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Unsterblichkeit - für Mac Alexandros ist das Geschenk des Kriegsgottes Ares längst zur Last geworden und er wünscht sich nur eines: ein zurückgezogenes Dasein fernab aller Menschen. Doch dann tritt die Journalistin Lorelai in sein Leben und bringt seine Vorsätze ins Wanken. Und nicht nur das: Jemand scheint ihr nach dem Leben zu trachten. Oder ist es eine Finte von Ares, um Mac wieder auf den Pfad eines Kriegers zu ziehen? Überarbeitete, erweiterte Neuauflage! Der Roman erschien 2014 bei einem Verlag unter dem Titel "Aphrodites Söhne - Unsterbliches Verlangen".
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Torn Souls
Ivy Paul
Romantasy
© 2020 Ivy Paul, alle Rechte vorbehalten
© Covergestaltung: Ivy Paul
© Bildnachweis: depositphotos
© Vektorgrafik: Bigstockfoto.com, MSSA
Lektorat: Fredericke Meiß
In diesem Buch sind sämtliche Personen frei erfunden. Dieses eBook darf weder auszugsweise oder vollständig ohne die ausdrückliche Genehmigung der Autorin weitergegeben werden.
Überarbeitete, erweiterte Neuauflage
Unsterblichkeit - für Mac Alexandros ist das Geschenk des Kriegsgottes Ares längst zur Last geworden und er wünscht sich nur eines: ein zurückgezogenes Dasein fernab aller Menschen. Doch dann tritt die Journalistin Lorelai in sein Leben und bringt seine Vorsätze ins Wanken. Ist ihre Liebe seine Rettung oder sein endgültiges Verderben?
Der Roman erschien 2014 bei einem Verlag und später im SP unter dem Titel »Aphrodites Söhne – Unsterbliches Verlangen«.
Unsterblich
Klappentext
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Epilog 1
Epilog 2
Demnächst:
Leseprobe
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Über die Autorin:
Impressum:
Inhalt
Der riesige Raum verbreitete maskulinen Charme. Eine Wandvertäfelung aus Mahagoni und die großzügige Hausbar mit edelsten Spirituosen und eine gewaltige Multimedia-Anlage verrieten, dass keine Frau das Regiment führte.
Ares, der Kriegsgott, liebte sein Refugium. Hierher zog er sich zurück, falls ihm die Menschen und ihre lächerlichen Bedürfnisse, auf den Geist gingen, oder wenn er Lust auf schlichte Vergnügungen ohne Gesellschaft hatte.
Genüsslich räkelte er sich auf dem braunen Ledersofa. Hin und wieder schnippte er mit den Fingern, woraufhin die Szene auf dem Plasma-Bildschirm wechselte. Er lehnte sich in die Kissen und gähnte. Die Couch war so bequem, dass er einnickte.
Ein lautes Krachen gefolgt von einem gedämpften Ächzen drangen aus der Halle. Die quäkende Stimme seines treuen Dieners Diktys klang aufgebracht, aber Ares schenkte dem Tumult keine Beachtung. Er streckte sich verschlafen. Was oder wer immer vor den Toren randalierte, seine Wachen und Diktys würden ohne seine Unterstützung damit fertig werden.
Im Moment war er mit seinem Leben mehr als zufrieden. Kriege und Scharmützel existierten mehr als ein Gott wie er überwachen und koordinieren konnte. Ambitioniert wie die Menschen waren, was Streit und Kampf anging, war sein Eingreifen kaum nötig. Geradezu perfekt!
»Wo ist er?« Die schrille Stimme wurde vom Klicken hoher Absätze auf dem Marmorboden der Vorhalle untermalt.
Ares verzog das Gesicht. Vorbei war es mit der Ruhe. Gegen alles und jeden kam seine Garde an. Der wütenden Liebesgöttin setzte jedoch keiner seiner Krieger etwas entgegen.
Seine Mundwinkel zuckten amüsiert, während er überlegte, was Aphrodite in Zorn versetzt haben mochte. Sofort brachte er seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle. Er vermied es besser, sie bei ihrem Eintreten zu reizen. War die Göttin der Liebe in Rage, konnte es verheerende Folgen haben. Auf keinen Fall wollte er sie verleiten, wutentbrannt von dannen zu stürmen. Beim letzten Mal hatte sie ihn rund hundertsiebzig Menschenjahre mit Nichtachtung gestraft. Daraufhin hatte er, aus Langeweile und Frustration die Französische Revolution und den Dreißigjährigen Krieg angezettelt.
Er gab vor, das Szenario auf der Leinwand, Alexander den Großen bei seinem Zug nach Gaugamela, genaustens zu beobachten, als Aphrodite mit wehendem Haar und auf sündteuren Highheels in das Fernsehzimmer stürmte.
Wie immer verströmte sie diesen speziellen Duft aus einer Mischung seltener, intensiv riechender Rosen. Ihre Begeisterung für die Königin der Blumen war so ausgeprägt, dass man sie damit in Verbindung brachte. Sogar die Menschen hatten diese Vorliebe bemerkt und ernannten die Rose zum Symbol der Liebesgöttin. In einer griechischen Provinz sagte man, Rosenduft würde die Anwesenheit Aphrodites verkünden.
Ihre Präsenz war so einnehmend und strahlend, dass es schien, als schrumpfte der Raum und würde trist und schlicht. Sein Herz raste bei ihrem Anblick. Sie war heißer als Hephaistos‹ Schmiedefeuer und zornig wie eine der Rachegöttinnen als sie nun vor ihm stand. Sein Blick fiel auf ihre langen, manikürten Fingernägel in blutigem Rot. Fast glaubte er, sie würde sich jeden Moment mit diesen Krallen auf ihn stürzen.
Ares kannte das Temperament seiner Geliebten, um es zu bändigen, bedurfte es jemanden, der sich mit Gefühlsaufwallungen auskannte und diese zu zähmen verstand, kurz gesagt: ein Kriegsgott. Sie musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen und bebenden Lippen. »Du hast dich in meine Angelegenheiten eingemischt!«
Ares schnaubte fragend und starrte wieder zum Bildschirm. Sie sollte nicht denken, sie könnte ihn einschüchtern und behandeln wie einen dahergelaufenen Sterblichen. Aphrodite baute sich vor ihm auf und nahm sein gesamtes Blickfeld ein. Sie wirkte keineswegs wie die verführerische Göttin der Liebe, sondern eher wie eine Furie in einem eleganten Businesskostüm des 20. Jahrhunderts. Sie tippte mit dem rechten Fuß unbeherrscht auf und das Hämmern auf dem Holzboden klang wie das Stakkato eines erregten Spechtes.
Ares‹ Blick wanderte über Aphrodites wohlgeformte Schenkel zu ihrer schlanken Hüfte, weiter zu ihren vollen Brüsten, und landete schließlich in ihrem Gesicht. Sie erschien ihm in ihrem Zorn erotischer als je zuvor.
»Wovon redest du bitte, meine Liebe?«
»Marc und Erica!« Aphrodites türkisblaue Augen blitzten ihn an.
»Was ist mit den beiden?« Marc war einer seiner neuesten Lieblinge. Ein Anführer und Krieger vom Scheitel bis zur Sohle. Zu gern hätte er herausgefunden, wie Marc sich in einem längst vergangenen Scharmützel schlagen würde, aber er wusste, wie kleinlich Chronos auf derartige Experimente reagierte. Zeitreisen waren tabu und das zurecht und aus guten Gründen. Außerdem forderte man sich den Gott der Zeit besser nicht heraus, vor allem wenn man als viriler Kriegsgott wert auf seine Geschlechtsteile legte.
Marc besaß die besten Anlagen für einen nahezu perfekten Soldaten. Also hatte Ares ihn kurzerhand in den Afghanistankrieg geschickt. Kurz vor seiner Rekrutierung hatte er eine Frau, vermutlich besagte Erica, kennengelernt, seine große Liebe, wie er sich einbildete. Ares verzog angewidert das Gesicht.
Aphrodite beugte sich vor und funkelte ihn aufgebracht an. »Ich hatte es bis ins Detail eingefädelt, und du hast dich eingemischt und alles zunichtegemacht! Das perfekte Liebespaar wären sie geworden! Ein Leben voller Wärme, Harmonie und Liebe habe ich für sie vorgesehen!«
Ares schnaubte. »Ditchen, meine Schöne, jedem Mann ist eine kriegerische Ader angeboren. Nur durch deren Ausleben erfährt er wahres Glück und Befriedigung.« Und durch einen guten Fick mit einer Frau. Irgendeiner Frau. Ares war schlau genug, Letzteres für sich zu behalten.
Aphrodite fauchte zornig, und er deutete auf den Fernseher in ihrem Rücken, wo noch immer Schlachtszenen stattfanden. »Sieh her, wirken diese Männer, als heulten sie den Rockzipfeln ihrer Frauen hinterher?« In schneller Folge ließ er Schauplätze seiner liebsten Kämpfe über die Leinwand flimmern.
Das legendäre Gefecht bei den Thermopylen, Marc Anton und Kleopatra gegen Octavian-Augustus; das Gemetzel in den Ardennen; die Schlacht am Boyne; und zum Schluss Culloden, obwohl dort nicht seine Favoriten, die Highlander, gewonnen hatten.
Ares verschränkte zufrieden die Arme vor der Brust.
