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Axel Adamitzki

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Beschreibung

Michael Eschbronn ist jung und intelligent, gutaussehend und sympathisch. Doch wieder einmal ist eine Beziehung gescheitert. Er bezweifelt, dass es die richtige Frau für ihn überhaupt gibt. Und hat er überhaupt je wirklich geliebt? Dann begegnet er einer Frau, die in ihm nur einen Freund sieht. Und er verliebt sich in sie und bald ist es für ihn mehr als bloßes Verliebtsein – es ist wirkliche Liebe, das erste Mal. Obwohl sie es nicht will, verliebt sie sich auch in ihn. Doch sie trägt ein Geheimnis in sich, das dieser Liebe keine Zukunft lässt und so entzieht sie sich all den Gefühlen. Aber Michael Eschbronn gibt nicht einfach auf, er kämpft. Doch ist dieser Kampf überhaupt zu gewinnen? Ist das Geheimnis, einmal gelüftet, letztlich nicht unüberwindbar?

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Urlaubsflirt oder Liebe

 

Liebesroman

 

 

 

Hinweis:

Das vorliegende Buch ist eine Überarbeitung des Werks »Unverhülltes Leben«.

Die Rechte an dem Werk liegen beim Autor. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors. Das nachfolgende Werk ist frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig und nicht beabsichtigt, auch stimmen Orte und ihre Beschreibungen nicht mit der Wirklichkeit überein. Markennamen sowie Warenzeichen, die im vorliegenden Werk Verwendung finden, sind Eigentum ihres rechtmäßigen Eigentümers.

Alles ist nur Fiktion, und doch – emotional und abstrakt betrachtet – wäre alles genau so möglich.

 

 

Beschreibung

 

Michael Eschbronn ist jung und intelligent, gutaussehend und sympathisch. Doch wieder einmal ist eine Beziehung gescheitert. Er bezweifelt, dass es die richtige Frau für ihn überhaupt gibt. Und hat er überhaupt je wirklich geliebt?

Dann begegnet er einer Frau, die in ihm nur einen Freund sieht. Er verliebt sich in sie und bald ist es für ihn mehr als bloßes Verliebtsein – es ist wirkliche Liebe, das erste Mal.

Obwohl sie es nicht will, verliebt sie sich auch in ihn. Doch sie trägt ein Geheimnis in sich, das dieser Liebe keine Zukunft lässt und so entzieht sie sich all den Gefühlen.

Aber Michael Eschbronn gibt nicht einfach auf, er kämpft. Doch ist dieser Kampf überhaupt zu gewinnen? Ist das Geheimnis, einmal gelüftet, letztlich nicht unüberwindbar?

ca. 160 Normseiten

 

 

Impressum

 

Axel Adamitzki

Scheiblerstraße 81

47800 Krefeld

www.axel-adamitzki.de

 

Bildnachweis: www.depositphotos.com

 

 

1

 

Michael Eschbronn drehte den Schlüssel ein kleines Stück. Die Tür sprang auf. Es war nicht abgeschlossen. Ein Lächeln huschte ihm über das Gesicht. Nora ist da, dachte er. Vielleicht hat sie ja schon alles dabei. Morgen könnten wir dann starten. Er freute sich.

Ein Blick in die Papiertüte, die er in Händen trug, gab ihm die Gewissheit, dass er selbst auch endlich alles für die Tour zusammen hatte. Die neuen Wanderschuhe passten wie angegossen.

Er betrat seine Wohnung und lauschte einen Moment in die Stille. Verhalten und stetig drang der Lärm der Straße durch das aufgeklappte Küchenfenster an sein Ohr. Andere Geräusche vernahm er nicht.

Wo ist sie?, dachte er. Der Geruch ihrer Aura, weiblich selbstsicher und distanziert, lag in der Luft. Ein Geruch, der ihn seit Monaten entzückte.

»Nora?«

Keine Antwort.

