The Melody of Us - Lorena Schäfer - E-Book

The Melody of Us E-Book

Lorena Schäfer

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Beschreibung

Eine Liebesgeschichte so schön wie ein Love Song Nach ihrer Trennung braucht Popstar Hayden keine weitere Beziehung im Rampenlicht – doch NFL-Bad Boy Nash verdreht ihr den Kopf Hayden Brooks ist eine der erfolgreichsten Popsängerinnen der Welt, doch nach der Trennung von ihrem Ex konzentriert sie sich auf ihre Musik. Um Kontrolle über ihr Image zurückzugewinnen, geht sie einen Werbedeal ein. Ausgerechnet Footballer Nash Jenkins ist ihr Co-Star für die Kampagne, und Hayden will mit ihm und seinem Bad Boy-Image zuerst möglichst wenig zu tun haben. Eine weitere Beziehung unter den Augen der Öffentlichkeit ist ohnehin das Letzte, was sie gerade will – doch als sie hinter seine toughe Fassade blickt, kann sie plötzlich an niemand anderen mehr denken. Mit den Tropes »Strangers to Lovers«, »Forced Proximity« und »Celebrity Romance«

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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© everlove, ein Imprint der Piper Verlag GmbH, München 2025

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München) mit abavo vlow (Buchloe)

Redaktion: Jara Dressler

Covergestaltung: FAVORITBUERO, München

Covermotiv: Bilder unter Lizenzierung von Shutterstock.com und AdobeStock genutzt

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Inhalt

Inhaltsübersicht

Cover & Impressum

Contentwarnung

Widmung

Haydens & Nashs Playlist

Haydens Playlists für alle Lebenslagen

Intro (Nash’s Version)

Track 1

Thoughts Louder Than the Crowd

Track 2

His & Hers & Mine

Track 3

Bad Reputation. Great Jawline.

Track 4

This Looks Like Trouble

Track 5

Shiny But Shaking

Track 6

The Choreography of Disaster

Track 7

About Songs and Self-doubt

Track 8

If I Didn’t Know Better

Track 9

Turbulences Included

Track 10

Window Seat and Heartbeat

Track 11

Small Town Interlude

Track 12

Leave the Porch Light On

Track 13

Behind Every Favorite Song

Track 14

No Bad Boys (Until You)

Track 15

Almost Something

Track 16

Still Sugar Hill

Track 17

Pink Sky & Polaroids

Track 18

Dress Code: Complicated

Track 19

Stars, Stripes & Trouble

Track 20

Reputation Or Reality

Track 21

The Melody I Forgot

Track 22

The Fragrance Of False Hope

Track 23

This Is Me, Pretending It Doesn’t Hurt

Chorus (Nash’s Version)

Track 24

My Favorite Risk

Track 25

Curated by Heart

Track 26

Handle With Care

Track 27

You Had Me at »Cleveland«

Track 28

Backyard Stage and Front Row Feelings

Track 29

The One He Brought Home

Track 30

A Cottage-Core Lovestory

Track 31

Lakeside Afterglow

Track 32

Ballads & Bruises

Track 33

Memories in e Minor

Track 34

Love In Disguise

Track 35

Alone In the Crowd

Track 36

The Soundtrack of Irony

Track 37

Karma Is My Co-Writer

Track 38

Mid-August Heartbreak

Track 39

This Is Not A Love Song

Track 40

Red Carpet, Red Flag

Track 41

His Silence Was Love

Track 42

Nothing to Lose But Myself

Track 43

Wings Unfolding

Track 44

Like Real People Do

Outro (Nash’s Version)

Contentwarnung

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

Contentwarnung

Liebe Leser:innen,

dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte. Um euch das bestmögliche Leseerlebnis zu ermöglichen, findet ihr deshalb am Ende des Buchs eine Contentwarnung.

Lorena und euer everlove-Team

Widmung

Für alle, die aus dem Takt gekommen sind.

Lasst euer Herz den Rhythmus vorgeben.

Haydens & Nashs Playlist

Welcome To New York (Taylor’s Version) – Taylor Swift

Radio – Lana Del Rey

July – Noah Cyrus

Scared To Start – Michael Marcagi

Fallin’ All In You – Shawn Mendes

Please Please Please – Sabrina Carpenter

Dreams – Fleetwood Mac

I Remember Everything – Zach Bryan(feat. Kacey Musgraves)

I Love You, I’m Sorry – Gracie Abrams

Resin – Duston Tebbutt

BLUE – Billie Eilish

All Too Well (Taylor’s Version) – Taylor Swift

Holocene – Bon Iver

Sweet Creature – Harry Styles

Chemical – Post Malone

Wicked Game – Chris Isaak

Better – SYML

Light On – Maggie Rogers

Everywhere, Everything – Noah Kahan, Gracie Abrams

ceilings – Lizzy McAlpine

Magic – Coldplay

Like Real People Do – Hozier

Lover – Taylor Swift

Haydens Playlists für alle Lebenslagen

PJs, Ice Cream & Existential Crisis

Songs wie ein kuscheliger Hoodie – fangen dich auf, wenn du dich selbst verlierst

Shower Cringe

Dramatische Balladen für alle, die unter der Dusche ihre peinlichsten Momente Revue passieren lassen

Lyrics I’d tattoo on my wrist

Haydens Lieblingssongs – weil manche Textzeilen mehr sagen als tausend Worte

Hair Down, Windows Down, Volume Up

Musik, bei der man einfach losfährt, um sich selbst wieder zu spüren. Wichtig: Laut genug aufdrehen, um alle Gedanken zu übertönen

Main Character Energy

Beats für den Soundtrack deines Lebens

Fake Smile, Real Lipstick

Bittersüßer Pop, wenn das Leben auseinanderfällt, aber der Lippenstift sitzt

My Ex Hates This Playlist (So I Play It on Repeat)

Keine weitere Erklärung nötig, oder?

