Thore - One Night Deal - Janey L. Adams - E-Book

Thore - One Night Deal E-Book

Janey L. Adams

4,4

Beschreibung

Unerwartet steht Cory dem Schauspieler Thore gegenüber, dessen Wohnung sie putzt. Seine selbstsichere Art, sowie die Bemühungen, sie ins Bett zu locken, gehen ihr gehörig gegen den Strich. Obwohl sie klar zum Ausdruck bringt, ihn nie wieder sehen zu wollen, gibt er nicht auf. Als letzten Ausweg bietet sie ihm einen Handel an: Eine Nacht, in der er mit ihr machen darf, was er will. Unter der Bedingung, sie danach für immer in Ruhe zu lassen.

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Mein Dank gilt abermals meiner Familie!

Dafür, dass ihr mir die Zeit gegeben habt,

die diese Geschichte brauchte,

um geschrieben zu werden.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Begegnung

Kapitel 2: Wut

Kapitel 3: Zweite Chance

Kapitel 4: Augen zu und durch

Kapitel 5: Keine Chance

Kapitel 6: Zermürbend

Kapitel 7: Deal or no deal

Kapitel 8: Die Nacht bricht an

Kapitel 9: Gezügelte Lust

Kapitel 10: Chinesisch

Kapitel 11: Keine Überraschung

Kapitel 12: Spiele

Kapitel 13: Zauberhände

Kapitel 14: Finale

Kapitel 15: Game over

Kapitel 16: Verhasstes Ende

Kapitel 17: Effizienz

Kapitel 18: Fernsehbericht

Kapitel 19: Videokonferenz

Kapitel 20: Peter

Kapitel 21: Taxifahrt

Kapitel 22: Fluchtversuch

Kapitel 23: Das Monster kehrt zurück

Kapitel 24: Krankenhaus

Kapitel 25: Daheim

Kapitel 26: Gespräche

Kapitel 27: Die Wahrheit kommt ans Licht

Kapitel 28: Du allein

Kapitel 29: Spezialpaket

Kapitel 30: Do it for me

Kapitel 31: Abflauende Phase

Kapitel 32: Thores Traum

Kapitel 33: Familie

Kapitel 34: Weihnachten

Kapitel 1

Begegnung

„Wer, zum Teufel, bist du?“

Erschrocken riss sie den Kopf herum. Ihre Hand verkrampfte sich so stark um den Schwamm, dass ihr das Putzwasser den Arm entlang lief, in den Ärmel hinein, und den Stoff pitschnass machte.

Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie zu einem wahren Hünen hoch, dessen breite Schultern den Türrahmen fast komplett ausfüllten.

„Cory“, antwortete sie atemlos. Ihr kam das große Badezimmer, dessen Wanne sie gerade putzte, mit einem Mal viel zu klein vor.

„Und was machst du hier?“ Seine dunkle, tiefe Stimme verursachte einen Schauder, der ihr über den Rücken lief. Er neigte den Kopf leicht zur Seite, ehe sein Blick langsam über ihren Körper glitt. Sie verengte die Augen. „Offensichtlich putzen.“

„Aha. Und darf ich fragen, warum du so gut wie nichts anhast?“ Seine Augen kehrten zu ihrem Gesicht zurück, hielten ihren Blick förmlich fest. Ein Feuer schien in ihnen zu lodern.

Sofort beschleunigte sich ihr Puls. In ihrem Bauch entstand ein Gefühl, dass sie irgendwo zwischen Atemlosigkeit und Begierde einordnete.

Ein Gefühl, welches ihr nicht willkommen war, denn der Verstand sagte ihr, dass er lediglich mit ihr spielte. Gereizt starrte sie ihn an. „Wenn Sie schon einmal eine komplette Wohnung geputzt hätten ...“, deutlich war der Zweifel in ihrer Stimme zu hören, „... dann wüssten Sie, dass einem dabei ziemlich warm wird.“

Sein Mund verzog sich zu einem sinnlichen Lächeln, und eine Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus.

Wieder glitten seine Augen interessiert über ihren Körper. „Ist das so, ja? Wie auch immer, du solltest etwas mehr am Leib tragen, wenn du in einer fremden Wohnung putzt.“ Vielsagend betrachtete er ihre nackten Beine, die der kurze Rock kaum verdeckte, und ihre Bluse, die sie vor dem nackten Bauch verknotet trug.

„Normalerweise bin ich in besagten Wohnungen allein.“ Trotzig hob sie das Kinn.

„Ich werde meiner Wohnung unter Garantie nicht fern bleiben, nur weil eine Angestellte meint, ihre Arbeit halbnackt verrichten zu müssen.“

Cory stand auf und musste sich an der Wand abstützen, da ihre Beine plötzlich unangenehm zu kribbeln anfingen. Mit großen Augen verfolgte sie, wie der Hüne sich vor die Toilette stellte.

„Ich bin gleich weg, meine Beine sind eingeschlafen“, stöhnte sie mehr, als sie es sagte.

Sprachlos sah sie zu, wie er seine Hose öffnete und mit der Hand hineingriff. Rasch schloss sie die Augen. Ihr Atem ging mit einem Mal hektischer.

Verdammt, ihr dämlichen Beine, müsst ihr ausgerechnet jetzt schlafen?

Sie hörte viel zu viel für ihren Geschmack, und war erleichtert, als er – den Geräuschen nach - den Reißverschluss wieder hochzog. Sein leises Lachen verursachte ihr eine weitere Gänsehaut.

„Du kannst die Augen wieder aufmachen“, sagte er neckend. Die Spülung rauschte und gleich darauf der Wasserhahn.

Mit verzerrtem Mund schüttelte sie heftig den Kopf. Hart rieb sie mit den Fäusten über die Schenkel, um die Blutzirkulation anzukurbeln. Ein erleichtertes Stöhnen entfuhr ihr, als das betäubende Kribbeln nachließ.

Vorsichtig öffnete sie die Augen und zuckte erschrocken zurück. Mit dem Rücken stieß sie gegen die gekachelte Wand und schnappte nach Luft.

Gott, ist der Mann groß!

