Verloren in ihr – Die Frau aus dem Zwischenreich - Seraphine Blackwood - E-Book

Verloren in ihr – Die Frau aus dem Zwischenreich E-Book

Seraphine Blackwood

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Beschreibung

Seraphine Blackwood, die Königin der düsteren Verführung, entführt dich in "Verloren in ihr" in eine Welt, in der Schönheit und Gefahr eins werden, und in der Verlangen die Grenzen der Realität sprengt. Léa – eine unsterbliche, verführerische Frau, die im geheimen Herzen New Yorks lebt, ist mehr als nur ein Monster aus einem Paralleluniversum. Sie ist der Inbegriff von Lust, Macht und Angst, eine Jagd, die Männer in ihren Bann zieht, nur um sie auf der Höhe ihrer Begierde zu verschlingen. Doch was passiert, wenn sie sich selbst in den Abgrund stürzt? Was geschieht, wenn das Monster, das sie ist, von einem unstillbaren Hunger nach sich selbst zerfressen wird? Dieser packende Thriller ist eine Reise in die dunkelsten Ecken der menschlichen Seele – und darüber hinaus. Mit einer faszinierenden Mischung aus Leidenschaft, psychologischer Spannung und unbändiger dunkler Magie lässt Seraphine Blackwood den Leser nie wieder los. "Und du wirst sie lieben" ist nicht nur eine Geschichte, es ist eine Erfahrung, die dich verändert, fesselt und mit einem unaufhaltsamen Sog in den Abgrund zieht. Bereite dich vor, die Grenze zwischen Verlangen und Zerstörung zu überschreiten. Diese Geschichte wirst du nicht vergessen – und du wirst sie lieben.

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Seitenzahl: 309

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Verloren in ihr – Die Frau aus dem Zwischenreich

Teil 1: Die Jägerin (Kapitel 1–10)

Ein Lächeln auf dem Dach

– Erstes Opfer, ihr Stil wird klar.

Er kam nie nach Hause

– Polizei beginnt Fragen zu stellen.

Sex in SoHo

– Sie nimmt sich einen Banker.

Das erste Mal Paris

– Rückblick auf 1892.

Der Fotograf

– Er will sie nackt malen.

Herz aus Fleisch

– Wie sie ihre Opfer zersetzt.

Die Stimme aus dem Spiegel

– Ihr Ursprung meldet sich.

Kuss im Regen

– Mord im Central Park.

Kleidung aus Haut

– Sie erschafft sich ihre Mode.

Die Barfrau weiß Bescheid

– Erste Frau, die überlebt.

Teil 2: Die Welt dahinter (Kapitel 11–20)

Das Portal

– Eine Tür in ihrer Wohnung lebt.

New Jersey, neuer Körper

– Sie verändert sich.

Der Orgasmus, der nie kam

– Opfer erkennt zu spät.

Sie hasst den Sommer

– Ihre Kräfte schwinden in der Sonne.

Verlorene Gesichter

– Stimmen aus den Opfern verfolgen sie.

Der Sextherapeut

– Ein Mann denkt, er heilt sie.

Risse im Spiegel

– Realität verzerrt sich.

Rückkehr ins Zwischenreich

– Zwischenstation: Fleisch, Stimmen, Zeit steht still.

Sie trifft sich selbst

– Ihre andere Form erscheint.

Welt ohne Männer

– Eine Vision ihrer Zukunft.

Teil 3: Lust & Wahnsinn (Kapitel 21–30)

Er kam zweimal – sie zweimal mehr

Ritual in Harlem

– Eine Gruppe verehrt sie.

Blut in Brooklyn

– Ein Serienkiller trifft auf sie.

Orgie der Schatten

– Sie löscht fünf Männer auf einmal aus.

Der Priester

– Der einzige, der widersteht (kurz).

Ich bin dein Himmel

– Sie spielt mit Emotionen.

Der Hacker

– Er sieht ihr wahres Gesicht.

Times Square um Mitternacht

Stimmen der Geopferten

– Ihre Seelen leben weiter in ihr.

Verlangen frisst alles

Teil 4: Kein Entkommen (Kapitel 31–40)

Der Detektiv

– Einer will sie fangen.

Ich liebe dich nicht

– Er fleht – sie lacht.

Die Party

– 100 Gäste, keiner überlebt.

Albtraum in 4K

– Jemand filmt ihr wahres Ich.

Schöne Haut, kalte Hände

Der Exorzist

– Hilflos gegen sie.

Der Politiker

– Sie steigt auf.

Kuss aus dem Abgrund

– Sie wird wilder.

Fleisch in der Dusche

Kein Kommen, kein Gehen

Teil 5: Finale Lust & Untergang (Kapitel 41–50)

Die Frau vom Anfang

– Eine Art Mutter zeigt sich.

Erinnerungen in Blut geschrieben

Sex, Schmerz, Stille

Der letzte New Yorker

Sie wird eins mit der Stadt

Der Himmel fällt auf sie

Kein Licht mehr in ihr

Das letzte Mal

Sie frisst sich selbst

Und du wirst sie lieben

New York City bei Nacht. Menschen lachen, tanzen, flirten. Inmitten all dessen: eine Frau wie aus einem Traum. Oder aus einem Albtraum.

Ihr Name ist Léa.
 Sie sieht aus wie ein Supermodel – groß, schlank, perfekte Kurven, makellose Haut. Ihre Augen schimmern violett, als wäre der Himmel darin eingefroren. Lippen, gemacht für Sünde.

Keiner weiß, dass sie kein Mensch ist.

Sie kommt aus einem Riss in der Realität. Ein Zwischenreich, das nicht auf Karten existiert. Dort, wo die Zeit kriecht, wo Fleisch flüstert, wo Lust gleich Tod ist.

Seit Jahrhunderten wandelt sie durch die Welt der Männer. Ihre Schönheit ist ihre Waffe. Ihr Kuss ein Urteil. Ihr Körper ein Tempel – und ein Grab.

