Über den Wolken fand ich dich - Claudia Lütje - E-Book

Über den Wolken fand ich dich E-Book

Claudia Lütje

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Beschreibung

Petra und Anja, Stewardess und Pilotin bei derselben Fluggesellschaft, lernen sich im Dienst auf einem Flug nach Miami kennen und verbringen im Hotel intensive Stunden miteinander. Es könnte der Anfang einer wunderbaren Beziehung werden, wenn Anjas Ex-Freundin Beate nicht wäre: Denn die heckt einen gemeinen Plan aus, um die beiden Liebenden auseinanderzubringen, indem sie ihnen Schmuggelware unterjubelt. Doch die Anstrengungen, Anjas Karriere zu retten, schweißen Petra und Anja nur noch mehr zusammen - auch wenn Beate weiterhin nichts unversucht lässt, Anja zurückzugewinnen ...

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Claudia Lütje

ÜBER DEN WOLKEN FAND ICH DICH

Roman

© 2013édition el!es

www.elles.de [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-95609-069-1

Coverfoto: © Eiskönig – Fotolia.com

Kapitel 1

Voll bepackt, die Tasche in der einen Hand und die Arbeitsunterlagen unter dem anderen Arm, betrat Petra den Besprechungsraum. In wenigen Minuten begann die Flugbesprechung vor dem Flug nach Miami. Die meisten Kollegen vom Flugbegleitpersonal waren bereits da, und Petra stellte sich vor und begrüßte alte Bekannte, bis schließlich die Arbeitspositionen zugeteilt wurden.

Als Dienstälteste bekam Petra ihren Lieblingsplatz in der Küche. Einen Vorteil musste das Alter ja auch bringen, dachte sie und wandte sich mit einem Grinsen ihren Papieren zu.

Sie war ganz auf das Ausfüllen der Formulare konzentriert, als die Tür aufging und die drei Piloten hereinkamen. Sie gingen durch die Reihen und stellten sich der Crew vor, aber Petra, in ihre Papiere vertieft, nahm kaum richtig Notiz von ihnen.

Bis sich ihr die dritte Hand entgegenstreckte – und sie zusammenzucken ließ. Diese Hand war klein und zart und wurde von einer bezaubernden Stimme begleitet: »Hallo, ich bin Anja.«

Petra ergriff die Hand, schaute von ihren Unterlagen auf – und in die schönsten braunen Augen, die sie je gesehen hatte. Funkelnde Goldpunkte strahlten sie an.

»Hallo, Anja, ich bin Petra.« Warum klang ihre Stimme plötzlich so kratzig? Sie musste sich räuspern, damit sie die wenigen Worte überhaupt herausbekam. Als Anja nach einer gefühlten Ewigkeit losließ, schien ihre Hand in Flammen zu stehen.

Unauffällig folgte sie der jungen Frau mit ihren Blicken. Wow, eine Pilotin . . . und was für eine. Anja war nicht sehr groß, dafür umso schlanker, und sie machte einen sportlichen Eindruck. Die braunen Haare trug sie zu einem Zopf geflochten. In ihrer Uniform sah sie so richtig zum Anbeißen aus. Petra musste schlucken. In diesem Moment kam sie sich steinalt vor. Dennoch glitten ihre Augen immer wieder wie magisch angezogen zu Anja hinüber.

Die lächelte sie fröhlich an, wenn sich ihre Blicke kreuzten – was bemerkenswert häufig geschah. Das zarte Kribbeln in Petras Bauch wurde immer stärker. Nicht rot werden, ermahnte sie sich. Aber sie konnte nicht verhindern, dass ihr Gesicht während der ganzen restlichen Besprechung förmlich glühte.

An der Sicherheitskontrolle fand sie sich plötzlich neben Anja wieder. Sogar so dicht neben ihr, dass sie ihr leichtes Parfüm riechen konnte. Blumig, frisch, zart. So zart wie diese kleine Hand, die Petra gedrückt hatte . . .

Verlegen wagte sie einen Blick zur Seite. Die junge Frau sah sie an – eindringlich, geradezu feurig. Petra musste schlucken. Ihr wurde schwindelig unter diesem intensiven Blick.

Da grinste Anja spitzbübisch. »Ich wünsche dir einen schönen Flug. Vielleicht kommst du mich einmal besuchen, wenn du Zeit hast.« Damit nahm sie ihren Koffer und ging an ihr vorbei.

Verblüfft sah Petra ihr nach. Das musste ein Traum sein. Diese schöne junge Frau flirtete doch nicht mit ihr?

Andererseits – was sollte ihre letzte Bemerkung sonst gewesen sein?

Den kurzen Weg zum Bus, der sie zum Flugzeug bringen würde, ging Petra wie auf Wolken.

Der Flug war anstrengend. Die Maschine war ausgebucht, wie immer auf dieser Strecke; Miami war ein heißbegehrtes Ziel für deutsche Touristen.

Petra erledigte ihre Arbeit mit der gewohnten Routine, und sie war froh, dass sie in ihrer geliebten Küche stehen konnte und sich nicht mit den Passagieren auseinandersetzen musste. Ihre Kollegen in der Kabine waren ganz schön im Stress.

Petra dagegen konnte ihre Gedanken wandern lassen – und natürlich kreisten sie immer um dasselbe Thema. Die junge Pilotin war eine absolute Traumfrau. Sie hatte sie richtig umgehauen mit ihrer sanften Stimme, ihrem erfrischenden Lächeln und ihren warmen, intensiven Augen. Petra war hin und weg.

Ob sie sie wirklich im Cockpit besuchen sollte? Vielleicht hatte Anja ja auch ihre Verunsicherung bemerkt und sie nur aufziehen wollen. In diesem Fall würde Petra sich gnadenlos blamieren, wenn sie auf ihr verführerisch erscheinendes Angebot einging.

Gerade als sie in ihre kurze Pause gehen wollte, kam ein Anruf aus dem Cockpit: Der Pilot bat um ein paar Mandeln. Das war die Gelegenheit, auf die Petra gewartet hatte. Sie meldete sich bei ihrer Kollegin ab, marschierte durch das Flugzeug und gab den Sicherheitscode an den beiden Türen ein. Die Lampe sprang auf Grün, und sie trat ins Cockpit ein.

Dort saßen nur die beiden Piloten – von Anja keine Spur. Sie musste Pause haben und sich im Ruheraum ein Weilchen hingelegt haben. Petra kämpfte ihre Enttäuschung nieder. Nach ein paar belanglosen Worten mit den beiden Männern trat sie rasch wieder aus dem Cockpit und zog die Tür leise hinter sich zu.

Der Ruheraum lag direkt daneben. Ihre Hand strich langsam über die Wand, hinter der Anja liegen musste. Sie konnte sie vor sich sehen, der wunderschöne, schlanke Körper lang ausgestreckt auf dem Bett, das schimmernde, dunkle Haar in sanften Wellen ihr zauberhaftes Gesicht umrahmend . . . Seufzend schüttelte Petra den Kopf. Sie gab sich einen Ruck und wollte gerade weitergehen, als neben ihr die Tür des Ruheraums aufging.

Sie drehte sich zur Seite und sah in goldgesprenkeltes Braun. Tief, feurig. Ein Lächeln breitete sich auf Anjas Gesicht aus, während sie Petra wortlos die Hand entgegenstreckte.