Hit(s) Rock Bottom

Sometimes you just have to feel the pain!

Intro (Nash’s Version)

Die kleinen Buchstabenperlen klackern leise, als ich sie durch die Finger gleiten und dabei beinahe fallen lasse. Wieso fällt mir das nur so verdammt schwer?

Ich habe schon in den letzten Minuten eines Spiels vor Tausenden von Zuschauern den perfekten Wurf gemacht – doch hier in dem winzigen Perlenladen habe ich plötzlich schweißnasse Hände. In jedes der vielen Regale sind bis unter die Decke fein säuberlich sortierte Gläser und Schalen gestapelt, und ich muss aufpassen, in den schmalen Gängen nichts umzuwerfen. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in so einem Geschäft stehen würde.

»Kann ich Ihnen helfen?« Die ältere Dame hinter dem Tresen mustert mich neugierig über ihre Brillenränder hinweg.

»Nein, danke«, erwidere ich und ziehe mir meine Cap noch tiefer ins Gesicht. Weil ich das hier allein schaffen möchte und weil ich unbedingt vermeiden will, dass sie mich erkennt.

Vorsichtig nehme ich ein H aus einer der Schalen, dann ein A und ein Y, bis ich HAYDEN in meiner Handfläche liegen habe. Ich betrachte den Namen, der mein Herz sofort schneller schlagen lässt. Es kommt mir komisch vor, meine Gefühle für sie mit diesen kleinen Plastikperlen auszudrücken. Aber das Armband soll ihr zeigen, was ich für sie empfinde – so machen es ihre Fans.

Ich überlege einen Moment und schütte die Buchstaben zurück in ihre Schalen. Dann fange ich von vorn an. Erst ein S, dann ein P. Konzentriert suche ich alle Perlen zusammen, bis der Satz SPREAD YOUR WINGS vor mir liegt.

Es ist keine riesige Geste und auch keine aufwendige Liebesbekundung, wie sie es eigentlich gewohnt ist. Doch meine Hoffnung ist, dass sie ganz genau versteht, was diese Worte bedeuten …

Track 1

Thoughts Louder Than the Crowd

Hayden – Sechs Wochen zuvor

Ein Profi lässt sich niemals anmerken, was in ihm vor sich geht. Mantraartig wiederhole ich den Satz, den ich schon seit Jahren verinnerlicht habe, in Gedanken. Auch wenn ich am liebsten von der hell erleuchteten Bühne des Madison Square Gardens stürmen würde, um damit der ganzen Welt zu zeigen, was ich tatsächlich fühle. Sprichwörtlich der ganzen Welt, denn vier Millionen Zuschauer sehen sich die American Music Awards an.

Was sie in diesem Moment sehen, ist mein Gesicht in Großaufnahme: sorgsam geschminkte Smokey Eyes, ein Hauch Glitzer auf den Wangen und knallrote Lippen, die ich jetzt versuche, zu einem Lächeln nach oben zu ziehen.

»Das ist dein erster großer Auftritt, seitdem du mal wieder verlassen wurdest – glaubst du tatsächlich noch an die große Liebe, wie du in deinen Songs behauptest?«, wiederholt der Moderator Vince Slater seine unverschämte Frage, und seine Stimme hallt in der riesigen Arena nach. Die Zuschauer johlen und schreien, doch ich höre auch einige Buh-Rufe.

Ich habe immer geahnt, dass mir Vince meine Abfuhr auf der Coachella Afterparty vor vier Jahren nicht verziehen hat. Dass er allerdings so weit gehen würde, hätte ich nicht einmal ihm zugetraut. Er grinst mich mit seinen gebleckten Zähnen an, die so weiß sind, dass er Caesar Flickerman aus Die Tribute von Panem Konkurrenz machen könnte. Tatsächlich fühle ich mich, als würde er mich gerade ebenfalls in eine Arena werfen, in der ich nun schutzlos kämpfe.

»Ist die Liebe mit all ihren Gefühlen nicht immer ein guter Grund für Musik?«, weiche ich ihm aus.

Er lacht leise in sich hinein. »Ob Jasper das auch so sieht? Ich gehe doch davon aus, dass er der Glückliche ist, über den du singst?«

Der Lärm aus dem Publikum wird immer lauter, während sich Schweißperlen auf meiner Stirn sammeln. Nein!, will ich rufen, mein Ex-Freund hat nichts mit diesem Song zu tun. Ich habe ihn geschrieben, bevor Jasper mir das Herz einfach herausgerissen hat!

Ich versuche, ruhig zu atmen, und sehe aus den Augenwinkeln, wie meine Managerin Gwen am Bühnenrand wild gestikulierend auf den Aufnahmeleiter einredet. Keine Fragen zum Privatleben stand im Vertrag für den Auftritt. Doch sie kann mir in diesem Moment nicht helfen – bei einer Liveshow bin ich ganz auf mich allein gestellt.

Ich wäge ab, ob es den Shitstorm wert wäre, Vince hier und jetzt meine Meinung zu sagen. Doch ich bin nicht dort hingekommen, wo ich heute bin, weil ich auf jeden Mist eingehe, der mir hingeworfen wird. Runterschlucken und weitermachen. Anders funktioniert eine Karriere im Musikbusiness nicht.