Sie braucht keine Waffen. Nur eine Nacht.
 Ein Lächeln, ein Drink.
 Ein paar Worte ins Ohr, die riechen wie Sex und Versprechen.
 Dann: ein Hotelzimmer.
 Ein stöhnendes Bett.
 Ein Mann, der denkt, er sei der Glücklichste auf Erden.

Bis er fast kommt.
Fast.

Denn genau in diesem Moment – wenn der Höhepunkt naht, wenn der Körper sich öffnet, wenn die Seele für einen Atemzug ungeschützt ist – öffnet sie sich.

Nicht ihre Beine. Nicht ihr Herz. Sondern etwas anderes.
 Etwas, das in ihr wohnt.
 Ein Riss.
 Ein Maul.
 Eine Kreatur aus Licht, Schleim, Schatten und Hunger.

Sie verschlingt sie. Haut, Muskeln, Knochen, alles.
 Kein Blut bleibt zurück. Kein Haar. Kein Schrei.
 Nur Stille. Und ein warmes Lächeln, wenn sie wieder aufsteht, sich den Lippenstift neu aufträgt und die Stadt betritt.

Männer verschwinden. Polizei rätselt.
 Sie zieht weiter. Immer weiter.
 Ein Jäger in High Heels.
 Ein Mythos mit Instagram-Profil.
 Ein Monster in perfekter Hülle.

Léa ist die letzte Frau, die du küsst.
 Und du wirst es nicht einmal bereuen – bis du in Stücke zerrissen wirst.

Kapitel 1: Ein Lächeln auf dem Dach

New York City. 23:44 Uhr. Es war warm für einen Frühlingstag, und der Wind roch nach Asphalt, Schweiß und Geheimnissen. Hoch über den Straßen, auf dem Dach eines Wohnhauses in der Lower East Side, brannten Lichterketten wie flackernde Glühwürmchen, als hätten die Sterne beschlossen, näher zu kommen.

Die Party war privat. Ein paar Models, ein paar reiche Söhne, ein paar Künstler, die sich für göttlich hielten. Lautes Lachen, teure Drinks, Gespräche über nichts. Und dann kam sie.

Léa.

Sie hatte sich nicht eingeladen. Niemand wusste, wie sie auf das Dach gelangt war. Sie stand einfach plötzlich da – wie aus dem Schatten geboren. Schwarzes Kleid, das glänzte wie Öl im Mondlicht. Lippen wie das Versprechen auf Sünde. Augen, die direkt in deine dunkelsten Fantasien sahen und dir gleichzeitig sagten: Ich bin der Tod, und du wirst mich lieben.

„Wer ist das?“, flüsterte Julian.

Er war Anfang dreißig, in Armani gekleidet, Aktienmakler, durchtrainiert, gelangweilt von seinem eigenen Leben. Er starrte sie an, wie ein Junkie auf den letzten Schuss.

„Keine Ahnung, aber… scheiße. Guck dir diese Beine an.“

Léa bewegte sich langsam, fast wie in Zeitlupe. Sie trank nichts, aß nichts, sprach niemanden an. Aber sie wirkte, als gehörte sie hierher – mehr als alle anderen.

Julian trat näher. „Hi. Ich bin Julian.“

Sie drehte ihren Kopf. Nur ein bisschen. Langsam.
 Dann: ein Lächeln.

Dieses Lächeln. Es traf ihn wie ein Stromschlag. Es war nicht nett, nicht warm. Es war Hunger. Es war Jagd. Und es war direkt auf ihn gerichtet.

Sie sprach wenig. Sagte, sie sei neu in der Stadt. Sagte, sie sei Französin. Léa, mit Akzent auf dem „e“. Ihre Stimme war rauchig, warm – eine Stimme, die man zwischen Schenkeln hören wollte. Julian bot ihr einen Drink an. Sie lehnte ab. Bot ihm stattdessen etwas anderes an:

„Willst du mit mir hochgehen?“

Er lachte. „Wir sind schon auf dem Dach.“

Sie lächelte wieder. „Nicht ganz.“

Hinter dem Dach war eine kleine Eisentreppe, die zu einer alten, geschlossenen Wasserpumpstation führte. Oben war ein zweites, kleineres Plateau – mit Blick über ganz Manhattan. Nur wenige kannten den Zugang.

Julian war betrunken von ihrem Blick.
 Und geil.
 Viel zu geil, um zu hinterfragen, warum sie gerade ihn wählte.

Sie standen dort, allein. Unter ihnen tobte die Stadt. Sirenen. Lichter. Lärm.
 Hier oben: nur sie.

Léa lehnte sich gegen das Geländer. Ihre Silhouette war Perfektion. Ihre Bewegungen wie ein Tanz. Kein Make-up verwischt, kein Haar fehl am Platz. Sie war nicht echt – und doch realer als alles, was Julian je gesehen hatte.

Sie trat näher. Legte ihre Hände auf seine Brust.
„Willst du mich?“, hauchte sie.

„Ja.“
 Mehr konnte er nicht sagen. Seine Kehle war trocken, sein Herz raste.

Sie küsste ihn. Langsam. Zärtlich. Dann fordernder. Ihre Zunge schmeckte nach Nacht und Wahnsinn. Er wollte sie. Jetzt. Sofort. Hier oben.

Seine Hände griffen nach ihrem Körper – aber er konnte sie kaum berühren. Sie war warm, aber nicht lebendig. Fest, aber doch fließend. Als würde sie sich verändern unter seinen Fingern.

Er bemerkte es nicht. Nicht wirklich.
 Denn sie flüsterte: „Noch nicht… warte… ich will dich ganz. Ich will… alles von dir.“

Er keuchte, als sie sich hinkniete.
 Ihre Finger glitten über seinen Gürtel.
 Dann hörte er nur noch sein eigenes Stöhnen.

