Training mit Jugendlichen - Franz Petermann - E-Book

Training mit Jugendlichen E-Book

Franz Petermann

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Beschreibung

Mithilfe des Trainings können Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 13 bis 20 Jahren kompetentes Sozial- und Arbeitsverhalten alltagsnah einüben. Ziel ist es, sowohl aggressiv-dissoziales als auch initiativloses und sozial unsicheres Verhalten abzubauen. Dies gelingt, indem die Selbst- und Fremdwahrnehmung verbessert, die Selbstkontrollfähigkeit und Ausdauer erhöht, ein positives Selbstbild und selbstsicheres Verhalten aufgebaut, Einfühlungsvermögen gestärkt und der angemessene Umgang mit Lob, Kritik sowie Misserfolg gefördert werden. Zudem wird das Vorgehen beim "JobFit"-Training erläutert, das auf Kompetenzen abzielt, die für den Einstieg in die berufliche Ausbildung von zentraler Bedeutung sind. Strukturiert und anhand von Beispielen wird das praktische Vorgehen im Training beschrieben. Die einzusetzenden Materialien stehen auf der beiliegenden CD-ROM zur Verfügung. Das Training ist für den Einsatz in Haupt-, Real-, Berufs- und Förderschulen ebenso erprobt wie für das therapeutische Setting oder als pädagogische Maßnahme in der Jugendhilfe und in Berufsbildungszentren oder im Jugendstrafvollzug. Es ist als kombiniertes Einzel- und Gruppentraining oder ausschließlich als Gruppentraining beziehungsweise Einzeltherapieprogramm durchführbar. Je nach Bedarf können Schwerpunkte bezüglich der Ziele und Methoden gesetzt werden. Für die vorliegende Auflage wurden die Illustrationen neu erstellt. Darüber hinaus wurden insbesondere die Kapitel zu den theoretischen Grundlagen und zum "JobFit"-Training grundlegend überarbeitet. Das erfolgreiche Training hat sich seit dem Erscheinen bereits 35.000-mal verkauft.

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Franz Petermann

Ulrike Petermann

Training mit Jugendlichen

Aufbau von Arbeits- und Sozialverhalten

10., vollständig überarbeitete Auflage

Prof. Dr. Franz Petermann, geb. 1953. 1972–1975 Studium der Mathematik und Psychologie in Heidelberg. Wissenschaftlicher Assistent an den Universitäten Heidelberg und Bonn. 1977 Promotion. 1980 Habilitation. 1983–1991 Leitung des Psychosozialen Dienstes der Universitäts-Kinderklinik Bonn, gleichzeitig Professor am Psychologischen Institut. Seit 1991 Lehrstuhl für Klinische Psychologie an der Universität Bremen und seit 1996 Direktor des Zentrums für Klinische Psychologie und Rehabilitation.

Prof. Dr. Ulrike Petermann, geb. 1954. 1974–1980 Studium der Psychologie und Pädagogik in Mannheim und Bonn. 1982 Promotion. 1986 Habilitation. 1987–1991 Professorin für Psychologie in München, 1991–1994 Professorin in Bremen. 1995–2006 Inhaberin des Lehrstuhls für Rehabilitation und Pädagogik bei psychischen und Verhaltensstörungen an der Universität Dortmund. Seit 2007 Inhaberin des Lehrstuhls für Klinische Kinderpsychologie an der Universität Bremen.

Die ersten fünf Auflagen des Buches sind 1987, 1991, 1993, 1994 und 1996 bei Beltz-Psychologie Verlags Union erschienen.

Zu diesem Buch ist außerdem das Arbeitsheft „Materialien für Jugendliche zum JobFit-Training“, 1. Auflage 2017 lieferbar (ISBN 978-3-8017-2888-5).

Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat gemeinsam mit den Autoren bzw. den Herausgebern große Mühe darauf verwandt, dass alle in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Applikationen, Internetlinks etc.) entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abgedruckt oder in digitaler Form wiedergegeben wurden. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes und der digitalen Produkte können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um freie Warennamen handelt.

