Unter dem Marulabaum - Claudia Lütje - E-Book

Unter dem Marulabaum E-Book

Claudia Lütje

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Beschreibung

In einem Reservat in Südafrika leitet Lisa Adler eine kleine Farm mit Gästelodge. Ihre Welt aus Tieren und Natur wird von leidenschaftlichen Gefühlen durcheinandergewirbelt, als Angela Wagner für ein paar Tage ihr Gast ist. Sie kommen sich näher, doch richtig funkt es, als Angela gepflegt werden muss, weil sie bei einem Reitausflug vom Pferd abgeworfen wurde. Die Entscheidung, bei Lisa in Südafrika zu bleiben, hat Angela schnell gefällt, doch kann sie ihr Leben in Deutschland einfach aufgeben? Und ist das Leben auf der Farm im Alltag wirklich so romantisch, wie es im Urlaub scheint?

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Claudia Lütje

UNTER DEM MARULABAUM

Roman

© 2013édition el!es

www.elles.de [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-95609-093-6

Coverfoto: © GIS – Fotolia.com

1

»Die neuen Gäste kommen gleich, Miss Lisa. Die Zimmer sind vorbereitet, und es steht alles für das Willkommensbraai bereit.«

Mit geschlossenen Augen stand Lisa Adler auf der Terrasse ihrer Lodge, das Gesicht der Sonne entgegengewandt. Die noch immer heißen Sonnenstrahlen fühlten sich gut an auf ihrer durch die viele Arbeit an der frischen Luft gebräunten Haut. So selten hatte sie die Zeit, das wunderbare Klima Südafrikas zu genießen. Heute war einer dieser kostbaren Momente, und da ließ sie sich auch nicht durch die sanfte Stimme ihrer Haushälterin in ihrer Meditation stören. Erst die weiche Hand, die sich auf ihren Arm legte, schreckte sie auf.

»Was hast du gesagt, Rosalie?«

Warme und gutmütige, braune Augen sahen sie sanft an. Lisa spürte große Dankbarkeit für die ältere Frau in sich aufsteigen, die ihr nun schon seit so vielen Jahren zur Seite stand. Sie wusste, dass sie sich immer auf sie verlassen konnte.

»Wo sind Sie nur mit Ihren Gedanken, Miss Lisa?«

»Ach, Rosalie, wann hörst du endlich auf, mich Miss Lisa zu nennen?«

»An dem Tag, an dem Sie endlich heiraten und ich Sie in sicheren und guten Händen weiß.« Rosalie grinste sie breit an. Ihre weißen Zähne blitzten in der untergehenden Sonne.

Lisa konnte einen tiefen Seufzer nicht unterdrücken. Wie oft schon hatten sie dieses Gespräch geführt, und jedes Mal hatte sie Rosalies Antwort schon vorher geahnt. Das war der einzige Punkt, an dem sich die beiden Frauen nicht einig waren. Rosalie schleppte immer wieder irgendwelche jungen Männer an, von denen sie annahm, dass sie eine gute Partie für Lisa seien. Und Lisa brachte es einfach nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass sie so überhaupt kein Interesse an der männlichen Spezies hatte – von den Tieren in ihrem Naturpark einmal abgesehen.

Um der neuerlichen Diskussion aus dem Weg zu gehen, drehte sich Lisa zur Seite und ließ ihren Blick erneut über das weite Land vor ihr streifen. Im Hintergrund türmten sich die Hügel des Naturreservates. Davor lag ebenes Buschland im Wechsel mit staubiger Steppe und einigen Wasserlöchern, die gegen Ende des Sommers nun immer kleiner wurden. In der Ferne konnte sie eine größer werdende Staubfahne erkennen.

»Sie kommen, Rosalie. Ist alles vorbereitet?«

Rosalie warf ihr einen gekränkten Blick zu. »Sie haben mir gar nicht zugehört, Miss Lisa.« Besorgt trat sie einen Schritt näher. »Ist alles in Ordnung? Haben wir Probleme, von denen ich wissen sollte?«

Mit einem erneuten leisen Seufzer drehte sich Lisa um und nahm die überraschte Frau kurzerhand in die Arme.

»Nein, Rosalie, es ist alles in Ordnung. Ich wünschte nur, dass wir die zahlenden Gäste nicht bräuchten. Aber leider wirft die Farm allein nicht genug ab. Außerdem machen mir die Wilderer Sorge . . . In der letzten Zeit wurden einfach zu viele Tiere getötet, und Aaron und die Jungs können das allein nicht mehr in den Griff bekommen. Ich muss ein paar Wildhüter extra einstellen. Das kostet mehr Geld, als ich vermutet habe.«

Sie wandte sich wieder dem rasch näher kommenden Bus zu. »Ich bin es einfach leid, hier die Gastgeberin zu spielen«, murmelte sie. »Und nicht nur das. Die letzten Gäste brauchten eher eine Eheberatung und einen Psychologen, aber keine Urlaubssafari. Es kostet unheimlich viel Kraft, da manchmal noch ruhig und nett zu bleiben, wenn ich sehe, mit welchen Vorstellungen die Gäste hier ankommen. ›Wo sind die Löwen?‹ – ›Iih, hier gibt es ja Insekten.‹«

Angesichts von Lisas gekonnter Imitation konnte sich Rosalie das Grinsen nicht mehr verkneifen. Dann wandte sie ein: »Aber sie sind doch nicht alle so, Miss Lisa. Manch einer ist wirklich an den Tieren interessiert und auch an der Natur, und wie wir hier so mit allem im Einklang leben.«

»Das stimmt, Rosalie . . . aber es sind immer weniger geworden mit den Jahren, die wirklich Interesse an der Natur haben. Für viele scheint es einfach nur schick zu sein, mal einen Abenteuerurlaub zu verbringen. Dabei haben sie überhaupt keine Ahnung, was es wirklich bedeutet, hier zu leben.«

Rosalie gab keine Antwort, denn inzwischen war der Bus am Eingang zur Lodge angekommen. Die beiden Frauen sahen zu, wie die Gäste ausstiegen.

»Ich kann dir genau sagen, wer wer ist, Rosalie«, sagte Lisa mit gesenkter Stimme und deutete auf die ersten beiden Neuankömmlinge. »Das sind ohne Zweifel Amerikaner. Sie ist viel zu grell angezogen und auch etwas auf der kräftigen Seite. Und er, mit seinen beigefarbenen Shorts, den Socken in den Sandalen und dem Baseballkäppi . . . das muss das Ehepaar aus Boston sein. Und hier –«, Lisa nickte mit dem Kopf zu dem zweiten Pärchen, »das sind die Engländer.«

Rosalie sah sie prüfend an. »Woran erkennen Sie die?«

Lisa grinste nun über das ganze Gesicht. »Sie waren auf jeden Fall schon ein paar Tage hier in Südafrika und haben sich entschieden zu viel Sonne zugemutet. Schau nur, wie zwei gekochte Krebse.«

Rosalie gluckste auf und stieß Lisa mit dem Ellbogen in die Seite. »Das ist nicht sehr nett, Miss Lisa.«

Diesmal war es Lisa, die nicht reagierte. Ihr Blick war an einer großgewachsenen, sehr eleganten Frau hängengeblieben, die gerade aus dem Bus ausgestiegen war. Wie aus weiter Ferne drang Rosalies Stimme an ihr Ohr: »Und wer ist das, Miss Lisa?«

Lisa riss sich von dem Anblick los und schüttelte leicht irritiert den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Eigentlich fehlt noch das Pärchen aus Berlin, das hier die Flitterwochen verbringen wollte. Aber wie es aussieht, ist diese Frau allein unterwegs.« Gleich darauf schluckte sie trocken. »Oh, da habe ich mich wohl getäuscht.«

Ein beinahe überirdisch blondes Wesen tippelte affektiert hinter der eleganten Frau her. Wie ein Engel, der das Schweben erst noch lernen muss, dachte Lisa. Ihr Blick glitt zwischen den beiden hin und her.

