The Beat of your Heart - Maja Lorim - E-Book

The Beat of your Heart E-Book

Maja Lorim

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Beschreibung

Der Klang des Herzens ist lauter als die Stimme der Vernunft   Eigentlich müsste Cat glücklich sein: Sie ist erfolgreiche Juniorpartnerin in der millionenschweren Hotelkette ihres Vaters und ihr langjähriger Freund macht ihr auf einer Firmenfeier vor aller Augen einen Antrag. Doch plötzlich hat sie das Gefühl, beim Gedanken an die Hochzeit zu ersticken und dann begegnet sie dem Klavierspieler Mo, der in ihr eine ungeahnte Sehnsucht nach Freiheit und Liebe entfacht. Cat muss ihre Gefühle nicht nur vor ihrer Familie, sondern auch vor der Presse verstecken. Und Mo hat neben Geldsorgen ein Familiengeheimnis, das er Cat vorenthält. Hat die Liebe der reichen Hotelerbin zu dem mittellosen Musiker eine Chance?    LeserInnenstimmen:  "Innerhalb kürzester Zeit befindet man sich in einer unglaublich schönen Liebesgeschichte, die durch widrige Umstände immer wieder überschattet wird. Mich hat dieses Buch, die Art, Gefühle mit der Musik auszudrücken, aber auch die Familiengeschichte von Mo so beeindruckt, dass ich das Buch erst weglegen konnte, als ich am Ende angelangt war!" (Bloggerin Kerstin N. auf NetGalley.de) "Einmal angefangen und man ist voll infiziert. Ich mochte das Buch garnicht mehr aus der Hand legen, weil die Geschichte einfach so schön ist. Ich habe diese Geschichte nicht nur gelesen, sondern es fühlte sich so an, als würde ich es leben." (Bloggerin Mel J. auf NetGalley.de)   

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Seitenzahl: 491

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Die Autorin

Maja Lorim lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern im Westerwald. Nach einem turbulenten Arbeitstag und dem üblichen Familientrubel liebt sie es, mit Tee und Schokolade gewappnet in spannende, dramatische und romantische Geschichten einzutauchen. Wenn sie gerade mal nicht liest oder schreibt, hört sie mit Begeisterung Musik, und zwar am liebsten laut. 

Das Buch

Der Klang des Herzens ist lauter als die Stimme der Vernunft

Eigentlich müsste Cat glücklich sein: Sie ist erfolgreiche Juniorpartnerin in der millionenschweren Hotelkette ihres Vaters und ihr langjähriger Freund macht ihr auf einer Firmenfeier vor aller Augen einen Antrag. Doch plötzlich hat sie das Gefühl, beim Gedanken an die Hochzeit zu ersticken und dann begegnet sie dem Klavierspieler Mo, der in ihr eine ungeahnte Sehnsucht nach Freiheit und Liebe entfacht. Cat muss ihre Gefühle nicht nur vor ihrer Familie, sondern auch vor der Presse verstecken. Und Mo hat neben Geldsorgen ein Familiengeheimnis, das er vor Cat verbirgt. Hat die Liebe der reichen Hotelerbin zu dem mittellosen Musiker eine Chance?

Maja Lorim

The Beat of your Heart

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Originalausgabe bei ForeverForever ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Juli 2018 (1)

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018Umschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Autorenfoto: © privatE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95818-274-5

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Epilog

Danksagung

Leseprobe: Love, finally

Empfehlungen

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 1

Cat

»Hi. Sind Sie für die Organisation zuständig?«

Jemand tippt mir auf die Schulter und ich drehe mich um. Vor mir steht ein großer, schlanker Mann im schwarzen Anzug. Er trägt keine Krawatte, der obere Knopf seines weißen Hemdes ist offen und sein dunkles, leicht zerzaustes Haar wirkt so, als hätte er es vergeblich zu bändigen versucht. Aus seinen hellgrauen Augen schaut er mich erwartungsvoll an. Wer ist das? Er sieht nicht aus wie einer der geladenen Gäste. Außerdem ist er eine Stunde zu früh …

Um acht Uhr beginnt die Gala zum dreißigjährigen Jubiläum der Falkner-Kette, die meine Assistentin und ich seit zehn Monaten vorbereiten. Zehn Monate, die wir mit Gästelisten, Programmflyern, Raumgestaltung und dem Auffinden der perfekten Lokalität verbracht haben. Meinem Vater, Henry Falkner, gehören 33 Luxus-Hotels, dementsprechend steht er heute Abend im Mittelpunkt des Interesses und ich bin dafür verantwortlich, dass alles glatt läuft. Doch im Augenblick starre ich dem verschmitzt lächelnden Mann mir gegenüber auf die Lippen.

»Ja, bin ich. Caitlin Falkner. Und wer sind Sie?«, antworte ich mit einer Gegenfrage.

Er streckt mir seine Hand entgegen. »Mo Benner. Ich mache heute Abend die Musik.«

Oh nein! Ich hätte Stefina nicht vertrauen dürfen. Bis eben hatte ich alles im Griff, der Abend war perfekt geplant, nur bei dem Gedanken an den Musiker wurde mir in regelmäßigen Abständen mulmig. Meine liebe Assistentin hat in ihrem Übereifer nicht lockergelassen, sie kenne da jemanden, der perfekt sei für den Abend, und irgendwann habe ich zugestimmt. Ich hatte mit einem erfahrenen Pianisten gerechnet und nun steht dieser junge Typ vor mir.

Leicht entsetzt greife ich nach seiner Hand, die er mir noch immer entgegenstreckt, und versuche dabei möglichst höflich, das Terrain zu sondieren. »Haben Sie schon einmal auf so einer Veranstaltung gespielt?«

Überrascht zieht der Musiker die Augenbrauen hoch.

»Das ist mein Job.«

»Ja, natürlich. Ich meine nur … wo … ähm … haben Sie denn Ihre Noten?«

Seine Überraschung weicht einem amüsierten Ausdruck, als er sich mit dem Finger an die Stirn tippt.

»Steckt alles da drin. Und in meinen Fingern, die Sie so kräftig durchschütteln.«

Ich schnappe nach Luft und lasse seine Hand los, aus Angst, sie zu zerquetschen und damit zum Ruin des heutigen Abends beizutragen.

»Entschuldigung. Dann … zeige ich Ihnen mal das Klavier.«

»Nicht nötig«, grinst er, wobei seine strahlend grauen Augen schelmisch blitzen. »Den Flügel habe ich bereits gefunden.«

Er neigt den Kopf nach rechts. Ich folge der Bewegung mit den Augen und laufe knallrot an, als ich drei Meter neben uns den beeindruckenden schwarzen Flügel entdecke.

»Oh … ja. Gut. Dann … brauchen Sie sonst noch etwas?«

»Nein, danke. Alles perfekt. Ist es in Ordnung, wenn ich mich einspiele? Mich mit dem Instrument vertraut mache?«

»Ja, selbstverständlich«, erwidere ich und streiche mir dabei eine Locke aus der Stirn.

»Super.« Er macht Anstalten, zum Flügel zu gehen, da fällt sein Blick auf die High Heels in meiner Hand. Diese hohen Schuhe machen mich wahnsinnig, weshalb ich sie abgestreift hatte, um mir bis zum Beginn der Gala in einer Stunde noch ein wenig Fußentspannung zu gönnen. Schon wieder grinst er.

»Was?«, frage ich gereizt, denn es ist mir peinlich, dass er mich in diesem halbfertigen Aufzug sieht.

»Warum haben Sie Ihr Kleid nicht einfach zehn Zentimeter kürzer gekauft und bequeme Schuhe angezogen?«

Demonstrativ zeigt er auf den Saum meines Kleides, der über den Boden schleift. Ich starre ihn verblüfft an.

»Weil ich dann statt Fußkrämpfen Nackenschmerzen hätte.«

Er lächelt noch breiter und enthüllt dabei eine Reihe perfekter Zähne. »Verstehe!«

Diesmal wendet er sich wirklich ab und steuert den Flügel an, der sich zwischen dem Aufgang zur Bühne und dem Büffet befindet. Ich beobachte ihn dabei, wie er den Hocker auf die richtige Höhe einstellt, den Tastenschutz hochklappt und mit Übungen startet, die seine Fingerfertigkeit eindrucksvoll belegen.

Ich widme mich wieder den Vorbereitungen und werfe einen letzten prüfenden Blick auf die Anordnung der Tische. Dezente Lichterketten sorgen für eine behagliche, nicht zu grelle Atmosphäre und auf den runden, für jeweils sechs bis acht Personen eingedeckten Tischen flackern Kerzen in hohen Gläsern. Es ist stimmungsvoll und angenehm schlicht.