Der Fremde stand dicht vor ihr und sah mit einem sündigen Lächeln auf sie herab. „Wie kann man nur so schüchtern sein?“

Wortlos erwiderte sie den Blick. Für sie gab es keine Möglichkeit, ihm auszuweichen, da er sie praktisch zwischen Badewanne und Wand gefangen hielt.

Verärgert ging sie zum Angriff über: „Kann ich jetzt meine Arbeit beenden?“

„Sicher doch. Ich frage mich allerdings, ob du auch nackt für mich putzen würdest?“ Sein Blick glitt vielsagend an ihrem Körper hinab.

„Aber gerne doch“, sagte sie, mit vor Ironie triefender Stimme. „In Ihren Träumen! Und jetzt gehen Sie mir aus dem Weg.“

„Und wenn nicht? Was willst du dann machen?“

Halb schockiert, halb wütend, blickte sie zu ihm auf. Sie biss die Zähne zusammen und stieß mit den Handflächen fest gegen seine Brust.

Damit hatte er nicht gerechnet. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück. „Ganz schön widerspenstig“, murmelte er.

Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, ging sie mit erhobenem Kinn hinaus.

In der offenen Küche räumte sie hastig das schmutzige Geschirr in den Spüler, als ihr ein Prickeln im Nacken verriet, dass er ihr gefolgt war. Aus den Augenwinkeln warf sie ihm einen genervten Blick zu.

Sein Grinsen war nicht zu übersehen, doch er wandte ihr für einen Moment den Rücken zu und öffnete den Kühlschrank. Eine Getränkedose in der Hand haltend lehnte er sich lässig an einen der Schränke. Seine Augen hefteten sich auf sie, folgten jeder ihrer Bewegungen.

Wenige Handgriffe später schaltete sie das Gerät ein. Mit steifem Rücken ging sie zurück ins Badezimmer, um sich seinem Gaffen zu entziehen.

Sie griff nach dem Schwamm und legte sich wieder über den Badewannenrand.

„Verdammt“, platzte es laut aus ihr heraus, denn erneut kribbelte ihr Nacken. Wütend wandte sie den Kopf zur Seite, sah ihn erneut im Türrahmen stehen. „Was?“, fauchte sie gereizt.

Ein herausforderndes Lächeln spielte um seinen Mund. „Ich wollte mir nicht den Anblick von deinem hübschen Hintern entgehen lassen.“

„Also, das ist doch ...“ Wütend rang sie um Worte. Seine Präsenz füllte den Raum, sodass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte.

„Was?“ Er stieß ein heiseres Lachen aus, das ihr durch alle Glieder fuhr. „Ich bin auch nur ein Mann.“

Nur?

Fast hätte sie gelacht. Denn er war definitiv mehr als nur ein Mann. Niemals zuvor war ihr ein männlicheres Exemplar begegnet. Und das nicht allein in Bezug auf seinen Körper, den er offensichtlich stählte. Nein, seine Ausstrahlung war so stark, dass sie sich klein und überaus weiblich vorkam.

„Du sagst nichts? Wieder schüchtern?“ Um seinen Mund spielte ein neckendes Lächeln.

Doch sie weigerte sich, etwas zu erwidern.

Seine Augen schlossen sich halb, was in ihrem Inneren ein verheerendes Taumeln auslöste. „Ich frage mich gerade, ob du nicht Lust hast, mein Bett frisch zu beziehen?“

Mit einer entnervten Handbewegung schmiss sie den Schwamm in die Badewanne und ging schnurstracks zur Wohnungstür.

„Ist das ein Nein?“ Er folgte ihr.

Sich umdrehend fauchte sie: „Offensichtlich.“

„Wirklich schade. Mir gefällt jedenfalls, was ich sehe“, raunte er, ehe sein Blick fast spürbar an ihrem Körper abwärts glitt. „Wenn du schon nicht für mich arbeiten möchtest, willst du dann mit mir ins Bett gehen?“ Er sah auf und blickte sie abwartend an.

Erst in diesem Moment fiel ihr die ungewöhnliche Farbe seiner Augen auf. Es war ein gräuliches, sehr helles Braun, das sie an vertrocknete Herbstblätter denken ließ.

Dann beanspruchte die Wut im Bauch ihre Aufmerksamkeit.

Mit der Hand tastete sie nach dem Knauf und zog die Tür auf. „Zum einen: Ich werde im Leben nicht mit Ihnen ins Bett gehen. Und zum anderen: Ich arbeite nicht für Sie. Ich bin nur dummerweise für meine Freundin eingesprungen, die krank ist. Und wie froh ich bin, Ihnen nie wieder begegnen zu müssen, kann ich kaum mit Worten ausdrücken.“

Kapitel 2

Wut

„Fuck“, murmelte er, als er den Schritten lauschte, die sich eilig entfernten.

Tief durchatmend schloss er die Tür und versuchte, sein inneres Gleichgewicht wiederzufinden.

Stirnrunzelnd blickte er auf seine Hände hinab, die heftig zitterten.

Müde rieb er sich über das Gesicht, nahm das Getränk mit zum Sofa und ließ sich schwer hineinfallen.

„Fuck“, stieß er laut hervor, während er der Begegnung hinterher spürte. „Cory“, flüsterte er fast unhörbar.

Was hat sie nur an sich?

Er fühlte sich wie ein pubertierender Teenager.

Ein einziger Blick in ihre großen, strahlend grünen Augen hatte den primitiven Wunsch in ihm geweckt, sie zu ficken.

Sie zu provozieren reizte ihn ungemein, ihre Abwehr stachelte ihn an. Doch er hatte nicht gewollt, dass sie ging.

Er war auf sich selbst sauer. Extrem wütend, wie er sich eingestand.

Was habe ich mir bloß dabei gedacht, sie so zu bedrängen?

In Gedanken ging er die Minuten noch einmal durch. So ziemlich alles, was er zu ihr gesagt hatte, bereute er.

Was ihm jedoch beim Nachdenken bewusst wurde:

Sie faszinierte ihn nicht nur körperlich, auch wenn er definitiv nichts dagegen gehabt hätte, wenn sie auf sein Angebot eingegangen wäre.