Michael schloss hinter sich die Wohnungstür, ging einen Schritt den Flur entlang und hörte, wie im Schlafzimmer eine Schublade geöffnet wurde.

Er ging weiter, und als er die Schlafzimmertür erreichte, erstarrte das Lächeln, war es nur noch ein Schatten seiner Freude.

Nora packte! Aber das war kein Packen für eine Bergwanderung. Sie packte ihre Sachen. Alle! Ein großer und ein kleiner Koffer lagen geöffnet auf dem Bett.

»Was machst du da?«

Achtlos stellte Michael die Tüte mit den Wanderschuhen ab und sah zu, wie Strumpfhosen und Büstenhalter in dem kleinen Koffer verschwanden.

»Gut, dass du kommst, dann kann ich mir das Schreiben des Abschiedsbriefes ersparen.«

»Was für ein Abschiedsbrief? Und überhaupt, was machst du da?«

Michael wiederholte die Frage, obwohl er sehr genau wusste, was sie da tat. Aber es schien so abwegig, so absurd.

Bis gestern waren wir doch noch glücklich, oder?

Ein Gedanke, der seine Wirklichkeit verloren zu haben schien.

Ihre Worte, hart und flüchtig, bekräftigten diese Befürchtung:

»Wonach sieht es denn aus?«

Michael schüttelte den Kopf. Er wollte nicht begreifen, was er sah, was hier vor sich ging.

»Was ist denn passiert? Habe ich irgendetwas falsch gemacht?«

Für einen Augenblick unterbrach Nora das hastige Vollstopfen ihrer Koffer und blickte ihn aus ratlos mitleidigen Augen an.

»Nein. Oder vielleicht doch. Aber das ist nicht mehr von Belang.«

Michael zuckte die Achseln. Er verstand ihre Worte nicht, er wollte sie auch nicht verstehen. Er brauchte Zeit, doch er wusste, sie würde ihm keine Zeit mehr einräumen.

Dennoch:

»Was ist nicht mehr von Belang? Erklär es mir! Wenn ich nichts falsch gemacht habe, warum packst du dann? Und was hast du vor?«

Sie lächelte und sprach, ohne Verständnis für ihre Worte zu erwarten:

»Dein Problem ist, du machst nichts falsch, weil du nichts machst.«

Er zuckte die Achseln. Nun verstand er sie tatsächlich nicht.

»Das stimmt doch nicht. Ich bereite gerade unsere Wanderung vor.«

Ungläubig sah Nora ihn an.

»Genau! Du bereitest diese unsinnige Wanderung vor. Und nur damit beschäftigst du dich. Den ganzen Tag.«

»Aber was ist denn so schlimm daran?«

Sie nickte resigniert.

»Du hast recht. Eigentlich gar nichts. Nur ... du bist seit Ewigkeiten mit deinem Studium fertig, hast seit einem halben Jahr deinen Doktortitel. Und was tust du?«

Michael ließ den Blick fallen, starrte auf eine schwarze Jeans, die neben dem großen Koffer lag. Und er schwieg.

Nora schüttelte den Kopf, und sie fuhr fort:

»Du kümmerst dich nicht im Mindesten um deine berufliche Zukunft. Und wohnst noch immer in dieser ... dieser Studentenbude.«

»Nach der Alpenüberquerung wollte ich ja alles in Angriff nehmen.«

Wieder unterbrach Nora das Packen.

»Michael, du bist ein Träumer. Ich kenne dich jetzt seit zehn Monaten. Und ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass du großen Wert auf ein normales Leben legst. Hier ...« Sie reichte ihm einige Briefe. »Die haben mir deine Eltern mitgegeben. Das sind drei weitere Anfragen von Universitäten, die dir gern eine Dozentenstelle anbieten würden. Ich glaube, dann sind es insgesamt sechs, oder?«

»Ja, und?«

Er nahm die Briefe und warf einen kurzen Blick auf die Absender. Nora packte weiter.