Überrascht, mehr eine Reflexhandlung als mit bewusster Absicht, ergriff Petra die Hand – und im nächsten Moment zog Anja sie zu sich in den Raum hinein und schloss die Tür. Sachte schob sie Petra gegen die Wand. Immer noch schweigend sah sie ihr lange tief in die Augen, und Petra versank in diesem intensiven Blick, vergaß alles um sich herum . . . Dann beugte Anja ihren Kopf Petra entgegen, und ihre Lippen berührten sich ganz sachte.

Petra seufzte auf. Das musste ein Traum sein, ganz klar. So etwas passierte im wirklichen Leben nicht. Und im Traum war alles erlaubt. Sie legte ihre Hand in Anjas Nacken, zog sie fest an sich heran und schloss sie in ihre Arme, bevor sie den Kuss hingebungsvoll erwiderte. Sie küssten sich lange, mit wachsender Leidenschaft, und Petra verging Hören und Sehen, sie wusste nicht mehr, ob sie fest auf dem Boden stand oder in Schwerelosigkeit schwebte . . . Aber Anjas Hände konnte sie doch noch spüren. Sie fuhren mit zärtlichem Druck an ihren Seiten entlang und schoben sich dann nach vorn über ihre großen Brüste. Petra seufzte erneut, tiefer, fast schon mehr ein Stöhnen, und beschleunigte den sinnlichen Tanz ihrer Zunge. Unterdessen öffnete Anja mit kundigem Griff Petras Weste und Bluse, schob ihre Finger hinein, umschloss Petras Brüste mit beiden Händen und ließ ihre Handflächen über die Brustwarzen gleiten.

Petra hatte das Gefühl zu schmelzen, zu zerfließen, sie schnappte nach Luft . . .

Das scharfe Geräusch ihres eigenen Atems brachte sie mit einem Schlag wieder zur Besinnung. »Um Gottes Willen«, keuchte sie. »Ich muss wieder los, sie werden mich schon vermissen.« Hektisch schloss sie die Knöpfe ihrer Bluse und zog die Weste über ihrem Busen zusammen.

Anja war einen Schritt zurückgetreten. Sie sagte nach wie vor kein Wort, sah Petra nur an, und die Goldpunkte in ihren Augen schienen zu tanzen.

Petra hielt inne, als sie den Blick erwiderte. Ihr Atem hatte sich noch nicht beruhigt, ihr Herz hämmerte, und ihre Gedanken wirbelten durcheinander. »Was machst du nur mit mir? Du hast mich völlig verzaubert.«

Anja trat wieder näher an sie heran und ließ ihre Zunge sanft über Petras Lippen streichen, bevor sie zum ersten Mal sprach. »Ich mach nur das, was du offensichtlich auch magst.« Ein bezauberndes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Schade, dass du schon gehen musst. Ich könnte ewig so weitermachen. Du bist wirklich süß, weißt du das?« Ihre Hände strichen wieder über Petras feste Brüste.

Die erschauerte unter der Berührung. Süß? Ich? Und das von einer, die halb so alt ist wie ich und so unfassbar niedlich, dass sie jede haben könnte? Na klar. Aber sie beschloss, mitzuspielen – jetzt, da einigermaßen deutlich war, dass Anja offenbar keinen dummen Streich im Sinn hatte. Vorsichtig löste sie sich von ihr. »Ich würde ja auch viel lieber hierbleiben, aber ich muss wirklich los.« Sie stockte kurz, sah Anja entschuldigend an, dann hörte sie sich selbst sagen: »Aber vielleicht können wir später . . .«

Erschrocken brach sie ab und schlug sich die Hand vor den Mund. Auch ohne einen Spiegel wusste sie, dass sie jetzt feuerrot im Gesicht war. Vielleicht können wir später . . .? Was war auf einmal in sie gefahren? So kannte sie sich selbst nicht.

Doch Anja grinste genauso spitzbübisch wie am Morgen an der Sicherheitskontrolle. »Das ist eine verlockende Idee. Ich werde dein Angebot gern annehmen.«

Petra wusste gar nicht, wie ihr geschah, als Anjas Lippen erneut auf ihre trafen und sie sie noch einmal ganz zärtlich küsste. Dann stahl sie sich leise aus dem Ruheraum. Sie musste ein paar tiefe Atemzüge machen, bis ihr Puls und ihre Gesichtsfarbe sich halbwegs normalisiert hatten und sie wieder in die Kabine eilen konnte.

Bevor sie an ihren Arbeitsplatz zurückkehrte, ging Petra rasch in eine der Toiletten, um sich frisch zu machen. Der Blick in den Spiegel ließ ihr das Blut in die Wangen schießen: In der Hektik hatte sie ihre Bluse falsch zugeknöpft. Hoffentlich hatte das niemand bemerkt. Eilig korrigierte sie ihre Kleidung, spritzte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht, fuhr sich noch einmal mit den Fingern durch die kurzen, blonden Haare und ging dann endlich in ihre Küche zurück.

Mit geübten Handgriffen machte sie sich an die Arbeit, aber so ganz bei der Sache war sie nicht. Ihre Gedanken wanderten ständig zu Anja zurück – und zu den sanften und dann immer wilderen Küssen. Selbst jetzt noch konnte sie den mal zärtlichen, mal fordernden Druck von Anjas Lippen auf ihren spüren. Die lebhaften Erinnerungen brachten ihr Gesicht erneut zum Glühen: So etwas war ihr noch nie passiert. Noch nie hatte sie sich so schnell herumkriegen lassen. Obwohl – was hieß hier »herumkriegen«? Sie hatte es ja selbst gewollt, und wie. In ihr hatte eine Leidenschaft gebrodelt, die sie selbst überrascht, ja beinahe erschreckt hatte. In all ihren Beziehungen, und das waren bisher nur sehr wenige gewesen, hatte sie nie ein solches Verlangen gespürt.

Der Rest des Fluges verging schnell und ohne Zwischenfälle. Nach der Landung in Miami traf sich die Crew am Ausgang des Flugzeuges, um gemeinsam durch die Passkontrollen zu gehen. Plötzlich fand sich Petra an Anjas Seite wieder. Sofort begann ihr Herz schneller zu schlagen beim Gedanken daran, wie sich diese Lippen angefühlt hatten. Aber hier, inmitten der großen Gruppe, beschränkte sich ihre Kommunikation auf lächelnde Blicke.

Vor der Tür des Terminals traf sie die schwüle Hitze Miamis wie ein Hammer, und in Sekunden waren sie alle schweißgebadet. Jetzt spürte Petra den langen Flug doch in ihren Knochen. Sie ließ sich im hinteren Teil des Busses auf einen Sitz plumpsen. Keine fünf Sekunden später saß Anja neben ihr.

Petra wurde noch wärmer, falls das in dieser subtropischen Umgebung überhaupt möglich war.

»Wie war der Flug für dich?«, erkundigte sich Anja leise, und ihr eindringlicher Blick nahm Petra gefangen.

Die wagte nicht, Anja ihrerseits mehr als einen scheuen Blick zuzuwerfen, weil sie fürchtete, dass ihr sonst die Kontrolle über ihre Mimik entgleiten würde. Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Die meiste Zeit war es wie immer.« Und in der restlichen Zeit . . . Sie senkte den Kopf und wurde wieder einmal knallrot.

Obwohl sie Anja nicht ansah, konnte sie deren Grinsen hören, als sie sagte: »Und sonst?«

Petra wagte einen weiteren zaghaften Seitenblick, aber sie schwieg. Auf diese Frage erwartete Anja hoffentlich keine Antwort – allein bei dem Versuch hätte Petra unweigerlich die Stimme versagt. Sie schluckte schwer.