Aphrodite klatschte in die Hände, und die Szenen wechselten. Nun sah man Liebespaare. Marc Anton, der Kleopatra leidenschaftlich küsste. Ein deutscher Soldat, der seine französische Geliebte tränenreich in die Arme schloss. Ein Amerikaner, der freudestrahlend eine Vietnamesin heiratete.
Angewidert ließ Ares den Bildschirm erlöschen.
»Das ist es, was das Leben für Menschen wertvoll macht!«, rief Aphrodite triumphierend.
»Beim Olymp!« Er rollte genervt mit den Augen. Wie oft hatten sie beide sich deshalb gestritten. Er war es langsam leid.
Eine Idee schoss durch seinen Kopf. »Wie weit würdest du gehen, um deine unsinnige Behauptung zu beweisen?«
Aphrodite schnaubte empört. »Typisch Kriegsgott.« Sie schwieg verwirrt und schien nachzudenken. »Wie meinst du das?«, wollte sie schließlich wissen.
»Würdest du einer Wette zustimmen, um zu beweisen, dass Männer tatsächlich Liebe als Triebfeder betrachten?«, erkundigte sich Ares lauernd. Das, was er im Sinn hatte, verhieß meisterliche Unterhaltung. Davon abgesehen würde es sicher auch Aphrodite begeistern.
Diese musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. Er konnte sehen, wie es hinter ihrer entzückend ebenmäßigen Stirn arbeitete.
»Ein sinnloses Unterfangen, denn ich habe recht.«
Ares machte eine wegwerfende Handbewegung. »Dann hast du nichts zu verlieren.« Das Ganze versprach interessant zu werden. Ihm war in letzter Zeit viel zu langweilig gewesen. Um Kriege anzuzetteln und am Laufen zu halten, benötigte ihn die Menschheit kaum. Eine kleine Abwechslung wäre genau das Richtige. Er hatte schon ein paar vielversprechende Kandidaten für den Wettstreit im Auge.
Aphrodite zögerte noch einen Moment länger. »Also gut, lass uns eine Wette abschließen. Am Ende des Versuchs erkennst du die Liebe als stärkste Macht an und demzufolge mich als dir und deinen aggressiven Bestrebungen überlegen.«
Ares erhob sich vom Sofa und schlüpfte aus seinem Gewand. Mit einem Wispern fiel der Stoff zu Boden. Darunter war er nackt.
Ein Anblick, der Aphrodite sichtlich aus der Fassung brachte. Er wusste genau, was sie sah: Einen drahtigen, hoch gewachsenen Mann mit schwarzen Locken und sorgfältig gestutztem Bart. Seine bevorzugte Erscheinungsform. Als Gott besaß er die Macht, jede nur erdenkliche menschliche Gestalt anzunehmen. Dieses Aussehen entsprach auch dem Geschmack seiner göttlichen Geliebten, wie er sehr wohl wusste.
»Meine Liebe, habe ich dir je das Gefühl gegeben, nicht wertvoll und überlegen zu sein?«, schmeichelte er.
Aphrodite schnaubte missbilligend, ein sehr hässliches Geräusch von einem solch schönen Wesen.
»Lass uns die Bedingungen festlegen.« Auf seine Schmeichelei ging sie nicht ein. Aber sie leckte sich über ihre Lippen und musterte seine prächtige Nacktheit verstohlen. Ares unterdrückte ein selbstgefälliges Schmunzeln.
»Rede, wie hast du dir das Ganze vorgestellt?«
»Wir wählen eine Gruppe Männer aus, die, stellvertretend für alle, ihre wahre Bestimmung finden sollen.« Ares grinste. »Natürlich wird keiner in deinem Sinne handeln, davon bin ich überzeugt.«
Sie fixierte ihn misstrauisch. »Du legst mich nicht herein. Du würdest solche aussuchen, die in einer Zeit leben, in der Kriege und Kämpfe alltäglich und Frauen nicht mehr als Gebärmaschinen sind. Dann verwickelst du die Kerle in Auseinandersetzungen und lässt sie während eines Gemetzels mit einem Lächeln und einer Lobpreisung deines Namens auf den Lippen sterben.« Aphrodite stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte ihre hüftlangen blonden Locken. »Wir verleihen den Männern Unsterblichkeit bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie aus tiefstem Herzen und ohne göttliche Beeinflussungen ihr wahres Glück gefunden haben!«
Ares schwieg. Er wusste, dass nichts und niemand sie von ihrer irren Überzeugung abbringen konnte, dass die Kandidaten die Liebe wählen würden und mit ihren Auserwählten alt werden wollten. Selbst er hielt es für grausam, einen Krieger im Augenblick seines besten Kampfes sterben zu lassen.
»Einverstanden, du hast die Bedingungen festgelegt, dafür wähle ich unsere Kandidaten aus.« Natürlich würde er Sieger ihres Wettstreites sein, denn eher säuberte er eigenhändig den Styx, als dass er irgendwelche weich gespülten Hippies auserkor oder – er unterdrückte ein Schaudern – einen metrosexuellen Frauenversteher.
»Das ist in Ordnung«, erklärte Aphrodite feierlich.
Ares nickte knapp. »Besondere Vorgaben, die ich bei meiner Wahl berücksichtigen soll?«
Sie verneinte mit einem hoheitsvollen Kopfschütteln und zuckte graziös mit den Schultern.
Daraufhin verschwand er in der Gewandung des griechischen Kriegsgottes.
Entscheidungsschlacht Alexanders und Dareios´ bei Gaugamela am Tigris; Oktober 331 v. Chr.
Antimachos vernahm die flüsternden Stimmen seiner engsten Freunde. Er lag auf einer dünnen Matte im Schatten eines Zeltes. Einige Fliegen umschwirrten ihn. Die Heiler wussten, dass ihr Schützling bereit war, den Styx zu überqueren und vergeudeten ihre Zeit nicht länger mit ihm.
Ein brennendes Ziehen erfüllte seinen Unterleib, während eisige Kälte seine Glieder befiel. Jemand benetzte ihm die Lippen mit einer Flüssigkeit, die Antimachos unfähig war zu schlucken. Das Nass rann über sein Kinn und lief den Hals entlang, wo es schließlich im Nacken einen feuchten Fleck bildete. Aus der Ferne drang Schlachtenlärm herüber und übertönte die Schreie und das Wimmern der anderen Verletzten und Sterbenden.
Vor der Schlacht hatten ihn die Krieger hochleben lassen, ihn als würdigen Anführer unter Alexanders Kommando gerühmt. Der hatte ihn für seine strategischen Fähigkeiten und seine Tapferkeit gelobt. Dennoch lag Antimachos auf der Erde und starb qualvoll an seinen Verletzungen, während auf dem Gefechtsfeld bereits der nahende Sieg gefeiert wurde. In den unbarmherzigen Armen des Todes war er von den Stiefelleckern und Emporkömmlingen vergessen worden, und auch von jenen, die sich in seinem Erfolg sonnen wollten. Nur jene, die ihm in der Vergangenheit zugetan gewesen waren, standen an seiner Seite.
Obwohl sich seine Haut trotz der Mittagshitze kühl anfühlte, lief ihm der Schweiß in Strömen aus jeder Pore. Als der Schmerz wie eine wütende Harpyie durch seine Eingeweide tobte, bäumte sich Antimachos auf. Er stieß ein keuchendes, gurgelndes Geräusch aus, eine unartikulierte Bitte an die Götter um das Ende seiner Qualen.
Plötzlich verschwamm alles um ihn herum in dichtem Nebel. Schwindel erfasste ihn.
Dunst in der Wüste? Er blinzelte überrascht.
Antimachos hatte das Gefühl sich in einer Traumwelt wiederzufinden, in der nur er existierte und all die anderen Menschen reglos wie Statuen waren.
Er richtete sich auf. Seine Schmerzen waren mit einem Mal verschwunden. Er fühlte sich wieder stark und heil. Noch während er rätselte, woran das liegen mochte, erhob er sich von seinem Lager. In diesem Moment teilte sich der Nebel wie ein Vorhang, der beiseitegeschoben wurde, und ein griechischer Krieger trat heraus. Der schwarzgelockte Mann strahlte Dominanz und Wildheit aus. Ihm folgte ein riesiger Hund mit glühenden Augen und drohend hochgezogenen Lefzen. Auf der Stirn saß eine weiße Zeichnung in Form eines Schwertes. Das kurze Fell lag dicht am stromlinienförmigen Körper an und war so dunkel, dass Antimachos glaubte, blind zu sein, wenn er zu lange darauf blickte.
Er fiel auf die Knie, denn er erkannte in dem Fremden Ares, den Gott des Krieges. Verwirrung überkam ihn. Holte nicht Charon, der Fährmann am Ufer des Styx die Toten ab?
