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Krimi von Pete Hackett Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten. Freispruch für den Vergewaltiger. Sabrina Winslow kann es nicht fassen, aus ihrer Wut auf den Mann wird tödlicher Hass. Dann werden gleich mehrere Triebtäter, zum Teil während der Tat, umgebracht, doch jedes Mal hat Sabrina Winslow ein unumstößliches Alibi. Wer ist der selbsternannte Richter und Henker ohne Gnade?
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Seitenzahl: 125
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Trevellian im Fadenkreuz der Rächerin: Action Krimi
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Krimi von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.
Freispruch für den Vergewaltiger. Sabrina Winslow kann es nicht fassen, aus ihrer Wut auf den Mann wird tödlicher Hass. Dann werden gleich mehrere Triebtäter, zum Teil während der Tat, umgebracht, doch jedes Mal hat Sabrina Winslow ein unumstößliches Alibi. Wer ist der selbsternannte Richter und Henker ohne Gnade?
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Alfred Bekker
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Der Obmann der Geschworenen begab sich zum Richtertisch und überreichte dem ehrwürdigen Richter James Doherty einen Umschlag. Der Richter bedankte sich und öffnete das Kuvert. Er warf einen kurzen Blick darauf. Seine Miene verschloss sich, dann stemmte er sich schwerfällig in die Höhe.
Alle anderen Anwesenden erhoben sich ebenfalls. Die Geräusche versanken in der eintretenden Stille. Im Gerichtssaal herrschte Atemlosigkeit. Aller Augen waren gespannt auf den Judge gerichtet.
Dieser verkündete mit unbewegtem Gesicht und Stentorstimme: „Im Namen des amerikanischen Volkes wird der Angeklagte vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen.“
In Sabrina Winslows blaue Augen senkten sich einen Augenblick lang Resignation und Enttäuschung. Doch dann begann es in ihnen zu flackern. Es war das Feuer eines grenzenlosen, vernichtenden Hasses …
Im Gerichtssaal brandete tumultartiger Lärm auf. Die Zuschauer schrien durcheinander. Eine Frau brüllte aus Leibeskräften: „Der Hurensohn hat sie vergewaltigt! Man sollte ihn teeren und federn.“ Eine Mitstreiterin fügte kreischend hinzu: „In unserem Land wird mit zweierlei Maß gemessen! Wäre er kein angesehener Politiker, wäre die Entscheidung der Jury anders ausgefallen. Pfui Teufel! Das ist eine Riesenschweinerei …“
Judge Doherty knallte seinen Hammer dreimal auf den Tisch, dass es krachte. „Ruhe!“, brüllte er. „Wenn nicht augenblicklich Ruhe einkehrt, lasse ich den Gerichtssaal räumen.“
Die letzten Worte vernahm Sabrina Winslow schon nicht mehr. Fast fluchtartig hatte die 25-jährige Frau mit den langen, blonden Haaren den Gerichtssaal verlassen. Resignation und Enttäuschung waren einem unbändigen Hass gewichen. Er durchflutete sie in rasenden, giftigen Wogen und ließ keinen anderen Gedanken zu. In der Tiefe ihrer Augen irrlichterte es. Die Begründung für den Freispruch wollte sie schon gar nicht mehr hören.
… wird der Angeklagte vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen!, hämmerte es unablässig durch ihren Verstand.
Jack McLeod hatte sie brutal missbraucht, sie gedemütigt, ihre Ehre mit Füßen getreten. Und jetzt durfte er noch über sie triumphieren.
Es war verstandesmäßig kaum zu erfassen.
Die Reporter und Fotografen, die im Flur und auf der Treppe warteten und sich auf sie stürzten wie die Aasgeier, beachtete sie nicht. Fragen prasselten auf sie ein. Sie drängte sich rücksichtslos durch die Meute, schlug eine Hand, die vor ihrem Gesicht auftauchte und ein Mikrofon hielt, ungestüm zur Seite.
„Lassen Sie mich in Ruhe!“, schrie sie fast hysterisch. „Kein Kommentar! Lasst mich durch …“ Die Glätte in ihrem Gesicht zerbrach, als sie sich fast gewaltsam einen Weg bahnte.