»Du könntest in fünf Jahren Professor sein. Und was machst du?«

»Vielleicht will ich das gar nicht.«

Nora unterbrach das Packen ein weiteres Mal und nickte resigniert zustimmend.

»Ja gut, wenn das nichts für dich ist, warum nimmst du dann nicht das Angebot an, das dir dein Vater offeriert hat? Nicht jedem bietet sich die Chance, direkt nach dem Studium Juniorchef eines solchen Unternehmens zu werden. Wie viele Mitarbeiter hat das Unternehmen deiner Eltern jetzt? Dreitausend?«

»Etwa fünftausend«, korrigierte Michael mit leiser Stimme. »Aber das interessiert mich auch nicht. Ich möchte meinen Weg gehen.«

»Ach, Michael, du bist jetzt siebenundzwanzig. Was ist denn dein Weg? Und wann wirst du das wissen? Vielleicht wenn du vierzig bist?«

Nora schüttelte nachdenklich den Kopf.

»Du hast dein Studium mit Auszeichnung bestanden, hast deinen Doktor mit ›summa cum laude‹ gemacht. Dir stehen alle Türen offen und was machst du? ... Eine Wanderung über die Alpen.

Ich befürchte, wenn du von deiner Bergüberquerung zurück bist, dann fällt dir wieder etwas anderes ein. Vielleicht eine Wanderung durch die Sahara. Oder das Durchqueren von Feuerland.«

Michael versuchte zu lächeln, versuchte, diesem Gespräch die Endgültigkeit zu nehmen.

»Da bringst du mich auf eine Idee ...«

»Siehst du! Und das kommt noch dazu: Du nimmst nichts ernst. Mich nicht, diese Stellenangebote nicht und auch deine Eltern nicht.«

»Was haben meine Eltern damit zu tun? Es ist mein Leben, oder?«

»Natürlich. Es ist dein Leben. Aber du kannst ihnen nicht verbieten, dass sie sich Sorgen machen. Sie sind deine Eltern! Glaube mir, ich kenne eine Menge Leute, die deine Eltern gern als Eltern hätten.«

Nora legte die schwarze Jeans in den großen Koffer und fuhr blicklos fort:

»Übrigens, ich war gestern bei ihnen und habe mich von ihnen verabschiedet. Natürlich waren sie traurig darüber, aber viel schlimmer ist für sie, dass du all deine Fähigkeiten einfach so wegwirfst und in dieser Bruchbude hier versauerst.«

Nachdenklich blickte Michael Nora an. Fürwahr, er hatte nun den Ernst der Situation begriffen. Es war tatsächlich vorbei.

Dennoch ...

»Können wir nicht noch einmal über alles reden?«

»Es tut mir leid.« Nora schüttelte den Kopf. »Ich mag dich sehr, Michael, aber das ist nicht das Leben, wovon ich immer geträumt habe.«

Er überlegte, blickte an den Koffern vorbei auf das Bett. Ein Doppelbett. Zwei Kissen, zwei Bettdecken, weiß, mit großen roten Blumen. Nora hatte das ausgesucht.

»War es nicht immer schön? Hier? Hatten wir hier nicht viel Spaß miteinander? Sogar vorgestern noch?«

Die letzte gemeinsame Nacht voller Hingabe und Zärtlichkeit. Oder war das nur gespielt? Vorgetäuscht? Von ihr?

Eine solche Trennung, nach zehn Monaten, die deutet sich doch an. Oder nicht?

Warum hab ich dann nichts gemerkt?, fragte er sich.

Er war empathisch, ganz gewiss. Nora und auch einige anderen, die es vor ihr gegeben hat, hatten ihm das bestätigt. Du bist so einfühlsam, so anders als die viele deiner Geschlechtsgenossen, hatte er mehr als ein Mal vernommen. Und doch war das Ende nicht selten überraschend gekommen. Oft spätestens, wenn den Frauen klar geworden war, dass es an seiner Seite nicht den erhofften gesellschaftlichen Aufstieg geben würde - von dem sie geträumt hatten.