»Mächtiger Ares!«
»Erhebe dich, Antimachos!«, donnerte der Kriegsgott. »Du wurdest zu Großem bestimmt.«
Eilig stand er auf, wagte jedoch nicht, den Blick zu heben. »Warum ich? Und wozu?«
»Ich habe dich auserwählt und dir dadurch die Ehre gewährt, unsterblich zu sein. Wenn die Zeit reif ist, mein Werk zu tun, lasse ich es dich wissen«, dröhnte die Stimme des Olympiers. »Erweise deinem Kriegsgott Ehre und kämpfe auch in Zukunft ruhmreich in meinem Namen!«
Im nächsten Moment fand sich Antimachos wieder auf seinem Lager in der drückenden Hitze Gaugamelas. Er fuhr sich mit der Zunge über seine ausgetrockneten Lippen und schmeckte Bittersüßes. Noch einmal leckte er darüber. Was auch immer seinen ausgedörrten Mund benetzt hatte, es stillte den Durst und machte ihn gleichzeitig trunken. Seine Schmerzen waren verschwunden, und er fühlte sich stark wie eh und je …
Sein bester und ältester Freund und Kampfgefährte kniete neben ihm, ein Wechselspiel aus Erschrecken und Staunen zeigte sich auf seiner Miene. »Ich hielt dich für tot! Doch dann befahl mir eine Stimme, deine Verbände zu entfernen und so wurde ich Zeuge eines Wunders«, er legte seine Hand auf Antimachos‹ Brust und den Bauch. Seine Haut war unversehrt, nicht die kleinste Spur, wo zuvor noch tiefe Fleischwunden geklafft hatten.
»Apollo hat dich geheilt! Die Götter lieben dich«, stammelte sein Freund freudig erregt.
Antimachos schluckte. So wenig er hatte sterben wollen. Dieses Geschenk verursachte ihm ein ungutes Gefühl.
Eine unbestimmte Ahnung sagte ihm, dass die Liebe der Götter ebenso verhängnisvoll sein konnte wie ihr Hass.
***
Irland 1744
»Ich habe dich nie gefragt, aber wie lautete dein Name, bevor du nach Irland kamst?«
Mac hob den Blick. »Antimachos von Kolophon.«
Der Ire brummte. »Hätt՚ ich auch geändert.«
Seit mehr als zwanzig Jahren kannten und vertrauten sie einander, Kieran war einer der wenigen Sterblichen, denen Mac, wie er sich inzwischen nannte, sein Geheimnis anvertraut hatte.
Obwohl es ein angenehm kühler Tag war, schwitzten beide von der schweren Feldarbeit.
Mac hielt inne und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht. Sein Blick landete drüben beim Cottage, als sich die Tür öffnete. Brianna, Kierans jüngste Tochter trat heraus, einen Weidenkorb mit Wäsche in den Armen. Geschmeidig stellte sie diesen ab und hängte die Leintücher und Hemden auf. Ihre blonden Locken wehten im leichten Wind und selbst auf diese Entfernung erkannte Mac das Leuchten ihrer Augen. An ihrem Gürtel trug sie wie immer einen kleinen Dolch. Sie liebte die Klinge, benutzte sie zum Schneiden von Kräutern ebenso wie für die gefangenen Kleintiere in den Fallen, die sie im Wäldchen auslegte.
Kieran hob den Kopf und musterte ihn intensiv, so dass Mac sich ihm, wenn auch widerwillig, zuwandte. »Ist alles in Ordnung?«
Sein Freund räusperte sich. »Wann willst du es mir sagen?«
»Was meinst du?«
Der Ire lehnte sich auf seine Forke und schwieg lange, während Mac das Gefühl eiserner Klammern um den Brustkorb zu fühlen meinte. Schließlich erbarmte sich Kieran. »Du und Brianna.«
Mac räusperte sich betreten. Vernunft und Leidenschaft hatten sich seit längerem einen wahnwitzigen Kampf geliefert. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten wollte er das Wagnis eingehen und vor Gott und den Menschen das Ehegelübde ablegen. Er hatte deswegen sehr lange gegrübelt. Er war nicht wie die anderen Männer und Kieran wusste das nicht nur, er war obendrein Macs Freund. Bisher hatten ihn Respekt und Sorge um ihre Freundschaft davon abgehalten, mit ihm zu sprechen.
»Vergib mir, ich habe seit Wochen damit gerungen, mich dir zu offenbaren. Die Umstände…«
»Liebst du sie und wirst sie zu einer anständigen Frau machen?«
»Nichts wünsche ich mir sehnlicher, aber du weißt wie die Dinge um mich stehen.«
»Wenn deine Absichten ernst sind und sie dich auch will, dann bist du mir als Schwiegersohn willkommen.«
Mac schluckte. Nie gab es eine rechtschaffenere und ehrenwertere Seele als Kieran O´Flaherty. »Obwohl ich unsterblich bin?«
Der Freund hob die Augenbraue spöttisch. »Dann wirst du ihr wenigstens nicht wegsterben und kannst zeit ihres Lebens gut für sie sorgen.«
»Ist das dein Ernst? Du gibst uns deinen Segen?«
Kieran nickte schroff. »Unter zwei Bedingungen: Du wirst ihr die Wahrheit über dich und deinen … Zustand offenbaren und wenn sie dich noch immer will, sorgst du dafür, dass sie in Sicherheit sein wird.«
Die Anspannung fiel von ihm ab und er legte seine Hand auf Kierans Schulter. »Ich schwöre es. Keiner von euch wird diesen Bund je bereuen.«
Kieran lachte laut. »Das weiß ich!« Er machte eine Kopfbewegung hinüber zum Cottage. »Was hältst du davon, mit Brianna zu reden? Sie hält sich heute erstaunlich oft im Freien auf und schaut dann hier herüber. Und auch wenn ich ein prachtvoller Kerl bin, so denke ich, dass ihr Interesse dir gilt.«
Mac schlug ihm dankbar auf die Schulter und wurde sich zum ersten Mal dessen bewusst, dass sein Freund inzwischen alt genug wirkte, um sein Vater zu sein. Dagegen glich Mac nach wie vor jenem jungen Mann, der er bei ihrem Kennenlernen gewesen war.
Dass Kieran so entspannt mit der ganzen Sache umging, ermutigte ihn, sich Brianna zu offenbaren. Sie hatte sein Herz in Windeseile erobert. Selbstverständlich würde er der Forderung seines Freundes nachkommen und Brianna die Wahrheit über sich gestehen, ehe er um ihre Hand anhielt. Durch sie hatte er zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder das Gefühl ein Mensch zu sein, ein Sterblicher und dazuzugehören. Sie machte ihn glücklich. Mutig und unbeugsam, wie sie war, würde sie wie ihr Vater seine Abnormität akzeptieren können. Er streckte ihr die Hand entgegen und sie legte die ihre hinein.
»Lass uns zu den Klippen gehen. Dein Vater hat es erlaubt und ich möchte etwas mit dir besprechen.«
Während sie neben ihm herging, konnte er den Duft nach Wildblumen wahrnehmen, der ihr anhaftete. Schweigend liefen sie nebeneinander her und er spürte ihre unterschwellige Neugier. Für jemanden, der so lebhaft war wie sie, erwies es sich als bewundernswert mit solcher Geduld zu warten, bis sie die Klippe erreichten.
Dort oben wehte eine kühle Brise, doch Mac fühlte es nicht. Er sah in das strahlende Gesicht Briannas und war erfüllt von einem wohligen Kribbeln, das sich über seiner Haut ausbreitete. Zärtlichkeit und Liebe für das Mädchen überwältigten ihn. Er konnte kaum glauben, dass Kieran, sich als so weise und offenherzig erwies, und ihm erlaubte, um seine Tochter zu werben. Obwohl er um Macs Unsterblichkeit wusste und klug genug war, abzuschätzen, was dies zur Folge haben würde, nicht nur weil er selbst erlebt hatte, was die Zeit mit sich bringen würde: Mac bliebe immer derselbe, während um ihn herum alle anderen alterten und starben.
Brianna berührte seinen Unterarm. »Mein Vater beobachtet uns.« Sie lächelte keck. »Du hättest mich dort unten küssen sollen, Mac.«
Er griff nach ihrer Hand und bewunderte die lilienweiße Haut und ihre Samtigkeit. Es waren schöne, schmale Finger, wie dafür geschaffen von wertvollem Geschmeide geschmückt zu werden.
»Was ist nur los mit dir, Mac? Du wirkst ein wenig abwesend und zerstreut.«
Er räusperte sich. »Dein Vater und ich haben miteinander geredet. Ihm ist nicht entgangen, was wir füreinander empfinden.«
Brianna wirkte ernst. »Er hat doch nichts dagegen?« Sorge schimmerte in ihren hellgrünen Iriden. Sie musterte ihn und schüttelte energisch ihre langen Locken. »Ich werde mit dir durchbrennen, wenn es sein muss! Ich liebe dich.«
Er hob ihre Hände an seine Lippen und küsste sie zärtlich. »Mo cuishle, dein Vater hat nichts dagegen, dass du die Meine wirst.« Das klang fremd und zugleich verheißungsvoll in seinem Kopf. Ein wundervolles Wort.
Die Seine. Seine Gemahlin
Brianna fiel ihm lachend um den Hals. »Sag, ist das auch die Wahrheit?«
Ihr mädchenhafter Körper presste sich an den seinen und es kostete ihn einiges, sich von ihr zu lösen. Doch er hielt ihre Hand fest und genoss ihren entschlossenen Griff. »Er hat verlangt, dass ich dir mein Geheimnis enthülle.«
Ihre freudige Miene erstarrte. »Du klingst so ernst. Was immer es ist, ich stehe an deiner Seite.«
Trotz ihrer Worte wusste Mac, dass er ihr die unglaubliche Wahrheit behutsam mitteilen musste und dabei hoffen, dass sie ihm glaubte.