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Das E-Book einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar.

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37085 Göttingen

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Tel. +49 551 999 50 0

Fax +49 551 999 50 111

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www.hogrefe.de

Illustrationen: Claudia Styrsky

Umschlagabbildung: © Syda Productions – Fotolia.com

Satz: ARThür Grafik-Design & Kunst, Weimar

Format: EPUB

10., vollständig überarbeitete Auflage 2017

© 2000, 2003, 2007, 2010 und 2017Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Göttingen

(E-Book-ISBN [PDF] 978-3-8409-2814-7; E-Book-ISBN [EPUB] 978-3-8444-2814-8)

ISBN 978-3-8017-2814-4

http://doi.org/10.1026/02814-000

Nutzungsbedingungen:

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Diese Bestimmungen gelten gegebenenfalls auch für zum E-Book gehörende Audiodateien.

Anmerkung:

Sofern der Printausgabe eine CD-ROM beigefügt ist, sind die Materialien/Arbeitsblätter, die sich darauf befinden, bereits Bestandteil dieses E-Books.

Zitierfähigkeit: Dieses EPUB beinhaltet Seitenzahlen zwischen senkrechten Strichen (Beispiel: |1|), die den Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe und des E-Books im PDF-Format entsprechen.

|5|Vorwort

Die pädagogische Förderung und Psychotherapie von Jugendlichen ist eines der am stärksten vernachlässigten Gebiete überhaupt, obwohl gerade das Jugendalter durch viele, teilweise massive Problemkonstellationen gekennzeichnet ist. Nur vereinzelt liegen für besonders gefährdete Gruppen, wie aggressive, alkohol- und drogenabhängige Jugendliche Therapieprogramme vor. Daneben existieren (meist) unveröffentlichte Konzepte zur Arbeitsförderung von schwer vermittelbaren Jugendlichen, die teilweise von den Industrie- und Handelskammern, der Arbeitsverwaltung oder den Wirtschaftsfachschulen entwickelt wurden. Diese Konzepte und Maßnahmen sind auf mögliche Berufs- und Arbeitsfelder von Jugendlichen zugeschnitten und umfassen in der Regel eine sozialpädagogische und psychologische Betreuung, zum Beispiel im Rahmen einer schulischen Förderung oder betrieblichen Ausbildung. In diesen Fällen sind Probleme im Arbeits- und Sozialverhalten oft gar nicht voneinander zu trennen.

Das vorliegende Training ist nicht eng auf eine spezifische Problematik des Jugendalters begrenzt, sondern wendet sich dem Aufbau und der Verbesserung von Arbeits- und Sozialverhalten bei 13- bis 20-jährigen Jugendlichen zu. Um bei diesem breiten Anwendungsbereich eine gezielte Förderung zu ermöglichen, stehen einerseits gegen andere gerichtete Verhaltensweisen, nämlich aggressiv-dissoziales Verhalten, andererseits initiativloses Verhalten sowie Arbeits- und Motivationsprobleme im Vordergrund. In dem vorliegenden Förder- und Trainingsprogramm werden deshalb neben Emotionswissen und sozialer Kompetenz auch Vorstellungen über die berufliche Zukunft bearbeitet und berufsbezogene Fertigkeiten im Rollenspiel eingeübt.

Die Anwendungsmöglichkeiten unseres Trainings sind dabei sehr vielseitig und beziehen sich zumindest auf folgende Bereiche:

Präventive Arbeit in Gemeinschafts-, Haupt- und Oberschulen, die das Ziel verfolgt, Arbeits- und Sozialverhalten mit einer Schulklasse zu problematisieren und positive Verhaltensformen einzuüben. Das Vorgehen bietet in diesem Kontext darüber hinaus zum Beispiel die Möglichkeit, das Thema „Schulmüdigkeit“ bei Jugendlichen – unabhängig von der Schulform – zu thematisieren.

