Über Dainingas nach Tuningen - Emil Klaiber - E-Book

Über Dainingas nach Tuningen E-Book

Emil Klaiber

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Beschreibung

Das Buch beschreibt die ereignisreiche und bewegende Geschichte eines alten Dorfes, das heute zu den modernsten des Landes Baden-Württemberg gehört. Es berichtet von interessanten Menschen und von solchen, die durch die Ereignisse der Geschichte scheiterten. Andere, die für ihr Leben am Ort keine Hoffnung mehr sahen, bekamen wieder neuen Mut. Durch die dramatischen Ereignisse änderte sich das gesamte Leben im Dorf, nicht nur das der Bewohner selbst. Das Dorfbild, die Bauweise der Häuser, die Straßenführung und vieles mehr änderten sich. Süchtige kehrten sich bald von ihrem Alkoholproblem ab. Im Dorf fand eine geistliche Erweckung statt, die bis heute ihre Spuren hinterließ. Das Buch führt die Leser auf einer interessanten Reise durch die lange Geschichte des Dorfes, das bei seiner Gründung Dainingas hieß.

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Seitenzahl: 92

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Ein altes Dorf im Wandel der Zeiten

Und wo standen die neun Höfe?

Das Dorf Dainingas

Unter der Herrschaft der Herren von Lupfen

Der schwarze Tod wütete auch in Tuningen

Fast 500 Jahre Elendjahrszeitpflege Villingen - Ihre Aktivitäten und Verbindungen

Das alte Dorfbild

Die Reformation in Tuningen

Tainingas, der Ablassbrief und das wilde Schwein

Als das gemeine Volk das Lesen und Schreiben lernte

Die Gründung von Schulen

Christliche Lerninhalte

Die Schulmeister

Die Tuninger Schulgebäude

Die Winterabendschule

Hans, das Genie ohne Bildung

Der Feldmesser Johann Jakob Erchinger

Der evangelische Kindergarten in Tuningen

Der neue evangelische Kindergarten

Der katholische Kindergarten

Der Heustadl-Kindergarten

Das Familienzentrum

Wie gut war die gute alte Zeit?

Als die Evangelischen von Sunthausen ihre Verstorbenen nach Tuningen trugen

Zeichen des Wachstums

Elektrisches Licht in Tuningen

Ereignisse in der NS-Zeit

Schule in der NS-Zeit und nach der Befreiung durch die französischen Truppen

Die Tuninger Bürgermeister in der NS-Zeit

Die Kriegsjahre und ihr Ende

Margarete Hoffer und ihre geheimen Aktionen

Berühmte Männer mit Namen Schneckenburger

Ein sanftes, liebes, häusliches Weib - Maria Caroline Gradmann

Die wechselvolle Geschichte der ehemaligen Gaststätte Krone in Tuningen

Einer verhinderte die Katastrophe

Tödliche Blitzschläge

Sonstiges

Das Haus mit dem besonderen Standort

Aus der Natur

Bildnachweis

Über die Autoren

Vorwort

Die Reise durch 1500 Jahre Dorfgeschichte beginnt mit der Niederlassung einer Alemannensippe und geht über die Gründung des Dorfes Dainingas bis in die neue Zeit.

Die Tuninger Geschichte ist reich an Ereignissen. Vieles davon wurde seither schon in unterschiedlichen Dokumenten der Zeitgeschichte veröffentlicht. Aber es gab keine zentrale Erfassung dieser Geschichtsdaten und kein Verzeichnis, nach dem man die Beschreibung eines historischen Ereignisses hätte finden können, auch nicht in der Heimatchronik Tuningen. Wenn man nicht wusste in welchem Dokument das gesuchte Ereignis beschrieben wurde, war das Finden dessen nicht möglich.

Deshalb unternahmen wir, der langjährige Ortschronist Erich Klamert und ich, die tabellarische und digitale Erfassung möglichst aller historischen Daten von Tuningen. Und wir fanden sie in etwa 16 verschiedenen Quellen. So entstand ein digitales Verzeichnis, in dem die Dokumente angegeben wurden, in denen die gesuchten Ereignisse ausführlich beschrieben sind.

