Vershoppt und zugenäht - Emma Bieling - E-Book
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Emma Bieling

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Beschreibung

»Vorsicht, Einkaufswahn! Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Frauenarzt oder Insolvenzverwalter.«
Jana Weberlein ist jung, hübsch und erfolgreich. Und sie glaubt, den Mann ihrer Träume bereits gefunden zu haben. Eigentlich müsste sie auf Wolke 7 schweben, wenn da nur nicht diese verdammte Shoppingsucht wäre, die wie ein finanzsaugendes Monster über die angesparte Hochzeitskasse und sämtliche Konten hergefallen ist. Ihre Traumhochzeit droht wie eine Seifenblase zu platzen. Doch woher das vershoppte Geld nehmen, wenn nicht stehlen? Freundin Ella weiß Rat. Und dieser kommt in Form eines gutaussehenden Insolvenzverwalters im schicken Anzug daher. Und damit nimmt das Schicksal seinen Lauf.

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Emma Bieling

Vershoppt und zugenäht

Ein humorvoller Liebesroman

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

;o)

Emma Bieling

 

 

 

 

 

 

 

 

Vershoppt

und zugenäht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

*

 

 

Über das Buch:

 

 

Jana Weberlein ist jung, hübsch und erfolgreich. Und sie glaubt, den Mann ihrer Träume bereits gefunden zu haben. Eigentlich müsste sie auf Wolke 7 schweben, wenn da nur nicht diese verdammte Shoppingsucht wäre, die wie ein finanzsaugendes Monster über die angesparte Hochzeitskasse und sämtliche Konten hergefallen ist. Ihre Traumhochzeit droht wie eine Seifenblase zu platzen. Doch woher das vershoppte Geld nehmen, wenn nicht stehlen? Freundin Ella weiß Rat. Und dieser kommt in Form eines gutaussehenden Insolvenzverwalters im schicken Anzug daher. Und damit nimmt das Schicksal seinen Lauf. 

 

 

 

 

 

 

 

«Vorsicht, Einkaufswahn! Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Frauenarzt oder Insolvenzverwalter»

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Copyright ©Emma Bieling

Ausgabe 2/ 2024

 

 

www.emmabieling.de

 

 

Emma Bielingc/o M. GieskeVon Leibnitz Str. 2050374 Erftstadt

 

 

Alle Rechte vorbehalten.

Jede Verwertung und Vervielfältigung, auch nur auszugsweise, sowie die Übersetzung dieses Werkes ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Personen und Handlungen sind frei erfunden.

  

Bildmaterialien: pixabay.de/ CCO Common License

Covergestaltung: Tina Tannwald

Lektorat/Korrektorat: Sabine Kirste

Satz: Emma Bieling

 

 

Digital: BookRix GmbH & Co. KG, 81451 MünchenBookRix.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Aschenputtel ist der Beweis dafür, dass ein neues Paar Schuhe dein Leben verändern kann.“

 

 

 

 

 

 

 

Der Anfang allen Übels

 

„Ich habe was?“, frage ich überrascht und schlüpfe in mein Unterhöschen.

Dr. Giesecke räuspert sich hörbar laut. „Das prämenstruelle Syndrom. Aber keine Panik, Frau Weberlein, Sie sind nicht die Einzige, die unter hochkomplizierten körperlichen und emotionalen Beschwerden im Zusammenhang mit ihrem Menstruationszyklus leidet.“

Ehrlich gesagt, verstehe ich nur Bahnhof. Und das liegt nicht am geblümten Vorhang, der mich vom Gynäkologen trennt. Etwas nervös, schließe ich die Reißverschlüsse meiner Stiefeletten, zupfe mein Kleid zurecht und öffne den Stoffbehang, der meine Privatsphäre vor gierigen Blicken schützen soll. Obgleich mir das irgendwie unlogisch erscheint, wenn ich bedenke, dass ich eben noch mit gespreizten Beinen den Tag der offenen Tür bekundet habe. Diese alljährliche Untersuchung mitsamt dem abstrusen Gefühl, einem flüchtig bekannten Mann im Kittel meinen Venushügel entgegenzustrecken, ist einfach nicht mein Ding.