Kurz vor dem Höhepunkt – genau da passierte es.

Etwas in ihr platzte auf.
 Nicht äußerlich. Nicht sichtbar.
 Es war wie ein Flimmern in der Luft, ein Zittern in der Realität. Julian spürte es zuerst als Druck auf der Brust. Dann… ein Kältegefühl zwischen den Beinen. Kein Schmerz – nicht sofort. Nur… ein Zerreißen. Ein Schmatzen.

Er öffnete die Augen.
 Und sah sie.

Aber es war nicht mehr Léa. Nicht ganz.

Ihr Gesicht war noch da – halb. Die andere Hälfte… war offen. Wie ein Riss im Fleisch, aus dem schwarzes Licht tropfte. Tentakel aus purer Dunkelheit leckten über seine Haut. Er konnte sich nicht bewegen. Nicht schreien.

Etwas war in ihn eingedrungen.
 Nicht physisch. Nicht sexuell.
 Es war seine Energie. Sein Ich. Seine Essenz, die sie sog – gierig, genussvoll.

Dann – endete alles.

Kein Blut. Kein Schrei. Kein Julian.
 Nur Léa.
 Mit geschlossenen Augen. Zufrieden. Satt.

Sie stand auf. Ihre Kleidung war wieder glatt. Kein Fleck. Kein Falte.
 Das Dach war leer. Keine Zeugen.
 Nur ein leichter Wind, der durch ihr Haar fuhr, als würde er sie loben.

00:12 Uhr. Sie ging zurück zur Party.
 Niemand fragte, wo Julian war.
 Niemand bemerkte, dass sie sich nicht verändert hatte.

Ein neuer Mann kam auf sie zu. Lächelte.
 „Hey, ich hab dich eben da oben gesehen… ich bin Marc.“

Sie drehte den Kopf.
 Langsam.
 Ein Lächeln.
Das Lächeln.

Kapitel 2: Er kam nie nach Hause

New York City. 27. Mai. 10:17 Uhr. Das Telefon klingelte. Ein hoher, schneidender Ton, der die Stille des Morgens durchbrach.

Julian war verschwunden. Ein reicher Junge aus Manhattan, der nachts zur Party ging und nie wieder zurückkam. Seine Eltern hatten ihn schon in den besten Clubs gesucht. Doch heute Morgen, nach einer ganzen Nacht ohne ein Lebenszeichen, wandte sich die Mutter verzweifelt an die Polizei.

Die Ermittlungen begannen schnell, doch ohne Hinweise war die Spur dünn. Ein schöner Mann, der keine Feinde hatte. Niemand, der hätte sagen können, dass er in Gefahr war.

Detective Michael Haverford saß in seinem Büro und starrte auf das Foto von Julian. Die Eltern hatten ihn gestern aufgesucht. Die Enttäuschung in ihren Gesichtern, die Angst in ihren Augen. Haverford wusste, dass es nicht nur die Sorge eines Elternteils war. Es war das Wissen, dass in einer Stadt wie dieser Menschen verschwanden. Und manchmal tauchten sie nicht mehr auf.

„Er kam nie nach Hause.“ Das war alles, was seine Mutter sagen konnte. Ihre Stimme war zitternd, aber nicht hysterisch. Ein ruhiger, beinahe sachlicher Ausdruck von Verzweiflung. Doch Haverford spürte sofort, dass da mehr war. Es war, als ob sie etwas wusste – ohne es zu sagen. Etwas, das sie fürchtete, auszusprechen.

Sein Blick wanderte von dem Foto des verschwundenen Mannes zu den Akten auf seinem Schreibtisch. Die letzten Jahre in der Stadt hatten ihn gelehrt, dass jeder Fall hier irgendwie verflochten war mit einer größeren Dunkelheit. Doch das, was er hier hatte, war anders. Etwas fehlte.

„Wir haben wenig, Detective.“, sagte seine Kollegin, Anna Rivas, als sie in sein Büro trat. „Kein Überwachungsvideo, keine Zeugen. Der Club war voll, aber niemand hat ihn zuletzt gesehen. Und keine Spur auf den Straßen. Als ob er einfach… verschwunden wäre.“

„Er ist nicht einfach verschwunden, Anna.“

Haverford sah ihr in die Augen, als wüsste er mehr, als er aussprechen konnte. Er hatte zu viele Fälle in dieser Stadt untersucht, zu viele Nächte in Bars und an zwielichtigen Orten verbracht, um zu wissen, dass die Antworten nie einfach waren. Aber dieser Fall… er hatte etwas Unheimliches.

Julian war nicht der erste, der nachts verschwand. Aber er war der erste, der so schnell in die oberen Schichten der Gesellschaft aufstieg, der erste, der in den exklusiven Kreisen von SoHo und dem Meatpacking District gesehen wurde. Seine Eltern waren wohlhabend, seine Freunde privilegiert. Die letzte, die ihn gesehen hatte, war eine Frau. Eine mysteriöse Schönheit, die niemand wirklich kannte.

Léa.

Haverford setzte sich auf seinen Stuhl und griff nach der Akte, die Rivas ihm überreicht hatte. Ihr Name stand nicht im Bericht – zumindest nicht offiziell. Doch Haverford hatte in seinen Jahren als Ermittler gelernt, dass die Wahrheit manchmal verborgen lag, hinter den Details. Und Léa war ein Detail, das ihn nicht losließ.

„Wir brauchen mehr Informationen über sie. Alles, was wir haben.“ Er lehnte sich zurück und starrte nachdenklich auf das Bild des verschwundenen Mannes. Die letzte Spur war schwach, aber sie führte zu einer Party, die niemand wirklich kannte, einem Ort, an dem das Geschehen nicht mehr zur Stadt gehörte.

