Trouble on New Year's Eve - Kiki Wally - E-Book

Trouble on New Year's Eve E-Book

Kiki Wally

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Beschreibung

Enemies to Lovers. Officeromance. Cowboyromance. Willkommen im vierten Teil der Kingbrothers. (1) Kidnapping on Christmas - Deacon King (2) Destroying on Independence Day - Chase King (3) Falling in Love on Thanksgiving - Skyler King -unabhängig voneinander lesbar- Lerne nun Rodney King kennen - Businessman und Cowboy: In Illinois hat die Baufirma Kings Construction Company mit dem CEO Rodney King das Sagen. Jeder große Auftrag gehört ihnen, sodass es dem ältesten Kingbruder seit der Firmengründung nicht schwerfiel, die Gewinne zu verdreifachen. Siegessicher in der Branche, nimmt er um sich herum keine anderen Baufirmen wahr, bis zu dem Tag, an dem Nolan Constructions ihm in die Quere kommt. Emily Nolan, die CEO der Firma, bewegt sich ab dem Tag auf seinem Radar, allein schon deswegen, weil Rodney nicht leugnen kann, wie attraktiv sie ist. Eine geheimnisvolle Einladung des Gouverneurs für ein großes Bauprojekt, bei dem mehrere Konkurrenten in sein Anwesen in Waukegan eingeladen werden, verkompliziert die Lage zwischen den beiden.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Herzlich Willkommen

Vorwort

Rodney - 1

Rodney – 2

Emily - 3

Rodney - 4

Emily - 5

Rodney - 6

Emily - 7

Rodney - 8

Rodney - 9

Emily – 10

Rodney - 11

Emily - 12

Emily - 13

Rodney - 14

Emily - 15

Rodney - 16

Emily - 17

Rodney - 18

Emily - 19

Rodney - 20

Emily - 21

Rodney - 22

Emily - 23

Rodney - 24

Emily - 25

Rodney - 26

Emily - 27

Rodney - 28

Emily - 29

Rodney - 30

Emily - 31

Rodney - 32

Emily - 33

Rodney - 34

Emily - 35

Rodney - 36

Rodney - Epilog

Die Kingbrothers-Reihe

Weitere Bücher

Impressum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Herzlich Willkommen

im vierten Teil der

Kingbrothers.

Dieser Teil handelt von Rodney King und seiner Emily – zwei Charaktere, die man bereits aus den anderen Kingbrothers-Teilen kennt und die offenbar eine glückliche Ehe führen.

Doch, wie kam es zu dieser Beziehung?

Seid gewiss – am Anfang war es zwischen den beiden keineswegs harmonisch.

Die Bücher der vier Kingbrothers können unabhängig voneinander gelesen werden.

Vorwort

Wir kehren zurück in die Vergangenheit.

Dorthin, wo Weihnachten nicht fast in einer Katastrophe endete, der Independence Day nicht von einem Kriminalfall begleitet und Thanksgiving fast vergessen wurde.

Es ist Ende Oktober. Im Hause King geht es turbulent zu, mit vier Brüdern, die in ihrer Blütezeit stehen.

Rodney ist erfolgreich mit seiner eigenen Baufirma und pendelt immer mal wieder zwischen Illinois und Nebraska.

Es könnte für ihn nicht besser laufen, wenn nicht plötzlich eine andere Firma ihm Konkurrenz machen würde.

Und dann auch noch attraktive Konkurrenz.

