Ti amo... Heiße Flirts mit unwiderstehlichen Italienern (2 Miniserien) - Anna Cleary - E-Book

Ti amo... Heiße Flirts mit unwiderstehlichen Italienern (2 Miniserien) E-Book

Anna Cleary

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Beschreibung

HEISSER URLAUBSFLIRT MIT FOLGEN von ANNA CLEARY
Sonne, Sand und Meer - Pia sucht Erholung pur! Doch kaum in Italien angekommen, rast ihr Puls, und sie kann gegen ihren Willen nur noch an eins denken: einen heißen Urlaubsflirt. Schuld an ihrem plötzlichen Sinneswandel hat Valentino Silvestri – sexy Latin Lover und Pias Nachbar im malerischen Positano. Während er ihr die schönsten Seiten seiner Heimat zeigt, kommt sie ihm immer näher, küsst ihn voller Sinnlichkeit. Doch kaum beginnt sie ihm ihr Herz anzuvertrauen, zieht er sich überraschend zurück. Und Pia ahnt, dass sie mitten in ein gefährliches Spiel geraten ist …

KLEINE LÜGEN, GROSSE LIEBE von HEIDI RICE
Den Wind im duftigen Haar und die Arme fest um Nicks Schultern geschlungen: So rast Eva auf einem Motorrad in den Sonnenuntergang. Eigentlich sollte die Ermittlerin Nick eine Botschaft seiner ungeliebten Familie überbringen, aber sein Sex Appeal raubt ihr den Atem. Sie kann und will den erfolgreichen Drehbuchautor nicht auf seine dunkle Herkunft ansprechen, nicht nachdem sie die aufregendsten Stunden ihres Lebens mit ihm verbracht hat. Doch schneller als erwartet kommt alles ans Licht: Nick erfährt von Evas wahrer Mission – und ihre Liebeslüge hat bittersüße Folgen …

NEUE CHANCE, NEUES GLÜCK von KIM LAWRENCE
"Ja, ich will!" Gianlucas Worte zerreißen Poppy das Herz. Denn ihre große Liebe heiratet eine andere Frau. Was für eine Demütigung, auf seiner Hochzeit zu sein und ihn für immer zu verlieren! Doch die Zukunft hält eine Überraschung für Poppy bereit …

DU WECKST MEIN VERLANGEN! von CHANTELLE SHAW
Genau so muss eine Frau aussehen! Der italienische Unternehmer Rocco D’Angelo kann den Blick nicht von Emma Marchant wenden. Mit ihrem rotblonden Haar, der wohlgerundeten Figur und den vollen Lippen, die zum Küssen einladen, ist sie wie Feuer in seinem Blut. Warum sie also nicht verführen? Emma betreut seine Großmutter in seinem Haus im malerischen Portofino. Doch zu seiner Überraschung gibt Emma ihm kämpferisch zu verstehen, dass sie nicht beabsichtigt, eine Affäre mit ihm zu beginnen – eine Herausforderung, der der erfolgsgewohnte Italiener nicht widerstehen kann …

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Seitenzahl: 778

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Anna Cleary Heidi Rice Kim Lawrence Chantelle Shaw
Ti amo... Heiße Flirts mit unwiderstehlichen Italienern (2 Miniserien)

Ti amo... Heiße Flirts mit unwiderstehlichen Italienern (2 Miniserien)

Cover

Titel

Inhalt

Heißer Urlaubsflirt mit Folgen

Cover

Titel

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

13. KAPITEL

14. KAPITEL

15. KAPITEL

Kleine Lügen, große Liebe

Cover

Titel

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

EPILOG

Neue Chance, neues Glück

Cover

Titel

Impressum

PROLOG

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

Du weckst mein Verlangen!

Cover

Titel

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

Guide

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Contents

Anna Cleary

Heißer Urlaubsflirt mit Folgen

IMPRESSUM

JULIA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Telefon: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991
Geschäftsführung: Thomas Beckmann Redaktionsleitung: Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.) Cheflektorat: Ilse Bröhl Produktion: Christel Borges, Bettina Schult Grafik: Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto) Vertrieb: Axel Springer Vertriebsservice GmbH, Süderstraße 77, 20097 Hamburg, Telefon 040/347-29277

© 2011 by Ann Cleary Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA Band 042012 - 2012 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Gesine Kiewitz

Fotos: mauritius images

Veröffentlicht im ePub Format im 02 / 2012 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck

ISBN 978-3-86494-011-8

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag: BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY, STURM DER LIEBE

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1. KAPITEL

Leidenschaft war das Letzte, woran Pia Renfern dachte, als sie sich dem Parkplatz der Autovermietungen am römischen Flughafen Fiumicino näherte. Sie kämpfte mit ihrem Gewissen, denn als Australierin war sie bis jetzt immer nur auf der linken Straßenseite gefahren. Aber in einem fremden Land geschahen eben manchmal Dinge, die auch ein vorausschauender Mensch nicht absehen konnte.

Da Vinci Auto schien ihr als Mietwagenfirma geeignet. Zielstrebig lief Pia mit ihrem Gepäckwagen zum Schalter und lächelte der Angestellten zu. „ Mi scusi, Signora , wie viel kostet ein Mietwagen für einen Tag?“

Die Frau musterte Pia scharf und zog die Augenbrauen hoch. „Für einen Tag, Signorina?“

Pia hatte das Gefühl, eine Erklärung abgeben zu müssen. „Ja, ich muss nach Positano fahren. Wissen Sie, mein Flug, hatte Verspätung, und ich habe den Bus verpasst. Eigentlich wollte ich die Bahn nehmen, aber der Streik …“ Sie machte eine entschuldigende Geste. Nach dem anstrengenden vierundzwanzigstündigen Flug geriet ihr Lächeln etwas schief. „Ich habe ein Taxi gesucht, doch kein Fahrer will so weit fahren.“

Die Frau musterte Pias zierliche Gestalt mit dem kurz geschnittenen blonden Haar, der blauen Wildlederjacke, den abgenutzten Jeans und den Stiefeletten.

„Darf ich Ihren Pass und Führerschein sehen, Signorina ?“

Pia bemerkte, wie sich ein dunkler Schatten hinter ihr aufbaute. Als sie der Frau die Papiere aushändigte, sah diese über Pias Kopf hinweg und begann strahlend zu lächeln. „Ah, Signore. Ich bin gleich für Sie da.“

Pia drehte sich um. Lässig auf sein Gepäck gestützt, stand dort ein Mann, weit über einen Meter achtzig groß, mit dichten Augenbrauen und intelligenten dunklen Augen. Sein herausfordernder Blick heftete sich sofort auf sie. Pia durchfuhr es beim Blick in seine Augen wie ein Blitz.

Abrupt wandte sie sich wieder der Angestellten zu. Sie hätte sich nicht umdrehen dürfen. Auf groß, schlank und testosterongesteuert war sie nicht vorbereitet, und mochte er auch noch so gut aussehend sein.

Valentino Silvestri, der gerade aus Tunis zurückgekehrt war, wo er den zermürbenden Kampf von Interpol gegen den Drogenhandel mit koordiniert hatte, rieselte ein warmer Schauer über den Rücken.

Wenn die hübsche Blondine sich noch einmal umdrehen würde, könnte er ihre faszinierenden blauen Augen näher betrachten. Er warf einen anerkennenden Blick auf ihren knackigen Po. Dio , wie sehr er sich nach einer Frau sehnte.

Pia hielt den Atem an, als die Angestellte stirnrunzelnd ihren Pass prüfte und dabei auf die Computertasten hämmerte.

Die Frau sah auf. „Benötigen Sie ein großes oder ein kleines Auto, Signorina ?“

Erleichtert darüber, dass die Frau offensichtlich nicht über Straßenseiten nachdachte, erwiderte sie: „Oh, ein kleines Auto ist in Ordnung. Grazie .“ Sie ignorierte die dunklen Augen, die sich in ihren Rücken zu bohren schienen.

Pia war optimistisch. Mit ein wenig Glück würde sie ihren Zielort noch vor Anbruch der Nacht erreichen. Trotzdem war ihr nicht ganz wohl bei dem Gedanken, sich in das Auto zu setzen und loszufahren. Gut, dass sie vor ihrer Abreise einen internationalen Führerschein beantragt hatte.

Aber es ging ihr schon viel besser als noch vor einigen Monaten. Offiziell hatte sie ihre Angstzustände überwunden, und sie spürte neue Energie in sich aufsteigen.

Es konnte nicht so schwierig sein, auf der anderen Straßenseite zu fahren. Andere schafften es auch – Lauren, Pias Cousine, hatte problemlos ganz Italien durchquert. Pia musste nur die Autobahnen vermeiden und auf die weniger befahrenen Landstraßen ausweichen.

Bis jetzt war sie immer unfallfrei gefahren. Nur einmal war ihr der Führerschein entzogen worden, doch das lag lange zurück. Zum Glück gab der internationale Führerschein keinen Aufschluss über ihre wilde Vergangenheit.

Die Angestellte sah zu ihr auf. „Wann möchten Sie den Wagen denn zurückgeben, Miss Renfern?“

„Haben Sie eine Niederlassung in Positano?“

„Nein, Signorina “, sagte die Frau ernst. „Es gibt dort wenig Parkmöglichkeiten. Sie könnten zu unserer Niederlassung in Sorrent fahren und dann den Bus zurücknehmen. Kennen Sie sich hier in der Gegend aus?“

„Leider nicht. Hat der Wagen kein Navigationssystem?“

Pia spürte plötzlich eine Bewegung hinter sich. „Scusi, Signorina. “

Erstaunt drehte sie sich um. „Ja?“

Der Mann hinter ihr trat vor. Seine dunklen Augen leuchteten. Pias Kehle wurde trocken. Er war ungemein attraktiv, mit ausgeprägten Wangenknochen und einem Bartansatz auf dem fein geschnittenen Gesicht. Pia hatte noch nie so dichte Augenbrauen gesehen. Die lässige Eleganz seiner schwarzen Lederjacke, das offene weiße Hemd und die Jeans betonten seinen athletischen Körper.