Da spürte sie plötzlich Anjas zarte, kleine Hand auf ihrer. Anja ergriff ihre Hand und drückte sie sanft. »Ich weiß, Petra«, hörte Petra sie flüstern. »Es geht mir genauso.«

Verblüfft hob Petra nun doch den Blick und sah sie an. Leichte Röte überzog Anjas Gesicht, die nichts mit der Hitze Miamis zu tun haben konnte. Eine warme Welle, die ebenso wenig dem schwülen Klima geschuldet war, stieg in Petra auf, als breche ein Lavastrom sich in ihrem Inneren Bahn. Gleichzeitig schienen in ihrem Bauch tausend Blitze zu zucken. Aber sie hielt dem tiefen, eindringlichen Blick aus Anjas goldgesprenkelten Augen stand und drückte deren Hand noch ein wenig fester.

Den Rest der Fahrt saßen sie schweigend nebeneinander, ihre Finger ineinander verschränkt. Und jedes Mal, wenn Anja ihre Hand drückte, machte Petras Herz einen gewaltigen Satz.

Schließlich trafen sie in der scheinbar auf Nordpoltemperatur klimatisierten Hotelhalle ein, wo die Zimmerschlüssel verteilt wurden. Eine Kollegin fragte Petra, ob sie nachher mit ins Einkaufszentrum wolle, aber Petra entschuldigte sich und murmelte etwas von Müdigkeit und sich erholen. Während die anderen dann nach und nach in ihre Zimmer verschwanden, sah sie sich nach Anja um.

In der großen Hotelhalle konnte sie sie nirgends entdecken. Womöglich war sie schon auf ihr Zimmer gegangen. Ratlos drehte Petra ihren Zimmerschlüssel in den Händen. Ob sie einfach am Empfang nach Anjas Zimmernummer fragen sollte? Doch schnell verwarf sie diesen Gedanken: Höchstwahrscheinlich würde sie sich dadurch nur lächerlich machen. Sie war eben doch zu alt für Anja – wie konnte sie ernsthaft annehmen, dass sich diese Traumfrau für sie interessieren würde? Sicher war sie für Anja nicht mehr als eine Spielerei, ein netter Zeitvertreib.

Andererseits . . . wenn sie an die Busfahrt zurückdachte, dann war es ihr so gar nicht wie ein Spiel vorgekommen. Da hatte sie sogar ganz deutlich gespürt, dass Anja sie ernst nahm – dass sie das zwischen ihnen ernst nahm, was immer das sein mochte.

Ein paar Minuten blieb sie unschlüssig in der großen Halle stehen und versuchte dem Chaos aus Gedanken und Gefühlen, das immer noch in ihr wirbelte, irgendetwas Sinnvolles, Verlässliches zu entnehmen. Etwas, das ihr sagen könnte, wie es nun weitergehen sollte. Aber schließlich gab sie es auf, nahm seufzend ihren Koffer und ging zu den Aufzügen.

Ihr Zimmer war im 25. Stock. Mit der Schlüsselkarte öffnete sie die Tür, schob den Koffer durch den Gang in die riesige Suite hinein und wollte gerade die Tür hinter sich schließen, als eine Hand von außen dagegen hielt. Petra stockte für einen Moment der Atem. Dann schob sich eine Gestalt in den Türspalt, und Petra sah geradewegs in Anjas wunderschöne, warme Augen.

»Hallo, schöne Frau! Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.« Das bezaubernde Lächeln wirkte fast ein wenig betreten – Petra musste ein Gesicht gemacht haben, als hätte sie einen Geist gesehen. »Ich hatte noch etwas mit Peter zu besprechen, und auf einmal warst du weg. Zum Glück konnte ich deine Zimmernummer an der Rezeption erfragen.«

Petra verschlug es für Sekunden die Sprache. Stotternd brachte sie schließlich hervor: »Und ich dachte, dass du vielleicht gar nicht . . . ich meine, ich wusste nicht, ob du mich überhaupt sehen wolltest . . . du warst so schnell weg.« Die letzten Worte flüsterte sie nur noch, dann senkte sie den Blick. Wie albern. Wie kindisch. Ich benehme mich wie ein Teenager. Sie muss das einfach nur peinlich finden.

Anja antwortete nicht sofort, sondern trat näher an Petra heran und nahm sie sanft in die Arme. Dicht an Petras Ohr wisperte sie: »Ich möchte dich sehr gern sehen . . . und eigentlich noch sehr viel mehr, wenn ich darf.«

Petra stand wie erstarrt, sie war nicht einmal in der Lage, ihre eigenen Arme zu heben, um Anjas Umarmung zu erwidern. Das konnte doch nicht wirklich wahr sein. Dass diese wunderschöne junge Frau hier vor ihr stand, sie in den Armen hielt und ihr süße Verheißungen ins Ohr flüsterte – so etwas passierte in schnulzigen Romanen, aber doch nicht in ihrem Leben. Sie rechnete fest damit, dass sie jeden Moment aufwachen und sich allein in ihrem Bett wiederfinden würde.

Stattdessen hörte sie Anjas Stimme, sehr real, und ihr Atem kitzelte Petras Ohr: »Vielleicht sollten wir ins Zimmer gehen und nicht hier in der Tür stehen bleiben, was meinst du?«

Erst jetzt fiel Petra auf, dass Anja mit ihrem ganzen Gepäck vor ihr stand. Sie schüttelte den Kopf, nahm sich im Stillen vor, sich über nichts mehr zu wundern, und half der kleineren Frau, ihre Taschen in die Suite zu bugsieren. Danach schloss Anja die Tür hinter ihnen beiden zu.

Sie sah sich staunend in der riesigen Suite um. »Wow. Das ist ja der Hammer. Zu schade, dass wir nur so wenige Stunden Aufenthalt haben . . . meine Güte, es gibt sogar eine komplette Küche.«

Petra folgte ihrem Blick mit einem Lächeln. »Ja, da hast du recht, hier könnte ich es ein paar Tage aushalten. Aber jetzt würde ich gern ins Bad. Ich möchte aus der Uniform raus und mich umziehen, und vor allem würde ich gern duschen, ich bin total nass . . .«

»Ach, du auch?«, platzte Anja heraus und brach in herzhaftes Lachen aus.

Petra konnte nicht verhindern, dass sie zum wiederholten Mal an diesem Tag feuerrot anlief. »Du weißt, was ich meine«, versetzte sie.

»Ja, natürlich. Sorry. Duschen ist eine super Idee, und ich habe ja auch alles dabei.« Nun war es Anja, die leicht errötend zu Petra aufsah: »Aber ich wollte so schnell es geht zu dir, hatte Angst, dass du vielleicht nicht mehr aufmachst, wenn ich später komme.«

Sie sah unglaublich entzückend aus mit ihren rosigen Wangen und der leicht verlegenen Körperhaltung. Petra hätte sie auf der Stelle abknutschen können. Stattdessen sagte sie, ohne dass sie diese Äußerung bewusst geplant hätte: »Vielleicht möchtest du ja mit mir duschen.«

Gleich darauf schlug sie sich die Hand über den Mund, genau wie vorhin im Flugzeug. Nie im Leben hätte sie es gewagt, einer fast Fremden einen solchen Vorschlag zu machen – normalerweise. Aber mit Anja schien nichts normal zu sein. Sie brachte Petra völlig um den Verstand.