»Das bleibt mein Geheimnis«, antworte ich also mit einem Lächeln, anstatt Vince dorthin zu treten, wo es richtig wehtut, und gehe winkend von der Bühne. Auf die Schnelle ist mir nichts Schlagfertigeres eingefallen, denn sobald es um Jasper geht, bestehen meine Gedanken nur noch aus Watte.

Der Scheinwerfer folgt mir und ich winke weiter, bis ich hinter der Bühne verschwunden bin. Sofort eilt eine Tontechnikerin auf mich zu, um das Mikrofon von meinem Minikleid zu entfernen, doch ich komme ihr zuvor und reiße es selbst ab. Sorry, Benji, entschuldige ich mich gedanklich bei meinem Stylisten, denn bestimmt sind gerade einige Pailletten dabei kaputtgegangen. Aber ich will einfach nur noch weg.

Gwen wendet sich von dem inzwischen bleichen Aufnahmeleiter ab und hält mir eine Wasserflasche entgegen. Ich nehme sie und wir gehen schweigend nebeneinander her durch die langen Gänge der Arena. Gwen kennt mich in- und auswendig und weiß, dass ich jetzt nicht sprechen will. Erst als wir in der Garderobe angekommen sind und sie die Tür hinter mir geschlossen hat, bricht es aus mir heraus: »Shit, shit, shit, shit, shit!« Ich schleudere die Wasserflasche auf das große Sofa in der Ecke und raufe mir die Haare.

»Das wird ein Nachspiel für Vince Slater haben«, verspricht Gwen mir und sieht mich mit einer Mischung aus Genugtuung und Sorge an, denn sie weiß ebenso wie ich, dass die Schlagzeilen bereits nicht mehr aufzuhalten sind.

Es war mein erster offizieller Auftritt seit der Trennung von Jasper. Ich wollte die Öffentlichkeit daran erinnern, dass ich Sängerin bin und nicht nur Futter für die Klatschpresse. Seit Wochen kursieren Gerüchte und Schlagzeilen über mich und mein Liebesleben. Seit Jasper und ich nicht mehr als perfektes Promi-Paar auftreten, haben sich die Journalisten auf mich eingeschossen. Egal, was ich mache – noch am selben Tag ist ein Foto davon online. Ein Paparazzo hat mich beim Müllrausbringen erwischt, sofort wird getitelt: »Brooks allein zu Haus – ist die Sängerin am Ende?« Benji und ich sind zusammen unterwegs – »Hat sie schon längst einen Neuen? Warum Hayden das Single-Leben hasst«.

»Wie schlimm war es?«, frage ich Gwen und lasse mich auf das Sofa sinken.

Ich arbeite schon seit Jahren mit ihr zusammen, weil sie mich nicht in Watte packt, sondern wir offen über alles sprechen. Sie ist viel mehr als meine Managerin und gehört praktisch zur Familie.

»Man hat dir angesehen, wie sehr er dich mit der Frage provoziert hat«, erklärt sie und streicht sich die Strähnen ihres Ponys aus der Stirn. »Aber das werden wir zu etwas Gutem verarbeiten. Wir werden die Schlagzeilen in eine andere Richtung lenken:Aus welchem Jahrhundert stammt Vince Slater, wenn er Frauen immer noch auf ihren Beziehungsstatus degradiert? Ich werde gleich mit dem People Magazine und Us Weekly telefonieren.« Sie reicht mir einen Bademantel. »Wir bringen das wieder in Ordnung, Hayden. So wie wir es immer tun.«

Erst jetzt merke ich, dass ich zittere, und schlüpfe dankbar in den Bademantel. Das Adrenalin des Auftritts lässt nach, und ich fühle mich mit einem Schlag erschöpft. Ich hatte mich auf den Abend gefreut. Da mein neues Album erst in einigen Monaten veröffentlicht wird, war ich nicht nominiert und wollte einfach den Auftritt und die Show genießen.

Ich betrachte das wunderschöne rote Kleid mit langem Rückenausschnitt, das perfekt gebügelt für die After-Show-Party an einem Ständer hängt.

Gwen folgt meinem Blick. »Was willst du tun?«

Ich reibe mir die Schläfen. »Wenn ich zur After-Show-Party gehe, werde ich das Gesprächsthema Nummer eins sein. Wenn ich mich dort nicht blicken lasse, erst recht.«

Egal, wie ich es drehe – ich ziehe den Kürzeren. Jede meiner Bewegungen wird verfolgt, jeder meiner Sätze auseinandergenommen. Es ist der Preis, den ich für meinen Erfolg zahle. Ich liebe es, dass ich mit meiner Musik so viele Menschen erreiche, und will mich nicht darüber beschweren, denn ich weiß, wie privilegiert ich bin. Nur manchmal würde ich mich gern für einen kurzen Moment unsichtbar machen.

»Es ist deine Entscheidung«, bestärkt mich Gwen. »Ich kümmere mich darum, den Schaden so gering wie möglich zu halten.«

Ich weiß es zu schätzen, wie sehr sie mich unterstützt, doch ich fühle mich unsicher. Normalerweise habe ich ein klares Ziel vor Augen und entscheide schnell, doch die letzten Monate haben mich verunsichert.

Gwen sieht mich immer noch erwartungsvoll an.

»Ich werde nach Hause fahren«, beschließe ich. Eine große Packung Peanut Butter Cups und ein Serienmarathon klingen tausendmal besser als Low-Carb-Kanapees und mitleidige Blicke.

