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Eine Hexe ist auch nur ein Mensch. Sie wird krank, traurig, hangry und tut sich manchmal schwer damit, gesellschaftlichen Konventionen gerecht zu werden. Wenn es beispielsweise darum geht aufzuräumen oder sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dorika und ihr Kater Tatze stellen sich dem zauberhaft verplanten Alltag und den Schrulligkeiten anderer Hexen und Nicht-Hexen.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Copyright
Danke, dass du dich für den Ausflug in die Welt von Hexe Dorika entschieden...
Widmung
Hexen werden nicht krank
Das Glücks-Elixir
Die Strandhexe
Hexen-Dekoration
Besenführerschein
Das Hexenfest
Unordentlicher Poltergeist
Die Brombeerhexe
Hexenfrühstück
Hexenversicherung
Knusperhäuschen
Vodoo-Püppchen
Verwünschte Eisheilige
Einatmen, ausatmen, Hexe sein
Walpurgisnacht
Verhext und versprochen
Die Kräuterhexe
Mehr von Hexe Dorika
Über die Autorin
Cover
Contents
Start of Content
Copyright © 2025 Fenja Harbke
Bilder © 2025 Fenja Harbke
All rights reserved.
Fenja Hanisch
Carsten-Meyn-Weg 19
22399 Hamburg
Danke, dass du dich für den Ausflug in die Welt von Hexe Dorika entschieden hast. Hier gibt es kurzweilige Geschichten zum Genießen und Nachsinnen.
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Fenja
Für Ramona
Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Hexen niemals krank werden. Aufgrund ihres überaus gesunden Lebensstils, weil sie sich angeblich so viel erholen und natürlich, weil sie jeden Anflug eines Infekts einfach weghexen können.
Das stimmte natürlich alles - weitestgehend - aber um eine Krankheit effektiv weghexen zu können, musste man erst einmal herausfinden, was für eine das war.
Bei Dorika fing es ganz harmlos an. Mit Kopfschmerzen. Sie schob das darauf, dass sie am vorigen Abend zu lange gelesen und heute zu wenig getrunken hatte. Entsprechend machte sie sich einen Kräutertee, zog Wollsocken über und ging früh ins Bett.
Am nächsten Tag fühlte sie sich allerdings, als hätte sie ihre Zunge über Nacht in Brennessel-Fledermaus-Jauche eingelegt. Schmerz pochte hinter ihren Augen und ihre Glieder schmerzten, als wäre sie um den halben Erdball geflogen.
Dorika rappelte sich in ihrem Bett auf, schwang die Beine von der Matratze und ächzte. Dabei schoss ein Schmerz durch den wunden Hals der bewirkte, dass sie sich sofort zurück ins Kissen sinken ließ.
"Au au au." Sie tastete nach dem Smartphone auf ihrem Nachttisch, wischte sich mehrmals über die Augen und kniff sie dann wieder zu, als das grelle Display sie blendete.
"Ich bin krank", schrieb sie ihrer Hexenfreundin Gosia. "Ich kann heute nicht kommen."
"Krank? Aber ohne dich können wir nicht hexen. Hast du schon den Spruch ausprobiert mit-"
Dorika las gar nicht zu Ende, sondern legte die Hand über die Augen. Zwischen schmerzenden Hirnwindungen suchte sie nach passenden Worten, bis sie murmelte "Ibum tessu hex."
Sie räusperte sich und ihr Hals kratzte zwar immer noch, aber nicht mehr ganz so stark. Auf schmerzenden, wackeligen Beinen wankte sie in die Küche. Kochte sich einen Tee. Schmierte sich Eissalbe auf Waden und Ohren. Trank mehr Tee und hexe noch mindestens fünfmal, bis sie einen weitestgehend schmerzfreien Dämmerzustand erreicht hatte.
Solange sie sich nicht bewegte.
"Bakterieller Infekt", verkündete die Ärztin, die Agnes empfohlen hatte, am selben Nachmittag. "Ich verschreibe Ihnen ein Antibiotikum. Viel trinken und ausruhen. Brauchen Sie eine Krankschreibung?"
Dorika schüttelte den lockigen Kopf.
Die Ärztin lächelte amüsiert, als sie das Rezept unterschrieb. "Und ich dachte immer, Hexen werden nicht krank."
"Ja", krächzte Dorika, "Erzählen Sie es bitte nicht weiter."
Wenn Dorika mal ein Date hatte, dann bereitete sie sich stets gut darauf vor. In diesem Fall mit einem Zaubertrank.
