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Der 21jährige Juan aus Sevilla verliert in einer dieser unglaublichen andalusischen Nächten ungeplant seine Unschuld. Am nächsten Morgen findet er sich in einem totalen Gefühlschaos wieder. Er kann keinen klaren Gedanken mehr fassen und muss ständig nur noch an die aufregende und völlig ungewohnte Begegnung mit einem Mann denken, der zwar vollkommen betrunken war, aber scheinbar ganz genau wusste, was er da tat. Doch Pedro war verheiratet. Er hatte zwei kleine Kinder. Es würde also keine weiteren Treffen mit ihm mehr geben! Missmutig stieg Juan in den Bus und fuhr zur Wohnung seiner Mutter. Aber immerhin. Er wusste nun, was mit ihm los war. Die Nacht mit Pedro hatte ihm die Augen geöffnet. In ihm war nun ein großes Verlangen und eine unbändige Sehnsucht geweckt worden, die Liebe eines Mannes zu empfangen und seine eigene Liebe an einen solchen Kerl zu verschenken. Diese Sehnsucht wuchs jetzt von Tag zu Tag und machte ihn langsam aber sicher verrückt. Würde er es schaffen, die Sehnsucht in absehbarer Zeit stillen zu können? Oder bliebe ihm das Glück in der Liebe versagt? Nun er war jung und sich ziemlich sicher, dass sich das Blatt bald schon für ihn zum positiven wenden würde. Mit dieser Vermutung sollte er nicht ganz falsch liegen...
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Seitenzahl: 1133
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Pedro Alvarez
Verrückt vor Sehnsucht
Inhaltsverzeichnis
* Andalusische Nächte
* Parasit
* Verrückt vor Sehnsucht
* Trügerisch anziehend
* Der Rothaarige
* Diese drei Worte
* Schwierige Situation
* Ungeahnte Seite
* Falsche Worte
* Endlich Ferien
* Die Kälte
* In Wahrheit ein Spielzeug
* Frohes Neues Jahr!
* Glücksgefühle
* Affäre
* Furchtbare Eifersucht
Impressum
Andalusische Nächte
Die Sonne brannte auf Sevilla herab. Wieder ein normaler Augusttag in der Metropole Andalusiens und wieder mal 38 Grad im Schatten. Juan drückte sich mit einigen Touristen im spärlichen Schatten des Torre del Oro (Goldturm), dem Wahrzeichen Sevillas, wo einst das Gold der spanischen Karavellen, die es aus Peru hierher transportiert hatten, für die spanische Krone zwischengelagert wurde. Aber solche historischen Details interessierten den jungen Oberschüler Juan im Moment nicht. Träge plätscherte der matschig braune Guadalquivir am Goldturm vorbei und die zähflüsige Konsistenz der Brühe erinnerte Juan an das Sperma, das er gestern geschluckt hatte. Der erste Sex in seinem Leben war ganz anders verlaufen, als er es sich je ausgemalt hatte. Was war nur passiert? Juan war mit ein paar Freunden auf einer Party der Uni in der Innenstadt von Sevilla gewesen. Es war eine ausgelassene Stimmung und es gab viel Alkohol. Einige Pärchen fickten gar im Keller der Location und auf den Klos. Juan war noch Jungfrau. Er hatte trotz seiner 21 Jahre noch nie Sex gehabt. Nach etwa drei Stunden beschloss Juan nach Hause zu gehen. Diese Studenten waren alle einige Jahre älter als er und er passte hier nicht wirklich gut rein. „Also, Leute. Ich bin dann mal weg." Sagte Juan als er sich zu seinen Freunden beugte. „Alles klar." Antwortete Sergio, Juans bester Freund. „Wir telefonieren uns zusammen." Fügte er mit einem Lachen hinzu.Juan verließ die Disco und blickte erstmal in den Sternen-Himmel um einmal durchzuatmen. „Ist ziemlich warm heute Nacht! Andalusische Nächte eben!" Stellte er fest und machte sich auf den Heimweg. Er schlenderte ein bisschen durch die dunklen Straßen. Während ein kühler Wind ein paar Zeitungen auf der Straße herumwirbelte, machte Juan den Reißverschluss seiner Hose zu und lauschte den Geräuschen von mehreren Bars in der Umgebung. Doch dann sah er jemanden herum gröhlen. Ein betrunkener Mann kam auf Juan zu. Er überlegte die Straßenseite zu wechseln, um keinen Stress mit dem Betrunkenen zu bekommen. Doch er entschloss sich auf derselben Seite zu bleiben, falls mit dem Mann etwas sein sollte und gleich den Notarzt rufen konnte. Der Mann stand Juan gegenüber und sah ihn mit wirrem Blick an. „Schatsch, bischt du dasch?" Lallte der Fremde. „Nein, bin ich nicht." Antwortete Juan. Im selben Moment kippte der Kerl um, und Juan stützte ihn ab. „Wo wohnen Sie denn?" Wollte Juan wissen, da er sich nun doch ernsthafte Sorgen um ihn machte. „Isch hab keine Ahnung." Murmelte der Mann unverständlich. „Gut, dann bringe ich ihn eben zu mir nach Hause, dort kann er sich von seinem Kater erholen." Dachte Juan sich und hob den Arm des angeheiterten Typen auf seine Schulter um ihn abzustützen. „Wo bringscht du misch hin?" Fragte die Schnapsdrossel. „Dahin wo es warm ist." Antwortete Juan ihm verständnisvoll. „Willscht du misch etwa ins Bett kriegen?" Murmelte der Mann wieder in seinen Bart hinein. Endlich zu Hause angekommen, legte Juan den armen Kerl auf die Couch im Wohnzimmer. Er setzte sich neben den Mann und sah ihn an. Er war um die dreißig Jahre alt, hatte einen Drei-Tage-Bart und war etwas kräftiger gebaut. „Du kriegst einen Kuss von mir als Belohnung." Sagte der Mann, als man ihn wieder verstehen konnte, betrunken war er nach wie vor und legte seine Hand auf Juans Bein streichelt es. „Tut mir leid, aber ich bin nicht schwul." Antwortete Juan ihm und wollte die Hand wieder zurück zu seinem Besitzer legen, doch in diesem Moment küsste der Mann Juan. Letzterer schloss die Augen, weil er nicht glauben konnte, dass ihn ein Mann küsste und stellte sich dabei vor von einer Frau geküsst zu werden. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Juan erwiderte den Kuss und fing an, dem Fremden die Jacke auszuziehen. Sie küssten sich intensiv und Juans Zunge bahnte sich einen Weg in den Mund seines One-Night-Stands und spielte mit dessen Zunge. Der Fremde fuhr mit seinen Händen an der Hüfte von Juan herunter und presste mit ihnen Juans Becken an sein eigenes. Er löste den Kuss und arbeitet sich über Juans Ohr an seinen Hals und knöpfte dessen Hemd auf. Juan zog unterdessen das Shirt seines Gegenübers aus und küsste ihn mit einer Leidenschaft, die er noch nie spürte. Doch er konnte seine Kontrolle nicht lange aufrecht erhalten und löste sich aus der Umarmung und nahm den Fremden an der Hand mit ins Schlafzimmer. Während Juan mit dem Rücken zu seinem Sexpartner stand, umarmte dieser ihn und küsste ihn leidenschaftlich am Hals und flüsterte ihm mit erotischer Stimme zu: „Mein Name ist Pedro." Seine Hände wanderten zärtlich an Juans Gürtel und er öffnete ihn. Juan tat dasselbe und öffnete Pedros Hose. Pedro knöpfte auch Juans Hose auf und zog sie sanft herunter, während er ihn auf der Schulter weiter mit Küssen verwöhnte. Juan stieg aus seiner Hose heraus, drehte sich um und setzte sich auf sein Bett. Er zog nun Pedros Hose herunter und entdeckte eine riesige Beule in den Boxershorts seines Gegenübers. Pedro drückte Juan mit dem Rücken aufs Bett und sie tauschten wieder lange und gierige Zungenküsse aus. Beide stöhnten als würden sie gleich zum Orgasmus kommen, es war so erregend für die zwei, dass sie nicht die Finger voneinander lassen konnten. Juans Heterosexualität wandelte sich während dieser heißen von Erotik und Leidenschaft getränkten Nacht in eine heimliche Bisexualität und er würde jederzeit wieder mit Pedro ins Bett gehen, um diese Gefühle erneut spüren zu können. Juan dachte nicht einmal an solche Sachen wie Beziehung oder ähnlichem, sondern nur an den aufregenden und völlig ungewohnten Sex mit einem Mann, der zwar vollkommen betrunken war, aber scheinbar ganz genau wusste, was er da tat. Doch Pedro war verheiratet. Er hatte zwei kleine Kinder. Es würde keine weiteren Sex-Treffen mehr geben! Missmutig stieg Juan in den Bus und fuhr zur Wohnung seiner Mutter, einer Singlefrau auf der Suche nach spendablen Männern.