Eine halbe Stunde später treffen die ersten der dreihundert geladenen Gäste ein. Um zehn vor acht werde ich nervös, weil Erik noch immer nicht da ist. Immerhin soll er die Gala mit mir zusammen eröffnen. Ich hätte mir gewünscht, dass er mir als mein Freund auch bei den Vorbereitungen beisteht, aber als vielbeschäftigter Hauptanwalt meines Vaters konnte er dafür keine Zeit opfern. Ich recke den Hals und lasse meinen Blick über die bereits anwesenden Gäste schweifen. Vielleicht ist er doch schon da und ich habe ihn noch nicht entdeckt? Am Flügel und diesem Mo Benner bleibt mein Blick einen Moment hängen. Die Fingerübungen sind vorbei, stattdessen spielt er nun dezente Unterhaltungsmusik und ich stelle begeistert fest, dass sie das Ambiente, das ich mit der Raumdeko erreichen wollte, perfekt untermalt. Vielleicht wird es ja doch ein gelungener Abend.

»Hey!« Ein Arm legt sich um meine Taille und im selben Moment spüre ich Lippen auf meiner Wange und nehme Eriks herbes Aftershave wahr. »Tut mir leid, dass ich so spät bin. Ich musste noch einen Fall zu Ende bearbeiten.«

Ich drehe mich zu ihm und lächle erleichtert. Er sieht gut aus, wie immer, das zurückgekämmte, blonde Haar bringt seine Sommerbräune gut zur Geltung.

»Kann es losgehen?«

Erik wirkt nicht die Spur aufgeregt und greift beherzt nach meiner Hand. Gemeinsam betreten wir die Bühne. Das Mikro fühlt sich rutschig an und meine Stimme zittert ein wenig vor Nervosität, als ich die Gäste herzlich willkommen heiße und einige der VIPs persönlich begrüße. Dabei lasse ich meinen Blick über die anwesenden Persönlichkeiten gleiten und achte besonders darauf, nicht zu schnell zu sprechen. Mein Vater lächelt mir aufmunternd zu, was mich augenblicklich ruhiger werden lässt.

Nach den obligatorischen Danksagungen führe ich in das Abendprogramm ein und starte mit ein paar persönlichen Anekdoten aus meiner Kindheit und Jugend, um meine Liebe und Wertschätzung für meinen Vater zum Ausdruck zu bringen. Schließlich übergebe ich wie geplant das Mikrofon an Erik. Er stellt den Mann des Abends vor, seinen Chef und Mentor Henry Falkner, der für ihn fast schon wie ein Vater sei. Bei diesen Worten zwinkert Erik mir zu, was mir ein leichtes Unwohlsein verursacht. Dann berichtet er, wie mein Vater vor dreißig Jahren die Idee hatte, den heruntergekommenen Gasthof seines Vaters zu renovieren und in ein Wellness-Hotel umzubauen, was den Beginn einer beeindruckenden Karriere markieren sollte.

»Liebe Gäste«, kommt er schließlich zum Ende, »Henry Falkners Ideenreichtum ist beispiellos, aber natürlich gab es auch in seiner Karriere Höhen und Tiefen. Wer könnte von diesen Ups and Downs besser berichten als Henrys langjähriger Freund und Berater? Ich bitte Sie um einen herzlichen Applaus für Lionel Ramsay.«

Ich umarme Lionel, als er zu uns auf die Bühne tritt. Für mich gehört er zur Familie, lange Zeit war ich sogar überzeugt, er sei mein Onkel.

Beim Verlassen der Bühne kommen Erik und ich nahe am Flügel vorbei, doch der Hocker ist leer. Intuitiv suche ich den Raum nach dem Klavierspieler ab und entdecke ihn an der Bar, von wo er aufmerksam das Geschehen auf der Bühne verfolgt. Irgendwie scheint er meinen Blick zu spüren, denn er sieht zu mir herüber, lächelt und zwinkert mir zu. Jedenfalls glaube ich das auf die Entfernung zu erkennen und werde auch noch rot.

Nach den ersten drei langweiligen und viel zu langen Reden wird das Büffet eröffnet. Ein Großteil der Gesellschaft begibt sich an die eingedeckten Tische, andere bleiben an Stehtischen oder der Bar hängen, vertieft in angeregte Gespräche. Zufrieden stelle ich fest, dass die Stimmung gut ist.

In dem Moment dringt mir eine allzu vertraute Stimme ans Ohr.

»… ein bisschen mehr Farbe hätte auch nicht geschadet. Und dann all die Kerzen und Lichterketten! Es ist doch kein Weihnachten! Kein Wunder, dass es so stickig hier drin ist. Aber Cat fällt das wahrscheinlich nicht auf, die ist ja chronisch unterkühlt.«

Erik, der sich mit meinem Vater unterhält, hat die Bemerkung offensichtlich nicht aufgeschnappt. Als ich mich umdrehe, versetzt es mir einen Schlag. Da steht sie, Laurie Falkner, meine Cousine. Atemberaubend, wunderschön und in einem cremefarbenen Hauch von Kleid, das nicht viel der Fantasie überlässt. Ich habe mehrfach versucht, Laurie von der Gästeliste zu streichen, kam damit aber nicht durch. Na dann bringe ich es lieber hinter mich, bevor sie noch weiter und noch lauter über meine Organisation herzieht.

»Hallo Laurie!«, unterbreche ich ihre Lästerattacke. Dann komme ich ins Stocken. Schön, dich zu sehen? Wohl kaum. Herzlich willkommen? Absolut falsch. »Lange nicht gesehen. Gefällt es dir hier?«

Trotz meines trockenen Tons breitet sich eine gespielte Begeisterung auf ihrem perfekt geschminkten Gesicht aus.

»Cat! Schön dich zu sehen!«

Was für eine Schlange! Sie fasst mich an den Schultern und haucht links und rechts neben meinem Gesicht schmatzende Küsschen in die Luft. »Ja, und ob es mir gefällt! Traumhafte Deko! Hast du das alles organisiert?«

Mir wird schlecht, aber ich zwinge mich zu einem Lächeln und zu ein paar weiteren Minuten gepflegten Smalltalks. Oder besser: Geheuchelten Sympathie- und Interessebekundungen. Dann ziehe ich mich unter dem Vorwand, mich um die anderen Gäste kümmern zu müssen, zurück. Tatsächlich sollte ich das tun, mich um die anderen Gäste kümmern, meine ich. Stattdessen gehe ich schnurstracks zur Theke und bestelle mir ein Glas Wasser, um mich wieder abzukühlen. Ich hasse diese Lügen. Deshalb ziehe ich es vor zu schweigen, wenn mir nichts Freundliches einfällt. Vielleicht hält mich die Presse deswegen für arrogant oder wie Laurie es formuliert hat: chronisch unterkühlt. Aber ich kann die ganze Heuchelei einfach nicht ertragen. Frustriert trinke ich die Hälfte des Wassers aus. Eigentlich müsste man es zischen hören, so sehr brodelt es in mir.

»Und Frau Falkner? Sind Sie zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Abends?«

Den Mann, der rechts von mir an der Theke lehnt, habe ich noch nie gesehen. Freundlicherweise zieht er das Revers seines Jacketts vor und zeigt mir den Clip. Aha. Presse. Mein Stichwort für ein aufgesetztes Lächeln.

»Ja, allerdings. Und Sie? Amüsieren Sie sich gut?«

»Prächtig. Man wird nicht jeden Tag bei der Arbeit so gut verköstigt. Gibt es Neuigkeiten, was Sie und Erik Seemann betrifft?«

Kategorie Klatschpresse. »Es freut mich, dass Ihnen das Essen schmeckt«, antworte ich ausweichend. »Ich muss jetzt leider weiter. Genießen Sie den Abend.« Höflich lächelnd verlasse ich die Theke.

Die Klavierklänge bündeln meine Aufmerksamkeit: Where is my mind in einer Piano-Version. Ich mag diesen Song, vielleicht weil ich mich auch oft genug frage, wo mir der Kopf steht. Wo ich überhaupt stehe als zukünftige Managerin einer millionenschweren Hotelkette.

Ich leere mein Glas und konzentriere mich auf die Musik. Dieser Benner spielt sehr gefühlvoll. Oder klingt es nur wegen der Akustik im Raum so schön? Oder weil ich einen Begrüßungschampagner getrunken habe?

Das nächste Stück ist ein Song, der derzeit im Radio rauf und runter läuft und den Benner auf dem Klavier ganz neu interpretiert. Wow! Ich hätte nicht gedacht, dass das funktioniert. Doch so wie er es spielt, passt es und gefällt mir richtig gut.

Um Präsenz zu zeigen, schlendere ich durch den Saal, begrüße hier und da einen Gast und bemühe mich um Smalltalk. Erfreut stelle ich fest, dass nicht nur mir dieser gekonnte Mix aus jazziger Unterhaltungsmusik und bekannten Hits gefällt, denn manch ein Gast wippt mit dem Fuß, ein anderer schnippt unauffällig mit dem Finger oder klopft sich im Takt gegen das Bein. Danke, Stefina! Mo Benner war ein Glücksgriff! Einen Moment lang beobachte ich ihn beim Spielen, wie sein Körper sich leicht vor und zurück wiegt. Offensichtlich liebt er das, was er tut, und scheint voll in der Musik aufzugehen.