Ging es Nora am Ende so ähnlich?

Michael Eschbronn war ein Ausnahmestudent und Sohn eines reichen Unternehmers. Und doch, all das bedeutete ihm recht wenig.

Oft kam das Ende auch überraschend für die Frauen. Ohne Liebe keine Zukunft, war ein Gedanke, der sich ein oder zwei Mal nach dem ersten Verliebtsein bei ihm mehr oder weniger über Nacht eingestellt hatte. Aber hier? Nein, diesen Gedanken hat er bis eben nicht gehabt.

Nora sah ihn an. Und wieder schüttelte sie den Kopf.

»Aber das ... das Bett allein genügt mir nicht. Sex und deine Träume sind mir zu wenig. Seit ein paar Wochen versuchte ich, es dir wieder und wieder klar zu machen. Aber du hast mir nie wirklich zugehört. Und jetzt ist Schluss. Es geht nicht mehr.«

Also kein spontaner Entschluss. Und er hatte tatsächlich nichts mitbekommen. Warum das so war, schien nicht mehr wichtig.

Entrückt blickte Nora das T-Shirt an, das sie gerade in Händen hielt.

»Ich möchte mir mit einem Mann etwas aufbauen. Ich möchte auch etwas mehr Komfort haben, als es diese Wohnung hier hergibt, und ich möchte Kinder haben. Und nicht erst in zehn Jahren. Ich lebe heute und ich will all das heute, verstehst du, Michael, heute.«

Nora hob den Kopf und blickte ihm traurig und endgültig in die dunkelblauen Augen, die sie noch vor Wochen so verzaubert hatten. Doch der Zauber war vorbei.

»Vielleicht bist du zu intelligent für diese Welt. Vielleicht bin ich aber auch nicht die richtige Frau für dich. Auf jeden Fall werde ich jetzt gehen. Es tut mir leid.«

Demonstrativ legte sie den Wohnungsschlüssel auf das Bett.

Es war vorbei.

Warum hatte er von alldem nichts mitbekommen? Hatte sie tatsächlich von Kindern gesprochen?

Er wusste es nicht.

Bin ich wirklich dieser Träumer? Bin ich tatsächlich so lebensfremd?, dachte er. Bedrückt sah er Nora an, bedrückt, enttäuscht und wehmütig.

»Und ... was wirst du jetzt machen?«

Nora überlegte nicht lang, es schien, als gäbe es für sie keine Veranlassung, die Wahrheit zurückzuhalten. Sie fühlte sich ihm gegenüber nicht mehr verpflichtet. Es war tatsächlich vorbei.

»Dietram Bergen hat mich über das Wochenende auf seine Segeljacht eingeladen.«

Dietram Bergen?!

Einen Moment verschlug es Michael die Sprache. Er kannte Dietram nur flüchtig, von zwei oder drei Partys. Er fand ihn langweilig, spießig, aber irgendwie auch zielstrebig. Mein Haus! Meine Jacht! Und jetzt auch: meine Frau?

Und Michael lächelte, ironisch und gekränkt, spöttisch und innerlich verletzt.

»Ach, ist es das? Brauchst du eine Jacht, um glücklich zu sein?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Michael, das verstehst du nicht. Und ich befürchte, das wirst du niemals verstehen. Ich brauche jemanden, mit dem ich übers Wochenende etwas Ansprechendes unternehmen kann, der dann aber am Montag wieder seine beruflichen Aufgaben wahrnimmt, weil er Verantwortung für eine Familie tragen will und tragen kann.«

Sie brach ab und dachte kurz nach.

»Dietram liebt mich und ich denke, ich liebe ihn auch.«

Und wieder sah sie Michael mitleidvoll an.