Nein, sein Interesse an ihr ging tiefer.

Er wollte alles von ihr wissen: Was sie bewegte, was sie interessierte, was sie zum Weinen und was zum Lachen brachte.

Sechs Stunden später verfluchte er sie bereits, denn sie ging ihm nicht aus dem Kopf.

Nicht einmal das schweißtreibende Training hatte es geschafft, sie aus seinen Gedanken zu vertreiben. Dabei war Sport seine Allzweckwaffe, um den Kopf frei zu machen, wenn er abschalten wollte.

Müde stieg er aus der Dusche und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften. Im Wohnzimmer ließ er sich auf das Sofa fallen. Sein Versuch, einen Film anzuschauen, scheiterte.

Er sah einzig Corys hübsches Gesicht vor sich. Besonders ihre großen Augen, die es ihm enorm angetan hatten. Im Nachhinein drängte es ihn, die Hände in ihren braunen Locken zu versenken.

Oder ihre roten Lippen zu küssen.

Leise fluchend griff er zu einer Flasche Scotch und schenkte sich einen Drink ein. Er nahm einen großen Schluck, der das Glas zur Hälfte leerte, doch sein Lieblingswhisky schmeckte ihm nicht.

Grimmig stellte er das Glas auf den Couchtisch.

Er griff in die Hosentasche, zog sein Smartphone heraus und drückte eine Kurzwahltaste.

Eine sanfte Frauenstimme meldete sich: „Thore?“

„Ja. Anne, du musst etwas für mich herausbekommen. Ich möchte wissen, wer bei mir die Wohnung putzt. Und wie ich die Person erreichen kann.“

„Herrje, ist dir etwas gestohlen worden?“

„Nein“, antwortete er brüsk.

„Gut“, erwiderte sie erleichtert. “Ich melde mich morgen, sobald ich mehr weiß.“

„Erst morgen?“, fragte er entsetzt.

„Thore, es ist fast zweiundzwanzig Uhr.“

„Also morgen“, seufzte er resigniert. „So früh wie möglich, verstanden?“

Seine Assistentin lachte leise und murmelte: „Wie mein Arbeitgeber befiehlt.“ Sie legte auf.

Leise fluchend schmiss er das Handy auf den Couchtisch. Cory musste hier saubergemacht haben, denn vage erinnerte er sich, ein paar benutzte Gläser dort stehengelassen zu haben.

Er biss die Zähne zusammen und ging ins Schlafzimmer hinüber.

Das Bett war ungemacht und zerwühlt. Demnach hatte sie den Raum nicht betreten.

„Fuck“, stöhnte er und wünschte sich inständig, sie endlich vergessen zu können.

Das Handtuch warf er achtlos auf den Boden, ehe er sich aufs Bett legte. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, sich zuzudecken. Ins Leere starrend blickte er zur Zimmerdecke hoch. Ohne es zu merken, schlief er ein und versank in sinnlichen Träumen.

Sie stand in der Tür, um ihren Mund spielte ein sinnliches Lächeln.

Ihm stockte der Atem bei dem bloßen Anblick.

Mit wiegenden Hüften kam sie auf ihn zu, und sofort beschleunigte sich sein Herzschlag. Ohne es zu wollen, blieb sein Blick an dem Stück Haut kleben, welches zwischen den hohen Stiefeln und dem kurzen Rock sichtbar war.

„Thore …“, seufzte sie.

Der Laut sandte ihm eine Gänsehaut über den Leib.

Vage wurde ihm bewusst, dass sein Schwanz hart und bereit war.

„Ich will dich, Thore. Nichts ersehne ich mehr, als deine Berührung ...“

Ihre Hand hob sich, strich über seine Wange, und vergrub sich in seinen Haaren. Sie zog ihn zu sich herunter.

Sein Atem ging schwerer, als ihr Mund sich seinem näherte. Doch sie küsste ihn nicht. Viel schlimmer noch: Sie stieß ihn von sich und lachte. „Glaubst du ernsthaft, ich will dich?“

Er starrte sie an, entsetzt und ungläubig.

„Armer Mann. Sag jetzt nicht, dir passiert es zum ersten Mal, dass eine Frau dich nicht will ...“

Fassungslos sah er ihr hinterher, als sie zur Tür schritt.

Dort blieb sie stehen, sah über die Schulter zu ihm zurück. „Ich wünsche dir schöne Träume.“

„Geh nicht. Ich will nicht bloß von dir träumen. Ich will dich.“

Sie leckte mit der Zungenspitze über ihre Lippen, ein Anblick, der ihm direkt in den Schwanz fuhr.

„Ist das so?“ Wieder kam sie auf ihn zu, mit sexy schwingenden Hüften. Von unten herauf sah sie zu ihm hoch, ließ die Finger über seine Brust fahren.

Immer dichter kam sie dem Reißverschluss seiner Jeans, was ihn aufkeuchen ließ vor Begierde.

Mit einer langsamen Bewegung trat sie einen Schritt zurück. Beide Hände legte sie auf ihre Brüste, ließ sie nach unten gleiten. „Soll ich dich berühren? An der gleichen Stelle?“ Ihre Finger streichelten sinnbildlich über ihre Scham.

„Ja“, hauchte er.

Ein perlendes Lachen erklang, und belustigt schüttelte sie den Kopf.

„Es gefällt mir, dass du mich willst. Aber leider ...“, hauchte sie mitleidig, „... beruht das nicht auf Gegenseitigkeit.“ Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich der Wohnungstür zu, entfernte sie sich von ihm.

Flehend streckte er einen Arm aus, wie um sie aufzuhalten. „Bleib!“

„Für einen Kuss?“

„Ja. Und für mehr.“

Seufzend schüttelte sie den Kopf. „Das war die falsche Antwort. Träum etwas Schönes, Thore.“ Die Tür schloss sich hinter ihr.

Abrupt erwachte er. Das Herz klopfte unnatürlich schnell in seiner Brust.

„Fuck!“ Heftig atmend setzte er sich auf, und versuchte, die Bilder des Traums abzuschütteln. Erst jetzt bemerkte er, wie hart sein Schwanz war.