»Dir wird sicherlich schwerfallen, mir zu glauben, was ich dir sagen werde.«
Sie presste seine Hand an ihre Brust. »Mac, was auch immer es ist, nichts wird etwas daran ändern, dass ich dich liebe und deine Gemahlin werden möchte.«
Er schluckte hart. »Erinnerst du dich an die Geschichte, wie dein Vater und ich uns kennengelernt haben?«
»Selbstverständlich. Das war kurz vor meiner Geburt. Du warst ein junger Mann und …« Ihre Augen rundeten sich. Sie sah zu ihrem Vater, dann zu Mac und blinzelte verwirrt. »Ich zähle zwanzig Sommer. Und …«, erneut blickte sie hinunter, wo Kieran beunruhigt hinaufsah. Als er ihre Miene sah, schien er zu fürchten, dass etwas nicht in Ordnung war und machte sich auf den Weg zur Klippe. »Du müsstest so alt sein wie er«, wisperte sie, hob die Hand und strich über Macs Wange. »Warum siehst du so jugendlich aus?«
»Ich bin älter, als du es dir vorzustellen vermagst, Brianna. Sehr viel älter.«
Sie lachte ungläubig. »Weshalb treibst du Scherze mit mir? Wie alt bist du?«
Macs Herz zog sich zusammen. Er war nie ein Feigling gewesen. Aber nun beschlich ihn eine ungute Vorahnung. Er spürte, dass sein Geständnis etwas verändern würde. Für ihn. Zwischen ihm, Brianna und Kieran. Doch es gab kein Zurück.
»Ich betrat Irlands Ufer zu Zeiten Brian Borús, und bereits damals war ich eintausenddreihundert Jahre alt«, gestand er und hoffte, Brianna würde ihn umarmen, sagen, dass es ihr gleichgültig sei, dass sie ihn liebte, egal wer oder was er war. Dass es sie glücklich machen würde, seine Gemahlin zu werden.
Er fühlte ihr Erstarren und sie rückte ein Stück ab von ihm ab.
»Was heißt das?«, erkundigte sie sich. Unglauben wechselte sich mit Misstrauen ab.
»Ich werde nicht älter. Nie.« Er hob den Kopf und sah Brianna herausfordernd an.
Sie blickte auf ihre Füße und wirkte starr und kalt wie eine Marmorstatue.
In der Ferne kläffte ein Hund, dem schauerlichen Klang des Bellens nach, ein hässliches Biest. Das Geräusch verstummte abrupt.
Mac musterte Brianna geduldig. Schließlich hob sie den Kopf und sah ihn an. Obwohl ein leichtes Lächeln ihre Lippen umspielte, wirkte sie verändert, es war nicht greifbar, aber es war wie ein schwarzer Schleier, der sich nach seinem Geständnis über sie gesenkt zu haben schien. »Mein Vater weiß es?« Ein harter Glanz hatte sich über ihren Blick gelegt.
»Er wird dir jeden Eid auf die Bibel schwören, dass ich die Wahrheit sage.«
Sie bebte und weil sie sich ihm einen Schritt näherte, wagte er es, sie an sich zu ziehen. Dass sie es zuließ, erleichterte ihn im ersten Moment und er versenkte sein Gesicht in ihrem Haar. Ihre Haut strahlte Kälte aus, und sie wirkte wie steifgefroren. Er schloss die Arme um sie, wollte sie schützen und wärmen.
Sie machte eine Bewegung, und kurz darauf fuhr ein heftiger Schmerz von hinten in seine Brust. Die Pein fraß sich in sein Fleisch. In seinen Ohren rauschte es, und mit einem Mal verließen ihn all seine Kräfte. Seine Knie gaben nach. Unfähig, Brianna länger zu halten, lockerte er seinen Griff. Er taumelte. Blut sickerte aus seinem Mund, und der ekelhaft metallische Geschmack benetzte seinen Gaumen.
Brianna wich zurück, ihren blutverschmierten Dolch in der Hand. In ihren Augen flammte etwas auf, das Mac nur als blanke Furcht bezeichnen konnte. Sein Blick trübte sich. Er konnte nicht fassen, was geschehen war. Er hörte Kieran schreien, dann schwankte er. Brianna versetzte ihm einen Stoß vor die Brust, so dass er umkippte und hart am Boden aufschlug. Er ächzte und spürte seinen ersterbenden Herzschlag. Plötzlich war sie über ihm. Verschwommen sah er, wie sie den blutigen Dolch hob und ihn mit wildem Blick auf ihn niedersausen ließ, dann wurde es endgültig dunkel um ihn. Schwärze hüllte ihn ein. Um ihn herum hob ein Heulen und Brausen an, während etwas an ihm zu zerren schien. Leere sog ihn ein.
Er kam zu sich, als Kieran ihn hochzerrte. Das Gesicht seines Freundes war eine Maske aus Wut, Schock und Schuld. Ein Streifen Blut war über seiner Stirn verschmiert, vermutlich Macs, denn der Ire schien unverletzt zu sein, als er ihn schüttelte. »Du siehst aus wie eine Sau am Schlachttag!«
Mac war übel, schwindlig, und die pulsierenden Schmerzen, während sich die klaffenden Messerwunden schlossen und sein zerfetztes Fleisch heilte, machten ihn rasend.
Er schlug Kierans Hände beiseite und versuchte schwankend, sein Gleichgewicht zu finden.
»Wo ist sie?« Mac taumelte ein paar Schritte und sah sich um. Einige Hühner gackerten und tapsten in ihrem Gatter neben dem Cottage der Familie herum. Am Rand des Waldes entdeckte er einen riesigen, schwarzen Hund, der bewegungslos dastand und zur Klippe hinüberstarrte.
»Vermutlich an ihrem Lieblingsplatz.« Kieran griff sich stöhnend an die Brust. Auf seiner Miene zeichnete sich Kummer ab.
Mac packte ihn an der Schulter. »Wir müssen zu Brianna. Sie ist im Moment nicht bei Sinnen.«
Kieran nickte grimmig und stapfte los. Mac folgte ihm.
Sie fanden Brianna an der steilsten Klippe des Rings of Kerry. Auf dem Weg dorthin hatte Mac zunehmend zu Kraft und Stärke zurückgefunden, während Kieran zusehends Mühe hatte, ihm zu folgen.
Dort, wo das langsam versiegende Tageslicht das Meer küsste, schienen sich die Sonnenstrahlen mit dem Wasser zu mischen. Die dunklen Wellen schlugen an die Klippen, und das Klatschen und Rauschen hatte etwas Monotones. Vereinzelt spritzte Gischt nach oben. Aus der Ferne war das Gekläffe des wilden Hundes von zuvor zu hören, der sich diesmal den Klippen zu nähern schien. Brianna hatte ihnen den Rücken zugewandt und blickte auf die See hinaus. Der Dolch lag achtlos weggeworfen auf dem felsigen Boden. Mac wusste nicht, ob sie ihre Anwesenheit bemerkte, und hielt inne, unsicher, wie er reagieren sollte.
Langsam drehte sie sich um. Ihre Haut war leichenblass, ihre Augen schwarze, leere Spiegel ihrer Seele. Sie stand da, blutverschmiert, mit unstillbarem Hass und Ekel in ihrer Miene, und war nicht einmal mehr ansatzweise das Mädchen, in das er sich verliebt und das er bis zum Wahnsinn begehrt hatte. Der Wahnsinn war allerdings geblieben, hatte von Brianna Besitz ergriffen, hatte ihr Innerstes vergiftet, und das war Macs Schuld. Diese Verantwortung legte sich wie ein Bleimantel über ihn, um ihn niederzudrücken, doch er wusste, dass er ihr nicht nachgeben durfte.
Sie entdeckte ihren Vater und verzog anklagend ihr Gesicht. »Du hast mich verraten! Du willst mich an den Teufel verschachern!«
Kieran keuchte und erstarrte in der Bewegung, schockiert über den üblen Vorwurf. Mac näherte sich Brianna, entsetzt und fassungslos, weil er nicht verstehen konnte, wie sich ihre Gefühle so plötzlich ins Gegenteil verwandelten. Ihr Blick flog zu ihm und blanker Horror lag darin. Sie hatte auf einmal eine Heidenangst vor ihm. Der Schmerz, den er deshalb empfand, quälte ihn mehr als ihr Versuch, ihn zu töten. Wie konnte das geschehen?
Sie streckte abwehrend die Arme aus. »Bleib, wo du bist!«, kreischte sie. »Du Ausgeburt der Hölle!« Sie schluchzte. »Ich habe dich getötet, und du lebst trotzdem! Das ist Teufelswerk! Du bist ein Monster, eine widernatürliche Kreatur!« Sie blickte sich gehetzt um, so als suche sie einen Fluchtweg, und wich einen Schritt zurück.
»Brianna.« Der Schmerz machte es ihm unmöglich, mehr zu sagen.
»Ich bin verloren und verflucht«, schrie sie hysterisch.
Sie warf sich herum und sprang nach vorn.
Mac stürzte an den Rand der Klippe und sah sie in der Tiefe verschwinden. Der Rock ihres Gewandes blähte sich auf, und der helle Stoff war das Letzte, das er sah, als Brianna in den Fluten versank.
Er fiel auf die Knie und stieß einen langen Schrei aus. Die Leute der Umgebung erzählten später, in diesem Ruf hätte die Seelenpein ganzer Jahrtausende gelegen.
Hinter ihm schluchzte Kieran. Der tapfere, unbeugsame Ire weinte über die frevelhafte Tat und den Verlust seiner jüngeren Tochter.
