Unerwartete Leidenschaft - Vita Sackville-West - E-Book

Unerwartete Leidenschaft E-Book

Vita Sackville-West

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Beschreibung

Lady Slane ist 88 Jahre alt, als sie erkennt, dass sie sich in ihrem ganzen Leben bisher nur nach ihrem Mann gerichtet hat. Kaum ist er tot, trifft sie zum ersten Mal eigene Entscheidungen: Sie gibt ihr riesiges Haus mit Angestellten auf, lässt ihre Kinder nur noch nach Terminabsprache ein, knüpft an alte Bekanntschaften an und verschenkt eine geerbte Kunstsammlung. Ihre Kinder sind empört, ihre Urenkelin dagegen nimmt sich ein Beispiel und löst ihre Verlobung auf. Vita Sackville-West hat hier nach Meinung ihres Verlegers Leonard Woolf ihr bestes Buch geschrieben.

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Seitenzahl: 305

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Aus dem Englischen von Hans B. Wagenseil. Mit einem Nachwort von Renate Schostack

Die englische Originalausgabe erschien 1931 unter dem Titel All Passion Spent bei Hogarth Press in London, die deutsche Erstausgabe 1948 unter dem Titel Erloschenes Feuer im Wegner Verlag in Hamburg.

E-Book-Ausgabe 2016

© 1931 The Estate of Vita Sackville-West

© 2015, 2016 für die deutsche Ausgabe: Verlag Klaus Wagenbach, Emser Straße 40/​41, 10719 Berlin

Covergestaltung Julie August unter Verwendung der Fotografie Studio portrait presented by Esther Cloudman Dunn to the Smith College Library (wikimedia commons). Das Karnickel zeichnete Horst Rudolph. Gesetzt aus der Walbaum.

Datenkonvertierung bei Zeilenwert, Rudolstadt.

Alle Rechte vorbehalten. Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.  

ISBN: 9783803141958

Auch in gedruckter Form erhältlich: ISBN: 9783803127549

www.wagenbach.de

FIRST LADIES – LADIES FIRST

FAY WELDON    KLEINE SCHWESTERN   Roman

Wunderbar bissig beschreibt die berühmte Chronistin typischer Frauenschicksale die oft misslungene, aber meist zutiefst komische Suche nach dem Glück.

Aus dem Englischen von Ingrid Dressler-Lewis

WAT 737. 256 Seiten

DJUNA BARNES   VERFÜHRER AN ALLEN ECKEN UND ENDEN

Ratschläge für die kultivierte Frau

Geht es Ihnen auch so: Hassen Sie die Natur? Alles, was jung, einfach, praktisch, weiblich, kurz natürlich ist? Können Sie es auch nicht leiden, die Liebe für eine Zaubermacht zu halten?

Aus dem amerikanischen Englisch von Inge von Weidenbaum

WAT 739. 80 Seiten

LILLIAN HELLMAN   DIE ZEIT DER SCHURKEN   Roman

Als Lillian Hellman und ihr Lebensgefährte, der berühmte Krimi-Autor Dashiell Hammett, zu den McCarthy-Verhören geladen werden, verlieren die beiden nicht nur viel Geld und Aufträge, sondern vor allem viele vermeintliche Freunde, die sich plötzlich von ihnen abwenden.

Aus dem Englischen von Peter Naujack

WAT 741. 144 Seiten

DEBORAH LEVY   WAS ICH NICHT WISSEN WILL

Eine mutige, von keinen außer den eigenen Regeln geleitete Autorin hebt ein wenig den Vorhang: Um für die Welt stark genug, um für das Schreiben gewappnet zu sein, muss man ein paar Reisen unternehmen und auf mancher Rolltreppe den Tränen freien Lauf lassen.

Aus dem Englischen von Barbara Schaden

WAT 736. 112 Seiten

Auch als eBook erhältlich

DORIS LESSING   DAS LEBEN MEINER MUTTER

Das persönlichste Erinnerungsbuch der großen englischen Erzählerin: die nachdenkliche Auseinandersetzung mit zwei eigenwilligen Frauen – ihrer Mutter und sich selbst.