Rodney - 1

Nächte zu Hause waren nicht wie die Nächte in meiner kleinen zwei Zimmerwohnung, die ich mir als Student in Illinois angemietet hatte. Mittlerweile war ich zwar längst kein Student mehr und konnte mir mit meiner eigenen Firma gewiss auch etwas anderes leisten, aber bisher war die Methode, in dieser günstigen Wohnung wohnen zu bleiben, hervorragend dafür geeignet, um Geld beiseite zu legen. Denn in diesem Jahr wollten meine Brüder und ich endlich mal gemeinsam Kurzurlaub machen. Nicht, dass ich derjenige wäre, an dem es ständig scheitern würde. Es waren eher die anderen Drei, die zum Teil echte Chaoten waren. Chase war einer dieser skandalösen Footballspieler, der keine Frau anbrennen ließ. Und das nicht, auf eine charmante Art und Weise, sondern immer so, dass es Gott und die Welt mitbekam und immer noch irgendwas anderes Peinliches passierte. Er schmiss die Kohle, die er in den Verein verdiente, für Partys, Alkohol und Drogen zum Fenster raus. Deacon besetzte in seiner Baseballmannschaft eine der Hauptpositionen und war ein echter Star. Dass er mal frei hatte, konnte man an einer Hand abzählen, denn sein Gesicht wurde für jedes Event, jede Champagne, jedes Foto gebraucht. Und Skyler? Er war ein absoluter Freigeist. Er reiste beruflich durch die Welt, um armen Tieren von der Straße ein Zuhause zu geben. Dass er sich dabei öfter mal in zwielichtigen Gegenden aufhielt, die ihm teilweise fast das Leben gekostet hätten, war nur unter uns Brüdern bekannt. Unsere Eltern würden einen Herzinfarkt bekommen, wenn sie wüssten, wie gefährlich seine Rettungsmissionen zum Teil waren. Ich erhob mich aus dem schmalen Bett in meinem alten Zimmer und mein Rücken knackte, während ich mich ausgiebig streckte. Ich schlief in dem Haus meiner Eltern immer nur, wenn ich zu Besuch war, deshalb hatte sich in meinem alten Zimmer auch nie irgendwas geändert – auch, wenn ich ein größeres Bett definitiv bevorzugen würde. Selbst für die paar Nächte, die ich nur ab und zu am Stück hier war. Ich hatte mich gestern Abend bei meinen Eltern einquartiert, weil meine Brüder darauf bestanden, alle gemeinsam im gleichen Flieger zu sitzen. Ich hätte auch nichts dagegen gehabt, alleine einen Flieger von Illinois nach Kalifornien zu nehmen. Dann hätte ich noch die restlichen Stunden Ruhe genießen können. Es war nicht so, dass ich die gemeinsame Zeit mit meinen Brüdern nicht ebenfalls genoss, aber als ältester Bruder, mit eigener Firma, der scheinbar der einzige Vernünftige von allen war, konnte es manchmal verdammt anstrengend sein. Ich schnappte mir das Longsleeve und die lockere Chinohose, die über der Sessellehne neben meinem Bett hangen, welche ich mir bereits für heute rausgelegt hatte. Dann checkte ich die Nachrichten auf meinem Handy, denn es war das erste Mal, dass ich meine Firma für ein paar Tage allein ließ. Ich hatte hochqualifizierte Angestellte und es gab wirklich keinen Grund zur Sorge, denn auch den Rest des Jahres leisteten sie hervorragende Arbeit. Mikael hatte mir eine Email hinterlassen, dass alles normal laufen würde und dass sie heute die Besichtigung mit der Innenausstatterin für unser aktuelles Projekt hatten. Nicht, dass sich seit gestern Abend viel verändert hätte, aber er kannte mich zu gut und wusste, wie nervös ich sein würde. Deshalb schrieb er mir offenbar lieber eine Nachricht zu viel, als eine zu wenig. Die Kings Construction Company war ein Selbstläufer. Ich hatte vom Besten der Besten gelernt, was ich meinem Dad zu verdanken hatte. Denn ohne die Vermittlung an einen ehemaligen Freund, der eine eigene Baufirma in Indiana betrieb und bei dem ich während meines Studiums und auch danach untergekommen war, wäre ich heute vermutlich nicht so erfolgreich. Die Firma lag direkt an der Grenze zu Illinois und ich musste jeden Tag hin- und herpendeln, da die University in Illinois ihren Sitz hatte. Ich konnte mich glücklich schätzen, dass ich einer der Besten in meinem Studiengang gewesen war. Ich hatte ihn samt einem Magna cum Laude abgeschlossen. In Henrys Firma, der Freund von meinem Dad, durfte ich nach dem Studium einen eigenen Sektor übernehmen. Ich wurde prozentual an den Gewinnen der Baueinheiten beteiligt und das Geld, welches ich für eine eigene Firma benötigte, hatte ich