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Sara und Oskar reisen mit ihrem Wohnmobil durch Europa. An einem Fluss in Portugal treffen sie auf Jan. Jan ist mit seiner Segelyacht unterwegs. Sie finden sich sympathisch und eine Freundschaft entsteht. Sara und Jan kommen sich immer näher. Eine rätselhafte Kraft scheint die beiden zu verbinden. Jan verliebt sich in Sara und Sara erwidert seine Liebe. Oskar lässt es geschehen. Er erwartet dafür, an ihrem Liebesspiel teilnehmen zu dürfen. Eine Dreierbeziehung entsteht. Sara genießt von zwei Männern geliebt zu werden und lebt ihre weitestgehend tabulose sexuelle Einstellung in vollen Zügen aus. Sie liebt beide Männer und genießt den Sex mit ihnen. Aber sie ist hin- und hergerissen zwischen ihrer Liebe zu Jan und ihrer Loyalität gegenüber Oskar. Ihre Gefühle zu Jan werden immer stärker und die Beziehung entwickelt sich zu einer tiefen Liebe zu Jan. Aber sie liebt auch Oskar. Kann sie ihn verlassen? Wie wird sie sich entscheiden. Kann sie sich überhaupt entscheiden? Sara und Jan fragen sich immer wieder, woher diese unerklärlich starke Kraft kommt, welche sie verbindet. Sie stehen vor einem Rätsel.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Threedom
Erotischer Liebesroman einer hemmungslosen und leidenschaftlichen Dreierbeziehung
Die Geschichte
Die Autoren
Copyright © 2025
Für Vanessa
Roman Satlof
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Sara und Oskar reisen mit ihrem Wohnmobil durch Europa. An einem Fluss in Portugal treffen sie auf Jan. Jan ist mit seiner Segelyacht unterwegs. Sie finden sich sympathisch und eine Freundschaft entsteht. Sara und Jan kommen sich immer näher. Eine rätselhafte Kraft scheint die beiden zu verbinden. Jan verliebt sich in Sara und Sara erwidert seine Liebe. Oskar lässt es geschehen. Er erwartet dafür, an ihrem Liebesspiel teilnehmen zu dürfen. Eine Dreierbeziehung entsteht. Sara genießt von zwei Männern geliebt zu werden und lebt ihre weitestgehend tabulose sexuelle Einstellung in vollen Zügen aus.
Sie liebt beide Männer und genießt den Sex mit ihnen. Aber sie ist hin- und hergerissen zwischen ihrer Liebe zu Jan und ihrer Loyalität gegenüber Oskar. Ihre Gefühle zu Jan werden immer stärker und die Beziehung entwickelt sich zu einer tiefen Liebe zu Jan.
Aber sie liebt auch Oskar. Kann sie ihn verlassen? Wie wird sie sich entscheiden. Kann sie sich überhaupt entscheiden?
Sara und Jan fragen sich immer wieder, woher diese unerklärlich starke Kraft kommt, welche sie verbindet. Sie stehen vor einem Rätsel.
Lara Mutig und Roman Satlof, beide Jahrgang 79, sind in Berlin aufgewachsen und kennen sich schon aus der Schulzeit. Ihre Wege trennten sich danach. Nachdem beide mehrere gescheiterte Beziehungen hinter sich hatten, fanden sie sich wieder. Sie leben jetzt als Paar in Berlin, sowie auf ihrer Segelyacht mit welcher sie die Welt bereisen.
Die Geschichte ist frei erfunden, basiert dennoch auf Erlebnissen und Erzählungen.
Beide wollen mit ihrer Geschichte Frauen dazu anregen ihren Sex befreiter und zügelloser auszuleben.
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 9783819419843
Reinhard Foltas
Torgauer Str. 6
04315 Leipzig
Kontakt nur per mail
Lara Mutig
Threedom
Roman
„Weißt du noch Sara? Weißt du noch, als du nach Norden fahren wolltest, deine Schwester treffen?“
„Ja, ich erinnere mich Jan, ich war allein im Wohnmobil, hab an dich gedacht.“
„Und ich war allein im Boot, überlegte ob ich zu dir hoch gehen sollte. Ich wollte es gerne, hab mich aber nicht getraut.“
„Und ich Jan, ich überlegte, dich in deinem Boot zu besuchen, hatte aber Angst vor den Folgen.“
„Hallo Jan. Morgen werde ich abreisen. Ich fahre nach Norden, ich will mich dort mit meiner Schwester treffen.
„Wie schön für dich Sara, viel Spaß.“
„Danke Jan, ich wünsche dir eine gute Nacht und viele süße Träume.“
„Und ich dir eine gute Reise Sara. Ich werde dich vermissen. Jeder Tag ohne dich ist ein Tag ohne Sinn.“
“Jan! … warum sagst du das?“ Sara klang empört und erschrocken.
Jan hatte sich nicht getraut und er befürchtete sie würde es vielleicht falsch verstehen, wenn er da stehen würde, an der Tür ihres Wohnmobils. Da oben bei ihr, auf dem Parkplatz. Mit ein paar Dosen Bier unterm Arm. Auf der Bank, da vorne am Fluss, da hätte er dann gerne mit ihr gesessen und den milden Abend verbracht. Ein wenig mit ihr geplaudert, gelacht und ihre Nähe genossen. Jan hatte Bedenken, sie könnte es vielleicht falsch verstehen, wenn er da an ihrer Tür stehen würde. Er hatte Angst, sie könnte ihn aufdringlich finden und dann zu ihm auf Distanz gehen. Das wollte Jan auf keinen Fall. Oder hatte er Angst vor sich selbst? Angst davor, dass er sich in Sara verlieben könnte? Aber, trotz aller Bedenken, da war etwa, zwischen ihr und ihm. Ein Gefühl, dass er sich nicht verständlich machen konnte. Jan spürte es deutlich.
“Hallo Sara. Wie geht es auf deiner Reise, kommst du gut voran oder bist du vielleicht sogar schon angekommen?“
„Nein Jan, ich bin noch unterwegs. Ich mache gerade eine Pause.“ Sara hatte auf eine Nachricht von Jan gehofft und gewartet, dass er sich meldet. Gestern Abend war sie unschlüssig gewesen, haderte mit sich selbst. Sie hatte Lust noch etwas mit ihm zusammen zu sitzen, an diesem herrlich milden Abend. Vielleicht noch ein Bier mit ihm zu trinken. Reden. Ob er das aber richtig verstanden hätte? Nein, bestätigte sie sich selbst, es war schon besser, es nicht zu tun. Wer weiß was daraus geworden wäre. Vielleicht hatte sie auch Angst, Angst vor sich selbst und vor den Gefühlen welche sie inzwischen für Jan empfand. Sie begann diesen Typen zu mögen und nicht nur mögen, da war etwas, was sie für ihn spürte und was sie sich nicht erklären konnte.
„Du fehlst mir Sara, ich habe Sehnsucht nach dir.“ Jan nahm seinen ganzen Mut zusammen. „Ich wäre gestern so gern noch zu dir gekommen, hätte gerne die Nacht mit dir verbracht.“
„Jan! … bist du verrückt? Wir sind Freunde. Du, Oskar und ich. Ich will keine Probleme mein Lieber“
„Ich weiß Sara! Aber lass mich doch träumen.“ Jan war beunruhigt, dass er zu weit gegangen war.
„Jan du kannst alles träumen was du willst. Ich träume auch.“
„Entschuldige, … ich habe wohl ein paar Glas Wein zu viel.“ Ja, das hatte Jan sicher, sonst hätte er sich wohl kaum zu dieser Aussage getraut.
„Du musst dich nicht entschuldigen Jan, ich möchte dich fröhlich sehen.“
„Wie kann ich froh sein, wenn du nicht da bist, ich vermisse dich Sara.“
„Jan, sag das nicht, … und bitte trink nicht so viel!“
„Ich trinke nur wenn ich traurig bin Sara.“
„Bist du es jetzt?“
„Nein, ich bin jetzt glücklich weil ich deine Stimme höre.“
„Aber du trinkst?“
„Ja, … aber jetzt weil ich glücklich bin.“
„Du bist crazy Jan“, lacht Sara.
„Ja, crazy in dich. Gute Nacht Süße“
„Schlaf du auch gut, Jan“
„Sara, ich schlafe nie gut, … nicht wenn ich allein schlafen muss und wenn ich getrunken habe“
„Tut mir leid, dann gebe ich dir einen Kuss, vielleicht hilft dir das.“
„Nur einen?“ fragte Jan,
„Ok, dann fünf.“
„Ich mag es wie du fünf sagst, …. fuuunf“, lachte Jan.
Was ist los mit Jan? Er ist total vernarrt in diese Frau. Schon das erste Mal, als sie mit Oskar zu seinem Boot kam. Er erinnerte sich noch genau, er spürte da etwas in seinem Inneren, etwas unerklärliches.
„Ich bin Oskar und sie ist Sara. Wir stehen da oben auf dem Platz mit unserem Camper.“ Hatten sie sich vorgestellt. Jan sah sie schon vorher einmal kurz aus der Ferne, dort oben auf dem Parkplatz.