Aus dem Englischen von Adelheid Dormagen

WAT 738. 96 Seiten

STARKE FRAUEN BEI WAGENBACH

VITA SACKVILLE-WEST   ZWÖLF TAGE IN PERSIEN

Reise über die Bakhtiari-Berge

Vita Sackville-West, die englische Exzentrikerin, ist mit ihren Büchern über die Gartenkunst bis heute weltberühmt. Klassiker sind aber auch ihre Reportagen über die vielen Reisen, die die neugierige und weltoffene Globetrotterin unternahm.

Aus dem Englischen von Irmela Erckenbrecht

SALTO. Rotes Leinen. Fadengeheftet. 144 Seiten mit Fotografien

JULIA DECK   WINTERDREIECK   Roman

Mademoiselle will nicht mehr arbeiten. Mademoiselle hat Schulden. Das Leben wäre so viel einfacher unter einem neuen Namen. Den borgt sie sich aus, sie erschleicht sich eine neue Garderobe und kommt schließlich auf die günstigste Lösung: einen Mann!

Aus dem Französischen von Antje Peter

Quartbuch. Gebunden mit Schutzumschlag. 144 Seiten

Auch als eBook erhältlich

ALBENA DIMITROVA   WIEDERSEHEN IN PARIS   Roman

Alba ist viel zu jung für GuÈo, der außerdem verheiratet ist und für die Regierung arbeitet. In den letzten Jahren des Kommunismus beginnt in der bulgarischen Hauptstadt Sofia und am Schwarzen Meer eine gefährliche, leidenschaftliche Liebesgeschichte.