»Ob das wohl das deutsche Pärchen ist?«, fragte Rosalie leise.

Lisa zuckte mit den Schultern. »Hm. Irgendwie habe ich sie mir anders vorgestellt. Aber das muss natürlich nichts heißen.«

Sie musterte die beiden so verschiedenen Frauen genauer. Der Engel – sie nannte den letzten Neuankömmling mit den langen, goldenen Locken schon automatisch so – war recht leger gekleidet. Die beigefarbene Bluse war unter dem üppigen Busen verknotet, und die schwarzen Hotpants schafften es kaum, die Pobacken zu bedecken. Lisa musste grinsen, als sie die bösen Blicke der beiden Ehefrauen bemerkte und deren eifrige Bemühungen, zwischen dem blonden Engel und ihren Männern zu stehen.

»Oho, Rosalie, ich glaube, das könnte lustig werden«, flüsterte sie, bevor ihr Blick wieder zu der anderen Frau hinüberglitt. Sie war wirklich sehr groß, trug die schwarzen Haare kurz geschnitten und passte so gar nicht hierher in Lisas Welt. Sie wirkte vielmehr, als sei sie gerade einem Modemagazin entstiegen. Vollendet gestylt, perfekt sitzende Kleidung von unauffälligem Schick. Lisa kannte sich mit Mode nicht besonders gut aus, doch konnte selbst sie auf den ersten Blick erkennen, dass die Sachen teuer sein mussten.

Wie von selbst wanderten ihre Augen langsam am Körper der Frau entlang. Von den hohen Wildlederstiefeln, in denen eine enge, schwarze Lederhose steckte, hinauf zu einer beigefarbenen Bluse, die eng an dem schlanken Körper anlag und mehr zu offenbaren schien, als sie bedeckte. Lisas Atem ging schneller, als ihr Blick das geöffnete Dekolleté erreichte und auf makellos erscheinende Haut fiel, die bestimmt weich wie Samt war . . .

Erst als Rosalie ihr erneut, bedeutend härter als zuvor, mit dem Ellbogen in die Rippen stieß, ruckte ihr Kopf nach oben. Ihr war nicht bewusst gewesen, dass die fremde Frau zu ihr herübersah. Harte, stahlgraue Augen blitzten ihr entgegen. Lisa spürte die Röte, die langsam ihren Hals nach oben kroch.

Sie räusperte sich, wandte sich ab und versuchte ihren Puls wieder unter Kontrolle zu bekommen. Was für eine Frau . . . Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Was konnte eine solche imposante Erscheinung nur bei ihr in der Wildnis wollen? Und vor allem: Wie sollte sich Lisa ihr gegenüber verhalten, nachdem sie sich gerade so blamiert hatte?

Aber was auch immer die Antworten auf diese Fragen waren – jetzt galt es, Haltung zu bewahren. »Auf in den Kampf, Rosalie«, flüsterte Lisa, warf den Kopf in den Nacken und ging die wenigen Stufen hinunter, um ihre Gäste zu begrüßen.

2

»Willkommen auf der Mabula Lodge. Mein Name ist Lisa Adler. Meine Mitarbeiter und ich werden alles tun, damit Sie einen wunderschönen und hoffentlich unvergesslichen Urlaub bei uns verbringen können. Wann immer es etwas gibt, das wir für Sie tun können, dann zögern Sie bitte nicht und sprechen Sie uns an. Wir wollen alle, dass Sie am Ende Ihres Urlaubs auf eine erholsame und auch interessante Zeit zurückblicken und dass Sie uns vielleicht auch weiterempfehlen werden. Aaron . . .«, Lisa zeigte auf den Fahrer, der gerade dabei war, die Koffer aus dem Bus auszuladen, ». . . wird Ihr Gepäck auf Ihre Zimmer bringen. Außerdem ist er der Fahrer für die Ausflüge und wird Ihnen gern bei allen Fragen dazu zur Verfügung stehen. Und Rosalie hier«, damit legte Lisa den Arm um ihre Haushälterin, »Rosalie wird sich um Ihr leibliches Wohl kümmern. Wenn es also etwas gibt, das Sie nicht essen oder das Sie gern einmal essen wollen, dann ist sie die richtige Ansprechpartnerin für Sie.«

»Und worum kümmern Sie sich?«

Lisa drehte sich erstaunt um und sah sich erneut den grauen Augen gegenüber, die sie beinahe abschätzig musterten. Lisa schätzte die Frau auf Ende dreißig. Außer ein paar kleinen Falten um die Augen war ihre Haut tatsächlich glatt und ebenmäßig. Sie war ohne Zweifel eine wunderschöne Frau, doch die Härte in ihrem Blick ließ Lisa erschauern. Die Stimme der Deutschen – an ihrer Herkunft hatte Lisa keinerlei Zweifel, auch wenn die Unterhaltung auf Englisch geführt wurde und sie nur den Hauch eines Akzents erkennen konnte – war tief und rau. Etwas anderes hätte sie von der eindrucksvollen Frau auch nicht erwartet.

Sie seufzte innerlich. Das konnte ja heiter werden, wenn dieser neue Gast gleich zu Anfang schon so auf Konfrontation ging. Unmerklich straffte sie ihren schlanken Körper und zwang sich, die Dame fröhlich anzulächeln. »Ich bin vor allem für das Administrative zuständig, kümmere mich aber jederzeit mit meinen Mitarbeitern zusammen um unsere Gäste. Zudem begleite ich die meisten Ausflüge. Dann kann ich Ihnen alle Fragen über die Flora und Fauna hier beantworten.«

»Alle Fragen? Na, da bin ich ja mal gespannt.« Mit diesen beinahe verächtlich hingeworfenen Worten wandte sich die Deutsche ab und ging zu Aaron, um ihm Hinweise zu geben, wie er am besten ihre schweren Koffer zu tragen hatte. Der blonde Engel blitzte Lisa arrogant an, dann beeilte sie sich, ihr hinterherzutippeln.

Wie ein Hündchen seinem Herrn nachläuft, ging es Lisa durch den Kopf.