„Wir wohnen drüben in Spanien, waren auf Europareise und sind jetzt auf dem Weg zurück nach Hause.“
Da war etwas Besonderes mit ihr. Gleich ein Gefühl, eine Ausstrahlung, welche ihn bezauberte. Oder war es ein zarter, feiner Duft welchen sie, wie ein paarungsbereites Schmetterlingsweibchen ausströmte, um ein Männchen anzulocken. Nahm er vielleicht diesen Duft in seiner Nase wahr? Ein Duft, welcher ihn zu ihr hinzog? Sie strahlte Sex aus. Sie faszinierte ihn. Ihr sympathisches Gesicht, ihre zarte Erscheinung, der wohlgeformte Körper und dieses schwarze glänzende Haar. Jan konnte nicht seinen Blick von ihr lassen. Oskar sprach mit ihm. Er hörte seine Stimme wie aus weiter Ferne. Er war gefangen von dieser Frau und er nickte einfach nur zustimmend zu allem was Oskar sagte. Und er sagte etwas von gemeinsamen Spiele Abende. Sie spielten ein Spiel, welches sich „Dreier“ nennt und mit dreieckigen Spielsteinen gespielt wird. Nichts schwieriges, aber sehr unterhaltsam.
„Hallo Jan, hab einen schönen Sonntag. Ist alles gut bei dir?“
Endlich, Sara hat sich bei Jan gemeldet. Er wartete schon sehnsüchtig auf eine Nachricht von ihr.
„Ja, alles gut, … und du, Sara?“
„Gut. Ich bin in der Nähe von Lissabon, es ist sehr warm hier. Ich werde gleich ans Meer fahren und baden.“
„Viel Spaß. Ich wünschte ich könnte mit dir dorthin. Hier ist es auch heiß. Aber hier habe ich nur diesen braunen Fluss um mich abzukühlen. Später will ich noch in die Stadt.“
„In welcher Stadt bist du?“
„Die, da oben am Fluss Sara, auf der Portugiesischen Seite, du kennst sie doch.“
„Ich fahre heute noch zurück in den Süden“, informierte Sara.
„Gute Fahrt, kommst du hier vorbei, oder willst du gleich nach Spanien rüber?“
„Ich weiß noch nicht, ich muss es mir noch überlegen,“ war Saras zögernde Antwort. Sie schien zu Jans Bedauern unentschlossen.
„Kommt deine Schwester auch mit?“
„Nein, ich komme allein.“
Jan gefiel das. Sie kommt zurück und er hoffte er kann mit ihr allein sein. Wenigstes ein paar Stunden, vielleicht einen Tag? Schon war er damit beschäftigt sich das Treffen auszumalen und er schmiedete schon Pläne. Ob er sie, in das nahegelegene Restaurant, zum Essen einladen sollte? Oder vielleicht lieber etwas für sie kochen? Sie wird sicher hungrig sein nach einer langen Autofahrt. Ja, er wird ein Essen für sie zubereiten, damit will er sie überraschen. Und er hofft, sie damit zu Beeindrucken. Lass das Jan, das wird dich nur wieder enttäuschen.
„Hallo Jan, ich bin in Spanien.“ Damit war die ganze Vorfreude und Hoffnung, auf ein Treffen mit ihr, mit einem Schlag dahin. Jan war enttäuscht. Sie kommt nicht. Geht sie ihm aus dem Weg?
„Sara, wolltest du nicht erst noch am Fluss anhalten?“
„Ja, aber ich hab es mir anders überlegt.“
Schade Sara, schade, dass du dich nicht getraut hast. Du wolltest Jan damals auch treffen und hast es sogar Oskar am Telefon gesagt. Gesagt, dass du überlegst noch bei Jan vorbei zu fahren. Oskar hielt dich zurück. Er meinte, es war keine gute Idee und er befürchtete, es könnte dabei ein Konflikt entstehen. Natürlich hatte er recht. Natürlich hätte das Jan noch mehr verwirrt, ihn noch mehr gefühlsmäßig ihr näher und ihn noch mehr durcheinander gebracht. Aber, … oh ja, wie sehr er es sich gewünscht hätte.
„Oskar hat mich angerufen, das Auto hat eine Panne.“
„So ein Pech, wo ist er, hat er noch weit zurück?“ Jan klang besorgt. Aber war er es wirklich? Sah er da nicht schon wieder eine Gelegenheit Sara zu treffen? Der Wunsch, sie einmal allein zu treffen und etwas Zeit mit ihr verbringen, lässt ihn einfach nicht los.
„Schade Sara. Ich wollte eigentlich heute noch rüber nach Spanien, mal wieder lecker essen gehen.“ Ja das wollte er, mal wieder etwas genießbares essen. Das Essen, welches in den Bars am Fluss serviert wurde, langweilte ihn immer mehr. Immer das Gleiche. Das gegrillte Huhn, an der Grenze von verbrannt, mit Pommes und Tomaten. Eine Beleidigung für Jans Geschmacksnerven. Sara reagierte nicht auf seine Ankündigung. Natürlich hatte er gehofft, sie würde dies als eine Einladung, für einen gemeinsamen Restaurantbesuch, verstehen. Mied sie es Jan allein zu treffen? Hat sie etwa Angst vor ihm, oder hat sie Angst vor ihren Gefühlen zu ihm?
„Wie geht es jetzt bei Oskar weiter?“ fragte er und versuchte sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
„Er steckt noch fest in Sevilla. Aber hast du Lust Morgen mit mir Schach zu spielen? Bei dir?“ Natürlich wollte auch sie ihn wieder sehen. Sie empfand ein zunehmend stärker werdendes Gefühl für diesen Mann. Etwas war auch mit ihr geschehen. Sie spürte etwas in sich, welches sie sich nicht erklären konnte. Oder ist sie nur neugierig auf diesen Mann? Da gab es eine Kraft welche sie zu Jan zog. Aber es gab auch eine Kraft welche von Oskar ausging und sie festhielt. Ein Tauziehen zwischen den beiden Männern und ein Tauziehen zwischen ihrem Herzen, ihrem Geist und ihrem Körper.
Jan ist aufgeregt, aber er freut sich. Sie kommt zu ihm, um mit ihm Schach zu spielen. Aber, ob das eine gute Idee ist? Schach, ein Spiel welches große Konzentration erfordert. Seit Jahren hatte er nicht mehr gespielt. Eigentlich nicht mehr, seit er gegen seinen heranwachsenden Sohn chancenlos wurde. Auf was lässt du dich da ein? Als ob er sich, in ihrer Gegenwart und ihr gegenüber sitzend, auf das Spiel konzentrieren könnte. Und natürlich hat er es verloren. Natürlich war er chancenlos. Es reichte eine leichte, zufällige Berührung ihrer Schenkel, Knie oder Füße und aus und vorbei, keine Möglichkeit für Jan, auch nur zwei Züge im Voraus zu denken. Jan war mehr damit beschäftigt sie in seiner Fantasie auszuziehen und mit ihr ins Bett zu gehen, als seine Bauern, Läufer oder Türme zu sichern.
Sara betrachtete Jans Hände, welche sich über das Spielfeld bewegten und die Figuren hin und her schoben. Sie war nervös und konnte kaum still sitzen. Sie rutschte auf ihrer Bank hin und her und ihre Beine öffneten und schlossen sich. Sie stellte sich vor er würde jetzt ihre Schenkel berühren. Wie es sich wohl anfühlte, wenn diese Hände sie jetzt berührten. Gib mir einen Hinweis Jan, zeig mir was du möchtest. Nein Jan, … tue es nicht Jan, wir Drei sind nur Freunde, wischte sie diesen Gedanken aus ihrem Kopf. Aber dennoch war es passiert, ein inneres Feuer zu Jan hatte sich entfacht.
„Guten Morgen Querido. Oskar ist zurück.“
Als ob ihn das jetzt begeistert hätte, seine Mundwinkel zogen sich nach unten, während er fragte ob das Auto wieder in Ordnung wäre.
„Ja. Wir sind drüben in Spanien.“
„Das freut mich,“ log Jan, denn was ist jetzt für ihn dabei positiv, dass sie und Oskar wieder zurück ist und sie zusammen sind.
„Wie ist es bei dir? Kommst du bald mal wieder den Fluss runter? Wir hätten Lust, mal wieder „Dreier“ zu spielen.“
Oh ja, Jan wird wieder den Fluss runter fahren, er muss sie wieder sehen. Zu lange war es wieder her und der virtuelle Kontakt über das Netz reicht ihm nicht. Er möchte sie umarmen, ihre Nähe, ihre Haut und ihre freundschaftlichen Küsse spüren. Am Anfang hatte er Probleme mit dieser Nähe umzugehen, die Nähe zur Frau eines anderen Mannes. Oskar schien es anscheinend nicht zu stören.
„Denke nicht, dass ich jeden fremden Mann auf den Mund küsse, da muss ich schon etwas Besonderes fühlen. Eine besondere Energie und ich muss eine gewisse Nähe spüren, und ich spüre diese bei dir, Jan.“ Versucht Sara sich und ihr Verhalten ihm gegenüber, zu erklären. Will sie Jan damit zu verstehen geben das er den Kontakt rein freundschaftlich betrachten soll? Oder will sie damit ihre starken Gefühle Jan gegenüber, für sich selbst zu rechtfertigen.