Während ich wieder in Jeans und T-Shirt schlüpfe, gibt Gwen meinem Bodyguard Ryan Bescheid, dass sich die Pläne für den Abend geändert haben, und einen Moment später klopft es auch schon.

Ryan öffnet die Tür und nickt mir zu. »Miss H.« Ich habe ihn schon unzählige Male gebeten, mich Hayden zu nennen, aber in diesem Punkt bleibt er stur.

Ich nehme meine Tasche und lasse das Outfits hängen. Gwen wird dafür sorgen, dass alles aus der Garderobe abgeholt wird. Wir folgen Ryan, und ich versuche, den vielen Mitarbeitern der Show, die durch die Gänge hasten, so unauffällig wie möglich auszuweichen. Was mit einem Zwei-Meter-Bodyguard ein sinnloses Unterfangen ist. Ich spüre die Blicke auf mir und bin erleichtert, als wir in der Tiefgarage in den schwarzen Van steigen, der schon auf uns wartet. Gwen hinten mit mir, Ryan vorne neben dem Fahrer – wie immer. Wir fahren los, und ich bin froh über die verdunkelten Scheiben, denn vor der Einfahrt warten bereits Paparazzi.

Der Fahrer beschleunigt auf die 8th Avenue, und ich muss mich zwingen, die Scheiben nicht nach unten zu lassen, um die warme Luft dieser Juninacht auf der Haut zu spüren. Die funkelnden Lichter von New York fliegen vorbei und verschwimmen mit meinen Gedanken, die immer noch um den Auftritt kreisen. Und obwohl Gwen neben mir sitzt und Ryan wie jeden Tag mein Begleiter ist, fühle ich mich auf einmal schrecklich einsam.

Track 2

His & Hers & Mine

»Nein, nein, nein … ja!« Ich wische mit dem Daumen über Willows Handydisplay, während ich mit der anderen Hand ein Stück Cheesecake auf die Gabel spieße.

»Hey, du solltest doch nur ihr Profilbild ansehen. Hör auf, für mich zu tindern!« Willow lacht und versucht mir das Handy aus der Hand zu nehmen.

»Ich kann nicht tindern, also muss ich diese wichtige Erfahrung durch dich erleben«, erwidere ich und halte das Handy nach oben.

»Du hast die Ich-bin-berühmt-und-deswegen-zu-bemitleiden-Karte heute schon mal ausgespielt.«

»Habe ich?«, frage ich überrascht, und Willow nutzt den Moment, um mir das Handy wegzuschnappen.

Sie sieht auf den Bildschirm. »Oh, sie ist süß.«

»Sag ich doch«, meine ich zufrieden und lasse mich ins Sofa zurücksinken. »Habe ich je einen schlechten Swipe für dich gemacht?«

Sie überlegt. »Die Medizinstudentin mit dem Totenschädel über ihrem Schreibtisch war etwas seltsam.«

»Das konnte ja keiner ahnen«, verteidige ich mich.

»Doch, ihr Profilspruch Wear your scars like armor and your skull like a crown hätte uns stutzig werden lassen sollen.«

Wir fangen beide an zu lachen, und ich stecke mir noch ein weiteres Stück Cheesecake in den Mund. Hier in diesem Moment fühle ich mich sicher – mit meiner besten Freundin in meinem Wohnzimmer. Keiner kann uns sehen, niemand kann ein Foto davon machen und etwas darüber schreiben. Bei Willow kann ich für ein paar Stunden einfach nur ich sein.

»Welche Playlist ist das?«, fragt sie und deutet auf die großen Lautsprecher, aus denen July von Noah Cyrus erklingt.

»PJs, Ice Cream & Existential Crisis.« Mein Spotify-Account ist voll von solchen Namen. Es ist ein Hobby von mir, für jede Situation die perfekte Playlist zu bauen.

Willow sieht mich nun besorgt an. »Willst du über gestern reden?«

Ich atme laut aus. »Gwen hat bereits ein Meeting mit den Verantwortlichen der AMAs angesetzt, doch jetzt ist es sowieso schon zu spät. Der Auftritt ist wahrscheinlich millionenfach auf YouTube geklickt worden. Und bestimmt gibt es schon passende Memes.« Natürlich konnte ich gestern trotz drei Folgen Gilmore Girls am Stück nicht einschlafen und dachte stattdessen darüber nach, wie jede meiner Gefühlsregungen auf der Bühne analysiert wurde.

»Zum Glück googeln wir so etwas nicht, richtig?«, fragt Willow streng.

Ich schüttle den Kopf. »Den Fehler mache ich noch einmal.«

Die Medien werden jedes alte Foto von Jasper und mir ausgraben, neue Spekulationen aufstellen und ihre Berichte mit folgender Zeile beginnen: Hayden Brooks, 27, single. Warum sie keinen Mann halten kann.

Es ist egal, wie es mir damit ging, dass Jasper mir erst die Welt zu Füßen gelegt hat, nur um genau diese dann in Schutt und Asche zu legen.

Chuck Bass und Dan Humphrey tapsen durch die offene Wohnzimmertür herein und springen nacheinander zu uns auf die Couch. Die Hundetrainerin hat mich immer wieder ermahnt, ihnen das nicht durchgehen zu lassen, aber ich kann nicht anders. Auch jetzt sehen sie mich aus ihren treuen Dackelaugen an, und ich fühle mich sofort ein bisschen besser. Ich kraule beide nacheinander hinter den Schlappohren, und Chuck Bass winselt dabei leise.