»Der Kerl ist lecker. Was heißt lecker! Total heiß! Wo hast du ihn aufgetrieben?«

Lauries Stimme ist wie eine kalte Dusche. Sie kaut auf ihrer vom knallroten Lipgloss glänzenden Unterlippe und starrt wie gebannt auf den Pianisten.

»Meine Assistentin hat ihn engagiert. Wenn du etwas über ihn herausfinden willst, musst du sie fragen.«

»Danke, nicht nötig. Das kriege ich schon selber hin.«

Eine Sekunde später sehe ich nur noch ihren kaum bedeckten Rücken und ihr schwingendes Hinterteil, als sie direkt auf den Flügel zusteuert. Angewidert wende ich mich ab. Jetzt brauche ich frische Luft.

Für Ende September ist es noch ziemlich mild, fast sommerlich. Ich trete auf die von Lampions beleuchtete Terrasse, was ich jedoch schnell bereue. Am Ende der Terrasse entdecke ich Erik, in eine angeregte Unterhaltung mit einer kurvigen Brünetten vertieft. Die Art, wie er sich lachend zu ihr vorbeugt und seine Hand an ihre Hüfte legt, ärgert mich. Dabei weiß ich genau, wie offen Erik im Hinblick auf Körperkontakt ist. In dieser Hinsicht bin ich das krasse Gegenteil, chronisch unterkühlt eben. Ich mag es einfach nicht, Menschen körperlich nahe zu kommen, die ich nicht gut kenne.

Ob Erik diese Brünette kennt? Gut kennt?

Genervt drehe ich mich um und kehre in den Saal zurück. Kann er nicht ein bisschen diskreter sein? In Gedanken sehe ich schon das Foto und die morgige Schlagzeile: Braucht Erik Seemann eine heiße Ablenkung von seiner unterkühlten Blondine?

Das Abendprogramm geht in die zweite Runde: Lobesreden von Kollegen und Freunden und Filme, die meinen Vater privat oder bei der Arbeit zeigen. Die feierliche und sehr langatmige Rede meiner Tante wird durch das Klirren von zerbrechendem Glas unterbrochen. Dankbar für die Ablenkung drehe ich mich um, so wie ungefähr die Hälfte der anwesenden Personen. Offenbar hat Laurie ihr Champagnerglas umgeworfen, dessen Inhalt sich nun auf Mo Benners Anzug wiederfindet. Beide reiben hektisch über sein Jackett, was ihm sichtlich unangenehm ist, denn er schiebt Lauries Arm dezent zur Seite.

Meine Tante räuspert sich ins Mikrofon und fährt mit ihrer Rede fort.

Was war das schon wieder für eine Aktion von Laurie? Ein ziemlich billiger Flirtversuch! Der junge Mann wird sich kaum mitten im Saal ausziehen. Wahrscheinlich wollte sie erfühlen, wie er unter seinem Anzug gebaut ist.

Aber in einem Punkt muss ich ihr recht geben: Dieser Benner sieht wirklich gut aus. Auch der nun etwas vollgekleckerte Anzug ändert nichts an der Tatsache.

Bei der nächsten ausschweifenden Rede bestelle ich mir an der Bar einen Martini. Irgendwie muss ich die Bilder dieses Abends wegspülen: Erik mit der kurvigen Brünetten, Laurie, die sich an Mo Benner ranschmeißt …

»Ein Wasser bitte!«

Überrascht drehe ich mich um. Neben mir steht Mo Benner. Hat er die Flucht vor Laurie ergriffen und sich an die Theke gerettet? Schon wieder zwinkert er mir zu, was mich verwirrt, aber ich gebe mich unbeeindruckt, versuche nicht schon wieder rot anzulaufen und zeige auf seinen Anzug.

»Sie haben einen Fleck auf Ihrem Jackett.«

»Hmm …«, erwidert er, sieht an sich herunter und schürzt die Lippen, um sich ein Grinsen zu verkneifen. »Darauf sollten Sie mal die Lady in dem cremefarbenen Kleid ansprechen.«

»Lady …«, antworte ich gedehnt und lasse keinen Zweifel an meiner Meinung über die besagte Dame.

Der Barkeeper stellt das Glas Wasser auf den Tresen und Benner nimmt es dankend entgegen.

»Die Lady heißt übrigens Laurie«, fügt er wie beiläufig hinzu, wohl um mir zu verstehen zu geben, wie nahe die beiden sich bereits sind.

Aus irgendeinem Grund ärgert es mich. »Werden Sie eigentlich auch fürs Flirten bezahlt, Herr Benner?«

»Ups, pardon, Frau Falkner«, erwidert er mit hochgezogener Augenbraue und einem Blitzen in den Augen. »Mir war gar nicht bewusst, dass dies ein Flirtversuch sein soll.«

Ich bin sprachlos. Er nimmt sein Glas und führt es an die Lippen. Während er es leert, starre ich auf seinen Hals, die Bewegungen seines Adamsapfels und das kleine Stückchen Haut, das der geöffnete Hemdkragen freigibt. Als die Gäste klatschen, weil der Redner geendet hat, zucke ich zusammen und wende mich ab.

Benner stellt das Glas auf dem Tresen ab. »Ich gehe dann mal wieder arbeiten.«

Ein wenig konfus bleibe ich an der Bar zurück. Dieser Typ hat eine eigenartige Wirkung auf mich und jetzt, wo er fort ist und es nicht mehr sehen kann, muss ich sogar grinsen. Er ist dreist und unverschämt, aber irgendwie … interessant.

»Hey, hier bist du«, holt Erik mich aus meinen Gedanken. Als ob er mich vermisst hätte! Aber ich verkneife mir die giftige Bemerkung, die mir auf der Zunge liegt, weil dies nicht der passende Rahmen dafür ist. »Wir haben heute Abend noch gar nichts zusammen getrunken. Das sollten wir schleunigst ändern.« Er beugt sich über den Tresen und bestellt ohne mich zu fragen zwei Champagner.

»Ich möchte keinen Champagner mehr!« Nachdem ich ihn mit einer anderen Frau gesehen habe, verspüre ich keine große Lust, mit ihm Champagner zu trinken.

»Doch, einen letzten noch. Du wirst ihn gleich brauchen.«

Erik drückt mir eines der Gläser in die Hand, lässt mir aber keine Gelegenheit zu trinken, sondern packt mich am Handgelenk und zieht mich von der Bar fort. »Komm mit!«

Verwirrt folge ich ihm direkt auf die Bühne. Was zum Teufel hat er vor? Erik greift nach dem Mikrofon, grinst mich kurz an und wendet sich dann dem Saal zu.

»Sehr geehrte Damen und Herren, darf ich Sie noch einmal um Ihre Aufmerksamkeit bitten?«

Neugierig recken die Gäste die Hälse und die Gespräche verstummen.

»Ich habe eine gute Neuigkeit für Sie, die so aktuell ist, dass nicht einmal Henry darüber informiert ist.« Er sieht kurz zu mir. »Na ja, eigentlich habe ich sogar zwei Neuigkeiten, aber … eins nach dem anderen.«

Ich runzle die Stirn, weil ich nicht weiß, worauf er anspielt, und das bereitet mir ein unangenehmes Magendrücken. Ich mag es lieber, wenn ich weiß, was läuft.

»Einige von Ihnen wissen, dass wir in Verhandlungen bezüglich der Übernahme eines Hotels am Bodensee stehen. Diese Verhandlungen waren bislang sehr zäh und stockend, weshalb ich die letzten Tage vor Ort noch einmal ausgiebige Gespräche geführt habe. Es hat sich gelohnt! Heute Abend liegt uns endlich die Zusage vor. Henry, wir haben das 34. Falkner-Luxus-und-Wellness-Hotel am Start!«

Die Gäste klatschen und drehen sich zu meinem Vater um. Der steht sogar auf und zeigt Erik einen aufwärts gerichteten Daumen. Erik und ich stoßen auf der Bühne an und er leert sein Glas in einem Zug.

»So, das war der erste Punkt«, spricht er weiter ins Mikro. »Henry, nachdem ich dich mit meiner neuen Errungenschaft hoffentlich gnädig gestimmt habe, möchte ich dich um etwas bitten.« Erik dreht sich wieder zu mir. Mein Mund wird trocken, als mir dämmert, was das zu bedeuten hat. Er nimmt meine Hand in seine und sieht mir tief in die Augen. »Ich möchte dich um die Hand deiner Tochter Caitlin bitten.«

Ein begeistertes Raunen geht durch die Menge, während sich mir die Kehle zuschnürt. Erik hebt abwehrend die Hand in Richtung Publikum, lässt mich aber keine Sekunde aus den Augen. »Allerdings weiß sie noch nichts davon, deswegen sollte ich sie wohl erst mal selbst fragen.«

Die Gäste lachen, was mir eine Gänsehaut beschert. Das war nicht abgesprochen. Wir haben nie auch nur darüber geredet, diesen Schritt zu gehen! Im Raum ist es still, aber in meinen Ohren rauscht das Blut. Eriks Stimme dagegen ist schrecklich laut, als er nun über das Mikrofon diese verfluchten Worte an mich richtet: »Cat, wir sind jetzt seit drei Jahren zusammen und … was soll ich sagen? Ich finde, wir sind das perfekte Team. Deshalb meine Frage an dich, Caitlin Falkner …« Er macht eine Kunstpause und sieht mir tief in die Augen. »Willst du meine Frau werden?«

Mir ist schwindelig und der Saal verschwimmt zu einer undefinierbaren Masse aus Gesichtern und schicker Kleidung. Am liebsten würde ich einfach von der Bühne laufen, aber alle starren mich an und erwarten eine Antwort. Was kann ich denn schon sagen? Soll ich die Situation ruinieren? Das kann ich nicht bringen, also versuche ich, diesen furchtbaren Moment so schnell wie möglich zu beenden und antworte: »Ja.«

Das winzige Wort bleibt mir fast in der Kehle stecken.

