst. Du zahlst extra hohe Preise für den Frisör, für T-Shirts, für Hosen usw., deshalb solltest du lieber in ein Kaufhaus gehen, wo die Waren ausgezeichnet sind, so wie bei uns in Deutschland, damit du nicht überteuert einkaufst. Auf den Märkten werden die Dummheit und Unkenntnis der Farang, der Ausländer über das Handeln um den Preis mit dem Verkäufer schamlos ausgenutzt. Mansche sagen auch, weil der Farang so reich ist, sollen sie auch mehr bezahlen. In den Kaufhäusern sind die Waren mit Preisen versehen und für alle Ausländer und Thai gleich. Wo die Preise nicht angeschrieben sind, musst du sehr vorsichtig sein beim Einkauf, weil mansche Händler nicht den Kunden, sondern einen Idioten suchen, den sie ihre überteuerte Ware andrehen können. Wenn sie dabei auch noch lächeln, dann kommt das daher, weil sie sich über den dummen Farang auch noch amüsieren, der ein mehrfaches von dem bezahlt wie die Thais. Das Geld bleibt meist in den Taschen der Reichen und Geldgierigen hängen, von wo kein einziger Baht an die wirklich armen Thailänder weitergegeben wird, die auf dem Lande leben und die Ausländer als Gäste ihres Landes ansehen und oft zu stolz und ehrlich sind und oft noch nicht einmal ein Trinkgeld annehmen.“

„Dann sollte man vielleicht nicht in so ein Land fahren, wo es so viele Betrüger und kriminelle Händler gibt“, meinte Alfred entsetzt. Doch Hugo klärte Alfred auf: „Die Farang müssen sich nur darauf einstellen, denn jeder weiß, dass sich die Betrüger in touristischen Zentren, wie Pattaya, Phuket, Ko Samui usw. die Klinke in die Hand geben. Sie gehen in die Politik, sind Geschäftsleute oder Beamte. Die Mehrheit der Thailänder sind aber ehrliche Leute, auch wenn es meistens die armen Leute sind. Auch in Pattaya gibt es anständige Leute, mit denen es Freude macht, Kontakt zu haben. Wir Ausländer müssen nur sehr vorsichtig sein, wenn wir uns die Leute aussuchen, mit denen wir zu tun haben wollen. Das ist im Grunde gar so schwer, du musst nur darauf achten, ob sie Achtung vor dir haben und überprüfen, ob es vielleicht nur Angst ist, wenn sie vor jemanden Respekt zeigen. Wenn ein Mensch andere Menschen achtet, auch wenn sie ärmer, kleiner, dümmer oder schwächer sind, kann man mit diesen Menschen Gemeinsamkeiten aufbauen und davon ausgehen, dass es keine Betrüger und Kriminelle sind.

Nachdenklich sah Alfred auf und sagte: „Du meinst also, wenn jemand an einer Bar zu mir sagt: „Eh you Farang!“, oder mir sagt, ich soll die Glocke läuten und eine Runde Lady-Drinks ausgeben, dann soll ich mich am besten gleich umdrehen und weitergehen?“ Hugo nickte und meinte:

„Am besten ja. Du kannst natürlich auch sitzen bleiben, ein Bier trinken oder dich mit den Mädchen unterhalten, wenn du der Situation gewachsen bist und mit den Leuten fertig wirst. Aber du solltest nicht vergessen, dass du diesen Leuten genau so viel wert bist, wie du ihnen gibst und ansonsten nur einen feuchten Kehricht. Es gibt in Thailand natürlich noch sehr viele gute anständige Menschen, auch unter den Mädchen, die an den Bars arbeiten.“

Hugo wurde in seinen Aufklärungsarbeit unterbrochen weil sich ein Junge, der Feuerzeuge verkaufen wollte, zwischen die beiden Männer drängelte.