»Ich brauche keinen großen Jungen. Ich brauche einen ganz normalen Mann. Und Dietram ist dieser ganz normale Mann für ein ganz normales Leben.«

Vielleicht war Michael wirklich ein großer Junge. Aber ein solch normales Leben kam für ihn wahrlich nicht infrage. Niemals!

»Dann wünsche ich dir alles Gute.«

Nora ignorierte den Zynismus in seiner Stimme. Ruhig schloss sie ihre Koffer und wollte nur noch rasch weg, ohne weiteren Streit, der zu nichts mehr geführt hätte.

»Das wünsche ich dir auch. Und vor allen Dingen wünsche ich dir eine Frau, die all deinen Unsinn mitmacht. Oder besser noch: Für die du all deinen Unsinn, den du im Kopf hast, bereit bist aufzugeben. Ich war es leider nicht.«

Michael lächelte verdrossen:

»Ich glaube, diese Frau gibt es nicht.«

»Ich fürchte, da hast du recht. Aber ich würde sie dir gönnen.«

Nora nahm ihre Koffer, küsste Michael ein letztes Mal auf die Wange und ging zur Wohnungstür.

»Nora?«, rief er zärtlich. Er stand drei Schritte hinter ihr, wagte nicht näher zu kommen. Sie drehte sich noch einmal um und sah ihn fragend an.

Doch er blieb stumm.

Alles war gesagt, so schien es. Michael blickte in ihre dunklen Augen, die ihn ein letztes Mal traurig anlächelten. Im nächsten Moment war sie auch schon im Treppenhaus verschwunden.

 

Gedankenverloren blieb Michael zurück. Wieder einmal war er allein. Stille umgab ihn. Selbst der Straßenlärm hatte eine Pause eingelegt - so schien es.

Er ging ins Schlafzimmer zurück, sah sich um und betrachtete nachdenklich die Abdrücke, die die Koffer auf der Bettdecke hinterlassen hatten. Er nahm den Wohnungsschlüssel in die Hand und blickte ihn einen langen Moment gedrückt an.

Dann war Nora also auch keine Ausnahme?

Doch, das war sie. Ihre Ehrlichkeit, die war neu. Sie wollte einen Mann für ein normales Leben. Und dieser Mann war Michael Eschbronn nun wirklich nicht.

Aber bin ich tatsächlich so schwierig? Bin ich unfähig, eine normale Beziehung zu leben?

Doch was ist normal?

Für mich?

Er wusste es nicht. Noch nicht.

 

 

2

 

Tage später.

Lange hielt Hendrik seine Frau im Arm und blickte sie zärtlich an. Seine graublauen Augen hatten in den fast dreißig Jahren ihrer Ehe nichts von ihrer Anziehungskraft verloren.

Kamilla Eschbronn liebte ihren Mann noch immer sehr innig. Vielleicht anders als am Anfang, aber nach fast dreißig Ehejahren hatten sie sich beide verändert, weiterentwickelt - jeder für sich und doch gemeinsam. Ihre Ehe war ein Geschenk, das es im Leben nicht oft gibt, das wusste sie. Das wussten beide.

Sie küsste ihn, voller Liebe, Dankbarkeit und Respekt. Doch da war etwas in ihrem Kuss.

Er schob sie ein Stück weg, und er betrachtete sie.

»Was ist los? Du bist so ... so sentimental.«

Ja, das war sie, sentimental. Nach mehr als dreißig Jahren blieb dem Anderen das nicht verborgen.

»Es ist einfach schön mit dir. Noch immer.«

»Was ist schön mit mir, meine Kleine?«

Kamilla war lediglich einen halben Kopf kleiner als Hendrik und doch war sie von Anfang an seine ›Kleine‹ gewesen. Und das gefiel ihr. Und nicht nur das. Sie ging ganz nah an ihn heran, hob den Kopf und flüsterte ihm ins Ohr:

»Ich freue mich schon darauf, dich heute Abend zu verführen.«

Verschmitzt sah Hendrik sie an und es schien, als sei er für einen Augenblick wieder der Fünfundzwanzigjährige, den sie damals kennen und lieben gelernt hatte. Und genauso antwortete er.

