Über Geschichte schreiben: wissenschaftliche Studie oder historischer Roman? - Jörg Wildenberg - E-Book

Über Geschichte schreiben: wissenschaftliche Studie oder historischer Roman? E-Book

Jörg Wildenberg

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Beschreibung

Zunächst wirkt ein Essay zum Thema geschichtswissenschaftliche Studien vs. historische Romane absurd, da beide Textarten aus völlig verschiedenen Bereichen stammen. Doch weil nicht wenige Historiker eine Affinität auch zur schönen Literatur beweisen, lohnt ein genauerer Blick. Zudem beleuchtet der Essay einen Literaturbericht (hier: wissenschaftliche Literatur) von Ulrich Lappenküper, der fundierte Erkenntnisse auch von Historikergrößen wie Lothar Gall und Jonathan Steinberg als "kaum angemessen" bezeichnet.

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EPUB
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Seitenzahl: 21

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Jörg Wildenberg

Über Geschichte schreiben: wissenschaftliche Studie oder historischer Roman?

Essay

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

1. Historiker als phantasielose Romanautoren

2. Schriftstellerische Qualitäten und Quellenkritik

3. Die Begrenztheit der Wissenschaft

4. Zum Verhältnis von Geschichte und Fiktion

5. Literarische Wahrheit

Impressum neobooks

1. Historiker als phantasielose Romanautoren

Der Altertumsforscher Jörg Fündling meinte einmal zu mir, Historiker seien verhinderte Romanautoren, denen bloß die Phantasie fehle. Ein solches Verdikt mag aus dem Munde des Vertreters einer Disziplin, die den Literaturnobelpreisträger Theodor Mommsen hervorgebracht hat, zwar nachvollziehbar klingen, überrascht aber doch ein wenig. Obgleich auch Romane bilden können und sich manche ihrer Autoren auf umfassende Recherchen begeben, beinhalten diese Werke dennoch ein gutes Stück Fiktion, die einem wissenschaftlichen Text bekanntlich nicht innewohnen darf.

Freilich wissen Historiker, dass jede noch so umfangreich mit Quellen belegte Studie eine Interpretation von Vergangenheit darstellt und als solche die tatsächliche Vergangenheit nie wird zweifelsfrei oder gar vollständig abbilden können. Wenn man indes einige Aufsätze, Biographien, Dissertationen, Habilitationen oder manch andere wissenschaftliche Texte liest, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die betreffenden Historiker diese Binsenweisheit vergessen haben. Der ein oder andere scheint genau und unfehlbar zu wissen, was Staatsmann X in einem beliebigen Moment Y gedacht und gefühlt habe. Beim Lesen solcher Darstellungen zu einem geschichtlichen Thema wirkt es so, als sei der Autor selbst dabei gewesen und bringe lediglich das zu Papier, was er mit eigenen Augen gesehen sowie mit eigenen Ohren gehört habe. Ja, er habe sogar in den Kopf der betreffenden Person hineingeblickt und erhelle die Nachwelt auch damit. Das erinnert vielmehr an einen allwissenden Erzähler in einem Roman als an einen Wissenschaftler, der sine ira et studio seine Forschungen darlegt. Wenn, um ein Beispiel zu nennen, Otto von Bismarck an den Rand eines Botschafterberichts, der seinen außenpolitischen Prämissen zuwiderlief oder dessen Urheber sich auf andere Weise nicht ganz fügte, ein Ausrufezeichen setzte, darf man in der Tat eine gewisse Empörung beim Reichskanzler voraussetzen. Man sollte sich indes mit überdeutlichen Formulierungen wie etwa „zornbebend“ zurückhalten, weil der genaue Grad der Empörung in diesem konkreten Moment eben nicht ersichtlich ist. Mit solcher Selbstsicherheit führen besagte Autoren den Grundsatz einer unmöglichen zweifelsfreien Wiedergabe der Vergangenheit ad absurdum. Aufgrund der Vielschichtigkeit und Vielgestaltigkeit von Geschichte wäre es aber unklug, von dieser Maxime abzurücken.