Die Fotoapparate blitzten. Sabrina wollte ihr Gesicht hinter den Händen verbergen. Zu spät. Sie war einem wahren Blitzlichtgewitter hilflos ausgeliefert. Die grellen Lichtreflexe blendeten sie. Schon in den Nachmittagsnachrichten würde ihr verzerrt anmutendes Konterfei im Fernsehen gezeigt werden. Und am folgenden Tag würde es in allen Zeitungen Washingtons, vor allen Dingen in den Blättern der Yellow Press, die Titelseite zieren.
Die Medienleute ließen von Sabrina ab, als Jack McLeod mit seinen Anwälten auf den Flur trat. McLeod grinste breit, selbstbewusst und ganz im Zeichen seines Sieges. Er stellte sich den Reportern nur zu gerne zur Verfügung und hielt eine flammende Rede wider die Schändlichkeit verleumderischer Elemente im Allgemeinen und den Rufmord, der an seiner Person verübt werden sollte, im Besonderen.
Dann umarmte er im Aufglühen der Blitzlichter Frau und Tochter, schüttelte seinen Anwälten theatralisch die Hände und suhlte sich so richtig ausgiebig im Rampenlicht einer breiten Öffentlichkeit, die man noch am selben Tag per Flimmerkiste mit den Bildern füttern würde. Sein breites, strahlendes Lachen hätte jeder Zahnpastawerbung zur Ehre gereicht.
Sabrina Winslow verließ als Geschlagene das Gerichtsgebäude und schritt, ohne von einem bewussten Willen geleitet zu werden, die breite Treppe hinunter, den Blick auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne gerichtet.
Der eine oder andere, der das Gefühl hatte, von ihr angestarrt zu werden, blieb stehen und schaute der jungen, schönen Frau hinterher. Er konnte nicht ahnen, dass sie ihn gar nicht wahrgenommen hatte.
In ihr war etwas zerbrochen – abgestorben. Der Glaube an die Gerechtigkeit, der Glaube an die Menschen, vielleicht sogar der Glaube an sich selbst. Sie war geschändet worden, man hatte sie durch die Medien gezogen. Die Anwälte Jack McLeods hatten alles daran gesetzt, ihre Glaubwürdigkeit zu erschüttern. Sie hatten sie im Gerichtssaal regelrecht vorgeführt. Sie empfand es als Zynismus par excellence!
Mechanisch setzte Sabrina einen Fuß vor den anderen. Dann stand sie vor ihrem metallic-grünen Dreiergolf. Jetzt erst schien sie aus ihrer tiefen Versunkenheit zu erwachen. Sie hatte das Empfinden, von tausend höhnisch grinsenden Augen angestarrt zu werden. Angst vor der Zukunft legte sich tonnenschwer auf ihr Gemüt.
Sie schaute sich um.
Niemand beachtete sie.
Sich ihrer Niederlage voll bewusst schloss sie den Wagen auf und setzte sich hinein. Der Motor sprang an. Der Golf rollte aus der Parklücke. Sabrina reihte sich in den fließenden Verkehr ein.
Drei Tage lang verkroch sich Sabrina in ihrer Wohnung. Reporter belagerten ihr Haus. Man fand die Adresse ihrer Mutter heraus. Aber Heather Winslow war nicht bereit, ein Wort über die Sache zu verlieren. Das einzige Statement, das sie abgab, war, dass ihrer Tochter großes Leid zugefügt worden sei und dass die Justiz versagt habe.
Am vierten Tag nach der Verhandlung erklärte sich Sabrina bereit, an die Öffentlichkeit zu treten. Ein lokaler Fernsehsender brachte das Interview. Der Moderator hatte Pause. Er musste Sabrina keine Fragen stellen. Es sprudelte nur so aus ihr heraus. Sie nahm kein Blatt vor den Mund und redete sich von der Seele, was sie bedrückte. Manchmal tränkte Hass ihre Stimme. Dann brach sie wieder in Tränen aus.
Sie klagte Jack McLeod bitter an, bezeichnete den Freispruch als Justizskandal, sprach von Korruption und Rechtsbeugung.
McLeod erwirkte eine gerichtliche Anordnung, die Sabrina untersagte, ihn weiterhin der Vergewaltigung zu beschuldigen. Sabrina Winslow wurden eine hohe Geldstrafe und Gefängnis in Aussicht gestellt, sollte sie der Anordnung zuwider handeln. Ein Zeitschriftenverlag, der mit ihr in Verhandlung stand und dem sie die Exklusivrechte an ihrer Geschichte für viel Geld verkaufen sollte, zog sich nach Bekanntwerden der gerichtlichen Verfügung zurück und brach jeglichen Kontakt mit Sabrina ab.