So sehr Jan es genoss, es war ihm aber auch etwas unangenehm Oskar gegenüber. Vor einiger Zeit waren sie schon mal zusammen unterwegs. In einem Ort in den Bergen. Ein traditionelles Fest mit viel Folklore, gegrilltem Spanferkel und reichlich an Bier und Wein. Sie waren in lockerer und entspannter Stimmung, tranken und tanzten. Jan hielt Sara in seinen Armen und wirbelte mit ihr über die Tanzfläche. Er konnte nicht anders, als der Tanz zu Ende war, nahm er ihren Kopf in beide Hände und küsste sie kurz, aber intensiv auf den Mund. Sie erwiderte den Kuss mit einem leichten Gegendruck. Aber sie war sehr überrascht von Jans Verhalten. Dennoch, sie schien es zu genießen und strahlte ihm entgegen. Jan fragte sich später ob Oskar dies gesehen hatte und erwartete eine Reaktion von ihm. Doch es kam keine. Zu später Nacht verließen die Drei das Fest und gingen Hand in Hand zu ihrem Auto. „Ich mag dich sehr Jan, aber dich Oskar liebe ich,“ erklärte Sara leicht beschwipst und ausgelassen ihre Gefühle. Jan genoss es zwar ihre Hand in seiner zu spüren, aber er war mit der Situation doch etwas überfordert.
„Oskar, ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll,“ sprach er Oskar später darauf an, „und ich möchte nicht, dass dieses Geschehen schlechte Stimmung unter uns erzeugt.“
„Jan, mach dir da mal keinen Kopf. Wenn ich mit dieser Frau leben möchte, dann muss ich sie akzeptieren so wie sie ist und sie hat Freiheiten“, erwiderte Oskar. Dennoch hatte Jan das Gefühl, dass es ihm doch nicht ganz gleichgültig war.
„Ich habe dir heute einen Regenbogen geschickt.“
„Oh ja Sara, ich habe ihn gesehen, … du hast ihn geschickt?“
„Ja, er soll dir den Weg zu mir zeigen, damit du bald wieder zu mir kommst.“
„Hier bläst es ordentlich und es regnet. Schicke mir doch einen Tag mit Sonnenschein und mit dem richtigen Wind und ich werde gleich wieder bei dir sein.“ Jan freute sich. Sie wollte ihn wieder sehen.
Der Fluss lag geheimnisvoll und still im Morgengrauen. Er wirkte gespenstisch, fast unwirklich. Nebelschwaden stiegen auf, es schien als ob der Fluss kochte. Die noch kraftlose Morgensonne versuchte den Nebel zu durchdringen. Jan zögerte erst einen Moment, ob er dieses bezaubernde Bild durch seine Abfahrt zerstören sollte. Seine Bugwelle auf das Wasser schieben. Sein Mast, der den Nebel durchschneidet, das Motorgeräusch das die Stille durchbricht. Doch, er hatte bereits die Leinen gelöst. Das Verlangen nach Sara hatte über ihn entschieden und das Boot bereits Fahrt aufgenommen.
Die Sonne gewann nach und nach an Kraft, gewann die Oberhand und löste die Nebelschwaden. Der Tag wird strahlend werden. Jan strahlte auch, nicht nur wegen des schönen Wetters, oder der herrlichen Bootsfahrt. Nein, er strahlte, weil er wusste er wird Sara heute wiedersehen.
„Ich bin kurz vor der Brücke, ich war schneller als geplant. Die Strömung ist noch sehr stark, der Fluss steht noch hoch, die Durchfahrt wird knapp werden. Ich versuche es dennoch.“ Oskar hatte gefragt wie weit er gekommen war. Wie immer schaute Jan etwas besorgt auf die Autobahnbrücke mit ihrer geringen Durchfahrtshöhe. Laut Angaben der Seekarte passte er da normalerweise nicht durch und wenn, dann nur bei absolutem Niedrigwasser. Aber so weit war der Fluss noch nicht. Wie immer, es war spannend und ein Nervenkitzel für Jan. Aber wie schon etliche Male vorher auch, es passte. Der Mast blieb oben. Jan vermutet und hofft, sie werden am Steg stehen und auf ihn warten.
Jan war unsicher, wie sehr er zeigen darf, dass Sara ihm gefehlt hat. Oskar half beim Anlegen seines Schiffes, nahm die Leinen entgegen und war noch mit dem Belegen dieser beschäftigt. Jan aber hatte nur Augen für Sara. Er sprang vom Boot und ging auf sie zu. Sie lächelte ihm etwas verunsichert und zurückhaltend entgegen. Jan breitete seine Arme aus und Sara kam lachend auf ihn zu und sie küssten sich. Wie immer auf ihre etwas zurückhaltende und freundschaftliche Art. Doch Jan spürte dieses schöne Kribbeln welches durch seinen Körper ging und vor allem, er spürte sie.
„Wollen wir heute Abend „Dreier“ spielen?“ fragte Oskar. Wie immer hat er Lust auf ein Spiel. Diese große Lust für Spiele aller Art, ob sie wohl einst durch mangelnde Sprachkenntnis entstanden ist? Es macht vieles einfacher, auch für Jan. Es ist ja auch eine Art der Kommunikation. Er findet es doch auch oft mühsam, bei diesem Mix der Sprachen, immer die richtigen Worte zu finden.
Die „Dreier“ Steine klimperten auf dem Tisch. Wie meist Jans Tisch. Recht schnell wurde Jans Boot ihr Treffpunkt für Spieleabende. In der Sofaecke im Salon war genügend Platz, die Atmosphäre gemütlich und sein Kühlschrank in der Regel gut gefüllt.
„Heute werde ich gewinnen, heute ist mein Tag“, Oskars übliche Ankündigung. Jan war es recht so, sollte er sich auf das Spiel konzentrieren. Jans Konzentration dagegen, war wie immer bei Sara. Wo würde sie sich hinsetzten? Er will sie neben sich. Dicht bei sich. Er wollte die Möglichkeit haben sie zu berühren. Aber den Wunsch hatten sie inzwischen beide. Denn auch Sara hatte immer mehr das Verlangen ihm nahe zu sein. Sie mochte ihn. Oft fragte sie sich was ihn denn ausmachte, was so besonders bei ihm war. Sie fand ihn humorvoll und unterhaltsam. Auch sie wollte ihn berühren können. Versteckt suchten ihre Beine, Füße und auch Hände, sich unter dem Tisch. Ihr Verlangen nach Nähe und Berührung. Streicheln und sich fühlen. War es der Reiz des Verbotenen, der sie immer wieder wagen ließ? Oder sind es die starken Gefühle, welche die beiden füreinander spüren? Merkt Oskar das denn nicht? Oder weiß er es und lässt es geschehen? Wie sagte er doch einst; „wenn ich mit dieser Frau zusammen leben möchte muss ich das akzeptieren.“
„Wir haben Mobilhome Tief un heute wir gehen nach norden. Ist es gut schreiben? Und du Jan?“
Sara versuchte auf Deutsch zu schreiben. Jan musste schmunzeln, nachdem er den Sinn der Nachricht erkannt hatte.
„Fast perfekt, Sara, dein deutsch, nur; Tief=TÜV, un=und, sonst wirklich perfekt.“ Jan musste lachen, aber er wusste gleich wird er sie enttäuschen.
„Sara, ich gehe heute vielleicht noch zurück, den Fluss hoch,“ informierte Jan. Jan fand es war wieder einmal an der Zeit, sich zurück zu ziehen. Die Nähe zu Sara setzte ihm mehr und mehr zu. Für ihn ist es ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Ihre Nähe zu erleben und sie zu spüren, aber auch die unerfüllten Träume und Wünsche, zermürbten ihn. Er brauchte eine Auszeit, musste sich wieder sammeln und Abstand gewinnen.
„Gute Reise Jan“, antwortete Sara kurz. Sie klang traurig.
„Für dich auch Sara.“ Wusste doch Jan, dass auch sie wieder abreisen würde. „Am Wochenende ist ein Musikfest in der Stadt oben am Fluss. Es wäre schön gewesen, wenn wir es zusammen besuchen hätten können.“
„Wir werden auch eine Fiesta im Norden haben. Nur eine etwas andere und dort ist es jetzt schon kalt.“
„Du hast einen Mann der dich wärmen kann Sara, ich leider keine Frau dafür.“
„Sehe die Dinge positiv Jan, vielleicht triffst du ja auch jemanden auf der Fiesta“, versucht Sara ihn aufzumuntern.
„Wen? Johanna, deine Freundin? Ok, … ja sie sagte, ich liebe dich, zu mir. Aber sicher wollte sie nur mit ihren Deutsch Kenntnissen glänzen" lachte Jan.
„ Alles ist möglich Jan, Querido.“
„Sorry Sara, aber ich möchte nur dich.“
„Jan, bitte, … wir sind Freunde!“
Die wievielte Fahrt auf dem Fluss, war das schon für Jan? Er hat aufgehört zu zählen. Jan du verrennst dich da in etwas. Das kann kein Happy End geben. Sieh das ein. Beende es und mach deinen Kopf wieder frei.