schneller zusammen, als ich es damals begreifen konnte. Henry hatte lange Zeit versucht, mich aufzuhalten. Vermutlich war nie jemandem so viel geboten worden, wie mir. Von Gehaltserhöhungen, über weitere Gewinnanteile bis hin zu ganzen Firmenanteilen. Doch mein Traum war es schon immer gewesen, meine eigene Firma zu haben. Daher konnte er mich nicht aufhalten. Mir war natürlich klar, dass seine Beweggründe nicht nur daraus bestanden, einen wertvollen Mitarbeiter nicht verlieren zu wollen. Das war zwar nicht gelogen, aber sicherlich wollte er in dem Geschäft auch keine weitere Konkurrenz haben. Er hatte Glück, dass ich zwar abgezockt war, jedoch auf ihn Rücksicht nahm und mich bisher von Indiana fernhielt. Ehrlicherweise brauchte ich mich auch nicht in seine Stadt ausbreiten, denn die Aufträge in Illinois ließen nie lange auf sich warten und die Leute rannten mir die Bude ein. Ich zählte zu einem der vertrauenswürdigsten Geschäftsleuten in Illinois, wenn man den Artikeln in der Shining Illinois Glauben schenken durfte. Das Magazin wurde nicht müde, immer und immer wieder über meine Firma und die einhergehenden Bauprojekte zu berichten – zu meinem Glück. Bevor ich nach unten in die Küche ging, packte ich die paar Sachen, die ich hier über Nacht gebraucht hatte, wieder zusammen und verstaute das Handy in der Hosentasche. Als ich meine Tür öffnete, herrschte in der oberen Etage Stille. Ich teilte mir die Etage mit Skyler, der ohnehin so gut wie nie zu Hause war. Eigentlich traurig, wenn man bedachte, dass die Etage die meiste Zeit des Jahres nicht betreten wurde, es sei denn, Mum bekam das Verlangen, hier oben sauber zu machen. Die Zimmertür von Skyler stand offen und das Bett sah immer noch genauso aus, wie gestern Abend, als ich hergekommen war. Es war klar, dass er wieder in der letzten Sekunde kommen würde. So war es immer mit ihm und seinen halsbrecherischen Tierrettungen. Vermutlich hätte auch er direkt einen Flieger von Rio de Janeiro bis nach Kalifornien nehmen sollen, anstatt hier zwischenzulanden. Ich folgte dem köstlichen Kaffeeduft, der sich im ganzen Haus verteilte und nahm die zahlreichen Stufen bis hinunter ins Erdgeschoss. Im ersten Stock stand Deacons Tür auf und ein Zimmer weiter lief die Dusche. Er war also wach, doch die Tür von Chase war verschlossen, was darauf schließen ließ, dass auch er es mal wieder bis zur letzten Minute hinauszögern würde – und zwar mit schlafen. Ohne Rücksichtnahme stieß ich seine Tür auf und polterte in sein Zimmer. „Aufstehen, Hübscher!“, rief ich und riss einfach seine schweren Vorhänge beiseite, weshalb ein paar Sonnenstrahlen direkt durch das Fenster auf sein Gesicht trafen. Die abgestandene Alkoholfahne und der Geruch nach kalten Rauch, der aus seinen Klamotten drang, die am Boden lagen, waren widerlich, weshalb ich auch noch das Fenster weit öffnete. „Woa, wieso nervst du mich so?“, maulte mein Bruder und zog seine Decke über den Kopf. „Welcher Idiot geht abends noch feiern, wenn er weiß, dass er am nächsten Tag in den Urlaub fliegt? Wundert mich, dass neben dir keine nackte Frau liegt.“, scherzte ich und riss seine Decke weg. Es war zwar weit und breit keine nackte Frau zu sehen, dafür lag er aber so im Bett, wie Gott in schuf. „Ich habe mich für euch extra zusammengerissen.“ Er legte einen Arm über seine Augen und drehte sich auf den Rücken. „Siehst du das? Ich habe nicht mal einen Guten-Morgen-Ständer.“, meckerte er weiter. „Schlimm genug, dass ich mir das überhaupt reinziehen muss. Würde ich da unten irgendwas anderes sehen, würde ich dich vermutlich mit einem Kissen verprügeln.“ Wir Brüder kannten uns in allen Lebenslagen und es war nicht so, als würden wir uns nicht hin und wieder mal nackt sehen. Wir waren offen, was das anging. Vermutlich war das unter Brüdern auch vollkommen normal. Aber seinen Schwanz – erigiert? Nein, danke. Das stand nicht auf der Liste mit Dingen, die ich sehen wollte. „Beweg deinen Arsch und geh duschen. Nackt bist du ja immerhin. Ich erwarte dich in zwanzig Minuten unten. Und glaub mir – du willst nicht, dass ich nochmal reinkomme.“ Pfeifend verließ ich sein Zimmer, während ich innerlich darüber lachte, dass er mich leise nachäffte. Chase hasste es besonders, wenn ich den großen Bruder raushängen ließ.