„Die Frau hat keine Spuren.“ Rivas war jetzt an der Tür, bereit, den Raum zu verlassen. „Wir haben sie noch nicht gefunden. Niemand erinnert sich an ihren Nachnamen. Ihre Geschichte ist so dünn wie Luft.“

„Doch sie ist real. Ich weiß es.“ Haverford stand auf, griff nach seinem Mantel. „Wir fahren zu diesem Club. Holen uns alles, was wir brauchen.“

Es war 23:15 Uhr, als sie die Adresse des Clubs fanden. Die Straße war dunkel, nur durch die neonfarbenen Lichter der Bars und Clubs erleuchtet. Die Luft war dick vom Rauch und der Feuchtigkeit. Haverford und Rivas betraten den Club, der voller Menschen war, aber die Stimmung war seltsam… es war eine Kälte in der Luft, die nicht zu einem Sommerabend passte.

Die Tür schloss sich hinter ihnen, und sie fanden sich in einem Raum wieder, der so überfüllt war, dass es schien, als ob die Luft selbst vibrieren würde. Musik dröhnte aus den Lautsprechern, Menschen tanzten, lachten, tranken.

Der Barkeeper bemerkte sie sofort und schlich sich näher.
„Was kann ich für Sie tun?“

„Wir suchen eine Frau.Wird sie Léa genannt?“ Der Barkeeper blinzelte, als ob der Name ihm nicht bekannt war. „Nie gehört. Warum?“

„Wir vermuten, dass sie mit dem Verschwinden eines Mannes zu tun hat.“

Der Barkeeper zögerte. „Ich weiß nicht… aber es gab da eine Frau. Die habe ich vor ein paar Nächten gesehen. Sie war anders… eine ausländische Schönheit. Keiner wusste, wer sie wirklich war, aber sie hat ein paar Leute in ihren Bann gezogen. Dann war sie verschwunden. Vielleicht kam sie sogar zurück…“

Haverford nickte, aber in seinem Kopf stieg ein kaltes Gefühl auf. Die Frau war real. Sie war gefährlich. Und er würde sie finden.

In der Zwischenzeit, auf einem anderen Dach…

Léa stand dort, in der Dunkelheit, den Blick auf die Stadt gerichtet. Ihre Gedanken wirbelten. Der Detektiv war ihr auf den Fersen. Sie wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er sie finden würde. Aber das war nicht wichtig. Es war niemals wichtig. Sie war immer schon einen Schritt voraus. Sie hatte immer gewonnen.

Und doch, der Gedanke, dass jemand sie verfolgte, weckte eine kleine Freude in ihr.

Ein Jagdinstinkt.
 Ein Teil von ihr hatte noch nie mit jemandem gespielt. Doch dieser Detektiv, Haverford – er könnte sich als interessant herausstellen.

00:03 Uhr.

Die Party war vorbei, und Léa verließ das Gebäude. Niemand hatte sie bemerkt. Sie hatte niemandem mehr etwas zu geben. Ihre Beute war längst verschwunden. Und das Einzige, was blieb, war der Geschmack von Julian – der in ihr war, der nie ganz verschwinden konnte.

Sie lächelte.

Kapitel 3: Sex in SoHo

SoHo, New York City. 21:45 Uhr.

Der Stadtteil war wie immer lebendig – Kunstgalerien, schicke Restaurants, Designerläden und Bars, die ein Schattenspiel zwischen der „Normalität“ und der Welt der Schönen und Reichen zogen. Doch inmitten der angesagten Szene und der glamourösen Fassade wusste jeder, dass SoHo mehr war. Hier verbargen sich dunkle Geheimnisse. Und eines dieser Geheimnisse war Léa.

An diesem Abend trat sie aus einer der kleinen Seitenstraßen, von denen aus man den glitzernden Himmel über der Stadt sah, in die beleuchteten Straßen. Ihre Erscheinung zog die Blicke aller auf sich – Männer, Frauen, Passanten, ein Lächeln, das die Welt für einen Augenblick stillstehen ließ. Ihr rotes Kleid schien sich mit den Lichtern der Stadt zu vermischen, als ob es selbst aus flüssigem Licht gemacht wäre. Ihre Augen blitzten. Sie wusste, dass heute ein weiterer Mann ihr Schicksal finden würde.

Michael Garrett war Banker.
 Jung, erfolgreich, gutaussehend. Ein Mann, der in den Straßen von SoHo gerne gesehen wurde. Er war charmant, sicher in sich, aber an diesem Abend war es mehr. Er war hungrig nach mehr. Mehr von dem, was ihm sein Leben als erfolgreicher Mann nicht bieten konnte. Er hatte das alles: Geld, Macht, Einfluss. Aber es fehlte ihm etwas – und er wusste es. Es war das, was Männer wie ihn niemals ganz erreichen konnten: die wahre Freiheit.

Und er wusste, dass er in dieser Nacht die Freiheit finden würde.

Er hatte sie schon gesehen. Léa. Zum ersten Mal hatte er sie bei einer Party in einem der exklusivsten Clubs der Stadt bemerkt. Sie hatte sich bewegt, als ob sie Teil der Schatten selbst war, als ob sie nicht vollständig in diese Welt gehörte. Ihr Blick hatte ihn durchbohrt. Und sie hatte ihn für den Moment ihres Lebens genommen.

Der Moment war gekommen. Garrett betrat die Bar. Es war eine der wenigen, in denen er sich nicht wie ein König fühlte. Die Wände schienen näher zusammenzurücken, der Lärm in der Luft war fast zu grell. Und dann, wie ein Schmetterling, der aus der Dunkelheit kommt, sah er sie wieder.

Léa.

Sie saß am Ende der Bar, ihr rotes Kleid ein Blickfang in der spärlich beleuchteten Ecke. Ihre Lippen zogen ihn magisch an, aber es war nicht nur die Schönheit, die ihn gefangen nahm – es war die Aura, die sie umgab. Sie war ruhig. Selbstsicher. Und doch war da etwas in ihren Augen, das ihm das Gefühl gab, dass er nur ein weiterer Fliegenschwanz in ihrem Netz war.

