USA – Illinois TravelGuide - Christian Dose - E-Book

USA – Illinois TravelGuide E-Book

Christian Dose

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Beschreibung

Illinois steht für die legendäre Route 66 und die beeindruckende Hochhaus-Skyline von Chicago – gute Gründe für einen Besuch im Mittleren Westen. Zugleich finden sich abseits dieser bekannten Attraktionen zahlreiche sehenswerte Orte, an denen sich kleine Abenteuer auf ganz eigene und überraschende Art erleben lassen. 50 Plätze sind im TRAVELGUIDE Illinois von zwei ausgewiesenen Amerika-Kennern portraitiert – damit Ihr Trip ganz unvergesslich wird und Sie die Schönheit des Bundesstaates genießen können. So bietet sich ein Roadtrip über die Great River Road entlang des Mississippi als Alternative zur Fahrt entlang der Route 66 an – wenngleich der Mythos der Mother Road mit ihren historischen Tankstellen und bunten Neonschildern jeden USA-Fan lockt. Und in gemütlichen Kleinstädten wie Springfield spüren Sie den Charme des US-amerikanischen „Heartland“. In Chicago wiederum bietet sich eine Kajaktour oder eine geführte Tour mit einem Greeter an, um die drittgrößte Stadt der Vereinigten Staaten aus neuer Perspektive zu erkunden.

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Seitenzahl: 205

Veröffentlichungsjahr: 2021

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IMPRESSUM

USA – Illinois

Christian Dose, Ralph Steffen

© 2021 360° medien

Marie-Curie-Straße 31 I 40822 Mettmannwww.360grad-medien.de

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.

Redaktion und Lektorat: Christine Walter

Satz und Layout: Serpil Sevim-Haase

Gedruckt und gebunden:

Lensing Druck GmbH & Co. KG I Feldbachacker 16 I 44149 Dortmund

www.lensingdruck.de

Bildnachweis: siehe Seite 272

ISBN: 978-3-96855-085-5

epub ISBN: 978-3-96855-139-5

mobi ISBN: 978-3-96855-140-1

Hergestellt in Deutschland

www.360grad-medien.de

Christian Dose | Ralph Steffen

USA

ILLINOIS

TRAVEL GUIDE

VORWORT

Illinois ist mehr als die Route 66, die Wolkenkratzer von Chicago und der Lake Michigan. Wie wäre es stattdessen mit einer Kajaktour über den Chicago River, einem Roadtrip über die Great River Road oder einem Spaziergang auf präsidialen Pfaden durch die Kleinstadt Springfield? Der Bundesstaat im Mittleren Westen der USA begeistert mit pittoresken Städtchen entlang des Mississippi River, viel Kultur und einer langen Tradition. Und auch in der Millionenmetropole – dem Einfallstor nach Illinois – gibt es viel Sehenswertes jenseits der bekannten Attraktionen zu entdecken.

Mit diesem Buch möchten wir Sie einladen, 50 Plätze jenseits des Mainstreams zu entdecken. Wir nehmen Sie mit zu Orten, wo Sie vielleicht der einzige internationale Tourist sind und so diesen faszinierenden Bundesstaat eher durch die Augen eines Einheimischen denn durch die eines Urlaubers aus der „Alten Welt“ sehen.

Illinois zählt zu den Staaten des Mittleren Westens, die oftmals auch als Amerikas Herzland bezeichnet werden. Landwirtschaft und Industrie besitzen hier eine überragende wirtschaftliche Bedeutung und haben so den Beinamen „Heartland“ geprägt. Rund 13 Millionen Einwohner leben in dem Bundesstaat, der im Norden vom Lake Michigan und von Wisconsin begrenzt wird, im Westen an Iowa und Missouri grenzt sowie im Osten an Kentucky und Indiana stößt. Die ersten Siedler – seinerzeit vor allem aus Frankreich – erreichten das heutige Illinois zum Ende des 17. Jahrhunderts, und so wurde das Areal 1712 zur französischen Kolonie. 1765 übernahmen die Briten die Regentschaft, ehe Illinois im Jahr 1818 als 21. Bundesstaat Teil der Vereinigten Staaten wurde. Der Name des Bundesstaates ist auf den indigenen Stamm der Illiniwek zurückzuführen, dessen Name für „Das Volk“ stand. Franzosen und Briten formten den Namen schließlich zurecht.