Er wusste, sie wollte zu ihrem Heimatort und ihrer Familie im Norden. Jan fühlte sich allein gelassen. Die Party in der Stadt gibt ihm hoffentlich Ablenkung. Viele Menschen, viele Bands mit guter Musik und wildes Treiben. Sicher wird er vielleicht ein paar Bekannte treffen und flüchtige Bekanntschaften machen. Einige Worte wechseln. Aber Sara ist ständig bei ihm, sie geht ihm nicht aus dem Kopf. Es ist als ob sie jeden seiner Schritte folgte. Jan genehmigte sich einige Biere und versuchte sich zu entspannen. Aber er langweilte sich auch, richtig gute Stimmung kam für ihn nicht auf. Von Johanna war auch nichts zu sehen. Das hätte auch nichts gebracht, sie reizte ihn nicht sonderlich.
„Alles gut bei dir Sara?“ er musste sie Anschreiben. Er hatte eine Woche nichts von ihr gehört und er hatte das Verlangen mit ihr zu kommunizieren.
„Ja alles gut bei mir. Wir sind auf der Rückreise. Und du, wie geht es dir, wie war das Fest?“
„Es war OK, aber auch anstrengend, drei Tage Party, das kostet Kraft. Ich freue mich dich bald wieder zu sehen.“ Sie wollten heute noch zurück sein. Auch Jans Stimmung stieg und er freute sich.
„Bist du in deinem Boot, wir würden vorbeikommen, wenn du es möchtest?“ Und ob er möchte. Mehr und mehr merkte Jan wie wichtig es ihm war in Saras Nähe zu sein.
Oskar kippt das Säckchen mit den „Dreier“ Steinen aus. Es war mal wieder Zeit für ein Spiel. Die Steine wurden gedreht, gemischt und aufgebaut.
„Oh nee, das ist ja wieder ein Mist.“ Oskar tut wie immer seinem Missmut kund. „ Oh nee, nichts als Mist.“ Ganz klar, er hat wieder gute Steine. Jan registrierte seine kaum. Zu stark ist das Gefühl und ihre Berührungen unter dem Tisch. Jans Verlangen wuchs immer mehr. Sie jetzt zu küssen, ihre hübschen kleinen Brüste zu berühren und weiter nach unten zu gehen, seine Hand zwischen ihre Schenkel zu stecken, ihre Wärme zu spüren. Aber da sitzt Oskar neben ihm, und er sortiert seine Spielsteine.
„Oh nee, jetzt hat der mir hier den Weg verbaut, gerade dort wollte ich anlegen.“
„Es geht halt nicht immer, wie man es gerne hätte Oskar, … wer ist jetzt dran?,“ fragte Jan.
„Du,.. der Idiot“ kam es von Oskar. Wie bitte? … hatte Jan das jetzt richtig gehört? War das Oskar jetzt einfach so und ohne darüber nachzudenken herausgerutscht. Oder ist es das, was er über Jan denkt? Das Jan ein Idiot ist, weil er meint er hätte bei Sara irgendwelche Chancen. Wenn er glaubt, er könnte sie ihm ausspannen. Natürlich ist Oskar nicht entgangen, dass die zwei sich nahe sind. Er hat auch gemerkt, dass Sara diesen Mann mag. „Mag sein, sie ist auf ein Abenteuer aus, dann ist es halt so, soll sie es haben“, denkt Oskar. „Vielleicht wird das auch unser Beziehung wieder etwas beleben. Wäre nicht schlecht, da herrscht im Moment ziemliche Flaute. Es fehlt an Spannung“, so überlegt Oskar weiter.
Jan ist verwirrt? Der Idiot? Das galt doch jetzt ihm? Schließlich war er an der Reihe. Beteuert Oskar nicht immer wieder sie wären Freunde? Warum das „Idiot“ dann? Wie soll er jetzt darauf reagieren? Ihn zur Rede stellen, eventuell würde das in einem Streit enden? Damit könnte es dann vorbei sein mit dem Kontakt zu Sara. Wäre es dir das wert Jan? Jan entschied sich gegen eine Konfrontation. Aber er ärgerte sich. Oskar ist sein Gast, er ist bei ihm an Bord und als solcher sollte er absolut nicht unhöflich sein, oder wie eben beleidigend. Ist er so irritiert darüber, dass Sara und Jan sich so gut verstehen oder was ist der Grund. Jan wischte das Geschehnis aus dem Kopf und konzentrierte sich auf das Spiel und die Aktivität unter dem Tisch.
Jan erinnert sich noch an ihren ersten Kuss. Ihren ersten intimen Kuss. Ihr Verabschiedung Ritual war eigentlich immer gleich. Eine kurze Umarmung, ein Kuss, eher freundschaftlich. Oskar war meist schon voraus gegangen. Er wusste, dass die beiden sich zum Abschied umarmen und küssen. Und er wusste auch, dass er Sara das nicht verbieten kann. Er muss ihre offene und herzliche Art akzeptieren.
Aber diesmal war etwas anders. Sara nahm nach dem üblichen zarten und freundschaftlichen Kuss seinen Kopf in beide Hände, zog ihn zu sich und presstest ihre Zunge in seinen Mund. Es geschah so schnell und überraschend, dass Jan kaum reagieren konnte. Es waren nur wenige Sekunden, aber diese Sekunden sagten ihm so viel. Er spürte, auch sie will mehr, wie auch er mehr wollte. Jan war glücklich, aber auch etwas verwirrt. Sara, sie hält ihn in ihrem Bann, sie macht ihn verrückt. Er spürte, dass sie sich näher kamen und dass ihr gemeinsames Verlangen wuchs. Wie gerne wollte er jetzt die Nacht mit ihr verbringen und sie heiß lieben.
Jan träumt mal wieder.
„Wie immer auf der Brücke Jan? Um elf?“
„Gerne Sara, ich freue mich.“
Auch wenn die Sonne weiterhin hoch am Himmel stand, es war kälter geworden. Ein Hauch von Herbst lag in der Luft, obwohl das Thermometer tagsüber noch immer die zwanzig Grad erreichte. Die Luft war klarer, der Wind stärker und aggressiver geworden. Und gegen diesen kämpften sie mal wieder, auf einer ihrer fast täglichen Fahrrad Touren. Sie wollten zur Insel und dem Strand. Wie immer trafen sie sich auf der Brücke, welche zur Insel führte. Meist ohne es Oskar zu erzählen. Eine Verabredung für eine gemeinsame Tour hatte meist dazu geführt, dass Oskar sich ihnen angeschlossen hätte. Sie fuhren lieber ohne ihn.
Wie immer versuchte Jan sich hinter Sara zu halten. Er fuhr gerne hinter ihr, seinen Blick auf ihren Hintern gerichtet. Ihre Pobacken welche sich im Rhythmus während des Tretens der Pedale auf und ab bewegten. Der Anblick faszinierte Jan immer wieder aufs Neue und regte seine Fantasie an. Er kann sich nicht satt sehen, an diesem kleinen, runden und strammen Po. Der Blick auf ihn machte ihn geil. Sie hat schmale Hüften und einen muskulösen Rücken. Er liebte ihr glänzendes Haar. Er wollte da jetzt gerne hineingreifen.
Leider sind ihre Haare jetzt kürzer als noch im Sommer. Schade, ihm gefiel das lange Haar besser. Vielleicht auch, weil sie langes Haar trug, als sie sich kennen lernten. Ob das wohl Oskars Idee war? Das mit dem Kürzen? Jan, du musst aufhören bei Oskar nach negativem zu suchen, das wird der Freundschaft nicht förderlich sein, und du begibst dich selbst in eine negative Stimmung. Aber wie kann er es vermeiden? Lieben sie beide doch schließlich die gleiche Frau und konkurrieren um sie.
Es ist schön mit ihr am Strand zu sein. Die wärmenden Strahlen der Herbstsonne zu spüren. Die Einsamkeit des fast leeren Strandes. Nur verstreut spazierten ein paar Besucher in der Ferne. Jan liebte Saras Nähe und genoss es mit ihr zu plaudern. Auch wollte er mehr von ihr wissen, von ihrem früheren Leben und was sie denkt und was sie bewegt.
„Es muss etwas anders werden, ich muss mein Leben ändern. Ich habe kein eigenes Leben, ich verdiene kein eigenes Geld, stehe nicht auf eigenen Beinen,“ seufzt Sara.
„Das kann ich verstehen, Sara. Dein Leben dreht sich nur um Oskar und diesem kleinen Kosmos, in welchem ihr euch bewegt. Ja, und natürlich solltest du dein eigenes Leben aufbauen, einen Job, neue Gesichter um dich herum, neue Freunde und dein eigenes Geld. Und du solltest eine Freundin haben, möglichst in deinem Alter, mit der du dich austauschen kannst. Hast du mal mit Oskar darüber gesprochen?"