Die Feuerzeuge hatten unterschiedliche Formen. Mal als nackte Frauen, Feuerlöscher oder Leuchttürme. „360 Baht“, sagte der Junge und hielt Alfred ein solches Feuerzeug unter die Nase. „Was soll ich denn nun zu dem Jungen sagen, etwa 10 Baht?“, wendete Alfred sich fragend an Hugo. Der lachte und sagte „Nein, der Preis von so einem Ding liegt so um die 200 Baht, aber besser, du kaufst dir hier so etwas nicht, wenn du im Moment nichts dringend brauchst.

Hugo zeigte auf ein etwa vierjähriges Mädchen, das nicht weit entfernt mit einem kleinen Bauchladen herumlief und Kaugummi zu Kauf anbot.

„Besonders kleinen Kindern sollte man nichts abkaufen oder ihnen Geld geben, wenn sie betteln. Viele Kinder werden von den Eltern dazu gezwungen zu betteln, andere Kinder werden an Fremde ausgeliehen, um Sachen zu verkaufen oder zu betteln, während die Erwachsenen zu Hause hocken und Kartenspielen. Wenn du mit den Kindern Mitleid hast, dann kaufe ihnen lieber etwas zu essen, einen Fleischspieß oder Obst oder was es gerade Essbares in der Nähe gibt, gib ihnen besser kein Geld, dass vertrinken dann die Erwachsene sowieso. Wenn die Kinder kein Geld nach Hause bringen, dann ist es kein Geschäft und irgendwann geben es die Eltern auf ihre Kinder arbeiten zu schicken und die Kinder können wieder mit den anderen in die Schule gehen.

Alfred meinte, dass er mit diesem Thema langsam selber Hunger bekommt und Hugo stimmte zu, essen zu gehen. „Am besten gehen wir zum ‚Noble House, einem Restaurant an der Einmündung der Soi 10 von der Beatch Road. Alfred wollte nun wissen, ob das etwas Besonderes ist, weil der Name ihm so vornehm klingt. Da sagte Hugo: „Nein, es ist nicht etwas Besonderes, nur ein gemütliches Lokal der mittleren Preisklasse, aber ich kenne den Besitzer, der heißt Heinz, war früher einmal Kapitän, hat sich vor zwanzig Jahren in Pattaya niedergelassen, gehört somit zu den alten Hasen und kennt viele Geschichten über Pattaya’s Gäste. Das Essen ist gut, man sitzt in einem tropischen Garten und die Atmosphäre im Lokal ist sehr gut, besonders dann, wenn Heinz aus der Vergangenheit Pattayas erzählt, von all den illustren Leuten, die es hier schon gegeben hat, dann kann es sehr lustig zugehen.“

Das Essen hatte etwas länger gedauert, sie waren noch mit Leuten ins Gespräch gekommen, die schon länger in Pattaya lebten. Es war für Alfred ein sehr netter, aufschlussreicher Abend geworden. Sie entschlossen sich noch auf ein letztes Glas in irgend eine Bar zu gehen und brachen dann auf.

Hugo suchte sich eine der Bars aus, die nicht so lärmende Musik machte und ein wenig abseits der anderen Bar-Betriebe lag. Außerdem achtete er darauf, dass nicht mehr so ganz junge Frauen hinter der Theke standen. Eine der Mädchen brachte ihnen die bestellten Getränke und zog gleich einige Spiele unter der Theke hervor. Alfred sollte sich für ein Spiel entscheiden. Er wählte Domino, weil auch die anderen Mädchen mitspielen konnten und sich auch an dem Spiel beteiligten. Das Mädchen sprach etwas Englisch, aber sie fragte Alfred nicht, wie das üblich war. Woher er kam, in welchen Hotel er abgestiegen sei, wie alt er war, sondern sie wollte nur wissen, wie es ihm ging, wie es ihm in Thailand gefiel und welchen Eindruck er von Pattaya hatte. Während des Spiels, sagte Alfred seine Meinung zu den Fragen und fragte nun seinerseits sie nach ihrer Person. Sie war 30 Jahre alt, hieß Noi und kam aus Nakhon Ratchasima, dass gewöhnlich Korat genannt wurde und die Bezirkshauptstadt des Isaan ist. Sie hatte zwei Kinder im Alter von neun und zehn Jahren, zwei Buben, die bei einer Tante in Bangkok lebten und dort auch zur Schule gingen. Noi verdiente gerade genug für den Unterhalt der Kinder für die Schulkosten und für ihr eigenes Leben. Es blieb kaum etwas übrig. Aber sie wollte gern, dass ihre Kinder eine bessere Schulbildung erhielten als sie in dem kleinen Dorf in der Nähe von Korat erhalten hatte und wenn sie sich es erlauben konnte, fuhr sie alle paar Wochen nach Bangkok, um ihre Kinder zu besuchen.