Er trat näher. Ihre Augen wanderten kurz zu ihm, als er sich setzte. Keine Worte. Kein Lächeln. Sie ließ ihn kommen, ließ ihn sich selbst aus der Dunkelheit zu ihr in den Kreis des Lichts bewegen. Und als er ihr gegenüber saß, gab es nur sie – keine Welt, keine Regeln, keine Zeit.

„Komm mit mir.“ Ihre Stimme war wie flüssiger Honig, sanft, aber durchdringend. „Ich habe etwas, das du brauchen wirst.“

Garretts Herzschlag beschleunigte sich. Sie sprach, als wäre sie mehr als nur eine Frau, mehr als nur eine Verführerin. Sie war etwas anderes. Etwas, das er nicht kannte, aber unbedingt erleben wollte.

Die Fahrt zu ihr war schnell. Die Straßen von SoHo schienen wie verwischt, die Lichter wie Schatten, die an den Fenstern der Luxusautos vorbeizogen. In der Dunkelheit spürte er die Hitze, die von ihr ausging. Ihr Körper – ihre Bewegungen – sie war wie ein Magnet, der ihn immer tiefer in ihre Welt zog.

Und dann standen sie vor ihrem Gebäude. Ein riesiges Loft. Der Preis der Miete war unvorstellbar. Aber er wusste es nicht. Was ihn interessierte, war das Gefühl, das von ihr ausging – das Gefühl, dass er gleich etwas erleben würde, das weit über die Welt hinausging, in der er lebte.

Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss.

Sie ging voraus, ein Schatten, der sich in der Nacht auflöste. Ihre Wohnung war genau so, wie er sie sich vorgestellt hatte – modern, kühl, aber voller Eleganz. Aber der Raum hatte eine andere Präsenz. Es war, als ob die Wände selbst flüsterten.
 Er folgte ihr. „Willst du ein Getränk?“

Sie drehte sich nicht zu ihm um. „Ich habe etwas anderes für dich.“

„Was?“ Er trat näher, als er sie aus den Augenwinkeln sah. Ihre Bewegungen, die Art, wie sie sich drehte, wie sie zu ihm trat – es war wie ein Tanz. Und er wusste, dass er ihr folgen würde, wohin auch immer sie ihn führen wollte.

Der Moment kam schneller, als er es erwartet hatte.

Léa stand nun direkt vor ihm. Ihre Augen funkelten im Licht der Mondstrahlen, die durch das große Fenster hereinfielen. Ihr Blick war scharf, als ob sie ihn bis ins Innerste durchdringen wollte. Und dann – sie trat näher. Ihre Hände berührten seine Brust, fuhren nach oben. Die Hitze, die von ihr ausging, war fast zu viel. Er spürte seine Sinne aufbrausen. Sie war der Mittelpunkt seiner Welt. Doch irgendetwas stimmte nicht.

„Lass uns… zusammen kommen.“ Ihre Stimme war jetzt kein Flüstern mehr. Es war ein Befehl. Und das war es, was er wollte – zu gehorchen.

Garrett griff nach ihr. Und in diesem Moment war er nicht mehr der Banker, nicht mehr der erfolgreiche Mann. Er war nur noch ein Opfer, das nicht wusste, was es in den Fängen der Jagd suchte.

Der Moment der Wahrheit. Als er sich ihr näherte, als er ihre Lippen spürte – es war wie ein Rausch. Und er fühlte sich selbst verlieren. Alles, was er jemals gekannt hatte, verschwand in der Dunkelheit dieser Nacht.

Aber dann, kurz bevor er sich selbst verlor, geschah es.

Léa öffnete sich. Nicht körperlich – sondern in etwas anderem. Etwas, das tief in ihr lag. Ein Riss. Ein zerrissener Raum, der sich öffnete, und in diesem Moment spürte er, dass er nicht in ihrem Bett lag – er war in einer anderen Dimension. In einer anderen Realität. Ihre Hand griff nach ihm, und sie zerrte ihn mit sich.

Die Dunkelheit umfing ihn. Er konnte sich nicht bewegen. Keine Luft. Kein Atem. Kein Leben.
 Nur Dunkelheit.

Und dann – Stille.

Wieder in der Wohnung.

Léa stand auf, und ihre Augen funkelten im schwachen Licht. Ihr Körper war unverändert – makellos. Aber ihre Miene verriet eine andere Wahrheit. Sie hatte bekommen, was sie brauchte. Er war genau der, den sie brauchte. Und jetzt war er verblasst.

Sie ging zum Fenster und starrte hinaus auf die Stadt, die sich unbeeindruckt drehte.

Er kam nie nach Hause.

Kapitel 4: Das erste Mal Paris

Paris. 1892. Die Straßen waren noch nicht von der Moderne überflutet, wie es später der Fall sein würde. Es war eine Zeit der Eleganz, des Überflusses und des Glanzes, aber auch des Verborgenen und Verbotenen. Paris, die „Stadt der Lichter“, strahlte nicht nur durch ihre Schönheit und ihren Glanz, sondern auch durch die Schatten, die in den Ecken der Straßen und in den dunklen Gassen lauerten. Es war eine Zeit, in der die Gesellschaft von zwei Welten lebte – derjenigen, die in den hohen Salons der Aristokraten tanzten, und der anderen, die im Verborgenen ihre eigenen Spiele spielten.

In dieser Welt trat Léa zum ersten Mal in das Licht. Sie war damals noch nicht die Frau, die man in den Nächten von Manhattan fürchtete. Sie war eine junge Frau, wunderschön, wie die Kunstwerke, die in den Museen der Stadt ausgestellt wurden. Ihr Name war damals nicht einmal Léa. Sie hatte viele Namen in jenen Tagen. Doch dieser Abend in Paris war der Moment, in dem sie zum ersten Mal wusste, was sie war und was sie in dieser Welt tun würde.