Willow setzt sich Dan Humphrey auf den Schoss und streichelt sein schokoladenbraunes kurzes Fell. »Und was machst du jetzt?«

Ich seufze. »Kann ich nicht einfach mit dir hierbleiben und bis in alle Ewigkeiten Cheesecake essen?«

Willow wiegt den Kopf hin und her. »Vielleicht. Aber wer erklärt das den Haylights?«

Die Beziehung zu meinen Fans ist das Schönste. Sie unterstützen mich, und ich weiß, wie viel ich ihnen zu verdanken habe. »Stimmt, ich würde sie zu sehr vermissen.«

»Eigentlich ist es wie bei einer chemischen Reaktion«, überlegt Willow. »Wenn du willst, dass die Öffentlichkeit die Sache mit Jasper vergisst, musst du ihnen etwas Neues geben – quasi einen Katalysator, der die Energie in eine ganz andere Richtung lenkt. Das Alte wird dann einfach nebensächlich.« Willow ist Lehrerin für Naturwissenschaften an der Millenium Brooklyn Highschool und geht ganz rational an Themen heran.

Ich denke nach. Wahrscheinlich hat sie recht – ich brauche etwas, das die Trennung von Jasper endlich in den Hintergrund rückt. »Okay, aber die Promo zum neuen Album startet erst im September und meine Tournee im nächsten Jahr.«

»Gibt es nicht noch etwas anderes?«, hakt Willow nach.

»Auf weitere Interviews kann ich im Moment echt verzichten«, wehre ich ab.

»Schon klar – wir brauchen etwas, bei dem du genau bestimmen kannst, wie du von der Öffentlichkeit wahrgenommen wirst.«

»Gwen schickt mir immer wieder Anfragen zu Werbekooperationen«, überlege ich. Seit Jahren versucht mich das Label zu einer großen Kampagne zu überreden, damit ich noch mehr Aufmerksamkeit bekomme. Schmuck, Getränke, Kleidung – es war bereits alles dabei, aber bisher wollte ich mich nur aufs Singen konzentrieren. Es wäre eine gefundene Ablenkung für die Presse, die bestimmt darüber berichten würde, wenn ich das allererste Mal mit einer Marke kooperiere.

»Das ist doch perfekt!« Willow setzt sich mit einem Ruck auf. »Wo sind diese Anfragen?«

Ich schmunzle über ihren Tatendrang und stehe auf, um das iPad vom Esstisch zu holen, und öffne die E-Mails.

»Zeig her.« Willow streckt die Hand aus, und ich reiche ihr das iPad. Nun ist sie es, die über den Screen streicht. »Nein, nein, nein, nein … vielleicht.«

Neugierig blicke ich über ihre Schulter. »Kopfhörer? Ich weiß nicht …«

»Du hast recht, es ist zu unspektakulär. Wir brauchen etwas, das knallt! Die Leute sollen über nichts anderes mehr reden.« Sie wischt wieder weiter und schnalzt dann mit der Zunge. »Das ist es!« Sie hält mir das iPad hin, auf dem das Logo von Noble Essence zu sehen ist. Die Luxusmarke stellt exklusive Parfüms her und hat im letzten Jahr einen riesigen Aufschwung erlebt, als sie Werbung in der Halbzeitpause des Superbowls geschaltet hat.

»Das könnte ich mir schon eher vorstellen«, überlege ich.

»Es ist perfekt«, bestätigt Willow und räuspert sich. »Hör dir das an: Wie Haydens Musik erzählt auch Noble Essence Geschichten, die sich in jedem Moment entfalten. Es ist ein Duft, der Stärke und Sensibilität, Glamour und Bodenständigkeit in einem Atemzug vereint. Unsere Kampagne L’amour Contraire steht für Frauen, die mehr sind als das, was die Welt in ihnen sieht.« Sie scrollt weiter. »Sie schreiben noch ziemlich viel … aber sieh dir lieber die Bilder hier an.« Sie reicht mir das iPad und ich betrachte die Moodbilder der Kampagne. Es sind Schwarz-Weiß-Aufnahmen von wunderschönen Models, die gleichzeitig sinnlich und kraftvoll in Szene gesetzt sind.

»Du wirst bestimmt umwerfend aussehen. Stark und unabhängig – genau das, was die Welt von dir sehen soll«, ermutigt mich Willow noch einmal.

Je länger ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir die Idee. Ich hätte in den nächsten Wochen genug Zeit für die Kampagne, es würde mich ablenken und hoffentlich den Medien eine neue Story bieten.

»Du hast recht«, stimme ich ihr zu und spüre nach den letzten Tagen einen kleinen Hoffnungsschimmer.

Willow hebt eine Hand, und ich schlage ein.

Während sie Chuck und Dan krault, scrolle ich die kompletten Unterlagen durch. Den genauen Überblick zu behalten, gehört zu meinem Job, und auch wenn ich Gwen zu einhundert Prozent vertraue, lese ich alle Verträge selbst. Nur so bin ich an den Punkt gekommen, an dem ich heute bin.

Einige Seiten weiter unten sind weitere Moodbilder aufgeführt. His & Hers steht in großen Buchstaben darüber.

»Hmmm.« Kritisch betrachte ich die Fotos mit den eng umschlungenen Paaren.

»Was ist los?« Willow hält inne und Chuck Bass reibt sofort seinen Kopf an ihrer Hand, damit sie weitermacht.