Während des Spiels fragte Alfred, Hugo: „Du, sag mir das noch einmal, wie das ging mit den Lady-Drinks, ich habe das noch nicht ganz verstanden.“ Hugo schaute nach Alfred und Noi, die ja gar nicht nach einen Lady-Drink gefragt hatte und meinte: „Du kannst jederzeit einen Lady-Drink bestellen, aber in der Regel ist das immer Nepp mit irgendetwas im Glas, was den Mädchen gar nicht schmeckt. Es geht dabei nur um Umsatz, weil die Lady-Drinks in der Regel teuer sind und die Mädchen genaue Anweisung vom Barinhaber bekommen haben danach zu fragen, denn sie bekommen eine Kommission von zehn Prozent von jedem Getränk dieser Art. Manche Inhaber wollen damit ihre Einnahmen verbessern. Üblich sind die Lady-Drinks nur in den Go-Go-Bars, aber dort setzt sich das Mädchen mit ihrem Getränk dann zur Unterhaltung zu dir.“

„Ich kann doch irgendeinem Mädchen ein Getränk bestellen, ohne das es ein Lady-Drink ist“, meinte Alfred. Hugo schüttelte den Kopf und erklärte: „Natürlich gibt es einige Bars, die darauf keinen Wert legen und dem Mädchen das Getränk so ausschenken wie du es bestellt hast und dir eine Rechnung geben, die den regulären Preis von 40 Baht aufweist, aber es gibt auch Bars, da bestellst du dem Mädchen einen Orangensaft und die Kassiererin schreibt automatisch eine Rechnung über 90 Baht, weil der Inhaber gesagt hat, alles was die Farang für Mädchen bestellen sind grundsätzlich Lady-Drinks.“ Alfred war empört: „Dann sind die ja richtige kleine Ganoven.“ Doch Hugo schüttelte wieder den Kopf und meinte:

„Grund sätzlich musst du davon ausgehen, dass ein Mädchen dich fragt, wenn sie einen Drink haben will und wenn du einen bestellst, gehen sie davon aus, dass du es weißt, dass es dann immer ein Lady-Drink ist und deshalb auch den Preis kennst. Sie will Geld machen, denn ansonsten können die Mädchen jederzeit Wasser trinken, wie sie es auch gewohnt sind. Nur Frauen, die schon länger Zeit in Pattaya sind, werden dich vielleicht nach einem Glas Alkohol oder einer Flasche Bier fragen, weil sie Alkohol trinken wollen.“

Sie hatten nun schon einige Spiele hinter sich und keine rechte Lust mehr weiterhin Domino zu spielen. Noi dachte, dass sei der rechte Augenblick, um aufzubrechen. Sie strich Alfred leicht über die Hand und fragte schüchtern: „Can I go with you?“ Alfred schaute sie einige Augenblicke an, dann nickte er mit dem Kopf und bezahlte die Auslösung. Dennoch blieben sie noch sitzen und bestellten noch ein Glas um sich über das ‚Noble House’ vom Heinz zu unterhalten. Während ihrer Unterhaltung kam einer der kleinen Grillwagen vorbei. Noi fragte, ob sie etwas essen wollen und zählte dabei auf, was der Grillwagen im Angebot hat. Sie selbst wollte nichts, Hugo und seine Freundin waren auch noch satt, nur Alfred wollte zwei kleiner Spieße mit gebratener Hühnerleber probieren. Der Verkäufer brachte die Spieße nach wenigen Minuten und sagte zu Alfred: „Fourty Baht“. Sofort fing Noi an zu schimpfen, gab dem Mann zehn Baht und schickte ihn weg. Hugo grinste, er sah, dass er sich wahrscheinlich nicht mehr viel um Alfred kümmern brauchte, der bei Noi in guten Händen zu sein schien, die etwas gegen die überhöhten ‚Farang Preise’ hatte und Alfred wohl sicher nicht ausnehmen wollte. Als sie ihre Gläser ausgetrunken und die Rechnung bezahlt hatten, gingen Alfred und Hugo in Begleitung ihrer Betthüpfer ins Hotel. Dort verabredeten sie sich für das Frühstück in der Lobby für den nächsten Tag und trennten sich dann, um auf ihre Zimmer zu gehen.