»Wer ist das?« Rosalie neben ihr schüttelte missbilligend den Kopf. »Und wo ist ihr Mann? Ich dachte, Sie haben die Flitterwochen-Suite bestellt.«

Lisa zuckte kurz die Achseln, dann grinste sie Rosalie breit an. »Ich bin mir noch nicht so ganz sicher, ob der blonde Engel nicht vielleicht ihre Partnerin ist, aber irgendwie bezweifle ich das. Sie wirken nicht wirklich innig und vertraut. Aber wir werden sicher bald mehr herausfinden.«

Und ich hoffe, dass ich bald mehr über diese wunderschöne Amazone erfahre. Diese Augen . . . Der Gedanke ließ Lisa zusammenzucken. Sie warf Rosalie einen besorgten Blick zu. Doch zum Glück hatte sie die Worte nicht laut ausgesprochen, und so bedurfte es keiner weiteren Erklärung.

»Auf jeden Fall wird es bestimmt nicht langweilig mit unseren neuen Gästen«, meinte Rosalie. »Am besten frage ich gleich nach den besonderen Wünschen der Herrschaften, bevor es nachher Ärger gibt.« Damit ging sie zu den beiden Pärchen, um den Speiseplan zu besprechen.

Lisa hatte immer noch Mühe, ihre Blicke von der schönen Frau abzuwenden. Doch jetzt war Deeskalation geboten. Sie trat auf die Besucherin zu und streckte ihr die Hand entgegen, wobei sie sich innerlich gegen jede mögliche Reaktion zu wappnen versuchte. »Noch einmal herzlich willkommen hier auf unserer kleinen Safarilodge«, sagte sie freundlich. »Es tut mir leid, dass ich Sie vorhin so angestarrt habe – ich bin nur etwas überrascht gewesen. Es waren drei Pärchen angemeldet, und . . .«

»Und nun wollen Sie wissen, warum ich hier mit meiner Assistentin auftauche und nicht mit meinem Ehemann in den Flitterwochen bin. Das ist es doch, was Sie mir zu sagen versuchen, oder?« Die grauen Augen funkelten Lisa böse an.

Die zuckte erschrocken zurück und hob entschuldigend die Hände. »Es tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten«, stammelte sie. »Doch Sie müssen verstehen, dass wir uns um unsere Gäste kümmern, und da gehört auch so etwas mit dazu. Es soll Ihnen hier gutgehen. Und ich hoffe, dass auch Sie am Ende sagen werden, dass es Ihnen gefallen hat.«

Noch immer blitzten die grauen Augen Lisa wütend entgegen, doch dann senkten sich die Schultern leicht nach vorn. »Es tut mir leid, ich bin wirklich gerade etwas gereizt und habe es an Ihnen ausgelassen«, hörte Lisa die Frau zu ihrer Überraschung sagen. »Die Busfahrt war entschieden anstrengender als ich dachte.« Erstaunt bemerkte Lisa, dass das zornige graue Funkeln sich nun auf den blonden Engel richtete. Das junge Ding grinste allerdings nur dümmlich zurück und blieb in sicherer Entfernung stehen.

Die elegante Frau fuhr fort: »Das war nicht die feine Art und entspricht auch nicht meinem normalen Verhalten. Bitte entschuldigen Sie.« Damit streckte nun sie Lisa eine gepflegte und manikürte Hand entgegen, die Lisa automatisch ergriff. Der Händedruck war fest und angenehm, und die Berührung der warmen Finger ließ Lisa einen Schauer über den Rücken rieseln. Ihr Herz begann wie wild zu pochen. Länger, viel länger als es sonst ihre Art war hielt sie die Hand der anderen fest.

»Mein Name ist Angela Wagner«, stellte diese sich vor. »Ich habe beschlossen, die bereits gebuchte Reise zu nutzen, um etwas auszuspannen und abzuschalten, nachdem meine Hochzeit kurz vor dem Termin geplatzt ist.«

Lisa sah sie bestürzt an. »Oh, das tut mir sehr leid.«

»Ach, was soll’s.« Angela ließ ein bitteres Lachen hören, bevor sie zu Lisas großem Bedauern ihre Hand mit einem Ruck löste und sich umdrehte. »Ich kann eigentlich froh sein, dass es so gekommen ist. Und Steffi . . .«, ihr Blick glitt zu dem blonden Engel hinüber, ». . . wird mich sicher auch auf andere Gedanken bringen.«

Ihre harte Stimme und der eisige Blick ließen Lisa neuerlich erschauern.

Abschließend setzte Angela hinzu: »Ich möchte jetzt bitte auf mein Zimmer und mich frisch machen. Zeigen Sie mir den Weg.«

»Natürlich. Hier entlang, bitte.« Lisa zeigte mit der Hand den schmalen Steg entlang, der sich zwischen den kleinen Hütten hindurchschlängelte.

»Gehen Sie doch einfach vor, ich folge Ihnen schon.«

Lisa nickte und drückte sich auf dem engen Holzsteg an Angela vorbei. Dabei konnte sie nicht umhin, deren schlanken Körper dicht an ihrem zu spüren. Die kurze Berührung ließ ihren Puls ruckartig ansteigen, und sie hoffte, dass die einsetzende Dämmerung ihre rote Gesichtsfarbe verbarg. Langsam ging sie auf dem engen Steg voran bis zu einer kleinen Hütte, die ein wenig erhöht lag und eine wunderbare Aussicht über einen See bot.

»Das ist die Flitterwochen-Suite, die Sie gebucht haben«, erklärte Lisa. »Falls Sie gern ein anderes Zimmer möchten, dann kann ich Sie auch umquartieren. Hier ist genug Platz für zwei, aber vielleicht möchten Sie lieber, dass Ihre Assistentin woanders schläft.«

Angela sah sie erstaunt an. »Seien Sie nicht albern, das Zimmer ist groß genug für uns beide. Und, um ehrlich zu sein«, sie sah mit großen Augen auf den blauen See hinaus, »der Ausblick ist wunderschön.«

Fast so schön wie du . . . Lisa schluckte heftig bei dem Gedanken und öffnete die Tür, um Angela eintreten zu lassen. Erneut berührten sie sich leicht, und Lisa spürte die Hitze, die von Angelas Körper ausging. Auf einmal bekam sie keine Luft mehr. In ihrem Innersten zog sich alles zusammen. Sie brauchte einen Moment, bis sie ihre Atmung wieder einigermaßen im Griff hatte.

»Geht es Ihnen gut? Sie wirken ein bisschen blass um die Nase.« Spöttisch grinsend sah Angela sie an.

Lisa drehte sich mit einem Ruck um, fiel beinahe über Steffi, die hinter ihr stand und sie wütend beobachtete, und stolperte dann den Holzsteg zurück zum Haupthaus. Hinter sich vernahm sie noch Steffis Keifen: »Was sollte das denn gerade?« Dann war sie außer Hörweite.

In der Küche ließ sie kaltes Wasser über ihre Arme laufen und schöpfte es sich mit beiden Händen ins Gesicht.