Tosender Beifall, Pfiffe, begeisterte Rufe. Erik zieht mich an sich und küsst mich vor aller Augen auf den Mund, doch ich erwidere seinen Kuss nicht. Stattdessen möchte ich ihn treten oder ihm die Augen auskratzen, aber das ist nicht Teil der Show. Als er endlich von mir ablässt, kämpfe ich gegen den Würgereiz.

Ich stolpere hinter ihm her von der Bühne, wo wir augenblicklich von begeisterten Gratulanten belagert werden. Mein Vater kommt mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. »Cat! Ich freue mich so für euch!«

Dass ich jetzt auch noch meinem Vater etwas vorspielen muss, gibt mir den Rest.

»Ich muss was trinken«, stammele ich und stelle frustriert fest, dass ich den Inhalt meines Champagner-Glases verschüttet habe.

»Das kann ich mir vorstellen!« Papa lacht und wendet sich dann Erik zu, um ihm auf die Schulter zu klopfen.

Ich kämpfe mich bis zur Bar vor und bestelle einen Schnaps. Nachdem ich ihn heruntergespült habe, drehe ich mich zur Seite, wobei mein Blick schon wieder auf den Flügel und Mo Benner fällt. Er schlägt ein ruhiges Stück an, das ich nicht kenne, aber es ist wunderschön. Benner sieht auf, unsere Blicke treffen sich und ich werde den Eindruck nicht los, dass er mir mit diesem Lied eine Nachricht übermitteln will. Was natürlich Quatsch ist, er kennt mich nicht, ich kenne ihn nicht, ich bilde mir nur etwas ein.

Erik kommt zu mir und nimmt mich in den Arm. Seine Lippen nähern sich meinen, doch ich drehe den Kopf zur Seite, sodass er meine Wange trifft.

Kapitel 2

Cat

Den Rest des Abends schalte ich meine Gefühle ab. Erik flirtet hinter meinem Rücken mit anderen Frauen und ich beantworte seinen Heiratsantrag mit »Ja«, obwohl ich mir überhaupt nicht sicher bin, dass ich ihn heiraten möchte. Was für ein missratener Abend.

Die Gäste brechen nach und nach auf und beglückwünschen mich für meine Zukunftspläne und die gelungene Gala, aber ich fühle seltsamerweise nichts außer Leere. So viel Arbeit habe ich in die Vorbereitung der Gala gesteckt. In einen Abend für reiche Menschen, die über ihre letzten Urlaube in der Karibik und die astronomisch hohe Quadratmeterzahl ihrer Ferienvilla in Südfrankreich sprechen und sich auch noch für unglaublich wichtig halten.

Was mache ich hier? Wie passe ich hierher? Warum gibt mir das alles nichts?

Erik verabschiedet sich mit der Begründung, die letzten Tage am Bodensee seien hart gewesen, und ich bin froh, als er endlich geht.

Drei Helfer aus meinem Orga-Team kümmern sich darum, die nicht mehr ganz nüchternen Gäste hinauszukomplimentieren und in Taxis zu verfrachten. Danach entlasse ich sie in ihre wohlverdiente Nachtruhe. Inzwischen ist es vier Uhr morgens. Nur zwei Männer halten gezwungener Maßen bis zum bitteren Ende mit mir durch: der Barkeeper und … Mo Benner. Jetzt, wo sowohl High Society als auch Presse verschwunden sind, streife ich diese unerträglichen High Heels wieder ab und löse meine elegante Hochsteckfrisur, sodass mein blondes Haar mir auf die Schultern fällt. Dann lehne ich mich an die Theke und beobachte Herrn Benner ungeniert, wie er seine letzten Stücke ausklingen lässt. Schließlich klappt er den Tastenschutz herunter und schlendert zu mir an die Theke. Im Gegensatz zu mir wirkt er kein bisschen müde, betrunken ist er auch nicht.

»Darf ich Ihnen einen Drink spendieren?«, biete ich ihm an.

»Gern«, antwortet er lächelnd und bestellt einen Gin-Tonic.

Wir stoßen an und trinken schweigend einen Schluck.

»Mo. Ein ziemlich ungewöhnlicher Name. Ihr Künstlername?«

»Ja und nein. Eigentlich heiße ich Timo, aber Mo ist mein Spitzname, seit ich denken kann. Und Caitlin?«

Es freut mich, dass er sich meinen Vornamen gemerkt hat. Obwohl … der steht auf jedem Programmheft aufgedruckt.

»Meine Mutter ist halb Schwedin, halb Irin. Ein deutscher Vorname erschien ihr für ihre Tochter zu banal, darum heiße ich Caitlin. Dabei wollte ich immer einen ganz normalen Namen haben.«

»Was ist denn ein normaler Name?«

»Keine Ahnung … Lena, Lara, Katja …«

»Hm … Lena Meyer-Landrut, Lara Croft, Katja … öh … Riemann, Caitlin …? Da fällt mir nichts ein.«

»Ist das gut oder schlecht?«

Er lacht. »Also ich finde es gut.«

Ich mag sein Lachen. Überhaupt mag ich es, ihn anzusehen. Seine schwarzen Haare haben sich im Laufe des Abends verselbständigt und sind welliger geworden. Ein paar Strähnen fallen ihm in die Stirn und ich würde am liebsten die Hand ausstrecken, um sie zurückzustreichen. Doch um einen Grund dafür zu haben, müsste ich ihm wohl in guter Laurie-Manier meinen Martini ins Gesicht schütten. Das ist nicht meine Art.

»Haben Sie ein Zimmer hier im Hotel?«, frage ich stattdessen.

Er zieht die Stirn kraus, wobei das schelmische Blitzen in seinen Augen bleibt. »Haben Sie eine Ahnung, was ein Zimmer in einem Fünf-Sterne-Falkner-Hotel kostet?«

Ertappt richte ich mich auf und starre in mein Glas. »Äh, ehrlich gesagt, nein. Ich übernachte ja umsonst.«

»Nun ja. Es ist ziemlich teuer. Aber Sie wissen schon, was Sie mir für meine Dienste heute Abend zahlen, oder?«

Nun werde ich rot. Eiskalt erwischt. Was seinen Vertrag betrifft, habe ich Stefina freie Hand gelassen. »Genug, um ein Zimmer in einem Fünf-Sterne-Falkner-Hotel zu finanzieren?«, frage ich vorsichtig.

Wieder lacht er. »Ich denke, das ist nicht Sinn der Sache.«

Erneut fällt mein Blick auf das kleine Dreieck Haut, das sein Hemdkragen freigibt. Wie wohl der Rest seines Körpers unter diesem Anzug aussieht? Erschrocken wende ich mich ab und fixiere das Glas in meinen Händen. Was sind denn das für Gedanken? Ja, Mo Benner ist attraktiv und hat diese gewisse Künstleraura. Aber ich bin mit Erik zusammen. Der ist auch attraktiv. Und erfolgreich. Und hat mir vor versammelter Gesellschaft ein Ja-Wort abgerungen, was mich noch immer unglaublich wütend macht.

»Also … ich habe ein Zimmer hier im Hotel«, erwähne ich, um irgendetwas zu sagen. Im selben Moment beiße ich mir auf die Zunge, weil das ziemlich arrogant klang.

Benner dreht sich zu mir um und räuspert sich, weil er sich an dem Gin verschluckt hat. Dann schüttelt er ungläubig den Kopf und runzelt die Stirn. »Ähm … machen Sie mir gerade ein unmoralisches Angebot?«

Ich bin so überrascht, dass meine Kinnlade es nicht einmal bis nach ganz unten schafft.

»Nein! Natürlich nicht!«, antworte ich entsetzt.

Konnte man meine dämliche Aussage tatsächlich auch so interpretieren? Wahrscheinlich hat Mo Benner Erfahrung mit derartigen Andeutungen. Trotzdem bin ich neugierig.

»Wären Sie denn darauf eingegangen?«

»Nein, …äh … natürlich nicht!«, stammelt er, ähnlich entsetzt wie ich zuvor. Allerdings brüskiert mich seine überdeutliche Ablehnung. Das muss ihm auch aufgefallen sein, denn er räuspert sich und schiebt nach: »Schließlich haben Sie vor ein paar Stunden den Heiratsantrag eines anderen Mannes angenommen.«

Das ist allerdings ein berechtigter Einwand.