Sara fing an zu schluchzen. Jan nahm sie in seine Arme und so leid es ihm tat, sie so traurig und verzweifelt zu sehen, so genoss er dennoch die Situation. Sie in seinen Armen zu halten und dabei das Gefühl zu haben, er tue jetzt nichts Unerlaubtes. Er darf sie jetzt halten. Sie braucht ihn jetzt. Er muss sie trösten und schützen. Einige Tränen kullerte über ihre Wange. Er würde sie gerne wegküssen.
„Ist es so schlimm, Sara?“
„Ach, ich hab das manchmal, bin dann total unten. Jan, mein Leben war schon immer schwierig. Und ich hatte immer das Pech an die falschen Männer zu geraten. Und dann verlor ich mein Kind Jan, das hat mich damals sehr aus der Bahn geworfen.“
„Du hast ein Kind verloren?“ Jan starrte Sara sichtlich entsetzt an, „das muss furchtbar für dich gewesen sein. War es von Oskar?“
„Ach nein, ich glaube, ich hab ihm das nie erzählt, oder wenn doch, hat er es sicher längst vergessen. Nein, es war vor seiner Zeit.“
„Erzähl mir, was war passiert?“
„Das ist eine lange Geschichte Jan, aber ich war damals mit einem jungen Mann zusammen. Wir waren etwa im gleichen Alter und eigentlich dachte ich, wir werden eine gemeinsame Zukunft haben, aber es hat nicht geklappt. Er war so ein schrecklicher Versager. Je mehr ich mich bemühte für unsere gemeinsame Zukunft zu arbeiten, desto weniger tat er. Er verlor seinen Job und am Schluss lag er nur noch auf dem Sofa, wartete darauf, dass ich von der Arbeit kam und ihm das Essen machte. Und ich musste mich um alles kümmern. Und mitten in der ganzen Misere wurde ich schwanger. Aber dennoch habe ich mich über das Kind gefreut. Aber der Idiot bestand darauf das ich eine Abtreibung mache. Niemals, gab ich ihm zu verstehen, niemals werde ich das Kind abtreiben und irgendwann habe ich dann, statt dessen, diesen Versager abgetrieben und ihn aus unserer Wohnung geworfen. Es war eine schwierige Zeit für mich Jan.“
„Und dann, was ist mit dem Kind geschehen?“ Jan ist immer noch etwas geschockt von Saras Erzählung.
„Ach Jan, die ganze Aufregung und der ständige Kampf mit diesem Kerl, wurde dann zu viel für mich. Ich verlor das Kind. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens und ich habe lange gebraucht darüber hinweg zu kommen. Es wäre ein Mädchen geworden. Ich wollte sie Lucia nennen. Heute wäre sie siebzehn. Viele Jahre habe ich getrauert und immer wieder denke ich an sie zurück. Wenn sie gewesen wäre Jan, dann wäre mein Leben ganz anders verlaufen“.
„Oh Sara, das tut mir wirklich alles sehr leid, ich kann verstehen das es schwer für dich ist. Ich weiß wie furchtbar es ist einen Menschen zu verlieren.“ Und Jan hielt Sara fest und beschützend in seinen Armen.
„Manchmal fühle ich mich innerlich einsam und leer. Du kennst mich noch nicht Jan, ich kann manchmal auch sehr kompliziert sein.“
„Wir haben alle mal unsere schweren Stunden und unsere Schicksale. Ich sage immer, was dich nicht umbringt, macht dich stark. Sara, lass es ruhig raus,“ dann schob er noch hinterher, „und ich mag komplizierte Frauen, alles andere ist langweilig.“ Wenigstens ein zaghaftes Lächeln konnte er damit bei ihr auslösen. Er hielt sie noch lange in seinen Armen, er genoss es, auch wenn ihn ihre Geschichte traurig machte.
„Ich gehe wieder zurück in den Fluss Sara.“ Jan sah Enttäuschung in ihrem Gesicht. „Ich kann nicht bleiben. Du und ich, das darf eigentlich nicht sein. Ich fange an mich in dich zu verlieben. Eigentlich bin ich es schon längst. Sara wir müssen das stoppen, ich fühle, dass es zu schwer für mich wird.“
„Und ich, was wird mit mir, ich habe auch Gefühle für dich?“
„Sara du hast Oskar, du bist seine Partnerin. Ich sollte dich eigentlich gar nicht begehren und was da zwischen uns ist darf nicht sein.“
Inzwischen waren sie zurück und auf ihrer Brücke angelangt. Die Brücke, welche zur Insel führte und mittlerweile zu ihrer Brücke und ihrem Treffpunkt geworden war. Der Ort, welcher Freude, oder auch Enttäuschung hervorrief, ganz entscheidend in welche Richtung sie auf dem Weg waren. Sich trafen oder trennten.
„Setz dich bitte.“ Bad Jan sie und wies mit einer Kopfbewegung zu einer Parkbank. „Ich möchte dir etwas geben.“
Eine kleine Schachtel zog er aus seiner Jackentasche. Er hatte diese die ganze Zeit schon dort gespürt und er war schon etwas aufgeregt und auch besorgt gewesen, dass es keine passende Gelegenheit geben wird, ihr sein kleines Geschenk zu geben. Er richtete die kleine Schleife, welche die Verkäuferin im Juwelierladen liebevoll angebracht hatte. Sie hatte in seiner Jackentasche gelitten und sah nicht mehr ganz so schön aus. Er gab ihr das Kästchen.
„Oh wie schön.“ Saras Augen strahlten vor Freude, nachdem sie ihr Geschenk geöffnet hatte. „Wie süß.“ Aber er sah auch Verunsicherung in ihrem Gesicht, als sie das zarte Silberkettchen mit den vielen kleinen Herzen in ihrer Hand hielt.
„Wie soll ich das verstehen Jan?“
„Ich möchte dir damit eine Erinnerung an unsere Freundschaft geben. Ich werde bald wieder fahren und das soll dich an mich erinnern.“
„Danke Jan, ich werde dich nicht vergessen und ich werde dich vermissen.“ Sie schaute weiter überrascht und leicht ungläubig auf das Kettchen. „Es ist so schön, ich habe schon lange nichts mehr geschenkt bekommen.“
„Schenkt dir Oskar nie etwas?“, wunderte sich Jan erstaunt, „mal Blumen oder vielleicht mal eine Kleinigkeit um dir zu zeigen, dass er dich liebt?“ Sie schüttelte den Kopf, etwas verschämt. „Aber an Geburtstagen oder Weihnachten?“ bohrte Jan nach, wieder ein Kopfschütteln von Sara. „Schon lange nicht mehr, wir schenken uns nichts.“ Jan kann es nicht glauben, ihm machte es selbst auch Spaß, dem Menschen den er liebt auch ab und zu und auch ohne besonderen Anlass, mal eine kleine Freude zu bereiten.
„Sara es ist auch nicht leicht für mich, wenn ich jetzt morgen wieder fahre.“ Gerne wäre er noch länger geblieben, aber er musste wieder los, musste versuchen, sich wieder zu sammeln, versuchen wieder klar zu denken und vor allem seine Gefühle zu Sara wieder bändigen.
Sara schaute ihn traurig an, sie seufzte, „ich möchte, dass wir uns wiedersehen.“ Ja, das möchte er sicher auch, Sara, obwohl Jan nicht klar ist wo das hinführen wird. Er wird jeden Tag an sie denken und er wird leiden.
„Wo bist du Jan?“
Wie schön von ihr zu hören. Die Fahrt zurück auf dem Fluss war geprägt von Zweifeln und Vermissen, gemischt mit Gedanken der Vernunft. Er wollte Abstand von Sara und dem Geschehenen bekommen, sich wieder finden. Den Menschen Jan wieder finden, welcher mit sich und der Welt zufrieden war. Welcher seine Freiheit genoss. Aber würde er diese Freiheit aufgeben wollen? Sich wieder in eine Partnerschaft und Beziehung begeben? Mit all den Konsequenzen und Kompromissen welche dieses verlangt? Diese Fragen beschäftigte Jan auf seiner Fahrt den Fluss hoch. Doch es lockt das Weib, lockt die körperliche Nähe, es lockt die Seele, das Fleisch und der Wunsch nach Sex. Sara, du machst mich geil und verrückt. Sara ich will dich.
„Hallo Jan.“ Sara hatte sich endlich bei ihm gemeldet. Bewusst hatte er sich zurück gehalten und gewartet, dass sie sich meldet. Sie sollte ihm zeigen, dass auch sie ein Verlangen nach ihm hatte.
„Ich bin in den Bergen unterwegs Sara, und … ja du fehlst mir auch“. Es Berge zu nennen, ist ja doch etwas übertrieben, aber für Jan, mit seinem kleinen Klappfahrrad, doch manchmal eine ziemliche Herausforderung. Und er brauchte sie und dieses an seine Grenzen zu gehen und den Kopf wieder frei zu bekommen. Die Erinnerung und Geilheit zu Sara sich förmlich aus dem Leibe zu strampeln und zu schwitzen. Sein Verlangen nach ihr zu betäuben.