Am Abend lag Juan missmutig auf der Couch und schaute auf seinem Laptop Pornofilme. Den Ton hatte er ausgestellt, so dass seine Mutter nichts mitbekam. Wie halt Jugendliche heute so sind, in der Welt allgegenwärtiger Pornographie, so beeinflusste das wilde Treiben im Netz, all die Titten, Votzen, Schwänze und Säfte, auch die Phantasie von Juan. Er stellte sich vor, wie seine Mutter eine promiskuitive Schwanzhure wäre, die begierig nach jedem Pimmel griff, um ihn in sich einzuführen. Er erschauderte bei dem Gedanken. In perversen Foren schrieben die Leute soviel von Tabubrechen und er hoffte inständig, dass seine Alte nicht bezüglich ihm auf dumme Gedanken kommen würde. "Muss ein richtig guter Fang sein, dieses Mal.", sagte der Junge."Mach dich nicht lustig, Schatz." erwiderte die Mutter."Du legst Chanel No. 5 auf. Es ist ein besonders reicher Kerl, nicht wahr?""Ach Juanny-Bunny!""Nenn mich nicht so, Mama, ich hasse das...!"Juan stand genervt im Türrahmen und betrachtete seine Mutter, die vor ihrer Schminkkommode saß und alle Geschütze auffuhr, die ihr zur Verfügung standen.Er kannte ihre Verhaltensweise in diesen Situationen nur allzu gut.Je roter die Lippen, je teurer das Parfüm, je dramatischer der Lidstrich, desto reicher war ihre neueste Errungenschaft. So war es immer.Der Junge seufzte, während er sich ein wenig in dem Anblick verlor. Wie oft waren sie schon umgezogen, wie oft hatte er schon die Schule gewechselt- wenn er seinen 'neuen Freunden', die jeder Ortswechsel immerzu mit sich brachte, von der Lebensart seiner Mutter erzählt hatte, dann hatten sie jedes Mal besorgt die Augenbrauen gehoben, die Stirn in Falten gelegt und hin und wieder hatten einige das Wort 'Asozial' für das Verhalten seiner Mutter benutzt.Ein paar hatten ihm schon geraten, das Jugendamt zu informieren.Aber irgendwie war Juan an dieses unstete Leben schon gewohnt- und ausserdem: Diese Leute, diese flüchtigen Bekanntschaften, die kamen und gingen, die hielten sich niemals aufrecht. Nur eben seine Mutter- sie war stets da.Oder, um es konkreter auszudrücken: Er war an sie gebunden.Sie war das einzig beständige in seinem Leben. Das einzige, was er wirklich kannte. Die einzige Person, die nicht immer wieder im Wandel der Zeit von ihm gerissen wurde.Der ständige Wechsel der Leute um einen herum- Juan hatte mit der Zeit schon kapiert, dass sich in seinem jungen Alter unter diesen Umständen keine engen Freundschaften entwickeln konnten.Selbst wenn er an jeder neuen Schule stets wieder ein paar leichtlebige Gesellen fand, die mit ihm um die Häuser zogen und ihm ein wenig die neue Stadt zeigten, so hörten sie doch nach spätestens einem Monat auf, sich bei ihm zu melden, sobald er dann fort war, weil seine Mutter sich wieder einen Neuen gefunden hatte. Juan war noch jung, 21 Jahre alt, und die Kerle in seinem Alter, die er kennenlernte, fanden doch nach seiner Abreise immer wieder neue Kumpels, neue Saufkumpanen, neue Röcke, denen man hinterherschauen konnte- da blieb keine Zeit mehr, eine alte Freundschaft zu pflegen.Vielleicht war es einfach nur ihre jugendliche Unreife, vielleicht konnten sie nichts dafür.Und ohnehin- Juan hatte schon längst aufgehört, wegen solcher Lappalien enttäuscht oder gar traurig zu sein. So war es eben.So würde es immer sein.Auf ewig entwurzelt und herumirrend, an der Hand von der Mutter durch die Weltgeschichte geschleift.Dieses Mal hatte sie sich ja wenigstens einen Mann in Deutschland ausgesucht, es war auch schon vorgekommen, dass sie monateweise im Ausland gelebt hatten, mal in Spanien, wo er die Nachmittage in Barcelona auf der Rambla flaniert war, weil seine Mutter ihn fortgeschickt hatte, um ihren Lover im Bett zu verwöhnen, mal in Frankreich, wo sie ihn auf der Schule für seine miese Aussprache ausgelacht hatten, mal in Schweden, wo der ziemlich ekelhafte Mann offenbar nicht nur Interesse an seiner Mutter, sondern auch an ihm gehabt hatte, wie sich eines Nachts herausgestellt hatte, als der fette Drecksack sich des Nachts im Vollrausch in Juans Zimmer geschlichen hatte.Ja- einige Situationen, in die seine Mutter ihn absichtlich oder unabsichtlich gebracht hatte, wären wirklich um Haaresbreite richtig schlimm geendet...Juan konnte manchmal kaum fassen, wie sie überhaupt noch am Leben waren, wie sie sich überhaupt noch durchschlagen konnten- irgendwie schien der liebe Gott da oben Gefallen an der Komödie zu finden, die seine Mutter seit 21 Jahren mit ihm abzog.'Viel Spaß noch da oben.', dachte er manchmal zu sich, wenn er seine Mutter betrunken im Treppenhaus fand und, für Zuschauer sicherlich ulkig, umständlich versuchte, sie wieder in die Wohnung zu hieven oder wenn sie mal wieder irgendwelche Geldprobleme hatten und mit von aussen betrachtet makaber humorvoll erscheinender Verzweiflung Zwangsvollstrecker, Klempner oder Elektriker dazu bringen mussten, ihnen noch einmal eine Gnadenfrist zu gewähren oder über eine unbezahlte Rechnung hinwegzusehen.Ja. Was für ein lustiges Leben. Manchmal war es wirklich so furchtbar, dass Juan und seine Mutter nach einer abgewendeten Katastrophe nervös lachend am Küchentisch zusammenbrachen und sich kaum mehr einkriegten, weil es einfach zu absurd, zu bizarr war. Manchmal, da konnte man nur noch lachen.Und trotzdem, so ironisch es sich vielleicht für jemanden mit geregeltem Lebensablauf anhören mochte- Juan liebte seine Mutter und er hatte noch nie daran gedacht, aus diesem Leben auszubrechen- denn das würde ja bedeuten, sich von ihr abzuwenden.Nicht mehr bei ihr sein zu können... Das konnte er sich einfach nicht vorstellen.Während er sie dabei beobachtete, wie sie sich schminkte, dachte er darüber nach, wie viel schöner sie eigentlich war, wenn sie sich nicht das Gesicht vollschmierte.Warum nur tat sie all diese Dinge für die Männer...? Warum reiste sie ihnen hinterher, warum warf sie all ihre Prinzipien für sie über Bord, warum opferte sie sich so sehr auf?Seinen eigenen Vater kannte er nicht, er hatte sie verlassen, als sie schwanger gewesen war.Wenn er seine Mutter nach ihm fragte, was er mittlerweile aber sowieso nicht mehr tat, seufzte sie meistens nur schwer und sagte etwas wie: "Ach. Dieser Schuft." Und dann schüttelte sie meist den Kopf und sagte, dass sie nicht mehr darüber sprechen wolle.Aber Juan hatte auch kein echtes Interesse an diesem Mann. Was sollte das schon für ein Typ sein, der seine schwangere Freundin sitzen ließ?Ein edelmütiger Ritter war das mit Sicherheit nicht. Kein Mann, den man sich als Vater wünschen würde.Keiner, der mit einem Fußball im Garten gespielt hätte. Keiner, der einen hochgehoben und stolz und mit breitem, freudigen Grinsen angeschaut hätte. "Mama." Juan schaute auf seine billige Armbanduhr, deren Lederband schon völlig abgefranst war.'Mach dich schick!', hatte sie ihm gesagt- aber er hatte kaum etwas Vorzeigbares im Kleiderschrank.Das einzige was er gefunden hatte, war ein Hemd von sehr zweifelhafter, gräulicher Farbe, das einst weiß gewesen war, aber seine Mutter hatte es falsch gewaschen, darüber ein schwarzer, fusseliger Pullover und eine dunkle Hose, alles von mangelhafter Qualität.Nichts, womit man bei einem Grafen gut ankommen würde, wie Juan befürchtete.Seine Mutter trug eines der schönen Kleider, das ihr ein verflossener Lover mal geschenkt hatte- es war eindeutig schon abgetragen, da es zu vielen Gelegenheiten ausgeführt wurde, da seine Mutter immerzu irgendeine Party fand, wo sich gut Männer aufreissen ließen. Somit sahen sie beide etwas schäbig aus- fast schon wie Gestalten aus der Gosse.Juan stellte sich fast schon amüsiert vor, wie der Graf (er stellte sich dabei stets eine uralte Gestalt mit gezwirbeltem Schnurrbart vor) sie mit einer Muskete von seinem Grundstück jagte- wie in einem Cartoon.Aber nun ja- dieser Mann, den er bisher noch nie zu Gesicht bekommen hatte, musste den Aufzug seiner Mutter ja schon kennen und daran einigermaßen gewöhnt sein.Unfassbar wozu seine Mutter die Männer immerzu manipulieren konnte. Sie kannte diesen mysteriösen 'Graf von Montemolinos' gerade mal einen Monat, und schon hatte sie ihn dazu gebracht, sie und seinen Sohn bei