Minuten später war klar, dass es für ihn keine Chance gab, über den Traum oder seine Erregung hinwegzukommen. Tief einatmend legte er die Finger um seine Erektion, und seine Hand begann sich wie von allein zu bewegen.

Er schloss die Augen. Ohne es zu wollen, sah er Cory vor sich, und seine Vorstellungskraft verwob die Realität mit seinem Traumbild.

Kapitel 3

Zweite Chance

Das Klingeln des Handys weckte ihn auf. Es musste noch im Wohnzimmer liegen, der gedämpften Lautstärke zufolge. Er ignorierte es, bis ihm einfiel, dass Anne die Anruferin sein könnte.

Sofort spurtete er los und riss das Telefon ans Ohr hoch. „Ja?“

„Ich habe mit der Agentur telefoniert. Die letzte der Frauen, die sich bereit erklärt hat, deine Wohnung zu putzen, heißt Phillipa.“

Er runzelte die Stirn. „Bereit erklärt?“

„Wenn du nicht so gut zahlen würdest, dann hättest du wohl Probleme, jemanden für den Job zu finden.“

Kann es sein, dass ich einen amüsierten Unterton in ihrer Stimme höre?

„Sie ist die zwanzigste, die den Job macht. Alle anderen davor haben das Handtuch geschmissen.“

„Aha?“ Er war ratlos.

„Ich soll dir von der Leiterin der Agentur Grüße ausrichten. Du hast Aussicht, die verbliebenen vier zu beschäftigen, dann hättest du all ihre Angestellten vergrault.“

„Wie bitte?“, fragte er angesäuert.

„Jede der Frauen hat sich über deine, entschuldige, Schlampigkeit beschwert.“ Sie ließ ein leises Lachen hören.

Er blickte zu den vielen Klamotten, die auf dem Fußboden lagen. Doch er zuckte desinteressiert die Schultern. „Und wenn schon. Es gibt noch andere Agenturen. Sag mir lieber, ob du die Telefonnummer von dieser Phillipa bekommen hast.“

„Leider nein. Telefonnummern werden grundsätzlich nicht herausgegeben. Aber du darfst eine Nachricht für sie hinterlassen.“

Thore biss die Zähne zusammen. „Reizend. Dann gib mir die Nummer.“

„Ich habe das bereits erledigt und Phillipa in deinem Namen ausrichten lassen, sich schnellstmöglich bei dir zu melden.“

Ihm entfuhr ein Seufzer der Erleichterung. „Danke, Anne. Du bist unbezahlbar.“ Damit war es ihm bitterernst.

Sie lachte hell auf. „Also wäre dies der perfekte Moment, um eine Gehaltserhöhung zu bitten?“

Er grinste. „Wie viel?“

„Oh“, kam es überrascht zurück. „Das sollte nur ein Witz sein.“

„Du solltest abgebrühter sein. Doch da ich deine Arbeit wirklich zu schätzen weiß, werde ich dir mehr zahlen. Wie viel?“

Es blieb eine Weile still.

Dann kam ein zögerndes: „Danke. Aber das überlasse ich dir.“

„Gut, ich sage meiner Assistentin Bescheid, dass sie Anne Harrison zweitausend Dollar mehr im Monat auszahlen soll.“

Ein Keuchen war die erste Reaktion. „Thore, das ist doch viel z...“

„Anne, du bist es wert, und du weißt das auch. Bleib bloß bei mir!“ Er grinste und legte auf.

Schon fühlte er Ungeduld in sich aufsteigen. Eine seiner Schwächen, gegen die er oft ankämpfte. Und bei der er immer wieder versagte …

Hoffentlich meldet sich diese Phillipa bald, dachte er unruhig, bevor er im Badezimmer in die Dusche stieg. Heißes Wasser prasselte auf ihn herab, und gedankenverloren wusch er sich die Haare. Als er seinen Körper mit Duschgel einseifte, war er kopfmäßig längst wieder mit Cory beschäftigt.

Tropfnass stieg er aus der Dusche, als sein Handy erneut zu klingeln begann.

Nackt lief er hinüber ins Wohnzimmer und hielt es sich ans Ohr. „Ja?“, knurrte er.

„Guten Tag. Mein Name ist Phillipa. Ich ...“

„Danke, dass Sie sich so schnell melden.“

Ein hartes Husten war ihre Antwort, dann sagte sie heiser: „Nachdem die Agentur bei mir angerufen hat, habe ich mit Cory telefoniert. Sie hätte nicht einfach gehen dürfen.“ Sie räusperte sich.

„Sie wollte mir bloß nicht sagen, warum. Wie auch immer, sie dürfte gleich bei Ihnen sein, um den Job zu beenden. Es tut mir leid, wenn Cory Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet hat. Sie hat mir versprochen, die Arbeit zufriedenstellend abzuschließen.“

Thore stand der Mund offen, so verblüfft war er. Leise sagte er: „Gut. Dann ist das ja geklärt. Würden Sie mir die Handynummer von Cory geben? Dann brauche ich Sie nicht noch einmal zu belästigen.“

Er speicherte die Nummer in seinem Telefon, als sich hinter ihm die Wohnungstür öffnete, und zwang sich, unbewegt stehenzubleiben. „Danke sehr, auch für den Anruf. Und gute Besserung.“ Er legte auf.

Erst jetzt drehte er sich um und blickte Cory ins Gesicht, die reglos - mit geschlossenen Augen - in der Tür stand. Bestens gelaunt sagte er heiter: „Guten Morgen, Cory.“

„Entschuldigung“, sagte sie verlegen. „Ich hätte klopfen müssen.“

Sie war darauf gefasst gewesen, ihm zu begegnen, aber musste er unbedingt nackt im Wohnzimmer stehen? Wie von selbst hoben sich ihre zitternden Hände und legten sich über die Lider. Dennoch sah sie ihn deutlicher vor ihren inneren Augen, als ihr lieb war.

Sie biss die Zähne zusammen, als sie sein leises Lachen hörte.