Er neigte sich zu ihr und betrachtete sie. Pia war völlig durcheinander. Sie trat einen Schritt zurück und lehnte sich gegen den Schalter.

„Entschuldigen Sie die Einmischung, Signorina . Sie möchten nach Positano?“ Seine Stimme war tief und besaß einen angenehmen Akzent.

„Ja.“

„Sind Sie darüber informiert, dass die Küstenstraße sehr schmal ist?“ Seine Augen schienen ihr Gesicht zu erkunden.

„Ja, ich denke schon … Warum?“ Etwas in ihr sträubte sich gegen seine Einmischung. Die Straßen waren eng, na und? Unterstellte er ihr, dass sie nicht Auto fahren konnte? Ihr wurde plötzlich heiß. An den benachbarten Ständen war es still geworden, und die Angestellten, die Kunden und der gesamte Flughafen schienen innezuhalten und ihnen zuzuhören.

Pia musterte den Mann mit einem kühlen Lächeln. „Darf ich fragen, was Sie das angeht, Signore ?“

„Die Straßen in dieser Gegend sind stark befahren und gefährlich. Das sagen sogar erfahrene Autofahrer.“ Seine Augen blickten ernst, während er mit den Händen gestikulierte. „Gestatten Sie, Signorina – Sie haben einen australischen Akzent. Sind Sie schon einmal auf der rechten Straßenseite gefahren?“

Pia überkam Schuldbewusstsein. Sie spürte die bohrenden Blicke der Frau. Wenn ich doch nur lügen könnte, dachte sie. Aber sie war noch nie eine gute Lügnerin gewesen.

„Nun … nein, noch nicht“, platzte es aus ihr heraus. „Aber was hat das mit Ihnen zu tun?“

Merklich verstimmt schüttelte er den Kopf. „Das ist nicht gut. Sie dürfen nicht auf diesen Straßen fahren, vor allem nicht bei dem heutigen Bahnstreik. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Ich werde …“

Doch bevor er ihr seinen Vorschlag unterbreiten konnte, wurde Pia von der Angestellten unterbrochen. „ Scusi , Miss Renfern. Es tut mir leid, aber Da Vinci Auto kann Ihnen keinen Wagen bereitstellen.“

„Was?“ Pia wirbelte herum und starrte die Frau empört an. „Das ist nicht fair! Ich bin eine erfahrene Autofahrerin. Ich kenne diesen Mann nicht. Hören Sie nicht auf ihn!“

„Es tut mir leid, Signorina “, erwiderte die Frau barsch und gab Pia die Ausweise zurück. „Vielleicht kann Ihnen eine andere Autovermietung weiterhelfen.“

„Aber …“

„Nein!“ Die Frau verschränkte entschlossen die Arme vor der Brust.

Kochend vor Wut, riss Pia die Dokumente an sich, griff nach ihrem Gepäck und drehte sich noch einmal wütend zu dem Mann hinter ihr um. „Vielen Dank, Signore !“, rief sie ihm im Ton höchster Verachtung zu.

Seine Augen glitzerten. „ Prego . Ihre Sicherheit ist jedem Italiener ein Anliegen.“

Sie mochte zurzeit keine Auseinandersetzungen mit Männern, vor allem nicht mit Fremden – aber es gab Männer, mit denen man einfach streiten musste. „Ich würde mich in einem Mietwagen sehr viel sicherer fühlen.“

Ihre Empörung schien den Kerl zu belustigen. Er lehnte sich zurück und musterte Pia anerkennend von Kopf bis Fuß. „So unendlich sanft … und so leidenschaftlich.“ Mit seinen schlanken Händen deutete er in der Luft Kurven an. Pia war sich ziemlich sicher, dass damit ihre Brüste gemeint waren. „Wie schade …“, fuhr er mit aufgesetzter Freundlichkeit fort, „… aber die Signora hat sicherlich Gründe für ihre Entscheidung.“ Dabei streckte er abwehrend die Hände von sich, als ob er nichts damit zu tun hätte.

Das war zu viel für Pia. Sie war ohnehin schon verwirrt von den eindeutigen Signalen, die der Fremde mit den glutvollen Augen, dem sinnlichen Mund und den sonnengebräunten Händen aussandte.

Aufgebracht erwiderte sie: „Die Signora hat sich so entschieden, weil Sie sie dazu überredet haben.“

„Glauben Sie wirklich?“ Fragend zog er die Augenbrauen hoch. „Vielleicht wollte sie nur Leben retten. Aber zufälligerweise fahre ich auch nach Positano und habe noch Platz im Auto. Viel Raum nehmen Sie ja nicht ein.“ Mit seinen eleganten Händen schien er ihre Kurven fast liebkosend nachzufahren.

Sie wusste genau, was in seinem Kopf vorging. Wie gern wäre er jetzt mit ihr allein und würde mit seinen Händen ihren Körper entlangwandern …

Wenn nur seine Stimme nicht so verführerisch wäre! Das einladende Lächeln in seinen Augen elektrisierte Pia.

Sie kämpfte gegen ihre wachsende Erregung an. Ihr Herz raste. Halt. Stopp. Lass dich nicht blenden von seinen Augen und diesem lasziven Lächeln, ermahnte sie sich.

Sie nahm all ihre Kräfte zusammen und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Mit Ihnen fahren? Das hätten Sie wohl gerne!“ Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und lief, so gut es ging mit einem voll beladenen Gepäckwagen und seinem brennend heißen Blick im Rücken, hinaus.

Pia kam an anderen Autovermietungen vorbei, hatte aber keine Lust, sich noch weiter zu erniedrigen. Man kannte sie jetzt, und sie würde dem Kerl auf keinen Fall die Genugtuung geben, mit anzusehen, wie sie ein weiteres Mal abgelehnt wurde.

Der Bursche hatte wirklich Nerven. Sie hatte noch nie einen so aufdringlichen Menschen gesehen. Nur weil er umwerfend attraktiv war … Natürlich wusste er, dass er attraktiv war. Ein so kultivierter Mann war sich seines guten Aussehens bewusst.

Sie schäumte vor Wut. Er hätte sie nicht ansehen und ihr dabei das Gefühl geben dürfen, so – weiblich zu sein. Unglaublich, dass er solche Gedanken in ihr hervorrief. Der Arzt hatte sie davor gewarnt, dass jetzt, wo ihre Gefühle mit voller Wucht zurückkehrten, auch die Empfindungen intensiver wurden.

Kurz bevor sie um die Ecke bog, konnte sie dem Bedürfnis nicht widerstehen, noch einmal zurückzublicken. Der Fremde war immer noch da, doch zu ihrer Überraschung nicht mehr allein. Ein Ehepaar mittleren Alters und ein Teenager standen bei ihm, küssten und umarmten ihn und unterhielten sich lautstark. Sie sah, wie er die Frau auf beide Wangen küsste.

Wow. Wie musste sich das wohl anfühlen?

Valentino musste die Blondine für einen Augenblick vergessen. Er steckte die Autoschlüssel in die Tasche und wappnete sich für eine Reihe ungemütlicher Fragen über sein Privatleben.

Seine Tante und sein Onkel wollten wie immer zu viel wissen. Valentinos Scheidung war ihnen auch nach so langer Zeit noch peinlich, und sie gaben die Hoffnung nicht auf, dass er eines Tages wieder vor den Traualtar treten würde.

Von wegen.

Manchmal verdächtigte Valentino seine Tante, von einem Neuanfang mit Ariana zu träumen, um die Familienschande auszulöschen. Als ob nie etwas vorgefallen wäre und seine Scheidung keine Bedeutung hätte.

Es machte keinen Sinn, ihr klarzumachen, dass sie im einundzwanzigsten Jahrhundert lebten. In den Augen seiner Tante war Valentino einzigartig und so gefährlich, dass er zur sicheren Verwahrung dringend unter die Haube musste. Sein Onkel schien das anders zu sehen. Er verhielt sich ihm gegenüber fast ein wenig neidisch, ja ehrfürchtig.

„Na, was machen die Frauen, Tino?“, fragte ihn der alte Knabe.

„Nun reicht es aber“, herrschte ihn seine Frau an. Zu Valentino gewandt, fragte sie: „Wann kommst du nach Hause zurück, Tino?“

Kein Wort zu seiner Arbeit. Seine Tätigkeit als Geheimdienstoffizier bei Interpol brachte ihm in der Familie wenig Sympathien ein. Sie überging seinen Beruf stillschweigend und schien in Valentinos Gegenwart immer etwas angespannt, als ob er jedes ihrer Worte abwog.

Dabei mussten sich seine Verwandten keine Gedanken machen. Er hatte sie alle überprüfen lassen. Sie waren deprimierend anständig.

Seine Tante fing an, die letzten Neuigkeiten über ihre älteste Tochter zu erzählen. Maria war das leuchtende Beispiel der Familie: glücklich verheiratet und kurz davor, ihnen ein weiteres Enkelkind zu schenken, wie es jeder gute Sohn und jede gute Tochter tun sollten. Währenddessen blickte ihr jüngster Sohn mürrisch und tat so, als ob er nicht dazugehören würde.

Valentino grinste dem Jungen komplizenhaft zu. Auch wenn er von Berufs wegen ans Zuhören gewöhnt war, gab es Momente, in denen er lieber weghörte.

Er wollte plötzlich der harschen Realität entfliehen. Einen Moment lang erging er sich in Wunschträumen, in Begleitung einer hübschen Blondine die autostrada entlangzubrausen und ihr langsam näherzukommen.