Anja suchte ihren Blick. »Bist du sicher . . .?« Ihre Stimme erstarb, sie senkte kurz die Augen, um Petra dann wieder stumm anzusehen. Sie hielten einander mit ihren Blicken fest. Bis Anja wie zufällig Petras Hand berührte, danach griff, um Petra an sich zu ziehen und sie vorsichtig auf den Mund zu küssen. Ganz zart strich ihre Zunge über Petras noch geschlossene Lippen, dann ein wenig fester, begehrlicher.

Mit einem tiefen Seufzer öffnete Petra den Mund und hieß Anjas Zunge willkommen. Ihre Zungenspitzen trafen aufeinander und umspielten sich zärtlich, dann, mit wachsender Leidenschaft, immer wilder, wie in einem feurigen Tanz. Ein Stöhnen entrang sich Petras Kehle, als Anja begann, ihre Weste und dann auch die Bluse aufzuknöpfen. Mit wenigen Griffen entledigte sie Petra ihrer Kleidung und zog auch sich selbst schnell aus. Nackt standen sie da, küssten sich weiter leidenschaftlich und drängten sich aneinander, während ihre Hände auf Wanderschaft gingen.

Anjas Finger glitten über Petras Rücken, schoben sich dann sanft nach vorn und umschlossen mit festem Griff ihre Brüste. Jede Berührung zog eine flammende Spur auf Petras Haut. Als Anjas Handflächen über ihre Brustwarzen strichen, keuchte Petra laut auf.

Sanft massierte Anja die Knospen, die sich immer steifer nach oben reckten. Petra war sicher, dass sie gleich wahnsinnig werden würde. Ihr schwindelte, und wahrscheinlich wäre sie umgefallen, wenn Anja sie nicht festgehalten hätte. Noch immer ließen sie ihre Zungen tanzen, als könnten ihre Münder nicht genug voneinander bekommen. Bis Petra irgendwann nach Luft japste, sich vorsichtig von Anja löste und sie schwer atmend ansah. »Was machst du nur mit mir?«, murmelte sie.

Statt einer Antwort schenkte Anja ihr ein strahlendes Lächeln. Dann umschloss sie Petra neuerlich mit ihren Armen und schob sie vorsichtig Schritt für Schritt nach hinten, bis sie mit einem kleinen Schrei rückwärts aufs Bett fiel. Anja blieb am Bettrand stehen und sah auf sie herab.

Mit einem Mal kam sich Petra entblößt vor, schutzlos. Ihr Körper war nun mal nicht der einer Zwanzigjährigen. Spätestens jetzt musste Anja feststellen, dass sie einem Irrtum zum Opfer gefallen war . . . Sie mied Anjas Blick und tastete nach der Decke.

»Du bist wunderschön«, hörte sie plötzlich Anjas Stimme, heiser flüsternd. »Ich kann gar nicht genug davon bekommen, dich anzusehen.«

Hatte sie sich verhört? Petra richtete sich seufzend auf dem Bett auf, zog die Knie an und schlang ihre Arme darum. Erst jetzt wagte sie wieder, Anja in die Augen zu schauen: »Ich bin viel zu alt für dich und alles andere als schön.«

Anja schaute zurück, und das Erstaunen in ihrem Blick war echt. »Warum sagst du nur so etwas? Du bist nicht zu alt. Und – oh Göttin, du bist die schönste Frau, die ich kenne, Petra.«

Petra schüttelte den Kopf und umfasste ihre Beine noch etwas fester. »Vielleicht brauchst du eine Brille, Anja. Ich bin 42 und damit entschieden älter als du.«

Anjas wunderschönes Gesicht nahm einen Ausdruck großer Zärtlichkeit an. »Und ich bin 27. Na und? Dann bist du eben ein paar Jahre älter, das macht doch nichts. Du hast einen tollen Körper, das sehe ich ganz genau, auch ohne Brille. Und deine Küsse waren unglaublich . . . davon kann ich einfach nicht genug bekommen.«

Damit setzte sie sich ebenfalls auf das Bett und ließ ihre Hand sachte über Petras Körper gleiten. Mit sanftem, liebevollem Druck zwang sie Petra, ihre kauernde Haltung zu lockern; und tatsächlich entspannte sich Petra unter den zärtlichen Berührungen, bis sie sich wieder lang ausgestreckt in die Kissen sinken ließ. Das bewog Anja jedoch keineswegs dazu, ihre Liebkosungen einzustellen. Ihre Hand strich sanft über die weichen Erhebungen von Petras Brüsten, erst über die eine, dann über die andere. Die Knospen hatten sich steil nach oben gereckt. Petra zitterte, wand sich und wimmerte, aber um nichts in der Welt hätte sie gewollt, dass Anja aufhörte.

Schließlich legte sich Anja auf sie und begann sie zu küssen, erst zärtlich, dann immer lustvoller und wilder. Während ihre Zunge tief in Petras Mund drang und jeden Winkel erforschte, massierte ihre Hand die Brüste. Wanderte von einer zur anderen, hin und her.

Petra glaubte zu explodieren, wenn sie nicht bald erlöst würde. Ihr Atem ging immer lauter und heftiger. Als sie es kaum noch aushielt, versuchte sie Anjas Hand nach unten zu ziehen.

»Gleich, meine Süße«, flüsterte Anja ihr ins Ohr. »Nicht so stürmisch.«

Petra schluchzte beinahe: »Bitte . . . du machst mich wahnsinnig.«

Noch einmal küsste Anja sie zärtlich auf den Mund, dann ließ sie ihre Lippen über Petras Hals nach unten wandern. Sie leckte sachte über die eine Brust, während sie die andere mit der Hand weiter verwöhnte. Sanft saugte sie an der erigierten Warze und sandte nun endlich, endlich ihre Hand über Petras Körper nach unten. Ganz sanft strich sie zwischen ihren Beinen hindurch. Sofort begann Petras Unterleib heftig zu zucken, und ihr Stöhnen wurde lauter.

Aber Anja ließ sich noch etwas mehr Zeit. Ihr Daumen tastete über Petras Lustperle, lockte sie aus ihrem Versteck, ließ sie immer größer werden. Nun verließ auch ihr Mund Petras Brust, und sie küsste sich ihren Weg nach unten zwischen Petras Beine. Ihre Zunge löste den Daumen ab; mit kräftigen Zungenschlägen brachte sie Petra an den Rand der Ekstase. Ihre Finger, die bis dahin nur den Rand der feuchten Höhle umspielt hatten, glitten nun mit Schwung tief in sie hinein. Petra stöhnte laut auf. Ihr Unterleib hob sich Anja fordernd entgegen, bockte wie ein wildes Pferd, und mit jedem Zungenschlag und jedem Stoß der Finger kam Petra zu einem weiteren Orgasmus. Welle um Welle schlug über ihr zusammen. Als sie schon einer Ohnmacht nahe war, rutschte Anja noch etwas tiefer und nahm mit ihrer Zunge Petras Nässe in sich auf. Petra kam erneut mit einem lauten Schrei, bevor sie völlig erschöpft und halb besinnungslos zusammensank.

Anja schob sich sanft an ihr nach oben, jeden Zentimeter von Petras Körper mit Küssen bedeckend. Sie strich ihr die verschwitzten Haare aus der Stirn und sah sie liebevoll an.