Maßnahmen zur Arbeits- und Motivationsförderung in Bereichen der Berufsorientierung, Berufsausbildungsvorbereitung und der ausbildungsbegleitenden Hilfen mit dem Anspruch, auffälligen Jugendlichen einen Ausbildungseinstieg bzw. Berufsabschluss zu ermöglichen. Mit solchen Problemstellungen sind sowohl Mitarbeiter1 der betrieblichen Ausbildung und der Berufsschulen |6|als auch solche konfrontiert, die in den diversen Berufsbildungszentren mit Förder- und Stützunterricht sowie sozialpädagogischer Begleitung beschäftigt sind.

Pädagogisch-psychologische Fördermaßnahmen aus dem Bereich der Heimerziehung, in dem das Vorgehen ursprünglich ausführlich erprobt wurde. Das breit angelegte Training ermöglicht es, in der Heimerziehung Jugendlichen, die verhaltensauffällig und motivationslos sind und/oder Lernprobleme haben, erste und einschneidende Erfolgserlebnisse zu vermitteln. Die Rückmeldungen aus diesem Bereich waren sehr eindrucksvoll.

Förderung von Jugendlichen in Förderzentren für die Schwerpunkte Lernen, emotionale und soziale Entwicklung und Sprache. In solchen Fällen sollte das gesamte Vorgehen auf ein halbes oder sogar ein ganzes Schuljahr verteilt werden. Stellt man dabei die berufsbezogenen Inhalte und Themen in den Mittelpunkt, dann sollte man das vorliegende Verhaltenstraining durch berufsbezogene Praktika ergänzen. Bei solchen Maßnahmen ist es nämlich zentral, die Inhalte des Trainings im Alltag zu erproben und zu vertiefen.

In Haupt- und Realschulen (aber auch Gemeinschafts- und Oberschulen) dient das Training (z. B. ab der 8. oder 9. Klasse) dazu, die Chancen der Jugendlichen für den Einstieg in die betriebliche Ausbildung oder in den Beruf zu verbessern. So können die Inhalte unseres Verhaltenstrainings zum Beispiel in das Unterrichtsfach „Arbeitslehre“ integriert werden.

Realisierung des Trainings im Rahmen von Maßnahmen der Arbeitsverwaltung (Arbeitsagenturen); hierbei handelt es sich vor allem um Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildungssituation und von Vermittlungschancen, um so eine gute Positionierung auf dem Arbeitsmarkt vorzubereiten.

Anwendung im Jugendstrafvollzug im Sinne von erzieherischen Resozialisierungsmaßnahmen; gemäß § 10 Jugendgerichtsgesetz (JGG) kann eine richterliche Weisung für delinquente Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren die verbindliche Teilnahme an einem „Sozialen Trainingskurs“ beinhalten. Hierfür werden die Themenblöcke von Einzel- und Gruppentraining zu einer bestimmten Anzahl von Einheiten zusammengefasst und insgesamt als Gruppentraining realisiert. Solche Maßnahmen können von Jugendgerichtshelfern der Jugendämter oder von externen Institutionen wie Jugendhilfeeinrichtungen oder Berufsförderzentren durchgeführt werden.

Das Material des vorliegenden Trainings kann in vielfältiger Weise der Motivationsförderung bei Schülern und Auszubildenden dienen. In der Praxis kann man unterschiedliche Schwerpunkte legen; das heißt, für die Bereiche des Arbeits- und Sozialverhaltens wählt man die Bausteine aus unserem Vorgehen aus, die dem Förderbedarf von Jugendlichen am ehesten entsprechen.

Zur Erarbeitung dieses Trainings empfehlen wir den Anwendern Folgendes: Bitte machen Sie sich zunächst nur mit einigen Teilen des Vorgehens vertraut, und |7|sammeln Sie schrittweise damit Erfahrungen. Benutzen Sie die Arbeitsmaterialien sowohl zur Strukturierung des Vorgehens als auch zur Motivierung der Jugendlichen. Je vertrauter Sie selbst mit den Materialien sind, desto unvoreingenommener nehmen die Jugendlichen die Materialien als Hilfestellung bei der Problembearbeitung an.