Rodney – 2

Skyler lehnte mit einer Kaffeetasse in der Hand am Küchentresen, als ich endlich unten ankam. Er sah Mum dabei zu, wie sie die Omeletts in der Pfanne schwenkte. Ich blieb im Türrahmen stehen und sah mir diese Situation einen Moment an. Die Melancholie, die sich dabei in meiner Brust breit machte, versuchte ich zu ignorieren. Es gab diese Momente, in denen ich es ein wenig hasste, erwachsen zu sein und Verantwortung zu haben. Manchmal dachte ich darüber nach, wie schnell die Kindheit in diesem Haus und auf dieser Ranch vergangen war. So war es immer mit den guten und wundervollen Dingen im Leben – sie flogen an einem vorbei. Dieses Bild von Sky und meiner Mum war vertraut, wenn auch nicht immer er es war, der zu dieser Erinnerung gehörte. Denn ständig stand irgendwer von uns neben ihr und sah ihr beim Kochen oder Backen zu. Das war schon immer so gewesen. Früher hatten wir dabei noch auf einem Stuhl oder Hocker gestanden, hatten überall Mehl im Gesicht und hatten sie in den Wahnsinn getrieben, wenn wir ihr ganzes Rezept durcheinanderbrachten. Heute sahen wir ihr nur dabei zu – weil es eine Erinnerung war, die sich in jedem von uns eingebrannt hatte und die einem immer ein Stück von Zuhause gab – ein Stück ihrer Liebe, ihrer Zuneigung, auch, wenn das niemand von uns laut zugeben würde. „Wie ich sehe, hast du es rechtzeitig geschafft.“, gab ich mich nun zu erkennen und trat weiter in die Küche. Meine Mum warf mir ein warmes Lächeln über die Schulter zu, während Skyler einen Schluck aus seiner Tasse nahm. „Lass mich raten, die anderen beiden Scheißer liegen noch im Bett.“, scherzte er. Ich drückte ihn für einen Moment an mich, bevor ich ihm einfach die Tasse aus der Hand nahm und ebenfalls einen Schluck von seinem Kaffee trank. Skyler war nämlich der Zweitälteste unter uns. Auch er fand es zuweilen recht lustig, unsere anderen beiden Brüder das spüren zu lassen. „Deacon ist wach und Chase habe ich gerade einen Arschtritt verpasst. Er sollte besser aufstehen, bevor er von uns beiden einen Zweiten bekommt.“ Zusammen lachten wir, während Mum uns mahnend ansah. Ich ließ meinen Blick für einen Moment über meinen Bruder streifen. Trotz seiner roten Haare und der Neigung, eher hellere Haut zu haben, war er braun gebrannt. Ein neues Tattoo zierte sein Handgelenk. „Du siehst aus, als würdest du bereits aus dem Urlaub kommen“, bemerkte ich und zeigte wirsch an ihm auf und ab. „In Rio war es heiß. Nichts als Sonne. Selbst ein Vampir würde da nicht weiß bleiben.“ Ich schenkte Kaffee in seine Tasse nach, bevor ich mir auch eine eigene füllte und wir uns an den Tisch setzten. „Heiß, also? Auch irgendwas Heißes aufgerissen?“ Verschmitzt grinste ich ihn über den Rand meiner Tasse an und Mum drehte sich empört um. Keine Sekunde später landete ein Küchenhandtuch in meinem Gesicht und Kaffee schwappte aus der Tasse, direkt auf mein Shirt. „Keine Sexgeschichten am Frühstückstisch, Jungs. Wie oft soll ich das noch sagen? Auch, wenn ihr erwachsen seid. Ich will das nicht hören“, zeterte sie. Es war etwas, was sie schon so oft gesagt hatte, aber mit vier Söhnen war es nicht gerade einfach, dass sich an diese Regel gehalten wurde. Was wollte sie auch groß erwarten? Gerade unter Brüdern hatte man das Verlangen, sich über diese Dinge auszutauschen. „Sieh dir mein Shirt an, Mum. Du musst ja nicht gleich mit Sachen um dich schmeißen“, witzelte ich und ihr Blick wurde wieder etwas wärmer. „Das tut mir leid, Schatz. Komm, ich wasche es für dich.“ Direkt trat sie einen Schritt auf den Tisch zu und hielt mir auffordernd ihre Hand entgegen. „Hör schon auf. Es reicht schon, dass du für deine erwachsenen Söhne Frühstück machst. Ich ziehe mich gleich um und wasche es, wenn wir aus Palm Springs zurückkommen.“ Nun stemmte sie die Hände in die Hüften. Auch, wenn ich die Arbeit für sie vermeiden wollte, fühlte sie sich angegriffen. Typisch unsere Mum. „Nun hör du aber auf. Ich mache das sehr gerne für euch. Ich komme schließlich nicht mehr allzu häufig in den Geschmack. Alle sind außer Haus, außer Chase, der entweder aus dem Haus hechtet und nur auf dem Footballfeld steht oder der bis in den Mittag schläft. Und nun her mit dem Shirt!“ Auffordernd zuckte sie nun mit den Fingern, weshalb ich also widerwillig das Shirt über meinen Kopf zog – sie würde ohnehin keine Ruhe geben. Dann verschwand sie aus der Küche, weshalb sich Skyler etwas näher zu mir herüberbeugte. „Ich habe jemanden in einer Bar kennengelernt. Natürlich Brasilianer. Er hat ein kleines Tattoostudio, direkt am Strand.“ Das erklärte das neue Tattoo an seinem Handgelenk, welches eine Palme zeigte. „Ich hoffe, er hat seine Liege gut desinfiziert, denn wir haben es nicht nur einmal da drauf getrieben.