Ihren Job als Sekretärin im Innenministerium war sie los.
Sie bemühte sich um andere Arbeit, es war jedoch vergebens. Eine Frau, die ihren Chef derart kompromittierte, wollte niemand. Denn nach allem, was in Funk und Fernsehen und in der Presse veröffentlicht worden war, musste man davon ausgehen, dass Sabrina versucht hatte, McLeod den politischen und gesellschaftlichen Todesstoß zu versetzen.
Sabrina war der Verzweiflung nahe. Aber je mehr sie demoralisiert wurde, umso greller und leidenschaftlicher brannte der Hass auf McLeod in ihr.
Wo immer McLeod sich in der Öffentlichkeit zeigte, Sabrina erschien in seiner Nähe. Stumm starrte sie ihn an. Er begann unsicher zu werden, entwickelte eine Art Verfolgungswahn. Die Verachtung, die er in ihrem Blick lesen konnte, die stumme Anklage und die unausgesprochene Drohung, die sie verströmte, setzten ihm zu. Er fühlte sich bedroht und erwirkte eine weitere gerichtliche Anordnung, die Sabrina gebot, sich aus der Umgebung des Politikers fernzuhalten. Wieder wurde ihr mit Geldstrafe und Gefängnis gedroht.
Sie zog sich zurück. Es schien, als hätte sie resigniert.
Aber sie war das Opfer. Und sie wurde nicht fertig damit, dass McLeod nicht nur ungeschoren davonkommen sollte, sondern dass er auch noch über sie triumphieren durfte. Ihr Hass wuchs ins Unermessliche!
Die Vorsitzende der Initiative „Hilfe für missbrauchte Frauen“ trat an sie heran. Sabrina arbeitete in der Initiative mit, zeigte sich ausgesprochen engagiert und erfuhr vom Leid anderer Frauen, die Ähnliches erlebt hatten wie sie.
Ihr Hass weitete sich aus auf alle Männer, die sich Frauen mit Gewalt unterwarfen, die Frauen demütigten und missbrauchten.
Sabrina Winslow begann in verschiedenen Veranstaltungen Hass zu predigen. Sie rief auf zu Rache und Selbstjustiz. Den Verantwortlichen der Initiative wurden ihre Referate und Interviews zu aggressiv. Sabrina wurde zurückgepfiffen. Sofort schmiss sie den Krempel hin und verabschiedete sich aus der Initiative.
Von Stunde an verschwand Sabrina Winslow in der absoluten Versenkung. Sie trat nicht mehr in Erscheinung.
Jack McLeod hatte Ruhe vor ihr.
Zwei Monate später
Helen Cummings machte Feierabend. Sie betrieb eine kleine Boutique für modische Neuheiten in Washington D.C. Helen schloss den Laden ab, warf den Schlüssel in die Tasche, die über ihrer Schulter hing, und strebte der Tiefgarage zu, in der sie ihren BMW untergestellt hatte.
Es war 21 Uhr vorbei. An diesem Tag war es etwas später geworden, da eine neue Kollektion an Damenoberbekleidung eingetroffen war, die sie mit Preisen auszeichnete und an die Warenständer und in die Regale verteilte.
Es war Ende März und schon finster, denn die Tage waren noch recht kurz. Und es war kühl. Helen fröstelte. Es war die Jahreszeit, in der der Mantel zu warm, Jacke und Bluse aber noch zu kalt waren.
Die dunkelhaarige 26-jährige überlegte, ob sie den Aufzug in die unterste Etage des Parkdecks nehmen sollte, entschloss sich aber dann für die Treppe. In vergitterten Wandnischen brannten die Lampen. Die Gitter hatte die Stadtverwaltung anbringen lassen, da randalierende Jugendliche die Lampenschirme mit frappierender Regelmäßigkeit zerstört hatten. Tote Fliegen und Nachtschwärmer lagen auf den Böden der kleinen Nischen. Spinnennetze zogen sich. Die Wände des Abgangs waren mit Graffiti besprüht, mit sexistischen Sprüchen und politischen Parolen vollgekritzelt. Auf den Treppenstufen lagen McDonalds-Verpackungen, Cola- und Bierdosen.