Ich spüre Mos Blick auf mir, doch ich starre beharrlich auf die blank geputzte Theke und halte mich an meinem Glas fest.

»Was war das für ein Lied, das Sie nach dem … ähm … Antrag gespielt haben?«, frage ich, um das Thema zu wechseln und zu verhindern, dass er plötzlich aufsteht und geht, denn ich würde trotz dieses heiklen Missverständnisses gerne noch ein bisschen Zeit mit ihm verbringen.

»The Entertainer?«

»Nein, das danach.«

»Das ist ein französisches Lied. Déterre von ZAZ.«

»Es hat mir gefallen. Wovon handelt es?«

Eine ganze Weile mustert er mich schweigend, bevor er antwortet: »Es handelt vom Loslassen. Davon, dass man sich von überzogenen Erwartungen befreit, um wieder atmen zu können. Dass man aufhört, sich angepasst zu verhalten, dass man auf sich aufmerksam macht, damit die anderen endlich sehen, dass man existiert. Und damit man es auch selbst begreift.«

Ich muss schlucken, denn das bin ich. Ich bemühe mich sosehr, in meinem Job als Junior-Partnerin bei Falkner zu überzeugen und in die Fußstapfen meines Vaters zu treten, dass meine eigenen Wünsche und Träume stets zu kurz kommen. Außerdem bin ich mir nach heute Abend gar nicht mehr sicher, ob das wirklich meine Welt ist. All der Luxus zu schwindelerregenden Preisen!

»Es hat Sie berührt«, stellt Mo fest und legt den Kopf schief.

»Die Musik, ja, natürlich«, antworte ich ausweichend.

»Und der Inhalt?«

»Was glauben Sie denn?«, kontere ich mit einer Gegenfrage.

»Sie tragen High Heels, obwohl sie unbequem sind, und stecken Ihre Haare hoch, obwohl Sie sie lieber offen tragen. Auf der Bühne wirken Sie angespannt, so als wären Sie lieber nicht dort. Sie sind keine Rampensau, die es genießt, vor Publikum zu sprechen. Und dass ein Teil Ihres Privatlebens durch diesen Heiratsantrag öffentlich gemacht wurde, war Ihnen furchtbar unangenehm. Ich glaube, Sie verstellen sich und spielen eine Person, die Sie eigentlich nicht sein möchten. Deswegen geht Ihnen der Text auch so nah.«

Fassungslos starre ich ihn an. Das ist nicht einmal Erik aufgefallen!

»Wow«, raune ich sarkastisch. »Sie urteilen sehr schnell über Leute, die Sie nicht kennen.«

»Das war kein Urteil. Nur eine persönliche Vermutung.«

Die der Realität allerdings verdammt nahe kommt.

Kapitel 3

Cat

Dieses Lied und die Bemerkung von Mo Benner gehen mir auch am nächsten Tag nicht aus dem Kopf. Ich bin mürrisch und unzufrieden und weiß gar nicht so genau warum. Ich meine … eigentlich geht es mir doch gut in meinem Leben, oder?

Am späten Nachmittag kommt Erik vorbei, um mich zum Essen auszuführen und den Heiratsantrag mit mir zu feiern.

»Da gibt es nichts zu feiern«, fahre ich ihn an.

»Wie meinst du das?«, fragt er überrascht.

»Wie konntest du mich derart in die Enge treiben und vor vollendete Tatsachen stellen?«

»Komm schon, Cat. Welche Frau will nicht vor aller Augen einen romantischen Heiratsantrag bekommen? Ich dachte, du freust dich …«

Romantisch? »Stell dir vor, ich will das nicht. Weil ich möchte, dass wir so wichtige Entscheidungen gemeinsam treffen, bevor wir sie mit aller Welt teilen.«

»Cat, Süße, zwischen uns ist doch alles klar.«

Er stellt sich hinter mich, massiert meine Schultern und ich muss schlucken, weil ich mir nicht so sicher bin, dass zwischen uns alles klar ist. Sonst sollte ich doch irgendeine Art von Kribbeln verspüren, angesichts seiner Berührung.

Eine Weile zicke ich noch herum, während Erik mich charmant umgarnt und um Verzeihung bittet. Dabei belassen wir es. Die Frau auf der Terrasse spreche ich nicht an, denn ich habe auch keine Lust ihm beichten zu müssen, dass ich mit Mo Benner geflirtet habe. Dass ich ihn eigentlich nicht heiraten möchte, sage ich ihm nicht. Seltsamerweise habe ich ein schlechtes Gewissen diesem Benner gegenüber. Es ist, als hätte er mir einen Ratschlag gegeben, den ich einfach ignoriere. Ein weiteres Mal verhalte ich mich genauso, wie man es von mir erwartet.

Am Montag im Büro bin ich unkonzentriert und müde. Wahrscheinlich die Auswirkungen der Gala. Immer wieder driften meine Gedanken zum Samstagabend und somit auch zu Mo Benner. Unser Gespräch und dieses Lied haben etwas in mir ausgelöst. Ich beneide Mo um seine Freiheit und darum, dass er tut, was er will. Jedenfalls vermute ich, dass es so ist, eigentlich kenne ich ihn ja gar nicht.

Ich gebe seinen Namen in die Internetsuchmaschine ein und gelange zu seiner Homepage, auf der man ihn als Pianisten für feierliche Angelegenheiten buchen kann. Die Seite enthält ein Foto, das ich recht lange anstarre. Dieses spitzbübische Blitzen in seinen leuchtend grauen Augen scheint angeboren zu sein. Ich muss daran denken, wie er mir zugezwinkert hat, und lächle.

Da reißt mich das Klingeln des Telefons aus meinen Gedanken. Meine Mutter.

»Cat, Schatz, hast du einen Moment Zeit für mich?«

»Jep.« Ablehnen ist bei meiner Mutter nicht möglich.

»Das war eine wunderschöne Gala am Samstag. Na ja, das Essen war vielleicht etwas zu weich gekocht und das Programm zu lang, aber … Mein Gott! Eriks Heiratsantrag! Ich freue mich ja so für euch! Habt ihr schon einen Termin? Wo werdet ihr feiern? Wirst du einen Heiratsplaner engagieren? Und das Kleid!«

»Mama«, unterbreche ich sie, »so viel Zeit habe ich dann doch nicht. Wie wäre es, wenn ich am Wochenende …«

»Okay, das können wir alles später klären, aber es gibt eine wichtige Angelegenheit, die wir sofort besprechen müssen. Danach lasse ich dich wieder arbeiten. Sag mal, dieser Pianist, der auf der Gala gespielt hat. Wie bist du auf ihn gekommen?«

»Stefina hat ihn engagiert. Sie kennt ihn privat.«

Ich bin mir nicht sicher, ob meine Mutter aus Begeisterung nachfragt oder weil sie über Mo Benner herziehen will, denn sie liebt es, das Haar in der Suppe zu finden.

»Weißt du, ob er schon lange im Voraus ausgebucht ist? Sein Stil hat mir so gut gefallen, dass ich ihn gerne für meine Geburtstagsfeier engagieren würde.«

Meine Mutter wird in ein paar Wochen 50 und die nächste große Party steht an. Bei dem Gedanken, Mo Benner wieder zu sehen, nachdem ich ihn ausversehen in mein Zimmer eingeladen habe und er bei mir Seelenklempner gespielt hat, wird mir mulmig.

»Ähm … ich weiß nicht. Das ist ja schon in drei Wochen. Hast du denn noch keinen Musiker organisiert?«, frage ich und spiele nervös mit dem Kugelschreiber in meinen Händen. Klick – Klack – Klick – Klack.

»Doch, aber dieser Herr Benner gefällt mir besser. Außerdem hatte er Charakter genug, nicht auf die Avancen deiner schrecklichen Cousine einzugehen.«

Nun muss ich breit grinsen. Laurie hat bei ihm wirklich auf Granit gebissen und das gefällt mir. Allerdings hätte er mein Angebot, wenn es denn eines gewesen wäre, auch abgelehnt, was mein Grinsen in sich zusammenfallen lässt.

»Bitte, Schatz. Kann Stefina ihn nicht noch einmal fragen? Es wäre ein wunderbares Geburtstagsgeschenk, wenn wir ihn engagieren könnten«, drängelt meine Mutter wie ein kleines Kind.

»Ich … ähm … kann sie ja mal fragen.« Wenn Mama sich etwas in den Kopf gesetzt hat, kann man sie sowieso nicht umstimmen.

»Oh, Liebes, das wäre toll. Mach ihm ein Angebot, das ihn überzeugt, ja?«

Kaum habe ich aufgelegt, greife ich erneut nach dem Telefonhörer, um Steffi auf Mo anzusetzen. Da fällt mein Blick auf Mos Foto auf der noch immer geöffneten Homepage. Einen kurzen Moment lang zögere ich, dann klicke ich auf den Email-Button und nehme die Angelegenheit selbst in die Hand:

Hallo Mo,Sie haben einen bleibenden Eindruck bei meiner Mutter hinterlassen. Daher lässt sie anfragen, ob Sie am 19. Oktober Zeit hätten, auf ihrer Geburtstagsparty zu spielen.Zeitrahmen: ab 16 Uhr, Ende offen.Gage: Verhandlungssache.Über Ihre Zusage würden wir uns freuen.Lieben GrußCaitlin Falkner

Den Rest des Tages checke ich alle zwei Minuten meine Mails, während ich mich eigentlich auf die nächsten anstehenden Projekte konzentrieren müsste: Unser Hotel in Köln möchte den Wellnessbereich erweitern und im Bayerischen Wald brauchen wir dringend eine neue Hoteldirektion.