“ Mein Bruder stand auf Männer. Glücklicherweise war das in unserer Familie kein Tabuthema, auch, wenn Chase sich damit hin und wieder etwas schwertat. Wir alle waren vollkommen hetero und standen auf Frauen. Er war nicht unbedingt konform damit, sich die Sexgeschichten von Sky mit anderen Männern anzuhören, weil er die Vorstellung für sich selbst widerlich fand. Er würde es irgendwann noch lernen. Immerhin riss er sich mittlerweile etwas besser zusammen. „Hauptsache du hast dich geschützt. Aber solange du Spaß hattest, freut es mich.“, gab ich zu bedenken. „Bei mir zieht die Große-Bruder-Nummer nicht. Und natürlich habe ich ihn sein Ding nicht einfach blank in meinen Hintern schieben lassen.“ Skyler verstummte abrupt, als Mum zurückkam. Wir grinsten uns beide nur breit an – war es schon fast etwas peinlich, dass wir uns als erwachsene Männer hinter dem Rücken unserer Mum ins Fäustchen lachten, wie zwei Teenager, die zum ersten Mal Erfahrung mit Sex gesammelt hatten. „Jedenfalls will er mich wiedersehen.“, sprach er nun etwas leiser, während Mum ohnehin damit beschäftigt war, einige Sachen aus dem Kühlschrank zu holen. „Siehst du eine Zukunft mit einem Brasilianer, der tausende Kilometer weit entfernt wohnt? Könnt ihr euch überhaupt verständigen?“ Es war nicht üblich, dass die Leute an dieser heißen Küste englisch sprachen, so wie seine Partnerin Belinda, die in den Favelas lebte. „Körpersprache funktioniert manchmal besser, als die Verbale.“ Das war typisch Skyler. Zuweilen war er wie eine Frau und verliebte sich ständig Hals über Kopf. „Wer weiß, wann du das nächste Mal nach Rio reist. Komm schon, Sky. Sei nicht dumm. Du weißt, dass die meisten Menschen dort gefährlich sind und nur darauf warten, jemanden ausnehmen zu können.“, ließ ich nun doch wieder den großen Bruder raushängen. „Du klingst genau wie Julia“, nörgelte er und nahm erneut einen Schluck Kaffee. Julia war seine beste Freundin, die Gott sei Dank nicht jede Naivität von ihm belächelte, sondern auch immer ihre Meinung kundtat. „Seht sie euch an, die alten Herren, Frühaufsteher und mit einer Tasse Kaffee in der Hand“, ertönte es plötzlich aus dem Küchendurchgang. Deacon kam frisch geduscht und angezogen herein, während Chase hinter ihm sich noch das lockige Haar trocken rubbelte. „Schatz, muss das sein? Weg mit dem Handtuch!“, bekam unsere Mum schon wieder den nächsten Anfall. Und wie Chase eben war, warf er das Handtuch einfach in den Flur, was sie nur mit einem Augenrollen quittierte. Es wurde wirklich Zeit, dass auch er auszog und endlich lernte, dass nicht alles selbstverständlich war. Dann müsste er sich endlich mal um einen eigenen Haushalt kümmern. Ich stand auf und begrüßte auch meine anderen Brüder, genauso wie Skyler. „Seit wann sieht man dich ohne glattgebügeltes Hemd, Bruder?“ Spielerisch stieß Deacon mir seinen Ellenbogen in die Rippen. „Ich habe gehört, wir machen einen Partyurlaub. Da ist ein Hemd überflüssig.“ Es war wahr, dass man mich meistens in Hemd oder Anzug sah, wenn ich nicht gerade einen Blaumann trug, um selbst eine Baustelle zu begehen, was auch hin und wieder mal vorkam. „Und deswegen wollt ihr Zwei also oberköperfrei in den Flieger steigen?“, scherzte Skyler und zeigte zwischen mir und Chase hin und her, der sich gerade ein Glas Wasser am Hahn einließ, um sich ein paar Aspirin einzuschmeißen. „Ich verdanke das hier unserer Mum, die wütend mit Geschirrhandtüchern nach Kaffeetassen wirft, wie du gesehen hast.“, zeigte ich an mir herab. „Und der da – der ist einfach wieder spät dran.“ Schmunzelnd setzte sich nun auch Deacon an den Tisch, während Skyler unserer Mum half, das Frühstück auf den Tisch zu stellen. „Pass du besser auf, dass ich nicht auch noch irgendwas nach dir schmeiße.“, grummelte Chase. „Oh, nur zu. Ich muss mich ohnehin gleich umziehen.“ Mürrisch setze er sich verkehrtherum auf einen der Stühle und stützte die Unterarme auf der Rückenlehne ab. „Oh man, du strahlst ja nur so vor Freude und Energie. Wird bestimmt ein toller Urlaub, wenn das Party Animal plötzlich zum Stinkstiefel wird“, zog ich meinen kleinen Bruder weiter auf. Wir hatten Karten für das Palm Springs Reform Festival gebucht. Halloween am Strand, mit viel nackter Haut. „Gib mir eine halbe Stunde und ich bin wieder topfit.“, gab er sich nun geschlagen und klaute sich direkt an Stück Bacon vom Teller, in welches er genüsslich hineinbiss. Lachend ließ ich meinen Blick durch die Küche wandern, in der wir fast vollzählig waren. Nur Dad fehlte, der sicherlich dabei war, die Pferde auf die Koppel zu lassen, so wie jeden Morgen. Dieser Ort war ein Ort des Zusammenseins, auch, wenn es nicht mehr so oft vorkam, wie früher.

