Unlösbares Rätsel - Jo Zybell - E-Book

Unlösbares Rätsel E-Book

Jo Zybell

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Beschreibung

Ren Dhark glaubt sich schon fast am Ziel, als er beginnt, die unfaßbaren Verbrechen aufzuklären, die von den Herrschern des Geheimen Imperiums begangen wurden und immer noch begangen werden. Doch der Rückweg nach Terra wird noch immer durch die schier unüberwindliche Horizontverschiebung versperrt, und noch etwas harrt der Aufklärung: ein unlösbares Rätsel.

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Seitenzahl: 468

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Ren Dhark

Weg ins Weltall

 

Band 22

Unlösbares Rätsel

 

von

 

Uwe Helmut Grave

(Kapitel 1 bis 5)

 

Jan Gardemann

(Kapitel 6 bis 9)

 

Conrad Shepherd

(Kapitel 10 bis 14)

 

Jo Zybell

(Kapitel 15 bis 19)

 

und

 

Hajo F. Breuer

(Exposé)

Inhalt

Titelseite

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

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Impressum

Prolog

Ende des Jahres 2065 steht die Menschheit am Scheideweg: Auf der nach dem Krieg gegen die Roboter des »Volkes« zu einem Eisklumpen gewordenen Erde leben nur noch 20 Millionen Menschen. Relativ gut aushalten läßt es sich nur in der Hauptstadt Alamo Gordo, deren neuartiger Schutzschirm ihr nicht nur Sicherheit gibt, sondern auch für angenehm hohe Temperaturen sorgt.

Die restlichen 36 Milliarden Menschen wurden nach Babylon umgesiedelt und richten sich dort unter der Regierung Henner Trawisheims neu ein. So wäre auf der Erde eigentlich viel Platz – hätten nicht die Riiin oder Eisläufer ihren Lebensmittelpunkt nach Terra verlegt. Dieses Volk kann nur bei extrem niedrigen Temperaturen überleben – und ist so naturgemäß gegen jeden Versuch, der irdischen Sonne zu ihrer alten Kraft und dem Eisplaneten Terra zu neuer Wärme zu verhelfen.

Genau diesen Versuch aber hat Ren Dhark mit seiner Expedition in die Nachbargalaxis Andromeda unternommen. Denn es gibt nur einen Weg, um die Sonne wieder stark zu machen: Die Synties, tropfenförmige Energiewesen, die im freien All leben und seit vielen Jahren gute Freunde der Terraner sind, könnten interstellares Wasserstoffgas einfangen und in die Sonne stürzen lassen – so lange, bis sie ihre alte Masse und damit ihre alte Kraft zurückgewonnen hat.

Doch die Synties sind von den gefühllosen, eiskalten Echsenwesen des Glandarenvolks entführt und als Energiequelle mißbraucht worden. Zwar gelingt es Dhark, die Synties zu befreien, aber gewaltige Ringraumer des Geheimen Imperiums, einer noch skrupelloseren Macht, die schon vor mehr als tausend Jahren Krieg gegen die Worgun in Andromeda führte, löschen das Volk der Glandaren gnadenlos aus. Beim Versuch, wenigstens einige von ihnen zu retten, geraten die Flashpiloten Pjetr Wonzeff und Harold Kucks in die Hände des Geheimen Imperiums.

Es gelingt den beiden Männern unerwartet rasch, aus der Gefangenschaft zu fliehen, doch Dhark und die POINT OF sind verschwunden. Eine gefährliche Odyssee durch das unbekannte Sternenmeer führt die beiden schließlich zu einer ehemaligen Stützpunktwelt der Worgun, auf der es nichts gibt außer einer goldenen Gigantstatue. Mit ihrer Hilfe gelingt es, einen Notruf nach Babylon in der Milchstraße abzuschicken. Doch kaum ist dieser Notruf draußen, greifen dreihundert überschwere Ringraumer des Geheimen Imperiums an. Auf der Flucht gelangen die beiden Terraner auf eine ehemalige Welt der Salter – und Harold Kucks trifft mit der Faskia Ssirkssrii seine Seelenpartnerin. Die Echse verleiht ihm unglaubliche Kräfte…

Dhark empfängt den Notruf und bricht erneut nach Andromeda auf, um die verschollenen Gefährten zu suchen. Die werden tatsächlich gefunden, und man könnte sich auf den Heimweg zur Erde machen – wäre da nicht plötzlich die Horizontverschiebung aufgetreten, ein Phänomen, dem nicht einmal die POINT OF entkommen kann. Auch das Geheime Imperium wird aktiv und schickt eine riesige Flotte ins ehemalige Gebiet der Glandaren. Ren Dhark hingegen gelingt es, den Imperator des Reiches in seine Gewalt zu bringen und das ungeheuerliche Rätsel zu lösen, das ihn umgibt…

Auf der Erde rekrutiert der Wächter Simon drei Menschen für das neue Wächterprogramm: Svante Steinsvig, Arlo Guthrie und – Doris Doorn! Die INSTANZ von ARKAN-12 schickt sie nach erfolgter Umwandlung auf einen Werftasteroiden in die Milchstraße, wo ein Ringraumer auf sie wartet.

Gemeinsam mit den GSO-Agenten Jos Aachten van Haag und Ömer Giray versuchen die Wächter das seltsame Geheimnis zu ergründen, das Tel-Rebellen, Crekker und die unheimlichen grünen Maschinen, die immer wieder wie aus dem Nichts auftauchen, zu verbinden scheint. Ihr Weg führt sie in ein entlegenes Sonnensystem im Gebiet der Rebellen und mitten hinein in einen Jäger-Angriff…

1.

Lopan der Erste! Der diktatorische Herrscher über die Utaren trug diese Bezeichnung mit Stolz. Der erste Mann im Staate zu sein bedeutete ganz oben zu stehen, in der ersten Reihe zu sitzen, weit vorn zu liegen. Er war der Auserwählte, der alleinige Herrscher über das utarische Imperium, die absolute Nummer Eins!

Die drei Weisheiten waren nichts gegen ihn. Große Weisheit, Kleine Weisheit, Weisheit – jede Gruppierung bestand aus einer unterschiedlichen Anzahl von Personen, die einerseits alle etwas zu sagen hatten, die aber andererseits keine eigenen Entscheidungen treffen durften, ohne sich untereinander zu beraten. So oder ähnlich lief das bei den Demokraten ab – wirklich durchschaut hatte Lopan I. das komplizierte System nie, damals, als er noch ein einfacher Bürger mit ehrgeizigen politischen Ambitionen gewesen war. Er hatte sich den Regierenden mitzuteilen versucht, aber die Weisheiten hatten ihm nicht zugehört, nicht zuhören wollen.

Hingegen hatte der Großteil der Bevölkerung ein offenes Ohr für ihn gehabt…

Jetzt stand er an der Spitze!

Einstmals hatten die Weisheiten über die Utaren regiert, doch nun waren ihre Tage gezählt.

Ihr Traum von einer funktionierenden Demokratie war geplatzt wie ein überfressener Opulus.

Hätten sie das ohne zu murren eingesehen und sich meinem Imperium angeschlossen, statt zahlreiche Getreue um sich zu scharen und sich mir ständig zu widersetzen, wäre ich nicht gezwungen gewesen, in der Atmosphäre von Regirus III das D-Virus auszusetzen, dachte Lopan I. ärgerlich.

D stand für Degeneration. Auf Regirus III, einem ausschließlich von Weisheitenanhängern bewohnten Planeten, gab es inzwischen keinen einzigen intelligenten Utaren mehr. Das D-Virus hatte ganze Arbeit geleistet; anderen Lebewesen schadete es nicht im geringsten, nicht einmal den Tieren.

Der ursprüngliche Plan war eine großangelegte Sterilisierung jener Welt sowie eine Massenimpfung mit dem Gegenmittel gewesen, um die Verdummten gegen das Virus zu immunisieren.

Danach hätte man sie problemlos zu Imperiumsgetreuen umerziehen können, schließlich mußten sie alles wieder neu erlernen – auch ihre politische Gesinnung.

Ein genialer Plan, fand Lopan I. noch im nachhinein, aber irgend etwas war schiefgelaufen, das D-Virus war total außer Kontrolle geraten…

Nun saß er mutlos und niedergeschlagen in der hermetisch abgeriegelten Zentrale seines Flaggschiffs LOPAN auf dem Raumhafen von Utaria, dem Hauptplaneten des einst so mächtigen Imperiums, das um ihn herum total zusammenbrach. Zum Glück verfügte dieser Bereich des Raumschiffs über eine eigene Energie- und Luftversorgung, ansonsten wäre Virus D hier bereits eingedrungen.

Auf den übrigen Decks des großen Pyramidenraumers hatte sich das Virus allerdings komplett verbreitet, ebenso in allen weiteren noch vorhandenen Schiffen seiner Flotte – ein großer Teil war durch Zusammenstöße und Abstürze zerstört worden – sowie auf ganz Utaria und den übrigen bewohnten Imperiumsplaneten.

Es war Lopan I. nur ein kleiner Trost, daß es auch die demokratischen Utaren samt und sonders erwischt hatte…

… zumindest hatte er das geglaubt. Bis jetzt! Die eintausend gegnerischen Pyramidenraumer, die sich gerade über Utaria zusammenzogen, deuteten zweifelsohne darauf hin, daß es da draußen wohl doch noch »ein paar« Denkende gab. Und die wollten ihm ans Leder.