Erst am späten Abend, als ich es mir mit einem Glas Rotwein auf dem Sofa gemütlich gemacht und Mo Benner schon fast wieder vergessen habe, trifft seine Antwort ein.

Hallo Caitlin,am 19. Oktober habe ich noch eine Lücke in meinem überfüllten Terminplan. Daher nehme ich Ihr Angebot gerne an.Liebe GrüßeMo BennerP.S.: Habe ich nur bei Ihrer Mutter einen bleibenden Eindruck hinterlassen?

Ich schnappe empört nach Luft. Was bildet er sich ein?

Doch dann drücke ich auf Antworten:

Hallo Mo,

es freut mich sehr, dass Sie den Termin einrichten können. Welche Gage schwebt Ihnen vor? Sie wissen ja, dass ich mich darin nicht so besonders auskenne. Wie wäre es mit dem Preis für zwei Übernachtungen in einem Fünf-Sterne-Falkner-Hotel? Den Betrag müsste ich allerdings erst mal googeln.Liebe Grüße,CaitlinP.S.: Ich glaube, Sie haben auch bei meiner Cousine Laurie einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Die Antwort kommt prompt, was mich ganz kribbelig macht:

;-)Dann würde ich mich erst mal schlau machen, welche Zimmer-Kategorien es in Ihren Hotels überhaupt gibt: Basic, Advance, Deluxe, Suite, … Penthouse?

P.S: Ihre Cousine Laurie zu beeindrucken war nicht besonders schwer.

Hm … Mich zu beeindrucken war auch nicht wirklich schwer. Ein bisschen Psychogeschwafel und ich war sprachlos.

Ein paar Minuten lang starre ich unentschlossen auf das Display. Ich bin mir zu unsicher, was Mo von mir denkt. Steckt er mich mit Laurie in eine Schublade? Kategorie: Verwöhnte Millionärstöchter? Ein leises Pling meldet eine weitere eingehende Nachricht.

Bin ich Ihnen mit der Bemerkung über Ihre Cousine zu nahe getreten?

Sofort antworte ich:

Nein, die war sehr passend. ;-)

Er schreibt direkt zurück:

Uff.Was halten Sie übrigens davon, wenn wir die Gage bei einem Treffen aushandeln und dann die weiteren Formalitäten klären? Am Sonntag in einer Woche spiele ich mit meiner Band im Haze. Das ist zwar eine etwas andere Musikrichtung als das, was Ihnen für die Feier Ihrer Mutter wahrscheinlich vorschwebt, könnte Ihnen aber einen Einblick in das Spektrum meines Leistungsangebotes bieten. Und wer weiß, vielleicht dekorieren Sie ja noch um und machen eine Space-Party?

Himmel! Ist er total verrückt? Eine Space-Party mit all diesen reichen Schnöseln! Bei dem Gedanken muss ich laut lachen.

Aber … Moment mal! Er hat eine Band? Und … er hat mich gerade um ein Treffen gebeten. Verflixt nochmal, er flirtet mit mir. Oder nicht? Plötzlich klopft mein Herz ein paar Takte schneller. Zögerlich tippe ich eine Antwort und der Cursor schwebt geraume Zeit über dem »Send«-Button, bis ich sie endlich abschicke:

Okay, warum nicht? Sie machen mich neugierig.

Keine fünf Minuten später meldet mein Posteingang eine neue Nachricht.

Super. Dann sehen wir uns am Sonntag.P.S.: Ich freue mich darauf, Sie wiederzusehen.

Ich erwidere mit hochrotem Kopf:

Ich mich auch.

Dann schließe ich hastig meinen Laptop, als hätte ich etwas Verbotenes gemacht.

Schon komisch. Als ich heute Morgen mit meiner Mutter telefoniert habe, wollte ich Mo lieber nicht für diese Feier engagieren. Und jetzt? Jetzt freue ich mich wie ein Teenager, weil ich weiß, dass ich ihn am Sonntag wiedersehen werde.

Kapitel 4

Cat

Der nächste Tag im Büro ist mal wieder einer von der unproduktiven Sorte. Statt mich um den Ersatz der unfähigen Hoteldirektion im Bayerischen Wald zu kümmern, was sich leider noch nicht von allein erledigt hat, googele ich das Haze und mache große Augen bei den Fotos und den Öffnungszeiten, die in meine Hauptschlafphase fallen. Ich war schon ewig nicht mehr in einem Club und dieser hier wirkt ganz schön … spacig. Außerdem wüsste ich gar nicht, mit wem ich dort hingehen soll. Meine wenige Freizeit verbringe ich mit Arbeit, die liegen geblieben ist, oder mit Erik. Für Freundinnen bleibt da nicht viel Platz und meine Schwester Charlotte, die ich prinzipiell sicherlich für dieses Konzert begeistern könnte, ist noch immer in Nizza.

Über die Homepage vom Haze gelange ich außerdem zur Seite von Mos Band B17. Ich verstehe nicht einmal alle Begriffe, mit denen sie ihre Musik beschreiben. Das Ganze wirkt ziemlich … abgefahren.

Um mehr Informationen zu bekommen, als die Homepage hergibt, schlage ich Stefina nach dem Mittagessen vor, in der Lounge einen Cappuccino zu trinken. Ich bin nicht der Typ, der persönlichen Kontakt zu seinen Angestellten sucht, weshalb sie zunächst überrascht wirkt, aber dennoch erfreut annimmt.

»Sag mal, kennst du das Haze?«, frage ich sie so beiläufig wie möglich, während sie eine Tasse in den Kaffeevollautomaten stellt und einen Latte Macchiato wählt.

»Ja, klar, das ist ein Club in der Innenstadt. Wir treffen uns fast jeden Freitag dort.«

Der Automat brummt laut, als er die Kaffeebohnen mahlt und dann die Milch aufschäumt. »Wer ist denn wir?«, rufe ich über den Lärm hinweg und streue Zucker auf meinen Cappuccino.

»Lukas, mein Freund, meine beste Freundin Vicky und die Jungs von ihrer Band. Mo Benner gehört auch dazu. Daher kenne ich ihn.«

Wir nehmen unsere Tassen und suchen uns einen Tisch in einer Nische. »Meine Mutter war übrigens so begeistert, dass sie Mo auch für ihre Geburtstagsfeier engagieren wollte.«

Überrascht schaut sie auf und lächelt mich an. »Oh, er ist wirklich toll, nicht wahr?«

»Ja. Das war eine super Idee von dir. Danke!« Eine Weile druckse ich herum, dann kommt mir eine Idee. »Er hat mich zu dem Konzert seiner Band am übernächsten Sonntag eingeladen. Gehst du auch hin?« Vielleicht … nimmt sie mich mit?

»Das Konzert von B17? Ja klar. Das wird super.«

»Woher kennst du die Band eigentlich?«, frage ich und schnippe einen Krümel vom Tisch.

»Vicky und ich kennen uns seit der Schulzeit. Sie hat Musik studiert und dabei Mo kennen gelernt und dann haben sie zusammen B17 gegründet. So eine Musik hast du noch nie gehört.«

»Wieso? Spielt Mo nicht Klavier?« Vielleicht sollte ich mich weniger nach Mo und etwas mehr nach Vicky erkundigen?

»Doch, aber ihre Musik ist kein Mainstream, auch kein Indie-Rock oder so was. Mal ganz leise und sphärisch, dann total laut und rockig, wirklich originell und gewöhnungsbedürftig und ein bisschen … strange. Ich liebe es, wenn Vicky singt. Sie hat eine tolle, elfenhafte Stimme, kann aber auch richtig losröhren.« Stefinas Augen leuchten entzückt.

»Aha …« Ich nippe an meiner Kaffeetasse, um meine Neugierde zu verbergen.

»Lukas und ich wollen übrigens diesen Freitag auch ins Haze. Hast du Lust, mal mitzukommen?«

Ich räuspere mich, weil ich mich vor Begeisterung an meinem Cappuccino verschluckt habe. Das wäre eine super Gelegenheit, schon einmal das Terrain zu sondieren. »Klar, sehr gern.«

Zwar bin ich schon mit Eriks Schwester verabredet, aber überhaupt nicht traurig, wenn ich dieses Treffen verschieben muss. Außerdem kribbelt es vor Aufregung in meinem Magen, weil ich endlich mal wieder »normal« ausgehen werde. Ohne High-Society-Gehabe und Armani-Kleid und hoffentlich auch ohne Presse!

Als ich am Freitagabend an unserem vereinbarten Treffpunkt auftauche, legt Stefina den Kopf schief und kommt dann zögerlich auf mich zu. Sie hält die Hand eines jungen Mannes, der gespannt zwischen uns beiden hin- und hersieht.