Von Erich Klamert, der mich in vielfacher Weise beratend unterstützte, erhielt ich weitere Forschungsergebnisse, die seither noch nie veröffentlicht wurden. Auch konnte ich durch Umfragen in der Bevölkerung, durch Anfragen bei amtlichen Stellen und durch Nachforschungen im Internet viele zusätzlichen Informationen gewinnen.

Es war unser Anliegen, möglichst alle verfügbaren Geschichtsdaten von Tuningen in diesem zentralen Verzeichnis, welches gleichzeitig einen neuen Zeitspiegel darstellt, aufzunehmen, um sie in kompakter Form der Nachwelt zu erhalten.

Der urheberrechtlich geschützte digitale Zeitspiegel ermöglicht elektronische Suchläufe und ist jederzeit aktualisierbar. Eine Besonderheit dieses Zeitspiegels besteht in der Zuordnung von Ereignisgruppen, durch die themengleiche Ereignisse in Familien dargestellt werden können. Diese Funktion erleichterte das Schreiben der Aufsätze, die gesammelt die Herausgabe dieses Büchleins ermöglichten. Das Büchlein entstand also aus der Zusammenführung von einzelnen Berichten, weshalb in seltenen Fällen gleiche Themen wiederholt in unterschiedlichen Zusammenhängen behandelt werden.

Es würde uns sehr freuen, wenn dieses Buch bei vielen Menschen, bei jungen wie bei alten, ebenso bei den Tuninger Neubürgern, die bei uns eine neue Heimat finden werden, auf großes Interesse stoßen würde. Das Buch eignet sich auch gut als Geschenk für weggezogene oder ausgewanderte Tuninger, zur bleibenden Erinnerung an ihre alte Heimat Tuningen.

Abschließend bedanke ich mich bei allen, die mich bei der Sammlung der historischen Daten und bei der Gestaltung dieses Buches unterstützten. In diesen Dank schließe ich namentlich die Tuninger Ortsverwaltung mit Herrn Bürgermeister Roth an der Spitze und ganz besonders Herrn Erich Klamert für seine außerordentlich große und wichtige Mitwirkung ein. Mein Dank gilt aber auch unserer Schwiegertochter Elena für die Korrekturlesung der Texte und unserem Sohn Wolf für die Beratung bei der Gestaltung des Büchleins.

Ja, Tuningen ist ein altes, aber auch ein sehr modernes Dorf, ein Dorf, das von seiner schweren Geschichte geprägt wurde. Die einst geplagten Bewohner stellten sich ihrem Schicksal, aus der Hoffnungslosigkeit entstand neue Zuversicht. Das ist das Besondere an Tuningen, dem Dorf in der rauen und kalten Baar.

Ich wünsche allen Lesern einen großen Gewinn aus den Berichten über die alte Zeit. Vielleicht kann dieses Buch auch dazu beitragen, dass Menschen, die heute ohne Hoffnung sind, im Blick auf die Situation unserer Vorfahren, getröstet wieder neue Zuversicht und neuen Mut finden können.

Im Herbst 2018

Emil Klaiber

Ein altes Dorf im Wandel der Zeiten

Tuningen gehört zu den ältesten Dörfern der Baar, aber diesem Dorf sieht man das Alter nicht an. Heute ist Tuningen in mancherlei Hinsicht eines der modernsten Dörfer im ganzen Land. Die erste vorhandene urkundliche Erwähnung stammt vom 30. Juli 797 und ist durch eine Stiftungsurkunde, die im Stiftsarchiv des Klosters St. Gallen aufbewahrt wird, bezeugt. Tuningen feierte vom 25. bis 28. Juli 1997 mit einem großen Dorffest das 1200-jährige Jubiläum der Ersterwähnung.