»Ist alles in Ordnung, Miss Lisa?«, erklang Rosalies besorgte Stimme hinter ihr. »Sie sehen aus, als hätten Sie ein Gespenst gesehen.«

»Alles okay, Rosalie, keine Sorge. Nur ein bisschen wenig getrunken heute bei der Hitze.« Doch ihre Reaktion auf den neuen Gast hatte Lisa noch nicht ganz überwunden. Unter Rosalies prüfendem Blick wurde ihr schon wieder schwindlig, und mit einem kleinen Seufzer hielt sie sich an der Spüle fest. Dann atmete sie zweimal tief durch, straffte die Schultern und drehte sich um. »Es ist alles gut, Rosalie, wirklich. Ist der Essensplan schon fertig?«

Sogleich war Rosalie abgelenkt und ganz in ihrem Element. »Die Engländer sind einfach, die essen alles. Die Amerikaner sind da schon schwieriger. Sie will vieles nicht, er dafür hauptsächlich Fleisch. Na ja, das kann er haben. Und zu trinken, das wird einfach: Bier, Bier und noch mehr Bier.« Rosalie schüttelte sich, und Lisa registrierte mit großer Erleichterung, dass nicht mehr sie selbst im Mittelpunkt des Interesses stand.

Rosalies nächste Worte ließen sie allerdings wieder leicht zusammenzucken: »Was die beiden Deutschen angeht, weiß ich nicht, was sie wollen oder nicht. Vielleicht können Sie das ja in Erfahrung bringen, Miss Lisa.«

Ohne nachzudenken antwortete Lisa: »Sie heißt Angela Wagner, und ihre Hochzeit ist tatsächlich geplatzt. Der blonde Engel ist ihre Assistentin Steffi, sie wollen die Zeit hier nutzen, um mal auszuspannen.«

Rosalie sah sie scharf an und zuckte nur kurz mit den Schultern. »Das interessiert mich nicht. Ich möchte wissen, was sie essen mögen oder nicht.«

Lisas Gesicht glühte. Möglichst beiläufig sagte sie: »Ich denke, dass wir das gleich herausfinden werden.« Bei dem Gedanken an die stahlgrauen Augen, die sich so intensiv in ihr Gedächtnis gebrannt hatten, beschleunigte sich ihr Puls schon wieder.

In diesem Moment kam Aaron in die Küche – ihre Rettung. Tiefe Falten durchzogen sein gutmütiges Gesicht wie Furchen, und sein Blick war bedeutungsvoll. Lisa konnte ihm ansehen, dass ihm etwas auf der Seele brannte.

»Ist alles in Ordnung, Aaron?«, fragte sie.

Im Nu verwandelten sich die Furchen in Lachfalten, und Aaron platzte laut heraus. Seine tiefe Stimme hallte durch die große Küche und ließ alle Angestellten zusammenlaufen.

»Ihr habt heute echt etwas verpasst«, begann er immer noch lachend zu erzählen. »Ihr habt doch die beiden deutschen Frauen gesehen, oder?«

Überall nickende Köpfe ließen ihn fortfahren.

»Als ich sie am Flugplatz abgeholt habe, da habe ich schon gemerkt, dass die beiden ganz verschiedene Vorstellungen von ihrem Aufenthalt hier haben. Es war auch ganz offensichtlich, dass die anderen Gäste sehr unterschiedlich auf sie reagiert haben. Die Männer mit großen Augen, die Frauen eher mit Vorsicht und Missfallen.«

Wieder bestätigendes Nicken ringsum. Das war schwer zu übersehen gewesen.

»Während der Fahrt dann wurde die Kluft zwischen den beiden Frauen immer deutlicher. Die große Frau saß am Fenster und wollte offensichtlich ihre Ruhe haben. Das junge Ding hingegen . . .« Wieder hielt er sich den Bauch vor Lachen. »Sie ist bei jedem Tier am Straßenrand völlig ausgeflippt. Hat alle ganz verrückt damit gemacht. Aber das Beste, das Allerbeste war, als sie . . .« Er wischte sich die Tränen aus den Augen und sah sich vielsagend in der Küche um, bevor er erneut herausplatzte: »Als wir eine Kuh am Straßenrand passiert haben.«

Ungläubigkeit malte sich auf den Gesichtern.

Rosalie gab ihm einen kleinen Klaps auf den Arm. »Du machst dich über uns lustig, Aaron.«

»Nein, mach ich nicht. Ich schwöre. Sie hat regelrecht gequiekt. Die andere Frau hat sie ziemlich heftig angefahren, und dann hat sie sich schmollend und maulend in die letzte Bank verzogen. Aber auch da hat sie immer wieder leise Schreie losgelassen, wenn wir an einer Antilope oder so vorbei sind.«

Lisa hatte amüsiert zugehört. Auch sie konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen; Aarons Erzählung war einfach zu anschaulich. Jetzt verstand sie auch Angelas Bemerkung und ihre wütenden Blicke zu Steffi, als sie von der strapaziösen Busfahrt gesprochen hatte.

Sobald Angelas ebenmäßiges Gesicht vor ihrem inneren Auge auftauchte, begann ihr Herz erneut wie wild zu schlagen. Gleichzeitig spürte sie auch wieder den brennenden Wunsch, mehr über diese geheimnisvolle Frau zu wissen. Sie konnte sich nur nicht erklären, warum das so war. Vielleicht lag es ja einfach nur an deren unerklärlichen Stimmungsschwankungen. Einmal war sie freundlich und nett, um dann im nächsten Moment eiskalt und hart zu wirken.

»Ich mach mich mal frisch«, murmelte Lisa leise und ging in ihre kleine Hütte.

Tief in Gedanken stand sie wenig später vor ihrem Schrank und begutachtete ihre Kleidung. Nach langem Zögern entschied sie sich für eine schwarze Stoffhose und eine grüne Bluse, die hervorragend mit ihren ebenfalls grünen Augen harmonierte. Ihre langen, widerspenstigen Locken bürstete sie sorgfältig und band sie dann mit einem Seidentuch nach hinten. Zufrieden betrachtete sie ihr Spiegelbild.

Dann atmete sie mehrmals tief ein und aus, um sich für das Willkommensbraai zu wappnen. Das ›Beschnuppern‹, wie Aaron es immer nannte. Lisa war nicht gerade eine Meisterin des Smalltalk und verbrachte ihre Zeit viel lieber in Gesellschaft von Tieren als von Menschen. Doch hatten die Jahre sie gelehrt, dass gerade der erste Abend wichtig war und die Weichen für die kommenden schönen oder eben auch grauenvollen Tage stellte. Seufzend warf sie noch einen letzten Blick in den Spiegel, dann ging sie die wenigen Schritte von ihrer Hütte zu der großen Terrasse am Haupthaus.

Die Gäste waren alle schon um das Lagerfeuer versammelt und unterhielten sich angeregt mit Aaron, der ihnen über die verschiedenen Ausflüge Auskunft gab. Rosalie brachte die letzten Schüsseln aus der Küche. Als sie Lisa erblickte, blieb sie wie angewurzelt stehen und starrte verblüfft auf Lisas Outfit. Doch Lisa tat einfach so, als habe sie es nicht gemerkt, und begab sich zu den anderen.