Zwei Typen um die zwanzig kamen Helen auf der Treppe entgegen. Sie befand sich bereits im 2. Untergeschoss. Der eine der beiden Kerle hatte einen Irokesen-Haarschnitt. Der Streifen Haare, der sich über sein Schädeldach zog, war grün gefärbt. Der andere trug seine Haarpracht in Form von Rasterlocken, die an alte Gerüststricke erinnerten. Darüber hatte er eine Haube gestülpt. Vom Typ her hätte er Hawaiianer sein können.
Sie kamen nebeneinander die Treppe herauf. Für drei war kein Platz. Helen drückte ihren grazilen Körper hart gegen die kalte Betonwand.
Die beiden blieben stehen, stießen sich an, lachten, der mit den Rasterlocken lärmte eine Idee zu aufgekratzt: „Hi, Honey, bist ‘ne heiße Schwester. Mit dir möchte Benny-Boy auch mal rosa Pampelmusen essen.“
„Bitte“, murmelte Helen und wollte sich vorbeidrängen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals hinauf. Ihr war mulmig zumute. Die beiden vermittelten etwas, das sie zutiefst beunruhigte. Sie schaute hilfesuchend die Treppe nach oben, aber da kam niemand. „Ich hab es sehr eilig.“
Der Irokesenschopf hielt sie auf. „Du begegnest dem einmaligen Benny-Boy und dem vorzüglichen Iron Thunder und willst es eilig haben, Sweetheart?“ Er lachte herablassend. „Ich glaub das nicht. Ich kann das nicht glauben.“
„Iron Thunder?“, kam es brüchig und angstvoll von Helen. Ihr Hals war trocken. Das Schlucken fiel ihr schwer. Es war, als würgte sie eine unsichtbare Faust.
„Das ist mein Kriegsname“, grinste sie der Irokesenschopf hämisch an. „Gut, nicht wahr? Eiserner Donner. In meinen Kreisen hat der Name Klang. Aber vergiss den Namen wieder, Süße. Er spielt keine Rolle. Der Mann ist wichtig. Und der Mann ist allererste Garnitur. Den wirst du so schnell nicht vergessen.“
Seine Rechte schoss vor und packte Helen am Handgelenk. Der Eindruck von Boshaftigkeit und Brutalität, den er plötzlich vermittelte, war erschreckend.
„Lassen Sie mich los“, entfuhr es der Frau. Sie wollte ihren Arm losreißen, aber sein Griff hatte die Härte einer Stahlklammer. Helen zerrte und zog. „Hilfe!“, gellte ihr panischer Schrei. „Hiiilfe!“ Es gellte den Treppenschacht hinauf und ging oben im Lärm von der Straße unter.
„Nicht doch!“, zischte Benny-Boy, der Rasterlocken-Mann. Er glitt blitzschnell hinter Helen.
„Hiiil …“
Benny-Boys flache Hand verschloss Helens Mund. Sein anderer Arm legte sich um ihren Leib. Er drängte sie die Treppe nach unten. Iron Thunder, wie der Irokesenschopf sich nannte, zerrte an ihrem Arm. Mit der Linken öffnete er die Tür zum 2. Untergeschoss. Es war eine feuerfeste Tür, die ebenso besprüht und vollgekritzelt war wie die Wände. Sie quietschte in den Angeln.
Helen wurde hineinbugsiert. Die Panik, die sie befallen hatte, war unbeschreiblich. Angst wäre ein zu gelindes Wort gewesen, um auszudrücken, was sie empfand. Das Herz drohte ihr in der Brust zu zerspringen. Ihr gequälter Verstand erinnerte sie daran, dass in dieser Tiefgarage in den vergangenen Wochen wiederholt Frauen vergewaltigt worden waren. Sie hatte sich eine Sprühdose mit Tränengas gekauft. Sie befand sich in ihrer Handtasche. Warnungen ihrer Bekannten und Freunde hatte sie lachend unter Hinweis auf ihre „Waffe“ abgetan.