Das Heulen eines Hundes drang aus der Ferne herüber. Es mochte Ares‹ Hund sein, der Mac in den ersten Jahrhunderten seiner Unsterblichkeit oft als Erinnerung an Ares‹ Auftrag aufgesucht hatte, vielleicht auch nur ein unbedeutender Kläffer. Mac war es in diesem Moment gleichgültig.
Die Wahrheit befreite nicht.
Sie zerstörte.
Berlin, Gegenwart
Lorelai stand am Fenster, schluckte hart gegen das panische Herzrasen an und betrachtete ihre frisch manikürten Fingernägel, als würde das helfen, sie zu beruhigen. Das knallige Pink war zu gewagt. Warum nur hatte sie sich dazu überreden lassen?
Das Ticken der Uhr über dem Schreibtisch war das einzige Geräusch im Büro. In der Luft schwebte der exklusive Duft eines Herrenparfüms. Die bevorzugte Marke des Chefredakteurs, Herrn Ketscher.
Geduldig starrte Lorelai aus dem Fenster hinunter auf die belebte Straße. Als sie den Blick hob, konnte sie einen Teil des Brandenburger Tors ausmachen. Nervös wickelte sie eine Haarsträhne um ihren Finger. So fest, dass sich die Fingerkuppe weiß verfärbte.
Hinter ihr wurde die Tür zugeschlagen.
Sie straffte sich, drehte sich um und versuchte, sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen, auch als Herr Ketscher sie mit dem Gesichtsausdruck eines tollwütigen Terriers anstarrte. Dieses Mal war sie zu weit gegangen. Das wusste sie. Aber was konnte sie dafür? Sie war nur die Botin nicht die Verursacherin.
Der Chef ließ sich auf den Leder-Bürosessel plumpsen, schnaufte und fixierte sie eisigen Blickes.
Kleinlaut sank sie auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
»Habe ich Ihnen erlaubt, sich zu setzen?«
Sie fuhr erschrocken hoch und faltete betreten die Hände hinter ihrem Rücken. Sie fühlte sich wie eine ungezogene Schülerin, die zum Rektor gerufen worden war. Ihr Herz sank ein paar weitere Zentimeter Richtung Magen.
Ein Räuspern ließ sie aufblicken. Herr Ketscher saß steif wie nach einer Besenstiel-Transplantation auf seinem Stuhl.
»Frau Grabinger.« Er fletschte seine Zähne und schien gewisse Schwierigkeiten zu haben, sitzen zu bleiben. Seine Miene sah zum Fürchten aus, während seine Hände knetende Bewegungen vollzogen. Als er merkte, dass Lorelai darauf starrte, hielt er inne.
Sie wusste, dass sie ihm ein Dorn im Auge war und ihr war bewusst, dass die meisten Kollegen in der Redaktion über sie tratschten, weil sie ihre Stelle der Tatsache verdankte, dass der Zeitschriftenverleger ihr Patenonkel war. Dass sie aus diesem Grund mehr und härter arbeitete als die anderen, um diesen Vorteil wettzumachen, wollten die wenigsten sehen.
Sie schielte zur Tür und überlegte, ob sie schneller als Herr Ketscher dort sein könnte, sollte er auf den Gedanken verfallen, sie anzugreifen. So wild wie er mit den Augen rollte, war diese Befürchtung nicht allzu weit hergeholt.
»Haben Sie eine Ahnung, was Sie angerichtet haben? Mein Telefon steht nicht mehr still. Die Anwälte von Bartek Izydor bombardieren mich mit Anrufen.« Seine Stimme vibrierte vor kaum verhaltener Wut, und Lorelai besaß so viel Anstand, ihren Kopf hängen zu lassen. »Kurz gesagt, hier ist der Teufel los und ich muss Ihren Mist bereinigen!«
»Wollen Sie mich feuern?«, fragte Lorelai ohne Umschweife, bereit, das Schlimmste zu hören.
Herr Ketscher fletschte die Zähne erneut und wirkte, als wollte er ihr den Kopf abbeißen. »Glauben Sie mir, das war einer meiner ersten Gedanken. Doch leider …« Jetzt nahm seine Mimik wahrhaft angsteinflößende Züge an. »Unglücklicherweise ist Herr Breuer Ihr Patenonkel und wie sähe das aus, wenn ich Sie hinauswerfe? Bedauerlicherweise hält er große Stücke auf Sie, und den Aufruhr, den Sie verschuldet haben, betrachtet er lediglich als Kavaliersdelikt. Nein, mir ist etwas viel Besseres eingefallen, als Sie zu feuern. Da Sie zu glauben meinen, profane Interviews seien unter Ihrer Würde, habe ich den passenden Auftrag für Sie gefunden. Einen, der Ihren Neigungen eher entspricht. Ihr Patenonkel stimmt mit mir überein, dass dies das Richtige ist, um Sie für eine Weile aus dem Weg zu haben, bis sich die Wogen geglättet haben. Wie Sie wissen, befindet sich Herr Wendisch aus dem Ressort für Bildhauerei nach seiner Bandscheibenoperation im Krankenstand. Deshalb werden Sie sein geplantes Interview übernehmen.«
Lorelais Kinnlade drohte, sich selbstständig zu machen. Noch bevor sie etwas äußern konnte, wischte Herr Ketscher jeglichen Widerstand ihrerseits beiseite. »Ich täte nichts lieber, als Ihnen einen Tritt zu verpassen, mit dem Sie ohne Flugticket in Madagaskar aufschlagen. Fordern Sie mich also nicht heraus!«
In Lorelais Magen rumorte es unheilverkündend. »Sie wollen, dass ich den Frauenhasser aus Irland interviewe?«
Der Bildhauer war bereits seit Wochen das Gesprächsthema Nummer eins in der Redaktion. Es wäre leichter, das Bernsteinzimmer aufzustöbern, als diesen Mann zu einem Termin zu überreden. Bislang hatten sich Sekretärinnen und die gerissensten Journalisten an diesem Vorhaben die Zähne ausgebissen und nachdem er die Anfrage einer Kollegin besonders rüde abgewiesen hatte, nannte man ihn nur noch den Frauenhasser. Der Künstler war mit nichts zu einem Gespräch zu bewegen.
Inzwischen hatte sogar Onkel Werner der Ehrgeiz gepackt. Nicht nur, dass er die Kunstwerke persönlich in London hatte bewundern können und seitdem ein glühender Verehrer war, er hatte sich auch in den Kopf gesetzt, der Erste zu sein, der dem scheuen Bildhauer ein Interview abrang. Eigentlich war es Herrn Wendischs Auftrag gewesen, nach Irland zu reisen und den Mann höchstpersönlich aufzusuchen.
Der Chefredakteur grinste wie ein Haifisch. »Herzlichen Glückwunsch, Frau Grabinger, Sie fliegen nach Dublin und bringen den griechischen Bildhauer, Mac Alexandros dazu, Ihnen ein Interview zu geben.« Endlich lehnte sich Herr Ketscher zufrieden zurück. Er wirkte wie ein Serienkiller am Grab seiner Opfer.
Lorelai saß in der Falle, dessen war er sich bewusst und nutzte es schamlos aus. Die Aktion, die sie in diese Lage gebracht hatte, wäre ein perfekter Kündigungsgrund gewesen. Dass es nicht soweit kam, hätte sie erleichtern sollen, aber das tat es nicht.
»Ausgerechnet Irland?« Sie verachtete sich dafür, dass sie nicht halb so professionell und abgebrüht klang, wie sie es sich wünschte.
Er knallte Lorelai die Akte hin. »Und Ihr Flug geht bereits morgen früh um fünf Uhr.« Sein Grinsen wirkte gehässig. »Das konnte meine Sekretärin leider nicht mehr umbuchen.«
Ein weiterer Schlag in die Magengrube. Ihre Flexibilität hatte seine Grenzen.
Nachdem sie die Unterlagen an sich genommen hatte, machte Herr Ketschner eine Handbewegung, mit der er sie entließ. Davon geschickt wie eine Dienstbotin auch noch! In diesem Moment wusste sie nicht, wen oder was sie mehr hasste: ihren Chef oder den Job
Sie stapfte zornig in ihr Büro und ließ sich auf ihren Stuhl plumpsen. Die Akte warf sie vor sich auf den Tisch. Zumindest sollte er sich dort befinden, im Moment jedoch war er unter einem Berg von Papieren und Notizen begraben.
Ihr gegenüber saß ihre Kollegin und Freundin Melanie, deren Schreibtisch ebenso ordentlich und mondän anzusehen war wie sie selbst. Ihre schwarzen Haare waren zu perfekten Shirley-Temple-Locken gestylt. Der knallrote Lippenstift passte zu ihrem Oberteil und zum Nagellack.
Beide waren sie die Außenseiterinnen in der Redaktion. Lorelai wegen der verwandtschaftlichen Beziehungen und Melanie, weil man ihr aufgrund ihres Äußeren Intelligenz und Interesse für den Job absprach. Soweit es ihre Freundin betraf, schien sie die Fehleinschätzung der Kollegen nicht zu stören. Im Gegenteil, es bereitete ihr diebisches Vergnügen, damit zu spielen.
Sie schälte sich einen Apfel, schnitt ihn in kleine Stücke und schob sich einen Bissen in den Mund, ehe sie den Teller ihr hinhielt. Lorelai lehnte ab.