Auf dem Chicago River

Heute ist Illinois der fünftwichtigste Wirtschaftsraum der USA – und dennoch lässt sich abseits von Chicago, der drittgrößten Stadt des Landes, noch viel vom Mut und Pioniergeist früherer Zeit erleben. Dies gilt natürlich für alle, die sich den Traum der Route 66 erfüllen. Aber auch abseits dieser bekannten Strecke und gerade entlang der Great River Road beobachten Besucher den amerikanischen Alltag. Hier sind die großen Städte gefühlt plötzlich ganz weit weg. Und gerade dadurch können Besucher tief in die Historie des Landes und seine Seele eintauchen. Wer sich für Geschichte interessiert, wird in Springfield fündig: In der Hauptstadt des Bundesstaates sammelte der spätere US-Präsident Abraham Lincoln erste politische Erfahrung. In Moline hingegen lockt das Museum des Landmaschinenherstellers John Deere – eine Geschichte nach dem Motto „Vom Tellerwäscher zum Millionär“. Und dazu runden eine Fahrt über den Mississippi River und Outdoor-Abenteuer wie eine Zipliningtour einen Urlaub ab.

Dieses Buch stellt in acht Kapiteln 50 Orte und Plätze vor, die einen Trip nach Illinois unvergesslich machen und perfekt für Individualreisende sind. Jeder Tipp umfasst zugleich wichtige praktische Informationen wie beispielsweise Öffnungszeiten und Eintrittspreise oder Empfehlungen für Restaurants und Hotels.

Eine Reise durch Illinois führt Sie weg von den klassischen Zielen der USA-Besucher. Hier erleben Sie Geschichte und Geschichten einer vielseitigen Region, die historische Tankstellen, moderne Glasbauten und viel Natur vereint. Wir wünschen Ihnen eine gleichsam unterhaltsame wie inspirierende Lektüre sowie eine gute Planung. Und wann sehen wir uns im „Land of Lincoln“, wie Illinois dank des 16. US-Präsidenten auch genannt wird?

Viel Spaß beim Lesen, Planen und Erleben!

Christian Dose, Ralph Steffen

INHALTSVERZEICHNIS

SO SIEHT DER PERFEKTE ROADTRIP DURCH ILLINOIS AUS

CHICAGO

1.Unterwegs mit einem Greeter: Spaziergang am Chicago River

2.Chicago River: Paddeltour mit dem Kajak

3.Kunst im Freien: Stadtspaziergang der anderen Art

4.Lake Michigan: Sehenswerte See-Fahrt

5.Andersonville, Pilsen und Bucktown: Chicagos Multikulti-Mix

6.Musik aus Chicago: Blues, House & More

7.Al Capone lässt grüßen: Auf den Spuren der Prohibition

8.Bauhaus-Architektur: Ein Deutscher verzaubert Chicago

9.Life is a Beach: Tipps für fünf Ausflüge zum Strand

Special: 48 Stunden in Chicago

CHICAGOS UMLAND

10.Six Flags Great America: Achterbahnfahrten auf Rekordlevel

11.Let there be rocks: Outdoor-Abenteuer im Starved Rock State Park

12.Wadsworth und Volo: Von Pferden, Pferdestärkenund einem Murmeltier

13.Unterwegs in Cook County: Bahá'í-Tempel,Glasmalerei und ein schiefer Turm

14.Ausflug zu Naturschätzen in Chicagos Umland

WIE IM ROADMOVIE: ROUTE 66 IN ILLINOIS

15.Nostalgisch, bunt und lecker: Die besten Diner entlang der Route 66

16.Joliet: Wo Handelswege und Wasserstraßen aufeinandertreffen

17.Wilmington: Raumfahrt-Euphorie und neue Heimat für Bisons

18.Von Dwight bis Odell: Historische Tankstellen entlang der Mother Road

19.Pontiac: Klassiker im Museum und bunte Häuserwände

20.Nach Funks Grove und McLean: Süßes Gold und Trucker-Tempel…

21.Champaign-Urbana: Kultur-Highlights und ein prachtvoller Sternenhimmel

22.Bei den Amischen in Arthur: Leben wie anno dazumal

WO SCHON ABRAHAM LINCOLN ZU HAUSE WAR

23.Lincoln: Ein Ort zu Ehren des 16. US-Präsidenten

24.Mit „Abe“ Lincoln durch Springfield: Einblicke in das Leben eines großen Mannes