„Ich hatte nicht gedacht, du meinst es so wörtlich, mich nicht mehr wiedersehen zu wollen.“ Amüsiert lachte er. „Ich hatte gerade Phillipa am Telefon. Sie hat mir versichert, du erledigst den Job.“

„Das werde ich. Sagen Sie mir einfach, wann Sie die Wohnung verlassen. Dann komme ich später wieder.“

„In den nächsten fünf Tagen gehe ich nirgendwo hin“, sagte er mit sanfter Stimme.

Kalt durchrieselte es sie. Zwischen zusammengebissenen Zähnen presste sie hinaus: „Ziehen Sie sich etwas an.“ Einen Moment zögerte sie, dann fügte sie ein kaum vernehmbares: „Bitte“, hinzu.

Leise lachte er. „Da mir allmählich kalt wird, tue ich dir den Gefallen. Außer, du ...“ Er biss sich auf die Zunge.

Fuck! Verderbe es dir nicht, dachte er erschrocken.

Du hast gerade eine zweite Chance bekommen.

„Ich bin im Schlafzimmer, falls du mich suchen solltest.“

„Wohl kaum“, murmelte sie deutlich hörbar.

Einen Moment lang sah er sie an und wünschte sich, sie würde die Hände vom Gesicht nehmen. In ihm brannte der Wunsch, in ihre eindrucksvollen Augen zu schauen. Doch sie schien nicht wild darauf zu sein, ihn – nackt, wie er war – anzusehen.

Tief seufzend drehte er sich um, durchquerte das Wohnzimmer, und verschwand hinter der Schlafzimmertür. Rasch schlüpfte er in eine blaue Jeans und zog das erstbeste T-Shirt an, das ihm in die Finger kam.

Annes Worte über seine Schlampigkeit schossen ihm durch den Kopf, als sein Blick auf die Schmutzwäsche am Boden fiel. Er sammelte sie auf und warf sie in die Wäschetonne.

Das Bett sah schlimm aus, bemerkte er. Entschlossen hob er die Decke an, um sie halbwegs ordentlich über das Laken zu breiten, als ihm der muffige Geruch in die Nase stieg.

Cory wird wohl kaum mein Bett frisch beziehen, schoss es ihm durch den Kopf. Nicht, nachdem ich gestern so niveaulos versucht habe, sie in selbiges zu locken.

Die Lippen fest zusammenpressend zog er mit einer kraftvollen Bewegung das Laken herunter. Er brauchte geschlagene zehn Minuten, um das Bett frisch zu beziehen.

Da es ihn förmlich trieb, ging er in den Flur, um sich auf die Suche nach Cory machen. Er fand sie im Bad, wo sie dabei war, die Glasscheibe der Dusche zu trocknen.

Ihr Blick hob sich, als er sich in den Türrahmen lehnte.

Sie hat wahrhaft schöne Augen, dachte er.

Misstrauisch sah sie ihn an.

„Ich habe noch nicht gefrühstückt ...“

Sie unterbrach ihn, bevor er weitersprechen konnte: „Ich putze nur, ich koche nicht.“

Kurz grinste er. „Schade. Doch ich wollte etwas anderes sagen.“

Mit dem Kopf machte sie eine unwillige Bewegung, erwiderte jedoch nichts.

„Möchtest du eine Scheibe Toast mitessen?“

Sie warf ihm einen ungläubigen Blick zu. „Damit er mir im Hals stecken bleibt? Nein, vielen Dank.“

Lange sah er sie an, während sie unbeirrt mit ihrer Arbeit fortfuhr.

„Ich sollte mich wohl für gestern entschuldigen.“

Gespannt wartete er auf ihre Reaktion.

„Nicht nötig. Immerhin habe ich dadurch die Möglichkeit bekommen, Sie einzuschätzen.“

Fuck, die Antwort gefällt mir nicht!

Ein undefinierbares Kältegefühl breitete sich in seinem Magen aus. „Was bedeutet?“

Sie warf ihm einen unterkühlten Blick zu. „Nichts anderes, als gestern schon klar war.“

Damit konnte er nichts anfangen. Unbestimmt zuckte er mit der Schulter.

Offenbar war ihr die Geste nicht entgangen, denn sie fügte hinzu: „Ist doch nicht schwer zu verstehen: Ich bin froh, wenn ich hier weg kann und Sie nicht mehr wiedersehen muss.“

Seine Augen schlossen sich halb, als er versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen. „Daran kann ich nichts ändern?“

„Nein, absolut nichts.“ Sie wandte ihm den Rücken zu und bearbeitete die andere Glaswand mit dem Tuch.

Einen Moment schwieg er, dann machte er einen weiteren Vorstoß: „Bekomme ich eine zweite Chance? Das mit der Entschuldigung habe ich ernst gemeint.“

„Die Entschuldigung, die nur angedeutet, aber nicht ausgesprochen wurde?“ Sie lachte, drehte sich aber nicht zu ihm um. „Ich denke, nein.“

Eine Weile beobachtete er sie weiter. Wortlos drehte er sich um und ging in die Küche.

Ich muss es irgendwie schaffen, das wieder geradezubiegen, dachte er wütend.

Kapitel 4

Augen zu und durch

Eine Minute später stieg ihr der Duft von geröstetem Toast in die Nase. Noch immer stand sie zitternd in der Dusche, unfähig, sich zu rühren.

Als sie gestern zum Hotel gefahren war, wütend und verwirrt, war es ihr noch nicht bewusst gewesen. Doch in der Nacht, als sie schweißnass aufgewacht war, und noch einmal die Minuten in seiner Wohnung durchlebt hatte, traf sie die Erkenntnis wie ein Hammerschlag: Sie war in ihn verliebt. Unwiderruflich. Und sie konnte nicht das Geringste dagegen tun …

O Gott, hilf mir, bitte.

Es war, als könnte sie in seiner Gegenwart nicht einmal atmen, ohne seine überwältigende Präsenz in sich aufzunehmen. Jede Sekunde spürte sie ihn stärker in ihrem Inneren, er besetzte ihr Blut, ihre Gedanken, ihr Herz, ihre Seele, einfach alles. Es war mehr als ein bloßes Unter-die-Haut-gehen.