Sie klatschte ein paarmal leicht in die Hände. Als alle Gespräche verstummt waren, zeigte sie auf die reich gedeckten Tische hinter sich: »Das Buffet ist eröffnet. Guten Appetit zusammen.«

Damit nahm sie einen Teller und reichte ihn dem Amerikaner, der ihr sofort entgegenstürzte. Die anderen Gäste folgten etwas gesitteter. Als Letzte kam Angela und nahm ihren Teller in Empfang. Ganz kurz berührten sich ihre Fingerspitzen. Ein Kribbeln breitete sich langsam in Lisas ganzem Körper aus wie Ameisen, die sich einen Weg durch ihre Adern bahnten.

Angelas funkelnde Augen glitten über Lisas Körper, und sie nickte anerkennend mit dem Kopf. »Sie haben sich ja richtig schick gemacht, Frau Adler.«

Lisa machte eine abwehrende Geste. »Lisa, bitte, einfach nur Lisa. Wir reden uns hier immer mit den Vornamen an. Ich hoffe, dass das für Sie in Ordnung ist«, fügte sie noch schnell hinzu.

Warum nur brachte diese Frau sie so durcheinander? Und warum sah sie sie so prüfend an? Lisa spürte erneut die Hitze in sich aufsteigen. Vielleicht lag es auch an dem betörenden Parfum, das Angela trug. Oder an den herausfordernden Augen, die tief in ihr Innerstes vorzudringen schienen. Nie zuvor hatte sich Lisa so unsicher und verlegen gefühlt. Wie ein unerfahrener Teenager und nicht wie die kompetente Farmerin und Tourleiterin, die sie schließlich auch war.

Seit Lisa vor fünfzehn Jahren auf die Farm gekommen war, um ihrem Großvater zu helfen, hatte sie ihre Frau stehen müssen. Die Männer hier nahmen Frauen meist nicht wirklich ernst, und sie hatte lange Jahre und harte Kämpfe überstehen müssen, bis sie sich den Respekt erarbeitet hatte, der ihr heute entgegengebracht wurde. Dabei hatte sie in Deutschland zuvor noch viel größere Kämpfe austragen müssen. Einige davon waren genau genommen noch lange nicht ausgestanden, doch Lisa hatte diese alten Probleme inzwischen längst hinter sich gelassen. Ihr Leben war hier und nicht mehr in Deutschland.

Der Tag, an dem ihr Großvater starb, war ihre größte Bewährungsprobe gewesen – und sie hatte sie mit Bravour bestanden. Man hatte versucht, sie von der Farm zu vertreiben, hatte sie mit Worten und sogar mit Waffen bedroht. Doch sie hatte sich zur Wehr gesetzt, und ihre Mitarbeiter hatten ihr zur Seite gestanden. Heute waren sie ein eingespieltes Team, und sie wusste, dass sie sich auf jeden einzelnen von ihnen verlassen konnte.

Und nun stand sie hier mit weichen Knien und versuchte, eine ihr völlig fremde Touristin zu beeindrucken. Was war nur mit ihr los? Lisa konnte nur den Kopf schütteln.

Das Essen verlief überraschend harmonisch. Rosalie hatte sich selbst übertroffen; sogar die verwöhnte Amerikanerin Betty war vollauf zufrieden mit den verschiedenen Speisen. Es floss reichlich Bier, und auch dem Whiskey wurde gut zugesprochen.

Lisa ertappte sich irgendwann dabei, dass sie hauptsächlich Angela beobachtete. Sie bewunderte deren freundliche, einnehmende Art. Angela konnte sich genauso locker und natürlich mit Bob, dem amerikanischen Anwalt, unterhalten, wie sie auch mit Ellie, der englischen Krankenschwester, sprach. Sie zeigte keinerlei Vorurteile oder Berührungsängste ihren Mitreisenden gegenüber.

Steffi dagegen saß lustlos vor einem Teller mit ein paar Salatblättern und ein wenig gekochtem Gemüse und stocherte gelangweilt in ihrem Essen herum. Bisher hatte sie noch kein einziges Wort gesprochen, und so langsam fragte sich Lisa, durch welche Stärken sie sich wohl als Assistentin für eine Frau wie Angela qualifizierte.

Vielleicht war sie ja nur ein wenig schüchtern. So wie Lisa selbst es war. Sie konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, mit fremden Menschen belanglose Konversationen führen zu müssen, auch wenn sie allmählich besser darin geworden war. Ihre Welt bestand aus der Farm, den Tieren, den Menschen, die hier mit ihr lebten, und all ihren Problemen. Von der weiten Welt außerhalb ihrer Farm bekam sie kaum etwas mit, und wenn sie ehrlich war, interessierte es sie auch nicht mehr. So saß sie einfach nur zwischen ihren Gästen, wechselte hier und da ein paar Worte und ließ dabei immer wieder ihre Blicke zu Angela hinüberwandern. Erst als die Gespräche auf die geplanten Ausflüge kamen, wurde sie lebendiger und ließ sich gern mit Fragen bombardieren.

»Welche Tiere werden wir hier zu sehen bekommen, und welche gibt es nicht?«

Angelas auf einmal so sanfte Stimme und das freundliche Lächeln befreiten Lisa augenblicklich von der Befangenheit, die in Angelas Gegenwart schon fast zur Gewohnheit geworden war. Bereitwillig gab sie Auskunft über ihren Park: »Wir teilen uns das große Naturschutzgebiet mit fünf anderen Farmen. Jeder hat so seinen Hauptteil, und der Rest gehört einfach allen. Das klappt prima, es gibt auch keinen Stress untereinander, ganz im Gegenteil. Wenn einer heute ein Nashorn sieht, dann gibt er die Info an die anderen weiter, so dass wir alle etwas davon haben.«

»Das heißt, es gibt hier Nashörner?«

Lisa lächelte stolz. »Ja, sogar eine kleine Herde. Wir haben einen Bullen, drei Kühe und momentan sogar ein paar Babys. Allerdings wissen wir noch nicht genau, wie viele Jungtiere, denn noch haben wir sie nicht alle gesichtet.«

»Sind die denn nicht gefährlich?« Die Frage kam von der etwas ängstlich wirkenden Betty.

»Nein.« Lisa schüttelte den Kopf. »Gefährlich sind die Wilderer, die immer wieder versuchen, unsere Tiere zu töten, um an die Hörner zu kommen. Es kostet viel Geld, genug Wildhüter zu beschäftigen, um die Wilderer von unseren Tieren fernzuhalten.« Traurig senkte sie den Kopf.

Eine warme Hand auf ihrem Arm ließ sie wieder aufschauen. Angelas schöne Augen ruhten auf ihr mit so viel Wärme, dass ihr Herz Purzelbäume zu schlagen begann. Die Sanftheit der Berührung ging ihr durch und durch. Für einen Moment vergaß sie, wo sie war und dass sie nicht allein waren. In diesen Augen hätte sie sich verlieren können.