25.Route 66 in Springfield: Heimat besonderer Roadside-Kuriositäten

26.Casey: Überdimensionierte Attraktionen vor Kleinstadtkulisse

27.Unterwegs nach Auburn, Girard und Dorchester: Kopfsteinpflaster und Kleinstädte

28.Staunton und Livingston: Oldtimer, Hasen und ein rosafarbener Elefant

29.Alton: Hier lässt sich dem Mississippi River auf den Grund gehen

30.Normal paranormal: Wo Alton von allen guten Geistern besessen ist

UNTERWEGS ZU DEN SUPERHELDEN: ILLINOIS’ TIEFER SÜDEN

31.Cahokia Mounds: Wo einst 40.000 Mississippi-Indianer lebten

32.Chester und Metropolis: Zu Besuch bei Superhelden

33.Summerfield, Saxtown & Co.: Wo einst deutsche Einwanderer siedelten

34.Shawnee National Forest: Ab in den Wald oder hinaus aufs Wasser

REISE ENTLANG DES MISSISSIPPI

35.Grafton: Schöne Ausblicke auf den Illinois River und den Mississippi River

36.Quincy: Underground Railroad und charmante Wohnviertel

37.Nauvoo: Auf den Spuren der Mormonen

38.Quad Cities: Black Hawk und Großindustrielle

39.John Deere: Von der kleinen Schmiede zum Weltkonzern

40.Fulton: Klompen-Folklore unter der Windmühle

41.Savanna: Biker-Treff und Liebesnest

42.Galena: Von der Bergarbeiterstadt zum romantischen Kleinod

43.Rund um Galena: Bergtour auf den Chestnut Mountain

LET‘S GO EAST: AUF DEM WEG ZURÜCK NACH CHICAGO

44.Elizabeth: Vom Black-Hawk-Krieg zu Einwanderern und Ziplining

45.Rockfords Parks und Grünanlagen: Ein Hoch auf den grünen Daumen

46.Rockford: Faszinierende Spurensuche der amerikanischen Geschichte

47.Rosemont: Outlet-Shopping, Indoor Skydiving und Hummel-Figuren

ILLINOIS FÜR INSIDER

48.Die Illinois Maker: Echte Handwerkskunst made in Illinois

49.Frank Lloyd Wright in Illinois: Architektur-Juwelen im Präriestil

50.So schmeckt Illinois: Hotdog, Deep Dish Pizza und der legendäre Horseshoe

REISEINFORMATIONEN

BILDNACHWEIS

SO SIEHT DER PERFEKTE ROADTRIP DURCH ILLINOIS AUS

Was macht eigentlich einen perfekten Roadtrip aus? Fragt man im Bekanntenkreis, so rangieren die Antworten zwischen Klischees und Erfahrungsberichten. Freiheitsgefühl, einsame Landstraßen, Fahrtwind, nostalgische Tankstellen, Diners und bunte Neonreklamen werden oft genannt. Erfahrene Tourenfahrer ergänzen weitere Stichworte: den Mix aus verschlafenen Städtchen und Kult-Metropolen, wechselnde Landschaften, gleichgesinnte Reisende und die Begegnungen mit den Locals.

Mythos pur: Route 66

Letztlich ist es die Mischung aus besagten Klischees und dem Unbekanntem, die den Reiz eines echten Roadtrips ausmacht. Und keine Straße ist so perfekt geeignet für dieses Erlebnis wie die Route 66, die Mother Road. Wer die fast 2500 Meilen von Chicago in Illinois bis Santa Monica in Kalifornien befahren will, braucht Sitzfleisch und viel Zeit. Teilstrecken sind eine gute Alternative.

Eine ideale Tour, für die man zwischen zehn und 20 Tagen Zeit einplanen sollte, ist ein Roadtrip durch Illinois. Von Chicago geht es entlang der Route 66 bis Springfield und weiter gen Süden bis zum Mississippi-Städtchen Alton – kleine Abstecher zu weiteren Highlights und Kuriositäten nicht eingerechnet. In Alton verlässt man die Route 66 und genießt auf der Great River Road Illinois die Panoramastraßen entlang des „Ol' Man River“ bis Galena im Nordosten. Über Rockford und Rosemont führt der Weg zurück nach Chicago. Wieder am Ausgangspunkt angekommen, haben Urlauber mindestens 800 Meilen auf dem Buckel – und eine Vielfalt an Reiseerlebnissen im Gepäck, die dem perfekten Roadtrip-Feeling ziemlich nahekommen.