Er ballte die Faust. Wie lange war es her, dass er eine Frau in den Armen gehalten hatte? Es konnte doch nicht sein, das alle Frauen nur ans Heiraten dachten.

Ihre ernsten blauen Augen, die rosigen Lippen und die Sommersprossen auf ihrer hübschen Nase konnten einen Mann verzaubern – zumindest für einige Tage. Die Chemie zwischen ihnen stimmte, das hatte er sofort gespürt. Die gemeinsame Reise könnte der perfekte Auftakt zu einem kleinen Urlaubsflirt sein.

Er runzelte die Stirn. Sicher würde sie heute noch andere Angebote bekommen, doch er hoffte in ihrem eigenen Interesse, dass sie keines davon annahm. Eine Frau sollte niemals allein reisen. Wenn es darum ging, Böses zu tun, waren dem Erfindungsreichtum der Menschen keine Grenzen gesetzt.

Er warf einen Blick auf die Passanten ringsum. Wie viele dieser anständig wirkenden Mitglieder der Gesellschaft wohl in kriminelle Geschäfte verwickelt waren?

Sein ständiger Drang zur Überwachung brachte ihn noch um den Verstand. Manchmal wünschte er sich, er könnte die Terrordrohungen, den Drogen- und Menschenhandel, den Kreditkartenbetrug und den unaufhörlichen Diebstahl nationalen Eigentums abstreifen wie eine lästige Haut und wie jeder andere seinen Urlaub genießen. In Gegenwart einer Frau.

Und was für einer Frau. Er seufzte.

Valentino konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart und bemerkte, dass die Schlange vor der Autovermietung länger wurde und immer mehr Menschen auf die Nachbarstände zueilten. Er drängte seinen Onkel, sich einzureihen, doch der alte Herr reagierte zu langsam.

Da Vinci Auto hatte keine Autos mehr.

„Per carita!“ Der Onkel schlug sich auf die Stirn. „Nun streiken auch noch die Busse! Zuerst die Bahnen und jetzt die Busse. Was soll aus diesem Land noch werden? Und was machen wir jetzt?“

Valentino dachte an die Australiana . Was würde sie jetzt tun? Plötzlich bekam er Gewissensbisse. Aber er hatte nur zu ihrem Besten gehandelt. Es war seine staatsbürgerliche Pflicht, die öffentliche Sicherheit zu wahren.

Trotzdem hatte er ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen.

Pia war bestürzt.

Die Busfahrer seien gerade in einer Versammlung, erklärte der erschöpfte Angestellte einer wütenden Gruppe von Menschen, die sich vor dem Busschalter versammelt hatte. Man müsste erst einmal abwarten.

Genau das, was Pia nicht hören wollte. Sie hatte über ein halbes Jahr lang abgewartet. Und nun war sie quer über den Erdball geflogen, um das Leben wieder in vollen Zügen zu genießen.

Doch dieser Wunsch würde nie in Erfüllung gehen, wenn sie nicht bald diesen nervtötenden Flughafen verlassen konnte.

Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und schloss die Augen. Schon wieder war ein Mann die Ursache ihrer Probleme! Eigentlich sollte sie jetzt auf einem Schiff an der Amalfiküste entlangfahren. Wenn sie doch nur jeglichen Augenkontakt mit dem Kerl am Schalter vermieden hätte!

Vielleicht war es ein böses Omen. Vielleicht hatte sie einen schwerwiegenden Fehler begangen, das Housesitting für Lauren anzunehmen.

Doch sie musste sich auf das Positive konzentrieren. Sie war nicht mehr die verängstigte Pia, die sich bei vorgeschobenem Türriegel und voller Beleuchtung Tag und Nacht in ihrer Wohnung versteckt hielt. Die jeden Abend das gleiche Tiefkühlgericht in die Mikrowelle schob. Und jede Nacht allein in ihrem Bett lag.

Seit sie sich entschieden hatte, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, hatte sie einen wahren Höhenflug an Energie und Selbstbewusstsein. Wie hätte sie sonst ein Flugzeug betreten können? Sie dachte sogar wieder daran, ihr Glück beim anderen Geschlecht zu versuchen – obwohl sie dieses Mal vorsichtiger sein würde.

Sie hatte den Riesenfehler begangen, sich zu verlieben und zu glauben, dass diese Liebe ewig halten würde.

Es war Zeit, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Wenn Liebe immer in Tränen endete, würde sie eben nur noch unverbindliche Beziehungen eingehen. Schluss mit den muskulösen Sexgöttern und großmäuligen Sportskanonen. Was bedeutete schon gutes Aussehen? Gut aussehende Männer waren meistens eitel und arrogant, gut genug für eine Affäre oder ein leidenschaftliches Wochenende – aber langfristig würde sie sich einen sensiblen Mann suchen, der ihre kreativen Ideen teilte. Einen Bildhauer. Oder einen Musiker.

Sie griff nach einer Zeitung, die neben ihr lag, und versuchte, einen Artikel auf dem Titelblatt zu entziffern. Soweit sie mit ihrem spärlichen Italienisch verstand, hatte ein einfallsreicher Dieb ein weiteres relativ unbekanntes Gemälde aus einem Museum in Kairo entwendet. Einen Monet diesmal. Doch das Foto war so verschwommen, dass Pia nur Schilf und einige Wasserlilien erkennen konnte.

Für mehr Details reichten ihre Sprachkenntnisse nicht aus. Nach einer Weile legte sie die Zeitung zur Seite, streckte sich auf den Stühlen aus, schloss die Augen und konzentrierte sich auf das, was vor ihr lag.

Das wunderschöne Positano, in dem keiner wusste, dass vor elf Monaten ein Mann mit Skimaske in die Zweigstelle der Unity Bank in Balmain, Sydney, eingedrungen war und Pia eine Waffe an die Schläfe gedrückt hatte.

Zum Glück war sie an einen Ort geflohen, wo keiner ahnte, wie sehr dieses Drama ihr Leben verändert hatte. Sie hatte in den Tag hineingelebt, Zeit mit Freunden verbracht und sich ihrer beruflichen Karriere gewidmet – und plötzlich war alles wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen …

Pia hatte nie zuvor unter Angstzuständen gelitten. Doch nach dem Zwischenfall in der Bank hatten sich all ihre kleinen und relativ unbedeutenden Ängste in monströse Phobien verwandelt. Ihre legendäre Frechheit war wie ausgelöscht, und Pia hatte Angst zu fallen, zu ertrinken, die Straße zu überqueren, sich eine Lebensmittelvergiftung zuzuziehen, von Hunden angefallen zu werden und jung zu sterben. Vor allem aber hatte sie Angst vor großen kräftigen Männern mit Skimasken.

Undenkbar – sie, Pia Renfern, aufstrebende Landschaftsmalerin und Porträtistin und redliches Mitglied der Gesellschaft! Doch die größte Tragödie war immer noch, dass sie ihre Inspiration zum Malen verloren hatte.

Schon bei dem Gedanken drehte sich ihr der Magen um. Dabei sollte sie das halb volle Glas vor sich sehen: Sie hatte sich gefangen und war wieder wie früher. Nur noch selten gewannen ihre Ängste die Oberhand.

Jetzt musste sie nur noch ihren Zeichenblock überzeugen, und dank Lauren würde Positano ein Neuanfang für sie werden. Die Schönheit des Ortes würde sie inspirieren, davon war Pia überzeugt.

Sie hatte sich nur wenige Minuten auf ihre positiven Gedanken konzentriert, als sie einen Schatten hinter sich spürte.

Noch bevor sie hinsah, wusste sie, wer es war. Ihr Puls schlug schneller.

Sie drehte sich um. Wie konnten schwarzes Haar, dichte Augenbrauen und funkelnde Augen so umwerfend sein?

Ihr Blick fiel auf seinen Mund. Michelangelo wäre auf diese umwerfend männlichen Konturen stolz gewesen. Einen Moment lang geriet Pias Entschluss, sich nur noch für schmächtige Sensibelchen zu interessieren, ins Wanken.

Bis die Erinnerung zurückkam. Sie runzelte die Stirn und setzte sich bewusst langsam auf. „Ach, Sie sind es. Der Mann, der sich gerne einmischt.“

Er neigte den Kopf. „Valentino Silvestri.“

Seine Augen blickten kühl. Er war kurz angebunden, rollte aber das „r“ auf umwerfend charmante Weise. Ihn umgab eine Aura von Entschlossenheit und geballter Energie.

„Ich fahre gleich nach Positano.“ Er schob den Hemdärmel hoch, um einen Blick auf seine Uhr zu werfen, und entblößte dabei sein gebräuntes Handgelenk. „Bei guter Verkehrslage werde ich wohl gegen Mittag ankommen.“

Nur mit Mühe wandte Pia den Blick ab. „Warum erzählen Sie mir das?“

„Weil Sie ein Transportmittel brauchen. Ich bin Italiener, und es ist der größte Wunsch meines Landes, Besucher willkommen zu heißen und sie glücklich zu machen. Also …?“

„Ich glaube kaum, dass Sie mich glücklich machen können.“

Er lachte ein tiefes sexy Lachen, wobei seine weißen Zähne mit dem olivfarbenen Teint kontrastierten. „Ah, Signorina . Sie machen es mir nicht leicht.“ Dann zog er einen Bund Autoschlüssel aus seiner Jeans und ließ sie vor ihr hin- und herbaumeln. „Gestatten Sie mir wenigstens, mich dafür zu entschuldigen, dass Sie wegen mir kein Auto mieten konnten.“

Das hörte sich schon besser an. Pia wusste in dem Moment, dass sie ihm bereits verziehen hatte. Doch obwohl ihr Körper chaotische Signale aussandte und es keine Alternativen zur Weiterreise gab, war ihre Antwort prompt. „Nein, danke.“

„Nein? Sind Sie sicher? Schneller Wagen, guter Fahrer, sichere Fahrt?“

Sie schüttelte den Kopf.