Und jetzt …
Ihr Widerstandswille flackerte auf, in dem Moment, als die schwere Tür hinter ihnen zuschlug. Die Neonröhren in den Ecken und an der Decke verstreuten nur düsteres Licht. Kein Mensch, der ihr helfen hätte können, war zu sehen. Das Grinsen aus den Gesichtern der Kerle war verschwunden. Ihre Mienen waren nur noch Physiognomien von Brutalität und böser Gier.
Helen wand sich aus Benny-Boys Griff. Gleichzeitig trat sie nach Iron Thunder. Der Bursche mit dem Irokesenschnitt wich im letzten Moment aus. Ihr Fuß streifte ihn nur. Er schlug zu. Sein Handrücken landete bretterhart auf Helens Wange. Benny-Boy griff sofort nach und erwischte sie an den Haaren. Brutal riss er ihr den Kopf in den Nacken. Helen schrie entsetzt und vom Schmerz getrieben auf. Im nächsten Moment aber lag wieder Benny-Boys Pranke auf ihrem Mund.
„Sweetheart“, flüsterte Iron Thunder, „was wehrst du dich? Du willst es doch sicher mal richtig besorgt bekommen. Also stell dich nicht zickig. Du wirst es uns danken.“
Helen schwindelte. Vor ihren Augen schien sich alles im Kreis zu drehen wie ein Karussell. Sie war wie betäubt. Die Hand, die auf ihren Mund gepresst war, erstickte sie fast. Entsetzen und Verzweiflung brüllten aus ihren dunklen, weit aufgerissenen Augen. Übelkeit wollte in ihr hochsteigen.
Die beiden Gangster zerrten und drängten sie zu einem alten Ford. Iron Thunder schloss ihn von der Beifahrerseite auf. Er klappte die Rückenlehne zurück. „Wenn du schön artig bist und dich brav hinlegst, Honey“, keuchte er, „dann lassen wir dich hinterher auch wieder laufen. Andernfalls“, er zog blitzschnell ein feststehendes Messer unter seiner Jacke hervor, „schneide ich dir den Hals durch.“ Er drückte ihr die Spitze der Klinge leicht gegen den Kehlkopf.
Helen bekam alles nur noch wie im Trance mit. Sie war wie gelähmt, zu keiner Reaktion mehr fähig. Wie aus weiter Ferne war Iron Thunders Drohung an ihr Gehör gedrungen. Sie so richtig zu verarbeiten was Helens gequälter Verstand nicht mehr in der Lage.
Sie wurde auf den Liegesitz genötigt. „Ich zuerst!“, meldete Iron Thunder mit heiserer, belegter Stimme seinen Anspruch an. „Zieh dich aus!“, herrschte er Helen im nächsten Moment an. „Aber nicht mehr als nötig …“
In diesem Moment begann am Ende des Parkdecks eine schwere Maschine zu dröhnen. Der Motor heulte kurz auf, dann sank das Geräusch wieder herab zu einem untertourigen Blubbern und näherte sich.
Ein blonder Mann fuhr das Motorrad. Auf dem Rücksitz saß eine Frau mit ebenfalls blonden Haaren. Sie waren nackenlang. Beide trugen sie Sonnenbrillen. Beide waren in schwarzes Leder gekleidet.
Benny-Boy und Iron Thunder waren abgelenkt. Auf dem Autositz lag Helen. Sie wimmerte leise, losgelöst, nur noch vom Unterbewusstsein geleitet. Dann war das Motorrad heran. Es rollte im Schritttempo. Die blonde Frau mit der Sonnenbrille griff unter ihre geöffnete Jacke. Als ihre Hand wieder zum Vorschein kam, umklammerte sie den Griff einer Mini-MP. Sie schlug die Waffe an. Und sogleich begann die leichte MP zu rattern. Feuergarben stießen aus der Mündung. Die beiden Vergewaltiger wurden von den Treffern herumgerissen und geschüttelt. Die Windschutzscheibe des Ford zerbröselte geradezu unter den Einschlägen. Stahlblech wurde zerfetzt!
Iron Thunder fiel gegen das neben dem Ford parkende Auto und rutschte daran zu Boden. Das Messer entglitt seiner Hand und klirrte auf den Beton.
Benny-Boy mit den verfilzten Rasterlocken kippte über die Motorhaube des Ford, wurde von zwei weiteren Treffern herumgeschleudert und rollte auf den Boden. Blut sickerte unter seiner erschlafften Gestalt hervor und zog eine dunkle Spur.