„Ich schreibe Ihnen ein Vitamin- u. Mineralstoff-Präparat auf. Und Sie sollten unbedingt mehr entspannen. Stress verstärkt die Symptomatik nur noch.“

„Ja, ist gut, entspannen“, erwidere ich und nehme auf dem Patientenstuhl neben dem Schreibtisch Platz. Meine Augen verfolgen jede Zeile meiner Symptomatik, die er im Ein-Finger-System in den Computer tippt.

 

Krämpfe im Unterbauch

Depressive Verstimmung

Schmerzhafte Spannungen beider Brüste

Völlegefühl

 

„Aber nicht allein die Präparate verschaffen Ihnen Linderung, Frau Weberlein. Es ist der Mix aus körperlicher Bewegung an frischer Luft, einer ausgewogenen Ernährung, ausreichend Schlaf mit Tiefschlafphasen und viel Entspannung in Form von Massagen beispielsweise. Oder gehen Sie in die Sauna, fahren Sie Rad, nehmen Sie heiße Bäder.“

Ich nicke, obwohl ich mich frage, wie ich bei meinem Rund-um-die-Uhr-Job jemals entspannen soll.

Er mustert mich unaufgeregt über den Rand seiner Brille. „Noch irgendwelche Fragen?“

„Nö, na ja, vielleicht eine klitzekleine.“

Er zieht die Augenbrauen kraus. „Ja?“

„Das mit der Entspannung ist in meiner jetzigen beruflichen Phase eher schwierig, wenn Sie verstehen.“

„Verstehe ich natürlich vollkommen. Dann sollten Sie aber wenigstens heiße Bäder zu Ihrer Alltagsplanung hinzufügen, sowie regelmäßige Übungen zum Entspannen.“

Ich lasse meine Augen durch den Raum kreisen und beiße mir grübelnd auf die Unterlippe.

„Okay, die Bäder sind gebongt Doktor, aber … na ja, Sie müssen wissen, dass ich nicht so der sportliche Typ bin, der in eiserner Selbstdisziplin zum täglichen Yoga tendiert.“

„Hm, verstehe“, brummt er und fährt sich nachdenklich über seinen gut gestutzten Vollbart. „Es muss ja nicht zwangsläufig Yoga sein, Frau Weberlein. Vielleicht gibt es etwas anderes, das Sie gerne nach Feierabend machen, und das Sie entspannt.“

„Shoppen“, schlage ich vor und schaue ihn erwartungsvoll mit großen Augen an.

Komm schon, sag ja! Tu mir den Gefallen.

„Also ich weiß nicht“, nuschelt er nachdenklich vor sich hin. „Und das entspannt Sie?“

„Oh ja, ungemein. Vor allem in der Zeit der Schlussverkäufe fühle ich mich nach dem Shoppen immer unglaublich relaxt. Sie sollten das wirklich in meine Therapie mit einbeziehen.“

Er zögert, während sein Finger unentschlossen über die Tastatur rotiert.

„Kommen Sie schon, geben Sie sich einen Ruck und beschreiten Sie neue medizinische Wege“, erhöhe ich den Druck auf ihn. „Was kann schon Großartiges passieren, außer dass mein Schuhschrank aus allen Nähten platzt.“

Minuten der Stille, in denen er überlegt. Ab und zu brummt er vor sich hin, während er abwechselnd zu mir und dann wieder auf den Monitor starrt.

„Das ist doch im Grunde fast wie Yoga, nur produktiver“, erkläre ich, springe spontan auf und spiele ihm pantomimisch eine meiner häufigsten Shopping-Aktivitäten vor.