Riverwalk am Chicago River

Chicago als Einfallstor nach Illinois

Aber der Reihe nach: Die meisten Reisenden landen am Chicago O'Hare International Airport. Die drittgrößte Stadt der USA ist ein architektonisches Juwel mit einer unvergleichlichen Kultur- und Musikszene, grandioser Architektur, quirligen Stadtvierteln und Badestränden im Sommer. Chicago verdient definitiv einige Tage Aufenthalt. Echte Roadtrip-Enthusiasten lassen sich auf keinen Fall das Route-66-Starting-Point-Schild und ein deftiges Frühstück bei Lou Mitchell's entgehen, dem legendären Route-66-Diner direkt zu Beginn der Mother Road. Und selbst wer nur 48 Stunden Zeit hat, kann viel erleben (siehe Seite 54, Special „48 Stunden in Chicago“).

1. Etappe: Legendäre Route 66

Anschließend lässt man Chicago hinter sich und dreht den Zündschlüssel in Richtung Straßenabenteuer. Die erste Route-66-Etappe führt nach Springfield, der Hauptstadt von Illinois. Während der Fahrt passiert man Joliet, ein Eldorado für Nascar- und Dragster-Rennen sowie Kultstätte für Blues-Brothers-Fans. Der weitere Weg vorbei am verschlafenen Wilmington bis Springfield ist gesäumt von Neonreklamen und kuriosen Muffler Men, überlebensgroßen Werbefiguren aus Fiberglas, die jeden Roadtripper grüßen. In Springfield angekommen, steht ein Mix aus Geschichte und Roadside-Erlebnis auf dem Programm. So wartet die Heimat von Abraham Lincoln mit einem erstklassigen Museum zum 16. Präsidenten der USA, seinem Wohnhaus, seiner Grabstätte und dem imposanten Capitol auf. Coole Bars und Diners, Route-66-Museen und das alljährliche Route 66 Mother Road Festival sorgen für zusätzliche Abwechslung. Weiter gen Süden laden nostalgische Restaurants, historische Tankstellen und Autokinos zur Pause ein.

Joliet: Bekannt aus „Blues Brothers“

2. Etappe: Parallel zum Mississippi River

Das Mississippi-Städtchen Alton an der Grenze zu Missouri ist das nächste Etappenziel. Die authentische Hafenstadt mit ihrer eindrucksvollen Schleusenanlage bezaubert mit einer freundlichen Innenstadt. In den Wintermonaten schlagen Weißkopfseeadler hier ihr Quartier auf. Bei Alton verlässt man dann die Route 66: Wer die Zeit hat, fährt von hier zunächst in Richtung Süden und besucht eine alte Indianerstätte, echte Superhelden und die weite Natur. Richtung Norden führt die Panoramaroute entlang des Mississippi River, die sogenannte Great River Road Illinois, vorbei an Quincy, Nauvoo, den Quad Cities und Fulton bis nach Galena. Das ehemalige Bergarbeiterstädtchen ist für seine charmante Altstadt und imposanten Herrenhäuser berühmt und liegt eingebettet in einer grünen Hügel- und Waldlandschaft.

Entlang des Ol' Man River

3. Etappe: Mittlerer Westen wie im Bilderbuch

Die Fahrt von Galena in Richtung Osten über Elizabeth, Rockford und Rosement zum Flughafen oder zurück nach Chicago rundet den Roadtrip durch Illinois ab. Rockford, die einstige Industriestadt am Rock River, ist typisch für eine urbane Siedlung im Mittleren Westen und perfekt geeignet, um auf unterhaltsame Weise die amerikanische Besiedlungsgeschichte nachzuvollziehen – oder um in einem der Gärten und Parks diesen Roadtrip, die Eindrücke und die herzlichen Begegnungen mit den Bewohnern von Illinois Revue passieren zu lassen.