Erstmals existiert zu dieser Auflage des Manuals ein im Hogrefe Verlag erschienenes Arbeitsheft „Materialien für Jugendliche zum JobFit-Training“. Wir kommen damit dem Wunsch vieler Anwender nach, die Trainingsunterlagen, die für die Jugendlichen bestimmt sind, zu bündeln und leichter verfügbar zu machen. Dieses Arbeitsheft ersetzt die Trainingsmappe der Jugendlichen.

Die Themenblöcke des Einzel- und Gruppentrainings sprechen eine Vielzahl von Problemen des Jugendalters im Bereich des Arbeits- und Sozialverhaltens an; und es werden über alle modischen Zeiterscheinungen hinausreichende basale Kompetenzen, wie Anstrengungsbereitschaft, Eigenverantwortlichkeit, Einfühlungsvermögen, Rücksichtnahme im Zusammenleben mit anderen Personen oder Umgang mit Kritik und Misserfolg, in dem Training erarbeitet und eingeübt.

In den letzten fünf Jahren (seit 2011) wurden wir bei der Durchführung und Weiterentwicklung unseres Ansatzes in großzügiger Weise von der Porticus-Stiftung unterstützt. Hiermit konnten wir vor allem unser JobFit-Programm, also die schulbasierte Version unseres Vorgehens, an ungefähr 3 000 Schülerinnen und Schülern erproben und umfassend überprüfen (vgl. auch die Homepage: www.jobfit.uni-bremen.de).

Wir danken neben den vielen studentischen Praktikanten besonders unserer Arbeitsgruppe zum JobFit-Training, vor allem Dipl.-Psych. Jan Schultheiß, der nicht nur das therapeutische Programm, sondern besonders das JobFit-Training immer zu seiner Sache machte. Bei der Aktualisierung dieses Buches unterstützten uns zudem M. Sc. Psych. Mirjam Laakmann, M. Sc. Psych. Rieke Petersen und Mag. rer. nat. Julia Fern. Frau Anja Steinfath unterstützte uns beim Erfassen neuer Textteile und Umsetzen von Korrekturen im Manuskript. Ganz besonderer Dank gilt B. Sc. Psych. Juliane Lüders, die zuverlässig, schnell, kompetent und ausdauernd wesentliche Schreib- und Gestaltungsarbeiten am Manuskript ausführte und für alle unsere Wünsche Ideen zur Umsetzung fand. Die neuen Zeichnungen für die Arbeitsmaterialien unseres Trainings fertigte in sehr bewährter Weise Frau Claudia Styrsky (München) an.

Wir danken einer großen Anzahl von Schulen und Schülern sowie unseren Praktikanten im Projektstudium „Klinische Kinderpsychologie“ an der Universität Bremen. Dem Hogrefe Verlag, vor allem Frau Dipl.-Psych. Anna-Christine Hambach, danken wir für die schnelle und fachkompetente Bearbeitung unseres Buches, |8|mit manch wertvollem Hinweis zur Verbesserung des Manuskriptes, sowie die gewohnt reibungslose Zusammenarbeit.

Wir hoffen, dass unser Training und die vorliegende Materialsammlung den Lesern und Anwendern bei der oft schwierigen Arbeit mit Jugendlichen vielfältige Anregungen vermitteln und Unterstützung bieten.

Bremen, im April 2017

Franz Petermann und Ulrike Petermann

1

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Buch in den meisten Fällen die männliche Form gewählt. Natürlich sind beide Geschlechter gleichermaßen einbezogen.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Zum Einstieg