*

Das Schiff des Imperators wurde über Funk gerufen.

Lopan I. vermutete, daß man ihm die Kapitulation anbieten wollte.

Doch eher würde er sterben, als in Gefangenschaft zu gehen. Er war ohnehin am Ende, ein Imperator ohne Imperium, der sich mit einigen Männern seit Monaten in der Zentrale seines Raumschiffs verkroch.

Den Tod würde er somit als Erlösung empfinden. Er war ein mutiger Mann und fürchtete sich nicht vor dem Sterben.

Der Oberkörper eines Utaren erschien auf dem Bildschirm in der Zentrale. Die Farbe seiner Kleidung war indigoblau, demzufolge gehörte er der höchsten der drei Weisheitskasten an. Mit ruhiger Stimme stellte er sich vor.

»Mein Name ist Mis Missour. Ich bin der Sprecher der Weisheit und möchte dir gratulieren, Imperator! Du hast gewonnen.«

Lopan I. war verblüfft. »Gewonnen? Wovon sprichst du? Ich bin am Ende und erwarte den Gnadenstoß. Glaubt nur nicht, ich würde betteln, verdammtes Demokratenpack! Ich entstamme einer stolzen Familie, in der man es gewohnt ist, aufrechten Hauptes in den Tod…«

»Erspare mir bitte deine schwülstigen Reden«, unterbrach Missour ihn ungehalten. »Du wolltest uns loswerden, und das ist dir gelungen. Wir ziehen uns in die Galaxis Thoradan zurück und hoffen, dort Ruhe vor dir zu haben.«

»Ihr wollt mein Schiff nicht angreifen?« Lopan I. wunderte sich. »Narren! Eine solche Chance bekommt ihr nie wieder! Ihr seid in der Übermacht, das solltet ihr ausnutzen.«

»Stimmt, wir könnten dich zertreten wie ein lästiges Insekt«, erwiderte der Weisheitssprecher gelassen. »Doch an einem elenden Massenmörder wie dir machen wir uns nicht die Hände schmutzig. Du sollst ruhig noch etwas leiden in deiner Isolation, die dich und deine engsten Getreuen früher oder später in den Wahnsinn treiben wird. Sobald das Virus, das du in deinem Unverstand entfesselt hast, den letzten Utaren außerhalb deines Schiffes degeneriert hat, werdet ihr merken, wie allein ihr seid. Weder Freund noch Feind wird sich um euch scheren. Du wirst krepieren, wie du gelebt hast: erbärmlich.«

»Wie kannst du es wagen, so mit dem Herrscher über das gesamte utarische Volk zu reden?« brauste Lopan I. auf.

»Du hast nie über das gesamte Volk geherrscht«, widersprach ihm Missour. »Zwar ist es dir gelungen, die Mehrheit auf deine Seite zu ziehen, nachdem du die Diktatur ausgerufen hattest – mir ist bis heute nicht klar, wieso so viele verblendete Utaren dir ergeben folgten –, aber ein nicht unerheblicher Teil von uns entzog sich deinem Machthunger. Warum konntest du uns nicht in Frieden leben lassen? Unsere Anwesenheit in dieser Galaxis war die pure Provokation für dich, nicht wahr?«

»Ihr hättet euch nur zu unterwerfen brauchen«, entgegnete Lopan I., der sich keiner Schuld bewußt war. »Wäre mein Plan gelungen, würdest du jetzt unter dem Einfluß des D-Virus vor meinem Thron knien und mich wie einen Gott anbeten, anstatt mich zu verhöhnen und dich an meiner Niederlage zu weiden.«

»Ich verhöhne dich nicht, selbst das bist du uns nicht wert, ich will dir nur vor Augen halten, daß du dir deine Niederlage selbst zuzuschreiben hast. Machtgier und Herrschsucht haben dir jeden klaren Gedanken geraubt. Wärst du auch nur einigermaßen bei Verstand gewesen, hättest du niemals den Auftrag für die Entwicklung dieses Virus gegeben. Auch sonst lief nichts wie es sollte. Nach dem ersten gelungenen Massenmord auf Regirus III hättest du umgehend weitermachen und unsere anderen Planeten ebenfalls sofort verseuchen müssen, um an dein grausiges Ziel zu gelangen. Aber wie ich dich einschätze, hast du dich regelrecht in deinem Erfolg gesuhlt – und das verschaffte uns ein paar Tage Zeit, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen.«

Es ärgerte Lopan I., daß sein Gesprächspartner recht hatte. Rog Roglerit, der für das D-Projekt verantwortlich war, hatte ihm dringend geraten, nicht zu lange zu zögern, aber dem Imperator war erst einmal zum Feiern zumute gewesen. Außerdem war der Virenvorrat für einen Großangriff zu gering gewesen, es hatten weitere D-Viren produziert werden müssen. Erst nach mehreren Tagen war die imperiale Flotte einsatzbereit gewesen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Weisheiten längst mit der Evakuierung ihrer noch intakten Welten begonnen.

Und sie hatten noch viel mehr unternommen, das wurde Lopan I. jetzt erschreckend klar: Ihre Agenten hatten den Spieß umgedreht und das D-Virus in die Schiffe seiner Flotte sowie nach Utaria verbracht und inzwischen sicherlich auch auf alle übrigen Planeten des Reiches.

Nachdem der Diktator den Angriff auf die Evakuierungsflotte befohlen hatte, war das Virus in zahlreichen Imperiumsraumern freigesetzt worden.

Weil auch seine Gegner mit Virus D zu kämpfen gehabt hatten, war die Schlacht im Weltraum letztlich in ein totales Chaos ausgeartet.

»Hast du wirklich geglaubt, wir würden tatenlos abwarten, bis das Virus uns allen nach und nach den Verstand raubt, und dich ungeschoren lassen?« riß Missour ihn aus seinen Gedanken. »Unseren Wissenschaftlern wurde schnell klar, daß es sich auf Regirus III um keine normale Seuche, sondern um die Auswirkungen eines genmanipulierten Virus handelte. Die Gesunden versuchten, diejenigen zu retten, die das D-Virus bereits im Körper hatten, ohne Rücksicht auf die eigene Unversehrtheit. Zudem waren wir fest entschlossen, so viele Imperialisten wie möglich mit ins Verderben zu reißen. Leider standen wir zu sehr unter Zeitdruck, schließlich mußten wir schon bald mit weiteren Virenattacken rechnen. Unser Schutzsystem wies Lücken auf, immer wieder infizierten sich Helfer und schleppten D in unsere eigenen Schiffe ein. Selbst einige unserer Agenten blieben aufgrund zu nachlässiger Vorsichtsmaßnahmen auf der Strecke. Die ganze Situation überforderte uns maßlos. Trotzdem haben viele von uns überlebt, wie du sehen kannst. Wir werden anderswo neu anfangen.«

»Ich nehme an, ihr laßt eure Verdummten in Crestodorum zurück, sie sind ja nur unnötiger Ballast.«

»Du irrst dich. Wir nehmen sie mit und bringen ihnen alles neu bei. Damit fangen wir schon auf dem Weg zu unserem Fluchtziel an. Während sich die Infizierten auf ihren Decks vor den Bildschirmen versammeln – viele von ihnen begeistern sich wie Kleinkinder über die bunten Bilder –, erlernen sie von uns all das, was sie wissen müssen, um ihr früheres Leben wieder aufzunehmen.

Zu uns in die Zentrale dürfen sie erst, wenn sie vollständig genesen sind, damit sie hier in ihrem Unverstand keinen Schaden anrichten. Nebenbei bemerkt: Wir haben von dir gelernt, Lopan, und in unseren Raumschiffen mittlerweile ebenfalls autarke Kommandozentralen eingerichtet, die sich hermetisch abriegeln lassen. In allen Schiffen, wohlgemerkt, du selbst hast ja nur dein Flaggschiff damit ausstatten lassen.«

»Ja und? Jeder ist sich selbst der Nächste.«

»Natürlich verwenden wir bei unseren Lernprogrammen technische Hilfsmittel und Hypnose, damit die Gesundung der Infizierten schneller vorangeht. Zum Glück hat das D-Virus nicht rigoros ihre Gehirnzellen zerstört, sondern nur die darin gespeicherten Informationen vernichtet. Die jeweilige Intelligenz der betreffenden Personen lagert sozusagen noch in ihren Köpfen und kann mit der nötigen Anstrengung und einer guten technischen Ausstattung wieder hervorgeholt werden.«

Lopan I. grinste. »Ihr wißt ja schon recht gut über Virus D Bescheid, habe ich den Eindruck.«

»Selbstverständlich. Während du dich monatelang in deiner Zentrale verschanzt hast und eure Infizierten hilflos im Schiff herumirrten, haben unsere Wissenschaftler nicht auf der faulen Haut gelegen. Wir kennen D mittlerweile in- und auswendig.«

»Wißt ihr auch, daß die Verdummung erst rückgängig gemacht werden kann, nachdem die Betroffenen mit dem Gegenmittel geimpft wurden? Der Geimpfte ist danach für alle Zeiten immun gegen das D-Virus und kann wieder damit beginnen, sich seinen Verstand zurückzuerarbeiten – ohne den Impfstoff bleibt er auf ewig ein Dummkopf.«

»Ja, das wissen wir. Unsere besten Forscher entwickelten ein Serum gegen das Virus und leiteten umgehend eine Impfaktion ein. Außerdem haben sie bei ihren Untersuchungen und Experimenten das D-Virus mutiert.«

Das Grinsen in Lopans Gesicht erstarb schlagartig. »Ihr habt… was getan?« Er befürchtete das Schlimmste. Diese Demokraten waren unberechenbar.