Dieses sehr alte Bild ist vermutlich eines der ersten Bilder von Tuningen.

Doch diese Siedlung ist viel älter. Die Schreiber der Tuninger Heimatchronik wussten, dass die Alemannen die meisten auf „ingen“ endenden Dörfer unserer Gegend schon in der Zeit vor 500 n. Chr. gründeten. Durch die Niederlassung einer Alemannensippe, deren Sippenältester vermutlich Teino hieß, entstand am Anfang noch kein Dorf.

Vermutlich bestand die Siedlung aus einzelnen Höfen, doch das Land wurde ursprünglich als Gemeindemark gemeinschaftlich bebaut. Die heidnischen Alemannen hatten keine Kirche, aber sie brauchten einen Friedhof und der lag im Vogelösch, südwestlich des heutigen Dorfes. Diese Ansiedelung in der damaligen Westbaar, auch Bertholdsbaar genannt, erfolgte vor etwa 1500 Jahren und ist als eigentliche Gründung von Tuningen zu sehen.

Baar ist die Bezeichnung für ein Gebiet im frühmittelalterlichen Alemannien. Ursprünglich gab es zwei große Baaren: Die Westbaar und die Ostbaar. Letztere lag im Bereich von Obermarchtal und Bussen. Die heute fälschlicherweise als Ostbaargemeinden bezeichneten Dörfer liegen weder in diesem Gebiet noch im Osten der heutigen Baar. Die heutige Baar ist ein kleiner Rest der um 770 n. Chr. zerschlagenen Bertholdsbaar.

Die Missionierung der Alemannen durch irische Mönche begann im 7. Jahrhundert mit St. Gallus. Danach gewann das Christentum in der Baar, als Folge der fränkischen Herrschaft, immer mehr Einfluss (um 760/770 n. Chr.). Schon 719 erfolgte die Gründung des Klosters St. Gallen durch Abt Otmar und im Jahr 724 folgte die Gründung des Klosters Reichenau. Die nun christianisierten Nachkommen der um 500 n. Chr. angesiedelten Alemannensippe bauten im 8. Jahrhundert eine Kirche an den Standort der heutigen evangelischen Michaelskirche (vermutlich als Friedhofskapelle) und legten um die Kirche herum einen neuen Friedhof an.

Dort, in der Nähe der Kirche, standen später auch die namentlich noch bekannten Höfe. Dort entstand der Mittelpunkt des Dorfes. So dürfte, etwa 300 Jahre nach Teino, das Dorf „Dainingas" entstanden sein.

Die Siedlung Tuningen soll später aus neun Höfen bestanden haben. Dies bezieht sich eindeutig auf die Zeit, als im 8. Jahrhundert das Dorf entstand und nicht schon auf die Zeit der Sippenniederlassung. Vermutlich dauerte es Jahre, bis die neun Höfe im Dorf gebaut waren und sicher hatten nicht alle gleich von Anfang an einen Namen. Drei der Höfe, Butschhof, Kalkhof und Mittelhof, sind im heutigen Dorf noch mit ihren Namen bekannt und örtlich den früheren Standorten zuzuordnen. Der Versuch, die Einordung der neun Höfe zeitlich zu bestimmen, ist jedoch nicht möglich. Der Burghof wird seinen Namen vermutlich erst bekommen haben, als in Tuningen eine Burg vorhanden war. Vielleicht handelte es sich sogar um den Hof der Tuninger Burgherren, der Maier, die die Verwalter der klösterlichen und der gräflichen Güter waren. Der Barrhohenhof (Barrhowhof) scheint den Namen nach seinem Besitzer Barrho erhalten zu haben. Familiennamen wurden in unserer Gegend aber erst um etwa 1200 n. Chr. eingeführt. Das würde bedeuten, dass dieser Hof erst danach den Namen erhielt. Über die anderen vier Höfe, Schlupfhof, Zu den Hohen Mauern, Niederhof und Sonnenhof, sind keinerlei Informationen vorhanden. Die neun Höfe sind aber sicher nicht alle zur gleichen Zeit entstanden.