»Es ist zusätzlich eine His & Hers Kampagne«, erkläre ich ihr. »Ich soll also neben den Einzelaufnahmen noch mit jemandem zusammen vor der Kamera stehen.«

»Das ist doch noch viel besser als gedacht! Die Bilder werden die Schlagzeilen mit Jasper bestimmt verdrängen. Du in Hochglanzaufnahmen mit einem italienischen Model.«

»Italienisches Model?« Ich lache.

»Es ist ein Luxusparfüm – bestimmt nehmen sie einen dunkelhaarigen Schönling aus Mailand, das ist nur logisch.«

»Gegen diese Logik kann ich nichts einwenden, Miss Carmichael«, erwidere ich und lese weiter. »Tatsächlich haben sie bereits drei Kandidaten in der Auswahl.« Ich überfliege die Namen. »Aber sie sagen mir nichts.«

Willow nimmt ihr Handy und tippt die Namen ein. »Siehst du«, stellt sie zufrieden fest und hält mir das Telefon entgegen. »Runway Model – Hypothese bestätigt.«

Ich betrachte das Model mit den hohen Wangenknochen und den lockigen Haaren. Die Bilder der Kampagne würden weltweit erscheinen und die Story Jayden – wie Jasper und ich getauft wurden – und die AMAs damit hoffentlich endlich in den Hintergrund rücken.

Ich spüre, wie ich Zuversicht schöpfe. Diese Kampagne wird ein Wendepunkt. Ab sofort steht mein Ruf an allererster Stelle. Die Welt wird sehen, dass ich mich nicht unterkriegen lasse und meine Musik das Wichtigste für mich ist. So, wie es sein sollte.

Track 3

Bad Reputation. Great Jawline.

Zwei Wochen später stehe ich an der Haustür, um meine lieb gewonnene Höhle, die aus Besuchen von Willow und meinen Eltern und Meetings mit meinem Team bestanden hat, zu verlassen. Meine Housekeeperin Sofia hat mir noch mit einem Zwinkern einen Peanut Butter Cup für den Notfall in die Tasche gesteckt. »Falls der Cheesecake-Entzug zu heftig wird.«

Ich bin entschlossen, mein Image wieder in die Hand zu nehmen und allen zu zeigen, dass ich mehr bin als eine bemitleidenswerte Schlagzeile.

»Bereit?«, fragt Ryan mit seiner vertrauten rauen Stimme, die mir schon seit vielen Jahren Sicherheit gibt.

Ich setze die Sonnenbrille auf und nicke.

Er öffnet die Tür und geht vor mir in seinem dunklen Anzug die Treppenstufen nach unten, während die Blitzlichter der Paparazzi aufblenden.

»Hayden, hier drüben!«

»Wie geht es Jasper? Habt ihr Kontakt?«

»Wieso bist du bei den AMAs so schnell verschwunden?«

»Lächle für die Kamera!«

Ich starre stur geradeaus und gehe mit schnellen Schritten hinter Ryan her, der uns einen Weg durch die Menge bahnt. Währenddessen summe ich eines meiner Lieblingslieder – das hilft mir immer in so einem Moment.

Ryan öffnet die Tür des Vans, der schon am Gehweg wartet, und ich steige mit einer geübten Drehung ein, damit mein Rock nicht nach oben rutscht. Er schlägt die Wagentür hinter mir zu, und die Schreie draußen sind nun nur noch dumpf zu hören.

»Das Lied kenn ich doch«, meint Gwen, die bereits im Wagen sitzt, und lächelt mich an.

»Like Real People Do«, antworte ich.

»Hozier. Den mag ich gern.«

Ich liebe das Lied, weil es sich so echt anfühlt. Man spürt den Text mit jeder Faser. Es ist schon eine Weile her, dass ich meine Gedanken auch so in einem Song niedergeschrieben habe.

Gwen räuspert sich. »Vielleicht solltest du doch noch einmal darüber nachdenken, umzuziehen. Tribeca wäre eine gute Adresse. Das Label ist in der Nähe, und es gibt Immobilien, die Hinterhöfe und geschützte Einfahrten haben. Das ist in dieser Gegend so gut wie unmöglich.«

Ich betrachte die großen Bäume, die die Straße säumen und die umliegenden Brown-Stones. Schon oft wurde mir geraten, nach Downtown zu ziehen, aber ich liebe die Upper West Side. Man sieht Kinder auf ihrem Weg zur Schule, ältere Menschen, die spazieren gehen, und Familien, die sich am Wochenende zu einem Picknick im Central Park treffen. Ich fühle mich hier beschützt – es erinnert mich an meine Kindheit in New Hampshire und den Straßen, durch die ich mit dem Fahrrad gefahren bin.

Ich schüttle den Kopf und frage: »Wie lautet der Tagesplan?«

»Die Fahrt zum Studio in Brooklyn Heights dauert ungefähr eine halbe Stunde, in der wir die Presseanfragen für den nächsten Monat durchgehen. Das Shooting ist bis zwei Uhr angesetzt. Danach hast du Zeit, um auf dem Weg zum Plattenlabel etwas zu essen. Dort haben wir ein Meeting bis fünf und besprechen die Zahlen der letzten Woche«, rattert Gwen herunter.

Als ich ihr meine Entscheidung für die Werbekampagne mitgeteilt habe, war sie sofort Feuer und Flamme und hat seitdem alles getan, dass es so schnell wie möglich losgehen kann.

»Holen wir Benji auf dem Weg nach Brooklyn ab?«, frage ich. Gwen verhandelt in jedem Vertrag, dass er meine Outfits zusammenstellt.