Weitere Informationen:enjoyillinois.de

CHICAGO

The Wrigley Building

CHICAGO

1.Unterwegs mit einem Greeter: Spaziergang am Chicago River

2.Chicago River: Paddeltour mit dem Kajak

3.Kunst im Freien: Stadtspaziergang der anderen Art

4.Lake Michigan: Sehenswerte See-Fahrt

5.Andersonville, Pilsen und Bucktown: Chicagos Multikulti-Mix

6.Musik aus Chicago: Blues, House & More

7.Al Capone lässt grüßen: Auf den Spuren der Prohibition

8.Bauhaus-Architektur: Ein Deutscher verzaubert Chicago

9.Life is a Beach: Tipps für fünf Ausflüge zum Strand

1. UNTERWEGS MIT EINEM GREETER: SPAZIERGANG AM CHICAGO RIVER

Der Blick auf den Chicago River und die Skyline der Metropole am Lake Michigan könnte nicht besser sein. Von der Dachterrasse des Hotels London House genießen Besucher das vielleicht schönste Panorama der Innenstadt. Doch wer kommt morgens um 10 Uhr auf die Idee, ein scheinbar beliebiges Hotel anzusteuern und mit dem Fahrstuhl nach oben zu fahren? Sarah Miller (Name geändert) hatte diese fabelhafte Idee – sie ist eine von rund 200 ehrenamtlichen Stadtführern, Greeters genannt, und zeigt Touristen ihre Heimatstadt.

Blick auf das Reid Murdoch Building am Chicago River

Stadtführung mit einem Greeter – persönlich und individuell

Solch ganz persönliche Führungen dauern zwischen zwei und vier Stunden und richten sich stark nach den Wünschen der Teilnehmer. Die Touren werden überdies nicht nur in englischer Sprache angeboten. Es gibt wohl kaum eine bessere Möglichkeit, eine Stadt durch die Augen der hier Lebenden kennenzulernen. Geheimtipps wie die Rooftop-Terrasse sind da inklusive. Neben Chicago wird diese Art von Stadtbesichtigung mittlerweile in zahlreichen Städten weltweit angeboten.

Mit Sarah Miller können Touristen tief in Chicagos Architektur-Wunder eintauchen. Die ehemalige Lehrerin kennt die Innenstadt der Millionenmetropole seit ihrer Kindheit. Nachdem ihr eigener Nachwuchs aus dem Haus war, sind ihr Mann und sie aus der Vorstadtidylle wieder nach Downtown gezogen. „The Loop“, wie der Stadtteil auch genannt wird, ist das quirlige Zentrum der Stadt.

Vom London House Hotel geht es zu Fuß entlang des Chicago Riverwalk, der erst vor einigen Jahren am südlichen Flussufer angelegten breiten Promenade. Hier finden sich zahlreiche Cafés und Restaurants. Vormittags herrscht noch freie Platzwahl, abends ist ein Tisch meist nur mit Wartezeit zu bekommen. Während des Spaziergangs mit der lebhaft erzählenden „Greeterin“ fällt der Blick immer wieder auf die Wolkenkratzer. Ein beliebtes Fotomotiv ist sicherlich der 2009 errichtete Trump Tower, das zweithöchste Gebäude der Stadt, mit dem gleichnamigen Hotel. Direkt daneben fasziniert das historische, 1924 im spanischen Kolonialstil gebaute Wrigley Building, seinerzeit Hauptsitz des bekannten Kaugummi-Herstellers. Ebenso imposant erscheint eines der letzten Werke von Mies van der Rohe (siehe auch Seite 46, Tipp 8): heute das Hotel The Langham und einst als IBM-Komplex errichtet. Direkt daneben steht die gewaltige Marina City, entworfen von einem Studenten des berühmten Architekten.

Weitere spannende Architekturgeschichten folgen bei dieser zweistündigen Tour – und viel Wissenswertes auch über Mafia-Boss Al Capone, der die Stadt viele Jahre in Angst und Schrecken versetzte. So soll er angeblich im sehenswerten Jewelers‘ Building mit der markanten Dachkonstruktion eine Speakeasy-Bar betrieben haben (siehe auch Seite 42, Tipp 7). Fest steht aber eines: In dem Haus gab es über viele Jahre einen eigenen Aufzug für die Fahrzeuge der Bewohner, sodass diese ihr Vehikel mit in die Wohnung nehmen konnten. Am Ende der Tour lässt sich der Guide noch auf einen Kaffee in einem der schmucken Cafés am Fluss einladen – denn ein Trinkgeld nehmen die Greeter grundsätzlich nicht an.