Und so folgte eine Tour nach der anderen. Die Wege wurden länger, die Berge höher. Annähernd jeder kleinere und größere Ort in Tagestour Weite besuchte er. So manches kleinere Häuschen, oder auch manchmal schon zur Ruine geworden, aber zum Verkauf stehend, weckte seine Neugier. Renovieren und Umbauen von Häusern war schon immer eines seiner Interessen. Einige Blicke auf ein Objekt geworfen und schon hatte er die Umgestaltung der Immobilie vor seinem geistigen Auge und er konnte schon das fertige Resultat vor sich sehen. Sah Wände aus grobem Naturstein, schwarz gebeizte Balken und große offene Feuerstellen. Und er sah große Glasflächen. Ob das vernünftig ist, in einem Land mit dreihundert oder mehr Sonnentagen im Jahr, war erst mal zweitrangig. Solche Gedanken machten ihm Spaß und lenkten ihn ab. Aber könnte er in einer solchen Umgebung leben? In einer abgeschiedenen kleinen Dorfgemeinschaft. Weit weg, von Geschehen und Kultur. Umgeben von überwiegend Alten. Der Treffpunkt die Dorfkneipe, mit den immer wieder gleichen Gesichtern. Ohne Jugend, denn diese war überwiegend abgewandert. Zukunft hatte sie in solch einem abgelegenen Ort wohl kaum. Und ein solches Renovierungsobjekt Jan, so sehr du diese kreative Arbeit liebst, nein Jan, dazu bist du inzwischen doch etwas zu alt. Ja, natürlich, es gib Handwerker für alles, aber du kennst dich Jan, hast immer das Verlangen selbst mit anzupacken. „Vergiss es einfach“, schüttelte er immer wieder diese Gedanken ab. Aber die Touren taten ihm gut und er fühlte sich nach und nach wieder entspannter und stabiler. Er fand zu sich zurück.
Doch die Sehnsucht und das Verlangen blieben. Wann hatte er letztens mal dieses Gefühl bei einer Frau? In welcher seiner früheren Beziehungen? Gut, … verliebt sein sollte immer dabei sein, dass muss er fühlen. Ohne war das nichts für ihn. Genau so wenig, wie Jan den Genuss in einem One-Night-Stand fand. Für guten Sex brauchte es Liebe und Gefühle. Beides fand er nicht in einer zufälligen Bekanntschaft welche dann in einem Bett endete.
Jan denkt zurück, an seine letzte gescheiterte Beziehung. Nach der anfänglichen Verliebtheit, begann die Maske zu bröckeln und die negativen Merkmale nahmen Oberhand. Leichte Kritik endete dann oft in einem sich gegenseitigen Zerfleischen. Er hatte das Gefühl, er sollte umerzogen werden. Verändert und angepasst. Aus; „wir bauen uns unser eigenes Nest in dem wir glücklich sein können“, wurde immer öfter, „das kommt mir nicht ins Haus“. Ihr Haus. Er hatte solche Aussagen zu lange akzeptiert. Sie waren der Grund, dass er sich in diesem Haus nie zu Hause fühlte und ihr Haus, nicht zu seinem zu Hause werden konnte. Auch, dass er dort jahrelang seinen Schweiß und seine Kraft, beim Renovieren und Umbauen gelassen hatte, bekam keine Anerkennung. Dennoch, Jan war zu bequem einen Schlussstrich zu setzen und ließ es geschehen und sich zu lange ausnutzen. Er akzeptierte die Situation und unterdrückte seinen Unmut, er hoffte zu lange es könnte sich doch noch zum Guten wenden. Doch irgendwann war er dann endlich so weit und er zog die Reißleine. Und die Trennung tat ihm gut, sie fühlte sich wie eine Befreiung an. Jan konnte wieder frei atmen.
Und jetzt? Er spürt diese intensive Nähe zu Sara. Sara du bist in mir, unsere Seelen sind eins.
„Hallo Jan, Oskar fährt morgen mit dem Auto am Fluss hoch. Brauchst du etwas?“
Besser kann es gar nicht kommen. Jan hatte sich mal wieder auf eine Schotterpiste begeben, neue Wege und Dörfer zu entdecken. Eine Schotterstrecke, die es in sich hatte. Und so kam es wie es kommen musste. Der Stachel eines Kaktus, so jedenfalls vermutete es Jan, beendete seine rasante Fahrt. Erbarmungslos brannte die Mittagssonne und Jan musste schieben. Fast schon tragen, denn der Mantel der kleinen Felge suchte sich seinen eigenen Weg und sprang ständig von dieser. Und auf seinem Handy zeigte das Navi noch sehr viele mühevolle Kilometer zurück zum Fluss und seinem Boot.
„Das kommt wie gerufen Sara. Ich brauche einen Schlauch für mein Fahrrad, am besten auch noch Flickzeug und eine kleine Pumpe für unterwegs.“ Eigentlich Sachen, an welche er längst schon selbst hätte denken sollen.
„Schön dich zu sehen Oskar und danke, dass du mir die Sachen mitgebracht hast. Das erspart mir die lange Busfahrt in die Stadt,“ begrüßte Jan Oskar am späten Nachmittag.
Oskar sah müde und etwas gestresst aus. „Was ist los Oskar, du siehst aus als hättest du einen schlechten Tag?“
Oskar stöhnte, „Sara dreht mal wieder durch. Sie beschimpft mich, will das sich endlich etwas ändert. Und dann hat sie ihre Tage. Da ist sie besonders schwierig, manchmal nicht auszuhalten. Sie wirft mir Sachen an den Kopf“, und zum Nachdruck schüttelt Oskar den Kopf und zieht die Augenbrauen noch oben, „ich wäre senil, hätte Alzheimer, wäre ein Idiot, zu nichts zu gebrauchen“, Oskar seufzte. „Manchmal beneide ich dich Jan.“
„Alles hat seinen Preis Oskar. Ich habe auch schon genug Beziehungsstress hinter mir, ich kenne das. Im Moment genieße ich dieses Single Leben.“
Aber tat Jan das wirklich? Redet er sich sein Solodasein einfach nur schön? Vor allem vor Oskar? Tatsächlich lebt Jan, zum ersten mal in seinem Leben allein. Er war immer von einer Beziehung in die andere geschlittert. Ohne nennenswerte Pause. Sein ganzes Leben lang. Anfänglich hat er tatsächlich die Einsamkeit genossen, sich gut und frei gefühlt. Er genoss es, den Stress der vergangenen Beziehung hinter sich zu lassen. Wieder selbst bestimmen zu können. Selbst entscheiden was er mag, oder was nicht. Wieder Entscheidungen zu treffen, ohne dass jemand mit Kritik und Kommentaren hinter ihm stand .
„Es hat alles zwei Seiten, Oskar. Freiheit ist auch nicht umsonst. Es gibt genug Momente, wo ich mir wünschte eine Partnerin an der Seite zu haben. Und in meinen Augen bist du ein Glückspilz. In Sara hast du meiner Meinung nach, das große Los, den Hauptgewinn bekommen.“ So empfand Jan es wenigstens, wenn er an Sara dachte. „Vielleicht solltest du dich mehr um sie bemühen, ihr mehr Aufmerksamkeit schenken.“
„Aber sie hat doch alles was sie braucht“, verteidigt sich Oskar, „und wenn sie etwas möchte, dann muss sie es doch nur sagen. Und sie ist auch nicht so wie andere Frauen. Aus Kleider macht sie sich schon mal gar nichts und Einkäufe, dass muss dann immer ich erledigen. Sie geht auch in keinen Supermarkt.“
Bist du dir da jetzt ganz sicher Oskar? Kann es nicht vielleicht auch so sein, dass Sara nicht gerne einkaufen geht, weil sie eben kein eigenes Geld hat, weil sie es scheut zu fragen und zu bitten? Und Oskar, erwartest du jetzt, dass Jan dir Tipps gibt wie du mit Sara umgehen sollst? Das kannst du nicht von Jan erwarten, nicht wenn es um Sara geht.
Jan erinnert sich auch an eine Szene, als Oskar großzügig Süßigkeiten an alle verteilte, dabei aber Sara übersah. Oskar das geht nicht, das darfst du deiner Partnerin gegenüber nicht machen. Sie sollte zu erst kommen und immer der Mittelpunkt für dich sein. Und so gab es damals auch scharfe Worte und böse Blicke zwischen den beiden. Jan erinnerte sich auch an die gemeinsamen Restaurantbesuche. Während er und Sara sich gegenseitig die Häppchen zuschoben und jeweils gerne des anderen Essens probierte, war Oskar meist bedacht seinen Teller zu sichern. Ehe er mal etwas weiter reichte, quälte er lieber sein Essen bis zum letzten Krümel hinunter. Gab es einmal eine Zeit in deinem Leben, wo du um dein Essen kämpfen musstest Oskar? Vielleicht mit einen Bruder oder mit einer Schwester? Gab es nicht genug?
„Oskar, happy wife, happy life. Daran solltest du immer denken.“ Eine Weisheit welche Jan gerne von sich gab, wenn es darum ging eine weitestgehend problemfreie Beziehung zu erzielen.
„Aber ich tu doch eh schon alles für sie.“ Anscheinend nicht genug Oskar. Es gibt jetzt einen Konkurrenten um Sara. Also Oskar, du musst dich mehr anstrengen.