»Heute nicht«, erwidert sie. »Wir lernen erst einmal nur die Crew kennen und machen einige Probeaufnahmen ohne das finale Outfit. Benji ist beim nächsten Mal dabei.«

Während der Wagen sich langsam durch den New Yorker Verkehr schiebt, zeigt Gwen mir die neuesten Presseanfragen, doch wir nehmen im Moment keine davon an. Sobald die Werbekampagne für L’amour Contraire veröffentlicht wird, wollen wir mit einem großen Aufschlag in allen Medien erscheinen.

Kurze Zeit später halten wir vor einem hohen Lagerhaus aus rotem Backstein. Als wir aussteigen und in die moderne Eingangshalle gehen, warten dort bereits zwei Frauen auf uns.

»Es ist so schön, Sie persönlich kennenzulernen, Hayden«, sagt die kleinere mit einem kinnlangen Bob. »Ich bin Vivienne Ashford, Leiterin des Brand Managements von Noble Essence, und das ist Savannah Hartley, unsere Fotografin und Art Director der Kampagne.« Sie deutet auf die große Frau neben sich, die ganz in Schwarz gekleidet ist und feuerrot gefärbte Haare hat.

Ich schüttle beiden die Hände. »Ich freue mich und bin schon ganz gespannt.«

Savannah hakt sich bei mir unter und zieht mich mit sich. »Ich habe diese Kampagne nur angenommen, weil ich mit Ihnen zusammenarbeiten wollte. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, keine Werbung mehr zu shooten – dreizehn Auszeichnungen für die beste Kampagne des Jahres sind schließlich genug – und mich stattdessen auf Porträts zu konzentrieren. Aber diese Chance konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen. Können Sie mir später Ihre Skin-Care-Routine zeigen? Ihre Porzellanhaut ist ja umwerfend. Und dazu diese langen, zimtbraunen Haare! Kann ich dich duzen, Hayden? Nur so entsteht eine wirkliche Nähe zwischen Model und Fotografin. So, wir beide gehen jetzt zum Fitting und dann machen wir ein paar Probeschüsse. Wir werden so viel Spaß haben!« Sie stößt einen begeisterten Jubelruf aus und zieht mich in den Aufzug.

Ich bin völlig überrumpelt von diesem Redeschwall und werfe Gwen, die mit Vivienne noch in der Eingangshalle steht, einen verschwörerischen Blick zu. Sie deutet mir mit einer Handbewegung an, ihr zu schreiben, wenn ich Hilfe brauche.

Während der Aufzug nach oben fährt, erzählt Savannah mir innerhalb kürzester Zeit von ihrer Vision für die Kampagne (»Kraftvoll, leidenschaftlich, selbstbewusst«), ihrem letzten Trip nach Marrakesch (»Die Farben, die Gerüche – das alles inspiriert mich!«) und dass sie selbst mal mit einem Schauspieler ausgegangen ist (»Aber traue niemals einem Mann, der es liebt, während des Sex seine Filme im Hintergrund laufen zu lassen«).

Als wir im fünften Stock aussteigen und in die Garderobe gehen, schwirrt mir der Kopf. Ich bin es gewohnt, exzentrischen Menschen im Showbusiness zu begegnen, aber Savannah erscheint mir sehr besonders.

»Ich weiß, dass dein Stylist bereits am finalen Outfit arbeitet, aber könntest du probeweise für heute den hier anziehen?« Sie greift nach einem eleganten Body an einem der vielen Kleiderständer, der aus feinem schwarzem Tüll mit Spitzenbesatz besteht.

»Klar«, erwidere ich, nehme ihn und gehe hinter den Vorhang, der in einer Ecke des Raums angebracht ist.

Während ich mich umziehe, sagt Savannah: »Girl, wir werden so wundervolle Fotos von dir machen, dass die Welt aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Unterschätze niemals die Macht der Bilder.«

Ich muss lächeln. Vielleicht ist sie exzentrisch, aber sie scheint trotzdem nett zu sein.

»Wahnsinn!«, ruft Savannah und klatscht in die Hände, als ich wieder vor den Vorhang trete.

Prüfend betrachte ich mich. Das Outfit passt, doch etwas fehlt. Ich gehe zu meiner Tasche und hole meine eigene Notfallbox hervor – Lippenstift, Puder, doppelseitiges Tape, Mini-Nähset, Haarklammern in allen Farben. Ich glätte eine Falte an der Taille, ziehe die Träger etwas enger und pudere mir mit einem Pinsel die glänzende Stirn.

Savannah beobachtet mich mit einem anerkennenden Nicken. »Du bist wirklich ein Profi.«

Ich nicke. Das hier ist mein Job – und ich überlasse nichts dem Zufall.

»Dann kann es ja losgehen. Das Fotostudio ist direkt den Gang hinunter.«

Ich bin mit meinen fast sechs Fuß nicht klein, aber kann trotzdem kaum mit Savannah Schritt halten.

»Wir machen heute erst einmal ein paar Testaufnahmen von dir und Nash«, erklärt sie. »Ich muss die Chemie zwischen euch begreifen, bevor wir richtig starten.«

»Wer?«, frage ich. Seit wann heißen italienische Models denn Nash?