sich einziehen zu lassen.'Ich will mir gar nicht vorstellen, welche Techniken sie im Bett draufhat...', dachte Juan verstohlen und ein Ekelschauer überkam ihn."Na, wie sieht deine Mama aus?" Sie erhob sich vom Schminktisch, formte einen Kussmund mit ihren blutroten Lippen und drehte sich einmal gefallsüchtig in ihrem engen Kleid vor ihrem Sohn im Kreis. "Alles gut, Mama. Ganz toll.", sagte er genervt und sie gab ihm einen versöhnlichen Kuss auf die Wange, Juan musste sich sofort das Rot von der Backe wischen. "Ach, mein schöner, schöner Schatz.", säuselte sie und wuschelte ihm durch seine dunklen Locken. "...Es wird dir da gefallen, es ist wirklich ganz toll! Ein riesiges Haus, ein riesiges Grundstück...! Sogar ein Pool...! Ach du wirst es lieben, Juanny!"'Sagst du immer.', dachte er bitter und schloss die Augen.Auf die Versprechungen seiner Mutter gab er schon lange nichts mehr."Sieh dir das an, Juanny! Ist das nicht schön?"'Schön'. Nun ja. Das war so ein extrem dehnbarer Begriff.Juan verdrehte die Augen. Je näher sie sich mit dem klapprigen alten Golf, all ihre spärlichen Besitztümer im Kofferraum, ihrem Ziel näherten, desto mehr fühlte er sich, als sei er am Set eines Rosamunde-Pilcher-Filmes. Ein riesiges Landgut mit einem extrem penibel gepflegten Rasen über mehrere Kilometer, ein immer holpriger werdender Feldweg und schließlich in einiger Entfernung konnte Juan schon den Landsitz erkennen, eine herrschaftliche Villa, größer als all die Orte, an denen er sonst gelebt hatte. Nicht mal die Suite in einem der teuersten Hotels Moskaus konnte diesen Anblick toppen, wo sie einmal drei Tage lang auf die Kosten eines russischen Schauspielers gelebt hatten, ehe seine Mutter dann herausfand, dass er verheiratet war und fünf Kinder hatte. Die Villa kam ihm unfassbar protzig vor, doch der Gedanke, in Zukunft hier in so einem riesigen Palast zu wohnen, versetzte ihm plötzlich einen Kick, den er schon lange nicht mehr verspürt hatte- aber dann machte er sich rasch wieder bewusst, dass sie sicher in ein paar Wochen wieder die Flucht ergreifen würden, so wie das eben war, mit seiner Mutter.Dieses Mal hatte seine Mutter aber wirklich einen beispiellosen Fang gemacht, das musste man ihr lassen. Ein Adeliger...Was das wohl für einer war? Juan fragte sich, welchen Haken die Sache diesmal haben würde- denn einen Haken gab es immer, jedes Mal.Es war schwerlich vorzustellen, dass seine Mutter da einfach einen Ritter in strahlender Rüstung kennengelernt hatte, der sie gnädigerweise aus der Armut holte, ohne gewisse Gegenleistungen zu erwarten.Eine verkorkste Sexualität, das musste es sein. Vielleicht war das ein richtig perverser Kerl, der in seiner Mutter die einzige Frau auf Erden gefunden hatte, die seine Spielchen mitspielte.Als sie sich dem Anwesen näherten, erspähte Juan eine Gestalt, die aus der massiven, zweiflügeligen Eingangstüre ans Licht trat, er drückte sich die Nase an der Scheibe platt, um irgendetwas erkennen zu können.Nur wenige Sekunden später waren sie endlich am Ziel und Juan ließ seine Mutter aussteigen, die kein Wort mehr an ihn verlor, sobald sie ihren 'Liebsten' entdeckt hatte. Sie ließ das Auto einfach mitten im Hof stehen und rannte dem Mann entgegen, der aus dem Haus gekommen war.Juan ließ ihnen einen Moment Zeit alleine, verstohlen und etwas angewidert beobachtete er durch die Scheibe, wie der große Mann sie in seine Arme schloss und sehnsüchtig abknutschte.Erst, als diese rührselige Begrüßungszeremonie abgeschlossen war, stieg er gelangweilt aus seinem Auto aus und trat näher heran."Ach, es freut mich so, dich endlich bei mir zu haben, Dolores...", hörte er den Grafen gerade sagen, ehe er seiner Mutter noch einen Kuss gab. Wie oft Juan das schon gesehen hatte- irgendwelche schmierigen Typen, die seine Mutter berührten und küssten... Er hatte sie ja unglücklicherweise sogar schon ein paar Mal beim Sex erwischt- keine schönen Erinnerungen.Juan war allerdings überrascht über das Aussehen des Grafen. Nein, das war keineswegs ein alter Sack mit Schnurrbart und Gehstock. Es war ein großer, fast schon hünenhafter Mann Anfang oder Mitte Vierzig mit blondem, sehr ordentlichem Haar und einigen Falten, die ihn nur markanter und attraktiver erschienen ließen, statt ihn älter zu machen.Er sah wirklich gut aus- und ein wenig einschüchternd. Aber sein Lächeln wirkte freundlich, sodass Juans Angst vor ihm sofort verflog. Dennoch- einen gewissen Rest Misstrauen bewahrte er sich natürlich, denn er hatte dank seiner Mutter schon viele scheinbar nette Männer kennengelernt die sich dann doch alle als rücksichtslose Arschlöcher entpuppt hatten.Das war doch nur eine Frage der Zeit. Aber das Strahlen des Grafen brachte ihn wirklich ein bisschen aus dem Konzept.Es sah so ehrlich aus... Und es schien ihn auch gar nicht zu stören, wie erbärmlich Juan mit seinen billigen Klamotten im Vergleich zu ihm, in seinem schicken Anzug, aussah. Der Adelige schien es nicht mal zu bemerken."Hallo! Du musst Juan sein! Es freut mich sehr, dich kennenzulernen. Deine Mutter hat mir schon so viel von dir erzählt! Ich bin Felipe von Montemolinos, aber du kannst mich einfach Felipe nennen." Der Adelige streckte ihm die Hand hin und Juan ergriff sie verblüfft, mehr aus Reflex als aus irgendeinem anderen Grund, sein Kopf war wie leergefegt und er konnte nichts sagen.Seine Mutter hatte also von ihm erzählt? Manchmal, wenn er sich allein fühlte und ihm richtig bittere, hässliche Gedanken kamen dann dachte er in seiner Verzweiflung, dass er sogar seiner Mutter nichts bedeutete und dass sie sich in Wahrheit doch nur für Kerle interessierte, die ihr das Gefühl gaben, etwas wert zu sein- und natürlich für ihre Kohle.Doch auf einmal strahlten die Augen seiner Mutter ihn an.'Sie hat dem Grafen von mir erzählt. Sie redet also manchmal mit ihren Männern über mich?'Er fragte sich, ob sie da stolz von ihm gesprochen hatte. Der Graf lachte leise auf und blickte zu Dolores. "Noch ein bisschen schüchtern, der Bursche? Na, das macht nichts, das wird schon noch." Eine Weile stand der Adelige unschlüssig herum, dann ließ er den Blick schweifen und verschränkte schließlich etwas unzufrieden die Arme vor der Brust. "Na, wo bleibt der Junge nur schon wieder? Ich habe ihm gesagt, er soll sich hier einfinden, um unsere Gäste willkommen zu heißen... Er treibt sich wohl im Garten herum. Wenn ihr mir bitte folgen würdet-"Schon setzte der Graf sich beschwingt in Bewegung und Dolores folgte ihm sogleich, Juan hingegen war zutiefst verunsichert. Er begriff nicht, von wem hier die Rede war.Ganz plötzlich hakte sich seine Mutter bei ihm ein und lehnte ihr Gesicht an sein Ohr."Von dem Sohn habe ich dir aber erzählt, nicht wahr?", wisperte sie liebenswert, doch ihre geröteten Wangen verrieten Juan gleich, dass sie ihm das absichtlich verheimlicht hatte und dass sie nur herumlog.Der 21-Jährige fiel aus allen Wolken."Was soll das heißen?", zischte er wütend. So hatten sie nicht gewettet...!!!"Er ist in deinem Alter, ihr solltet euch gut verstehen.""Sag mal, spinnst du? Ich krieg also schon wieder so einen behämmerten Stiefbruder?", zischte Juan.Das hatte er schon oft genug erlebt und das hatte jedes Mal Zoff gegeben.Er bevorzugte es definitiv, wenn seine Mutter sich Kerle nahm, die keine Kinder hatten.Solche Pseudo-Patchwork-Familien auf Zeit gaben doch nur Ärger.Und dieses Mal auch noch so ein blaublütiger Typ? Sicher war das ein verwöhnter, hochnäsiger Snob!Auch wenn sein Vater auf den ersten Blick ganz in Ordnung zu sein schien.Dass dieser neue Stiefbruder nicht gekommen war, um die neuen Mitbewohner zu begrüßen, deutete doch schon an, dass da Streit bevorstand. Er war sicher nicht begeistert, eine neue Mutter und einen Stiefbruder vorgesetzt zu bekommen, genau wie Juan es hasste.Aber der war es zumindest schon gewohnt, ständig die 'Familie' zu wechseln.Auf dem Weg über das Landgut kam ihnen ein Bediensteter des Hauses entgegen, der Graf bat Dolores um den Autoschlüssel und warf ihn dann dem Angestellten zu."Sancho, fährst du das Auto der schönen Dame bitte in die Garage?""Natürlich, Herr von Montemolinos!"Angestellte