Seine Augen glitzerten. „Hatte ich erwähnt, dass meine Familie auch mitkommt?“ Er deutete auf die Gruppe, die ihn vor wenigen Minuten umarmt hatte. Sie stand einige Meter entfernt bei der Rolltreppe mit einem Berg von Gepäck und sah neugierig in Pias Richtung. Sogar der missmutige Junge schien auf einmal interessiert.

„Ach ja?“, fragte Pia misstrauisch. Dann begann ihr Herz vor Freude zu hüpfen.

„Wirklich?“ Noch vor ein paar Monaten wäre ihr schon der Gedanke, mit Fremden in einem Auto zu sitzen und Small Talk zu machen, zu viel gewesen – aber heute … Familie war das Sinnbild von Solidität und Anständigkeit. War das ihre Chance, vom Flughafen wegzukommen und endlich das wirkliche Leben kennenzulernen? Valentino wartete geduldig auf ihre Antwort.

Was waren seine Motive? Hatte er Gewissensbisse? Oder war es etwas anderes? „Ich weiß nicht … Sind Sie sicher, dass ich nicht störe?“

Er grinste amüsiert. „Ich wäre sogar unendlich erleichtert.“

„Aber ich möchte nicht aufdringlich sein …“

„Das können Sie nicht, selbst wenn Sie es versuchen.“

„Gut, danke.“ Sie stand auf, strich ihre Kleidung glatt und nahm ihre Tasche. „Aber es ist eine reine Mitfahrgelegenheit.“

Er zog die Augenbrauen hoch. „ Scusi, Signorina? Was sollte es denn sonst sein?“ Sie verspürte einen Stich in der Magengrube. Hatte sie ihn beleidigt? „Ich wollte nur sichergehen, dass Sie … verstehen.“

Sein Gesichtsausdruck war so ernst und würdevoll, als ob sie seine Ehre verletzt hätte, seinen Ruf und Herz und Seele obendrein. Sie konnte es nicht glauben. War das der gleiche Draufgänger, der noch vor einer halben Stunde mit ihr geflirtet hatte?

„Sehen Sie, ich … möchte nur klarstellen, dass ich mich nicht aufreißen lasse.“

Mit einem Ausdruck völliger Verblüffung fragte er: „Aufreißen? Ist das etwas Australisches?“

Sie errötete und schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Das ist … Sehen Sie, wenn …“

Pia fiel plötzlich auf, dass er zwar einen charmanten Akzent hatte, ansonsten aber ein hervorragendes Englisch sprach. Argwöhnisch sah sie ihn an und bemerkte ein verräterisches Schimmern in seinen dunklen Augen. „Sie wissen genau, was ich meine, oder?“

Er grinste. Dann brach er in Lachen aus, und seine Augen leuchteten amüsiert auf. „Schon möglich, Signorina .“

„Gut.“ Sie atmete erleichtert auf. „Ihnen soll nur klar sein, dass diese Mitfahrgelegenheit für mich lediglich eine … eine … Notlösung ist und ich nicht ausgenutzt werden möchte. Ich heiße übrigens Pia.“

Er sah sie aufmerksam an und senkte dann lächelnd den Blick. „Pia“, wiederholte er. „ Bella . Es ist mir ein Vergnügen.“

Nun, vielleicht erging es ihr ähnlich. Sie war aufgewühlt und irritiert. Fand er es etwa witzig, dass sich eine Frau Gedanken über ihre persönliche Sicherheit machte?

Er reichte ihr die Hand. Sobald sich ihre Handflächen berührten, war Pia wie elektrisiert. Ihre Hand prickelte immer noch, als sie mit ihrem Gepäck auf die Familie zuging.

„Solange Ihnen klar ist, dass ich der Fahrer bin.“ Seine Augen glänzten, doch sein Ton war bestimmt.

„Ach nein!“ Sie verdrehte die Augen.

Ihr aufgewühlter Puls toste wie ein Wirbelsturm durch sie hindurch.

2. KAPITEL

Valentino Silvestri fuhr schnell, wechselte von einer Spur zur anderen und schlängelte sich durch enge Felsspalten, ohne die geringste Rücksicht auf seine Fahrgäste zu nehmen. Pia drückte sich in ihren Sitz, versuchte, die durchdringende Stimme von Valentinos Tante zu überhören, und verdrängte den Gedanken, jung zu sterben.

Die Tante hatte die Sitzplätze verteilt. Ihr Ehemann saß auf dem Beifahrersitz, während sie ihre Körperfülle zwischen Pia und den Jungen zwängte. Pia beneidete den Jungen um seine Kopfhörer, war aber zu höflich, um ihre eigenen auszupacken.

In einer der wenigen Sprechpausen warf ihr Valentino einen langen Blick aus den Rückspiegel zu und fragte mit seiner charmant akzentuierten Stimme: „Nun, Pia, wie kommt es, dass Sie Australien gegen Italien eingetauscht haben?“

„Ich werde in Positano auf die Wohnung meiner Cousine aufpassen.“ Pia hob die Stimme an, um sich im allgemeinen Lärm Gehör zu verschaffen. „Lauren ist Fotografin. Sie ist auf einer Dokumentarreise in Nepal. Vielleicht kennen Sie sie. Ihr Name ist Lauren Renfern.“

Valentino schüttelte den Kopf. „Wohnt sie schon lange in Positano? Ich bin nur noch selten hier.“

„Seit knapp einem Jahr.“

„Es gibt so viele Zugezogene, dass man seine eigene Stadt nicht wiedererkennt“, schaltete sich die Tante ein. „Aber es wird Ihnen gut gefallen. Sie müssen unbedingt Pompeji besichtigen. Und Herculaneum. Und den Vesuv, nicht wahr, amore ? Es ist ein fantastisches Erlebnis.“

„Und Capri“, fügte ihr Ehemann, an Pia gewandt, hinzu. „Alle turisti fahren dorthin. Sie werden begeistert sein.“

„Pst“, zischte die Tante, stieß ihn in die Seite und machte eine Kopfbewegung in Richtung Valentino. „Nimm doch Rücksicht!“

Pia sah Valentino überrascht an. Warum durfte Capri nicht erwähnt werden? Oder hing es damit zusammen, dass sie Touristin war? Durch den Rückspiegel sah sie, dass Valentinos sinnlicher Mund schmal wurde. Unvermittelt trafen sich ihre Blicke, und seine dunklen Augen waren so unwiderstehlich, dass Pia alles um sich herum vergaß.

Als die Bucht von Neapel vor ihnen auftauchte, bekam die Tante einen Anruf auf ihrem Handy. Aufgeregt verkündete sie, dass ihre Tochter Maria in den Wehen liege. Es täte ihr leid, aber sie müssten die Reise unterbrechen und so schnell wie möglich zu ihrer Tochter fahren.

Notgedrungen wurde die Reiseroute geändert. Sie fuhren von der Autobahn ab und in die Stadt hinein, wo Valentino die Familie mitsamt Gepäck an Marias Wohnung absetzte.

Sobald sie ausgestiegen waren, kehrte himmlische Ruhe ein. Während sich Valentino von seiner Familie verabschiedete, blieb Pia im Wagen sitzen und beobachtete mit plötzlicher Anspannung den geschäftigen Straßenverkehr.

Was nun? Würde sie jetzt allein mit ihm sein?

Sie sah, wie Valentino zurückkam. Pia erschauerte.

Er legte die Hand auf den Türgriff, hielt dann aber inne. Ein seltsames Gefühl durchfuhr ihn. Sein Fahrgast saß immer noch auf dem Hintersitz. Hatte sie etwa Angst vor ihm?

Bedächtig stieg er ein, startete den Motor und drehte sich dann zu ihr um.

Ihre blauen Augen waren trotzig auf ihn gerichtet. Sein Blut pulsierte. Er wollte sie nicht bedrängen, aber sie war so hübsch, dass ein Mann einfach erregt sein musste.

Pia spürte die Anspannung in der Luft. Sie hatte das Gefühl, über einen Abhang zu balancieren.

„Möchten Sie … dort hinten sitzen bleiben?“ Valentino sah sie mit kühler Belustigung an und deutete dabei auf den Sitz neben ihm.

Pias Nerven waren zum Reißen gespannt. Männer waren wie Pferde und Hunde – eine Frau durfte in ihrer Gegenwart keine Nervosität zeigen. Sie musste sich zusammenreißen.

Warum war sie so nervös? Nur weil Valentino sie mit seinen Blicken auszog, würde er noch lange nicht über sie herfallen. Es war wohl Schicksal, dass sie in seinem Auto saß, und darüber hinaus war es ihre freie Entscheidung gewesen.

Doch man durfte das Schicksal auch nicht herausfordern. Man durfte ihn nicht herausfordern.

Als sie auf dem Beifahrersitz Platz nahm und er sich vorbeugte, um ihr zu helfen, den Gurt anzulegen, fingen ihre empfindsamen Sinne seinen würzigen Duft ein. Sie schnallte sich an und achtete darauf, nicht seine Finger zu streifen.

„Bene.“

Valentino verspürte das Verlangen, Pia anzufassen und zu streicheln. Doch er nahm sich zusammen.

Ihre Zurückhaltung war ganz natürlich. Welche Frau würde sich nicht so verhalten? Er war schließlich ein Mann. Ein wildes Tier. Auch wenn er ihr noch so oft versicherte, dass er ein reines Gewissen hatte und der Gesetzeshüter von einhundertachtundachtzig Nationen war.