„Es gibt da auch noch ein anderes Problem welches uns jetzt Stress macht, unsere Kasse ist leer. Meine Jahresabfindung ist nicht gekommen. Sara will, dass ich da mehr Druck mache, aber ich kann nur versuchen sie zu beruhigen.“ Oskar wirkte genervt und resigniert.
„Könntest du mir die Haare schneiden?“ Jan stellte Sara die Frage. Er suchte wieder dringend einen Vorwand, um mal wieder den Fluss runter zu fahren, um sie zu sehen. So sehr es ihm gut getan hat, wieder eine Zeitlang für sich zu sein, so wuchs auch wieder das Verlangen sie zu sehen. Und er fühlte sich stark genug dafür. Stark genug, seine Leidenschaft zu ihr, zu zügeln und zu bändigen.
„Bist du sicher, willst du wirklich deine Haare kürzer schneiden? Ich mag dein langes Haar.“ Sara klang nicht begeistert.
„Ja, ich will aber nur einige Zentimeter kürzen. Im Moment ist es mir etwas zu lang,“ versucht Jan sein Wunsch zu erklären. Seine langen Haare waren ihm etwas unbequem geworden. Und Sara wollte. Sehr gerne sogar, denn sie freute sich, dass er wieder zurück zu ihr kam.
Jan genoss es, von ihr berührt zu werden. Ihre Hände in seinem Haar zu spüren. Das reizvolle Gefühl, wenn sie mit dem Kamm durch sein Haar fuhr. Ihre Hüfte hatte sie an seinen Rücken gepresst. Eine Berührung welche Jan reizte. Ein Prickeln durchströmte seinen Körper. Hör nicht auf, berühre mich, lass mich nicht los, lass mich deinen Körper spüren.
Jan gefiel es dort im Süden von Spanien. Schon länger machte er sich Gedanken, wo und wie werde ich meinen Lebensabend verbringen. Das Bootleben wird ihm nicht immer möglich sein. Jan, eines Tages wird es so weit sein, dann musst du eine Entscheidung treffen. Zurück nach Deutschland? Zurück in ein Klima welches ihm nicht guttat? Zurück in seine kleine Wohnung, in welche er erst vor kurzem gezogen war, im Süden von Berlin. Er hatte sich verkleinert. Aber dadurch auch einige Stockwerke weniger zu bewältigen. Der vielen Treppenstufen wegen. Nicht, dass er diese nicht mehr schaffte, aber es wurde ihm zu unbequem. Und ab und zu gab es Tage, an denen er diese fünf hohen Stockwerke im Altbau mehrmals bewältigen musste, dann schmerzten schon mal die Knie und dann linderte auch kein Fluchen. Jetzt lebte er in einer kleineren Wohnung im ersten Stock. Das sie kleiner ist störte ihn am wenigsten. Im Gegenteil, das Putzen wurde einfacher. Er war ja nicht oft da und die Wohnung stand meist unbewohnt. Aber in dieser Wohnung seinen Lebensabend zu verbringen, das war für ihn nicht vorstellbar. Dann, auf dem kleinen Balkon sitzend, mit Blick auf den Innenhof und die Ansammlung von Mülltonnen in all den verschiedenen Farben. Und auf die abgestellten, und auch teilweise vergessenen Fahrräder. Wird er dann womöglich zum Hausmeister mutieren. Zu so einem Alten werden, welcher dann die Mieter anmeckert und versucht sie zu erziehen? Ihnen erzählt, was in die Restmülltonne gehört und was nicht. Die Gelbe, Braune und Blaue erklärt und rum meckert.
Nein Jan, das willst du definitiv nicht. Schon allein das kalte Winterklima des Nordens schreckte ihn von diesem Gedanken ab. Und so durchforstete Jan immer wieder mal den Immobilienmarkt im Süden von Spanien und Portugal. Überwiegend den Spanischen. Hatte er doch herausgefunden, dass dort die preiswerteren Angebote waren. Er hatte sich auch schon das eine oder andere Objekt angesehen, meist mit wenig Begeisterung. Zu klein, zu alt oder zu teuer. Vor allem schreckten ihn, die meist vergitterten Fenster der Häuser und Wohnungen in Spanien. Hat er es doch sein Leben lang vermieden hinter Gitter zu landen. Auch wenn es manchmal knapp war, so wollte er jetzt im Alter definitiv nicht dahinter leben. Nun, es eilt nicht. Noch fühlt sich Jan zu jung um sich zur Ruhe zu setzen. Noch steckte Abenteuerlust in ihm, noch hatte er viele Ideen im Kopf. Aber vor allem Sara.
„Bist du romantisch Jan?“ Jan hatte Sara ein You Tube Musikvideo gesendet. Ein Video voller Liebe und Herzschmerz.
„Ja das bin ich Sara, Romantik ist mir wichtig. Ich würde gerne meine Romantik mit dir ausleben.“ Jan war mal wieder mutig, will ihr zeigen, dass er sie will. Ein blaues Herzchen war die Antwort.
„Sara, was bedeutet das denn?“
„Blau heiß, du bist super, oder auch du bist der Beste,“ kam es zurück.
„Dann schicke ich dir eine Menge blauer Herzen“, antwortete Jan. Diesmal war ihre Antwort ein grünes.
„Und grün jetzt, was bedeutet das?“
„Grün ist Danke und rot bedeutet, ich liebe dich. Gelb, heute bin ich frei. Lila willst du Sex mit mir haben.“
Das wurde jetzt zu viel für den armen Jan. Er registrierte nur noch die Worte „Frei“ und „Sex“. In seiner Fantasie waren sie beide schon nackt und er mit ihr im Bett.
„Sara wieso bist du heute frei? Wo ist Oskar, und Sex haben, ja, gerne, aber, dass kann uns eine Menge Ärger bringen.“ Jan war ganz aufgeregt und angespannt, sein Verstand hatte anscheinend beim Wort „Sex“ ausgesetzt.
„Nein, nein Jan!“, lachte Sara, …nein, du hast das jetzt komplett falsch verstanden, ich möchte dir nur die Farben erklären.“
„Ach so, sorry, … ich hab das jetzt total falsch verstanden, … leider eigentlich. Ich würde gerne Sex mit dir haben.“ Jan war noch umnebelt von dem Gedanken, mit ihr im Bett zu landen, aber dennoch war er etwas erleichtert, denn er fühlte sich auch etwas eingeschüchtert bei dem Gedanken, mit dieser wundervoll jungen und reizenden Frau, Sex zu haben und womöglich könnte er vor lauter Aufregung den Mut verlieren und dann vielleicht womöglich noch versagen.
„Ich würde es auch gerne Jan, … vielleicht sollten wir es tun?“ Sara war es jetzt, die Jan aufs Neue herausforderte.
„Ja, gerne, Sara du weißt, dass ich heiß auf dich bin, ich will dich.“
„Ich dich auch Jan, aber ich denke, wir können nur Freunde sein.“
Das war es dann wieder. Jans Berg und Talfahrt der Gefühle, war wieder ganz unten angekommen. Bei der Endstation. Das Leben ist ungerecht. Jan grollte mit sich und der Welt. Hatte sie doch so recht, Beziehung und Freundschaft, oder sollte er besser von Sex und Freundschaft reden, das passt einfach nicht zusammen. Das kann bei den dreien nur mit Problemen und Konflikten enden.
„Vielleicht, … ich weiß nicht, … vielleicht sollten wir es trotzdem machen.“ Jetzt überraschte Sara Jan wieder mit ihrer Kehrtwende.
„Wie meinst du das?“ Jan ist jetzt noch mehr verwirrt.
„Ja, … vielleicht sollten wir das mit der Freundschaft lassen und einfach mal Sex haben. Ich hätte gerne Sex mit dir, aber wie kämst du damit klar Jan? Nur einmal und dann soll alles wieder so sein, wie es jetzt ist.“
„Sara, das verwirrt mich jetzt alles. Glaubst du wirklich wir könnten danach einfach so tun als wäre nichts geschehen?“
„Oder, Jan, … stell dir vor, wir haben Sex und dann sehen wir uns nicht wieder. Am Besten bevor sich unsere Wege trennen und danach geht jeder in eine andere Richtung.
„Und uns dann nie wieder sehen? Keine weiteren Treffen?“ Jan zweifelt an ihrem Vorschlag. Nein, das möchte er auf keinen Fall. „Sara, das ist ein hoher Preis dafür. Ich will dich nicht als Freund verlieren. Es bedeutet mir viel dich zu treffen und mit dir zusammen zu sein. Mit dir zu reden und dich zu Umarmen und deine zarten Küsse zu spüren.“
„Ach Jan, … mir auch, ich will auch nicht auf unsere Treffen verzichten, unsere Gespräche und deine Nähe, ich fühle mich mit dir zusammen wohl und mich zu dir hingezogen.“
„Sara einmal Sex haben, das ist selten ein Höhepunkt. Dabei ist man doch meist noch sehr angespannt und nervös. Für guten Sex sollte man sich auch gut kennen. Und des jeweils anderen Wünsche und Gefühle. Nur so kann der Sex gut werden. Nicht bei dem einen Mal.“
„Also nur Freunde bleiben,“ konstatierte Sara
„Ja, … was haben wir denn für eine Alternative?“
„Aber was ist mit Küssen?“
„Küssen ist erlaubt.“
„Ok, dann lass uns weiter küssen.“
„Ist euch bewusst, dass Weihnachten vor der Tür steht,“ fragte Jan. Sie waren in der Bar am Hafen, mal wieder den alten Kicker zu strapazieren. Wie immer hatten Oskar und Jan keine Chance gegen Sara. Sie war zu gut, sie konnte das Spiel. Sara war ausgesprochen flink am Tischfußball und steckte die beiden Männer regelmäßig in die Tasche. Der Kicker Abend war ein beliebter Abend und zu einem Ritual geworden. Kicken, abklatschen und jubeln.