»Caitlin? Bist du das?«

»Jep. Wenn wir zusammen ausgehen, kannst du ruhig Cat zu mir sagen, meinst du nicht?«

Normalerweise versuche ich, eine gewisse Distanz zu meinen Angestellten zu wahren. Dazu gehört das Vermeiden von Spitznamen, weshalb ich mich bislang dagegen gesträubt habe, Stefina mit Steffi anzureden. Aber heute Abend brauche ich eine Freundin oder zumindest eine Komplizin.

Sie nickt. »Gern. Was hast du denn mit deinen Haaren gemacht?«

»Braun gefärbt. Zur Tarnung, damit morgen keine ungewollten Fotos in der Klatschpresse auftauchen!«

»Ah, natürlich!«

Den jungen Mann an ihrer Seite stellt sie mir als ihren Freund Lukas vor. Er wirkt eingeschüchtert, vermutlich weil er mit der Falkner-Hotel-Erbin unterwegs ist, aber ich wette, er ist nicht halb so nervös deswegen wie ich, weil ich ausgehe und vielleicht sogar Mo wiedersehen werde.

Verstohlen mustere ich Steffis Outfit. Sie trägt eine enge, weiße Jeans und dazu ein schulterfreies, türkisfarbenes Top, was zu ihrem gebräunten Teint einfach super aussieht. Lukas’ graue Jeans hat mehr Löcher als Stoff an den Knien und das schwarze T-Shirt ist so eng, dass es seine antrainierten Muckis eindrucksvoll zur Schau stellt. Bin ich überhaupt passend angezogen? Ich öffne meinen Mantel und zeige Steffi mein kurzes schwarzes Kleid.

»Ist das okay? Ich war schon ewig nicht mehr in einem Club.« Zum letzten Mal vor zwei Jahren bei meiner Abschlussfeier.

Der Stoff des Kleides ist fließend und hört kurz oberhalb des Knies auf. Ein schulterfreier Neckholder mit einem riesigen tropfenförmigen Ausschnitt, der einen Großteil meines Rückens freigibt. Wegen des Mantels kann Steffi diesen Teil des Kleides nicht sehen, aber dass sie »das kleine Schwarze« mit einem »Daumen hoch« prinzipiell absegnet, beruhigt mich.

Gegen halb zwölf treffen wir im Haze ein. Um diese Uhrzeit schlafe ich für gewöhnlich schon. Wie langweilig ich geworden bin. Liegt das daran, dass ich mit einem zehn Jahre älteren Mann zusammen bin?

Neugierig nehme ich den zylinderförmigen Club unter die Lupe. Eine Rampe schraubt sich um die Tanzfläche herum an der Wand entlang nach oben. Längs der Balustrade sind Tische angebracht, von denen man auf die Tanzfläche heruntersehen kann. Das Ganze erinnert mich an ein Parkhaus, denn egal wo man steht, es fühlt sich irgendwie schief an.

Steffi führt uns zielstrebig in die erste Etage zu einer kleinen Gruppe von drei Personen. Die rothaarige, zierliche Frau quietscht vergnügt auf, als sie uns entdeckt. Sie klatscht in die Hände und umarmt Steffi überschwänglich. Steffi stellt sie mir als Vicky vor.

»Das ist Paul, Vickys Freund und der Drummer von B17, und der da ist Flo, der Bassist«, erklärt sie und zeigt auf die beiden Männer. Beiden reiche ich zur Begrüßung die Hand, dann sehe ich mich suchend um. Steffi ruft ihrer Freundin über die laute Musik hinweg zu: »Wo ist Mo?«

»Der hat heute Abend noch einen Auftritt in einer Cocktailbar. Kommt später nach.«

Ich atme erleichtert auf. Das trifft sich ganz gut, denn so bleibt mir ein wenig Zeit, um mich zu akklimatisieren.

Das Haze ist brechend voll. Neugierig sehe ich den Menschen auf der Tanzfläche zu und nippe an meinem Cocktail. Ich bewundere es, wenn Menschen sich so zwanglos zur Musik bewegen können. Sobald ich eine Tanzfläche betrete, habe ich Gewichte an den Füßen und mein Körper wird ganz steif. Während Vicky und Steffi Neuigkeiten austauschen, kommt Paul zu mir und stützt die Ellenbogen auf der Balustrade ab.

»Steffi sagte, du interessierst dich für unsere Band?«

»Ehrlich gesagt kann ich nicht viel mit dem anfangen, was sie mir über eure Musik gesagt hat, und genau das hat mich neugierig gemacht.«

Er lächelt und nickt dabei. »Wir können dir eine Aufnahme von uns geben, wenn du mal reinhören möchtest.«

»Ja, gerne. Wer schreibt denn die Songs? Ihr alle zusammen?«

»Mo und Vic entwickeln die Basis und dann basteln wir zusammen daran weiter.«

Ein neuer Song setzt ein und Vicky jubelt auf, drückt Paul ihre Bierflasche in die Hand und stürmt Sekunden später die Rampe hinab auf die Tanzfläche. Paul schüttelt lachend den Kopf und folgt ihr mit den Augen. Das Lied kenne ich nicht, aber es ist … hm … speziell. Genauso wie Vickys Tanzstil. Grazil und ausdrucksstark, die Musik lenkt ihre Bewegungen, fließt durch ihre Adern. Voller Bewunderung sieht Paul ihr beim Tanzen zu.

»Willst du zu ihr? Ich kann auf eure Getränke aufpassen«, biete ich an, doch er schüttelt abwehrend den Kopf. »Nein, danke. Ich haue lieber auf ein Schlagzeug ein. Tanzen ist nicht so mein Ding.«

Also bitte ich ihn, kurz meinen Cocktail zu verwahren, und verschwinde auf die Toilette. Als ich in den Spiegel schaue, bekomme ich einen Schreck, wie jedes Mal, wenn ich mich mit dunklen Haaren sehe und im ersten Moment selbst nicht erkenne.

Ob Mo noch kommen wird? Eigentlich egal, denn selbst wenn er nicht mehr hier auftaucht, verbringe ich einen netten Abend mit originellen Leuten. Normale Menschen, keine High Society!

Als ich zu den anderen zurückkehre, hängen sie wie gebannt über der Balustrade und sehen auf die Tanzfläche, von wo Begeisterungsrufe, Pfiffe und Anfeuern zu hören sind. Neugierig blicke ich hinunter. Inmitten der runden Piste hat sich ein Ring um ein tanzendes Paar gebildet, das die verrücktesten Figuren zu der verrücktesten Musik aufführt, die ich je gehört habe. Sie bewegen sich absolut synchron und doch wirkt das ganze spontan und auf keine Weise einstudiert. Eher so, als würden sie sich gegenseitig inspirieren und direkt auf einander reagieren. Ich bin nicht verwundert, als ich in der Frau mit den roten Haaren Vicky erkenne. Aber mir stockt der Atem, als ich begreife, wer der Mann ist, der mit ihr tanzt.

Mo.

Meine Beine werden weich, weil ein heftiger Adrenalinschub durch meinen Körper rauscht. Mo ist da! Und wie er tanzt! Eng umschlugen wiegt er sich mit Vicky zur Musik, was atemberaubend … erotisch aussieht.

Verstohlen schaue ich zu Paul hinüber. Stört es ihn gar nicht, dass Vicky sich mit geschlossenen Augen an Mo schmiegt? Er beobachtet jede ihrer Bewegungen ganz genau, aber ist das nun Eifersucht, Wachsamkeit oder gar Bewunderung? Schließlich kann ich meine Neugierde nicht mehr zügeln. »Ich dachte, Vicky sei deine Freundin?«

Er blickt mich an, als hätte ich ihn aus einer anderen Welt geholt. »Du meinst, weil sie so mit Mo tanzt?«

Ich nicke und er grinst.

»Stört dich das gar nicht?«, frage ich verwirrt.

»Das erste Mal, als ich sie so habe tanzen sehen, hat es mich gestört. Da habe ich Mo eins auf die Nuss gegeben, wovon er immer noch eine Narbe trägt. Hier!« Paul fährt sich mit dem Finger über die Augenbraue. »Die beiden konnten meine Aufregung überhaupt nicht nachvollziehen und Vicky war stinksauer auf mich. Mo und Vicky kennen sich schon viel länger als wir, aber da ist nie was gelaufen. Das ist einfach nur ihre Art zu tanzen. Sie … keine Ahnung … fühlen das gleiche. Verrückt, nicht wahr? Wenn ich ihr das Tanzen verbiete, macht sie Schluss mit mir.«

Er lacht, woraus ich schließe, dass er übertreibt. »Und Mo weiß, dass ich ihm noch eine reinhauen würde, wenn er irgendetwas bei Vicky versuchen würde, was nicht mehr als Tanzen einzustufen wäre.«

Fasziniert sehe ich wieder hinunter zu den beiden. Vicky biegt sich in Mos Armen und er folgt ihren Bewegungen mit seinem Körper, mit seinen Händen, den Hüften … Für einen Außenstehenden wirkt dieser Tanz einfach nur wahnsinnig sexy!