Der Fall Oliver

1 Grundlagen

1.1 Jugendalter – ein kritischer Lebensabschnitt

1.2 Ziele des Jugendalters: Unabhängigkeit und Eigenständigkeit

1.3 Verhaltensstörungen im Jugendalter

1.4 Arbeits- und Motivationsstörungen im Jugendalter

1.5 Psychologische Hilfen für Jugendliche

2 Ziele des Trainings

2.1 Verbesserte Selbst- und Fremdwahrnehmung

Soziale Ereignisse wahrnehmen

Soziale Ereignisse einordnen und bewerten

Handlungsmöglichkeiten suchen

Handlungsmöglichkeiten auswählen und handeln

2.2 Selbstkontrolle und Ausdauer

2.3 Umgehen mit eigenen Gefühlen

2.4 Einfühlungsvermögen

2.5 Selbstsicherheit und stabiles Selbstbild

2.6 Umgehen mit Lob, Kritik und Misserfolg

2.7 Integration der Ziele

3 Indikationsstellung

3.1 Diagnostisches Vorgehen

3.1.1 Verfahren zur Selbsteinschätzung

3.1.2 Erfassung kognitiver Fähigkeiten und Fertigkeiten

3.1.3 Fremdeinschätzungen und Verhaltensbeobachtungen

3.1.4 Aktenanalyse

3.2 Zum konkreten Vorgehen

3.2.1 Selbsteinschätzung durch strukturierte Interviews

3.2.2 Selbsteinschätzung durch objektive Fragebögen

3.2.3 Fremdeinschätzung und Verhaltensbeobachtung

4 Grundlagen des Vorgehens

4.1 Merkmale des Trainings

4.1.1 Einzeltraining

4.1.2 Gruppentraining

4.2 Materialienbezogenes Vorgehen

4.3 Familienbezogenes Vorgehen

4.4 Institutionsbezogenes Vorgehen

4.5 Übertragung der möglichen Erfolge auf den Alltag

5 Einzeltraining mit Jugendlichen

5.1 Rahmenbedingungen

5.1.1 Gesprächsführung

5.1.2 Motivierung

5.2 Ziele, praktisches Vorgehen und Materialien

5.2.1 Erstkontakt

5.2.2 Einzeltraining

6 Gruppentraining mit Jugendlichen

6.1 Rahmenbedingungen

6.1.1 Gruppenzusammenstellung

6.1.2 Motivierung

6.2 Ziele, praktisches Vorgehen und Materialien

6.2.1 Erstkontakt

6.2.2 Gruppentraining

7 Schulbasiertes Vorgehen: Das JobFit-Training

7.1 Merkmale des Vorgehens

7.2 Ziele und Inhalte

7.3 Struktur und übergeordnete Methoden

Checklistenaufgabe und Trainingsmappe

Selbstinstruktionstechnik

Auswertung der Checklistenaufgabe

Bewertungskriterien für die Benotung

7.4 Methodisches Vorgehen

7.4.1 Einführung und Verhaltensregeln

7.4.2 Beruf und Zukunft

7.4.3 Lebensschicksale und Eigenverantwortung

7.4.4 Schwierige Situationen und selbstsicher widerstehen lernen

7.4.5 Gefühle, Verhalten und Einfühlungsvermögen

7.4.6 Halbzeittafel und Vorstellungsgespräche

7.4.7 Vorstellungsgespräche: Üben und reflektieren

7.4.8 Positives wahrnehmen und Anerkennung aussprechen

7.4.9 Außenseiter und Mobbing

7.4.10 Rückmeldung und Zertifikat

8 Effektkontrolle

9 Übertragung und Variation des Vorgehens

9.1 Jugendarbeit

9.2 Ambulante Psychotherapie

9.3 Entspannungsverfahren

Literatur

Anhang

Übersicht über die Arbeitsblätter

Materialien auf der CD-ROM

|13|Zum Einstieg

Der Fall Oliver

Oliver ist ein Jugendlicher von 17 Jahren. Er ist Auszubildender in einem metallverarbeitenden Betrieb. Dort ist er mit noch einem weiteren Auszubildenden zusammen einem Meister und einem Gesellen zugeordnet. Oliver befindet sich am Ende des ersten Ausbildungsjahres. Zu Beginn der Ausbildung war Oliver froh, eine Ausbildungsstelle gefunden zu haben, und das in einem Betrieb, der ihn noch halbwegs interessierte. Aber seit einiger Zeit stinkt ihm alles.