»Das Virus mutiert«, erwiderte sein Gesprächspartner kühl. »Es ist jetzt gefährlicher denn jemals zuvor. Wird die Mutation entfesselt, richtet D weitaus größeren Schaden an als bisher, schlimmer als alles, was du dir ausmalen kannst. Ich gestehe zu unserer Schande, daß wir mit dem Gedanken gespielt haben, das mutierte D-Virus auf allen imperialen Planeten auszusetzen, um euch endgültig den Rest zu geben. Aber im Gegensatz zu dir und deinen fanatischen Anhängern sind wir keine skrupellosen Verbrecher.«

»Wenn ihr die Mutation nicht dafür verwendet, um uns ins Verderben zu stürzen – wofür braucht ihr sie dann?«

»Zu unserem Schutz. Wir suchen uns eine neue Heimat und wollen dort in Frieden leben. Möglicherweise gelingt es dir ja, die Verdummung deines Volkes in den Griff zu bekommen, und vielleicht kommst du irgendwann auf den irrwitzigen Gedanken, uns zu verfolgen, und eventuell findet uns deine Flotte sogar… Dann sind wir gewappnet! Du triffst auf keine Wehrlosen, sondern auf einen harten Gegner mit einer der übelsten Biowaffen, die je entwickelt wurden. Und das Gemeinste daran: Der Grundstoff dafür, das Virus D, stammt aus euren imperialen Laboren. Wir schlagen euch quasi mit den eigenen Waffen. Sollte jemals ein Imperialer einen Utaren der Weisheiten angreifen, lassen wir das mutierte Virus gnadenlos auf euch los! Also bleibt besser wo ihr seid, denn eine Konfrontation mit uns würdet ihr nicht überleben! Ihr würdet nichts weiter finden als einen qualvollen Tod!«

»Ich glaube dir kein Wort!« erwiderte Lopan I. barsch. »Bei unserer letzten Raumschlacht haben wir gesehen, was passiert, wenn das Virus nicht genügend isoliert wird. Es wurde nicht nur wie von euch geplant in unseren, sondern aufgrund von Nachlässigkeit auch in euren Schiffen freigesetzt. So etwas könnte sich jederzeit wiederholen. Ihr würdet dieses Risiko niemals eingehen, schon gar nicht mit einer noch gefährlicheren Variante.«

»Du vergißt offenbar, daß wir über einen Impfstoff verfügen, der uns immun macht – und zwar gegen beide Varianten. Zugegeben, vollständige Immunität kann man erst erlangen, wenn man mit dem ursprünglichen D-Virus infiziert wurde, also zu einem Dummkopf geworden ist, um einmal deine primitive Wortwahl zu gebrauchen. Erst dann zeigt die Impfung Wirkung. Doch das Problem haben wir bereits gelöst. Diejenigen, die bislang verschont geblieben sind, werden sich nach der Ankunft in unserer neuen Heimat freiwillig der nichtmutierten Variante von Virus D aussetzen und sich anschließend ebenfalls impfen lassen. Von da an lernen wir alles, was wir vergessen haben, von den inzwischen genesenen Utaren neu.

Sollte dir also jemals in den Sinn kommen, uns noch einmal zu überfallen, erwartet dich ein wehrhaftes Volk mit einer verdammt effektiven Biowaffe, die es massiv gegen euch einsetzen wird, ohne befürchten zu müssen, sich selbst anzustecken. Rücksichtnahme auf andere Lebewesen ist nicht nötig, denn auch das mutierte Virus wirkt weiterhin nur auf Utaren.«

Lopan I. kochte vor Zorn, ließ sich das aber nicht anmerken.

»Anscheinend befinden wir uns in einer Pattsituation«, bemerkte er hochmütig, obwohl seine Position weitaus schlechter war als die seiner Gegner. »Vielleicht könnten wir ja verhandeln. Ich schlage vor, ihr gebt uns von eurem Serum ab und…«

Mis Missour lachte nur kurz auf und unterbrach abrupt die Verbindung.

Den Rest des Vorschlags brauchte er sich nicht anzuhören, der Herrscher über ein verdummtes Volk hatte nichts mehr, was für die Weisheiten von Interesse gewesen wäre.

Wenig später setzte sich die Flotte der Pyramidenraumer in Bewegung und verlor sich in den Weiten des Weltraums. Ihr Ziel war Thoradan – die Galaxis, die die Menschen von der Erde später Milchstraße nennen sollten – und die war dermaßen riesig, daß es nahezu unmöglich war, die abtrünnigen Utaren dort aufzufinden.

*

»Eines Tages fanden sie dann in unserer Galaxis eine neue Heimat, und ihre Nachkommen leben heute auf Esmaladan«, vermutete Ren Dhark, denn es lag nahe, daß die geflohenen Blauen mit den Utaren in der Milchstraße identisch waren.

Gemeinsam mit mehreren Forschern verschiedener Fachbereiche verfolgte er in der Wissenschaftlichen Abteilung der POINT OF auf einem Monitor gespannt den Bericht, der auf zwei in Zahnimplantaten verborgenen Speicherkristallen verzeichnet war.

Mit Unterstützung des einzigartigen Roboters Artus wurden die längst vergangenen Geschehnisse weitgehend hör- und sichtbar gemacht.

Die Besitzer beider Backenzähne – Imperator Kimil CCLXIX. und sein Leibwächter Crus Cruso – protestierten nicht dagegen; man hatte sie auf Liegen geschnallt und in einen leichten Betäubungsschlaf versetzt.

Obwohl die beiden Utaren halb in dieser, halb in der Welt ihrer Träume verweilten, versuchte Dhark ihnen Fragen zu stellen. »Hat Lopan I. seine Drohung wahrgemacht, die geflohenen Utaren aufgestöbert und sie angegriffen? Haben sie sich mit dem mutierten D-Virus zur Wehr gesetzt? Habt ihr ihnen eure Hyperallergie zu verdanken?«

Cruso schwieg eisern, obwohl alle fest überzeugt waren, daß er die Stimme des Commanders vernahm. Er war halt ein harter kleiner Kerl von ganz besonderem Kaliber, eine Tötungsmaschine auf zwei kurzen Beinen, und ließ sich nicht einmal im Schlaf überrumpeln.

Imperator Kimil reagierte auf seine eigene unnachahmliche Weise auf die Befragung.

»Warum tut ihr mir das an?« krächzte er mit verschlafener, weinerlicher Stimme. »Bereitet es euch Freude, einen verdienten Herrscher und Helden des Volkes zu demütigen? Dazu habt ihr kein Recht, ihr Niederen! Ich bestehe auf einer meinem hohen Rang entsprechenden Behandlung und befehle euch, mich loszubinden, andernfalls…«

Weiter kam er nicht. Die Müdigkeit übermannte ihn, und weg war er. Dhark stieß einen leisen Seufzer aus.

»Soll ich ihn in die Wirklichkeit zurückholen?« fragte ihn Gregor Hanfstik.

Der Commander schüttelte den Kopf und stellte dem Leiter der Medoabteilung ebenfalls eine Frage: »Was glauben Sie, Gregor, wie lange es dauert, jemandem, der so ziemlich sein ganzes Leben vergessen hat, alles wieder neu beizubringen?«

Hanfstik kratzte sich am Kinn. »Normalerweise braucht man ein ganzes Leben, um ein ganzes Leben zu erlernen. Allerdings wurden die Gehirne der Utaren vom D-Virus nur teilgeschädigt. Da sie damals schon über moderne Technik und ausgefeilte Hypnoschulungsmethoden verfügten, dürfte es nur ein paar Monate gedauert haben, höchstens ein Jahr, bis die Infizierten wieder normal waren. Möglicherweise enthält der Bericht nähere Informationen darüber.«

Dhark ordnete an, die Vorführung auf dem Monitor fortzusetzen.

*

Wo bin ich? Wer bin ich? Wo komme ich her? Wo will ich hin?

Ich denke, also bin ich. Ich lebe. Meine Haut ist blau, meine Haare sind… ungewöhnlich! Immerhin weiß ich, daß es sich um Haut und Haare handelt. Demnach bin ich mit Intelligenz beseelt. Allerdings nicht mit besonders viel, befürchte ich, denn ich begreife nicht, was um mich herum vorgeht.

Begreifen… Intelligenz… solche Worte überhaupt zu kennen, empfinde ich bereits als Höchstleistung.

All die anderen hier im Raum – es ist ein großer Raum mit zahlreichen nicht näher definierbaren vielfarbigen Gegenständen – machen einen noch ratloseren Eindruck als ich. Offenbar wissen auch sie nicht, wo sie sich befinden und was sie hier sollen. Ich scheine der Intelligenteste von ihnen zu sein.

Der Intelligenteste, Intelligenz – da war es wieder, dieses beinahe unaussprechliche Wort, das mich an etwas Vergangenes erinnert, an etwas, das ich vor langer Zeit verloren habe. Zeit. Noch so ein seltsamer Begriff. Damit bezeichnet man eine ewig lange Periode, aber auch einen kurzen Moment, glaube ich.