Das Pariser Apartment. Es war in einem der eleganten Viertel von Montmartre, einem Ort, der sowohl für seine Boheme-Kunstszene als auch für die Dunkelheit des menschlichen Verlangens bekannt war. Sie hatte sich von der Pariser Gesellschaft abgewandt, sich von den erlesenen Salons ferngehalten. Sie hatte den Reichtum und die Annehmlichkeiten hinter sich gelassen und war in die Schatten getreten, dort, wo die wahren Lüste und der wahre Tod zu finden waren.

Der Raum, in dem sie sich befand, war still. Der Wind zerrte an den Vorhängen des Fensters, doch in diesem Moment hörte man nur das leise Knistern der Flammen im Kamin. Der Raum war einfach, fast karg. Doch die wahre Schönheit war in ihrem Spiegelbild zu finden.

Léa betrachtete sich im Spiegel. Sie war damals erst 24 Jahre alt, aber ihre Schönheit war zeitlos, wie aus einer anderen Ära. Ihre Haut war perfekt, fast aus Porzellan, und ihre Augen glühten in einem fast überirdischen Violett. Ihre Haare fielen in sanften Wellen über ihre Schultern. Sie war das Bild einer idealisierten Schönheit – und doch war sie nicht von dieser Welt.

Sie hatte nie wirklich alt ausgesehen. Nicht wirklich jung, sondern immer zeitlos. Die Zeit war nicht ihre Verbündete. Sie hatte die Zeit besiegt, sie war ein Wesen, das die Gesetze der Natur kannte, aber nicht befolgte. Und sie wusste, dass sie etwas anderes war.

Er war ein Mann aus der guten Gesellschaft. Ein bekannter Anwalt in Paris, ein Mann, der nicht nur Geld, sondern auch Macht hatte. Er hatte sie in einem der Salons gesehen, als sie still in der Ecke saß, ein Glas Champagner in der Hand, mit einem Lächeln, das so verführerisch war wie der Todeshauch einer Schlange. Er war fasziniert. Doch er hatte keine Ahnung, was ihn in den Tiefen der Nacht erwartete.

Sein Name war Jacques Dubois, und er war einer dieser Männer, die von Macht besessen waren. Doch in seiner Macht und seinem Einfluss hatte er nie etwas gefunden, das ihn wirklich befriedigte. Er suchte nach der wahren Freiheit, nach dem, was ihm die gewöhnlichen Frauen und die gewöhnlichen Nächte nie geben konnten.

Er hatte sie zu sich eingeladen, in seine Wohnung im Zentrum von Paris. Ein üppiges Apartment, das in seiner Eleganz keine Wünsche offenließ. Doch was ihm nicht klar war, war, dass der wahre Luxus, den er suchte, nicht in seinen Besitztümern lag, sondern in einem anderen Raum – einem Raum, der nur Léa gehörte.

Die Nacht brach herein. Der Mond schien durch die Fenster des Apartments, und ein kühler Wind wehte in den Raum, als Léa und Jacques sich in der Stille gegenüber saßen. Es war still, bis auf das leise Knistern des Feuers, das die Schatten an den Wänden tanzend hielt.

„Du bist anders als die anderen Frauen, die ich kenne“, sagte Jacques, während er ein Glas Wein in der Hand drehte. „Es gibt etwas an dir, das…“
 Er stoppte. Worte schienen nicht zu reichen, um zu beschreiben, was er fühlte.
„Ich fühle mich, als würde ich in eine andere Welt eintreten, wenn ich dir nahe bin.“

Léa lächelte sanft.
„Das ist, weil du in eine andere Welt eintreten wirst.“ Ihre Stimme war sanft, aber eindringlich. „Eine Welt, in der du nie wieder zurückkehren wirst.“

Er lachte, doch es war ein nervöses Lachen. „Und was genau bedeutet das?“„Es bedeutet, dass du alles bekommen wirst, was du willst… aber zu einem Preis, den du dir nicht einmal vorstellen kannst.“

Und so nahm sie ihn. Nicht sofort, aber Stück für Stück. Ihre Berührungen waren sanft, aber auch durchdringend. Ihre Lippen auf seinen, ihre Hände, die über seinen Körper glitten – es war, als würde sie ihn in eine Falle locken, aus der es kein Entkommen gab. Er fühlte sich zu ihr hingezogen, als ob er in ihren Bann gezogen wurde. Die Welt um ihn herum verschwamm.

Doch als er versuchte, sich ihr zu nähern, begann etwas Dunkles in ihm zu erwachen. Er spürte, wie sein Verlangen wuchs, doch gleichzeitig spürte er auch, dass etwas in ihm zerbrach. Seine Sinne wurden schwächer, als hätte sie ihn betäubt. Doch es war nicht der Wein. Es war sie, die ihn in einen Zustand versetzte, in dem er nichts mehr kontrollieren konnte.

„Lass mich dich spüren“, flüsterte er. Und er legte seine Hände auf ihre Haut. Doch sie bewegte sich mit einer Grazie, die ihn gleichzeitig faszinierte und ängstigte.

Und dann – der Riss.

In diesem Moment, als er sich ihr völlig hingegeben hatte, öffnete sich die Dunkelheit. Es war ein Riss, der nicht nur den Raum durchbrach, sondern auch die Realität. Ihr Körper schien sich zu dehnen, zu zerreißen, und als er sie schließlich küssen wollte, kam es zu einem Strom aus Licht und Schatten.

Er verlor sich in ihr.

Und mit einem letzten Kuss, der nicht mehr aus Lippen bestand, sondern aus etwas Anderem – etwas, das tief in ihr war –, verschwand er. Seine Seele, sein Körper, alles, was er gewesen war, wurde von ihr verschlungen. Sie hatte ihn genommen, und er war nie mehr gesehen worden.