»Jetzt wäre eine Dusche angebracht, was meinst du?«

Petra hatte die Augen geschlossen, sie atmete noch immer schwer, und ihr Hirn war vollkommen leer. Nur ganz langsam kehrten ihre Sinne zurück, ihre Sprache und ihr Denken.

»Ist alles in Ordnung?«, hörte sie Anjas besorgte Stimme wie durch eine Wand aus Watte. »Bist du okay? Bitte, sprich mit mir.«

Träge öffnete Petra die Augen. Sie hoffte, das Strahlen darin würde Anja überzeugen, dass alles viel mehr als nur okay war. »Das war wunderschön«, flüsterte sie. »Ich wusste nicht, dass es so unglaublich sein kann, so intensiv. Ich . . .« Ihre Stimme brach. »Danke.«

Sie sahen sich tief in die Augen. Petra las Erleichterung in Anjas ausdrucksvollem Blick – und auch noch etwas anderes, Tieferes, ein ganz klein wenig Beunruhigendes. War das nur die körperliche Leidenschaft oder noch mehr?

In diesem Moment begann Anja sie wieder zu küssen, nun ganz sanft und zärtlich. Doch Petra drehte sie vorsichtig herum und legte sich auf sie. »Jetzt bin ich an der Reihe«, verkündete sie. »Ich will dich spüren . . . dich verwöhnen.«

Sie ließ ihre Finger sachte über Anjas schmalen Körper gleiten, an den Seiten hinunter, über den flachen Bauch wieder nach oben und über die kleinen, zarten Brüste zurück. Ihre Handfläche kreiste ganz vorsichtig über die Brustwarze, die sich schnell steil nach oben reckte. Wie hinreißend Anjas Körper war, wie unglaublich zart und weich ihre Haut.

Anja stöhnte ganz leise. »Das ist wunderbar . . . bitte nicht aufhören.«

Petra lächelte auf sie herab. »Keine Sorge, ich habe nicht vor aufzuhören. Noch lange nicht.«

Sie nahm die Knospe zwischen Daumen und Zeigefinger und knetete zugleich vorsichtig die immer größer werdende Murmel. Dabei betrachtete sie die junge Frau unter ihr aufmerksam, ließ sich keine ihrer Reaktionen entgehen. Diese faszinierende Verwandlung in den braunen Augen, die so strahlend leuchteten und dann immer dunkler wurden, bis sie fast schwarz waren . . . Ihr ganzes Leben hätte sie damit verbringen können, in diese Augen zu schauen.

Sie schob ihre Finger zwischen Anjas Schamlippen. Anja war bereits feucht und heiß und so weit, dass Petra erst zwei, dann noch einen dritten Finger in sie hineinschob. Erst langsam, dann immer schneller ließ sie die Finger in die Höhle fahren und beim Herausziehen kreisen. Sie spürte, wie Anjas Innerstes sich zusammenzog, konnte die Nässe fühlen, die über ihre Finger hinweg aus ihr herausströmte. Immer wieder stieß sie tief in sie hinein, während sie mit dem Daumen außen um die Murmel kreiste. Dabei saugte sie wie ein Baby an Anjas Brustwarze, die sie noch immer im Mund hatte, biss zärtlich hinein.

Anja bäumte sich auf, kam schließlich mit einem kleinen Schrei, aber Petra gönnte ihr noch keine Ruhe. Sie nahm nun die Zunge zu Hilfe und leckte über die pulsierende Murmel, während sie nun schon vier Finger tief in Anjas nasse Lusthöhle gleiten ließ.

Anja keuchte, ihre Stimme war rau: »Ich brauche dich – bitte, nimm mich ganz!«

Überrascht hielt Petra einen Moment inne. »Bist du sicher? Ich habe das noch nie gemacht.« Ein wenig nervös sah sie auf die zuckende Frau unter ihr.

Anja sah sie flehentlich an. »Bitte . . . ich möchte dich ganz in mir spüren.«

Petra schob ihre Finger tiefer, zögerte dann noch einmal kurz, bevor sie mit einem festen Stoß ihre gesamte Hand in Anjas Grotte hineingleiten ließ. Anja zuckte immer stärker, reckte den Unterleib nach oben und drückte damit Petras Hand noch tiefer in sich hinein. Mit einem letzten Aufbäumen und einem tiefen Seufzer fiel sie aufs Bett zurück und lag schwer atmend in den Laken.

Petra betrachtete sie überwältigt. Sie hätte nie für möglich gehalten, dass jemand ihre ganze Hand in sich aufnehmen konnte – und hier lag sie nun mit einer traumhaften Frau im Bett, die sie um diese Erlösung angebettelt hatte. Nun war sie ein wenig unsicher, wie sie ihre Hand aus Anja herausbekommen könnte, ohne ihr wehzutun. Doch die Sorge war unbegründet. Es brauchte nur einen kleinen Ruck, und ihre Hand glitt ganz leicht aus der triefend nassen Höhle heraus. Anja zuckte ganz leicht zusammen, dann zog sie Petra zu sich nach oben in ihre Arme und kuschelte sich eng an sie. Wenige Augenblicke später hörte Petra ihre gleichmäßigen Atemzüge. Anja war eingeschlafen.

Petra blieb noch einige Zeit wach und betrachtete sie liebevoll. Sie bemühte sich, sich nicht zu bewegen, um die junge Pilotin, die so fest an sie geschmiegt dalag, nicht zu wecken. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief auch sie schließlich ein.

Kapitel 2

Mitten in der Nacht schreckte Petra aus dem Schlaf auf. Für einen Moment war sie orientierungslos, musste erst einmal überlegen, in welchem Hotel sie sich überhaupt befand. Dann fiel ihr der vergangene Abend wieder ein.

Doch bevor sie sich der Erinnerung genüsslich hingeben konnte, ließ eine Bewegung am Fenster sie erneut zusammenfahren.

Anja stand an der Balkontür und sah hinaus in die dunkle Nacht. Leise stand Petra auf und trat hinter sie, doch bevor sie sie erreicht hatte, stellte sie bestürzt fest, dass Anjas Schultern bebten. Vorsichtig legte Petra der jungen Frau den Arm um die Schultern und fragte behutsam, ohne sie anzusehen: »Warum weinst du?«

Anja wandte sich zu ihr um. Sie sah ihr kurz in die Augen, dann ließ sie sich schluchzend in Petras Arme fallen. Der tiefe Schmerz, der sich in ihrem heftigen Weinen entlud, schnitt Petra ins Herz. Lange hielt sie Anja einfach nur fest und strich ihr immer wieder beruhigend über den Rücken; vielleicht konnte sie ihr so wenigstens etwas Geborgenheit vermitteln. »Es ist alles gut, Anja«, flüsterte sie ihr leise ins Ohr. »Ich bin doch hier.«

Aber ihre Worte schienen die Tränen eher noch heftiger strömen zu lassen. Hilflos hielt Petra die weinende Frau in ihren Armen und sprach weiter sanft auf sie ein. Was konnte diesem wunderbaren Wesen so auf der Seele lasten, das eine solche Verzweiflung hervorrief? Es dauerte eine ganze Weile, bis Anjas Schluchzen nachließ. Aber noch immer sah sie Petra nicht an, klammerte sich nur an ihr fest.

»Willst du mir sagen, was dich so sehr bedrückt?« Sanft hob Petra Anjas Kinn an, so dass diese sie ansehen musste. Die sonst funkelnden braunen Augen waren dunkel vor Angst.