Ausblick von den rundum verglasten Balkonen des Willis Tower

INFO

Aktivitäten: Die Stadtführungen sollten möglichst frühzeitig angefragt werden, spätestens zehn Werktage vor dem Wunschtermin. Touren sind in allen Stadtteilen sowie zu bestimmten Themen möglich und dauern zwischen zwei und vier Stunden. Die ehrenamtlichen Greeter sind bekannt für ihre kreativen Touren für maximal sechs Personen. Wer sich nicht vorab registrieren möchte, kann sich spontan einem einstündigen Spaziergang mit einem der sogenannten InstaGreeters anschließen. Diese Touren durch die Innenstadt starten montags bis freitags mehrfach täglich zwischen 10:30 und 14:30 Uhr am Chicago Cultural Center, Randolph Street Lobby, 77 E Randolph Street, Chicago, IL 60602. Zuweilen werden auch Rundgänge durch andere Stadtteile angeboten. Spezielle Stadtrundgänge für Architekturfans offeriert alternativ das Chicago Architecture Center; architecture.org/tours

Kosten: keine. Die Greeter dürfen grundsätzlich kein Trinkgeld annehmen.

Website:chicagogreeter.com

Sightseeing-Tipp: Wer die Wolkenkratzerschluchten Chicagos von oben sehen möchte, hat dazu zwei bei vielen Besuchern der Stadt äußerst populäre Möglichkeiten:

Das sogenannte SkyDeck liegt im 103. Stockwerk des Willis Tower, Chicagos höchstem Wolkenkratzer. Besondere Attraktion: The Ledge, rundum verglaste Balkone. In den Sommermonaten ist das SkyDeck täglich von 9 bis 22 Uhr geöffnet, in den Wintermonaten von 10 bis 20 Uhr; ab 26 USD pro Person; 233 S Wacker Drive (Eingang auf der Südseite auf dem Jackson Boulevard), Chicago, IL 60606, theskydeck.comDie Plattform 360 Chicago findet sich in der 94. Etage des John Hancock Observatory. Besondere Attraktion: TILT, Glasscheiben an den Außenwänden, in die sich Besucher einhängen und die sich dann nach außen neigen. Täglich von 9 bis 23 Uhr geöffnet; ab 21 USD pro Person; 875 N Michigan Avenue, Chicago, IL 60611, 360chicago.com

2. CHICAGO RIVER: PADDELTOUR MIT DEM KAJAK

Langsam zieht Chicagos weltberühmte Skyline an einem vorbei, Schlag um Schlag. Gemächlich lässt es sich über den Chicago River paddeln. Und von hier unten, direkt auf der Wasserlinie und aus einem Kajak heraus, wirken die beeindruckenden Wolkenkratzer nochmals imposanter. Denn die weltweit berühmtesten Architekten wie beispielsweise Mies van der Rohe haben die Metropole am Lake Michigan zu einem echten Schmuckstück gemacht – vor allem rund um den Chicago River gruppieren sich die Meisterwerke. Somit genießen Besucher den schönsten Blick vom Wasser aus. Und eine geführte Kajaktour ist da eine gute Alternative zu den populären Fahrten mit einem der motorisierten Ausflugsschiffe.

Die Skyline wirkt vom Kajak aus noch imposanter.

Die 90-minütigen Ausflüge von Urban Kayaks starten nur wenige Meter vom Lake Michigan entfernt. Gemütlich paddelt die Gruppe Richtung Innenstadt, passiert rechter Hand den Apple Store und erreicht schnell das erste Highlight: das Wrigley Building, einst Hauptsitz des gleichnamigen Kaugummi-Herstellers. Das Gebäude (am rechten Ufer) mit seinem Stilmix aus französischer Renaissance und spanischer Kolonialzeit steht fotogen im Kontrast zum angrenzenden Trump Tower, dem zweithöchsten Wolkenkratzer Chicagos. Beides sind schöne Fotomotive. Linker Hand folgen nun einige Restaurants und Cafés am Chicago Riverwalk, wie die weitläufige Promenade offiziell genannt wird. An der Marina Plaza lässt es sich bequem ankern und ein Getränk „To Paddle“ holen – doch so kurz nach dem Ablegen am Pier von Urban Kayaks paddelt die Gruppe lieber weiter. Vielleicht ist es eine Option für den Rückweg, der ohnehin beschwerlicher werden wird?

Sightseeingtour auf dem Wasser

Zudem lohnen viele weitere sehenswerte Bauten kurze Fotostopps während der Paddeltour. Imposant erscheint beispielsweise auch das Reid, Murdoch & Co. Building aus dem Jahr 1914, in dem heute beispielsweise der Flagship-Store des Haushaltsgeräteherstellers Whirlpool zu finden ist, sowie das altehrwürdige Kaufhaus Merchandise Mart. Auch hier weiß der Guide von Urban Kayaks viel über die Bauten und die Geschichte der Stadt zu berichten. Nach der nunmehr neunten Straßenbrücke gabelt sich der Chicago River – für die Gruppe heißt es rechts in Richtung der Chicago & Northwestern Railway Bridge abbiegen. Hier geht es nun deutlich beschaulicher zu, weniger Ausflugsboote und Schiffe sind hier auf diesem Abschnitt unterwegs.