Dabei war er ihr nicht einmal sympathisch. Sein Verhalten ihr gegenüber war dreist, unangemessen und machohaft.

Stöhnend legte sie den Kopf in den Nacken, verachtete sich für ihre Schwäche.

Sie biss die Zähne zusammen, ehe sie wieder mit kreisenden Bewegungen den Putzlappen über die Duschwand rieb.

Keine zehn Minuten später war sie mit dem Bad fertig. Blieben noch Küche, Wohnzimmer und sein Schlafzimmer. Sie besaß kaum den Mut, in die zum Wohnzimmer hin offene Küche zu gehen, zu stark fürchtete sie seine Gegenwart. Somit blieb sein Schlafzimmer übrig. Doch das zu betreten fühlte sie sich noch weniger imstande.

Mit weichen Knien holte sie tief Luft und ging langsam ins Wohnzimmer. Ohne es steuern zu können, fiel ihr Blick geradewegs auf Thore. Er saß am Küchentisch und hielt einen Becher in der Hand.

Sein Blick hob sich, als sie näher kam.

Entschieden steuerte sie auf den Couchtisch zu, nahm das halbvolle Glas hoch. Den Bruchteil einer Sekunde zögerte sie, dann trug sie es in die Küche, wo sie es auskippte und in den Geschirrspüler stellte.

„Kaffee?“

Seine fragende Stimme riss ihren Kopf herum, und sie starrte ihn an. „Nein.“

„Magst du keinen, oder willst du keinen?“

„Ich mag Kaffee, aber von Ihnen ich will keinen.“

Laut hörbar seufzte er. „Sag wenigstens du zu mir, wenn du schon meinen Kaffee nicht willst. Er ist gut, um es mit aller Bescheidenheit zu sagen.“

„Lassen Sie sich immer so vertraulich anreden?

Von Menschen, die für Sie arbeiten, meine ich?“ Die Frage konnte sie nicht unterdrücken, da sie – zugegebenermaßen – neugierig war, mehr über ihn zu erfahren.

„Du selbst hast mir gesagt, dass du nicht für mich arbeitest.“

Sofort hörte sie in ihrem Kopf seine gestrigen Worte: Wenn du schon nicht für mich arbeiten möchtest, willst du dann mit mir ins Bett gehen?

Stirnrunzelnd sah sie ihn an. „Sie sind seltsam.“

Überrascht und gleichsam neugierig erwiderte er den Blick. „Inwiefern?“

„Zum einen, dass sie wildfremden Menschen erlauben, ihre Wohnung einfach so zu betreten. Ich dachte, Schauspieler wahren ihre Privatsphäre etwas besser.“

„Das mag auf die Superstar-Liga zutreffen, in der ich noch nicht angekommen bin.“ Den Satz begleitete ein Schulterzucken. „Du vergisst außerdem den Arbeitsvertrag. Wer mit Informationen jeglicher Art über mich oder meine Wohnsituation an die Öffentlichkeit geht, riskiert eine Klage, die ganz sicher nicht billig wird.“

Sie nickte nachdenklich.

Superstar-Liga? In der er noch nicht angekommen ist?

Ist das Bescheidenheit?

Als ihre Freundin vor ein paar Monaten erzählt hatte, sie würde die Wohnung von Thore Borgerson putzen, war Phillipa ganz aufgeregt gewesen.

Cory selbst hatte es kalt gelassen, da sie ihn nicht kannte.

Am Vorabend im Hotel hatte sie erstmals einen seiner Filme angeschaut und war beeindruckt gewesen von seiner Darstellung.

„Zum anderen?“

Seine Frage riss sie in die Realität zurück.

Schulterzuckend deutete sie mit dem Arm umher. „Ihre Wohnung ist vollkommen normal. Ich habe weder irgendwelche Auszeichnungen gesehen, noch sonst etwas Film-bezogenes. Die Wohnung ist nicht vorzeigbar …“ Unsicher biss sie sich auf die Lippe, unsicher, ob sie zu weit gegangen war.

Er lachte leise. „Ich will die Wohnung auch gar nicht vorzeigen. Es wird keine Interviews geben, mit Fotos von mir auf meiner Couch oder ähnlichem Blödsinn. Mir ist es wichtiger, dass ich mich hier wohlfühlen und entspannen kann, wenn ich mal zu Hause bin.“

Gespannt beobachtete er sie, sah, wie sie errötete.

„Ich entspreche also nicht deiner Vorstellung von einem Schauspieler?“

Sie biss sich auf die Lippe. Unschlüssig zuckte sie mit der Schulter und unterdrückte die Worte, die ihr auf der Zunge lagen: Optisch schon.

„Ich möchte lieber als Mann denn als Schauspieler wahrgenommen werden. Kollidiert das auch mit deiner Vorstellung?“

Interessiert beobachtete er, wie sie tiefer errötete. „Vielleicht biete ich ja nur denjenigen Frauen das Du an, die ich ins Bett bekommen will“, raunte er, um noch einmal zu sehen, wie sie rot wurde. Sein Wunsch erfüllte sich prompt.

Zu spät bemerkte er, dass er damit einen Fehler gemacht hatte.

Ihr verächtlicher Blick ließ ihn zusammenzucken. Schlimmer trafen ihn allerdings ihre Worte: „Danke für den Hinweis. Umso lieber bleibe ich beim Sie.“ Sie ging zum Wandschrank und holte den Staubsauger heraus.

„Cory ...“

Sie rammte den Stecker in die Steckdose und schaltete das Gerät ein, das lärmend zum Leben erwachte und jedes weitere Gespräch unmöglich machte.

Die nächsten fünfzehn Minuten ignorierte sie ihn. Zumindest seine physische Anwesenheit, auch wenn es wahrlich nicht leicht war.

Sie überwand sich sogar und betrat sein Schlafzimmer, um dort den Teppich zu reinigen.

Als ihr Blick auf das Bett fiel, welches eine Sonderanfertigung sein musste aufgrund der schieren Größe, wurde ihr Bild von ihm wieder bestätigt.

Vor ihren inneren Augen sah sie eine ganze Armee von Frauen, die er mit Sicherheit darin gehabt hatte.