»Bitte, halt mich fest, bitte, Petra, halt mich einfach nur fest . . .« Anjas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Das war nicht gerade eine Antwort, die Petras Sorge und Mitgefühl hätte dämpfen können. Doch sie nahm Anja wieder in den Arm und wiegte sie vorsichtig hin und her, wie ein kleines Kind. Zärtlich strich sie über das weiche, dunkle Haar. Anja war noch so jung – fast kam es Petra tatsächlich so vor, als halte sie ein kleines Mädchen in den Armen, dessen Welt zusammenbrach, weil jemand sein Lieblingsspielzeug kaputtgemacht hatte. Als sie sich geliebt hatten, immer wieder, über Stunden, da war Anja ganz Frau gewesen; genau genommen hatte sie sogar den aktiveren Part übernommen, gestand sich Petra mit einem Anflug von Verlegenheit ein. Aber nun wirkte sie so hilflos und schutzbedürftig, und Petra hatte keine Ahnung, was die junge Frau so verschreckt haben konnte. Sie wusste nur, dass sie alles dafür getan hätte, das Strahlen in diese wunderschönen Augen zurückkehren zu sehen.

Während sie weiter sanft Anjas Haar streichelte, nutzte Petra die Gelegenheit der Besinnung. Was gestern Abend geschehen war, war neu für sie – und so überwältigend, dass ihr Herz schon bei dem flüchtigen Gedanken daran schneller zu schlagen begann. Nie im Leben hätte sie sich träumen lassen, dass ihr so etwas passieren könnte; ihr, die normalerweise als sehr zurückhaltend, fast schon schüchtern rüberkam. Ihre letzte Beziehung war lange her, und sie war noch nie eine Freundin von One-Night-Stands gewesen. Wenn es ihren Freunden mal gelang, sie in einen Club oder eine Kneipe mitzuschleppen, ging sie im Gegensatz zu den anderen immer allein nach Hause.

Was also war das gestern gewesen? Ihr erster One-Night-Stand, mit 42 Jahren? Nein, so wollte sie es nicht nennen. Es war zu intensiv gewesen, zu gefühlvoll, zu elementar. Und sie hatte den Eindruck gehabt, dass nicht nur sie selbst so empfand.

Plötzlich stutzte sie, schob Anja behutsam ein kleines Stück von sich weg und hob erneut ihr Gesicht zu sich an. Sie wusste, dass sie Anja nicht bedrängen sollte, aber es musste heraus: »Anja, bitte sprich mit mir . . . habe ich etwas falsch gemacht? Bitte, sag etwas . . . es bricht mir das Herz, dich so zu sehen!«

Anja schluchzte erneut auf, aber sie schüttelte den Kopf. »Du hast nichts falsch gemacht. Aber ich.« Ein tieftrauriger Blick traf Petra, dann senkte Anja die Augen. »Es tut mir so leid . . . ich weiß nicht, wie ich es dir sagen kann.«

Die Qual der jungen Frau schmerzte Petra fast körperlich. Doch ihre dunkle Ahnung wurde Gewissheit: »Du bist schon vergeben.« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

Der Ausdruck, der daraufhin in Anjas Augen trat, gab ihr das Gefühl, in ein bodenloses Loch zu sinken.

»Ja und nein«, sagte Anja mit brüchiger Stimme. »Es tut mir so leid. Ich weiß einfach nicht, wie ich es erklären soll.«

Petra wollte etwas einwenden, wollte versichern, dass sie sich nicht zwischen zwei Partnerinnen stellen würde, schwören, dass niemand etwas von dieser Nacht erfahren würde, alles, solange Anja nur wieder lachen könne – doch Anja fuhr schon fort: »Ich bin seit vier Jahren mit Beate liiert. Wir waren glücklich, zumindest am Anfang. Aber in der letzten Zeit streiten wir nur noch, und ich merke, dass ich jeden Flug als Flucht sehe. Ich will nicht mehr nach Hause gehen, bleibe oft noch Stunden nach der Landung auf der Basis, nur um ihr nicht entgegentreten zu müssen. Sie schreit mich immer an, behauptet, dass ich sie betrüge. Dabei habe ich bis gestern noch nicht einmal im Traum daran gedacht, genau das zu tun. Und dann kamst du!« Sie hob kurz den Blick, und für den Bruchteil einer Sekunde blitzte ein Lächeln in ihrem Gesicht auf. »Schon in der Besprechung bist du mir aufgefallen mit deinen wunderschönen Augen, deinem Lächeln. Da war etwas Besonderes, ein Gefühl, das ich mit Beate schon lange nicht mehr hatte, oder vielleicht auch nie gehabt habe . . . ich habe mich sofort in deiner Nähe wohlgefühlt.« Sie seufzte leise. »Den ganzen Flug habe ich an dich gedacht. Als ich im Ruheraum war, konnte ich überhaupt nicht schlafen. Ich habe jedes Mal durch den Spion geschaut, wenn jemand ins Cockpit ging. Ich habe so sehr gehofft, dass du kommen würdest . . . Und schließlich habe ich es nicht mehr ausgehalten und Peter gebeten, an deiner Station anzurufen, um dich mit einem Vorwand nach unten zu locken. Das hat dann ja auch geklappt.« Jetzt war ihr Lächeln schon ein wenig breiter.

»Aber . . . aber«, stotterte Petra, »es hätte doch auch jemand anders kommen können . . . oder ich hätte die Nüsse mit dem Aufzug nach unten schicken können, damit sie jemand von unten zu euch bringt.«

Anja nickte. »Ja, das war mir bewusst, aber ich hoffte einfach, dass du mich vielleicht auch sehen wolltest. Dass du es auch gespürt hattest. Und dann bist du ja auch gekommen. Ich habe dich durch den Türspion gesehen und konnte mein Glück kaum fassen. Als ich die Tür öffnete und dich ansah, deine schönen blauen Augen, dein Lächeln, deine zarten Hände und diese wunderbaren Lippen . . . da war es endgültig um mich geschehen. Ich wollte dich schon vom ersten Moment an küssen, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Und obwohl ich wusste, dass es nicht richtig ist, vor allem dir gegenüber – ich konnte nicht anders. Du hast mich verzaubert, und ich wollte dich so sehr.«

Petra öffnete den Mund, aber es kam kein Ton heraus. Wieder schien der feste Boden unter ihren Füßen zu verschwinden, aber diesmal fühlte sie sich wie von einem wilden Sturm in die Luft gerissen und herumgeschleudert, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.