Wieviel Zeit ist es jetzt her, seit ich meine Intelligenz verlor? Ich weiß, daß es Definitionen für bestimmte Zeitspannen gibt, aber mir fällt keine einzige ein.

Definition.

Weitere schwierige Worte kommen mir spontan in den Sinn: Gerät. Apparat. Maschine. Exakt einordnen kann ich sie nicht, doch ich bin davon umgeben, hier in diesem… diesem… Schiff?

*

»Diese feigen Schwächlinge verlassen die Galaxis! Das paßt zu ihnen!« fluchte Lopan I., nachdem die Weisheitenflotte nicht mehr zu orten war. »Aber wenn dieser verräterische Abschaum glaubt, ich würde mich in mein Schicksal ergeben…!«

Er zeterte noch eine Zeitlang weiter, und mit jedem Fluch, den er gegen seine Feinde ausstieß, wuchs in ihm das Bedürfnis, sich an den Weisheiten und ihren Anhängern zu rächen. Ungeachtet der Tatsache, daß er die Züchtung des D-Virus höchstpersönlich angeordnet hatte, gab er ihnen die Alleinschuld an der Katastrophe, denn sie hatten es gewagt, sich gegen das ihnen zugedachte Schicksal zu wehren.

Sein Cheffunker Sul Suldikul stellte erleichtert fest, daß der Imperator offenbar sein seelisches Tief überwunden hatte. Wenn Lopan I. von Haß erfüllt war, lief er meist zur Hochform auf. Genauso brauchte ihn sein Volk: dynamisch und konsequent, gerade jetzt, in dieser verfahrenen Situation.

Suldikul war schmächtig und selbst für einen Utaren viel zu klein, aber ungeheuer potent.

Obwohl er keine feste Lebensgefährtin hatte, war er Vater von elf Kindern, die sich über ganz Utaria verteilten. Von dem Geld, das er für ihren Unterhalt ausgeben mußte, hätte er ein stilvolles Luxusleben führen können, statt dessen mußte er für sie immer tiefer in die Tasche greifen.

Manchmal zerrte das so sehr an seinen Nerven, daß er seine Nachkommenschaft als »blöde Gören« beschimpfte. Augenblicklich traf das sogar wortwörtlich zu.

Sul und der Ortungsoffizier Pen Pendeler kannten sich schon von Kindesbeinen an. Sie waren gemeinsam zum Militär gegangen, hatten dort jeder für sich Karriere gemacht, bis der Zufall sie in der LOPAN wieder zusammengeführt hatte. Während Suldikul seinem früheren Ich treu geblieben war – er war der Typ Abenteurer, der das Leben eher locker nahm –, hatte sich Pendeler sehr verändert.

Er war ruhiger geworden, in sich gekehrt, kein stilles tiefes Wasser, sondern ein Mann, der mit sich selbst und der Welt im unreinen war und daher ständig grübelte.

Bordingenieur Vad Vadisquo verschwendete nie einen Gedanken zuviel. »Wer dauernd nachdenkt, muß sich nicht über Kopfschmerzen wundern«, lautete seine Devise. Sein Weltbild war klar und präzise: »Jeden Morgen geht irgendwo eine Sonne auf, der Imperator hat immer recht, und die Weisheiten sind verkommenes Lumpenpack.« Als die zentrale Sektion in aller Eile vom übrigen Schiff isoliert worden war, hatte er gerade unter einem Pult dort gelegen, um ein harmloses technisches Problem zu bereinigen. Dadurch war ihm die Verdummung erspart geblieben, die ihn an seinem üblichen Arbeitsplatz unweigerlich befallen hätte.

Vad dachte an seinen Assistenten und besten Freund Oba, der auf dem Maschinendeck zurückgeblieben war, und er fragte sich, wie es ihm wohl momentan erging. Wahrscheinlich hockte er mit verblödetem Gesichtsausdruck zwischen all den Gerätschaften und Aggregaten und betrachtete ratlos einen Schraubenschlüssel in seiner Hand, ohne wirklich damit etwas anfangen zu können. Vadisquo setzte seine ganze Hoffnung auf den Imperator.

Lopan I. würde bestimmt einen Weg finden, sein Volk zu retten.

In der Tat hatte der Herrscher eine Idee. Würdevoll erhob er sich aus seinem Kommandosessel und gab Befehl, das ganze Schiff zu sterilisieren.

»Wie genau sollen wir vorgehen?« erkundigte sich einer der Offiziere. »Ich nehme an, Ihr verfügt über einen ausgeklügelten Notfallplan, Euer Majestät.«

»Oftmals sind es die einfachen Pläne, die eine Schlacht entscheiden«, erwiderte der Imperator. »Wir pumpen sämtliche Decks luftleer und blasen die Viren hinaus in die Atmosphäre von Utaria; dort fallen sie nicht mehr ins Gewicht.«

»Aber… aber dann sterben alle Besatzungsmitglieder«, stammelte der Bordingenieur entsetzt.

»Nicht alle«, entgegnete Lopan I. ungerührt. »Wir werden am Leben bleiben.«

»Mein Freund Oba befindet sich unter denen, die hilflos im Schiff umherirren«, protestierte Vad Vadisquo.

»Gleich wird er nirgends mehr herumirren, verlaß dich darauf«, sagte Lopan I., während er mehrere Meßgeräte bediente. »Wir alle haben da draußen Freunde, die uns ans Herz gewachsen sind, Vad. Sie werden für eine gute Sache geopfert: für die Rettung des utarischen Imperiums. Falls sich ihnen jemand anschließen möchte, werde ich keine Einwände erheben.«

Die Männer in der Zentrale schwiegen, weil sie wußten, daß der Imperator grundsätzlich keine leere Drohungen ausstieß. Das hatte auch Rog Roglerit in seiner letzten Lebenssekunde begreifen müssen. Lopan I. hatte den Leiter des D-Projekts nach dem unkontrollierten Ausbruch der Viren ohne lange Vorreden erschossen, trotz seiner unbestrittenen Verdienste um das Volk. Versager waren dem obersten Utarenherrscher ein Greuel.

»Unsere weitere Vorgehensweise hängt davon ab, wie viele intelligente Utaren es noch auf dieser Welt gibt«, erläuterte der Imperator sein Vorhaben. »Rog Roglerit hat das D-Virus nicht allein entwickelt, ihm standen die größte Forschungseinrichtung der Hauptstadt und jede Menge Fachkräfte zur Verfügung. Vielleicht sind ja einige von ihnen dem Virus entkommen.«

»Das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich«, meinte Suldikul. »Ich konnte in den Labors niemanden mehr erreichen.«

»Das hat nichts zu besagen«, warf Pendeler ein. »Auf dem gesamten Planeten herrscht Ausnahmezustand. Ganz Utaria ist eine einzige Ruine. Überall kam es zu Abstürzen, Unfällen, Bränden und Explosionen, welche die Technik weitgehend lahmlegten. Die Zerstörungswut einiger besonders tumber Dummköpfe dürfte ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen haben. Wir können daher davon ausgehen, daß in der militärischen Forschungseinrichtung nicht mehr alle technischen Installationen einwandfrei funktionieren, beispielsweise der Funk. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, daß dort sämtliches intelligentes Leben versiegt ist.«

»Sehe ich genauso«, merkte der Imperator an. »Der Hauptlabortrakt wurde beim Bau mit diversen Schutzmaßnahmen für den Katastrophenfall versehen. Und selbst wenn wir dort keinen einzigen Denkfähigen mehr antreffen, gelingt es uns vielleicht, das Gegenmittel aufzutreiben. Wir könnten uns damit selbst impfen.«

»Gibt es denn kein Gegenmittel in der medizinischen Abteilung der LOPAN?« fragte Vadisquo – mit gebotener Vorsicht, denn er wußte, daß Lopan I. keine Kritik vertrug.

»Zum Zeitpunkt der Raumschlacht mit der Evakuierungsflotte der Weisheiten war das Gegenserum laut Auskunft des Projektleiters noch in Arbeit«, erklärte ihm der Imperator. »Wir konnten es daher nicht an Bord nehmen. Ich empfinde das als böse Schlamperei – schade, daß Rog nur einmal sterben konnte, ich hätte ihn für diesen bösen Fehler gern noch einmal ins Jenseits befördert.«

Während sich die Männer unterhielten, erstickten im Schiff die Verdummten. Auf allen Decks brachen sie lautlos zusammen, um nie wieder aufzustehen.

*

Lopan I. nahm nur drei seiner Leute mit auf seine Exkursion: Sul Suldikul und Pen Pendeler, weil die beiden ein gutes, verläßliches Team waren, und Vad Vadisquo. Der charakterlich einfach gestrickte Bordingenieur hatte sich den Tod der Besatzung und insbesondere den seines Freundes Oba sehr zu Herzen genommen. In diesem Zustand behielt ihn der Imperator lieber im Auge.

Alle übrigen in der Zentrale anwesenden Personen hatten sozusagen Stallwache – sie hüteten zwar keine Pferde, aber das Schiff. Einige blieben in der Kommandosektion, andere kümmerten sich um die Aufräumarbeiten auf den übrigen Decks, natürlich mit Raumanzügen versehen.