Er überlegte sich, wie er Pia beruhigen könnte. Dann entschied er, sich wieder in den Verkehrsstrom einzufädeln und eine Unterhaltung mit ihr zu beginnen. „Die Änderung der Reiseroute tut mir leid, aber bambini machen eben ihre eigenen Gesetze.“ Er zeigte auf die Armaturenuhr. „Wir sind in etwa einer Stunde in Positano. Das reicht gerade aus, um uns gegenseitig vorzustellen.“

Er warf ihr ein beruhigendes Lächeln zu. Pia spürte, dass er sich Mühe gab – sollte sie sich wohlfühlen, oder wollte er sie nur in falscher Sicherheit wiegen?

„Was werden Sie in Positano machen?“, fragte er mit samtweicher Stimme.

Ruhig und freundlich bleiben, befahl sich Pia und betrachtete aus den Augenwinkeln sein schön geschnittenes Gesicht und seine Hände, die lässig auf dem Lenkrad lagen. Er mag noch so vertrauenerweckend aussehen, dachte sie, im Grunde ist er ein reißender Wolf. Halte ihn auf Abstand, aber verärgere ihn nicht.

Sie presste die Hände zusammen. „Ich möchte die Sehenswürdigkeiten besuchen. Und die Schönheit bewundern.“

„Aha. Sie sind also im Urlaub?“

Sie nickte. „Und Sie, Valentino, leben Sie in Positano, oder sind Sie zu Besuch?“

Er zögerte. Wenn er ihr zu viele Informationen gab, würde er unvermeidlich seine Arbeit preisgeben. Dann könnte sie falsche Schlüsse ziehen und sich zurückziehen wie so viele Frauen vor ihr. Sobald man Interpol erwähnte, waren sie auf und davon. Die Verfolgung von Schwerverbrechern war ein harter und unromantischer Job. Es war an der Zeit, dass seine Organisation eine attraktivere Presse bekam.

„Ich bin hier zu Hause, aber ich arbeite woanders“, erwiderte Valentino. Dann wechselte er schnell das Thema. „Positano ist klein, aber es wird Ihnen gefallen. Sind Sie abenteuerlustig, Pia?“

Sie sah ihn an. Sein Blick war sinnlich und begehrend. Ihr Herz begann zu rasen. Natürlich hatte er die Frage mit Absicht gestellt. Typisch Mann.

„Nein, das bin ich nicht“, erwiderte Pia, um jedem Flirt aus dem Weg zu gehen. „Absolut nicht.“

„Ach nein?“ Sein Mund deutete ein feines Lächeln an.

Pia fragte sich, was er wohl damit meinte. Hatte er sie durchschaut, oder war das Teil seiner Verführungstaktik?

„Sie sind ganz allein über den halben Erdball geflogen. Dazu braucht man Abenteuerlust.“ Er sah sie freundlich an. Pia spürte, dass sie seine Absichten falsch interpretiert hatte. „Oder etwa nicht?“

Sie lächelte ihn zaghaft an. „Nun ja … vielleicht.“

Leichthin zuckte sie mit den Schultern. In Wahrheit war sie während der ersten dreitausend Meilen das reinste Nervenbündel gewesen. Zum Glück hatte sie sich während des Nachtfluges etwas beruhigt.

„Für Positano sollte man schon fit sein“, fuhr Valentino fort. „Aber man muss nicht unbedingt abenteuerlustig sein, um Bergwanderungen zu machen oder die Grotten zu erkunden. Sie sollten sich einen Reiseleiter suchen. Das Fremdenverkehrsamt kann Ihnen dabei helfen.“

Pia schämte sich. Es war definitiv an der Zeit, dass sie ihre Ängste überwand und Menschen so akzeptierte, wie sie waren. Vor allem Männer . Es war unmöglich, dass alle immer nur an das Eine dachten.

Sie lehnte sich zurück und versuchte zu entspannen. Dieser Mann hatte sie aus einer schwierigen Situation gerettet. Und was tat sie? Sie verdächtigte ihn niederer Beweggründe.

Abgesehen davon war er kein gewöhnlicher Mann. Verstohlen sah sie ihn an. Sondern ein echtes Prachtexemplar. Er hatte die langen Beine bequem in dem schnittigen Auto ausgestreckt. Die Ärmel waren ein wenig hochgekrempelt und seine Arme schlank und sonnengebräunt. Der offene Hemdkragen gab den Blick frei auf seine leicht gebräunte Haut.

Künstlerisch war an der Komposition nichts auszusetzen. Valentinos wohlgeformtes Profil ließ Pia mit jeder Sekunde mehr dahinschmelzen. Nicht dass sie auf der Suche war, aber …

Valentino spürte ihre Blicke. Das Blut rauschte durch seinen Körper. Grazie a Dio , dass sie lächelte. Ein Lächeln auf ihrem sinnlichen Mund war so viel wert wie ein Kuss – und wie er sich nach einem Kuss verzehrte! Plötzlich verspürte er ein unendliches Glücksgefühl. Er war lebendig und frei.

Zum ersten Mal seit langer Zeit schienen sein Büro, die Teamsitzungen und die ständigen Anfragen weltweit operierender Kräfte weit entfernt.

Außerdem schien die Sonne, und er sauste in einem schicken Auto mit einer Blondine über die autostrada .

Wenn er sie noch einmal zu einem solchen Lächeln bewegen könnte, würden sie schon bald anfangen zu flirten, und das echte Abenteuer mit Miss Pia Renfern könnte beginnen.

„Hat Ihre Familie schon immer in Positano gewohnt?“, erkundigte sich Pia, um die Stille zu unterbrechen.

„Seit Jahrhunderten, soweit man zurückrechnen kann. Meine Eltern sind gestorben, aber mein Großvater ist noch am Leben.“ Er bedachte sie mit einem feurigen Blick. „Kommt Ihre Familie ursprünglich aus Sydney?“

„Ja, sie lebt dort seit ein- oder zweihundert Jahren. Das mit Ihren Eltern tut mir leid.“

Die faszinierenden bernsteinfarbenen Sprenkel in seinen Augen stürzten Pia in ein Gefühlschaos. Ihr inneres Warnsystem legte ihr nahe, ihn auf Distanz zu halten – doch ihr Herz fühlte sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen.

Beiläufig fragte Valentino: „Gibt es jemanden in Australien, der seine bella ragazza vermisst?“

„Nicht wirklich.“ Sie konnte ihm nicht sagen, dass die vermeintliche Liebe ihres Lebens sie für eine Praktikantin aus der Buchhaltung verlassen hatte.

„Unglaublich.“ Er sah ihr tief in die Augen. „Kein Wunder, dass ihr dieses wunderschöne Spiel nicht spielen könnt.“

„Welches Spiel?“

Er starrte sie ungläubig an. Dann wurde sein Blick mitleidsvoll. „ Per carita . Es ist eine Tragödie.“

„Ist das etwas Italienisches?“, fragte sie unschuldig.

„Mio Dio.“ Er warf die Hände hoch, legte sie aber rechtzeitig wieder an das Lenkrad, bevor der Wagen ausscherte. „ Football . Habt ihr Australier schon jemals etwas von Football gehört?“

Sie musste schmunzeln. Wenn er wüsste, dass keine Frau in Australien an den unvermeidlichen Sportwettbewerben vorbeikam.

Seine Augen wurden schmal, als er merkte, dass sie sich über ihn lustig machte. Dann brach er in Lachen aus. Es war, als ob die Sonne hervorkommen würde. Seine Augen standen in Flammen. Pia war völlig überwältigt. Was gab es Entspannenderes als einen sexy Italiener, der obendrein noch Humor hatte?

„Wie gut, dass Sie nun die italienische Lebensart genießen können“, sagte Valentino mit wohlmeinendem Spott. „Wie lange werden Sie bleiben?“

„So lange wie nötig.“

„Nötig für was?“

„Nun ja …“ Sie gestikulierte. „Solange Lauren weg ist oder … was auch immer passiert.“ Zum Beispiel, wie lange es dauerte, bis sie wieder malen konnte.

„Dann können wir nur hoffen, dass Lauren lange wegbleibt.“ Die Worte tanzten provozierend in der Luft.

Sie schwieg. Unvermittelt fragte sich Valentino, ob er einen Fehler gemacht hatte. Er wollte doch nichts überstürzen!

Seine unzüchtigen Gedanken ließen sein Herz schneller schlagen. Sacramento . Was hatte er gerade gesagt? Man sollte ihn aus dem Verkehr ziehen. Dabei war er doch ein disziplinierter Mensch, der gegen das Unrecht kämpfte und die Unschuldigen verteidigte.

Und egal, wie sehr ihn Pia anzog – es gab Regeln, die ein Mann von Ehre nicht brach.

Valentino musterte sie von der Seite. Dio , diese vollen rosigen Lippen. Er versuchte, sich auf die Straße zu konzentrieren.

Pia spürte, dass er über sie nachdachte. Sie hoffte nur, dass er nicht zu viele heikle Fragen stellen würde. Sie hasste es zu lügen. Außerdem würde sie ihn womöglich wiedersehen, immerhin wohnten sie in der gleichen Stadt.

Sie konnte ihm nicht erzählen, wie sehr sie unter ihren Angstzuständen gelitten hatte.

Die Trennung von Euan war hart gewesen. Aber der Verlust ihrer künstlerischen Inspiration war wie das Auslöschen ihrer Identität – noch entsetzlicher, als ihr sexuelles Begehren zu verlieren, obwohl dieser Verlust Euan am meisten beschäftigt hatte.

Zum Glück gehörte dieser Albtraum der Vergangenheit an. Sie hoffte, dass ihre Kreativität wiederkommen würde. Und was ihr Verlangen betraf …

Als Valentino den Gang wechselte, wurde Pias Blick magisch von seinen langen Fingern angezogen. Unter seiner Jeans traten seine starken Muskeln hervor.