Emily - 3

„Guten Morgen, Miss Nolan“, grüßte mich unsere Empfangsdame Cindy, als in im siebzehnten Stock des Glastowers in unserer Firma ankam. Sie erstreckte sich über drei Etagen, bis zum neunzehnten Stock und trotz des Platzes würden wir bald erneut expandieren müssen. Dad stand aktuell in den Verhandlungen mit der Genossenschaft, denen das Gebäude gehörte, um noch den zwanzigsten Stock anmieten zu können, der aktuell als Lager des Kaufhauses im ersten Stock diente. Doch er hatte vor, großzügig bei seinem Angebot zu sein, weshalb die Genossenschaft vermutlich das Angebot nicht ablehnen würde. Die Betreiber des Kaufhauses hatten bereits Wind davon bekommen, dass wir vorhatten, ihre Lagermöglichkeit zu vernichten. Wütend hatte der Geschäftsführer vor ein paar Tagen an unserem Empfang gestanden, doch wir wären keine guten Geschäftsleute, wenn wir das nicht abkönnen würden. Konkurrenz belebte das Geschäft und manchmal musste man etwas hartnäckiger sein, um den entsprechenden Erfolg einzufahren. „Gibt es Post für mich?“, hakte ich am Empfang nach, bevor ich zu meinem Büro lief. „Ich habe hier die aktuellen Zahlen von dem Wohnkomplexprojekt sowie ein Anwaltsschreiben des Geschäftsführers des Kaufhauses. Er scheint den Kampf nicht einfach aufgeben zu wollen.“ Ich nahm ihr das Klemmbrett und den Umschlag mit dem Anwaltsschreiben ab. Wenn dieser Trottel schon einen Anwalt einschaltete, müsste er die Genossenschaft verklagen. Sie waren schließlich die Eigentümer und sie entschieden, wem welche Fläche vermietet wurde oder auch nicht. „Ach, und bevor ich es vergesse – ihr Vater will Sie sehen, Miss.“ Das war ungewöhnlich für die frühe Uhrzeit, da er meistens später in die Firma kam, als ich. Auf direktem Wege lief ich also zu seinem Büro, ohne die ganzen Sachen vorher in meinem abzulegen. Als ich an seiner Tür klopfte und eintrat, stand er gerade telefonierend am Fenster. Abwartend setze ich mich auf eines seiner dunklen Chesterfieldsofas und sah mir die Zahlen an. Der Bau schritt voran, wie geplant. Wir waren keinen Tag im Verzug, sondern hatten noch einen Tag rausgeholt. Die Kosten lagen ebenfalls im Rahmen. Sollte nichts Außergewöhnliches anfallen, wäre es das erste Projekt, welches wir mit unter den Schnitt berechneten Kosten fertig stellen würden. Es handelte sich um einen hochpreisigen Wohnkomplex, in dem sich nicht jeder in Illinois eine Wohnung leisten können würde. Zuvor hatten wir ein anderes Projekt fertiggestellt, um welches uns der Bürgermeister gebeten hatte. Eine Wohnanlage, mit bezahlbarem Wohnraum – vor allem für Familien. Dieses Projekt hatte uns Nächte lang Kopfzerbrechen bereitet, denn hier hatte es mit den Zahlen anders ausgesehen. Sie waren in den roten Bereich gerutscht. Mit den Material- und Handwerkerkosten, die zurzeit auf dem Markt als normal galten, war es nicht unbedingt leicht, bezahlbaren Wohnraum zu errichten. Die Einnahmen der Mieten würden nun zeigen, ob sich dieses Bauprojekt gelohnt hatte. Bei dem jetzigen Projekt lief alles nach dem Motto : perfekte Annehmlichkeiten. Ich vermied es, es als Luxus zu betiteln. Denn mehr ging immer und wir wollten keinen Palast errichten. Aber Dinge wie bodentiefe Fenster, elektrische Rollladen überall, privater Zugang über einen Fahrstuhl, Kameraüberwachung sowie eine Kameragegensprechanlage, eine ausgiebige Küchenausstattung, Smarthomeoptionen, ebenerdige Duschen mit ausreichend Platz, Möglichkeiten für Saunen und Whirlpools, sollten zum Standard gehören. „Wir haben gleich einen Termin, Schätzchen.