Da es Petra die Sprache verschlagen hatte, sprach Anja weiter. »Als ich so schnell verschwunden bin vorhin in der Lobby, da habe ich nicht mit Peter gesprochen . . . ich habe mit Beate telefoniert. Ich wollte ihr sagen, dass ich mich von ihr trennen werde. Doch sie hat mir nicht einmal zugehört. Sie hat mich sofort wieder beschimpft, getobt, geschrien. Da habe ich aufgelegt und bin zu dir gegangen. Ich hatte Angst, dass ich mich vielleicht getäuscht hätte, dass du mich gar nicht so sehr mögen würdest . . . ich glaube, das wäre für mich der Weltuntergang gewesen. Weil . . . ich . . .« Sie stockte kurz, dann sah sie Petra fest in die Augen. Mit großem Ernst sagte sie: »Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt . . . und es macht mir Angst. Es macht mir noch mehr Angst, was du von mir halten wirst, jetzt, wo du weißt, dass ich eigentlich nicht allein bin. Und noch viel mehr Angst habe ich, dass du mir nicht verzeihen kannst und mich vielleicht nie mehr wiedersehen willst.«

Petra schluckte schwer. Dann gehorchte ihre Stimme ihr endlich wieder. »Das ist eine ganze Menge . . . ich muss das erst mal verdauen.«

Aber als sie die Tränen sah, die Anja erneut über das Gesicht kullerten, konnte Petra nicht anders, als sie wieder zärtlich in die Arme zu nehmen. »Schsch . . . nicht weinen, meine Kleine . . . ich habe doch gar nichts gesagt, oder?« Tatsächlich war nach dem ersten Schock über Anjas Offenbarungen völlig klar, dass ihre Gefühle sich nicht geändert hatten. Anja hatte ihr die Wahrheit gesagt, das spürte sie; sie hatte sie nicht verraten – ihre Leidenschaft war echt gewesen und so tief, so allumfassend wie bei Petra selbst. Und nach wie vor hätte Petra alles dafür getan, die junge Frau zu beschützen. Liebevoll sah sie Anja an und hoffte, dass ihr Blick ihr Sicherheit und Zuversicht vermitteln konnte.

Schniefend murmelte Anja: »Bist du mir nicht böse?«

Petra strich ihr sanft über den Kopf. »Wie kann ich dir denn böse sein? Wir haben ja nie wirklich miteinander gesprochen. Ich habe nichts gefragt, und du hast nichts gesagt. Dafür hast du mir eine Leidenschaft gezeigt, die ich so noch nie erlebt habe und vielleicht auch nie wieder erleben werde. Die Stunden mit dir waren unglaublich schön – ich werde dir auf ewig dankbar dafür sein.«

»Ich verstehe nicht . . .« Anjas Blick verdunkelte sich wieder. »Heißt das, dass wir uns nicht wiedersehen werden?«

»Willst du das denn?«, erkundigte sich Petra vorsichtig. »Und vor allem, wie stellst du dir das vor? Ich habe kein Interesse an einer Affäre, das ist nicht mein Ding. Und offiziell bist du mit Beate zusammen. Weißt du, ich habe mir immer geschworen, dass ich niemals in eine bestehende Beziehung einbrechen werde. Da ich nichts von euch wusste, ist es jetzt doch passiert. Und nun muss ich mir erst darüber klarwerden, wie ich damit umgehen soll.«

Traurig sah Anja sie an. »Ich will mich doch von Beate trennen . . . ich verspreche es dir. Das mit uns läuft schon lange so schief – ich habe nur den Absprung bisher nie gewagt. Und du . . .«, die Trauer wich aus ihrem Blick, und ihre Augen wurden ganz sanft, »du gibst mir die Kraft, es endlich zu tun. Du bist eine wunderbare Frau, und ich möchte so viel mehr von dir erfahren. Ich möchte mit dir zusammen sein. Gib mir eine Chance, bitte!«

Ihre Worte brachten den Sturm in Petras Inneren zum Erliegen. Wärme breitete sich in Petras Bauch aus, um langsam in ihren ganzen Körper auszustrahlen. Aber für ungetrübte Freude war es zu früh, ermahnte sie sich. Sie seufzte. »Wenn es so einfach wäre. Wo wohnst du denn überhaupt?«

Anja lächelte, beinahe schon wieder so strahlend wie zuvor. »In Köln, aber ich kann auch umziehen. Es gibt dort nichts, das mich wirklich hält, vor allem jetzt nicht mehr.«

Petra sah sie prüfend an. »Anja, wir kennen uns gerade mal einen Tag. Aber auch wenn es mehr wäre, würde ich nicht wollen, dass du meinetwegen etwas aufgibst – und das betrifft auch deine Beziehung. Ich werde mich nicht zwischen euch stellen. Du musst dir ganz sicher sein, was du willst, dann können wir weiter reden!«

Statt einer Antwort ließ Anja ihren Blick über Petras Körper gleiten. Erst in diesem Moment wurde Petra bewusst, dass sie beide noch immer nackt waren. Anjas Hand suchte und fand ihre Brust, streichelte sanft darüber. Die zarte Berührung ließ die Brustwarze sofort steil nach oben zeigen. Petra seufzte leise auf und lehnte sich gegen die Balkontür in ihrem Rücken, während Anja, die doch ein ganzes Stück kleiner war als sie selbst, den Kopf senkte und ihre Brustwarze in den Mund nahm. Ihre Zunge spielte mit der sensiblen Knospe, zärtlich, aber nachdrücklich.

Die Erregung stieg in Petra auf wie eine unaufhaltsame Flutwelle, das Verlangen nach den zarten Küssen, nach den weichen Händen auf ihrer heißen Haut. Noch kämpfte der vernunftgesteuerte Teil ihrer selbst dagegen an: Sie wollte nicht zwischen zwei Frauen stehen, wollte nicht in eine Beziehung eindringen, etwas zerstören. Doch diese Gedanken wurden immer leiser und schwächer. Sie konnte sich Anja nicht widersetzen, wollte es im Grunde auch gar nicht – dafür waren ihre eigenen Gefühle bereits viel zu intensiv.

Noch nie hatte sie eine solche Ekstase erfahren, noch nie war sie so begehrt worden. Die bloße Erinnerung an das letzte Mal reichte, um ihre Erregung auf die Spitze zu treiben. Als Anjas Hand sich zwischen ihre Beine schob und ihre Finger über ihre heiße Perle streichelten, war es völlig um Petra geschehen. Sie schob alle Gedanken endgültig von sich und konzentrierte sich nur noch auf die junge Frau vor ihr, auf die Empfindungen, die Anja auslöste, die Blitze, die durch ihren Leib fuhren. Anja sank vor ihr auf die Knie und legte ihre weichen Lippen auf Petras Lustperle, während sie gleichzeitig ihre Finger in ihre nasse Höhle gleiten ließ. Petra spürte den Orgasmus heranrollen, schon peitschten die Wellen durch ihren Unterleib, und sie stöhnte immer lauter. Sie hielt Anjas Kopf zwischen ihre Beine gepresst, bis sie sie schließlich mit einem lauten Schrei von sich wegdrückte und zu Boden sackte.

Anja hielt sie sanft in ihren Armen fest. Petras Atem ging keuchend und schwer, und sie merkte, dass ihr Tränen über das Gesicht liefen, aber es waren Tränen des Glücks und der Befriedigung. Erschöpft, aber voller tiefer Freude lächelte sie Anja an – ansonsten war sie unfähig, sich zu bewegen.

»Ich danke dir, Petra«, flüsterte Anja.

»Wie? Was? Wofür denn?« Diese Äußerung hatte Petra so gar nicht erwartet.

Anja sah sie zärtlich an und strich ihr sanft über die schweißnassen Haare. »Ich danke dir, dass ich dich in meinen Armen halten darf. Dass ich dich lieben durfte.«

Petra schaute immer noch einigermaßen verdutzt drein, aber dann erwiderte sie den liebevollen Blick. »Nicht doch. Ich muss mich bei dir bedanken, Anja. Noch nie in meinem Leben habe ich so eine Intensität erlebt. Ich wusste gar nicht, dass es so schön sein kann, geliebt zu werden.«

Sie sahen sich tief in die Augen, verloren sich im Blick des Gegenübers. Was an Hindernissen zwischen ihnen stehen mochte, schien plötzlich weit weg und bedeutungslos. Doch schließlich stand Anja auf und zog Petra ebenfalls vom Boden hoch.