 

Wühltisch voraus! Dreierschritt und Sprung mit ausgestreckten Armen.

 

„Jaja, schon gut, ich glaube Ihnen, dass Sie sich zwischen Sale-Schildern und Aktionsständen pudelwohl und entspannt fühlen. Aber Shopping als Therapie? Ich weiß nicht.“

„Doch! Schreiben Sie es auf!“

Erschrocken über meine barsche Überreaktion, mustert er mich irritiert. Dann verändert er eines meiner Symptome.

Von --> Depressive Verstimmung --> in --> Manisch-Depressiv:

 Er blickt auf, richtet seine Brille und sagt: „Also schön, meinetwegen. Ich bin sowieso in weniger als zwei Wochen im Ruhestand.“

Jetzt fühle ich mich gleich viel besser. Ach was, ich fühle mich gigantisch mit meiner Diagnose, auch wenn es gerade wieder heftig zwickt im Unterleib und ich für einen Moment zusammenzucke.

„Danke, Doktor, ich werde Sie vermissen“, murmle ich und lächle das erste Mal an diesem Tag völlig ungezwungen. Obwohl ich ihn viel lieber dazu überreden würde, mit dem Ruhestand noch ein paar Jahre zu warten. Er ist mir einfach ans Herz gewachsen bei all den Gynäkologenstuhl-Sitzungen, die ich bei ihm hatte.

Er nickt. „Jaja, vielen Dank. Die Schwester druckt Ihnen das Rezept und die Therapie-Empfehlung aus. Und besorgen Sie sich dringend Baldrian.“

„Gegen das prämenstruelle Syndrom?“

„Nein, aus Liebe zu Ihren Mitmenschen.“

 

Bratschnitten-Dinner

 

Die Wohnungstür fällt ins Schloss, dann höre ich das Schlüsselbund meines Freundes, das laut klimpernd auf den Schrank im Flur landet.

„Wow, der Staub auf dem Schuhschrank fängt an, sich in Horden zusammenzuschließen. Wenn du ihn noch ein-zwei Wochen liegenlässt, können wir der Wissenschaft vielleicht eine neue Lebensform melden.“

„Hi, Schatz“, begrüße ich ihn fröhlich gestimmt. Heute kann mich nichts von meiner Diagnose-Wolke 7 runterholen. Nicht mal der Sarkasmus meines Freundes, den ich geschickt weglächle. Zum Staubwischen habe ich nun wirklich keine Zeit gehabt. Leichtfüßig tipple ich auf meinen neuen Highheels in die Küche - die waren ein Schnäppchen gewissermaßen - und wende das Brot in der Pfanne.

Er folgt mir und äugt auf das Brutzelgut. „Es gibt Brot?“, fragt er erstaunt.

„Falsch“, korrigiere ich ihn. „Es gibt Bratschnitte, das ist etwas anderes als Brot.“

„Wieso?“

„Weil Bratschnitte eben völlig anders schmeckt.“

Seine Mimik sagt alles. Er ignoriert die Bratschnitte und sucht stattdessen im Kühlschrank nach Essbaren. Aber er wird nicht fündig. Sekunden später gibt er auf und taucht mit seinem Kopf aus dem Vorratsbehältnis auf.

„Ich dachte, du wolltest einkaufen.“

„Nein, Shoppen.“

Männer verstehen einfach den Unterschied zwischen Einkaufen und Shoppen nicht. So auch mein Freund, der mich ungläubig ansieht. „Und auf deiner Shopping-Route lag nicht zufällig ein Supermarkt?“

Im Grunde genommen war da schon einer im näheren Umfeld, das verschweige ich aber und wechsle unverfroren das Thema. „Willst du nicht wissen, wie es beim Arzt gelaufen ist?“

„Stimmt“, murmelt er und drückt mir den rituellen Welcome-to-Home-Begrüßungskuss auf die Wange. „Erzähl, was sagt der Doc.“

„Alsoooo“, hole ich akustisch aus und schildere ihm erst einmal jedes Detail der Untersuchung.