Auch der Imperator und seine drei Begleiter trugen Schutzanzüge, als sie über all die Leichen an Bord hinwegstiegen und sich über eine Schleuse nach draußen auf den Raumhafen begaben. Das Flugfeld war utarenleer. In den umliegenden Gebäuden rührte sich ebenfalls nichts. Nach intakten Schiffen hielt man vergebens Ausschau, die meisten waren nach der Schlacht im All verblieben.

Beim Verlassen des Hafens erblickten die Männer am Rande des Flugfelds verstreute Wracktrümmer, zu viele für einen einzigen Pyramidenraumer; vermutlich waren hier zwei Schiffe beim Versuch einer Notlandung zusammengestoßen. Zwischen den Trümmern lagen zerfetzte Leichenreste, teils schon verwest oder von Tieren angefressen.

Da die Stadt weitgehend zerstört war, wurde es immer schwieriger, einen sicheren Weg zur Forschungseinrichtung zu finden. Lopan I., sein Cheffunker, sein Ortungsoffizier und sein Bordingenieur schritten mit wachsamen Blicken durch die von Ruinen gesäumten Straßen und achteten vor allem auf die Verdummten, die zwischen den Ruinen hausten und sie argwöhnisch beobachteten. Selbstverständlich waren die Raumfahrer mit Lasergewehren bewaffnet, so daß ihnen keine ernste Gefahr drohte.

Von irgendwoher flog ein Stein heran. Obwohl das Wurfgeschoß sein Ziel weit verfehlte, statuierte der Imperator ein Exempel, indem er den Steinwerfer mit einem Laserstrahl niederstreckte.

Daraufhin zogen sich etliche Verdummte, die dem Trupp schon viel zu nahe gekommen waren, panisch zurück.

Ein paar Straßen weiter prügelten sich mehrere Personen um ein totes Tier, das vermutlich einer von ihnen erlegt oder gefunden hatte und auf das nun alle Anspruch erhoben. Gleich um die Ecke kopulierte ein Utarenpaar in aller Öffentlichkeit.

»Schrecklich, was das Virus aus unserem einst so stolzen Volk gemacht hat«, bemerkte Pen Pendeler.

»Das sehe ich genauso«, gebrauchte Lopan I. seine Lieblingsphrase. »Es hätte die Utaren der Weisheiten treffen sollen, nicht uns Imperiale. Das Leben ist manchmal ungerecht.«

Ein rumpelndes Geräusch, das immer lauter wurde, ließ die Männer aufhorchen.

Sie drehten sich um und sahen ein Fahrzeug auf sich zurollen. Es handelte sich um kein übliches Verkehrsgefährt, sondern um ein Transportgerät auf Rädern, wie es in Fabriken zum Stapeln von Warenpaletten verwendet wurde.

Auf dem Fahrersitz saß ein durchgedrehter Utare, ein schmutziger Jugendlicher, der das Fahrgerät wohl von einem Werksgelände entwendet hatte und sie offenbar überfahren wollte – den Grund für sein Verhalten kannte er wahrscheinlich selbst nicht. Suldikul hob sein Gewehr, zielte in aller Ruhe und verpaßte dem Fahrer einen Durchschuß an der linken Schulter. Der Halbstarke verriß daraufhin das Lenkrad, kam von der Straße ab und krachte gegen eine Mauer. Sein Körper wurde vollständig zerschmettert.

»Entschuldige, Kleiner, das habe ich nicht gewollt«, brummelte Sul.

»Es werden noch mehr sterben, daran können wir nichts ändern«, bemerkte Lopan I. mitleidlos. »Wichtig ist, daß wir nie vergessen dürfen, wem wir all das Unglück zu verdanken haben: den verfluchten Weisheiten und ihren Genossen!«

Seine eigenen Hände wusch er dermaßen gründlich in Unschuld, daß sie mittlerweile schneeweiß statt hellblau hätten sein müssen.

Nach einem längeren Marsch erreichte das Quartett ein verwüstetes Militärgelände. Dort befand sich auch der Laborkomplex, von dem allerdings nur noch wenige Gebäude intakt waren. Mit gebotener Vorsicht näherten sich die vier dem ehemaligen Forschungszentrum.

Plötzlich wurde auf sie geschossen. Diesmal war es kein Angriff mit einem Stein oder einem primitiven Transportgerät, sondern mit einer modernen Laserwaffe.

»Wir haben es geschafft«, kommentierte der Imperator die Schüsse, nachdem er sich hinter einem Gebäuderest in Deckung gebracht hatte. »Willkommen in der Zivilisation!«

2.

Am äußersten Rand der militärischen Forschungseinrichtung kam es zu einem Schußwechsel mit Lasergewehren. Lopan und seine Begleiter merkten schon bald, daß sie es nur mit einem einzelnen Gegner zu tun hatten, der sie partout daran hindern wollte, weiter aufs Laborgelände vorzudringen.

Optisch wahrnehmen konnte man ihn kaum, dafür war seine Deckung zu gut: Er lag hinter einem Trümmerhaufen in einer Erdmulde.

Da er ein sehr schlechter Schütze war, fiel es den vier Männern leicht, ihn allmählich einzukreisen. Als er merkte, daß man ihn in die Zange nahm, stellte er das Laserfeuer ein und suchte sein Heil in der Flucht. Darauf hatte Lopan I. nur gewartet. Mit einer gezielten Lasersalve streckte er den Flüchtenden nieder.

Vadisquo schauderte es. Fliehenden in den Rücken zu schießen war alles andere als mutig und eines Herrschers unwürdig. Vads festes Weltbild bekam immer mehr Risse. War Lopan I. wirklich der Unfehlbare, für den er ihn bislang gehalten hatte?

Natürlich sprach er seine Zweifel nicht aus, das wäre einem Todesurteil gleichgekommen.

Der von gleißenden Laserstrahlen durchbohrte Schütze – sein Schutzanzug wies im Brustbereich mehrere Austrittslöcher auf – war gestürzt und lag auf dem Rücken. Seine Hände umklammerten noch im Tod das Lasergewehr, mit dem er auf die Eindringlinge geschossen hatte. Die vier Männer näherten sich ihm von mehreren Seiten…

… und mußten zu ihrem Entsetzen feststellen, daß ihr Gegner noch lebte. Mit einer letzten Kraftanstrengung hob er seine Waffe, legte auf den Imperator an und drückte ab. Sekundenbruchteile später tat er seinen endgültig letzten Atemzug.

Der Sterbende bekam nicht mehr mit, daß er sein Ziel verfehlt hatte. Ohne lange nachzudenken hatte Vad Vadisquo dem Imperator einen Stoß verpaßt und ihn aus der Schußlinie befördert.

»Das war knapp!« atmete Lopan I. erleichtert auf.

Mehr sagte er nicht, ein »Danke« wäre ihm niemals über die Lippen gekommen. Er empfand es als Selbstverständlichkeit, daß seine Untergebenen alles taten, um sein wertvolles Leben zu schützen.

Besser, es traf einen anderen als ihn selbst.

Sein Blick fiel auf den Bordingenieur. Vadisquo starrte entsetzt auf einen Riß in seinem Anzug. Offensichtlich hatte er bei seiner gewagten Rettungsaktion einen Streifschuß in Höhe der linken Schulter abbekommen. Da kein Blut austrat, war sein Körper wohl unversehrt.

Vad empfand trotzdem keine Erleichterung. Durch den Riß gelangten die D-Viren in seine Atemwege. Angst kroch in ihm hoch und legte sich um sein Herz. Der Ingenieur rechnete damit, gleich zu verdummen.

Aber nichts geschah. Anscheinend hatten sich die D-Viren mittlerweile insoweit verflüchtigt, daß die Auswirkungen der Infektion nicht schlagartig eintraten, sondern mit einer gewissen Verzögerung.

Oder sind die Viren inzwischen wirkungslos? überlegte der Imperator, den es regelrecht enttäuschte, daß Vadisquo noch keine Verblödungserscheinungen zeigte.

Aus dem Laborkomplex stürmte ein bewaffneter, mit Schutzanzügen bekleideter Fünfertrupp. Nur zwei der Männer hatten eine militärische Ausbildung absolviert, wie Lopan I. feststellte – sie liefen zackiger als die übrigen drei, die ziemlich ungelenk daherkamen und schnelles Laufen offenbar nicht gewohnt waren.

Sul Suldikul und Pen Pendeler bauten sich rechts und links vom Imperator auf und hoben ihre Waffen.

»Nicht schießen!« befahl der Utarenherrscher; diese Anweisung war sowohl an seine Begleiter als auch an die Heranstürmenden gerichtet. »Ich bin Lopan I.!«

Sofort blieben die fünf Gewehrträger stehen und ließen ihre Waffen sinken. Einer der Nichtmilitärischen löste sich aus der Gruppe und kam näher.