Dennoch war sie beeindruckt von seiner Bescheidenheit.

Sofern sie echt ist, dachte sie. Er könnte mir sonst etwas erzählen. Er hätte keine Jobs als Schauspieler, wenn er nicht das Talent dazu besitzen würde.

Als sie fertig war, stellte sie den Staubsauger zurück in den Wandschrank und suchte nach einem Staubtuch. Sie erinnerte sich daran, dass Phillipa ihr gesagt hatte, sie würde sie unter der Küchenspüle finden.

Noch immer saß er am Tisch. Seine Augen folgten jeder ihrer Bewegungen, was sie nervös machte.

„Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich dich will.“

Entgeistert sah sie ihn an. Sein selbstbewusster Blick verursachte ihr eine Gänsehaut.

Rasch bückte sie sich, um seinem Starren auszuweichen, und suchte unter der Spüle nach den Tüchern. Sie nahm eins aus der Pappschachtel und ging damit ins Wohnzimmer zurück.

„Du würdest es nicht bereuen, mit mir ins Bett zu gehen.“

Seine unerschütterliche Selbstsicherheit flößte ihr Bewunderung ein, denn er klang weder übermäßig arrogant noch eingebildet.

Trotzdem! Was bildet er sich eigentlich ein?

Wütend konzentrierte sie sich auf ihre Arbeit. Sie hoffte, er würde nicht bemerken, wie stark ihre Hände zitterten.

„Komm schon, Cory ... Ich will dich. Sag mir: Wie kann ich dich dazu überreden, mit mir ins Bett zu steigen?“

Mit steifem Rücken arbeitete sie weiter und bemühte sich nicht einmal darum, eine passende Antwort zu formulieren.

Sein Seufzen war deutlich hörbar. „Wie alt bist du eigentlich? Mache ich mich strafbar, wenn ich dich verführe?“

„Nicht mal in hundert Jahren werde ich mich von Ihnen verführen lassen.“ Für die Worte war sie mutig genug, doch sie wagte es nicht, sich zu ihm umzudrehen.

„Abwarten. Sag, wie alt bist du?“

„Das geht Sie nichts an.“

„Du reagierst wie ein Teenager.“

„Ich bin sechsundzwanzig. Und weit davon entfernt, ein Teenager zu sein.“ Schon ärgerte sie sich, dass sie sich zu einer Antwort hatte hinreißen lassen.

„Sechsundzwanzig?“ Sein Erstaunen war deutlich zu hören. „Du siehst viel jünger aus.“

„Das höre ich nicht zum ersten Mal.“

„Ich bin zweiunddreißig.“

„Danach habe ich nicht gefragt.“ Sie blickte kurz zu ihm und fügte spöttisch hinzu: „Du wirkst viel älter.“

Thore lachte, und es klang ehrlich amüsiert. „Das höre ich zum ersten Mal.“ Seine nächsten Worte versetzten ihr allerdings einen Schock: „Du hast gerade Du gesagt. Ich werte das mal als einen Schritt, der mich näher an mein Ziel bringt.“

Verwirrt kaute sie an ihrer Lippe. Dann flüchtete sie sich in verbalen Angriff: „Endlich fertig mit dem Frühstück? Ich muss noch die Küche saubermachen.“

„Sie gehört ganz dir. Genauso wie mein Bett und mein Körper.“ Gespannt beobachtete er sie, um sich ihre Reaktion nicht entgehen zu lassen.

Ihr Gesicht verfinsterte sich.

Er konnte die heiße Wut spüren, die sie mit einem Mal ausstrahlte. Das ließ ihn die unüberlegten Worte bereuen. Bevor er um Verzeihung bitten konnte, lief sie den Flur hinunter.

Er stand auf, um sich zu entschuldigen, und sah sie in seinem Schlafzimmer verschwinden.

Neugierig geworden lief er ihr nach, lehnte sich in den Türrahmen. Zu seinem leisen Bedauern sah er lediglich, wie sie den Staub vom Nachttisch und der Lampe wischte.

„Lass mich raten: Du hast gehofft, mich auf deinem Bett vorzufinden“, stichelte sie wütend.

Er grinste. „Es hätte mir überaus gefallen, das kann ich nicht leugnen.“

„Dann hoffe ich, dir gefällt die Vorstellung. Denn mehr wird es nie werden.“

„Wir werden sehen ...“, sagte er kryptisch.

Kapitel 5

Keine Chance

Zwanzig Minuten später lauschte er – wie schon gestern - ihren eiligen Schritten auf der Treppe hinterher, die sie von ihm fortführten.

Stöhnend legte er den Kopf in den Nacken. Er fasste es nicht, dass sie die letzte Viertelstunde nichts mehr gesagt hatte. Kein einziges, verdammtes Wort!

Allen seinen Vorstößen, sie in ein Gespräch zu verwickeln, war sie mit eiskalter Schulter begegnet. Einige Male hatte sie genervt geseufzt und ihm zahlreiche finstere Blicke zugeworfen, doch ihn ansonsten komplett ignoriert.

Ein leises Lachen drängte aus seinem Mund, als ihm die Ironie der Situation bewusst wurde. Denn normalerweise genoss er es, wenn er in Ruhe gelassen wurde. Es kam nicht oft vor, dass jemand ihn erkannte, und ihn nicht um ein Autogramm oder Foto bat. Das war ein Teil seiner Arbeit, der ihm etwas gegen den Strich ging.

Was würde er nicht alles dafür geben, wenn Cory empfänglicher für ihn wäre …

Sie war wie ein Buch mit sieben Siegeln, welches er nicht entschlüsseln konnte.

Was ihm jedoch klar war: Wie er mit ihr umgegangen war, hatte ihn keinen Millimeter weit vorangebracht. Dabei hatte er die besten Absichten gehegt, sie nicht mehr so unangemessen zu bedrängen. Doch er konnte seine Art nicht einfach abstreifen wie eine unbequeme Klamotte.

Er war bekannt dafür, seine Gedanken auszusprechen, ohne lange darüber zu grübeln. Was ihn schon öfter in dezente Schwierigkeiten gebracht hatte, vor allem mit aufdringlichen Reportern und Fotografen.