Die Kajaktouren starten ...

... mitten in der Innenstadt.

Es ist nun Zeit zum Umdrehen. Denn der Rückweg fällt beschwerlicher aus – jetzt gilt es, gegen den Strom anzupaddeln. Denn das Wasser des Chicago River fließt seit Anfang des 20. Jahrhunderts nicht mehr in den Lake Michigan: Um die Wasserqualität von See und Fluss zu verbessern, wurde die Fließrichtung mittels eines komplexen Schleusensystems umgedreht. Seine markante grünliche Färbung verdankt der Chicago River übrigens dem Installateursverband, der seit 1962 immer am St. Patrick‘s Day den Fluss künstlich einfärbt. Nach knapp 90 Minuten ist schließlich wieder die Station von Urban Kayaks erreicht. Doch vorher erwartet die sportlichen Besucher noch eine kurze Abkühlung: Alle 60 Minuten schießt der Centennial Fountain eine mächtige Fontäne über den Fluss. Wagemutige paddeln darunter durch!

INFO

Lage: Die Station von Urban Kayaks liegt fünf Fußminuten von der William P. Fahey Bridge, N Columbus Drive, entfernt, 435 E Chicago Riverwalk, Chicago, IL 60601

Anfahrt: Zur Metro-Station State/Lake sind es zu Fuß rund 15 Minuten.

Touren:

Die 90-minütigen Touren (plus 20 Minuten Einweisung an Land) kosten 50 USD pro Person und finden sowohl mittags um 12 Uhr als auch um 18 Uhr zum Sonnenuntergang statt. Überdies werden einstündige Touren für 40 USD pro Person angeboten. Sowohl Einzel- als auch Doppelkajaks sind verfügbar. Wer nur ein Kajak mieten möchte, zahlt pro Person und Stunde 30 USD.Mittlerweile werden auch Kajaktouren auf dem Lake Michigan angeboten. Die 90-minütigen Fahrten starten im Monroe Harbor, südlich des Columbia Yacht Club, 45 USD pro Person. Dabei genießen die Teilnehmer einen schönen Blick auf den Grant Park, die Skyline, das berühmte Navy Pier und den Museum Campus. Alternativ zur Paddeltour im Kajak können auch geführte Touren fürs Stand-up-Paddling (SUP) gebucht werden, ebenso Einführungskurse für die Trendsportart.

Website:urbankayaks.com

3. KUNST IM FREIEN: STADTSPAZIERGANG DER ANDEREN ART

Das Cloud Gate im Millennium Park ist nicht nur eine von Chicagos beliebtesten Attraktionen – die ovale Skulptur, genannt „The Bean“, ist zugleich das bekannteste Kunstobjekt im öffentlichen Raum der Metropole. Doch Besucher können weit mehr Kunstwerke und Installationen im Freien entdecken, beispielsweise Objekte von Miró und Picasso. Zwei Stunden sollten Besucher für diesen gut 1,8 Meilen (rund drei Kilometer) langen, kulturreichen Spaziergang einplanen.

Crown Fountain

Nur wenige Meter südlich von der 2006 errichteten Skulptur lockt der Crown Fountain: Die 15 Meter hohe Installation mit Wasserfall und Videowand zeigt im steten Wechsel die Gesichter von Chicagoer Bürgern. Die Aufnahmen spiegeln sich fotogen im Wasser, in dem die Kinder fröhlich planschen.

The Lions of Michigan Avenue

Nochmals nur wenige Meter weiter treffen Besucher auf wohl Chicagos ältestes öffentliches Kunstwerk, im Englischen Public Art genannt: die beiden bronzenen Löwen. Geschaffen 1894 von Edward Kemeys (siehe auch Seite 112, Tipp 21) markieren sie den Eingang zum Art Institute of Chicago.

Jetzt lohnt es sich, den Spaziergang gen Lake Michigan fortzusetzen. Nächstes Highlight ist der Buckigham Fountain im Grant Park. Der Brunnen im französischen Barockstil entstand 1927 und hatte sich schnell als ein Symbol von Chicago etabliert – und ist auch stets zu Beginn des Vorspanns der Fernsehserie „Eine schrecklich nette Familie“ aus den 1980er- und 1990er-Jahren zu sehen. Bei den stündlichen Wasserspielen schießt die Fontäne bis zu 50 Meter hoch. Auf dem Weg hierher passieren Spaziergänger überdies ein Meisterwerk aus Terrakotta: den Chicago Stock Exchange Arch der früheren Wertpapierbörse.