Valentino warf ihr einen Blick zu. Es war an der Zeit, die Frage zu stellen, die ihn schon länger beschäftigte. „Wo wohnt Ihre Cousine?“

„In der Via del Mare. Sie hat einen fantastischen Vertrag mit einer Fernsehgesellschaft abgeschlossen und deshalb eine Wohnung gekauft. Kennen Sie die Straße?“

Er zog die Augenbrauen hoch. „Ich kenne die Straße gut. Wir sind Nachbarn. Praktisch, nicht wahr?“ Sein brennender Blick ging ihr durch und durch. „Reisen Sie gerne?“

„Es ist mir fast peinlich, es zuzugeben, aber es ist meine erste Reise. Überseereise, meine ich.“ Sie sah ihn an.

„Molto bene.“ Diesmal nahm er beide Hände vom Lenkrad, aber zum Glück wieder nur kurz. „Dann haben Sie den richtigen Ort ausgewählt. Das erste Mal muss … außergewöhnlich sein. Finden Sie nicht?“

Pia warf ihm einen schnellen Blick zu. Seine Augen funkelten, und sein Mund deutete ein verführerisches Lächeln an. Sie hatte sich gerade wieder ein wenig beruhigt, als Valentino weiterfragte: „Was machen Sie beruflich?“

„Alles Mögliche. Ich arbeite vor allem Teilzeit.“ Der Mann schien jeden Stein umzudrehen zu wollen. „Ist die Klimaanlage angeschaltet?“

Als er sie fragend ansah, setzte sie schnell hinzu: „Was machen Sie beruflich, Valentino?“

Er drehte an der Klimaanlage. „Ich arbeite für ein globales Unternehmen und beschäftige mich mit unterschiedlichen Gebieten – Kommunikationstechnik, Datenerfassung, Analysen … Wir unterstützen ortsansässige Unternehmen.“

Seine Worte klangen so belanglos, als ob er das Gleiche schon hundertmal wiederholt hätte. Pia sah ihn an. Mit seiner athletischen Gestalt war er ein Mann der Tat, kein Büromensch.

„Sie meinen, Sie arbeiten in einem Büro?“

Seine Antwort war prompt. „Manchmal. Meistens reise ich.“

„Und wo arbeiten Sie?“

„In Lyon. Ich bin aber auch oft in Mailand, Rom und Athen. Und welche Art von Arbeit machen Sie?“

Zurück zum Thema. Er war nicht nur unverschämt attraktiv, sondern auch überaus hartnäckig. Und sie hatte gehofft, dass er sie mit Fragen verschonen würde. „Ach, wissen Sie, ich mache Büroarbeit und arbeite in Restaurants, um etwas dazuzuverdienen. Sie verbringen bestimmt viel Zeit im Ausland, Valentino. Vermissen Sie Positano?“

„Jeden einzelnen Tag. Ich wünschte, ich könnte öfter hier sein. Aber vielleicht genieße ich es deshalb umso mehr.“ Er sah sie an. Sein Blick schien ihr Gesicht zu streicheln. „Es ist doch schade, sich an etwas sattzusehen, das man liebt, finden Sie nicht?“

Sie seufzte. „Ich bin anders. Ich stürze mich immer in das, was ich liebe.“ Man hatte ihr vorgeworfen, Menschen zu sehr zu lieben. Vielleicht stimmte es. Nun, jedenfalls in einem früheren Leben. Vor dem Banküberfall.

„Meistens jedenfalls“, schränkte sie ein, um keinen Hinweis auf ihren derzeitigen Zustand zu geben.

„Ah. Also die perfekte Frau.“ Ihre Blicke trafen sich, sinnlich und neckend. „Welches sind denn Ihre Leidenschaften?“

Sie überlegte kurz und zählte dann an den Fingern auf: „Schönheit, Kunst, Musik.“ Sie zuckte die Schultern. „Und natürlich Freundschaft.“

Er schmunzelte. „Wenn Sie noch Essen und Wein hinzufügen, könnten Sie Italienerin sein.“

Sie lachte laut auf und war plötzlich voller Hoffnung, dass tief in ihr doch noch Leidenschaft schlummerte.

„Und Sie, Valentino? Erzählen Sie mir von Ihren Leidenschaften.“

„Schönheit, natürlich. Ehrlichkeit. Integrität. Lassen Sie mich nachdenken.“ Er zog die Augenbrauen hoch. „Das Meer.“

„Das Meer?“

„Sì.“ Er machte eine Geste. „Ich war Carabiniere bei der Marine, bevor ich … meine jetzige Arbeit antrat.“

Überrascht sah sie ihn an. „Sind die Carabinieri nicht die Polizei?“

„Ja und nein. Kennen Sie die amerikanischen Marines ?“

Sie nickte. „Natürlich.“

„Nun, die Carabinieri ist eine bewaffnete Polizei, die dem Militär unterstellt ist, ähnlich den Marines . Ich war bei der Marine. Im Herzen bin ich ein Seemann.“

Wow. Nun wusste sie, warum er so athletisch gebaut war. Pia war beeindruckt. Doch sie wollte sich ja ab jetzt nur noch für nette und künstlerisch begabte Männer interessieren. Schon der Name Carabinieri hörte sich draufgängerisch an.

„Also ein einfacher Seemann.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln.

„Ganz einfach.“ Doch sein Blick war alles andere als einfach. Eher kultiviert. Erfahren. Und unglaublich verführerisch.

Sie rang nach Atem. Vor dem Banküberfall hatte sie es immer genossen, mit einem gut aussehenden Mann zu flirten. Aber seitdem war es, als ob ihr das Spiel von Annäherung und Rückzug verschlossen wäre. Und plötzlich stellte sie aufgeregt fest, dass heute die alte Pia Renfern zurückgekehrt war – quicklebendig, aber ein bisschen angestaubt. Vielleicht musste sie nur ein wenig stimuliert werden.

So wie im Moment.

Sie könnte sich an das wunderbare Gefühl gewöhnen, nach langer Zeit endlich wieder die Gegenwart eines Mannes zu genießen. Sie hatte Lust, alle viere von sich zu strecken und zu schnurren. War es nicht wundervoll, eine Frau zu sein?

„Sie sind also leidenschaftlich, Pia?“ Valentino konzentrierte sich auf die Straße, doch seine Stimme klang herausfordernd.

„Wenn ich etwas wirklich will.“ Sie hielt die Lider gesenkt. „Und Sie?“

„ Sehr leidenschaftlich“, sagte er, und seine Stimme wurde tiefer, während seine glutvollen Augen sie zu durchdringen schienen. „Molto molto appassionato.“

Sein warmes, melodiöses Italienisch wirkte auf sie wie ein Aphrodisiakum. Erregende Bilder tauchten vor ihr auf, in denen sie in seinen starken Armen auf einem Bett lag, sinnlich vereint mit seinem glatten, sonnengebräunten Körper.

Atemlos und mit klopfendem Herzen wandte sie sich ab. Sie durfte ihm keine Signale geben.

Beiläufig fragte er: „Haben Sie Freunde in Positano, abgesehen von Ihrer Cousine?“

„Nicht wirklich. Lauren hat Freunde auf Capri, die mich besuchen wollen. Das wäre wunderbar. Capri .“ Sie erschauerte. Schon allein der Gedanke, Bewohner dieser mythischen Insel kennenzulernen … „Ist die Insel so schön, wie alle sagen?“

Er zog leicht die Augenbrauen hoch. „Ja, das ist sie – bella , sicher“, erwiderte er nach kurzem Zögern.

Er schien wenig begeistert. Andererseits war es nicht eine allgemeingültige Wahrheit, dass Menschen nie schätzen konnten, was sie besaßen?

Sie betrachtete seine sonnengebräunten Hände. Er trug keinen Ehering. „Haben Sie außer Ihrer Tante und Ihrem Onkel noch Verwandte in Positano?

Lächelnd nickte er. „Meinen Großvater. Ein freundlicher alter Herr.“

Bei der tief empfundenen Zuneigung in seiner Stimme wurde Pia warm ums Herz. Familiäre Beziehungen sagten viel über einen Menschen aus. Offensichtlich gab es keine Frau in Valentinos Leben. Jedenfalls nicht in Positano. Es ging sie ja nichts an – aber es konnte auch nichts schaden, es zu wissen.

Wenn sie in der Vergangenheit Porträts angefertigt hatte, wollte sie immer hinter die Fassade eines Menschen blicken. Für ihren Vater war dies das wichtigste Instrument eines Porträtmalers gewesen. Aber Valentino Silvestri gab ihr keine Gelegenheit, tiefer zu graben. Geschickt brachte er das Thema immer wieder auf sie zurück.

„Erzählen Sie mir von sich, Pia. Gibt es jemanden in Ihrem Leben? Eine so schöne Frau wie Sie …“

Schön – war das ein Scherz? Schönheit war so nebensächlich. Ruhe und Selbstbewusstsein, das war es, was Menschen suchten. Jedenfalls ihrer Erfahrung nach.

„Waren Sie schon einmal verheiratet?“, fragte er weich.

Pia sah ihn erstaunt an. „Was denken Sie, wie alt ich bin? Fragen Sie mich in dreißig Jahren. Dann fange ich an, darüber nachzudenken.“

Ein sinnliches Lächeln umspielte seinen Mund. „Und in der Zwischenzeit?“

Seine schön geschnittenen Wangenknochen zogen sie magisch an. „Wissen Sie, was ich denke, Valentino?“

„Was denken Sie?“ Er warf ihr einen durchdringenden Blick zu. Die Luft war erfüllt von berauschenden Düften.

„Sie sind überaus neugierig.“

„ Zu neugierig?“, fragte er amüsiert.