Aus dem Französischen von Nicola Denis

Quartbuch. Gebunden mit Schutzumschlag. 192 Seiten

Auch als eBook erhältlich

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Erster Teil

Henry Lyulph Holland, erster Graf von Slane, hatte so lange gelebt, dass die Leute begonnen hatten, ihn für unsterblich zu halten. Das Publikum empfindet im Allgemeinen Langlebigkeit eines Menschen als beruhigend und neigt dazu, nach einer gewissen Pause des Abwartens, sehr hohes Alter als Zeichen hervorragender Leistung anzuerkennen. Der Langlebige hat wenigstens über eines der Hindernisse triumphiert, die dem Menschen von Anfang an im Wege stehen: die Kürze des Lebens. Zwanzig Jahre von der ewig währenden Vernichtung wegstehlen zu können beweist Überlegenheit über ein von vornherein zugemessenes Programm. So klein ist die Gradeinteilung, mit der wir unsere Werte messen. Daher wollten es die in die Stadt fahrenden Londoner zuerst kaum glauben, als sie an einem warmen Maimorgen im Zuge ihre Zeitungen öffneten und lasen, am vorhergehenden Abend habe nach dem Essen Lord Slane im Alter von vierundneunzig Jahren plötzlich das Zeitliche gesegnet. »Herzschwäche«, sagten sie scharfsinnig, obschon diese Todesursache in den Zeitungsberichten angegeben war, und setzten dann mit einem Seufzer hinzu: »Wieder ein Wahrzeichen der alten Zeit verschwunden.« Das war das vorherrschende Gefühl: wieder ein Wahrzeichen der alten Zeit verschwunden, wieder eine Erinnerung an die Unbeständigkeit aller Dinge. Alle Ereignisse und Beförderungen, die Henry Holland in seinem langen Leben durchgemacht hatte, wurden von den Zeitungen zusammengetragen und in Artikeln, die zum letzten Mal aktuell waren, beleuchtet und ausgeschmückt. Eine Handvoll Tatsachen, zusammengepresst wie zu einem harten Kricketball, wurde dem Publikum ins Gesicht geworfen: von den Tagen seiner »glänzenden Universitätslaufbahn« angefangen durch jene Zeiten, in denen Herr Holland in einem erstaunlich frühen Alter einen Platz im Kabinett eingenommen hatte, bis zu diesem letzten Tage, an dem er als Graf von Slane, Ritter des Hosenbandordens, des Großkreuzes des Ordens von Bath, Großkomtur des Sternes von Indien, Großkomtur des Ordens vom Kaiserreich Indien usw. usw. – die kleineren Auszeichnungen zogen hinter ihm her wie der Schwanz eines Kometen – nach dem Essen in seinem Sessel zusammengesunken und in der Fülle von neunzig Jahren plötzlich in die Geschichte zurückgetreten war. Die Zeit schien, jetzt da die Gestalt des alten Slane sie nicht mehr mit ausgestreckten Armen zurückhielt, einen Sprung vorwärts gemacht zu haben. Seit fünfzehn Jahren hatte er am öffentlichen Leben keinen sehr aktiven Anteil mehr genommen, aber er war , und bei Gelegenheit hatten die unwiderlegliche Anmut, die klare Nüchternheit und der Spott seiner Beredsamkeit seine extremeren Kollegen im Parlament am Rande ihrer abgründigen Torheit in Verwirrung gesetzt, wenn sie sie auch nicht wirklich aufhalten konnten. Solche Ansprachen waren selten, denn Henry Holland hatte immer den Wert weiser Sparsamkeit zu schätzen gewusst, aber gerade durch ihre Seltenheit riefen sie ein heilsames Gefühl der Unbehaglichkeit hervor, da man wusste, dass sie durch eine geradezu legendäre Erfahrung gestützt wurden. Wenn der Alte, der Achtzigjährige, der Neunzigjährige, sich dazu aufraffen konnte, nach Westminster zu stelzen und sich in seiner unvergleichlichen Art sorgfältig und nüchtern durchdachter, aber zynisch vorgetragener Meinungen zu entledigen, wurden Presse und Öffentlichkeit zur Aufmerksamkeit gezwungen. Nie hatte jemand Lord Slane ernstlich angegriffen. Nie hatte jemand Lord Slane vorgeworfen, dass er zum alten Eisen gehöre. Sein Humor, sein gefälliges und bezauberndes Wesen, seine Lässigkeit und sein gesunder Menschenverstand hatten ihn für alle Generationen und alle Parteien unantastbar gemacht. Von allen Politikern und Staatsmännern konnte man das vielleicht von ihm allein sagen. Vielleicht hatte er, weil er das Leben überall berührt zu haben schien und doch mit dem Leben, mit dem gewöhnlichen Leben, dank seiner sprichwörtlichen Zurückhaltung wohl nie in Berührung gekommen war, sich nie die Verdammung und das Misstrauen zugezogen, die gewöhnlich dem bloßen Sachverständigen zuteil werden. Ein Lebensgenießer, ein Humanist, Sportsmann, Philosoph, Gelehrter, Mann der Gesellschaft und geistreicher Kopf, einer jener seltenen Engländer, deren glückliches Los es ist, bei ihrer Geburt mit einem wirklich reifen Geist ausgestattet zu werden. Seine Kollegen und seine Untergebenen waren durch sein angebliches Widerstreben, sich mit irgendeiner praktischen Frage zu beschäftigen, abwechselnd in Entzücken und in Wut geraten. Es war schwer, ein Ja oder Nein aus dem Mann herauszubringen. Je wichtiger eine Frage war, desto oberflächlicher verfuhr er damit. », schrieb er etwa an das Ende einer Denkschrift, die die Vorteile zweier entgegengesetzter politischer Verhaltensweisen auseinandersetzte, und seine Mitarbeiter verhüllten verzweifelt mit den Händen ihr Gesicht. Sie sagten, er sei als Staatsmann gescheitert, weil er immer beide Seiten des Falles sah, aber selbst wenn sie mit Verzweiflung auf diese Eigentümlichkeit hinwiesen, sahen sie sie doch nicht als Schwäche an, denn sie wussten, dass er bei Gelegenheit, wenn er schließlich in die Ecke getrieben wurde, schneidender und tödlicher zuschlagen konnte als irgendeiner, der in wichtigtuerischer Gespreiztheit auf einem Regierungssessel saß. Er konnte einen Bericht durchfliegen und hatte seinen Kern und seine Schwäche erfasst, ehe noch ein anderer Zeit gehabt hätte, ihn durchzulesen. In seiner außerordentlich höflichen Art konnte er dem Optimismus und der Kurzsichtigkeit seines Berichterstatters einen vernichtenden Schlag versetzen. Immer höflich und kultiviert, ließ er seine Nebenbuhler tot auf dem Platze.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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