Alfred gönnte sich im Zimmer noch eine Dose Bier aus der Mini-Bar und Noi begnügte sich mit einem Orangensaft. Alfred nutzte die Gelegenheit Noi noch ein wenig über ihre Kinder auszufragen. Als die Gläser leer waren gingen sie in die Dusche. Sie kam zurück und war eingewickelt in ein Handtuch und legte sich auf das Bett. Alfred hatte sich eine gestreifte Unterhose angezogen und schaute auf Noi, die ihn aus großen Augen ansah. Sie schien sich gar nicht wohl zu fühlen. So schüttelte Alfred nur seinen Kopf und sagte: „Maybe tomorrow“, legte sich neben sie ins Bett und schlief sofort ein.

Am nächsten Tag beim Frühstück fragte Alfred seinen Pattaya Einführer, was er eigentlich in der Stadt unternehmen kann. Hugo erklärte: „Außer den Stränden und den Bars hat Pattaya im Stadtzentrum nur noch Darts, Bowling und Billard im Angebot. Es gibt mehrere Einkaufszentren, wie das Shopping Mail, das Bic C und das Topps Kaufhaus, einige Märkte und die Best-Supermärkte. Essen kannst du in allen Kaufhäusern zu günstigen Preisen. Du kannst Ausflüge mache zu den vorgelagerten Inseln und am Abend in Diskotheken gehen, aber aus dem Alter sind wir glaube ich schon raus. Ausflüge ins nahe Umland sind in jeden Reisebüro zu buchen, wovon es in jeder zweiten Straße eins gibt. Du kannst in den Tigerzoo gehen oder nach Minni Siam, auch der Elefanten Park ist sehr schön und am hölzernen Tempel, den du besichtigen kannst, dort gibt es jeden Tag eine Delfinshow. Zu der du mit einer kleinen Ponny-Kutsche fahren kannst. Dort kannst du auch ein Pferd leihen und im Gelände herumreiten. Weiter gibt es noch die Schlangenfarm, die Krokodilfarm mit täglicher Show, zum ausruhen haben sie hier den ’One Million Year Stone Park’ und den ’Nong Nooch Tropikal Garten’ und und und ...

Du informierst dich am besten in den Reisebüros.

Unglücklicherweise hält die Regierung die Bier-Bars für Drogenzentren, das trinken von Alkohol und den Aufendhalt an den Bars neuerdings für unanständig, weshalb die ‚Neue soziale Ordnung’ erlassen wurde, nach der alle Unterhaltungsbetriebe, wie Bier-Bars und Restaurants ect., die um zwei Uhr morgens schließen müssen. Da es aber in Pattaya sehr viele Bars gibt, außerdem wohl auch Geschäftsleute, wie auch die Polizei, die die Regierung für etwas verschroben halten und nicht gern Kunden verjagen wollen, schalten die meisten Bars nur die Musik aus, dämpfen das Licht und schenken getrost weiter Getränke aus. Das hat den Vorteil, dass man nun in Ruhe dort sitzen kann, um sich miteinander zu unterhalten.

Schließlich kommen die Ausländer nicht wegen der schönen Mittagshitze, sondern wegen der angenehmen Abende und Nächte.“