„Viel zu sehr. Aber wenn es Sie interessiert: Ich lasse die Dinge auf mich zukommen. Ich stamme aus bescheidenen Verhältnissen und bin umgeben von wunderbaren Menschen. Ich habe eine Mutter, einen Bruder und eine Schwester. Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen.“

„Keinen Freund oder Verlobten?“

Tadelnd schüttelte Pia den Kopf und bewegte ihre ringlose rechte Hand vor ihm. „Sie sind ein schlechter Detektiv.“

Er lachte. „Nun können Sie mir genauso gut alles von sich erzählen. Lassen Sie mich nachdenken … Beginnen wir mit Ihrem Geburtstag.“

Pia starrte ihn ungläubig an. „Sie geben nicht auf, oder? Gut, ich bin Sternzeichen Jungfrau und fünfundzwanzig Jahre alt. Zufrieden?“ Sie schmunzelte. „Und ich nehme an, Sie sind schon etwas länger auf dieser Welt. Molto .“

„Molto“ , stimmte er lächelnd zu. Sie wartete auf mehr Details aus seinem Privatleben, doch er schwieg. Wie könnte sie mehr über ihn erfahren, ohne aufdringlich zu wirken? Dann warf er ihr einen sinnlich neckenden Blick zu. „Sind Sie nicht interessiert, ob ich zur Verfügung stehe?“

„Sollte ich das sein?“

„Dann sind Sie es also nicht“, stellte Valentino mit seidenweicher Stimme fest.

„Nun, jetzt bin ich es.“ Sie senkte den Blick. „Aber nur, weil Sie mich darauf angesprochen haben.“

Er lachte. „Ah, es ist so sexy, mit einer intelligenten Frau zu plaudern!“ Er zögerte eine Sekunde. „ Grazie a Dio bin ich im Moment Single, und mein Gewissen ist rein.“

Sie erglühte innerlich. Ihr Gewissen war alles andere als rein, wenn ein kleiner erotischer Schlagabtausch mit einem verführerischen Unbekannten sie so sehr erregte.

Aber seine intensiv glühenden Blicke, die auf ihrem Mund und ihren Augen ruhten und ihren Hals entlangwanderten, entfachten ein Feuer in ihr und gaben ihr das Gefühl, unendlich begehrenswert zu sein.

Die Landschaft hatte sich verändert. Feigenbäume und Olivenhaine wechselten sich ab mit Zitronen- und Pfirsichplantagen. Die Luft war erfüllt von dem Duft von Basilikum und wildem Eisenkraut. Die Küstenstraße wurde immer schmaler, bis auf einer Seite steile Klippen aufragten und auf der anderen Seite das Meer auftauchte. Valentino hatte nicht übertrieben. Der Lastwagenverkehr war stark, und sie begegneten vielen Touristenbussen.

Pia war zutiefst dankbar, nicht fahren zu müssen. Sie hätte die Frau in der Autovermietung küssen können. Auch wenn sie die meisten ihrer Ängste mittlerweile überwunden hatte – ihre Höhenangst blieb.

„Die Straße wird hinter Sorrent sogar noch schmaler“, meinte Valentino. Grollend stieß er etwas hervor. „Man sollte diese Kerle verhaften. Wo ist die Verkehrspolizei, wenn man sie braucht?“ Er nahm seine Hände vom Steuer und gestikulierte wild zu einem Wagen, der ihnen gerade noch rechtzeitig auswich. „Sehen Sie.“ Er machte eine erneute Geste. „Da ist wieder der Vesuv.“

„Fantastisch.“ Pia rang nach Luft. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals.

Sie musste aufhören, mit ihm zu reden. Es war in jeder Hinsicht zu gefährlich.

Sie kamen nach Sorrent. Die pittoreske Altstadt war wunderschön und erstreckte sich über Steilwände. Pia wünschte, sie könnten durch die hübschen Straßen bummeln und hinter die mit Bougainvilleen berankten Häuserwände schauen.

Als sie wieder aus der Stadt hinausfuhren, wurden die Gespräche schleppender. Die Straße verschmälerte sich zu einem einzigen Band von scharfen Kurven und Serpentinen, das kaum breit genug war für zwei Autos – ganz abgesehen von dem Schwerverkehr, der die Straße entlangrumpelte. Doch Valentino meisterte die Haarnadelkurven mit Bravour.

Durch Pias Fenster hatte man eine atemberaubende Aussicht auf das Meer, aber sie wagte kaum hinzusehen, denn der Hang war durch keinerlei Absperrungen gesichert.

Während sie durch winzige Dörfer fuhren, die an der Steilküste zu kleben schienen, saß sie angespannt da und konzentrierte sich auf ihre Atmung.

„… Pia?“

Unvermittelt bemerkte sie, dass Valentino mit ihr sprach. Wie lange wohl schon? Erschrocken fragte sie sich, was sie wohl von sich preisgegeben hatte. Er sah sie stirnrunzelnd an.

„Wie bitte?“, fragte sie. „Was … haben Sie gesagt?“

„Ich habe gefragt, ob alles in Ordnung ist.“

„O ja. Natürlich. Alles bestens.“ Es kam nur nicht jeden Tag vor, dass sie mit einem unverschämt attraktiven Mann eine schwindelerregend steile Klippe entlangfuhr. Sie rang nach Atem.

Kurze Zeit später machte die Straße eine Biegung, und ein Rastplatz tauchte auf. Valentino parkte den Wagen unter den Bäumen. Nach einer kurzen Pause meinte er freundlich: „Kommen Sie, ein bisschen frische Luft wird Ihnen guttun.“

3. KAPITEL

Pia war schwindlig, aber sie verspürte das dringende Bedürfnis, aus dem Wagen auszusteigen. Mit zitternden Knien lief sie mit Valentino zu einem Aussichtspunkt.

Die Luft war heiß und erfüllt mit dem Duft von Rosmarin und Wildpflanzen. Dankbar hielt sich Pia an der Steinbalustrade fest. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet. Der feste Stein zu ihren Füßen beruhigte sie, während ihr das Schwindelgefühl zugleich den Atem raubte. Der Ausblick war umwerfend: Zerklüftete Abhänge fielen in das tiefblaue Meer hinab, das sich wiederum in den unendlichen Himmel zu erstrecken schien.

Sie würde es schaffen. Zwar standen sie an einem Abgrund, aber wenigstens hatte sie festen Boden unter den Füßen – und einen starken Mann an ihrer Seite, der keine Skimaske trug.

O Gott, warum musste sie jetzt daran denken?

Sie ließ das kobaltblaue und türkisfarbene Meer auf sich wirken, bis ihr Herz aufhörte zu rasen und sie sich zu entspannen begann. Valentino lehnte an der Balustrade. Sein weißes Hemd war am Kragen geöffnet und entblößte seine sonnengebräunte Brust. Er war ein Bild von einem Mann, cool und sinnlich zugleich.

Müsste sie ihn zeichnen, würden die Farben die Leinwand versengen.

„Sehen Sie die kleinen Inseln dort draußen?“ Er deutete auf das Meer. „Kennen Sie die Sage von Odysseus und den Sirenen, die die Seeleute anlockten?“

„Ist das der Ort?“, fragte sie ehrfürchtig.

„Ja. Und das, was hinter dem Kliff hervorschaut, ist Capri.“

„Oh“, rief sie beeindruckt aus. „Es ist wunderschön.“

Valentino drehte sich zu ihr hin. Die Sonne zauberte einen bernsteinfarbenen Schimmer in seine Augen. „Fühlen Sie sich besser?“, fragte er besorgt.

„Machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen. Ich weiß nicht, was mit mir los war.“ Sie vermied es, ihn anzusehen, denn sie hatte Angst, den gleichen verächtlichen Zug um seinen Mund zu sehen, den sie einst an Euan gesehen hatte.

„Sie waren ganz blass.“

Pia zuckte die Schultern. „Na ja, ich bin wohl übermüdet, weil ich seit sechsunddreißig Stunden unterwegs bin.“

Sein Blick wanderte zu ihrem Mund. „Ihre Lippen sind schon wieder rosig.“ Er kam näher und berührte sie mit seinem Finger. „Wie Kirschen.“

Dann neigte er sich zu ihr, und seine Lippen berührten sanft ihren Mund. Das Blut rauschte durch Pias Körper. Sie wollte sich dem Kuss entziehen, doch ihre Lippen waren wie gebannt. Valentino zog sie näher an sich heran, und sie schmiegte sich an ihn.

Es war so wundervoll, in seinen Armen zu liegen. Sein würziger Duft betörte ihre Sinne, bis sie vor Verlangen ganz berauscht war.

Er presste sie an sich und küsste sie mit sinnlichem Feuer. Dann drang er mit seiner Zungenspitze neckend in das Innere ihres Mundes ein. Willenlos gab sie sich ihm hin und erbebte in seinen Armen. Ihr Körper erwachte unter seinen erregenden Liebkosungen.

Als er ihre Brüste zu streicheln begann, ergriff ungezügelte Begierde von ihr Besitz. Sie spürte, dass sie die Kontrolle über sich zu verlieren begann. Im gleichen Moment durchfuhr es sie wie ein Messerstich.

Hastig riss sie sich von ihm los. „Bitte nicht“, stieß sie hervor.

Er starrte sie verblüfft an. „Cosa?“

„Ich … möchte nicht, das Sie mich küssen, verstehen Sie?“ Ihr Atem ging rasch. Sie war erregt und wütend. Was tat sie da, um Himmels willen? Sie stand mit einem völlig Unbekannten auf einer Höllenstraße im Paradies auf Erden und war drauf und dran gewesen, sämtliche Vorsicht zu vergessen und sich völlig gehen zu lassen.

Sie musste verrückt sein.

„Ich hatte nicht vor …“ Seine Stimme klang belegt. „Ich wollte Sie nur … beruhigen.“

„Oh, mich beruhigen . Valentino, bitte …“

Er wurde rot und sprach heftig auf Italienisch, begleitet von einer stolzen Geste, die deutlich machte, wie betroffen er war. Selbst in ihrer Wut musste Pia zugeben, dass seine lyrischen Worte sie bis in ihr tiefstes Inneres betörten.