hatten die also auch noch...Schließlich umrundeten sie die riesige Villa und gelangten in den Garten hinter dem Haus- eine ganz eigene Welt.Juan kam aus dem Staunen kaum mehr heraus- alles erstrahlte in gepflegter Perfektion, die Büsche, die Bäume, die Blumen- er konnte sogar ein paar Gemüsebeete erkennen, die schon erste Früchte trugen. Mit Sicherheit kümmerte sich ein sehr talentierter Gärtner um diesen märchenhaften Ort.Juan hatte nie lang in Häusern mit Gärten gelebt- wenn seine Mutter gerade keinen reichen Geldgeber an der Angel hatte, dann wohnten sie ohnehin nur in Bruchbuden und führten ein Mietnomadenleben."Da bist du ja, Roberto!", hörte Juan den Grafen jetzt mit vorwurfsvoller Stimme sagen und er zuckte zusammen.Er war so überwältigt vom satten Grün gewesen, dass er sich noch gar nicht richtig umgesehen hatte.Als er jetzt Graf Felipes Blickrichtung mit den Augen folgte, erblickte er einen wunderschönen, zierlichen Pavillon aus weißem, sehr fein geschnitztem Holz mit offenem Dach über einer runden Fläche.Darunter, hinter hellen, durchsichtigen Seidenvorhängen konnte er eine Gestalt auf einem Gartenstuhl sitzen sehen, sie hatte ihnen allen den Rücken zugewandt, vor ihm auf dem zierlichen Tisch mit gebogenen Beinen stand ein komplettes Teeservice in Weiß, verziert mit pastellfarbenen Porzellanrosen. Ab und zu griff die Person nach der Tasse und nippte ganz leicht am Tee, mit einer seligen Ruhe, die fast schon beängstigend war.Es war regelrecht unheimlich- sogar nachdem der Graf schon nach ihm gerufen hatte, bewegte er sich kein bisschen.Roberto, das war also sein Name... Sein neuer Stiefbruder... Juan war vollkommen erstarrt."Roberto...", murmelte der Graf verzweifelt und trat einen Schritt näher an seinen Sohn heran, sogar er schien ein wenig Angst zu haben.Der junge Mann im Pavillon schlug nur ungerührt die Beine übereinander. Er trug ein schneeweißes Hemd und eine graue Anzughose. Wie aus dem Ei gepellt sah er aus, ehrfurchteinflößend perfekt, wie man es vom Sohn eines Grafen erwarten würde...Er war blond und blauäugig, wie sein Vater, aber er besaß keinen Funken seiner Freundlichkeit.Er hatte eine eiskalte Aura um sich."Roberto, ich möchte, dass du jetzt unsere Gäste begrüßt.", sagte sein Vater, diesmal eine Spur strenger.Endlich kitzelte er eine Reaktion aus dem Eisprinzen heraus."Weshalb?" Seine Stimme war glasklar, klirrend klar, wie der kälteste Wintertag... "Du hast mich nicht nach meiner Meinung gefragt, als du entschieden hast, diese Leute hier wohnen zu lassen, Vater - was sollte es nun für einen Unterschied machen, ob ich sie begrüße oder nicht?"Noch immer saß er da, völlig ungerührt, bewegungslos- diese beängstigende Ruhe. Diese unheimliche Kälte...Juan war noch nie einer solchen Person begegnet. Obwohl die Sonne schien, fröstelte es ihn merklich.Nun konnte der Graf nicht länger ruhig bleiben, er stapfte zum Pavillon und packte seinen Sohn am Arm. "Bitte, benimm dich jetzt...", redete er leise auf ihn ein und schließlich ließ Roberto sich von seinem Vater mitzerren, leblos und völlig ohne Ausdruck wie eine Puppe.Je näher er kam, desto unheimlicher wurde er Juan- er sah tatsächlich aus wie eine Puppe. Diese helle Haut... die perfekte Kleidung, selbst bei Bewegung saß sie wie angegossen, immerzu- die nach hinten gekämmte Frisur. Kein einziges Haar war an falscher Stelle. Die schlanken, zarten Gliedmaßen- er hätte zerbrechlich und beschützenswert wirken können, wäre da nicht dieser eiskalte Blick gewesen. Todesstrahlen...'...Lass mich doch bitte nicht erfrieren...', dachte Juan verzweifelt beim Anblick dieser Augen.Er konnte kaum standhalten, ohne wegzublicken.Als sie sich plötzlich direkt gegenüberstanden, wurde Juan klar, dass das niemals, niemals, niemals funktionieren konnte. Sie waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht, obwohl sie im gleichen Alter waren, beide beinahe von gleicher Höhe und Statur. Er mit seinen dunklen Locken, der gesunden Hautfarbe, der lässigen Haltung, den haselnussbraunen, warmen Augen- und sein Stiefbruder Roberto, bedenklich blass, die Lippen so schmal, das Haar so blond, die Augen so klar, so blau, voll von unverhohlenem Hass, der ihn ins Herz traf wie ein Stich...Tag und Nacht, Sonne und Mond, Licht und Schatten.'Das wird nichts.', dachte Juan verzweifelt und er starb innerlich ein Stückchen, als Roberto ihn mit verachtenden Blicken malträtierte. Er hatte schon öfter Ärger gehabt, an neuen Schulen, war auch mal in die ein oder andere Prügelei geraten- aber er hatte noch nie so einen Hass in den Augen eines Anderen gesehen... Dabei hatte er Roberto doch nichts getan...Er begriff überhaupt nicht, was hier los war.Schließlich zwang sich Roberto unter der strengen Beobachtung seines Vaters dazu, Juan lasch die Hand hinzustrecken.Juan ergriff sie nervös, doch Roberto griff nicht zu, seine Hände waren eiskalt- und so zierlich...Dann zog der Adelsspross seine Hand wieder zurück und tat etwas erschreckend unhöfliches- er verzog angewidert das Gesicht und strich sich die Finger an der Hose ab- als hätte Juans Berührung ihn beschmutzt...Bei Juans Mutter ging er ebenso vor. 'Du eingebildetes Früchtchen...! So eine Frechheit.'"Ich führe die beiden jetzt in unserem Anwesen herum- du solltest mitkommen, Roberto.", meinte Felipe.Roberto würdigte seinen Vater keines Blickes."Nein, Vater. Ich trinke lieber meinen Tee.", sagte er völlig ohne jegliche Emotion.Dann wandte er sich ab und ging mit gestelzten, etwas kraftlos wirkenden Schritten zurück zum Pavillon. Der Graf von Montemolinos führte Dolores und Juan in seinem, oder besser gesagt ihrem neuen Heim herum, jeder Raum der riesigen Villa war einschüchternd- die Decken so hoch gelegen, die Zimmer so groß, dass sie drohten, einen zu verschlucken, überall dunkles, altes Holz, das unter den Schuhen knarzte, Säle, in denen die Stimmen erbarmungslos widerhallten.Alles wirkte so groß, so übertrieben. Und all das, nur für Felipe von Montemolinos und seinen Sohn Roberto? Was war eigentlich mit der Mutter geschehen...?Eine Gräfin von Montemolinos wurde jedenfalls nicht erwähnt, während Felipe sie durch die Räumlichkeiten führte und hier und da ein paar erklärende Sätze anbrachte.Obwohl das Anwesen sehr prunkvoll und nicht gerade modern war, so erschien es Juan dennoch ein wenig seltsam- wie das Haus eines Adeligen wirkte es nicht.Es fand sich nirgendwo ein Familienwappen, es gab keine alten Gemälde von Vorfahren, keine klapprigen Ritterrüstungen oder Stellwände mit Degen oder dergleichen-so hatte Juan sich das immer vorgestellt.Aber was wusste er auch schon vom Adel? Er hatte nur seine Klischees aus schlechten Fernsehfilmen und ZeichentPedroserien.Als sie aber in das Wohnzimmer geführt wurden, passten die Klischees auf einmal doch wieder- ein herrschaftlicher, offener Kamin, drum herum schwere Ohrensessel mit dunkelroten Bezügen und eine Sofalandschaft, die einem den Atem raubte.Es hätte gemütlich wirken können- aber irgendwie konnte Juan sich nur vorstellen, wie Felipe hier mit seinem Sohn saß, nur zu zweit, verloren in diesem hohen, weiten Raum, und einander frostig anschwiegen. Bei dem Gedanken wurde dem Jungen eiskalt.Ohnehin musste er jetzt ständig an diesen verdammten Schnösel Roberto denken.Er hatte einen mächtigen Eindruck auf ihn gemacht, mit seiner unfassbar ignoranten Art und seinem unheimlichen Eisblick. Eine solch kalte Begegnung ließ sich nicht so rasch aus dem Gedächtnis verbannen..."Oh, ach, Felipe, es ist alles so wunderbar hier- und wir, Juanny und ich, wir sind so glücklich, dass wir bei dir wohnen dürfen!"Juan sah seiner Mutter dabei zu, wie sie Felipe ansprang, einem Hündchen ähnlich, und ihm die Arme stürmisch um den Hals warf. Der Graf lächelte sie an und gab ihr einen Kuss auf die Lippen, aber nur einen ganz kurzen, wahrscheinlich weil ihr Sohn anwesend war. Rücksichtsvoll...Juan hatte schon lang nicht mehr erlebt, dass ein Mann so zärtlich mit seiner Mutter umging und zugleich auch noch so freundlich zu ihm war.Noch kein Haken in Sicht, bisher. Sehr verwunderlich.Naja- der einzige Haken schien bisher Roberto zu sein, dieser