Die Mischung aus Honig, Feenglanz und Glücksklee sollte dafür sorgen, dass alles perfekt lief. Schließlich verzehrte sie sich geradezu danach, wieder selbst eine Romanze zu haben und nicht immer nur darüber zu lesen.
Der Trank prickelte aufregend auf der Zunge und die Hexe machte sich bequem angekleidet auf den Weg für ihren Wocheneinkauf.
Der Gemüsemann schenkte ihr eine angeditschte Steckrübe, sie ergatterte den letzten Brokkoli und die Imkerin winkte sie zu sich, weil sie Dorikas Lieblings-Honig dabei hatte.
"Dorika, dein Rock passt heute ausgezeichnet zu deinem Hexenhut."
"Siehst gut aus heute."
"Oh, gut, dass ich dich treffe. Ich habe die Bezahlung für meine Augenringe-Creme dabei."
Auf dem Rückflug erwischte sie eine warme Windböe, die sie über blühende Kirschblüten hinweg trug und genoss den Anblick der Mittagssonne, wie sie auf dem Waldsee glitzerte. Zum Mittagessen dünstete sie den Brokkoli genau so, dass er noch leicht bissfest war, so wie sie es gern mochte. Dazu die Knoblauchsoße - ein Gedicht.
Ein prüfender Blick aufs Telefon bestätigte, dass sie um 18:30 Uhr mit Nicolai im Ciao Bella verabredet war. Genug Zeit, um ein Bad zu nehmen, dessen Schaumberge sich ewig hielten und im Radio spielte ein wundervolles Lied nach dem nächsten. Die Hexe ließ sich sogar dazu hinreißen, mitzusingen. Bis ihr Kater Tatze sich beschwerte.
Vor dem Zauberspiegel zupfte sie ihre roten Locken zurecht, warf sie auf und lächelte triumphierend, als der Spiegel ihr bestätigte "ganz bezaubernd, Dorika".
Um ihre Aufregung im Zaum zu halten, kochte Dorika sich einen Früchtetee, schnappte sich ein Buch und ließ sich in ihrem Lesesessel nieder. Ein Snack wäre jetzt auch nicht schlecht, aber sie ging schließlich nachher noch essen.
Das ungleiche Pärchen in ihrer Romanze war endlich so weit, dass sie sich trotz der widrigen Umstände näher kamen. Sehr nahe. Unanständig nahe. Dorika errötete und kuschelte sich tiefer in ihren Sessel.
Draußen dämmerte es bereits, als das Telefon brummte und Dorika an ihre Verabredung erinnerte. Obwohl es gerade darum ging, dass der Dämon der Hexe im Buch seine unsterbliche Liebe beweisen musste. Die Hexe in der richtigen Welt angelte nach dem Smartphone und öffnete eine Nachricht. Von ihrem Date.
"Sorry, es ist was dazwischen gekommen, ich muss für heute absagen."
Dorika starrte auf das Display, bis es wieder dunkel wurde, zog erst eine Grimasse und lächelte dann. Sie ließ das Smartphone einfach auf den Boden plumpsen und hexte sich ein paar Kekse aus der Küche herbei.
Was für ein Glück, dass sie diesen gemütlichen Moment gerade noch weiter auskosten konnte. Solche Tage musste man genießen.
Ein Strand unter bewölktem Himmel war noch immer ein Strand. Dorika vergrub die Füße im Sand, atmete salzige Luft und lauschte Wellenrauschen und Möwenschreien, ehe sie ihr Handtuch auslegte.
Etwa zwei duzend andere Urlauber tummelten sich auf dem kleinen Sandstreifen, nur zwei davon in den zahmen Wellen der Ostsee.
Dorika ließ sich auf ihrem Handtuch nieder, rückte ihren Hexenhut zurecht, zog ein dickes Buch und ein belegtes Brötchen aus ihrer Tasche und machte es sich gemütlich. Durch die Wolken gedämpfte Sonne wärmte ihre bleichen Beine und neben ihrem Handtuch ragten Herzmuscheln aus dem Sand. Es war wirklich höchste Zeit für einen Urlaub gewesen.
Als sie jedoch gerade in ihr Brötchen beißen wollte, ertönte direkt neben ihr Möwenkreischen und einer der Vögel riss ihr die Mahlzeit aus der Hand.
"Hey!", bekam Dorika nur heraus, rappelte sich auf und sah der Möwe nach, wie sie über den Strand segelte. Und bei einer Hexe landete. Dorika runzelte die Stirn und stapfte dann durch den steinigen Sand hinüber.