Das Dorfbild änderte sich in den letzten 160 Jahren in positiver Weise, nicht zuletzt durch die verheerenden Brände ausgelöst. Seit etwa 1950 wandelte sich das bäuerliche Dorf zu einem Arbeiterwohnort, neuerdings zu einem kleinen Industriestandort. Tuningen verfügt heute im kommunalen, gewerblichen, landwirtschaftlichen und im privaten Bereich über die modernste Technologie, hat eine gute Infrastruktur und ist für seinen hohen Freizeitwert bekannt.

Ein altes Dorf im Wandel der Zeiten!

Und wo standen die neun Höfe?

Diese Frage kann nur unvollständig und mit viel Fantasie beantworte werden. Heute lässt sich nicht mehr in jedem Fall feststellen, wo diese Höfe und die um sie herum gebauten Häuser standen. Man kann aber davon ausgehen, dass die neun Urhöfe in der Nähe eines Wasserlaufs oder einer ergiebigen Quelle angesiedelt waren. Dort war die Straße zu einem kleinen Platz ausgeweitet.

Eindeutig klar ist nur die Lage des Mittelhofes. Die Häusergruppe stand westlich des Baches, im Bereich des heutigen kommunalen Kindergartens. Dort, in der Schulstraße, floss der Bach entlang der Bachstraße, bevor er in einen Kanal verlegt wurde.

Der Kalkhof war vermutlich in der Nähe des Sieblegrabens angesiedelt.

Etwas mehr Fantasie ist erforderlich, wenn man den Butschhof dort zuordnet, wo die Trossinger Straße einmündet.

Den Burghof könnte man im Hege in der Nähe des Sieblegrabens vermuten. Dort geben auch die Flurnamen „Hinter der Burg“ und „Hinter der Zehntscheuer“ Hinweise auf die Burg der Tuninger Maier.

Nur mit sehr viel Fantasie kann man den Sonnenhof mit dem späteren Gasthof Sonne in Verbindung bringen. Damit wäre der Sonnenhof im Unterdorf unterzubringen. Dort gab es auch einen guten Brunnen.

Es ist auffallend, dass fast alle Höfe keinen direkten Weg zu den Nachbarhöfen hatten. Fast alle waren nur über das Zentrum, über den „Platz“, miteinander verbunden.

Das Dorf Dainingas

Als sich am Ende des 8. Jahrhunderts aus der ursprünglichen Ansiedlung der heidnischen Alemannensippe das christianisierte Dorf Dainingas gebildet hatte, dauerte es nicht lange, bis die Klöster auch von Dainingas mit Stiftungen bedacht wurden. Die Schenkung des alemannischen Adeligen Thrutbert (Trudbert) aus Dainingas, aus der Grafschaft Hrodhar, war die erste, die aus dem heutigen Tuningen bekannt wurde und damit zur ersten urkundlichen Erwähnung vom 30. Juli 797 führte. Thrutbert (Trudbert) gab seinen Besitz in Weigheim und Trossingen dem Kloster St. Gallen.

Von 797 an kamen bis heute 32 verschiedene Schreibweisen für den heutigen Ortsnamen Tuningen vor. Auch die Grafen, die anfangs für die zerfallene große Westbaar als Verwalter der kleinen Adelhardsbaar, der heutigen Baar, zuständig waren, wurden mehrfach gewechselt. So ist über die zweite Tuninger Erwähnung bekannt, dass die Schenkung eines "Kunfred" (Cunfred, Cundfred) am 1. September 818 aus dem Gebiet des Grafen Tiso kam. Kunfred schenkte seine Besitzungen in Tainingas, alles was er im Orte zu Erbe besaß, für sein und seines Vaters Seelenheil an das Kloster St. Gallen. Auch in der Folgezeit erhielt das Kloster St. Gallen immer wieder Schenkungen aus Tuningen.