Rosalies Räuspern brachte sie in die Wirklichkeit zurück.

Rasch schaute Lisa von einem ihrer Gäste zum anderen und bemerkte überrascht den hasserfüllten Blick, den Steffi ihr zuwarf. Sie schluckte trocken. Dann konzentrierte sie sich wieder auf die Informationen über die Fauna: »Wir haben aber noch viele andere Tiere hier, die ihr morgen hoffentlich auch alle sehen könnt. Elefanten, Nilpferde, Kudus, Giraffen, Zebras, Wasserbüffel und noch jede Menge anderer Arten.«

»Was sind Kudus?«, fragte Albert, der Engländer, schüchtern.

»Das sind Antilopen. Wir haben recht viele davon. Eine hattet ihr auch zum Abendessen.«

Die ungläubigen Blicke ihrer Gäste brachten Lisa zum Grinsen. »Ihr müsst das verstehen«, beeilte sie sich zu erklären, »wir halten die Tiere im Einklang mit der Natur. Es gibt hier aber wenige natürliche Feinde. Wir haben keine Raubkatzen, das wäre einfach zu gefährlich. Und die paar Krokodile am großen See, die fressen auch nicht genug, so dass wir schnell eine Überbevölkerung hätten. Daher müssen wir die Anzahl in einem normalen Rahmen halten. Da es den anderen Parks hier in Südafrika genauso geht, brauchen wir auch nicht mit denen unsere Tiere zu tauschen. Und Kudufleisch ist eine absolute Delikatesse. Oder hat euch das Kuducarpaccio nicht geschmeckt?« Sie ließ den Blick über die Gruppe streifen, und nach einigen Sekunden nickten schließlich alle mit dem Kopf. Einzig Steffi stocherte weiter lustlos in ihrem Salat.

»Welches ist das gefährlichste Tier?«

Angelas tiefe Stimme ließ Lisas Kopf herumfahren. Lange sahen sich die beiden Frauen in die Augen. Erst dann fand Lisa ihre Sprache wieder.

»Der Mensch ist bei weitem das gefährlichste Tier«, erklärte sie. »Und nicht nur hier in Afrika. Er handelt aus niedrigen Beweggründen – aus Profitgier oder aus Missgunst und Neid. So etwas gibt es bei den Tieren nicht. Tiere töten, um zu fressen oder um nicht selbst getötet zu werden. Wie bereits gesagt, wir sind hier im Park im Einklang mit der Natur. Und das spüren unsere Tiere. Es gab in all den Jahren, in denen ich jetzt hier bin, noch nie einen Unfall oder überhaupt einen Zwischenfall.«

»Wie lange bist du denn schon hier? Ich dachte, du wärst hier geboren.«

Überrascht sah Lisa auf Ellie, die die Frage gestellt hatte. »Nein, geboren wurde ich in Deutschland, in Berlin.« Sie nickte zu Angela hinüber, die ihre gemeinsame Herkunft mit gehobenen Brauen zur Kenntnis nahm. »Ich kam mit fünfzehn Jahren hierher, um meinem Großvater auf der Farm zu helfen, und ich bin geblieben. Die beste Entscheidung meines Lebens«, setzte sie leise hinzu.

»Und deine Eltern, Freunde, dein Leben in Deutschland . . . Vermisst du das nicht?« Es war Angelas rauchige Stimme, die Lisa erneut in ihren Bann zog.

»Nein, ich vermisse nichts.« Ganz kurz huschte eine dunkle Wolke über ihr Gesicht, doch sofort hellten sich ihre Züge wieder auf. »Freunde habe ich hier, und die Natur und die Tiere geben mir so viel mehr als ich in Deutschland haben könnte. Diese Freiheit ist mein großes Glück.« Sie lächelte strahlend, und ihre Gäste konnten ahnen, dass sie es wirklich so meinte.

Kurz darauf löste sich die kleine Runde auf, und alle zogen sich für die Nachtruhe auf ihre Zimmer zurück.

Lisa wollte Rosalie noch zur Hand gehen, doch die Haushälterin nahm sie energisch am Arm und drückte sie auf einen Stuhl. »Was ist nur mit Ihnen, Miss Lisa? Ich habe Sie noch nie so erlebt. Und . . .«, mit einem kritischen Blick musterte sie Lisas Garderobe, ». . . Sie haben sich auch noch nie so für ein Abendessen herausgeputzt. Sind Sie krank oder pleite oder beides?«

Bei der letzten Frage musste Lisa laut lachen. »Ach, Rosalie, gute Seele dieses Hauses. Es ist alles in Ordnung, wirklich, alles gut. Mach dir keine Sorgen.« Damit stand sie auf, drückte der alten Frau einen Kuss auf die Wange und ging zu ihrem Zimmer hinüber.

Müde ließ sie sich auf ihr Bett fallen. Sie ließ den vergangenen Tag noch einmal vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen: Die beiden Pärchen waren bedeutend netter, als sie erwartet hatte – zu oft hatte sie böse Überraschungen erlebt und das Ende der Ferienwoche schon am ersten Abend herbeigesehnt. Und dann die beiden deutschen Frauen. Sie wurde aus ihnen nicht schlau. Angela . . . Lisa seufzte. Was war es nur, dass sie so von ihr fasziniert war? Lisa erkannte sich selbst nicht wieder. Wie ein blutjunges Mädchen hatte sie versucht, vor der fremden Frau besonders gut dazustehen. Hatte sich fein gemacht für das Essen, etwas, das sie tatsächlich seit Jahren nicht mehr getan hatte. Rosalie hatte sie da sofort durchschaut.

Immer wenn sich ihre Blicke getroffen hatten, dann hatte sie ein Kribbeln verspürt, tief in ihrem Innern, wie Schmetterlinge auf Formationsflug in ihrem Bauch, die sich mit heftigem Flattern einen Weg nach außen suchten. Lisa drehte sich zur Seite und klammerte sich an ihr Kissen. Noch immer konnte sie die Wärme spüren, die von der schönen Frau ausgegangen war. Doch genauso erinnerte sie sich an die Härte und Kälte bei ihrer Ankunft. Es dauerte lange, bis Lisa in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel.

Ein lautes Hämmern an ihrer Tür ließ sie aufschrecken. Durch die geöffneten Fenster konnte sie sehen, dass es draußen stockdunkel war.

Erneut klopfte es. Seufzend stand Lisa auf. Wer konnte um diese Zeit etwas von ihr wollen? Müde rieb sie sich die Augen, dann öffnete sie schlaftrunken die Tür – und sah direkt in Angelas wunderschönes Gesicht. In eine Decke gehüllt stand sie vor ihr und sah sie flehentlich an.