Savannah lacht. »Ich sehe schon, du bist wohl kein Footballfan.«

»Football sehe ich nur, wenn mein Dad es sich anschaut.«

»Du kennst Nash bestimmt, auch wenn du kein Footballfan bist. Er ist der Quarterback der Minnesota Vikings. Ihr beide werdet bestimmt eine unglaubliche Energie zusammen kreieren.«

Ich bleibe abrupt stehen, als ich verstehe, was sie mir gerade sagt. »Bitte was?« Entgeistert sehe ich sie an. »Nash Jenkins wird das Male Model in dieser Kampagne sein?«

Sie nickt. »Ist das nicht großartig? Zuerst hatten wir vor, dir jemand Unbekannten an die Seite zu stellen, aber diese Verbindung hat so viel mehr Power!«

Das darf auf keinen Fall wahr sein. Nash Jenkins hat mich erst vor Kurzem im The Pivot Podcast abfällig als »perfekt inszeniertes Popsternchen« bezeichnet und gelästert, wie unauthentisch ich wäre – obwohl er mich noch nie zuvor getroffen hat. Die Presse hat das Ganze natürlich nur allzu gern ausgeschlachtet.

Dieser Typ ist dafür bekannt, ständig Probleme zu machen, und hat sich neulich auf dem Spielfeld geprügelt. Das Shooting soll mein Image endlich wieder ins richtige Licht rücken und nicht noch mehr Probleme bringen.

»Ihr verbindet Sportlichkeit und Eleganz, Stärke und Anmut. Mit genau diesen Themen werden wir spielen – ich wette, die Leute reißen uns das Parfüm aus den Händen.« Savannah lacht verzückt.

»Davon war nie die Rede«, sage ich aufgebracht.

Savannah sieht mich verwirrt an. »Hat dir denn niemand Bescheid gegeben?«

»Nein«, betone ich und schüttle fassungslos den Kopf.

»Lass uns erst einmal durchatmen«, schlägt Savannah vor und öffnet die Tür zum Studio.

Drinnen wartet Nash Jenkins bereits auf uns. Er trägt einen ausgewaschenen Jogginganzug und eine Basecap und sieht eher aus, als würde er am Set arbeiten, als gleich vor die Kamera zu treten. In echt ist er noch größer, als er vor jeder Fernsehkamera wirkt. Er sieht mich durchdringend an, und für den Bruchteil einer Sekunde habe ich das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Seine Augen sind dunkel, herausfordernd, und ich hasse es, dass sie mir unter die Haut gehen. Reiß dich zusammen, Hayden!

»Nash – Hayden«, stellt Savannah uns vor und lächelt dabei übertrieben fröhlich. Nash und ich nicken uns nur zu. Dieser Typ ist dafür verantwortlich, dass die Paparazzi tagelang vor meinem Haus gewartet und viele Schlagzeilen, darunter: »Hinter dem Lächeln von Miss Perfect nichts als Leere?«

»Ich sage euch, das hier wird spektakulär«, fügt Savannah hinzu und sieht zwischen uns hin und her.

»Ich würde gern mit meiner Managerin sprechen«, sage ich diplomatisch. Schließlich ist das hier ein Job. »Ich denke, hier liegt ein Kommunikationsfehler vor.«

»Aha, ein Kommunikationsfehler. Ich nenne es: Diva-Moment Nummer eins«, meint Nash spöttisch und sieht mich feindselig an. Als wäre er genau der Typ, der Freude daran hat, andere aus der Fassung zu bringen.

Track 4

This Looks Like Trouble

»Nash, entschuldige uns kurz«, meint Savannah. »Wir kommen gleich wieder.«

Nash zieht eine Augenbraue hoch, aber nickt.

Schnell drehe ich mich um und haste zur Garderobe zurück, während Savannah neben mir wie wild auf ihr Handy tippt. Einen Moment später kommen Gwen und Vivienne schon herein.

»Hayden, ich kann mich nur entschuldigen, dass Sie nicht über die Änderung informiert wurden.« Vivienne sieht mich besorgt an. »Die Entscheidung für Nash Jenkins ist sehr kurzfristig gefallen, und es gab wohl ein großes Missverständnis in der Kommunikation.«

»Er ist bekannt für seine Skandale, und sein schlechter Ruf in der Presse würde sich auf mich übertragen. Daher kann ich die Kampagne auf keinen Fall zusammen mit ihm shooten«, erkläre ich so ruhig wie möglich.

Vivienne und Savannah wechseln einen beunruhigten Blick.

»Wir haben natürlich eine Marktrecherche aufgesetzt und Nash Jenkins ist trotz seiner, nun ja, aufregenden Vergangenheit einer der beliebtesten Footballspieler, die es derzeit gibt. Wir würden unsere Kampagne nie selbst gefährden«, verspricht Vivienne. »Aber stellen Sie sich nur einmal vor: einer der beliebtesten Sportler und einer der größten Musikstars dieses Landes zusammen! Die Fans ergeben ein riesiges Potenzial. Das hier kann gigantisch werden.«

Aufregende Vergangenheit, denke ich mir. So kann man es auch nennen.

Das Ganze macht keinen Sinn. Wieso sollte Nash der Kampagne zustimmen, wenn er nichts von mir hält?

»Würden Sie uns für einen Moment entschuldigen?«, fragt Gwen.

»Natürlich.« Vivienne nickt Savannah zu und die beiden gehen aus der Garderobe.

»Wie konnte das nur passieren?«

»Ich habe sofort die Vertragsunterlagen durchgesehen«, sagt Gwen und hält ihr Handy hoch. »Die künstlerische Freiheit der Kampagne liegt bei Noble Essence. Ich werde das gleich noch einmal mit unserem Anwalt durchgehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sich einfach darauf berufen werden.«

Ich stöhne. Dieselbe Klausel habe ich in den Verträgen meiner Auftritte. Ich wäre nie darauf gekommen, dass Noble Essence den Shootingpartner austauscht, sondern bin nur von möglichen Änderungen des Designs ausgegangen.