Erst jetzt musterte Melanie sie. »Na du?«, fragte sie mitleidig. Ihre großen, stahlblauen Augen sahen neugierig zu Lorelai.
»Selber du.«
»Hat er dich gefeuert?«
»Schön wär’s. Ich möchte sterben.« Sie ließ ihren Kopf auf die zugemüllte Tischplatte sinken.
Sie hörte, wie Melanie die Akte zu sich herüberzog.
»Oh«, machte sie bedauernd. »Die anderen wetten bereits, welche arme Sau sich als Nächstes um diesen irisch-griechischen Bildhauer kümmern soll. Irland, wundervoll, rothaarige Jungs und Schafe, sehr erholsam.«
Lorelai hob ihren Kopf und fixierte ihre modische Kollegin entmutigt.
Melanies Vorstellung von Idylle bestand aus luxuriösen Wellness-Resorts in der Karibik. Sie schlug die Akte auf. »Wendisch hat herausgefunden, dass dieser Alexandros in Amhrán lebt. Bei der Vorarbeit wird das ein Klacks für dich.« Sie grinste freundschaftlich-fies. »Irland hat die Größe von Bayern, da hast du den guten Mann ratzfatz in deinen Klauen.«
»Keine Scherze, Melanie! Ich will sterben! Besorg mir eine Pistole!« Stöhnend lehnte sie ihre Stirn erneut auf die Tischplatte.
»Eine Waffe? Bist du irre? Wer soll denn anschließend die ganze Schweinerei sauber machen?«
Lorelai schnaubte.
»Gift dagegen, ja, das könnte gehen. Was liegt dir mehr? Qualvoll krepieren oder sanft entschlummern?« Ihr Spott machte deutlich, dass sich ihr Mitleid in Grenzen hielt.
Lorelai richtete sich auf, strich sich die hellblonden Locken zurück und starrte feindselig auf die Akte. »Du schaffst das!«, sprach sie sich Mut zu.
Melanie zog die Augenbraue hoch. »Ehrlich, Süße, du übertreibst. Du musst nicht viel investieren. Ein Trip nach Irland, ein bisschen freundlicher Small Talk, ein paar Schmeicheleien und der gute Mac-Alex-was-weiß-ich wird dir erzählen, was du willst. Oder verführ ihn, wenn er nicht allzu hässlich ist. Beim Bettgeflüster erzählt er dir alles, was du wissen willst.«
»Bestimmt nicht!«, fauchte Lorelai. »Garantiert ist er kahlköpfig und behaart wie ein Ziegenbock.«
Melanie lachte. »Dann eben auf die herkömmliche Art. Aber ein bisschen Flirten wird hilfreich sein. Du solltest es probieren.«
Lorelai vergrub ihre Nase in die Unterlagen. Ihre Freundin hatte leicht reden. Sie liebte es, über diese Kunst-und-Kultur-Sachen zu schreiben, sie referierte, interpretierte und argumentierte mit Begeisterung. Lorelai hingegen hatte den Job nur angenommen, weil sie das Geld dringend gebraucht hatte und sich die Chance, in ihrem Traumberuf zu arbeiten, nicht entgehen lassen konnte. Sie genoss Kunst, aber hasste es, sie zu erklären und zu besprechen. Wenn ein Künstler über die Bedeutung seiner Werke sprach, ihre Einflüsse und Botschaften, überkam sie regelmäßig gähnende Langeweile. Natürlich hätte sie Onkel Werner bitten können, sie über seine Beziehungen bei der Konkurrenz unterzubringen, aber das wäre dasselbe gewesen wie jetzt. Wenn sie eine neue Stelle fand, dann nicht, weil sie Vitamin B heranzog, sondern, einzig aus dem Grund, da sie aufgrund ihrer Leistungen und Talente die Beste war.
Dass sie das Zeug für Enthüllungsjournalismus besaß, konnte sie bald beweisen. In ihrer Freizeit war sie an einer heißen Sache dran, falls das klappte… Wohlige Erregung durchlief sie. Es würde einschlagen wie eine Bombe.
Nun ja, wenn sie ihr letzter Artikel nicht vorher zerriss wie eine Splittergranate.
»Mach dir keine Sorgen. Das mit dem Interview wird klappen, dann hast du dich in Herrn Ketschers Augen rehabilitiert. Bestimmt wird alles wieder in Ordnung kommen. Du bist eine Urgewalt und verbeißt dich wie ein Pitbull in deine Aufträge. Obendrein bist du die furchtloseste Frau, die ich kenne. Was du über Bartek Izydor geschrieben hast…« Melanie lachte. »Ich hätte mich das niemals getraut.« Sie aß den letzten Apfelschnitz, nahm den Teller und warf ihre Haare zurück. »Ich gehe jetzt in die Kantine. Kommst du mit? Es gibt Spaghetti alla Caprese.«
Lorelai schüttelte den Kopf. »Mir ist für heute der Appetit vergangen.«
Ihre Freundin schenkte ihr einen mitleidigen Blick und verließ das Büro.
Mit einem frustrierten Seufzen zog Lorelai die Schublade auf, kaum dass sich die Tür geschlossen hatte. Es hatte keinen Wert sich aufzuregen, besser sie bereitete sich auf ihre Dienstreise vor. Je schneller sie Mac Alexandros abgefertigt hatte, umso eher war sie wieder zurück und konnte sich um Angelegenheiten kümmern, die ihr wirklich am Herzen lagen.
Eben hing sie über der untersten Schreibtischschublade und kramte in ein paar Mappen, als das Telefon klingelte. Stirnrunzelnd sah sie auf das Display, doch der Anrufer war ihr fremd.
»Ist da Lorelai Grabinger?«, schnauzte eine Männerstimme.
»Wer will das wissen?«
»Bartek Izydor. Ich wollte persönlich mit Ihnen sprechen und Sie warnen. Sie haben keine Ahnung, mit wem Sie sich angelegt haben, Frau Grabinger. Was Sie in ihrem Artikel geschrieben haben, ist rufschädigend.«
Sie straffte sich und umklammerte den Telefonhörer so fest, dass ihre Fingerknöchel knackten. »Das wäre es nur, wenn ich keine Beweise hätte.« Selbstbewusst reckte sie ihr Kinn in die Luft. Was bildete sich dieser Kerl ein? Glaubte er ernsthaft, sie ließe sich von einem Wichtigtuer mit dem Kunstsinn einer Planierraupe einschüchtern?
»Für wen halten Sie sich? Das werden Sie bereuen!« Die Verbindung wurde schwungvoll unterbrochen. Fast meinte Lorelai, noch den Rumms zu hören, mit dem das Telefon beiseite geworfen wurde.
Obwohl sie sich einredete, keinen Grund zu haben, schlug ihr Herz panisch und sie legte zitternd den Hörer auf. »Was für ein Idiot.« Sie holte tief Luft und rang ihre Nervosität nieder. Sie hatte gewusst, dass Izydor den Artikel übel aufnehmen würde. Aber wer würde auch nicht wütend werden, wenn man sich mit gesellschaftlich und moralisch verwerflichen Freundschaften schmückte und jemand mutig genug war, diese in einem Zeitschriftenartikel anzuprangern.
Streng rief sie sich zur Ordnung, sie musste sich keine Sorgen machen, denn sie wusste, dass sie im Recht war. Sie konnte jede ihrer Behauptungen beweisen. Dass Herrn Izydor dies missfiel, war bedauerlich, aber nicht ihr Problem.
Mit einem lauten Seufzer lehnte sie sich an ihren Stuhl überlegte, was sie als nächstes tun sollte.
Nach einigem Hin und Her kam sie zu dem Schluss, dass es unnötig war, noch länger im Büro zu hocken. Sie würde nach Hause gehen und alles für ihre Abreise vorbereiten. Ob es ihr passte oder nicht, sie war es ihrem Patenonkel Werner schuldig. Schließlich würde sie ohne ihn in irgendeiner drittklassigen Dorfzeitungsredaktion als Gehilfin versauern. Sie würde also Mac Alexandros das ersehnte Interview aus dem Kreuz leiern und wenn es das Letzte wäre, das sie auf Erden unternahm.
Sie sortierte ihre Bleistifte und schob sich ihren Notizblock zurecht, als ein neuerliches Telefonklingeln sie dermaßen aufschreckte, dass sie einige Stifte vom Schreibtisch fegte. Vermutlich war es nicht ihre beste Idee, erneut ein Gespräch anzunehmen. Aber gute Einfälle waren zurzeit nicht unbedingt ihre Stärke.
»Sind Sie Lorelai Grabinger?«
Durch Bartek Izydors Anruf vorsichtig geworden, fragte sie: »Wer ist am Apparat?«
»Das tut nichts zur Sache. Sie haben sich nach Global Recycling erkundigt?«
»Möglicherweise. Wer will das wissen?« Misstrauisch starrte Lorelai vor sich auf den Tisch und griff sich den Notizblock, ehe sie ihren Tintenroller nahm und einhändig den Deckel herunterschob, worauf der auf die Tischplatte hopste und über den Rand auf den Fußboden fiel.
»Ich wiederhole mich ungern. Mein Name tut nichts zur Sache. Ich bin derjenige, der Ihnen die gewünschten Antworten beschaffen kann.«
Lorelais Mund wurde trocken, ihre Kehle fühlte sich rau an, als hätte sie soeben mit Sand gegurgelt. Und genauso hörte sich ihre Stimme an. »Sie haben Beweise für die illegale Giftmüllentsorgung?«
»Ich werde dafür sorgen, dass Sie einen USB-Stick erhalten, auf dem Sie die nötigen Informationen und Daten dazu finden werden.«
Lorelais Herzschlag raste. »Warum tun Sie das?«
»Sie hören wieder von mir.« Die Verbindung wurde gekappt.