»Es tut mir leid, dass ich dich wecken muss. Aber ich möchte heute Nacht nicht oben in der Suite schlafen, und auf der Hollywoodschaukel ist es jetzt einfach zu kalt geworden. Bitte . . .«, ihre grauen Augen funkelten Lisa in der Dunkelheit an, »hast du eine andere Schlafmöglichkeit für mich?«

Lisa brachte zunächst kein Wort heraus, fuhr sich nur mit den Händen durch das lange, lockige Haar. Endlich sagte sie krächzend: »Ja, natürlich habe ich noch andere Hütten. Rosalie sorgt auch immer dafür, dass sie fertig gerichtet sind. ›Man weiß ja nie, wann man sie braucht‹, ist ihr Standardspruch.« Was redete sie da eigentlich? Rosalies Sprüche waren in diesem Moment bestimmt das Letzte, was Angela interessierte. Sie schluckte krampfhaft, nahm einen Bund mit Schlüsseln vom Haken und trat zu Angela vor die Tür. »So, dann wollen wir mal . . .« Mit wenigen Schritten waren sie bei der Nachbarhütte. Lisa schloss auf und schaltete das Licht an. »Es ist natürlich nicht vergleichbar mit der Flitterwochen-Suite, aber zum Schlafen sollte es auf jeden Fall reichen. Hier im Schrank sind noch ein paar Decken und Kissen, falls dir immer noch kalt ist.« Erschrocken drehte sie sich dann zu Angela um: »Entschuldige, ich hätte dir wenigstens einen Tee oder so anbieten können, damit du dich aufwärmen kannst.«

Angelas Augen begannen seltsam zu glänzen. »Nein, das ist nicht nötig. Du machst schon mehr als genug für mich. Entschuldige, dass ich dich mitten in der Nacht aus dem Bett geholt habe. Und, Lisa . . .« Sie trat langsam näher. »Danke, dass du keine Fragen stellst. Das wäre jetzt gerade einfach zu viel gewesen.« Sie hauchte der überrumpelten Lisa einen Kuss auf die Wange. Dann ließ sie sich seufzend auf das Bett fallen, rollte sich in die zwei Decken ein und war innerhalb von Sekunden eingeschlafen.

Wie automatisch trat Lisa zu ihr ans Bett, stopfte ihr die Decke richtig hinter den Rücken, damit sie warm blieb, und strich ihr sanft über das kurze Haar. Die Berührung versetzte ihr einen heftigen Stromstoß, der durch ihren ganzen Körper raste. Ein kräftiges Feuer brach in ihr aus, loderte durch ihre Adern . . . Entsetzt zog sie die Finger zurück. Mit raschen, leisen Schritten entfernte sie sich von Angela, knipste das Licht aus und drückte die Tür leise hinter sich ins Schloss.

In ihrer eigenen Hütte setzte sie sich auf ihr Bett und vergrub das Gesicht in den Händen. Was war das nun schon wieder gewesen? Warum löste jede einzelne Berührung solch heftige Reaktionen aus? Noch nie hatte Lisa die Nähe eines Menschen gesucht. Doch diese fremde Frau weckte in ihr ständig den Wunsch, sie zu berühren, zu spüren. Seufzend ließ sie sich nach hinten in die Kissen sinken. Der Gedanke an Angela, an den hauchzarten Kuss, an das Feuer, das in ihrem Inneren gebrannt hatte, all das ließ sie in dieser Nacht nicht los.

3

Am frühen Morgen hatte Rosalie die Frühstücksvorbereitung längst beendet, als Lisa, noch immer müde, in die Küche wankte. Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und nahm dankbar einen Becher mit dampfendem Kaffee entgegen.

»Ach, Rosalie, du bist ein Goldstück, danke. Genau das, was ich jetzt brauche.«

Rosalie schnaubte wütend durch die Nase. Sie schmetterte das Küchentuch in die Ecke und stemmte die Arme in die Seiten. »Was glaubt dieses kleine Stück eigentlich, wer oder was sie ist?«

Verblüfft starrte Lisa sie an. »Um Himmels willen, Rosalie, was ist denn passiert? So habe ich dich ja noch nie gesehen. Und vor allen Dingen, wen meinst du?«

»Diese Assistentin. Diesen blonden Engel, wie Sie sie nennen, Miss Lisa.«

»Was hat sie denn getan?«, fragte Lisa mit mühsam unterdrücktem Grinsen.

»Sie kam hier in meine Küche, um mir zu sagen, dass sie sich rein vegetarisch ernährt und ich doch dafür sorgen soll, dass sie das ganze Fleisch nicht sehen müsste. Davon würde ihr nur schlecht werden. Außerdem verlangt sie eine spezielle Diät, damit sie ja nicht zunimmt.« Rosalie schnaubte erneut. »Am besten isst sie gar nichts, dann nimmt sie auch nicht zu, basta.«

Lisa musste nun laut lachen. Leichtfüßig sprang sie auf und nahm ihre Haushälterin in die Arme. »Ach, Rosalie . . . jetzt siehst du einmal, was ich sonst immer mitmache mit unseren Gästen. Aber denk daran, sie bleibt nur ein paar Tage. Das kriegen wir schon hin, oder nicht? Wir haben doch schon weitaus Schlimmeres gemeistert.«

Rosalie seufzte laut auf, dann schnäuzte sie sich geräuschvoll die Nase und lächelte Lisa dankbar an. »Sie haben ja recht, Miss Lisa. Ich bin es halt nicht gewohnt, dass jemand an meinem Essen herumnörgelt. Tut mir leid, ich wollte Sie damit nicht belasten.«

»Na hör mal, Rosalie, du belastest mich doch nicht. Ich bin ja froh, dass wir immer über alles reden können. Außerdem bist du mir seit vielen Jahren meine beste und auch einzige Freundin.« Lisa umarmte die ältere Frau noch einmal und drückte sie an sich. Dabei wischte sie sich verstohlen eine Träne aus dem Auge.

»So«, sagte sie schließlich, nachdem sie den Kloß in ihrem Hals energisch hinuntergeschluckt hatte. »Dann lass uns mal raus in die Höhle des Löwen.« Sie griff nach einer Thermoskanne mit Kaffee und ging schnellen Schrittes auf die Terrasse hinaus.

Fröhliches Geplapper schallte ihr entgegen. Mit großer Freude stellte Lisa fest, dass all ihre Gäste um den runden Tisch versammelt saßen und sich auch schon am reichhaltigen Buffet bedient hatten. Sie räusperte sich und sagte laut: »Guten Morgen. Ich hoffe, ihr habt gut geschlafen und freut euch schon so wie ich auf den gemeinsamen Ausflug heute.«

Fünf Augenpaare richteten sich auf Lisa und sahen ihr mit fröhlicher Erwartung entgegen. Nur aus Steffis Augen blitzte die Wut. Lisa fragte sich erneut, was die junge Frau nur gegen sie hatte. Sie nahm sich eine Schüssel mit Müsli und gab etwas Milch darüber, dann setzte sie sich zwischen Bob und Angela. Doch Steffis hasserfüllten Blick, der sie wie ein Dolch zu durchbohren schien, konnte sie weiterhin spüren.