»Vergebt uns, Majestät«, bat er, nachdem er seinen Herrn und Gebieter erkannt hatte. »Mein Name ist Dra Dragon, und ich möchte mich für den Irrtum zutiefst entschuldigen, auch im Namen des Laborleiters Professor Intrek – ich bin sein persönlicher Assistent und Ratgeber. Wir haben geglaubt, die Verdummten würden uns angreifen. In letzter Zeit kommt es wiederholt zu Auseinandersetzungen mit ihnen, weil sie ständig versuchen, in die Gebäude einzudringen, um nach Eßbarem zu suchen.«

»Scheinbar seid ihr selbst nicht klar bei Verstand!« schnauzte ihn der Imperator an. »Seit wann tragen Verdummte Schutzanzüge und Waffen? Die wissen doch gar nicht, was sie damit anfangen sollten.« Er deutete auf den Toten. »Dieser Hohlschädel wollte mich töten. Hätte ich nicht rechtzeitig reagiert, läge ich jetzt an seiner Stelle leblos am Boden. Wer ist der Kerl überhaupt?«

»Einer unserer Wissenschaftler«, antwortete Dragon. »Er verfügte zwar über ein gutes Gehör, konnte aber schlecht sehen und war aufgrund seines Alters auch sonst nur noch bedingt einsetzbar. Ebendeshalb haben wir ihn in vorderster Reihe als Wache eingeteilt.«

»Als Wache?« wiederholte Lopan I. amüsiert. »Wohl eher als Kanonenfutter. So ist es richtig, die Schwächsten eines Rudels müssen als erste weg. Da bisher alle Kontakte über Rog Roglerit liefen, hatte ich noch keine Gelegenheit, euren Laborleiter kennenzulernen, doch er ist mir jetzt schon sehr sympathisch.«

*

Erst nachdem sie in einer Sicherheitsschleuse ihre Schutzkleidung desinfiziert hatten, betraten acht Männer mit zehn Anzügen das Innere des Laborkomplexes. Die beiden überschüssigen Anzüge gehörten zum einen dem Alten, der draußen auf der Strecke geblieben war, zum anderen Vad Vadisquo.

Mittels eines chemischen Verfahrens konnte man die Löcher und den Riß verschließen und beide Kleidungsstücke später wieder benutzen.

Für den toten Wissenschaftler hatte man keine Verwendung mehr, man überließ ihn draußen der Fäulnis beziehungsweise den wilden Tieren. Hingegen war Vad Vadisquo noch »intakt« – bisher konnte man ihm jedenfalls keine Anzeichen der Verdummung anmerken.

Dennoch mußte auch er draußen bleiben, schließlich war er ein Infizierter.

Bald darauf kamen mit Schutzanzügen bekleidete medizinische Mitarbeiter heraus und errichteten in aller Eile unweit des Laboreingangs ein provisorisches Lazarettzelt. Dort brachte man Vadisquo unter und verabreichte ihm eine Spritze mit dem Virus-D-Gegenmittel, das Professor Int Intrek seinerzeit entwickelt hatte.

Vom Labor aus wurde die ärztliche Behandlung des Infizierten über Kameras genauestens beobachtet.

Der Imperator und der Professor hatten sich inzwischen kennengelernt.

Lopan I. genoß es, in dieser Umgebung auf den Schutzanzug verzichten und sich im ganzen Labortrakt frei bewegen zu können.

Während beide im Beisein mehrerer Forscher vor dem Monitor saßen, erstattete Intrek seinem Herrscher einen zusammenfassenden Bericht über die bisherigen Vorgänge.

»In der Hauptstadt von Utaria brach die Hölle los. Viele unserer Kollegen starben. Technische Einrichtungen gingen meist zu Bruch. Die letzten noch nicht infizierten Forscher kapselten sich hier von der Außenwelt ab. Nur zu Verteidigungszwecken wagen wir uns nach draußen. Die Vorräte gehen zur Neige. Theoretisch könnten wir Verdummte einfangen und mit dem Serum heilen. Praktisch müßten wir sie dann bei uns aufnehmen. Hier ist aber zu wenig Platz. Unsere Überlegungen sind festgefahren. Eine ausweglose Situation.«

Seine eigenartige Sprechweise im Telegrammstil gefiel Lopan I. – er schätzte es, wenn sich jemand auf das Wesentliche beschränkte und keine unnötigen Vorträge hielt.

»Es gibt keine ausweglosen Situationen«, erwiderte er, »solange man über die nötige Kreativität verfügt. Mir wird schon etwas einfallen, um die prekäre Lage in den Griff zu bekommen. Zunächst einmal warten wir ab, wieviel dein Serum überhaupt taugt. Falls mein Bordingenieur trotz der Impfung verdummt, werde ich dich dafür zur Rechenschaft ziehen. Sollte er überleben, haben wir eine gute Chance, diesen Planeten zu retten.«

»Das Serum ist völlig in Ordnung«, meinte der Professor. »Allerdings wird es vielleicht bald nicht mehr benötigt. Das D-Virus mutiert.«

Lopan I. schluckte. »Es… mutiert? Verflucht! Dieses stinkende Weisheitenpack hat mich belogen! Mis Missour hat behauptet, man habe darauf verzichtet, die Virus-D-Mutation auf unseren Planeten auszusetzen. In Wahrheit verbreitet sie sich ungezügelt in Utarias Atmosphäre und wer weiß, wo sonst noch!«

Der Professor machte ein ratloses Gesicht. »Weisheiten? Aber nein, die haben nichts mit dieser Mutation…«

Plötzlich überschlugen sich auf dem Bildschirm beziehungsweise im Lazarettzelt die Ereignisse. Vad Vadisquo schüttelte sich krampfartig. Schaum trat aus seinem Mund. Seine blaue Haut nahm eine ungesunde dunkle Färbung an.

Bald darauf bildeten sich Pickel und Pusteln überall auf seinem Körper. Obwohl ihm die Ärzte ein starkes Schmerzmittel verabreichten, hörte er nicht auf zu schreien. Vadisquos Zustand verschlimmerte sich von Minute zu Minute mehr.

Sein Tod war nicht nur für ihn eine Erlösung, auch die Helfer und Beobachter waren froh, als es endlich vorüber war…

Eine umgehende Untersuchung ergab, daß er einen tödlichen hyperallergischen Schock erlitten hatte.

Was genau die Allergie ausgelöst hatte, mußte man allerdings noch herausfinden, die ganze Sache war für die Forscher ein Rätsel.

*

»Du Dilettant!« herrschte der Imperator den Professor an, sprang von seinem Stuhl auf und packte den Wissenschaftler an der Kehle. »Dein verdammtes Mittel hat versagt! Wie konntest du nur so borniert sein, einen Biokampfstoff zu entwickeln, den man hinterher nicht mehr neutralisieren kann?«

Die im Beobachtungsraum Anwesenden waren wie erstarrt. Sie hatten den Eindruck, ihr Herrscher wolle den Laborleiter mit bloßen Händen umbringen. Dessen persönlicher Assistent Dra Dragon hätte nichts dagegen gehabt, er war schon seit langem auf den Posten des Professors aus.

»Ihr irrt Euch, Majestät«, krächzte Int Intrek. »Das Serum wirkt. Aber anscheinend nur gegen die ursprüngliche Version von D. Offenbar mutiert das Virus dermaßen schnell, daß es mit dem Impfserum reagiert und eine Allergie auslöst. Das sind unerwartete Nebenwirkungen. Damit konnten wir nicht rechnen.«

Lopan I. ließ ihn los und setzte sich wieder hin. »Demnach haben wir das alles den Weisheiten zu verdanken. Dafür werde ich mich eines Tages bitter rächen!«

Bevor Intrek sich dazu äußern konnte, ergriff sein Assistent Dragon das Wort. »Ich habe derlei Nebenwirkungen bereits vorhergesehen und am Suprasensor eine Methode entwickelt, um sie auszuschalten. Dafür sind einige gravierende Veränderungen an der Zusammensetzung des Serums nötig – und natürlich jede Menge Experimente. Wenn Ihr es gestattet, Majestät, werde ich unverzüglich mit der Entwicklung eines wirklich wirksamen Gegenmittels beginnen.«

»Fangen Sie schon wieder mit diesem Unsinn an, Dra?« erboste sich der Professor. »Ich habe mir Ihre Aufzeichnungen gründlich angesehen. Ihre Pläne basieren auf einer undurchdachten Theorie. Die Geschwindigkeit, mit der das D-Virus mutiert, macht es unberechenbar. Deshalb…«

»Du hast freie Hand, Dra Dragon«, unterbrach Lopan I. den Laborleiter. »Stelle unverzüglich einen Mitarbeiterstamm zusammen und mach dich an die Arbeit. Denke aber immer daran, daß man Erfolg ausschließlich am Ergebnis mißt. Versager werden hart bestraft, ich hoffe daher für dich, daß du den Mund nicht zu voll genommen hast.«

»Ich werde Euch nicht enttäuschen, Majestät«, versprach ihm der Assistent sichtlich aufgewühlt und verließ den Raum.

Lopan I. schickte bis auf den Professor alle anderen hinaus. Dann stellte er den Monitor ab und setzte sich mit Intrek zu einem Vieraugengespräch zusammen.

»Keine Sorge, Int, ich kenne ehrgeizige Typen wie Dra zur Genüge«, sagte der Imperator mit wohlwollendem Lächeln. »Sie gaukeln dir vor, dein bester Freund und Ratgeber zu sein, eignen sich dein Wissen an – und plötzlich und unerwartet stoßen sie dir den Dolch in den Rücken. Dragon nutzt die Gunst der Stunde, um dich bei mir in Ungnade zu bringen, weil er auf deinen Posten aus ist, das habe ich durchaus begriffen. Möglicherweise gelingt ihm das sogar – es sei denn, du kommst ihm zuvor. Was hatte es vorhin mit deiner Bemerkung, daß das Serum vielleicht bald nicht mehr benötigt wird, auf sich? Und wieso bist du der Ansicht, die Weisheiten seien für diese Mutation gar nicht verantwortlich?«

Int Intrek staunte nicht schlecht. Er hatte den Eindruck gehabt, der Imperator hätte ihm gar nicht richtig zugehört, statt dessen entpuppte er sich nun als überaus aufmerksamer Beobachter, dem so schnell nichts entging.