»Komm, lass uns schwimmen gehen. Was meinst du?«

»Es ist mitten in der Nacht«, wandte Petra ein.

»Das ist es doch gerade. Das wollte ich schon immer mal tun, im Mondschein im Meer baden.«

Petra sah sie noch immer zweifelnd an, doch Anja strahlte so voller Enthusiasmus, dass sie sich davon anstecken ließ. Sie zogen sich ihre Bikinis an, schnappten sich ein paar Handtücher aus dem Bad und nahmen dann, verhalten kichernd, den Aufzug nach unten. Bis zum Strand waren es vom Hinterausgang des Hotels nur wenige Meter. Anja ließ ihr Handtuch fallen und rannte gleich ins Wasser. »Komm«, rief sie halblaut zu Petra hinüber. »Es ist superwarm hier drin.«

Petra beobachtete die junge Frau, die übermütig in den Wellen planschte, beleuchtet vom sanften Licht des Vollmonds. Jetzt, da sie wieder klar denken konnte, entfuhr ihr ein tiefer Seufzer. Wie sollte das alles nur weitergehen? Sie war auf dem besten Weg, sich in die junge Pilotin zu verlieben. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so wohlgefühlt wie an Anjas Seite – und so verrückte Sachen wie nachts im Mondschein schwimmen zu gehen hatte sie noch viel länger nicht mehr getan. Das konnte doch nicht nur schlecht sein, oder?

Vielleicht sollte sie einfach nur die gemeinsame Zeit genießen und nicht zu viel über später nachgrübeln. Mit diesem Gedanken ließ Petra ihr Handtuch neben Anjas fallen und folgte ihr langsam ins Wasser.

»So warm wie eine Badewanne, findest du nicht?« Anja war direkt vor ihr aufgetaucht und nahm sie in den Arm. Ihre Zunge glitt zwischen Petras Lippen und entzündete ein wahres Feuerwerk in ihr. Zarte Finger glitten über Petras Körper, liebkosten die Brüste, strichen über ihren Rücken, die Seiten nach oben. Petras Innerstes stand längst wieder in Flammen. Sie war Anja hilflos ausgeliefert, und nur Anja war in der Lage, das Feuer zu löschen.

Die Küsse wurden wilder, gesteigert von ihrer beider Leidenschaft, und Anjas Hand glitt zwischen ihre Beine, schob sich in ihr knappes Bikinihöschen, erkundete ihren Lustpunkt, bevor sie ihre Finger tief in die Höhle schob. Petra stöhnte und wäre beinahe untergegangen, wenn Anja sie nicht festgehalten hätte. Mit beiden Armen klammerte sie sich an Anjas Hals fest, schlang ihre Beine um Anjas Hüften und ließ sich von ihr und den Wellen tragen.

»Du bist unglaublich«, flüsterte Anja ihr ins Ohr, »ich kann gar nicht genug von dir bekommen. Will dich ständig nur berühren, streicheln, lieben . . .«

Innerhalb von Sekunden brachte sie Petra zu einer gewaltigen Explosion. Die Wellen umschmeichelten ihre Körper, während Petras Zuckungen nur langsam nachließen. Beinahe willenlos ließ sie sich von Anja aus dem Wasser führen. Völlig erschöpft sank sie in den von der Hitze des Tages noch warmen Sand.

Anja legte sich neben sie und küsste sie wieder und wieder. Dann hielt sie inne, ließ ihren Blick zärtlich auf Petras Gesicht ruhen und strich ihr sanft über die Haare.

»Du bist so schön, Petra, so wunderschön. Ich liebe dich.«

Petra hätte sich beinahe verschluckt. Sie musste ein wenig husten, bevor sie erwidern konnte: »Du kennst mich doch gar nicht. Wie kannst du mich dann lieben?«

Anja lächelte. »Ich weiß alles, was ich wissen muss. Du hast mich verzaubert. Es ist schon eine Ewigkeit her, dass ich mich so wohl in der Gesellschaft einer anderen Frau gefühlt habe. Bei dir kann ich einfach ich sein, ich kann mich sicher fühlen, ich muss mich nicht verstellen, und ich muss mich nicht fürchten.«

Liebevoll sah Petra sie an. Das waren wunderbare Worte, aber Anja war noch so jung . . . »Du hast doch noch so viele Jahre vor dir. Es gibt ganz sicher viele Frauen in deinem Alter, die dich glücklich machen können und auch wollen.«

»Warum sollte ich nach einer anderen Frau suchen«, gab Anja zurück, »wenn ich doch die schönste von allen hier in meinem Arm habe? Außerdem –«, sie wurde ernst und sah Petra tief in die Augen, »ich kenne dein Alter, und es hat keine Bedeutung für mich. Ich weiß nur, dass du mein Innerstes berührt hast . . . und dass ich mich hier mit dir geborgen und glücklich fühle.«

Konnte sie ihre Worte wirklich so meinen? War es ihr wahrhaftig ernst? Petra traten Tränen in die Augen. Ganz sanft, fast ehrfürchtig küsste sie Anja, und dann lagen sie lange still aufeinander, spürten die Nähe der anderen und die tiefe Verbundenheit. Denn die herrschte tatsächlich zwischen ihnen, da musste Petra Anja insgeheim recht geben – obwohl sie sich erst seit 24 Stunden kannten.

Irgendwann flüsterte Petra: »Komm, mein Engel, lass uns wieder nach oben gehen. Das ist bequemer als hier am Strand, und wir können auch beide etwas Schlaf brauchen.« Es war das erste Mal mit Anja, dass sie einen Kosenamen benutzte. Und obwohl sie schon sehr lange keiner Frau mehr so nahe gewesen war, ging er ihr leicht, ganz natürlich über die Lippen. Anja registrierte es mit einem strahlenden Blick aus ihren glitzernden Augen.

Schweigend gingen sie zurück ins Hotel und fuhren mit dem Lift nach oben. Als sie wieder in Petras Zimmer ankamen, gab Petra zu bedenken: »Jetzt sollten wir uns aber wirklich endlich duschen. Wir sind beide voller Sand.«

Bereitwillig ließ sich Anja von Petra in die Dusche führen. Gemeinsam standen sie unter dem kühlen Wasserstrahl, seiften sich gegenseitig ein und sorgten dafür, dass kein Sandkorn auf ihren Körpern verblieb. Eigentlich eine hocherotische Situation, dachte Petra flüchtig – und natürlich genoss sie es, ihre Hände über Anjas weiche und durch die Seife glitschige Haut gleiten zu lassen, sie überall zu berühren. Aber Anja schien ihre Aufgabe sehr ernst zu nehmen, und im Stillen musste Petra darüber lächeln.

Sie trocknete sich als Erste ab, legte sich noch etwas feucht in die Laken zurück und breitete die Arme aus, als Anja ebenfalls aus dem Bad kam. Anja blieb kurz neben dem Bett stehen und sah liebevoll auf Petra hinunter, dann legte sie sich halb auf sie und kuschelte sich in ihre Arme. Petra strich ihr sanft über den Rücken. Anja war so schlank, so weich und zartgliedrig. Fast zerbrechlich wirkte sie gegenüber Petra, die größer und auch muskulöser war. Wieder spürte Petra den überwältigenden Wunsch, die junge Frau zu beschützen – koste es, was es wolle.