“, sprach mein Vater mich plötzlich an. Ich hatte nicht bemerkt, dass er bereits aufgelegt hatte. „Gibt es einen neuen Auftrag?“, hakte ich nach, denn es war eher üblich, dass dieser eingebildete Kerl der Kings Construction Company jeden einzelnen Auftrag in Illinois an Land zog. Wenn ich nur sein überhebliches Grinsen auf einem der Stadtmagazine sah, kam mir bereits das blanke Kotzen. „Noch nicht, aber wenn wir uns gut anstellen, vielleicht. Du weißt doch, dass das St. Louis Hospital einen neuen Verwaltungstrakt errichten lassen will. Offenbar waren sie mit dem Angebot, welches Mr. King ihnen unterbreitet hat, nicht zufrieden.“ Nun stellte sich auf meinem Gesicht ein überhebliches Grinsen ein, denn ich hatte gehofft, dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem Nolan Constructions diesen egoistischen Bauingenieur in den Boden stampfen würde. „Keine Sorge, Vater. Ich bin sicher, dass wir den Auftrag zu unserem machen werden. Lass uns in fünf Minuten am Aufzug treffen.“ Beschwingt verließ ich sein Büro, um fünf Türen weiter meines aufzuschließen. Etwas unachtsam schmiss ich das Klemmbrett und den Brief des Anwalts auf den Schreibtisch. Diese Sache musste jetzt warten. Ich ging in das kleine angrenzende Badezimmer und checkte noch einmal mein Make Up und mein Outfit gegen. Ich hatte erst vor einer halben Stunde meine Wohnung verlassen, also konnte es nicht anders sein, als das alles noch an Ort und Stelle saß und nahezu perfekt wirkte. Trotzdem kämmte ich noch einmal mein kinnlanges Haar und fixierte den Pony mit etwas Haarspray. Ich zog den Lipliner noch einmal nach und sprühte etwas Parfüm auf. Das hellgrüne Damenkostüm saß akkurat und faltenfrei. Ein makelloses Auftreten war bei so einem Auftrag von höchster Priorität. Ich schnappte mir erneut meine Handtasche sowie die Laptoptasche samt Gerät aus einem der Aktenschränke. Es war immer gut, bestens vorbereitet zu sein und spontan etwas anbieten zu können – etwa eine Preiskalkulierung oder aber ein 3D Modell in unserem Bauprogramm, um eventuelle Visionen prophylaktisch veranschaulichen zu können. Als ich zurück zum Fahrstuhl lief, wartete mein Vater bereits auf mich. „Roger wird uns fahren“, teilte er mir mit, denn ohne seinen Chauffeur fuhr mein Vater nirgends hin. Daher stiegen wir im Erdgeschoss aus. Der Fahrstuhl öffnete sich zum Hintereingang und natürlich nicht mitten im Kaufhaus. Roger stand bereits mit dem schwarzen Landrover bereit und hielt meinem Vater und mir die Tür auf. Wir fuhren durch den regen Stadtverkehr von Illinois, direkt die Hauptstraße hinunter, an dessen Ende das Hospital lag. „Folgen Sie der Beschilderung für den Personalparkplatz. Der Geschäftsführer hat mir den Code für die Schranke genannt“, wies mein Vater seinen Chauffeur an. Dass er direkt einen Code zugespielt bekam, um kostenlos bei den Krankenhausmitarbeitern parken zu können, wirkte bereits vielversprechend. Als wir an eben jener Schranke hielten, diktierte er Roger den Code und die rotweiß-gestreifte Stange hob sich. Wir parkten vor dem jetzigen Verwaltungstrakt, der wirklich nicht mehr angemessen aussah, für das bereits modernisierte Gebäude des Stationstraktes. Ich folgte meinem Vater eilig die Stufen hinauf und an dem gläsernen Empfangstresen kündigte er uns an. Die Dame kam auf ihren hohen Schuhen um den Tresen herumgestöckelt und führte uns höchstpersönlich zum Büro des Geschäftsführers. Dabei entging mir nicht, dass mein Vater ihr auf den prallen Hintern guckte, der, wie ich zugeben musste, in diesem engen Bleistiftrock perfekt zur Geltung kam. Ich wusste, dass