Sie versuchte, ihre Gefühle abzuschütteln, und erwiderte mit leiser Stimme: „Sie müssen mich nicht beruhigen. Abgesehen davon war das für mich keine Beruhigung. Sie haben die Situation ausgenutzt.“

Valentino fuhr zusammen.

Sie war selbst erstaunt über ihre harten Worte. Seit dem Banküberfall hatte sie den Kontakt mit Männern vermieden. Jetzt spürte sie plötzlich die altbekannte Panik in sich aufsteigen.

Stirnrunzelnd sah er sie an. „Ich bin kein Mann, der Frauen ausnutzt.“ Plötzlich sprach er mit starkem Akzent. „Dich zu halten, zu küssen, war wie eine … natürliche Reaktion auf deinen Schmerz. Ich wollte dich nur … trösten.“

Bei diesen letzten Worten errötete er noch etwas mehr, als ob er selbst nicht daran glaubte.

„Das sagen sie alle.“

Seine Augen funkelten. „ Mio Dio , für wen hältst du mich?“ Er trat einen Schritt auf sie zu. Plötzlich wurde ihr flau im Magen. Sie trat zurück.

Gequält hob er die Hände. „Hab keine Angst, Pia. Ich bin ein zivilisierter Mensch, perdio . Ich überfalle keine Frauen.“

„Ich habe keine Angst“, erwiderte sie schroff, obwohl das Blut in ihren Ohren rauschte und sie zitterte wie Espenlaub. „Ich bin enttäuscht, das ist alles. Ich hatte eine lange Reise. Wir kennen uns kaum, und ich bin nicht in der Stimmung, einen Unbekannten zu küssen.“ Beschämt stellte sie fest, dass ihre Stimme bei diesen letzten Worten zitterte.

Doch seine Beteuerungen fingen an, Wirkung zu zeigen. Sie fühlte sich weniger bedroht, gewann ihr Selbstbewusstsein zurück, und ihre Wut auf ihn wurde stärker.

„Wie kommen Sie dazu, mich zu küssen?“

„Okay, okay …“ Er warf die Hände in die Luft und murmelte etwas auf Italienisch. Dann wechselte er wieder ins Englische. „Du musst dich nicht rechtfertigen.“

„Ich rechtfertige mich nicht.“ Pia war völlig durcheinander und musste ihrem Ärger Luft machen. „Aber es kränkt mich, dass Sie mich einfach so … einfach so …“ Wortlos machte sie eine Geste.

„Küssen.“

„Nutzen Sie jede Gelegenheit, die sich Ihnen bietet? So nach dem Motto: Jeder Mann, der eine schöne Frau sieht, hat das Recht, sie zu küssen, wann immer es ihm beliebt? Als ob ich darauf aus wäre und es mir gefallen würde, von einem Mann geküsst zu werden …“

Valentino hatte aufmerksam zugehört. Nun trat ein Schimmer in seine Augen. „Und ich dachte einen Moment lang, es würde dir gefallen. Ich habe deine Erregung gespürt, als du in meinen Armen lagst. Ich spüre sie immer noch am ganzen Körper.“

Nun war es an ihr zu erröten. „Ach, Unsinn.“ Sie lachte verärgert auf und wandte sich dann ab, um ihre erhitzten Wangen zu verbergen. „Das Einzige, was ich gespürt habe, war Wut.“

Sie lief durch die Lichtung zum Wagen zurück und hatte das Gefühl, als ob sie ihn ungerecht behandelt hätte. Dabei hatte er sie doch geküsst.

Valentino holte sie ein. „Es tut mir leid, wenn ich dich bedrängt habe, Pia“, meinte er. „Wenn du nicht in meinen Armen gestöhnt hättest …“

„Ich, gestöhnt ? Nie im Leben!“ Errötend wandte sie sich ab.

„Sì, sì.“ Seine Stimme war rau. „Und es hat mich so heiß gemacht. Molto molto caldo .“

Seine Worte prickelten wie ein Aphrodisiakum. Sie wirbelte herum und funkelte ihn wütend an. „Hören Sie auf, Valentino!“, rief sie atemlos. „Kein Wort mehr!“

Er warf die Hände hoch. „Okay, okay. Nicht böse sein. Ich gehöre nicht zu den Männern, die sich Frauen aufdrängen. Kein Wort mehr. Niente .“

„Und glauben Sie bloß nicht, dass mich Ihr Italienisch beeindruckt!“, rief sie ihm über die Schulter zu.

Zurück am Wagen, öffnete ihr Valentino höflich die Wagentür. Bevor sie einstieg, versuchte sie noch einmal, die Dinge klarzustellen.

Sie atmete tief ein. „Sehen Sie, Valentino …“

Seine Augen glänzten. „Sì?“

„Wenn Sie aus irgendeinem Grund dachten …“

„Ich habe gar nichts gedacht. Es ist Ihr gutes Recht, Nein zu sagen“, erwiderte er förmlich. Sein Stolz berührte sie. Sie spürte ein Gefühl von Wärme und Erleichterung, dass er ihre Ablehnung akzeptierte.

„Vielen Dank, dass Sie …“ Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken.

Er zuckte die Schultern. „Kein Problem. Eine schöne Frau hat das Recht, ihre Meinung zu ändern.“

Der Weg in die Stadt war glücklicherweise kurz, und Valentino gab den perfekten Gentleman ab. Doch das konnte die Missstimmung zwischen ihnen nicht vertreiben. Sie fuhren die Hauptstraße bis zum Meer hinunter, und Valentino zeigte Pia den Hauptplatz, den Markt und die Geschäfte, die sich in hübschen kleinen Arkadengängen versteckten.

Sie fuhren bis ans Meer und hielten an einem Platz vor einer kleinen Kirche. Valentino nahm Pias Gepäck aus dem Wagen und trug es ein Gewirr schmaler Gassen hoch, das hier und da in steile Steintreppen mündete. Schließlich öffnete er ein Tor, das auf einen großzügig angelegten Innenhof führte.

Rund um diesen Innenhof lagen mehrere Wohnungen mit blassrosa Stuckverzierung, jede mit einer überdachten Terrasse am Eingang, die man durch ein schmiedeeisernes Tor und mehrere Stufen erreichte. Pia überflog die Hausnummern. Laurens Wohnung lag ganz am Ende. Sie nahm ihre Tasche, während Valentino ihren Koffer trug.

Vor Laurens Wohnung blieb er stehen. „Haben Sie einen Schlüssel?“, fragte er.

„Er liegt über dem Türsims, hat Lauren gesagt.“ Ihre Stimme hörte sich eigenartig fremd an. Sie griff hoch zum Deckenbalken, aber Valentino war schneller. Ihre Hände berührten sich.

Schnell zog sie ihre Hand weg.

Valentino gab ihr den Schlüssel. Pia öffnete die Tür und ließ ihn eintreten. Sie war so konzentriert auf ihn, dass sie das Innere der Wohnung kaum beachtete.

Als alles Gepäck in der Wohnung verstaut war, trat Valentino vor die Tür. Pia versuchte, die Situation zu retten.

„Und wo wohnen Sie?“, fragte sie. Sie war zu verwirrt, um den wundervollen Häusern und winzigen Terrassengärten, die sich an die Felswand über ihnen klammerten und bis zu Laurens Terrasse hinunterwuchsen, mehr als einen kurzen Blick zu gönnen.

„Dort.“ Sie erschrak. Er deutete auf ein elegantes weißes Haus genau unter ihnen mit einer großen Terrasse im hinteren Bereich und einem kleinen Garten mit Weinstöcken, Pfirsich- und Zitronenbäumen. In die Terrasse war ein Swimmingpool eingelassen, der in der Mittagssonne glitzerte. Hinter der Villa begann das Meer.

„Oh!“, rief sie aus und schluckte. „Ich wusste nicht, dass Sie so … nah wohnen.“

„Nicht zu nah, hoffe ich“, murmelte er und wandte sich ab.

Pia senkte den Blick und trat zurück in den Flur. Die spektakuläre Schönheit ringsum und der glutvolle Italiano vor ihr brachten sie völlig durcheinander.

„Nun, vielen Dank für … alles.“ Sie suchte in ihrer Geldbörse. „Bitte erlauben Sie mir, mich am Benzin zu beteiligen.“

Er machte eine wegwerfende Geste. „In Positano schenken Nachbarn einander ihr Herz und ihre Großzügigkeit.“

Sie errötete. Hatte sie gerade ungeschriebene Benimmregeln verletzt?

Valentino ging auf die Treppe zu, hielt dann aber inne und wandte sich noch einmal an Pia. „Sagen Sie, hatten Sie schon immer so viel Angst vor Männern?“ Er maß sie mit einem abwägenden Blick.

Sie schluckte. „Ich habe keine Angst, vor niemandem. Im Gegenteil, ich bin offen für … I… ich mag …“

Wie lächerlich ich wirken muss, dachte sich Pia.

Valentino neigte den Kopf und sah sie verständnisvoll an.

Dann gewann sie ihre Fassung wieder. „Aber ich küsse nur Männer, die mir gefallen.“ Das hatte gesessen. Höhnisch grinsend trat sie in die Wohnung zurück und warf die Tür hinter sich zu.

4. KAPITEL

Schlecht gelaunt stieß Valentino das schmiedeeiserne Gartentor auf und lief durch die Weinlaube seines Großvaters zum Seiteneingang des Hauses. Dann stellte er Koffer und Aktentasche ab und suchte in seinen Taschen nach den Hausschlüsseln.

Sein Herz war zu schwer, um jetzt mit Nonno zu reden. Er musste nachdenken.

Frauen.