Beinahe genüsslich lehnte sich Lisa zurück und grinste die junge Frau herausfordernd an. »Ich hoffe, du hast etwas zum Essen gefunden, Steffi. Rosalie hat mir schon erzählt, dass du ein paar Sonderwünsche hattest. Wir werden uns bemühen, dass alles auch zu deiner Zufriedenheit sein wird.«

Angelas Kopf ruckte hoch. »Was meinst du damit, Lisa?«

»Nun – das kann dir Steffi vielleicht besser erklären. Wir waren auf jeden Fall nicht auf ihre Diätwünsche vorbereitet, und Rosalie wird später erst noch ins Dorf fahren müssen, um einzukaufen.«

Angela legte mit lautem Klirren ihr Besteck hin und erklärte: »Das kommt gar nicht in Frage. Wir essen gern, was ihr uns auftischt. Rosalie ist eine hervorragende Köchin, und ich bin sicher, dass auch Steffi etwas zu essen finden wird . . . nicht wahr?« Ihr eisiger Blick traf ihre Assistentin, die den Kopf schuldbewusst zwischen die Schultern zog und leicht nickte.

Lisa konnte nicht anders, sie musste grinsen. Sie wusste selbst nicht, warum sie sich so über die Zurechtweisung freute, doch genauso wenig konnte sie den Hass verstehen, der ihr so offenkundig aus Steffis Blicken entgegenschlug.

Eine Bewegung an ihrem Bein riss sie aus ihren Überlegungen. Halb unbewusst legte sie die Hand auf ihren Schenkel, um das vermeintliche Insekt zu vertreiben. Ihr Atem stockte, als sie feststellte, dass es kein Tier, sondern Angelas Knie war.

Brennende Wärme breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Die Zartheit der Berührung brachte ihr Blut in Wallung, und sie konnte die Röte spüren, die ihr Gesicht zu überziehen begann. Verlegen stürzte sie ihren Kaffee hinunter, dann rückte sie den Stuhl nach hinten und stand hastig auf.

»Wir wollen in einer halben Stunde aufbrechen«, brachte sie heiser krächzend hervor. »Falls ihr euch also noch einmal frisch machen wollt – Aaron und ich warten dann am Haupteingang auf euch.« Sie wagte noch einen kurzen Blick auf Angela, dann eilte sie davon. Sie hatte Mühe, ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. An der nächsten Ecke, gerade außer Sichtweite, blieb sie stehen, lehnte sich mit dem Kopf gegen das kühle Holz der Hütte und atmete mehrfach tief ein und aus. Ihr Puls rauschte in ihren Ohren, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie wusste nur, dass ihre gewohnte Welt auf einmal ins Wanken geraten war.

Verdammt, was macht diese Frau nur mit mir? Warum reagiere ich so heftig auf eine banale Berührung?

»Ist alles in Ordnung mit dir?«

Die rauchige Stimme hinter ihr und eine weiche Hand auf ihrem Rücken ließen Lisa herumfahren.

»Du wirkst etwas angespannt«, fuhr Angela in unverändert sanftem Ton fort. »Es tut mir wirklich leid – ich hoffe, Steffi hat dich nicht zu sehr verärgert. Sie ist besessen von ihrem Aussehen und hat panische Angst davor, auch nur ein Gramm zuzunehmen.«

Angelas Hand lag nun warm in Lisas Nacken. Panik stieg langsam in Lisa auf. »Nein«, stammelte sie, »nein, danke. Es ist alles in Ordnung. Rosalie hatte sich geärgert, und ich wollte es wenigstens ansprechen.« Mit aller Macht versuchte sie ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. Doch sie ahnte, dass es ein ziemlich armseliger Versuch war. Angelas leicht amüsiertes Lächeln schien das zu bestätigen.

»Ich wollte mich noch bei dir für heute Nacht bedanken«, fügte Angela nach kurzer Pause hinzu. »Und mich zudem noch einmal bei dir entschuldigen, dass ich dich mitten in der Nacht geweckt habe.«

Die Wärme, die plötzlich in ihrer Stimme lag, ließ eine Gänsehaut über Lisas Arme kriechen. Rasch sagte sie: »Ach, das war doch nichts, kein Problem. Was war denn überhaupt los?« Erschrocken beeilte sie sich zu ergänzen: »Wenn ich fragen darf.«

Angela seufzte leicht. Noch immer lagen ihre warmen Finger in Lisas Nacken, spielten leicht mit den braunen Locken. »Ich glaube, wenn ich noch länger mit Steffi in einem Raum verbracht hätte, dann hätte ich sie erwürgt«, murmelte sie. »Sie kann einem wirklich auf die Nerven gehen. Sie hierher mitzunehmen, war überhaupt ein Riesenfehler. Aber was soll’s.«

Ihr samtiges, jetzt ein wenig trauriges Lachen jagte Lisa einen Schauer über den Rücken.

»Du hast mich auf alle Fälle vor dem Erfrieren gerettet, und dafür danke ich dir sehr.« Damit beugte sich Angela ein wenig zu Lisa und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange.

Lisa wandte sich ein wenig zur Seite, um sich von Angelas Hand in ihrem Nacken zu lösen. Sie hatte das Gefühl, die Berührung keinen Moment länger zu ertragen. Ihr Herz klopfte, als müsse es jeden Moment zerplatzen. Ihr Gesicht glühte, und ihre Knie schienen plötzlich aus Pudding zu bestehen. Kurz bevor sie unter ihr nachgeben konnten, gewann sie zum Glück die Kontrolle über sich zurück. Sie nickte Angela kurz zu und wisperte: »Wir müssen gleich los, ich seh dich dann am Jeep.«

Dann hastete sie davon. Sie konnte Angelas Blicke in ihrem Rücken spüren und war froh, als sie endlich um die Ecke biegen konnte. Heftig atmend rannte sie in ihr Bad und ließ kaltes Wasser über ihr erhitztes Gesicht laufen.

Noch immer spürte sie den zarten Kuss auf ihrer Wange, genauso wie den der vergangenen Nacht. Warum nur versetzten diese sanften und unschuldigen Berührungen ihr Innerstes jedes Mal derart in Aufruhr? Verwandelten sie in einen bedröppelten Teenager, der nicht einmal die einfachsten Benimmregeln beherrschte? Noch einmal schöpfte sie sich kaltes Wasser ins Gesicht. Dann trocknete sie sich schnell ab und eilte zum Jeep, wo bereits alle außer Angela und Steffi warteten.

Während sich die Gäste ihre Plätze in dem geräumigen, offenen Jeep suchten, kamen Angela und Steffi um die Ecke gelaufen. Es war offensichtlich, dass sie sich stritten. Der leichte Wind trug Steffis keifende Stimme weit über die Steppe: »Wo warst du letzte Nacht? Sag schon, du warst bei ihr, gib es doch einfach zu.«

Sie versuchte Angela am Ärmel festzuhalten, doch die riss sich von ihr los, drehte sich wütend zu ihr um und fauchte sie an – deutlich leiser als Steffis Zetern gewesen war, aber dennoch hörbar: »Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Hier so einen Aufstand zu wagen. Du bist gerade entschieden zu weit gegangen, und das wird Konsequenzen haben. Ich denke, es ist für alle das Beste, wenn du heute Abend wieder nach Deutschland fliegst. Der Urlaub hier mit dir war definitiv ein Fehler.«