Sara war die Jüngste von drei Schwestern und ihr Vater hatte sie mehr als Junge gesehen und erzogen, welchen er sich anscheinend gewünscht hatte. Als kleines Mädchen fühlte sie sich nicht geliebt. Die große Schwester war Papas Liebling, die andere die Favoritin der Mutter. Für Sara blieb nichts übrig und so war ihr zu Hause die Straße und dort der Umgang mit den Jungen der Nachbarschaft. In deren Gemeinschaft fühlte sie sich mehr gemocht als zu Hause. Die anderen Mädchen hatten nur Puppen und Kaufladen im Kopf. Und dies gehörte nicht unbedingt zu Saras liebstem Spielzeug. Und so ist sie jetzt, mit den Spielen der Knaben mehr vertraut, als mit den typischen Mädchenspielen. Und sie ist eine Kämpferin geworden. Sie musste sich bei den Jungs durchsetzen. Und das tat sie.
Auf dem Bolzplatz war sie es, die den Ton angab und sie konnte entscheiden, in welcher Mannschaft sie spielen wollte. Alle wollten diese flinke Stürmerin in ihrem Team. Mit ihr konnte man fast jedes Spiel gewinnen. Das änderte sich allerdings als Saras Körper sich veränderte und sie mädchenhafter wurde. Als plötzlich ihre Brüste sich entwickelten und ihre Brustwarzen, wie kleine Knospen unter ihrem Shirt sich abzeichneten und sprossen. Damit war es dann vorbei. Den Jungs wurde bewusst, dass sie ein Mädchen war, und wer spielt den schon gerne mit einem Mädchen in der Mannschaft. Damit begann eine schwierige Zeit für Sara. Nirgends fühlte sie sich zu Hause.
„Wir feiern Weihnachten nicht,“ kam es von Oskar, „seit Jahren nicht.“
„Blödsinn“, protestierte Jan, „natürlich werden wir feiern. Ganz traditionelle deutsche Weihnachten. Mit Glühwein, gutem Essen, Süßigkeiten, Nüssen, Keksen und was da noch alles dazu gehört. Und es wird Geschenke geben, viele Geschenke. Jeder hat doch sicher das eine oder andere rumliegen, welches er gerne loswerden möchte. Also alles schön sammeln, einpacken und das alles kommt auf den Gabentisch. Es wird eine geile Gaudi werden und wenn du unbedingt möchtest, dann spielen wir auch die eine oder andere Rund Dreier.“
Sehr viel Euphorie konnte Jan mit dieser Ansage bei Oskar nicht wecken, aber wenigstens wollten er und Sara darüber nachdenken. Für Jan gab es keine Zweifel, sie werden zusammen feiern.
Jan war schon aktiv in seinen Vorbereitungen. Einen kleinen Plastikbaum hatte er aus dem Chinaladen geholt. Sowie auch eine große Menge an weihnachtlichem Zubehör. Kugeln, Lichterketten, Lametta und vieles mehr. An der Decke seines Bootes brannte schon eine Lichterkette für die weihnachtliche Stimmung. Auf jeden Fall werden sie feiern. Er wird ein leckeres Essen zubereiten, mit mehreren Gängen, wie es sich an solch einem Festtag gehört und es wird eine Bescherung geben.
„Ho, ho, ho, … hier kommt der Coca Cola Mann“, Jan war mal wieder ganz in seinem Element und bei bester Feierlaune. Sie hatten gut gegessen. Sara und Oskar fanden das Essen köstlich und bewunderten Jans Kochkünste. Besonders Sara fand es faszinierend. Männer die kochen konnten haben sie schon immer begeistert, obwohl sie selbst eine sehr gute Köchin ist. Sie liebte diese, seine häusliche Seite, an Jan.
Nach Glühwein Sekt und Wein waren sie jetzt bei den Drinks angekommen. Zu viel, und Oskar welcher den Alkohol sonst nur sehr zurückhaltend und in kleinen Mengen genoss, hatte zu kämpfen, um Schritt zu halten. Er drehte sich lieber einen Joint. Damit kam er besser klar. Jan würde sich gerne dabei auch anschließen, aber er kannte sich und seine Schwächen zu gut. Ein Rückfall zur Zigarette wäre dann vorprogrammiert und die harte Zeit des sich Abgewöhnen umsonst gewesen. Jan bewunderte Sara. Sie konnte sehr wohl immer mal eine Zigarette oder einen Joint rauchen und dann anschließend anscheinend problemlos tagelang auf das Rauchen verzichten.
Die Bescherung kam bei allen auch gut an und die Abmachung, alle Geschenke mussten mitgenommen werden, wurde getroffen. Jan freute sich, ist er doch einiges losgeworden. Und es gab jetzt wieder etwas mehr Platz in einigen Schränken. Der Abend wurde spät, aber irgendwann stand der Aufbruch bevor. Oskar brachte schon mal deren viele Geschenke von Bord. Und kaum war er durch den Niedergang und aus dem Salon, lagen sich Sara und Jan in den Armen, pressten ihre Körper gegeneinander und küssten sich, zwar nur ganz kurz, aber doch mit mehr Leidenschaft, als üblich. Es schmerzte ihnen fast als sie sich trennten. Die Gefühle der Beiden wurden tiefer, das Verlangen stärker.
„Wir sind beide krank Jan. Wie geht es dir?“ Eine Grippewelle war mal wieder im Umlauf.
„Oh das tut mir leid, ist es schlimm? Ich selbst bin OK.“ Das war es dann, mit der gedachten Tour zum Strand, auf die sich Jan gefreut hatte. „Braucht ihr etwas, soll ich etwas besorgen?“
„Nein, wir haben alles, ist auch nicht so schlimm, die Nase läuft etwas, sonst geht’s, wir bleiben einfach im Bett.“ Solche Aussagen weckten bei Jan wieder die Erkenntnis, sie liegt da jetzt mit einem anderen Mann im Bett und dies weckte zweifellos Missgunst bei Jan. Er versuchte es zu verdrängen, aber im Unterbewusstsein war es natürlich präsent. Natürlich, es ist klar, dass sie jetzt neben Oskar im Bett lag, sie waren ein Paar. Aber auch Jan sehnte sich danach. Auch er würde gerne mit ihr zusammen im Bett liegen. Mit ihr, Seite an Seite. Ihre Körperwärme spüren, ihre Haut berühren, sie zu streicheln und sie leidenschaftlich und innig zu küssen. Jan, Stopp, du musst aufhören an so etwas zu denken. Das macht dich doch nur fertig und zieht dich runter. Lass es, keine unnötigen und hoffnungslosen Gedanken. Freu dich lieber, dass du sie ab und zu mal im Arm halten darfst. Genieße diese, wenn auch oft nur kurzen Momente. Gehe mal lieber in die Stadt, geh einen Kaffee trinken, lenk dich ab. Du kannst eh nichts ändern. Nur hoffen kannst du Jan, hoffen, dass sich auch mal dein Wunsch erfüllt.
Warten und Hoffen.
Zwei süße Törtchen kaufte er auf dem Weg zurück zum Boot und brachte den beiden Patienten vorbei.
Silvester war ein Reinfall. Die Tage vorher waren voll der Partystimmung in der Stadt. Tanz und Disco auf den Straßen. Und Jans Erwartungen stiegen von Tag zu Tag. Und so kam dann der Neujahrs Abend. Sara hatte gekocht und sie lecker verköstigt. Es gab gebratene Gänsekeulen mit Kürbisgemüse. Jan hatte mit einem Garnelencocktail als Vorspeise dazu beigetragen. Oskar, eine Früchtecreme als Dessert zubereitet. Eine Freundin aus Saras Heimatort, war auch angereist. Die Zeiger der Uhr bewegte sich auf Mitternacht zu und sie zogen los. Einige Nachbarn von Jans Bootssteg, hatten sich auch angeschlossen. Ein kleines Grüppchen in Feierlaune und voller Erwartung. Sie waren auf der Suche nach der großen Party, nach dem wildem Treiben und dem großem Feuerwerk in der Nacht. Aber was war das? Straßen und Plätze weitestgehend menschenleer und außer ein paar spärlichen Raketen und Knallern herrschte Stille. So standen sie da, das kleine Häuflein Freunde, auf einem fast menschenleeren Platz im Zentrum der Stadt.