»Hey, kommt ihr mit Billard spielen?«, fragt Lukas in die Runde. Paul und Flo stimmen sofort zu, während Steffi und ich noch von dem Geschehen auf der Tanzfläche hypnotisiert sind. Beim nächsten Song beginnt sie allerdings so begeistert zu wippen, dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme.

»Warum gehst du nicht tanzen?«, schlage ich ihr vor.

»Kommst du mit?«

Ich schüttele entsetzt den Kopf.

»Dann bleibe ich auch hier.«

Nun muss ich lachen, weil mich ihre Loyalität rührt. »Geh ruhig, ich halte die Stellung.«

Entschlossen schiebe ich sie an den Schultern auf die Rampe Richtung Tanzfläche.

Unten angekommen steuert sie direkt auf Vicky und Mo zu. Mo sieht flüchtig zur ersten Etage auf. Spricht Steffi etwa von mir? Als ich mich frage, ob ich ihm zuwinken soll, hat er sich schon wieder Steffi zugewandt. Mir rutscht das Herz in die Hose. Vielleicht sollte ich auch tanzen gehen? Aber Tanzen war noch nie meine Stärke. Und dann auch noch zu dieser Musik!

Während Mo weiter mit Steffi redet, lehnt Vicky ihren Kopf entspannt an seine Schulter und wiegt sich im Rhythmus der Musik. Schließlich nickt Mo, schiebt Vicky ein Stück von sich und verlässt die Tanzfläche. Mein Herz beginnt zu rasen, als mir klar wird, dass er die Rampe hinauf zu mir kommt. Was mache ich denn jetzt? Was soll ich sagen?

Ich befürchte, kein einziges Wort herauszubekommen, wenn er gleich vor mir steht und kralle mich noch ein bisschen fester an die Balustrade, um Haltung zu bewahren.

Doch Mo läuft einfach an mir vorbei. Ich sehe ihm nach, beobachte ihn, wie er ganz offensichtlich jemanden sucht. Als er sich umdreht, wahrscheinlich um auf die Tanzfläche zurückzukehren, schiebe ich mich vor ihn.

»Hey … hallo … Mo!« Oh Shit! Was für ein peinliches Gestammel!

Seine Augen weiten sich vor Überraschung. »Caitlin? Ich habe dich … äh … Sie … gar nicht erkannt.« Vom Tanzen sind seine Wangen gerötet und sein Haar ist zerzaust, weil Vicky wohl ihre Hände mehrfach darin vergraben hat. Er trägt ein dunkles Hemd zur ausgewaschenen Jeans und sieht einfach umwerfend aus.

»Das Du ist schon okay«, will ich ihn aus seiner misslichen Lage befreien, aber er starrt wie gebannt auf meine Haare.

»Hm?«

»Für mich ist es okay, wenn wir Du sagen«, wiederhole ich mein Angebot, ein wenig erleichtert, weil er genauso überrumpelt wirkt wie ich. »Und Cat. Also nenn mich Cat.«

»Okay … Cat … du siehst … anders aus mit den dunklen Haaren.«

»Deshalb ist die Presse noch immer der Meinung, ich sei nicht nachtaktiv.« Was ja leider auch stimmt. Aber in Zukunft geändert wird, da bin ich fest entschlossen.

Er lächelt. Ein Kribbeln macht sich in meinem Bauch breit.

»Ich denke übrigens, dass du deinen Beruf verfehlt hast«, spiele ich auf seine außergewöhnliche Tanzeinlage an.

Ein wenig verlegen sieht er zu Boden, aber sein Lächeln wird noch breiter. »Dann verstehe ich nicht, warum du mich für den Geburtstag deiner Mutter engagiert hast.«

»Huch, so habe ich das nicht gemeint!«, rudere ich zurück. Auf keinen Fall wollte ich sein Können als Pianist in Frage stellen. An seinen blitzenden Augen wird mir jedoch klar, dass er es auch nicht falsch verstanden hat.

Ein neues Lied setzt ein und verändert ein weiteres Mal die Stimmung im Club. Ich runzle die Stirn, denn es klingt wie ein Western- oder Country Song und passt so gar nicht hier her. Doch der Reaktion der Leute nach zu urteilen, die grölend auf die Tanzfläche strömen, handelt es sich um einen Klassiker, der wahrscheinlich jeden Abend einmal gespielt wird.

Mo hält mir seine Hand hin. »Magst du tanzen?«

»Was?«, frage ich überrumpelt. »Nein! Ich … ähm … kann nicht so tanzen, wie du mit Vicky getanzt hast.«

Wieder lacht er. »Zu der Musik kann man auch nicht so tanzen, wie Vicky und ich getanzt haben. Komm, vertrau mir, es macht Spaß!«

Bevor ich weiß, wie mir geschieht, schlage ich ein und lasse mich von ihm die Rampe hinunter zur Tanzfläche führen. Dort angekommen wippe ich etwas unbeholfen im Takt. Mein Gott, was mache ich hier?

Da legt Mo meine linke Hand auf seine Schulter, während er seine rechte auf meinem oberen Rücken platziert. Als seine Finger meine bloße Haut berühren, erschaudere ich. Ob er es bemerkt hat? Dann hebt er unsere beiden anderen Hände in Kopfhöhe und macht ein feierliches Gesicht. Will er jetzt etwa Standard mit mir tanzen? Doch er verschränkt seine Finger mit meinen, zwinkert mir zu, beugt sich zur Seite und einen Augenaufschlag später galoppiert er mit mir um die völlig überfüllte Tanzfläche herum. Nachdem ich den ersten Schreck überwunden habe, fange ich an zu lachen, kann gar nicht mehr an mir halten und genieße es, wie er mich sicher durch die vielen Menschen lotst, und zwar ohne schwerwiegende Kollateralschäden. Am Ende des Liedes bin ich völlig außer Atem und meine Bauchmuskeln brennen, aber der DJ lässt uns keine Zeit zum Verschnaufen, sondern legt ein noch schnelleres Lied auf. Diesmal verhakt Mo unsere Ellenbogen ineinander und wirbelt mich herum, bis mir ganz schwindelig wird. Auf der Tanzfläche bilden sich mehrere Grüppchen, die auf diese Art miteinander tanzen, sodass ich von einem Partner zum nächsten fliege, bis ich am Ende wieder bei Mo lande. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so viel gelacht habe.

Zum Glück ist der nächste Song ruhiger und ich gelange wieder zu Atem. Mos Augen leuchten, als er die Arme um meine Taille legt und mich zu sich zieht.

Ich halte die Luft an. Wahrscheinlich denkt er sich nichts dabei, er passt lediglich seinen Tanzstil der Musik an. Das war es doch, was Paul mir vorhin erklärt hat. Dass ich hier und jetzt eng mit ihm tanze, hat überhaupt nichts zu bedeuten.

Das Problem ist nur, dass ich mir sehr wohl etwas dabei denke, weil ich nämlich ganz viel dabei fühle.

Zaghaft schlinge ich meine Arme um seinen Nacken und versuche, nicht so angespannt und verkrampft zu wirken und vor allem nicht so hilflos, wie ich mich gerade fühle. Mos Hand berührt die Haut an meinem Rücken und ich kann jede seiner Fingerkuppen wie einen glühenden Punkt spüren. Er riecht wahnsinnig gut und sein Atem streift meine Wange. Unsere Bewegungen werden langsamer, mein Atem dafür umso schneller. Mo zieht mich schließlich so weit an sich heran, dass ich seinen Körper an meinem spüre, das Heben und Senken seiner Brust, seine Wärme. Seine Hände rutschen tiefer und verweilen auf meinen Hüften. Da wird mir bewusst, dass wir uns überhaupt nicht mehr bewegen. Ich hebe den Kopf und sehe direkt in seine Augen, die durch die Schatten seiner Wimpern dunkler wirken als sonst. Die Musik nehme ich nicht mehr wahr, nur noch das Pochen meines wild klopfenden Herzens. Und die Lichter, die um uns herum flackern und mich glauben lassen, alles würde sich drehen. Mos Mund ist geöffnet und so nah vor mir. Ich bräuchte mich nur ein wenig auf die Zehenspitzen zu stellen, dann könnte ich diese sinnlich geschwungenen Lippen mit den meinen berühren.

Jemand stößt gegen meinen Rücken und für einen kurzen Moment werde ich noch enger gegen Mo gedrängt. Erschrocken reiße ich die Augen auf. Was passiert hier? Ich bin doch mit Erik zusammen, habe sogar seinen Heiratsantrag angenommen. Das hat Mo mir auf der Gala selbst vorgehalten. Warum sollte es ihn also heute nicht mehr stören? Warum stört es mich nicht?

Ruckartig mache ich mich von ihm los und weiche zurück. Im ersten Moment wirkt er verwirrt, doch dann senkt er den Blick und beißt sich auf die Lippe. Wahrscheinlich hat er sich auch gerade an Erik erinnert.

»Entschuldige, ich … ich muss los«, stammele ich.