Heute muss Oliver schon wieder mit dem Meister in der Werkstatt arbeiten und darf nicht wie die anderen Auszubildenden mit dem Gesellen zu einer Baustelle rausfahren. Das geht nun schon die zweite Woche so – denkt Oliver. Die Arbeit in der Werkstatt langweilt ihn, mit dem Meister versteht er sich auch nicht so gut wie mit dem Gesellen, und vor Kurzem war er für drei Wochen zur überbetrieblichen Ausbildung und dort auch immer im Werkstattbereich tätig.

Die Überbetriebliche war einerseits interessant – andere Leute und so –, aber auch anstrengend. Man musste viele neue Dinge lernen, und das unter Zeitdruck; vor allem Letzteres mag Oliver gar nicht gerne. Er kann dann auch seine Fähigkeiten nicht voll einbringen. Außerdem werden bei der überbetrieblichen Ausbildung seine Schwächen im Theoretischen deutlich.

Überhaupt hat Oliver mit der Berufsschule und dem ganzen theoretischen Kram seine Probleme. Zweimal hat er die Berufsschule im letzten Vierteljahr geschwänzt. Da gab es ziemlichen Ärger, auch im Betrieb. Oliver merkt in der Berufsschule deutlich, dass er seinen Hauptschulabschluss nur mit Mühe geschafft und vor allem in Mathematik und im Fachrechnen große Lücken hat. Die größten Schwierigkeiten bereiten ihm Textaufgaben. Da versteht er nicht, worin das Problem besteht und was überhaupt gefragt ist. Deshalb kann er auch oft seine Hausaufgaben nicht lösen; dann lässt er es lieber gleich ganz bleiben, anstatt sich abzuquälen.

Der Meister meckert auch oft an Oliver herum: Einmal weiß er nicht die Leicht- und Schwermetalleinteilung, ein andermal hat er nicht sauber gefeilt, oder er hat die falsche Metalllänge geschnitten oder sich die Augen beim Schweißen verblitzt usw. Ein Lob hat der Meister für Oliver nur selten übrig. Auf jeden Fall ist Oliver froh, wenn der Arbeitstag heute zu Ende ist – zumal das Wochenende vor der Tür steht.

Zuerst schnell nach Hause, duschen, andere Klamotten anziehen, etwas essen und dann los in die Disco – denkt Oliver. Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Die |14|Eltern beschweren sich, dass er nie zu Hause sei. Außerdem käme er abends immer viel zu spät nach Hause, wäre alkoholisiert und würde zudem sein ganzes Geld ausgeben und nichts sparen. Die Eltern wollen Oliver in Zukunft keinen Vorschuss mehr geben, schon gar nicht für teure Kleider und Schuhe oder Zigaretten. Er solle sich mal an seinem älteren Bruder ein Vorbild nehmen.

Jetzt fängt das wieder an – denkt Oliver und „zieht sich, bevor er wütend explodiert, aus dem Familienverkehr“. Immer dieser Zoff mit den Eltern. Die Argumente und Klagen kennt er schon auswendig. Den Ärger kann er gerade noch gebrauchen. Umso stärker drängt es ihn nach draußen, zu Freunden, in die Disco.

Mal sehen, was dieses Wochenende läuft. Oliver steht jedoch vor dem Problem, dass er nicht mehr über allzu viel Geld verfügt. Wenn er heute Abend in die Disco geht und morgen Abend für die Party bei Daniel etwas „Hochprozentiges“ mitbringen will, kann er am Sonntagabend nicht mehr ins Kino gehen. Eine ordentliche Flasche Whisky ist für Daniels Geburtstagsparty schon fällig. Drunter läuft nichts, die anderen lachen ihn sonst aus. Und er will doch unbedingt zu dieser Gruppe gehören. Sonst hat er nämlich keine Freunde.

Abends in der Disco versucht er, zwei Kumpels anzupumpen. Diese haben aber selbst angeblich kein Geld mehr, das sie verleihen könnten. Was soll Oliver machen? Die Eltern hatten ihm ja auch angekündigt, dass sie ihm keinen Vorschuss mehr geben würden. Aber statt an diesem Abend sein Geld einzuteilen, lässt sich Oliver ziemlich mit Bier und obendrein mit Schnaps volllaufen. Schließlich hat er einen weiteren Grund dazu. Das Mädchen, das ihm gefällt, tanzt mit jedem anderen Typen, nur nicht mit ihm. Das geht nun schon die dritte Woche so. Oliver ist in jeder Hinsicht deprimiert und resigniert.