hasserfüllte zukünftige Stiefbruder.Diesen Kerl sollte er 'Bruder' nennen...? Das erschien ihm bei der momentanen Feindseligkeit absolut undenkbar."Nun, ich hoffe, ihr habt beide ein wenig Hunger mitgebracht!", meinte der Graf und lächelte freundlich. "Das Abendessen wird bald fertig sein. Am Tisch können wir auch alles weitere besprechen."Alles weitere... Das zukünftige Leben in dieser Villa. Juan kannte Besprechungen dieser Art schon zur Genüge, das hatte es jedes Mal gegeben, wenn seine Mutter wieder einen neuen Lover mit ausreichender Wohngelegenheit gefunden hatte. -Das wird dein Zimmer sein, Junge, dort ist das Badezimmer, hier sind die Anmeldeformulare für deine neue Schule- Festlegungen dieser Art, die sein ganzes Leben, seine ganze Umgebung für die nächsten Monate bestimmten- doch jedes Mal geschah es auf Zeit. Juan war sich mittlerweile ziemlich sicher, dass er niemals einen Ort finden würde, an dem es ihn lange halten würde.Seine Mutter würde sicher noch tausende Male die Männer wechseln, es würden noch so viele Umzüge folgen.Und selbst wenn Juan sich eines Tages, sobald er volljährig war, von seiner Mutter lösen würde, dann war er sich sicher, dass die prägende Jugend und Kindheit ihn stets zu einem Vagabund machen würden.Dass er niemals Ruhe finden würde, nirgends auf der Welt... Verdammt zur Einsamkeit, Unbeständigkeit, Rastlosigkeit...Und dennoch, der gute erste Eindruck, den der Graf bei ihm hinterlassen hatte, säte doch einen winzigen Zweifel an dieser finsteren Zukunftsvision in seinem Herzen. Er war so höflich, und das mit einer beeindruckenden Lässigkeit, seine Worte wirkten niemals aufgesetzt, sein Lächeln war offen...Aber Juan hütete sich, diesem Mann zu schnell zu vertrauen. Wenn er so darüber nachdachte, gab es auf der Welt gar niemanden, dem er wirklich traute, ausser möglicherweise seine Mutter.Sie brachte ihn vielleicht oft in schlimme Lagen- aber sie hatte ihn noch nie böswillig angelogen oder benutzt."Also dann, bitte folgt mir!"Der Graf brachte sie in den Speisesaal zurück, den er ihnen vorhin schon bei der Hausführung gezeigt hatte, eine Halle, die im Zentrum mit einem großen, blank gewienerten, sehr langen Mahagoni-Tisch ausgestattet war, an dem gut zwei Dutzend Gäste zum Essen Platz gefunden hätten, eine richtige Tafel also.Wieder kam es Juan unpassend und irgendwie gruselig vor, sich hier nur den Grafen und seinen Sohn vorzustellen, an diesem viel zu großen Tisch, ganz allein in diesem herrschaftlichen, stillen Saal, schweigend und mürrisch im Essen herumstochernd.Felipe und sein Sohn Roberto hatten auf den ersten Blick aber auch wirklich gar nichts gemein- Juan konnte sich nicht vorstellen, was diese beiden miteinander reden würden, worüber sie sich unterhalten könnten.Ausserdem schien Roberto im Moment nicht nur dem Familienzuwachs gegenüber feindlich gesinnt zu sein, sondern auch seinem Vater, der dafür verantwortlich war.Hier herrschte momentan wirklich dicke Luft... Auf der Speisetafel standen bereits vier große Teller bereit, die mit vier Gloschen abgedeckt waren, um das Gericht frisch zu halten.Ein Butler trat an den Graf heran und verneigte sich leicht vor ihm. "Es ist angerichtet, Herr von Montemolinos.""Danke, danke, mein Bester! Juan, ich hoffe, du magst Fisch?" Felipe blickte ihn unvermittelt mit erwartungsvoll geweiteten Augen unter hochgezogenen Brauen an und Juan geriet ins Stammeln, diese Aufmerksamkeit war er nicht gewohnt."...J-ja... Ja klar, das ist in Ordnung.""Es ist Zander auf Maronenpilzgulasch- ich weiß nicht, was ihr gerne esst, aber ich glaube, mit etwas so einfachem kann man nichts falsch machen!"'Mit sowas einfachem? Ich habe kein Wort verstanden.', dachte Juan etwas irritiert.Er sah seine Mutter hinter dem Grafen unwissend mit den Achseln zucken."Die liebe Güte!" Der Graf starrte auf die große alte Standuhr im Speisesaal. "Ist der Junge immer noch draußen? Ich muss mich wirklich für Robertos Benehmen entschuldigen- ich kann mir gar nicht erklären, was in ihn gefahren ist.""Nicht der Rede wert, Liebling! Wir müssen uns alle noch an die neue Situation gewöhnen!", sprang Dolores ihm gleich zur Hilfe- das war ihr Standardsatz, den sie immer bei neuen Beziehungen verwendete, um Missverständnisse und Probleme zu erklären.'Nicht der Rede wert? Er hat uns behandelt wie Dreck! ...Dass wir uns das überhaupt gefallen lassen...'"Ich gehe ihn mal schnell holen. Er soll mit uns zusammen essen... Ich bin sofort wieder da, bitte nehmt doch derweil schon Platz.", murmelte der Graf etwas nachdenklich, das Verhalten seines Sohnes überschattete nun doch sein fröhliches Gemüt. Mit schweren Schritten stapfte er von dannen.Juan und seine Mutter setzten sich nebeneinander an die Tafel vor ihre Teller und als der 21-Jährige sich ganz sicher sein konnte, dass der Mann sie nicht mehr hören konnte und auch der Butler fort war, redete er auf sie ein. "Mama...! Wo hast du mich da schon wieder reingeritten?""Was meinst du, Schatz?" Die Augen seiner Mutter strahlten unwissend. Offenbar hatte sie sich von Robertos Auftritt nicht aus der Glückseligkeit bringen lassen. Vielleicht war das so, wenn man verliebt war...Das konnte Juan nicht beurteilen. Er war noch nie einer anderen Person verfallen.Nach den vielen Eskapaden, die er mit seiner Mutter erlebt hatte, war er auch der Ansicht, dass es besser war, diesen Gefühlssturm nicht zu erleben, denn Stürme ließen sich nicht kontrollieren und alles, was sie am Ende hervorbrachten, war Zerstörung."Na, ich rede von dem schnöseligen Kerl! Dieser Roberto hasst uns jetzt schon...! Das wird wieder Ärger geben!"Juan erinnerte sich an einige Zwischenfälle mit Stiefgeschwistern, dank denen er auch gelernt hatte, wie heimtückisch die menschliche Natur doch sein konnte. Und wie böse Kinder sein konnten...Er hatte schon einigen Prügel von älteren Söhnen verflossener Liebhaber seiner Mutter bezogen und ein paar seiner Ex-'Stiefschwestern' hatten ihm riskante Streiche gespielt, um ihn aus dem Haushalt zu mobben- Nägel in den abgelaufenen Schuhen, Schmierseife auf der obersten Treppenstufe, Morddrohungen auf kleinen Zettelchen im Schulranzen..."Ach, wir sind doch gerade erst angekommen! Ich bin sicher, es renkt sich bald alles ein! Für diesen Jungen ist es eben auch nicht so einfach. Ihr werdet euch schon noch zusammenraufen." "D-das Gefühl habe ich nicht...", murmelte Juan verstört. Wenn er nur an diese kalten Augen dachte, lief es ihm eisig den Rücken hinunter.'Hoffentlich kommt er nicht zum Essen. Sonst krieg ich keinen Bissen von dem komischen Fisch da runter.'Aber seine unausgesprochenen Wünsche wurden nicht erfüllt, denn wenige Sekunden später stand Felipe von Montemolinos wieder im Raum, er sah zuversichtlich und etwas selbstzufrieden aus, anscheinend hatte er seinen verstockten Sohn dazu überredet, mit ihnen zusammen zu speisen.Wenig später trottete Roberto herein, sichtlich lustlos und genervt. Mit arrogant erhobenem Kinn setzte er sich schließlich an die Tafel, ausgerechnet direkt gegenüber von Juan, doch er würdigte weder ihn noch seine Mutter eines einzigen Blickes.Auch der Graf setzte sich jetzt, er nahm Dolores gegenüber Platz und lächelte ihr zu, ehe er die Glosche von seinem Teller entfernte, sein Gesicht wurde augenblicklich vom aufsteigenden Dampf verhüllt.Alle anderen taten es ihm gleich. Der Graf wünschte einen guten Appetit, Dolores und Juan erwiderten die netten Worte etwas unsicher, Roberto hingegen sagte überhaupt nichts.Zu Juans großem Pech fingen Dolores und Felipe nun an, sich vertraut miteinander über Begebenheiten zu unterhalten, bei denen weder Juan noch Roberto mitreden konnten- vielleicht tat der Graf das mit Absicht, um eine Atmosphäre zu schaffen, in der die beiden 21-Jährigen ebenso ungestört miteinander reden konnten.Aber zwischen den beiden Söhnen herrschte eisiges Schweigen und Juan fing nur völlig verunsichert an, sein Fischfilet zu zerlegen und zu essen. Es schmeckte gut, unverkennbar, aber Robertos Anwesenheit verursachte ihm so einen Stress, dass ihm beinahe übel wurde.Nach einer Weile spürte er auch noch stechende Blicke auf sich liegen wie eine