Seine Gedanken kehrten zu Cory zurück.

Sie machte es ihm wahrhaftig nicht einfach. Tatsächlich schien sie mehr Stacheln zu besitzen als ein Igel. Er hätte sogar geschworen, dass ihre Stacheln giftig waren, da ihn ihre Stiche nachhaltig schmerzten.

Zwei Stunden später war er mit den Nerven komplett am Ende.

Cory krallte sich in seinem Kopf fest. Egal, was er machte, er bekam sie nicht hinaus.

Seit einer halben Stunde hielt er sein Smartphone in der Hand und kämpfte dagegen an, sie anzurufen. Garantiert wäre sie nicht erfreut, wenn er es täte. Ein freudloses Lachen entschlüpfte ihm.

Doch er wollte sie.

Die Frage war: Wie konnte er sein Ziel erreichen?

Seine Finger spielten unruhig mit dem Telefon, drehten es unablässig, als wäre er ein Kartenspieler.

Er entschied sich zunächst für den einfachen Weg, um ihre Reaktion anzutesten. Fast fünfzehn Minuten brauchte er, halbwegs zufriedenstellende Worte einzutippen.

Thore

Du hast dich vorhin nicht verabschiedet. Was mich weniger stört als die ungeklärte Frage: Wann sehe ich dich wieder?

Mit klopfendem Herzen saß er da, nachdem er die Nachricht abgeschickt hatte.

Antworte, Cory, dachte er unruhig.

Viel Hoffnung machte er sich nicht, dennoch starrte er unablässig auf das Display. Die Minuten vergingen qualvoll langsam.

Er zuckte zusammen, als es zu klingeln begann.

Annes Name wurde angezeigt. Er schüttelte über sich und seine Enttäuschung den Kopf. „Ja?“

„Hey. Ich vergaß, es zu erwähnen: Vor zwei Tagen kam ein Drehbuch herein. Ich habe es gerade zu Ende gelesen, und denke, die Rolle könnte dich interessieren.“

Seine Stirn zerfurchte sich. „Wann wäre der Drehbeginn?“ Ihm war nicht nach Arbeit zumute. Dennoch würde er am Wochenende einige Interviews abreißen müssen.

„In September. Im Begleitbrief stand, du bist die Wunschbesetzung. Eine kleine, unabhängige Produktionsfirma, mit recht kleinem Budget. Sie bieten dir lediglich eine Gage von einer Viertelmillion an, bitten dich aber, das Angebot in Betracht zu ziehen.“

„Welche Rolle in was für einem Film? Kino oder Fernsehen? Wo soll gedreht werden?“

„Kino. Soldatenrolle, Kriegsschauplatz im Nahen Osten. Du dürftest die Rolle des Bösewichts spielen, der am Ende die Geliebte des Helden ermordet. Drehorte: Hollywood für die Studioaufnahmen, Außenaufnahmen in Ungarn.“

Er zögerte, sagte dann leise: „Bring mir die Tage das Skript, dann lese ich mich mal rein. Wer macht die Regie?“

„Ein mir unbekannter Name. Darran McCoy. Sagt dir das etwas?“

„Nein, nicht wirklich.“

„Lese erst einmal das Skript. Ich könnte es dir in einigen Minuten vorbeibringen. Außerdem noch die Liste mit deinen Terminen und Orten für das Wochenende.“

„In Ordnung, bis gleich.“ Er legte auf und seufzte.

Er klickte sich in den Chat zurück, doch noch immer war die Nachricht ungelesen.

Frustriert warf er das Telefon auf den Couchtisch.

Doch schon zog er es wieder zu sich heran. Er drückte eine Kurzwahltaste und bestellte zwei Mal Ente mit Reis und einem Dutzend Frühlingsrollen.

Wie er Anne kannte, hatte sie noch nichts gegessen, und sie liebte chinesisches Essen.

Einen Moment später sah er, dass Cory die Nachricht gelesen hatte. Sein Herz schlug schneller, und verblüfft bemerkte er, dass seine Hand zitterte.

Die Minuten verstrichen.

Zähflüssig.

Von Sekunde zu Sekunde wurde Thore nervöser.

Doch sie antwortete nicht.

Kurzentschlossen rief er sie an. Der Laut des Freizeichens verhöhnte ihn. Sie würde nicht rangehen, das wurde ihm klar, als er es drei Mal vergeblich versuchte.

Mit Wut und Frustration im Bauch schickte er ihr eine weitere Nachricht.

Thore

Sehr unhöflich … Wie gut, dass ich nicht auf oberflächliches Geplauder stehe. Dennoch hätte ich gern eine Antwort auf meine Frage.

Verblüfft hielt er die Luft an, als er die Punkte sah.

Das bedeutete, sie war dabei, ihm zu schreiben … Sein Fuß wippte vor lauter Nervosität.

Cory

Mein Nicht-Antworten war eine klare Ansage, die ich bewusst gewählt habe: Lass mich in Ruhe.

Thore

Keine Chance, mein Schatz. Ich will dich, also bekomme ich dich auch. Mach es uns beiden einfach, und sag mir, wo und wann wir uns wiedersehen.

Cory

Nirgendwo und nie.

Thore

Inakzeptabel. Geh ans Telefon.

Wieder rief er sie an, doch sie nahm nicht ab.

Thore

Ich muss dich wiedersehen!

Doch nicht einmal mehr auf seine Nachrichten reagierte sie.

Ein Klingeln an der Tür lenkte ihn ab.

Kapitel 6

Zermürbend

Der Privatdetektiv hatte ihn eine hübsche Summe gekostet, doch ihm war es das wert gewesen.

Soeben bremste er den Wagen vor einem einsam gelegenen alten Farmhaus ab, dessen weiße Farbe überall abblätterte.

Etwas über eine Stunde hatte die Fahrt gedauert. Nun hoffte er, sie würde wenigstens zu Hause sein. Entschlossen stieg er aus, ging die vier knarzenden Stufen hinauf, und klopfte hart an die Tür.

Er warf einen Blick nach oben. Sogar die Decke der Veranda benötigte einen frischen Anstrich.