Während er sich so ein Bier nach dem anderen „reinzieht“, kommt er auf verschiedene Gedanken: Zum Beispiel könnte er die Flasche Whisky in einem Supermarkt „mitgehen“ lassen. Mit Tabak hat es ja schon ein paar Mal geklappt. Er kann es ja zumindest mal probieren, und wenn er es schafft, käme er bei den anderen ganz groß raus. Das wär der Hammer!

|15|1 Grundlagen

Die einleitende Falldarstellung verdeutlicht, wie der Wunsch eines Jugendlichen, Anerkennung von Gleichaltrigen zu erhalten, das Fundament zu abweichendem Verhalten (z. B. Ladendiebstahl) bilden kann. Fallberichte dieser Form ließen sich viele schreiben, und sie kennzeichnen das Jugendalter als ein Übergangsstadium, in dem neue Anforderungen auftreten und Konflikte bzw. Krisen nicht ausbleiben. Die Anforderungen an Jugendliche und ungünstige Bewältigungsformen geben Hinweise darauf, wie eine Förderung von bzw. ein Training mit Jugendlichen beschaffen sein sollte.

Wir werden einleitend über einige empirische Befunde berichten, wobei sich die Bemerkungen auf die Probleme des Arbeits- und Sozialverhaltens beschränken. Zur weiterführenden Lektüre sei auf umfassende Einführungen und aktuelle Übersichten zur Psychologie des Jugendalters verwiesen, wie sie zum Beispiel von Fuhrer (2013) oder Lohaus und Vierhaus (2015) vorliegen.

1.1 Jugendalter – ein kritischer Lebensabschnitt

Ob und in welchem Ausmaß das Jugendalter einen kritischen Lebensabschnitt bildet, hängt unter anderem davon ab, wie man die Spanne des Jugendalters absteckt. Welche Zeitspanne man als Jugendalter festlegt, ist nicht eindeutig. Neuere Befunde deuten darauf hin, dass das Jugendalter sich „nach hinten hinaus“ verlängert bzw. die Übergangsphase zwischen Jugend- und Erwachsenenalter sich vergrößert („Emerging Adulthood“; vgl. ). Wählt man als Untergrenze des Jugendalters das Einsetzen der Pubertät, so muss man bei Mädchen mit dem elften und bei Jungen mit dem zwölften Lebensjahr beginnen, und nimmt man als Obergrenze die finanzielle Unabhängigkeit im Beruf, so wird man heutzutage bis Mitte 20 gehen müssen, da sich in den beiden letzten Jahrzehnten die Zahl der Jugendlichen, die bereits mit 20 Jahren finanziell unabhängig sind, drastisch verringert hat. Ein auf diese Weise definiertes Jugendalter würde einen Altersbereich etwa vom 11. bis 25. Lebensjahr umfassen. Eine solch starke Ausweitung kann für die Entwicklung eines Förderprogramms nicht sinnvoll sein, da die Themen und diesbezüglichen Arbeits- und Fördermaterialien altersspezifisch gestaltet werden müssen. So dürfte der Erfahrungsschatz eines 13-jährigen Schülers mit dem eines 24-jährigen Studenten kaum vergleichbar sein. Konflikte mit Eltern und Beziehungsprobleme mit Gleichaltrigen besitzen eine grundlegend unterschiedliche Qualität in diesen beiden Altersgruppen. Aus diesem Grund beschränken wir uns auf die Altersgruppe der 13- bis 20-Jährigen. Bevor näher auf Risiken und Abweichungen in der Entwicklung des Jugendalters eingegangen wird, soll kurz benannt werden, welche Faktoren das Jugendalter zu einem kritischen Lebensabschnitt machen:

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