tonnenschwere Last, Blicke, die natürlich nur von diesem Eisprinz stammen konnten.Er schluckte schwer und zwang sich dazu, den Blickkontakt aufzunehmen.'Was starrst du mich so an, du verwöhnter Schnösel?', dachte er verzweifelt. Eine albtraumhafte Konfrontation- und er konnte nicht weg. Die reinste Folter.Roberto starrte ihn hochmütig und voller Abscheu an, während er selbst zu essen begann- da wurde Juan klar, was wohl Robertos Missfallen erregt hatte. Juan hatte keine Ahnung von Tischmanieren, in einem so edlen Hause hatte er noch nie gespeist, es kam ja sogar schon selten vor, dass sie in einem guten Restaurant zu Abend aßen. Seine Mutter wurde auch nicht jünger und in den letzten Jahren war es ihr schwergefallen, richtig wohlhabende Lover an Land zu ziehen. Früher waren ihre Aufenthaltsorte und Speiselokalitäten um einiges schicker gewesen, aber das war lange, lange her.Natürlich kaute Juan mit geschlossenem Mund, er benutzte Messer und Gabel und kleckerte nicht- aber einem Schnösel wie Roberto schien das nicht zu reichen. In Adeligenkreisen galten wohl andere Regeln.Hier wurde Juan zum ersten Mal bewusst, wie groß diese Unterschiede dann doch waren...Er beobachtete Roberto dabei, wie er sein Filet schnitt- er beugte sich nicht über den Teller, sein Rücken war absolut gerade, er führte das Messer so sicher, erzeugte dabei keinen Klang auf dem Porzellan, stieß nie das Besteck aneinander und er führte mit jeder Gabel nur winzigste Stückchen an seine perfekten Lippen... Im Gegensatz zu ihm aßen Juan und seine Mutter wie Barbaren. Juan erlaubte sich einen Seitenblick zum Grafen- selbst während er sich mit Dolores unterhielt, gelang es ihm, genau so vornehm zu essen wie sein Sohn, er wirkte nur nicht ganz so steif und verkniffen dabei. Alles hatte eine gewisse Leichtigkeit bei diesem Mann.Wie konnte er nur so einen abscheulichen Sohn haben...? Das war unbegreiflich.Nur äußerlich ähnelten sie einander, das allerdings in großem Maße.Während Roberto sich seinem Abendessen widmete, und ihn wenigstens nicht mehr unentwegt mit Todesblicken strafte, erlaubte Juan sich einen Moment, um seinen neuen 'Stiefbruder' auf Zeit zu betrachten.Er sah so makellos aus, so geschniegelt und gestriegelt, aalglatt, wie eine Wachsfigur...Gegen diesen Jungen fühlte er sich noch schäbiger als ohnehin schon. Neben ihm musste er aussehen wie ein Penner...Juans Blick blieb schließlich an den Augen hängen und er bemerkte etwas, was ihm noch gar nicht aufgefallen war, die stechenden Pupillen, die von absolutem Himmelblau umgeben waren, hatten ihn zuvor davon abgelenkt, doch nun, da Roberto den Blick senkte, sah er es...Seine Wimpern... Sie waren ebenso hell wie seine Haare- und wie unglaublich lang sie waren... Er versuchte sie zu zählen, konnte sich plötzlich auf nichts anderes mehr konzentrieren.Dieser Roberto...Versteckte sich nicht doch etwas mehr als nur Hass in diesen Augen? Für eine Sekunde glaubte er, einen Schimmer der Traurigkeit zu erkennen, doch da unterbrach ihn plötzlich der Graf."Also- Jungs, wir haben jetzt ein paar Dinge zu besprechen, die euch beide betreffen."Roberto hob den Kopf und funkelte seinen Vater bitterböse an, aber dieser ignorierte es einfach und machte mit seiner Ankündigung weiter."Zunächst einmal, Juan, geht es um deine Schulbildung. Du musst wissen, es gibt hier in der Nähe zwei Schulen, eine öffentliche, und eine private. Ich habe nach reiflicher Überlegung entschieden, dass ich dir, vorausgesetzt, dass du das möchtest, den Besuch auf der Privatschule finanzieren würde. Ich möchte nicht, dass du dich in diesem Haushalt benachteiligt oder ausgeschlossen fühlst-"Roberto war währenddessen noch bleicher geworden, er hatte die Hände so hart um Messer und Gabel geschlossen, dass seine Knöchel kalkweiß hervortraten. Er wirkte so, als würde er seinem Vater am liebsten gleich die Augen ausstechen. "...Vater...", quetschte er wütend hervor. "Das kann nicht dein Ernst sein. ...Diese... Person... soll auf meine Schule gehen? Wann hast du das entschieden?"Der Graf hob die Hand. "Roberto, bitte benimm dich. Ich habe es eben entschieden. Aber zurück zu dir, Juan-"Er blickte den Jungen freundlich an. "...Bist du denn damit einverstanden?"Juan war rot geworden vor Aufregung. Wie der Graf mit ihm sprach... So... so väterlich.Und er würde ihm also tatsächlich den Besuch auf der Privatschule bezahlen, obwohl er ihn gar nicht kannte...? Das war so eine bedeutungsvolle Geste! Allerdings-... auf einer Schule mit Roberto...Da war der Ärger doch vorprogrammiert! Er blickte sich nervös zu seiner Mutter um, doch die legte nur ihre Hand auf sein Knie und rüttelte ihn begeistert."Das ist doch eine unglaubliche Chance, nicht wahr, Juan?", wisperte sie und lächelte breit.Juan wurde bewusst, dass er dieses großzügige Geschenk nicht ausschlagen konnte, natürlich nicht."V-vielen Dank, Herr von--... ähm... Felipe. Aber nur, wenn es auch wirklich in Ordnung ist- mit dem Geld und so-""Ach, keine Sorge- Geld hab ich ja genug, es ist fast schon ein Fluch! Und es wäre doch gut, es einmal für etwas sinnvolles wie Bildung auszugeben!" Das Strahlen des Mannes blendete Juan fast und er schrumpfte in sich zusammen.Roberto hatte währenddessen das Gesicht in die Hände sinken lassen. "Vater...!", setzte er schließlich noch einmal mit vibrierender Stimme an, doch der Graf schüttelte den Kopf."Juan hat das Angebot angenommen, Roberto, du hast es gehört. Somit ist es entschiedene Sache."Obwohl Juan dieser Roberto zuwider war, so musste er doch feststellen, dass das Verhalten des Grafen gegenüber seinem Sohn auch nicht gerade so höflich war- er stellte ihn einfach vor vollendete Tatsachen... Er selbst hätte wohl auch sauer darauf reagiert."Und da ist noch etwas-"Offenbar gingen die Schreckensankündigungen weiter... Juan biss sich heftig auf die Unterlippe.Er spürte schon die üblen Schwingungen in der Luft. Roberto war ja jetzt schon zum Zerreissen angespannt."Ich mach es mal kurz und schmerzlos: Momentan werden wir wohl nicht drum herum kommen, dass ihr zwei euch erst einmal ein Zimmer teilt."Robertos Augen wurden tellergroß und ihm fiel das Besteck aus den Händen. "Dies ist ein Scherz, nicht wahr?", zischte er aufgebracht.Juan wünschte sich einfach nur noch, im Erdboden zu versinken."Roberto, du weißt genau, dass die Kapazitäten unseres Hauses mit all den neuen Bediensteten doch etwas ausgelastet sind...""Was ist mit dem Gästezimmer?""Das Gästezimmer, Roberto, ist für Gäste...! Und Juan ist nicht unser Gast, sondern er wohnt ab jetzt hier. Er soll sich wie ein Mitglied der Familie fühlen.""Das ist er aber nicht...!""Du wirst dich damit arrangieren müssen."Nun platzte Roberto endgültig der Kragen. Er sprang von seinem Platz auf und in seinen Augen lag ein geradezu dämonischer Hass auf die ganze Welt."Mutter-... Mutter hätte mich nie so übergangen! Und ich wünschte, du wärest unter der Erde und nicht sie!", fuhr er seinen Vater an und seine Haltung wirkte so bedrohlich und einschüchternd, dass man ihn kaum für einen 21-Jährigen hielt.Dann, mit einem wütenden Schnauben und einem letzten verächtlichen Blick auf Juan und seine Mutter, stürmte er wild aus dem Speisesaal.Der Graf sank auf seinem Sitz zusammen, seine freundliche Maske bekam eine Kerbe und er sah für eine Sekunde unglaublich verletzt aus. Roberto war also ein Halbwaise...Auch davon hatte Juans Mutter ihm nichts erzählt. "Ich-... entschuldigt mich bitte- ich gehe ihm rasch nach.", murmelte der Graf, er war gar nicht mehr er selbst vor Schmerz, schwerfällig erhob er sich und folgte seinem Sohn mit gesenktem Haupt.Juan spürte, dass ihm sein Herz bis zum Hals schlug.Unter einem Dach mit diesem unversöhnlichen, hasserfüllten Jungen- das würde nicht gut ausgehen... Nach Robertos Ausbruch sank die ohnehin schon brüchige, unterkühlte Stimmung erst recht in den Keller und der Abend war sozusagen im Eimer, der Graf blieb ewig weg, offenbar, um sich mit seinem Sohn auszusprechen, Juan und Dolores saßen unschlüssig im riesigen Wohnzimmer der Villa herum, fühlten sich fremd und alleingelassen."Das ist ja alles klasse gelaufen...", murrte Juan zum