Sie blickte in den Spiegel. Léa hatte zum ersten Mal in diesem Moment erkannt, dass sie mehr war als nur eine Frau. Sie war der Tod, sie war das Verlangen. Und sie würde nie mehr zurückkehren.

Das war 1892. Seitdem war sie immer jung geblieben, immer hungrig, immer auf der Jagd. Jede Nacht, jedes Opfer fügte ihr mehr Macht hinzu. Und in den vielen Jahren, die folgten, hatte sie sich in der Welt der Männer verfangen.

Aber was sie nie begreifen konnte, war, dass der Riss, den sie in jener Nacht erschuf, nicht nur ihren Körper durchbrach – sondern auch ihre Seele. Sie hatte sich selbst verloren, und der wahre Preis, den sie für ihre Unsterblichkeit zahlte, war das, was sie tief in ihrem Inneren begraben hatte.

Es war der Moment, in dem sie die ewige Jagd begann.

Kapitel 5: Der Fotograf

(mindestens 1500 Wörter – Dark Erotic Horror)

New York City. 3:12 Uhr.

Die Nacht hatte ihre Pracht entfaltet. Die Straßen von Manhattan waren in das matte Licht der Straßenlaternen gehüllt, und der Regen, der kurz zuvor gefallen war, hatte den Asphalt glänzen lassen. Die Straßen waren weniger überfüllt, die Gesichter verschwommen, die Geräusche der Stadt schienen sich in den späten Stunden zu verlieren.

Léa trat aus der Schatten der Nacht. Ihr rotes Kleid, das so perfekt auf ihren Körper zugeschnitten war, schimmerte im diffusen Licht, als sie an der Galerie vorbeiging. Sie war auf dem Weg zu einem neuen Treffen, einem neuen Spiel. Diesmal war es ein Mann, der es geschafft hatte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Ein Mann, der ihr etwas anderes bieten konnte – etwas mehr als die üblichen Spielchen der Männer, die sich in ihre Fänge begaben.

Er hieß Richard Valmont. Ein Fotograf. Aber nicht irgendein Fotograf. Richard war ein Künstler, ein Mann, der von der Idee besessen war, Schönheit in all ihren Formen festzuhalten – in ihren dunkelsten, intimsten Momenten. Er war ein Mann, der die Welt der Schönheit und der Kunst sah, aber es war die Welt hinter der Schönheit, die er wirklich erfassen wollte. Und Léa, mit ihrer makellosen Erscheinung, war für ihn das höchste Kunstwerk.

Er hatte sie vor einigen Tagen in einer Galerie gesehen, wo sie sich in der Ecke eines Raumes aufgehalten hatte, wie eine Statue, die nicht wirklich Teil dieser Welt war. Er hatte das Gefühl, dass sie mehr war als nur eine Frau – sie war eine Vision, die in seiner Kamera festgehalten werden musste. Etwas, das nur er einfangen konnte.

Und so hatte er sie kontaktiert. Um ein Angebot zu machen, das sie nicht ablehnen konnte.

Léa betrat das Loft von Richard Valmont. Das Studio war minimalistisch und perfekt eingerichtet. Große Fenster mit Blick auf die Stadt, der Raum war durchzogen von weichem Licht, das von einer Reihe von Lampen ausging. Ein großer, runder Tisch stand in der Mitte des Raumes, auf dem mehrere Kunstbücher und Skizzen lagen, die noch nicht abgeschlossen waren. Es war der Raum eines Mannes, der nach etwas suchte – nach der Perfektion.

Richard war bereits dort, wartend, mit einer Kamera in der Hand. Sein Blick war auf sie gerichtet, als sie durch die Tür trat. Die Luft schien zu vibrieren.

„Du bist noch schöner, als ich mir vorgestellt habe“, sagte er, seine Stimme ruhig, aber mit einer fast gierigen Note. „Ich habe gesehen, wie du dich bewegt hast. Wie du in die Galerie getreten bist. Du bist wie eine Göttin.“

Léa erwiderte seinen Blick. Ihre Augen blitzten. „Und was wirst du mit dieser Göttin tun?“

Er trat einen Schritt näher, als hätte er nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet. „Ich möchte dich… nackt malen. Deine Schönheit in ihrer reinsten Form, in der Kunst verewigen. Es wird nichts Ekliges sein, nichts, das dich entwertet. Es ist nur… der Akt der Darstellung.“
 Er schien sich selbst zu erklären, obwohl er wusste, dass das, was er vorschlug, nur der Vorwand für das war, was er wirklich wollte.

Léa ging langsam auf ihn zu. Ihre Bewegungen waren fließend, aber sie hatte eine Aura der Macht, die sofort durch den Raum strahlte. Sie war nicht nur eine Muse für ihn – sie war der Ursprung der Kunst. Sie bewegte sich wie ein Schatten, wie ein Traum, der nach der Realität griff.

„Ich werde dich nackt sehen, ja“, sagte sie, ihre Stimme wie fließender Honig. „Aber nicht auf die Weise, wie du es dir vorstellst.“

Richard war verwirrt. „Was meinst du?“
 Doch ehe er eine Antwort fand, zog sie ihr rotes Kleid von ihren Schultern. Es glitt sanft zu Boden, als ob es sich auflösen würde. Ihr nackter Körper stand nun im Raum, makellos, glänzend in dem Licht, das sich um sie legte. Der Fotograf konnte seinen Blick nicht abwenden. Es war nicht nur ihr Körper, der ihn fesselte, sondern das, was er in ihren Augen sah. Es war die Leere.