Minutenlang starrte Lorelai wie blind vor sich auf die Wand. Dann schüttelte sie den Kopf und rieb sich mit den Händen über das Gesicht. Wenn das wahr war, erhielt sie die Beweise, um einen der schlimmsten Umweltskandale Berlins aufzudecken.
Die Tür flog donnernd ins Schloss, als Lorelai ihr einen Tritt verpasste. Sie sank gegen das massive Holz, das unter dem Knall noch immer zitterte, und seufzte. Der winzige Flur verströmte den Geruch nach altem Leder und Zitronenreiniger. Das Ganze mischte sich mit dem Duft von Hamburgern und Pommes.
Es hatte letztendlich den gesamten Nachmittag gedauert, ehe sie aus dem Büro verschwinden hatte können. Natürlich war es ihr nicht vergönnt gewesen, Herrn Ketscher aus dem Weg zu gehen. Diese Begegnung hatte er für ein paar mahnende Worte benutzt.
Lorelai schloss die Augen. In ihrem Apartment herrschte Stille. Es war so ruhig, dass sie das Ticken der Küchenuhr vernahm. Zu anderen Zeiten empfand sie es als angenehm, allein zu wohnen. Niemand, dem sie Rechenschaft schuldete, keiner, mit dem sie um das Fernsehprogramm streiten musste. Doch heute hätte sie gern Gesellschaft gehabt, jemanden, mit dem sie reden konnte. Einen Menschen, der ihr zuhörte oder einfach da war.
Lorelai stieß sich von der Tür ab und ging in die winzige Küche, die eigentlich mehr eine Kochnische als ein Raum war. Er beherbergte die üblichen Gerätschaften, eine kurze Arbeitsplatte und einen Schrank, mehr fand darin keinen Platz.
Nachdem sie den Wohnzimmertisch gedeckt hatte, stellte sie Kerzen auf und einen kleinen Blumenstrauß, den sie an der Tankstelle besorgt hatte. Dann packte sie das Abendessen aus dem Fast Food-Tempel aus und richtete es auf ihrem Teller an. Einen Moment lang musterte sie den Burger und die Pommes Frites, ehe sie die Tüte zusammenknüllte und in den Papierkorb warf.
»Guten Appetit, Lorelai«, murmelte sie, dann biss sie herzhaft in den Hamburger. Ihr schien, als kaue sie auf einem warmen Daunenkissen herum. Der Käse war salzig, das Fleisch körnig und zerfiel in ihrem Mund. Es löste unappetitliche Assoziationen in ihr aus, so dass sie den Burger in den Mülleimer warf. Sie hatte sich so auf das Fast Food gefreut, und nun war ihr der Hunger vergangen.
Nachdem Lorelai ihre Pommes eher lustlos verschlungen hatte, verspürte sie Gelüste nach Eiscreme. Also machte sie es sich ein wenig später im Schneidersitz auf dem Sofa gemütlich und löffelte sündig-sahniges Schokoladeneis. Leise Jazz-Musik drang aus den Lautsprechern ihrer Stereoanlage. Durch das Fenster fiel das Abendrot und streichelte Lorelais nackte Knie. Sie tauchte ihren Löffel in die cremige Köstlichkeit und betrachtete den dunkelbraunen Kälteberg im verlöschenden Tageslicht. Wie konnte etwas Ungesundes derart delikat sein?
Genüsslich leckte sie die Eiscreme vom Löffel, fuhr mit der Zungenspitze darüber und ließ die schmelzende Masse langsam in ihrem Mund zergehen.
Lorelai hob den Blick und beobachtete das orangerote Sonnenlicht, das sich zusehends verdunkelte. Als die glitzernde Schokomasse mit ihren schwarzen Splittern auf ihre cremeweiße Haut tropfte, schrak sie zusammen. Sie wischte die Eiscreme fort und die Kühle und die Berührung regten ihre Fantasie an. Sie bebte und eine Gänsehaut überlief sie. Während sie ihren Finger ableckte, stieg ihr der Geruch nach Rosen in die Nase. Sie stellte die nahezu leere Glasschale vor sich auf den Tisch und schnupperte, doch der Duft verschwand nicht. Verwirrt sah sie sich um. Der Blumenstrauß enthielt keine einzige Rose und sie rätselte, weshalb es so durchdringend danach roch. Lorelai fühlte sich wie eingehüllt von der üppigen Süße, die so stark war, dass sie es sich keinesfalls einbildete. Sie lehnte sich zurück, weil der Geruch so intensiv wurde, dass ihr schwindelte.
Ihr Blick verschwamm. Sicher eine Folge ihrer Überarbeitung und von zu wenig Nachtruhe. Eine ungewohnte Schwere ergriff ihre Glieder und obwohl ihr Geist hellwach war, fühlte sie sich wie in tiefem Schlaf gefangen. Sie wurde sich zum ersten Mal einer Sehnsucht bewusst, die sie schon lange beherrschte, sich jedoch niemals eingestehen würde: Sie wollte nicht mehr allein sein. Sie wünschte sich einen Mann, einen Partner, mit dem sie reden und lachen konnte. Der für sie da war und in den Arm nahm und ihr durchaus Paroli bot, wenn es nötig war.
In ihren Ohren knisterte und knackte es, so dass sie die Stimme kaum hörte, die wisperte: »Ist das alles?«
Wie unter Zwang stellte sie sich ihren Traummann vor: Vielleicht wäre er athletisch gebaut, muskulös, aber drahtig, nicht wie diese Bodybuilder-Typen, die von Anabolika aufgeblasen und durch ausgefeiltes Krafttraining modelliert waren. Große Hände, ein knackiger Hintern und dunkle Augen wären schön.
Wieder stieg ihr der sinnliche Duft nach Rosen in die Nase. »Was immer du begehrst«, wisperte die Stimme aus dem Nichts.
Eine Gänsehaut überlief Lorelai und das Bild eines stolzen griechischen Kriegers stand ihr mit einem Mal vor Augen. Sie schüttelte den Kopf.
Plötzlich hatte sie das Gefühl, als befände sie sich in freiem Fall, etwas schien an ihr zu zerren und jemand wisperte ihren Namen, wieder roch sie üppiges Rosenparfüm.
»Du wirst finden, was du dir ersehnst. Du stehst unter meinem Schutz«, raunte die mysteriöse Stimme, so leise wie bröselndes Herbstlaub. Wärme hüllte Lorelai ein, während die Vision nachließ.
Sie fuhr hoch, keuchte, hob die Hände und trommelte auf ihre Wangen, wie man es bei einem Bewusstlosen täte. Verwirrt sah sie sich um, doch alles wirkte wie immer, auch der Duft war verschwunden. Vermutlich hatte sie sich das Erlebte eingebildet. Sie benötigte dringend Schlaf und davor ein schönes, heißes Schaumbad, um zu entspannen.
Wenig später stieg Lorelai in Schaumfluten ihrer Badewanne und ließ sich ins Wasser sinken. Es fühlte sich so an, als könnte sie schweben. Wohlige Temperaturen umfingen sie, umschmeichelten ihren Körper, und bei jeder Bewegung schlug die Oberfläche kleine Wellen. Sie klatschten gegen Busen und Schultern. Sie beobachtete die Flammen der Kerzen, die sie zuvor am Badewannenrand aufgestellt hatte und ließ ihre Gedanken wandern.
Irland hielt nichts, aber auch gar nichts für sie bereit, das sie reizte. Dieser Teil der Welt war für sie so uninteressant, dass sie nicht einmal nachschauen wollte, wohin sie sich wenden und welches Ziel sie ansteuern musste. Im Flugzeug fand sie genug Zeit dafür und bei ihrer Ankunft würde sie einfach einen Mietwagen mit Navigationsgerät ordern.
Sie rutschte tiefer ins Badewasser. Zu allem Übel würde es keine interessanten Männer geben. Nur rothaarige Butterbauern, Schafhirten und Whiskeybrenner.
Der Wolkenbruch, der seit ihrer Ankunft in Shannon auf Irland niederging, nahm ihr für einen Moment die Sicht, als das Spritzwasser die Windschutzscheibe flutete. Die nächste Kurve sah sie zu spät, ebenso wie das herannahende Fahrzeug auf der Gegenfahrbahn und sie riss fluchend das Lenkrad herum. Erschrocken lenkte sie ihren Mietwagen wieder auf die linke Spur. So etwas wie Dauerregen sollte das irische Wetter laut Reiseführer nicht kennen, dazwischen würde angeblich immer wieder die Sonne hervorkommen, hatte sie gelesen. Doch die letzten vierundzwanzig Stunden schüttete es, was das Zeug hielt.
»Macht ihr euren Tee mit Whiskey oder seid ihr einfach miserable Fahrer?«, schimpfte sie laut.
Sie drosselte die Geschwindigkeit und sah sich Minuten später mit einer weiteren, nervigen Situation konfrontiert: Eine Autoschlange, die ihr an der Stoßstange klebte. Seufzend parkte sie ihren Wagen vor einem Haus und erlaubte der Kolonne irischer Kamikaze-Fahrer an ihr vorbeizurasen.