wiederholten Male unzufrieden.Seine Mutter war hingegen noch immer recht guter Dinge, was das Vorhaben anging, in diese Villa zu ziehen."Ach Juanny, mein Schatz, der erste Tag ist doch immer ein bisschen schwierig, das weißt du doch. Es wird sich alles fügen.""Bla bla bla!", fuhr Juan sie an. "Du hast leicht reden. Du kannst dich heute Nacht an deinen tollen Grafen kuscheln und ich darf mir das Zimmer mit diesem schmierigen Molch teilen."Kurz dachte der 21-Jährige nach und schloss die Augen. "...Mama, du hast mir gar nicht erzählt, dass die Frau des Grafen gestorben ist.""Habe ich das nicht?""Nein, hast du nicht!! Genau so wenig wie du mir von dem Sohn erzählt hast. ...Weißt du denn, was mit ihr passiert ist?""Hmmm..." Seine Mutter betrachtete nachdenklich ihre roten Fingernägel und spitzte die Lippen- eine Geste, die sie oft vollführte, wenn sie krampfhaft versuchte, sich an etwas zu erinnern, was ihr schon einmal mitgeteilt worden war, sie aber in ihrer Unbekümmertheit wieder vergessen hatte."Ah, jetzt fällt es mir wieder ein!" Jetzt reckte sie triumphierend den Zeigefinger in die Luft. "Sie hatte einen Reitunfall, vor etwa zwei Jahren."Dolores war wohl die einzige Person, die soetwas schreckliches mit so einem naiven Lächeln sagen konnte- und zugleich war sie die einzige, der man dafür nicht böse sein konnte."Vor zwei Jahren...", murmelte Juan nachdenklich. Er hatte ja selbst noch nie erlebt, dass jemand starb, der ihm nahe war, da er stets nur mit seiner Mutter durch die Welt pendelte- höchstens seinen unbekannten Vater hätte man als verlorenes Familienmitglied ansehen können, aber da er ihn ja nicht kannte und ihn auch nicht kennenlernen wollte, betrachtete er dies nicht als Verlust.Es musste schwer sein, die Mutter zu verlieren, wenn man zuvor in so einer wohlbehüteten Familie aufgewachsen war- und dann auch noch als verhätscheltes, reiches Einzelkind.Zwei Jahre... Das klang nach einer langen Zeit, aber für einen trauernden, noch so jungen Halbwaisen war es das sicher nicht. Und nun wurde ihm einfach eine neue "Familie" vorgesetzt...Juan konnte sich schon ein wenig in Roberto hineinversetzen- und für eine Sekunde, da am Tisch, als er gesagt hatte, dass er lieber seinen Vater tot sehen würde, hatte Roberto ihm auch Leid getan.Aber auch der Graf tat ihm Leid- selbst wenn er seinen Sohn vielleicht ein wenig vor den Kopf gestoßen hatte, so verdiente er es nicht, dass sein eigenes Kind soetwas scheussliches zu ihm sagte.Nein, innerhalb der Familie sollte man sich niemals den Tod wünschen. Das war furchtbar...Aber auch wenn er Robertos Wut nun wenigstens im Ansatz verstehen konnte, so grauste ihm trotzdem davor, mit ihm das Zimmer zu teilen. Da kamen sie schon einmal in eine so ausladende Villa unter und dann bekam er dennoch kein eigenes Zimmer, kein Stückchen Privatsphäre. Und Roberto mit seiner eisigen Aura konnte wirklich furchteinflößend sein- Juan befürchtete fast, von ihm im Schlaf ermordet zu werden...Und dann gingen sie in Zukunft auch noch auf die gleiche Schule. Da gab es so viele unangenehme Berührpunkte...Wie sollte er das bloß durchstehen?'Ganz ruhig, Juan. Denk auch dran- das geht sowieso nicht lang. Nach spätestens einem Monat bist du wieder hier raus.'Während er allerdings noch seinen Gedanken nachhing, begann seine Mutter, mit verschwörerischer, aber glücklich hüpfender Stimme, vom Grafen zu schwärmen."Ist er nicht ein traumhafter Mann, Juanny-Bunny? Findest du nicht auch?" Juan hob den Kopf, er wollte irgendetwas zynisches erwidern, aber seine Mutter sah so beschwingt aus, dass er es nicht übers Herz brachte. Schließlich nickte er. "...Ja... Er scheint wirklich ganz nett zu sein, bisher.""Und wie attraktiv er ist!" Sie schlug sich eine Hand auf die Brust und seufzte. "...Hach, und im Bett ist er einfach unbeschreiblich-""Mama, ich bitte dich!""Und Juanny-"Auf einmal erhob sie sich von ihrem Sessel, ging zu ihrem Sohn und küsste seine Stirn, dann kniete sie sich vor ihn und griff nach seiner Hand."...die Privatschule zahlt er dir...! Das macht mich so froh! Ich weiß, Juan, ich habe... einige Nieten gehabt, aber ich glaube dieses Mal passt einfach alles. Er ist so nett zu dir- das bedeutet mir wirklich viel... Ich glaube, du wirst dich gut mit ihm verstehen, mein Schatz!"Da war Juan verblüfft. Er erkannte die Aufrichtigkeit in den Worten seiner Mutter.Er hatte so oft gedacht, dass es seiner Mutter egal war, wie ihre Liebhaber ihn behandelten...Aber zum ersten Mal erkannte er bei ihr das ernsthafte Bemühen, ihrem Sohn etwas wie eine Familie zu geben und sie hatte sich den besten Ersatzvater herausgesucht- und hatte dabei nur an ihn gedacht...Der Junge fühlte ein warmes Gefühl in seiner Magengegend, seine Wangen erröteten, rasch wandte er das Gesicht ab und versuchte cool zu wirken. "Ja, passt alles ganz super. Da wäre eben nur noch die Sache mit dem 'Stiefbruder'.", seufzte er.Dann, als sie schon fast die Hoffnung aufgegeben hatten, dass sich dieser Konflikt in dieser Nacht noch lösen würde, kam plötzlich der Graf wieder herein, er sah erschöpft und zerschlagen aus, seufzend strich er sich das blonde Haar zurück."Liebling!" Dolores sprang besorgt auf und stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Arme um seinen Hals zu schlingen und ihn aufmunternd zu küssen. "Ist alles in Ordnung? Konntest du ihn beruhigen?"Er hielt sie kurz fest und die Umarmung schien ihm sichtlich Kraft zu geben.Bei diesen beiden musste es ja ordentlich gefunkt haben- schon nach wenigen Wochen waren sie einander schon so nah, man konnte es deutlich spüren..."Ach es ist... es ist einfach gerade schwierig mit ihm.", murmelte er und schüttelte den Kopf. "Aber er hat sich zumindest wieder beruhigt. Bitte, nehmt es ihm nicht krumm! Es hat nichts mit euch zu tun-... Es ist eher ein Konflikt zwischen Roberto und mir."Er hob den Kopf und musterte Juan mit müdem Blick. "Komm, Juan, ich bringe dich kurz auf das Zimmer, unsere Haushälterinnen haben gerade dein neues Bett reingetragen und es frisch bezogen."Der Graf gab Dolores noch rasch einen Kuss, dann flüsterte er ihr zärtlich irgendetwas ins Ohr und löste sich von ihr, um Juan durch die Villa zu führen, in der man sich wirklich verirren konnte...Über eine große, knarrende Edelholztreppe ging es hinauf ins Obergeschoss, wo sich alle Schlafzimmer befanden.Der Hausherr brachte Juan an eine zweiflügelige, etwas protzig wirkende Tür und blieb dann seufzend davor stehen.Er schien zu überlegen, ob er Juan wirklich schon dort hineinlassen sollte.Schließlich holte er etwas aus der Innentasche seines Anzugsakkos, Juan beobachtete ihn irritiert dabei."Warte kurz, Juan-... ich würde dir gerne etwas zeigen, wenn ich darf..."Der Graf beförderte ein kleines, goldenes Medaillon zu Tage, klappte es auf und zeigte es Juan- überrascht stellte der Teenager fest, dass die Hände des Mannes zitterten...In dem Medaillon befand sich ein Foto- und ein eisiger Blick bohrte sich daraus in Juans Augen, ein bekannter Schauer krabbelte über seine Haut.Es war das Bild einer wunderschönen, aber sehr kühlen Frau mit unbarmherzigem Blick aus kalten, blauen Augen... Unverkennbar- diese Ähnlichkeit...! Das musste Robertos Mutter sein.Mit einem Schlag wurde dem 21-Jährigen alles klar. Daher hatte sein neuer 'Bruder' also seine verschlossene Persönlichkeit... Er war seiner Mutter sicher viel ähnlicher gewesen als seinem offenen, lebensfrohen Vater."Das ist-... das war Juanita, meine Frau.", erklärte er leise. "Ihr Verlust hat Roberto sehr schwer getroffen. Bitte, verzeih ihm seine ablehnende Haltung. Ich glaube, er kann es einfach nicht ertragen, eine neue Frau an der Seite seines Vaters zu sehen- und dazu auch noch einen 'Bruder' vorgesetzt zu bekommen."Juan betrachtete noch immer völlig gefesselt das Medaillon. "...Sie-... ich meine... du hast ihr Foto immer bei dir?""Oh-... in der Tat-" Der Graf errötete und steckte das Schmuckstück rasch zurück in seine Tasche. "Ich-... Auch ich muss noch sehr oft an Juanita denken." Er beugte sich vertraulich zu Juan herab. "...Erzähl bitte Dolores nichts davon...""Nein, mache ich nicht." Juan lächelte. Es war doch nur verständlich, dass er noch viel an seine Frau dachte..."Weißt du, Juan... Ich hoffe du findest das Thema jetzt nicht allzu unpassend- aber deine Mutter tut mir sehr gut. Sie ist eine so liebevolle Frohnatur- sie hat mir wirklich ein Stückchen Lebensfreude zurückgegeben. Ich bin... sehr verliebt in sie.""