Lopan I. unterrichtete den Professor kurz über den Inhalt seines Gesprächs mit Mis Missour und ließ ihn dann zu Wort kommen.

»Jetzt verstehe ich, warum Ihr die Weisheiten in Verdacht habt, die Mutation verursacht zu haben«, entgegnete Intrek nachdenklich. »Gut möglich, daß die Wissenschaftler der Demokraten eine gefährliche D-Mutation entwickelt haben. Denkbar wäre aber auch, daß Missour gelogen hat. Die angebliche Mutation könnte nur als Abschreckung gedacht sein. Eine frei erfundene Geschichte. Jedenfalls hat das Ganze nichts mit der tatsächlichen Mutation des D-Virus zu tun, die wir hier auf Utaria festgestellt haben. Jene Mutation wird quasi vom Virus selbst vollzogen und führt in seinem derzeitigen Umfeld eventuell zu seiner kompletten Auslöschung. In wenigen Wochen könnte D aufgrund seiner künstlichen Erzeugung so stark mutiert sein, daß es völlig harmlos ist und nur noch als Bakterienfutter dient. Dann verschwindet es ganz und gar von diesem Planeten. Impfungen wären somit unnötig. Und die Entwicklung eines wirksameren Serums schon überhaupt.«

Lopan I. war ein kluger Kopf und konnte die Ausführungen des Professors zumindest in den Grundzügen nachvollziehen. Viren waren Teilchen, die aus Makromolekülen bestanden und als genetisches Material lediglich Nukleinsäure enthielten. Im Gegensatz zu den ungleich größeren Bakterien, Pilzen oder Protozoen verfügten sie über keine Zellstruktur. Daher besaßen sie auch keine eigenen Enzyme und waren somit nicht in der Lage, selbständig Energie zu erzeugen. Hingegen waren sie durchaus befähigt, unter bestimmten Umfeldbedingungen oder unter manipulativen Einflüssen zu mutieren, was im Fall des künstlich erzeugten D-Virus letztlich sehr wahrscheinlich zu dessen Auflösung führen würde.

»Schaden kann die Herstellung eines funktionierenden Gegenmittels zumindest nichts«, meinte der Imperator.

»Dragon hat sich da etwas in den Kopf gesetzt, das meiner Ansicht nach undurchführbar ist«, entgegnete Professor Intrek. »Das D-Virus mutiert unentwegt. Deshalb wird es bei jeder nur erdenklichen Art von Impfstoff zwangsläufig zu Nebenwirkungen kommen. Ein völlig nebenwirkungsfreies Serum zu entwickeln ist momentan unmöglich.«

Lopan I. legte nachdenklich die Stirn in Falten. »Mal angenommen, es gäbe nur noch eine harmlose D-Mutation in der Atmosphäre von Utaria, so geringfügig, daß der Virus niemanden mehr verdummen kann… könnte man an diesem Punkt die totale Auflösung des Virus verhindern?«

»In dem Fall würde ich nicht mehr von einem D-, sondern eher von einem Wf-Virus sprechen, wobei Wf für ›wirkungsfrei‹ stünde«, erklärte Intrek. »Um Eure Frage zu beantworten: Auf lange Sicht ist es vermutlich nicht möglich, das komplette Verschwinden von Wf abzuwenden. Aber man könnte den Mutationsprozeß stark verlangsamen. Dafür wären monatelange Forschungen und Tests nötig. Das ließe sich hier im Laborkomplex ohne weiteres durchführen. Doch wozu? Eine solche Maßnahme wäre zu nichts nütze.«

Ungeachtet der letzten Anmerkung spann Lopan I. seinen Gedankenfaden weiter. »Würde man einen Utaren mit dem bisherigen Serum impfen und ihn dem Wf-Virus aussetzen, hätte das dann die gleichen grausigen Auswirkungen wie vorhin bei meinem Bordingenieur?«

»Ja, mit größter Wahrscheinlichkeit«, lautete die Antwort. »Aber auch das wäre von keinerlei sinnvollem Nutzen. Im übrigen wäre niemand so beschränkt, sich mit einem Serum impfen zu lassen, das eine solch schreckliche Hyperallergie auslöst.«

»Niemand – abgesehen von einem gewissen ehrgeizigen Assistenten, der gerade eifrig versucht, seinen Vorgesetzten auszubooten. Und sollte er das Zeug nicht freiwillig nehmen, helfen wir halt ein bißchen nach.«

Int Intrek grinste breit, diese Idee gefiel ihm überaus gut. Natürlich war ihm bewußt, daß es der Imperator nicht nur auf Dra Dragon abgesehen hatte, sondern eine sehr viel schlimmere Gemeinheit plante, die der Professor noch nicht in vollem Umfang durchschaute – doch auch das gefiel ihm; er war für Schandtaten jeder Art zu haben, solange er nur davon profitierte. Vielleicht fiel ja von der Macht des obersten Herrschers auch ein bißchen für ihn ab.

Was Int nicht ahnte: Lopan I. war sich selbst noch nicht so ganz darüber im klaren, was er vorhatte. Er handelte wie so oft aus dem Bauch heraus, getrieben nur von seinem starken Machthunger. Hier bot sich ihm die einmalige Möglichkeit, seine Position als Herrscher auf Dauer zu festigen, das spürte er instinktiv, und diese Gelegenheit wollte er sich nicht entgehen lassen. Konkrete Pläne würde er erst entwickeln, wenn ihm alle Forschungsergebnisse vorlagen.

*

Allmählich gelingt es mir, die vielen fremden Begriffe, die in meinem Kopf herumschwirren, bestimmten Dingen zuzuordnen. Manchmal macht das sogar Spaß, vor allem dann, wenn ich das Gefühl habe, richtigzuliegen. Meistens ist das Ganze allerdings mit enormer geistiger Kraftanstrengung verbunden – und mit körperlichen Schmerzen. Wenn es mir zuviel wird, höre ich damit auf und warte, bis ich mich wieder einigermaßen erholt habe.

Würde ich behaupten, meine Erinnerung sei in den vergangenen Wochen zurückgekehrt, wäre das gelogen. Bestenfalls könnte man von Erinnerungsfragmenten sprechen, die mich mal mehr, mal weniger intensiv befallen. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich manchmal als Kind. Jetzt bin ich erwachsen. Aber was ist dazwischen passiert? Man wird doch nicht einfach so zum Erwachsenen, oder?

Mittlerweile ist mir bewußt, daß ich mich tatsächlich in einem Schiff befinde – in einem Raumschiff, innerhalb der Zentrale. Ich kann diesen Bereich jederzeit verlassen und zu den anderen auf die Decks gehen, doch hier fühle ich mich am wohlsten, weil ich genau weiß, daß ich hierher gehöre. Die Zentrale und ich sind eine Einheit.

»Technik« heißt das in diesem Schiff vorherrschende Stichwort. Damit bezeichnet man alles, was der Besatzung das Leben an Bord angenehm macht. Nicht alle Technik ist funktionstüchtig, vieles ist zerstört – aufgrund eines Unfalls, glaube ich –, und selbst im nachhinein geht noch so manches kaputt, weil die anderen nicht die Finger davonlassen können. Wenn sie in ihrem Unverstand so weitermachen, verlöschen im Schiff bald alle Lichter. Viele dieser hirnlosen Toren können nicht einmal vernünftig sprechen, dennoch grabschen sie alles an, was ihnen in die Hände gerät.

Obwohl ich größte Probleme habe, meine Gedanken zu bündeln und schwierige Zusammenhänge zu begreifen, wird mir mit jedem Tag klarer, daß ich der Klügste in diesem Schiff bin. Deshalb trage ich eine gewisse Verantwortung für die anderen. Merkwürdig, mitunter habe ich das Gefühl, daß ich schon immer für sie verantwortlich war. Vielleicht bin ich ja so etwas wie ihr… ihr Boß.

Boß – schon wieder habe ich ein neues Wort dazugelernt. Und ich weiß sogar, was es bedeutet: Ein Boß ist jemand, dessen Anordnungen jeder befolgen muß.

Ich bezweifle jedoch, daß die anderen auf mich hören werden. Sie sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als daß sie mich überhaupt wahrnehmen. Wahrscheinlich bin ich doch nicht ihr Boß. Oder ich mache irgend etwas falsch.

*

In den kommenden Wochen wurde im militärischen Forschungskomplex der Hauptstadt von Utaria intensiv geforscht und experimentiert. Während draußen die Verdummten dem Ort immer übler zusetzten – fortwährend kam es zu Explosionen und sonstigen Unfällen, aber auch zu blutigen Auseinandersetzungen untereinander –, arbeitete man drinnen rund um die Uhr an zwei verschiedenen Aufgaben.

Es erstaunte Dra Dragon, daß der Professor in seinen eigenen Räumlichkeiten mit seinem Team wieder voller Elan in Aktion war. Auf neugierige Fragen gab er leider nur ausweichende Antworten.