»Wir sehen uns am nächsten Baum wieder!«, brummelte sie und ließ ihren Kopf auf ihre Arme sinken. »Oh Gott, ich hasse es, ich hasse es, ich hasse es!«
Deshalb hatte sie Irland und Großbritannien immer gemieden. Linksverkehr! Das war doch pervers! Sie hob ihren Kopf und pustete eine Strähne ihres silberblonden Haares aus der Stirn.
»Selber schuld, warum musstest du dich auch in diese Schwierigkeiten bringen!« Flehend blickte sie auf den spätnachmittäglichen Himmel und hoffte, dass ihr wenigstens die Wettergottheiten gewogen waren und den Regenschauer einstellten, der unvermindert heftig auf sie herniederprasselte. Mittlerweile bedauerte sie es entsetzlich, Bartek Izydor bloßgestellt und den Artikel an Herrn Ketscher vorbei in den Druck geschmuggelt zu haben. Die Informationen über ihren Interviewpartner und seine Nähe zu gewissen dubiosen Organisationen war seit langem bekannt und wurde ohnehin hinter vorgehaltener Hand herumgetratscht. Ihre Darstellung in der Zeitschrift war unnötig gewesen und hatte ihr diesen ganzen Ärger eingebrockt, der sie von all den anderen Dingen abhielt, denen sie stattdessen hätte nachgehen können. Sie schalt sich für ihre Dummheit. Das verhasste Interview mit Mac Alexandros wäre von einem ihrer Kollegen übernommen worden und sie hätte sich dem nächsten lokalen Künstler zugewandt.
Ein Stoßseufzer kam über ihre Lippen.
Wenigstens konnte sie sich dem Traum hingeben, sich einen Namen als Enthüllungsjournalistin zu schaffen. Der Fall mit dem Umweltskandal lief ihr nicht davon und wenn ihr Informant nicht übertrieben hatte, kam sie bald ein gewaltiges Stück vorwärts. Sollte es ihr gelingen, diese Schweinerei aufzudecken, kam sie sicher bei einem renommierten Magazin oder einer Tageszeitung unter und ließe den Job bei Onkel Werner sausen. Sie kannte ihn gut genug und wusste, dass er ihr das niemals nachtragen würde. Vor allem, weil sie nicht seine beste Reporterin war. Ihr Verlust wäre vertretbar.
»Bitte, bitte!«, flehte sie leise gen Himmel. Sie wollte nicht auf Dauer bei einer Kunst- und Kulturzeitschrift versauern. Es verlangte sie nach Action und Abenteuer, die Finger in Wunden legen und den geneigten Leser über aktuelle Geschehen informieren. Aber über all die schöngeistigen Dinge zu berichten, wie es Künstler und Kunstwerke verdienten, lag ihr schlicht und ergreifend nicht. Außerdem gelang es ihr selten, die kreativen Ergüsse neutral zu beurteilen, etwas, das einen guten Journalisten ausmachen sollte. Kunst war nun mal etwas Emotionales!
Streng befahl sie sich, die Träumereien einzustellen und überprüfte die Streckenbeschreibung, um den Ort Amhrán zu finden. Unglücklicherweise hatte sie keinen Mietwagen mit Navigationssystem bekommen können und kurvte deshalb seit zwei Stunden ein wenig planlos über lebensgefährlich anmutende Feldwege, die die Iren unverständlicherweise für Straßen hielten.
Sie überprüfte ihren Standort und studierte die Karte genauer. Als Krönung des irischen Verkehrswesens hatte man zwar Straßenschilder aufgestellt, die entweder in Gälisch geschrieben waren, das ihre Landkarte nicht zu kennen schien, oder es waren Wegweiser, die den gleichen Ort in jeweils entgegengesetzte Richtungen anzeigten. An Schilder wie in Deutschland brauchte man überhaupt nicht denken. Sie hätte bereits dreimal in Amhrán sein können, ohne es zu wissen.
Seufzend beschloss Lorelai, bei einem der Anwohner nachzufragen, wo sie sich im Moment befand. Sie rechnete sich dabei gewaltige Chancen aus, an den einzigen Menschen zu geraten, der ausschließlich Gälisch sprach.
Irgendwie war das nicht ihre Woche.
Ein Stück die Straße hinunter entdeckte sie ein zweistöckiges Haus, an dem ein B&B-Schild hing. Der Größe nach zu urteilen, war das Gebäude auf mehr als nur einen Gast ausgerichtet.
Lorelai startete den Motor und lenkte ihren Wagen auf den Hof. Sie stieg aus und trat durch die offene Eingangstür. Sie fand sich in einem geräumigen Flur wieder, in dessen Mitte ein Kunstwerk aus Stein stand.
Im Gegensatz zu der Eile, die sie gerade noch angetrieben hatte, blieb sie nun wie angewurzelt stehen und schnaubte missbilligend.
»Zweifellos bin ich in der Umgebung von Amhrán«, murmelte sie und trat näher an die Skulptur heran, die drei Paar weiblicher Brüste darstellte, die einen Kreis bildeten. Eine kleine Tafel auf dem Sockel verriet den Namen des Werks und seinen Künstler: Die drei Grazien von Mac Alexandros.
»Habe ich doch tatsächlich eine Kreation des alten Lustmolchs aufgestöbert.« Sie sah ihre schlimmsten Vorurteile bestätigt und um ehrlich zu sein, graute ihr nun vor dem Bildhauer.
»Gefällt es Ihnen?«
Lorelai zuckte erschrocken zusammen, als sie die Stimme mit dem rollenden Akzent vernahm.
Sie drehte sich um, blinzelte ein paar Mal und sah sich einem hochgewachsenen, dunkel gelockten Mann gegenüber. Er war attraktiv, und seine schokoladenbraunen Augen glitzerten vor neugierigem Interesse. Ein Lächeln umspielte seine vollen Lippen. Der wollweiße Strickpullover zu engen Jeans vermittelte genau das richtige Maß an modischer Lässigkeit und Zweckmäßigkeit, die Lorelai anziehend fand. Automatisch ließ sie den Blick zu seinen gepflegten, langgliedrigen Händen wandern. Wärme wanderte in ihren Bauch, während sie sein interessiertes Schmunzeln erwiderte. Ihr Herz pochte wild, sie schluckte und wusste, dass sie ihn anstarrte, als wollte sie ihn im nächsten Moment an Ort und Stelle vernaschen. Ihre Knie fühlten sich wacklig an, während die Hitze aus ihrem Unterleib in ihr Gesicht wanderte und ein wohliger Schauer über ihren Rücken. Sie erinnerte sich nicht, wann sie das letzte Mal so heftig auf einen Mann reagiert hatte.
Sie reichte ihm die Hand und er umfasste sie besitzergreifend. Fest schlossen sich seine Finger um die ihren. Seine Handfläche war rau und leicht schwielig, so, als wäre er ein Handwerker. Sein Daumen streichelte ihren Handrücken, und als sie erneut in seine Augen sah, erkannte sie das Blitzen erotischen Begehrens.
Lorelai blinzelte und ihr Verstand setzte komplett aus, jedoch nicht so weit, dass sie seine Frage vergaß. Gegen die plötzliche Nervosität ankämpfend und im Versuch, eloquent zu wirken, plapperte sie unbesonnen drauf los: »Gefallen ist übertrieben. Ich finde, diese Ansammlung von nackten Frauenbrüsten überschreitet die Schwelle des Erotischen und mutet pornografisch an.«
Der Fremde ließ ihre Hand los, aufgewühlt, wie Lorelai war, bemerkte sie das nur am Rande, ohne die Warnzeichen zu erkennen. Ihr entging, dass der gutaussehende Mann plötzlich gar nicht mehr freundlich wirkte. »Der arme Bildhauer scheint mir reichlich sexbesessen zu sein.« Die Worte blubberten über ihre Lippen, ohne dass sich ihr Gehirn zwischenschaltete.
»Pornografisch und sexbesessen«, echote der Unbekannte.
Lorelai nickte heftig, sodass die Locken flogen, einmal in Fahrt gekommen, konnte sie sich schwer bremsen. »Wenn ich mir das ansehe, fürchte ich, dass der Künstler ein sabbernder Lustgreis ist.« Erst jetzt erinnerte sie sich daran, dass sie sich vorstellen sollte. »Mein Name Lorelai Grabinger.« Sie blickte ihm fragend ins Gesicht, und begriff schlagartig, wie unverschämt und anmaßend sie war. Hitze stieg ihr in die Wangen. Als sie die Gewitterwolken wahrnahm, die sich über die Stirn des Mannes legten, schwante ihr, wie unglaublich abscheulich sie sich verhielt und welchen Eindruck sie dadurch erwecken musste.
Aus seiner Miene war verständlicherweise jedes Quäntchen Freundlichkeit verschwunden. Die Feindseligkeit in seinen Augen ließ Lorelai nervös schlucken.
»Ich bin Mac Alexandros, der sabbernde Lustgreis«, entgegnete der attraktive Fremde eisig.
Er machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Haus. Kurz darauf raste ein Auto davon.
Am liebsten hätte Lorelai sich in ein Loch verkrochen, das tief genug war, um bis nach China durchzuschlüpfen. Sie presste ihre Hand auf die Stirn. »Oh nein«, murmelte sie. »Was ist nur in mich gefahren? Ich muss den Verstand verloren haben.«