meine Eltern einige Probleme in ihrer Ehe hatten, doch sie redeten vor mir nicht darüber. Mittlerweile war ich erwachsen und sie brauchten vor mir kein Versteckspiel mehr spielen. Ich hatte nicht einmal eine Ahnung, ob sie einfach stillschweigend nebeneinander her lebten oder ob sie vielleicht sogar eine Paartherapie machten, um ihre Ehe zu retten. Aber wenn ich mir den Blick meines Vaters so ansah, schien er die Ehe an den Nagel gehangen zu haben. Noch ein Grund mehr, weshalb ich aktuell einfach nicht bemüht darum war, einen Mann an meiner Seite haben zu wollen. Irgendwie war es doch immer das Gleiche mit den erfolgreichen Leuten. Sie kümmerten sich nur um ihren Job und nicht um ihre zwischenmenschlichen Beziehungen. Und da mir meine aktuelle Position gefiel und ich in meinem Job voll aufging, vor allem jetzt, wo es zum Greifen nah war, diesem King einen Auftrag wegzuschnappen, wollte ich meine restliche Zeit nicht mit irgendwelchen potentiellen Dates auf irgendeiner Datingapp verschwenden. Die Empfangsdame kündete unseren Besuch im Büro des Geschäftsführers Mr. Wallish an, wie ich auf dem goldenen Metallschild neben seine Tür las, ehe sie uns die Tür aufhielt und wir hineingingen. „Mr. Nolan und…“, geriet Mr. Wallish ins Stocken. „Meine Tochter, Ms. Nolan. Sie ist Partnerin in meiner Firma“, klärte mein Vater ihn auf. „Ms. Nolan, es ist ganz bezaubernd Ihre Bekanntschaft zu machen.“ Ich legte meine Hand in einen angenehm festen Händedruck und dabei entging mir ebenfalls nicht, dass Mr. Wallishs Augen zu der leicht geöffneten Bluse wanderten. Er war vermutlich etwas älter als ich. Adrett und gepflegt, fein manikürte Hände, wie ich feststellte, hellblaue Augen, die mich einen Moment zu lange ansahen und kein Ring an seinem Finger. „Die Freude ist ganz meinerseits“, antwortete ich mit einem samtigen Lächeln auf den Lippen. „Bitte, nehmen Sie doch Platz“, deutete er zu den beiden Sesseln direkt vor seinem Schreibtisch. Er setzte sich wieder dahinter und strich sein Jackett dabei glatt. „Also, ich möchte nicht lange drumherum reden. Wie ich Ihnen bereits mitteilte, Mr. Nolan, habe ich ein Angebot von der Kings Construction Company bekommen, welches mir preislich eindeutig nicht zusagt. Gewiss bin ich kein erfahrener Bauingenieur, aber aufgrund diverser Erneuerungen und Bauarbeiten, die wir an diesem Krankenhaus bereits haben vornehmen lassen, bin ich ungefähr im Bilde, ob ein Preis gerechtfertigt ist oder nicht. Und dieser ist es nicht.“ Mr. Wallish schob uns den Kostenvoranschlag über den Tisch zu und ich entdeckte sofort die Zahl mit den sechs Nullen – 3.000.000 Dollar. Nicht unbedingt ungerechtfertigt, aber bei gewissen Maßnahmen konnte man sparen, auch wenn es nicht so viel war, wie er sich es vielleicht vorstellen mochte. Sofort holte ich meinen Laptop hervor und startete ihn. „Ich würde Ihnen gerne etwas zeigen. Wir haben vor einem Jahr ein ähnliches Projekt betreut. Zwar nicht das eines Krankenhauses, aber in einer Entsorgungsfirma sollte zu den gängigen Hallen ebenfalls ein Verwaltungsgebäude hinzugefügt werden. Ich lege Ihnen gerne offen, wie die Planung dazu ausgesehen hat. Die Struktur und auch das Interieur würde ich etwas ändern, damit es zu einem Krankenhaus passt. Sollte es Ihnen gefallen, könnte ich mir vorstellen, dass wir bei einer Summe von etwa 2,3 Millionen zusammenkommen“, kam ich auf den Punkt. Kaum merklich leuchteten die Augen von Mr. Wallish auf. Vielleicht sollte ich darüber nachdenken, für die Kirsche auf der Sahne, noch einen Knopf meiner Bluse zu öffnen.