Womit beschäftigte sich Int Intrek?

Versuchte der Professor etwa, ebenfalls ein wirksames Serum zu entwickeln, um ihn beim Imperator auszustechen?

Dieser Verdacht motivierte den Ehrgeizling Dra zu Höchstleistungen. Er war fest entschlossen, nicht nur ein Gegenmittel zu entwickeln, mit dem man die Kranken gegen das D-Virus immunisierte, sondern einen Impfstoff, der Gesunden bereits vorbeugend verabreicht werden sollte, so daß sie sich trotz des Virus gefahrlos auf dem ganzen Planeten bewegen konnten. Falls ihm das gelang, war es endlich möglich, die Verdummung unter Kontrolle zu bekommen. Dann konnte man die Infizierten einfangen, ohne Gefahr zu laufen, daß sie über ihre Häscher, die es ja eigentlich nur gut mit ihnen meinten, herfielen und ihnen die Schutzanzüge zerrissen.

Augenblicklich hielt man sie lediglich vom Militärgelände fern. Schützen lagen auf der Lauer und töteten jeden, der den Laboren zu nahe kam. Manchmal reichte es schon aus, in die Luft zu schießen, doch oftmals genügte das nicht, und die Dummen marschierten einfach weiter, obwohl neben ihnen andere Infizierte sterbend zusammenbrachen.

»Man könnte meinen, sie gehen freiwillig in den Tod«, bemerkte Lopan I. bei einem gemeinsamen Abendessen in der Offiziersmesse der Einrichtung. »Wen soll ich später noch regieren, wenn sich mein Volk allmählich selbst dezimiert?«

Kontakt zu den übrigen imperialen Planeten hatte er nicht, aber er vermutete, daß es dort ähnlich aussah: Irgendwo kämpften ein paar wenige Nichtinfizierte gegen die Masse der Verdummten.

Der Imperator wollte endlich wieder geordnete Verhältnisse und trieb sowohl den Professor als auch Dragon zu mehr Eile an.

*

»Fertig!«

Dra Dragon stieß einen Ruf der Erleichterung aus. Nach mehreren Wochen hatte er seine Forschungen endlich beendet und konnte dem Imperator ein Ergebnis vorweisen.

Noch am selben Tag bat er um eine Audienz bei Lopan I., der sich inzwischen in der Forschungseinrichtung mächtig breitgemacht hatte und die besten Räumlichkeiten für sich beanspruchte. Daß die anderen dadurch etwas mehr zusammenrücken mußten, störte ihn nicht. Wozu war man der oberste Herrscher, wenn man von seinen Privilegien keinen Gebrauch machte?

Der Imperator empfing den persönlichen Assistenten des Professors im provisorisch eingerichteten Thronsaal. Zu Dragons Ärgernis war Int Intrek ebenfalls anwesend. Dra ließ sich seinen Groll nicht anmerken und überreichte Lopan I. ein gläsernes Fläschchen mit einer weißlichen, leicht getrübten Flüssigkeit.

»Das Serum, Euer Gnaden«, sagte er ehrerbietig. »Sobald Ihr es in Eure Venen gespritzt habt, könnt Ihr Euch überall auf dem Planeten frei bewegen, und zwar ohne Schutzanzug. Somit ist es dem ursprünglich entwickelten Gegenmittel weit überlegen.«

»Falls das zutrifft, hast du eine wahrhaft meisterhafte Leistung vollbracht, Dra«, lobte ihn der Herrscher und gab die kleine Flasche an den Professor weiter. »Überprüfe in deinem Labor, ob das Serum irgendwelche Gifte enthält, Int.«

Intrek nahm das Fläschchen entgegen. »Sofort, Euer Majestät. Es ist nur ein Routinetest. Dauert nicht lange.«

Dragon war schockiert. »Aber Majestät! Ihr glaubt doch nicht etwa, daß ich…!«

Lopan I. brachte ihn mit einer kurzen Handbewegung zum Schweigen. »Nimm das nicht persönlich, Dra, in meiner Position muß man übervorsichtig sein.«

Dra fügte und verbeugte sich. Schweigend zog er sich in eine Sitzecke zurück und wartete gemeinsam mit dem Herrscher auf die Rückkehr des Professors.

Die ließ nicht lange auf sich warten. Schon nach kurzer Zeit brachte Intrek das Fläschchen zurück und verkündete, daß im Serum keine tödlichen Giftstoffe enthalten seien.

»Ihr könnt es ohne Bedenken einnehmen. Allerdings würde ich Euch aus Sicherheitsgründen trotzdem empfehlen, es erst einmal an einer anderen Person zu testen.«

Dra Dragon langte es jetzt. Er erhob sich von seinem Platz und stellte sich selbst als Testobjekt zur Verfügung. Lopan I. war einverstanden – er hatte nichts anderes erwartet.

Nachdem sich Dra die Injektion verabreicht hatte, begab er sich durch die Schleuse nach draußen vors Labor ins Lazarettzelt, das dort noch immer stand, mitsamt den Kameras. Zwei medizinische Beobachter begleiteten ihn in Schutzanzügen, um notfalls schnell eingreifen zu können.

Ein paar Tage lang mußte der Geimpfte im Zelt verweilen…

*

»Was meint Ihr, Majestät, sollten wir ihn nicht allmählich hereinholen?« fragte der Laborleiter den Imperator. »Das D-Virus ist ganz offensichtlich zum harmlosen Wf-Virus mutiert. Es löst nicht mehr die geringste schädliche Reaktion bei einem Utaren aus.«

»Das sehe ich genauso«, pflichtete ihm Lopan I. bei. »Obwohl du Dragons Serum heimlich gegen eine gefärbte Kochsalzlösung ausgetauscht hast, verdummt er nicht. Das Virus kann uns also nichts mehr anhaben. Nun müssen wir nur noch verhindern, daß sich Wf bald ganz und gar verflüchtigt. Kommst du mit deinen Forschungen voran?«

»Mein Team und ich sind voll dabei«, versicherte ihm der Professor und dachte im stillen: Bislang habe ich keine Ahnung, ob und wie sich diese schwierige Aufgabe zufriedenstellend bewältigen läßt. Möglicherweise hatte er sich zuviel vorgenommen, was er jedoch niemals offen zugegeben hätte, damit es ihm nicht erging wie den anderen Versagern.

»Wir leiten jetzt den nächsten Test ein«, entschied Lopan I. und wies einen Mitarbeiter an, Dra Dragon zurück ins Laborzentrum zu holen. »Die Frage, die es zu beantworten gilt: Erleidet die Versuchsperson nach Einnahme des ursprünglichen Serums denselben allergischen Schock wie Vad Vadisquo unter dem Einfluß von Virus D, obwohl sie lediglich dem harmloseren mutierten Virus Wf ausgesetzt war? Gleich werden wir es wissen.«

Wenig später stand ein völlig gesunder Dragon in einem hermetisch abgeriegelten kleinen Raum und blickte den Imperator durch eine bruchsichere Glasscheibe hindurch herausfordernd an. Allein für diesen Blick hätte Lopan I. ihn normalerweise töten lassen, doch er riß sich zusammen – denn Dra war ohnehin so gut wie tot.

»Wir machen mit dir noch einen weiteren Test«, teilte Lopan dem »Delinquenten« über einen Lautsprecher mit. »Du spritzt dir jenes Serum, das einst Professor Int Intrek entwickelt hat.«

»Aber… aber dann sieche ich an einer Hyperallergie dahin«, stotterte Dra Dragon.

»Vielleicht ja, vielleicht nein«, erwiderte Int Intrek kalt. »Das D-Virus ist inzwischen zum wirkungsfreien Wf-Virus mutiert. Theoretisch dürfte dir also nichts passieren.«

»Und praktisch?«

»Praktisch könntest du sterben. Dieses Opfer sollte dir die Liebe zu deinem Imperator wert sein. Oder liebst du deinen Imperator etwa nicht?«

Dra Dragon haßte Fangfragen…

*

Wie befohlen spritzte sich Dragon das Mittel und wartete mit einem mulmigen Gefühl ab.

Er hoffte, daß ihn sein eigenes Serum schützte – nicht ahnend, daß er sich Tage zuvor lediglich eine wirkungslose Kochsalzlösung injiziert hatte.

Auf der anderen Seite der großen Scheibe hatten sich mehrere Forscher versammelt und ließen ihn nicht aus den Augen. Der Imperator und der Professor standen ganz vorn.

Nach fast zwei Stunden verlor Lopan I. allmählich die Geduld.

»Warum tut sich bei ihm nichts?« raunte er ungehalten dem Professor zu. »Der Bursche hat sich draußen mit dem mutierten Virus vollgepumpt bis unter die Haartolle, und trotzdem reagiert er nicht aufs Serum. Du hast mir versichert, daß auch das schwächere Virus Wf ausreichen würde, um die Allergie auszulösen.«

»Vielleicht müssen wir nur länger warten«, erwiderte Int Intrek nachdenklich. »Oder unsere Sicherheitsvorkehrungen sind zu streng. Obwohl inzwischen feststeht, daß uns das Wf-Virus nichts mehr antun kann, habt Ihr angeordnet, Dragon vor dem Betreten des Labors zu sterilisieren. Danach haben wir ihn umgehend in diesen rundum abgedichteten Raum gebracht.«