»Darauf freue ich mich auch, du böses, böses Mädchen.«

Wieder küsste er sie und drängte sich ganz dicht an sie.

Sie konnte seine Erregung spüren. Deutlich. Ohne Zurückhaltung. Auch das gefiel ihr.

Schließlich löste sie sich von ihm, strich ihm über den Arm und kräuselte die Stirn.

»Ich liebe dich. Und ich wünsche mir, dass unser Sohn das nach dreißig Ehejahren auch einmal zu seiner Frau sagen kann.«

Ihre Worte hatten den Zauber der letzten Minuten ein wenig gedämpft. Aber so war das eben: Sie waren nicht nur ein Ehepaar, ein Liebespaar, nein, sie waren auch Eltern.

»Ich fürchte, dein Wunsch wird unerfüllt bleiben.«

Und schlagartig waren sie restlos in der Realität angekommen. Zumindest bis zum Abend.

»Ich hoffe, du hast unrecht.«

Hendrik lächelte sie an.

»Das hoffe ich auch. Aber ...« Er überlegte. »Ich weiß nicht, ob er es jemals lernen wird.«

»Er muss nichts lernen. Er sollte nur endlich anfangen, auf sein Herz zu hören. Dann wird er unter den vielen hübschen Frauen auch die richtige sehen.«

»Was war falsch an Nora?«

»Nichts! Für uns. Aber offensichtlich hat sie ihn nicht wirklich berührt.«

»Aber er leidet.«

Kamilla strich ihrem Gatten verächtlich lächelnd über die Wange, und sie sagte:

»Sei mir nicht böse, doch das ist sicherlich nur verletzte Eitelkeit.«

»Meinst du?«

»Ja, ganz sicher. So seid ihr Männer. Ihr wollt erobern und wisst dann oft nichts mit eurer Eroberung anzufangen.«

»Ich schon.« Wieder zog Hendrik Eschbronn seine Frau fest an sich.

Und sie lächelte – verliebt.

»Ja, du schon. Und deshalb hab ich dich auch geheiratet. Du hast mich ausgewählt und wusstest von Anfang an warum.«

»Ja, das wusste ich. Vom ersten Moment an.«

Wieder küsste er sie.

 

»Warum hat unser Sohn nur so wenig von dir?«, sagte sie, nachdem Hendrik von ihr gelassen hatte.

»Ich weiß es nicht. Vielleicht sollte ich auf der Kreuzfahrt einmal mit ihm darüber sprechen.«

»Nein! Bitte, lass ihn. Ich freue mich, ihn endlich nach ... nach einem halben Jahr wiederzusehen. Ich freue mich, dass er nicht diese dumme Wanderung macht, sondern mit uns feiern wird. Unseren dreißigsten Hochzeitstag. Und deshalb bitte ich dich, lass ihn einfach. Und vielleicht findet er auf dem Schiff ja auch ein wenig Ablenkung.«

»Das wird er ganz bestimmt. So wie man mir von der Reederei gesagt hat, sind diesmal sehr viele junge Leute mit an Bord. Darum mache ich mir keine Sorgen.«

Kamilla Eschbronn wusste sofort, dass ihren Mann etwas bedrückte.

»Aber ...?«

»Aber?«, wiederholte er die Frage seiner Frau, sah sie nachdenklich an und dachte an die letzten Worte seines Sohnes, die er gestern am Telefon geäußert hatte, und er sagte:

»›Ich komme nur dann mit, wenn ich so sein kann, wie ich bin‹, hat er zu dir gesagt.

---ENDE DER LESEPROBE---