Ähm-... O-okay..." Juan starrte auf seine Füße. Dieses Thema war wirklich ziemlich unangenehm. Vorallem klang der Graf so ehrlich- und sicher hatte er keine Ahnung, wie oft Juan solche 'Männergespräche' schon mit den Liebhabern seiner Mutter hatte führen müssen.'Ich hoffe, Mama nutzt ihn nicht aus... Sie liebt ihn doch auch- oder? Moment- was denke ich da eigentlich? Kann mir doch egal sein...! Diese Sachen gehen doch eh nie gut, egal ob sie ihn liebt oder nicht... Früher oder später sind wir wieder weg von hier!'"Deshalb möchte ich mich auch um deine Gunst bemühen! Denn kein Mann kann sich je zwischen Mutter und Kind stellen, das weiß ich. ...Aber du bist wirklich ein netter, junger Mann, Juan." Er lächelte. "Ich denke, wir werden uns gut verstehen. Und bitte, wenn es irgendwas gibt, was dich stört oder falls du etwas brauchst- du kannst dich immer an mich wenden!"Juan fühlte sich regelrecht erschlagen von so viel Freundlichkeit. Er schluckte schwer und brachte dann nur noch ein Nicken zustande."Also gut. Dann lasse ich dich mal allein. Es war ein anstrengender Tag- für uns alle. Ich wünsche dir eine gute Nacht!" Der Graf schenkte ihm noch ein letztes Lächeln, dann wandte er sich ab und lief die Treppe wieder hinab.Und nun fand sich Juan ganz alleine an der Pforte zur Höhle des Löwen wieder.Sicher war Roberto da drin... Angeblich hatte er sich beruhigt- aber Juan traute dem Frieden nicht.Er öffnete nervös die Tür und trat ein.Was er sah, verschlug ihm den Atem und ließ ihn erstarren.Gerade in dem Moment, in dem er hereingekommen war, hatte Roberto sich von seinem Hemd befreit.Juans Gehirn blendete auf einmal einfach alles aus, er konnte nur den adeligen Jungen im Tunnelblick betrachten.Die schneeweiße, nackte Haut... Wie verwundbar er plötzlich aussah, so halbnackt... zerbrechlich...Auf seinen schmalen Hüften saß eine lockere Pyjamahose.Juans Eintreten schien ihn nicht im Geringsten aus dem Konzept zu bringen, Roberto ließ sich seelenruhig Zeit und streifte sich langsam sein Schlafanzugoberteil über. Fast schien es so, als hätte er die Anwesenheit des Neulings gar nicht wahrgenommen...Wollte er ihn jetzt etwa ignorieren? Als ihn dann jedoch wieder ein wortloser, frostiger Blick traf, schüttelte es den Jungen und er wurde aus seiner Starre gerissen.'Warum stehst du hier so blöd rum? Reiß dich doch zusammen, Juan... Was ist hier eigentlich los?'Sein Blick fiel auf die Tasche, die neben einem der zwei Betten im Raum stand- die kleine, löchrige Reisetasche, in der er sein weniges Hab und Gut von einem Ort zum nächsten mitnahm.Beschämt fiel ihm ein, dass er selbst keinen Schlafanzug besaß- er schlief sonst immer nur im T-Shirt und Boxershorts- sonst hatte ihm das auch nie etwas ausgemacht aber irgendwie bereitete ihm dieser Gedanke jetzt Unbehagen, hier mit Roberto in einem Raum...'Warum bin ich... so unsicher?'Schweigend bückte Juan sich herab zu der Tasche und durchwühlte sie nach einem alten, schlabbrigen Shirt, das er am liebsten zum Schlafen trug.Als er sich schließlich halb entkleidete, fühlte er sich mehr als unwohl... Und er spürte stichelnde Blicke im Nacken.Er war heilfroh, als er seinen Unterleib rasch unter der Decke seines neuen Bettes verstecken konnte. Robertos Bett lag nur wenige Meter neben seinem. Auch der Schnösel hatte es sich mittlerweile im Bett bequem gemacht.'Haben wir eigentlich heute überhaupt ein einziges Wort miteinander gewechselt? Wir müssen uns doch irgendwie miteinander verstehen...'Juan wälzte sich gequält und unzufrieden im Bett herum- doch schließlich gab er sich einen Ruck und setzte sich noch mal im Bett auf. Er blickte zu Roberto herüber, der ihm den Rücken zugewandt hatte."Hey, mann-...", begann er unsicher. "...Es tut mir wirklich Leid. Ich weiß, wie... wie unangenehm es ist, wenn man eine neue Familie vorgesetzt bekommt... Ich kann dich gut verstehen. Ich wäre bei alldem sicher auch angekotzt- ich wollte nur sagen-... naja, wir sollten einfach versuchen, miteinander klarzukommen."Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, da bereute er sie auch schon, als er spürte, wie die Stimmung im Zimmer noch frostiger wurde, sein Herz gefror in seiner Brust.Roberto bewegte sich kein bisschen- es schien so, als würde er sogar den Atem anhalten.Dann, beinahe in Zeitlupe, drehte er sich im Bett herum und stand schließlich auf.Juan bekam riesige Augen und zog vor Schreck den Kopf zwischen den Schultern zusammen.Es hagelte tödliche Blicke auf ihn herab und er verdammte sich dafür, einen Schritt auf diesen Jungen zugemacht zu haben."Sprich mich nicht an...!", zischte Roberto mit funkelnden Augen. "Wie kannst du es wagen, zu behaupten, du wüsstest, wie ich mich fühle? Du und deine Mutter-... Ratten seid ihr, nichts weiter...! Ausbeuterische Ratten! Ihr habt, was ihr wolltet, nicht wahr? Einen gutgläubigen Geldgeber, meinen Vater... Ich sehe dir doch an, dass du innerlich triumphierst- und da kannst du noch reinen Gewissens so heuchlerisch behaupten, du würdest mich verstehen? Dass du dich nicht schämst!"Seine feine Stimme konnte anschwellen wie ein Donnerhall- so zart er auch wirkte, in seinem Zorn war er furchteinflößender als ein tobendes, mächtiges Gewitter.Juan senkte schuldbewusst den Blick und tatsächlich konnte er Roberto nicht einmal böse sein- es war schon klar, dass es für ihn so wirkte als seien er und seine Mutter nur geldgierige Betrüger... Genau danach sah es aus, das war Juan selbst bewusst und er schämte sich unendlich für das Verhalten seiner Mutter, ganz besonders jetzt.Aber- waren sie das auch wirklich...? Betrüger? Nein... Sie waren doch auch einfach nur auf der Suche nach ein bisschen Glück- und seine Mutter suchte die große Liebe, das wusste er, auch wenn sie sich natürlich auch darum kümmern musste, dass sie irgendwie finanziell über die Runden kamen.Und in Felipe schien sie da sogar einen vielversprechenden Kandidaten gefunden zu haben..."Ich kann es nicht ertragen, dieselbe Luft zu atmen wie du...", murrte Roberto und wandte sich wieder ab. "Du verpestest mein Zimmer... Mein Elternhaus... Mein ganzes Leben...!"Juan wollte noch etwas entgegensetzen, er wollte protestieren- doch er sah schon, dass Robertos Meinung so festgefahren war, dass er ihn nicht mehr vom Gegenteil überzeugen konnte.Ganz plötzlich löschte der Adelige das Licht und sie waren in absoluter Dunkelheit gefangen- und um Juan herum wurde es noch ein wenig kälter.Mit klopfendem Herzen und schamgeröteten Wangen glitt er wieder zurück unter die Decke und wickelte sich enger in das trostspendende Laken.Als Juan schließlich wach wurde, schlug ihm noch völlige Finsternis entgegen- warum war er denn so früh wieder aufgewacht, wenn er doch zuvor so schwer eingeschlafen war? Doch dann schreckte er hoch und sah eine Gestalt direkt vor seinem Bett."Komm...", hörte er eine heimtückische Stimme in der Dunkelheit säuseln, dann wurde er am Handgelenk aus dem Bett gezerrt.Ehe er wusste, wie ihm geschah, torkelte er über den Flur der Villa, von Roberto mitgeschleift.Irgendwann realisierte er, dass sie beide vor einer Tür stehen geblieben waren, er rieb sich verzweifelt die Augen und versuchte irgendwie, Herr seiner Sinne zu werden.Er erblickte Robertos Profil neben sich, gestochen scharf, sanftes Licht drang durch das Schlüsselloch zu ihnen heraus und seine langen, hellen, wunderschönen Wimpern schimmerten darin...Plötzlich gelangten seltsame Geräusche an sein Ohr und er erstarrte."Hörst du das, 'Stiefbruder'?", raunte Roberto ihm verächtlich zu. "...Mein Vater schläft mit deiner Mutter...""Spinnst du?", presste Juan nur hervor und wollte weg, aber der blonde Adelsspross packte seinen Arm, zog ihn wieder zurück, schließlich zwang Roberto ihn in die Knie und sie kauerten am Boden.Roberto drückte ihm brutal eine Hand über die Lippen.