Tagsüber wie abends ein beliebtes Fotomotiv: der Buckigham Fountain im Grant Park

Die nächsten überdimensionalen Skulpturen liegen nur einige Gehminuten weiter westlich: Wie ein Farbklecks inmitten dunkler Verwaltungsbauten erstrahlt die rote Stahlkonstruktion namens Flamingo. Sie wurde 1974 auf der Federal Center Plaza errichtet. Nur vier Blocks weiter steht das farbenfrohe Mosaik „Four Seasons“ im schrillen Kontrast zur Umgebung. Das Konstrukt des französisch-russischen Künstlers Marc Chagall beschreibt die Stadt in den vier Jahreszeiten und veredelt seit 1974 den Chase Tower.

Gleich zwei Meisterwerke machen den Daley Plaza zu einem Hotspot: Auf der einen Straßenseite lässt eine gut 15 Meter hohe Statue von Pablo Picasso aus dem Jahr 1967 erstaunen. Mangels Titulierung durch den Künstler als „Untitled“ oder „The Picasso“ bekannt, wurde die 162 Tonnen schwere Stahlkonstruktion zunächst von den Chicagoern verschmäht – doch diese Zeiten sind längst passé. Auf der anderen Straßenseite wiederum hat sich Joan Miró mit dem schmalen, aber rund zwölf Meter hohen Kunstwerk „Miró’s Chicago“ verewigt. Zwei Jahre vor seinem Tod 1983 entstand die Plastik mit rotem Mosaik am Fuße.

Skulptur „Untitled by Picasso“

Einen Block weiter nördlich können Reisende die zehn Tonnen schwere Skulptur „Monument with Standing Beast“ durchstreifen. Das Werk steht seit 1984 vor dem von Stararchitekt Helmut Jahn entworfenen Thompson Center.

Lichtershow am Merchandise Mart

Zum Abschluss des Stadtspaziergangs der anderen Art darf ein Abstecher zum Chicago River nicht fehlen: Der imposante Merchandise Mart auf der nördlichen Flussseite erstrahlt regelmäßig in den Abendstunden als weltweit größte digitale Kunstinstallation, bekannt auch als „Art on theMart“. 34 Projektoren bringen die Gebäudefront mit Videoinstallationen zum Leuchten.

INFO

Cloud Gate und Crown Fountain: täglich von 6 bis 23 Uhr zugänglich (entsprechend der Öffnungszeiten des Millennium Park), zwischen Mai und Oktober in Betrieb; 201 E Randolph Street, Chicago, IL 60601, chicago.gov/city/en/depts/dca/supp_info/millennium_park.html

Buckingham Fountain: zwischen Anfang Mai bis Mitte Oktober in Betrieb, täglich von 8 bis 23 Uhr; 301 S Columbus Drive, Chicago, IL 60605, chicagoparkdistrict.com/parks-facilities/clarence-f-buckingham-memorial-fountain

Four Seasons: Seit 1994 schützt eine Glaskonstruktion das gut 20 Meter breite und jederzeit zu bewundernde Werk; 10 S Dearborn Street, Chicago, IL 60603

Miró's Chicago: 69 W Washington Street, Chicago, IL 60602

The Picasso at Daley Plaza: 1967 das erste offensichtliche öffentliche Kunstwerk Chicagos, jederzeit zu besuchen; 50 W Washington Street, Chicago, IL 60602, thedaleycenter.com

Monument with Standing Beast: Die Skulptur komprimiert vier Elemente, darunter ein Tier und einen Baum, zu einem großen Ganzen; 100 W Randolph Street, Chicago, IL 60601, chicago.gov/city/en/depts/dca/supp_info/chicago_s_publicartjeandubuffetsmonumentwithstandingbeast.html

Art on theMart: Die Projektionen sind im Regelfall mittwochs bis sonntags zu sehen und starten etwa 30 Minuten nach Sonnenuntergang, im Winter teils außer Betrieb; 278-294 W Wacker Drive, Chicago, IL 60606, artonthemart.com

4. LAKE MICHIGAN: SEHENSWERTE SEE-FAHRT