„Du bist eine perfekte Darstellung von Schönheit“, flüsterte Richard, als er zu seiner Kamera griff, die auf einem Stativ in der Ecke des Raumes stand. „Aber es ist die Leere, die ich festhalten will. Deine Leere. Deine Macht.“

Léa lächelte. „Das hast du schnell verstanden.“ Sie trat näher, bis ihre Haut fast die Linse berührte. „Du wirst es sehen, Richard. Du wirst alles sehen. Aber nichts wird so sein, wie du es dir vorstellst.“

Er richtete die Kamera auf sie und begann zu klicken. Doch jedes Bild, das er aufnahm, war unvollständig. Es war, als würde der Film selbst die Wahrheit nicht einfangen können. Ihre Augen, die so leer und doch so tief waren, schienen in die Kamera zu blicken und durch die Linse hindurch. Es war, als ob sie in ihm ein Gefühl von Hunger auslöste.

„Du hast dich geirrt, Richard“, flüsterte sie, als er den nächsten Klick machte. „Du wirst nicht nur meine Schönheit auf diesem Film einfangen.“
 Sie trat einen Schritt näher. Ihre Haut schien in der Dunkelheit des Raumes zu leuchten. Der Fotograf fühlte sich plötzlich klein, verletzlich. Es war, als würde der Raum selbst anfangen, sich um ihn zu verengen.

„Was hast du mit mir vor?“ fragte er, aber die Antwort lag schon in der Luft. Er hatte das Gefühl, dass er den Ausgang dieses Spiels schon kannte, aber er konnte nicht aufhören, weiterzuspielen.
 Er wollte wissen, was sie von ihm wollte. Doch er hatte bereits vergessen, dass die Antwort nicht in ihm lag. Sie war nicht von dieser Welt.

„Du wirst mir gehören“, sagte sie einfach. „Aber du wirst nicht leben. Du wirst in meiner Welt verweilen. Ein Teil von ihr, für immer.“

Sie trat noch näher, bis sie fast in seiner Nähe war. Die Kamera fiel aus seinen Händen, und in diesem Moment verschwand die Luft aus seinen Lungen. Léa schlang ihre Finger um seinen Hals, aber es war nicht der Griff einer Mörderin. Es war der Griff einer Göttin, die den Atem eines Sterblichen nahm.

In diesem Moment verschwamm alles. Richard sah, wie sich ihre Augen veränderten. Es war, als würde die Welt in einen Raum ohne Zeit und Raum gezogen werden. Er war nicht mehr er selbst. Er war verloren.

„Ich nehme dir alles.“ Ihre Worte schienen direkt in seine Seele zu dringen. Es war keine Bedrohung, keine Angst – es war das Versprechen einer Ewigkeit. Doch bevor er reagieren konnte, verblasste er.

Als der Fotograf wieder erwachte, war es still im Raum. Der Regen hatte aufgehört, die Fenster standen offen. Doch Richard war nicht mehr da. Es war nur Léa – und die Kamera. Ihre Augen funkelten im Mondlicht. Sie hatte alles bekommen, was sie brauchte. Und es war mehr, als er sich jemals hätte vorstellen können.

Kapitel 6: Herz aus Fleisch

New York City. 2:27 Uhr.

Die Nacht war still. Ein kalter Wind wehte durch die schmalen Gassen von Brooklyn und ließ die Lichter in den Fenstern der Altbauten flimmern. Doch der Wind hatte seine eigene Melodie. Eine, die nicht nur von der Kälte kam, sondern von einer Präsenz, die sich durch die Dunkelheit schlich, leise, unauffällig, aber von einer überwältigenden Macht.

Léa ging durch die Straßen, ihre Schritte lautlos, ihre Präsenz so natürlich, dass sie nicht auffiel. In den Händen hielt sie eine Tasche – nicht besonders auffällig, aber der Inhalt war anders. Es war ein Herz. Ein Herz, das nicht mehr lebte, aber dennoch warm war, noch immer tropfte, noch immer ein pulsiertes Echo in sich trug.

Der Körper, zu dem dieses Herz gehörte, war längst verschwunden, in einem Raum, in einem Keller, den niemand je finden würde. Es war das Resultat eines Spiels, das sie in letzter Zeit mit einem Mann geführt hatte, einem Mann, der viel zu viel zu bieten hatte – und zu wenig verstand.

Vor einiger Zeit war er gekommen. Er hatte geglaubt, dass er sie besitzen könnte. Ein reicher, angesehener Mann, der in den oberen Schichten der Gesellschaft verkehrte. Er hatte sich nach ihr gesehnt, doch sie hatte ihn mit Leichtigkeit in ihren Bann gezogen. Ihr Lächeln, ihre Berührungen, ihre Worte – sie waren ein Spiel, das er nicht gewinnen konnte. Sie wusste, was er wollte, und sie wusste, dass er nicht in der Lage war, ihr zu widerstehen.

Er hatte ihr sein Herz überreicht. Und sie hatte es genommen.

Doch es war nicht nur sein Herz, das sie in diesem Spiel forderte. Es war seine Seele. Und als er sich ihr hingab, als er sich in die Dunkelheit ihrer Berührungen verliebte, hatte er nichts ahnend in den Sog der Zerstörung geraten.

Der Mann war gegangen. Aber sein Herz war zurückgeblieben. Es war das Einzige, was noch von ihm übrig war. Und es hatte keine Wahl – es musste weiter schlagen, auch ohne ihn. Denn für Léa war der Tod nicht das Ende. Der Tod war nur der Beginn eines anderen Prozesses – der Zersetzung.

Der Raum, in dem sie sich befand, war leer. Es war ein Keller, tief unter einem der verlassenen Gebäude in der Stadt. Kein Fenster, kein Licht – nur die kühle Luft, die von den Mauern ausging, und der Geruch von Metall, Blut und… Fleisch.

Léa stellte die Tasche auf den Boden. Ihre Finger glitten über den Reißverschluss, der langsam und sanft aufging. Der Raum erhellte sich schwach durch das schummrige Licht, das von einer alten Lampe an der Decke ausging. Sie holte das Herz heraus, das noch immer warm war. Das pulsierende Stück Leben, das nun ohne seinen Besitzer existierte.

Sie betrachtete es. Es war ein solches Wunder, ein solches Artefakt