Er sackt sichtlich in sich zusammen und verzerrt das Gesicht. „Bitte überspring den intimen Teil und komm gleich zur Diagnose“, bettelt er förmlich und plumpst tief erschüttert auf einen der Küchenstühle. Ganz sicher hat er gerade mächtig Kopfkino. Sex ist damit vorerst vom Tisch.

„Dr. Giesecke sagt, dass ich unter dem prämenstruellen Syndrom leide, welches auch der Grund für meine Wechselstimmung ist.“

Mika sperrt seinen Mund weit auf und schluckt schwer.

„Okay, das klingt dramatisch.“

„Ist es eigentlich auch. Aber …“ Ich unterbreche den Satz und erhebe selbstgefällig lächelnd meinen Zeigefinger.

„Aber?“, wiederholt er wie in Trance.

„Es gibt eine Therapie, mit der ich heute schon begonnen habe.“ Jetzt ist es raus. Erleichtert setze ich mich ihm gegenüber, überschlage die Beine und lenke seinen Blick auf meine neuen Schuhe. „Und das Ergebnis siehst du hier.“

„Ja, okay, du hast ein paar neue Schuhe“, brummt er nachdenklich. „Was hat das mit der Therapie zu tun?“

„Shopping, schon vergessen? Es entspannt, wirkt krampflösend und lässt mich sogar vergessen, dass ich manisch-depressiv bin. Kurzum, es vertreibt den körperlichen und seelischen Schmerz und lindert sämtliche Symptome.“

„Was heißt, du bist manisch-depressiv?“

Ich schwinge mich auf seinen Schoß und umarme ihn. „Kein Grund zur Sorge, solange ich die vom Arzt verordnete Shopping-Therapie brav einhalte.“

„Netter Versuch“, erwidert er und lacht zweiflerisch auf. „Du drehst heimlich ein Video zum Thema: Wie verarsche ich meinen Freund, oder?“

„Nein, tu ich nicht. Ich schwöre.“

Doch noch bevor ich meinen Schwur mit angelecktem Fingern aufs Herz bekunden kann, umnebelt uns eine dicke Rauchwolke. Panisch springe ich auf. „Oh, verdammt, unser Abendbrot.“

Mika hingegen bleibt gelassen sitzen. „Pizza bestellen oder Pizza essen gehen?“, fragt er. Und mir ist, als würde ein Funken Freude in seinen Augen aufblitzen.

 

Pizza & Restaurant Mama Mia

 

Pizza ohne Oliven geht gar nicht, findet Mika und hält mir ein auf die Gabel gespießtes Stück seiner Pizza Salami mit Zwiebeln und Oliven entgegen. „Versuch es wenigstens mal.“

Mit gerümpfter Nase koste ich.

„Und?“, nötigt er mich zu einer Einschätzung. Meine bis dahin existenten Geschmacksknospen sind regelrecht überstrapaziert, während ich sekundenlang auf der grünen unreifen Frucht herumkaue und sie schließlich angewidert herunterwürge.

„Ohne Oliven vielleicht ja“, bringe ich mein olivenvernichtendes Urteil auf nette Weise rüber.

„Die Oliven sind doch das Beste daran“, erklärt er, als sei er ein Vertreter des Zentralrats für verschmähte Obstsorten. „Diese leckeren Steinfrüchte sind wahre Kraftpakete.“

Ich nicke mit dem Kopf und tu so, als lausche ich gespannt seinem Vortrag. Doch in Wirklichkeit denke ich darüber nach, wie ich mich unauffällig meines BHs entledigen könnte, um meine stark unter Spannung stehende Brust vom zusätzlichen Druck zu befreien. Diese zyklusbedingten Brustschmerzen sind für mich die schlimmsten Menstruationsvorboten überhaupt.

„Oliven sind reich an gesunden Fettsäuren und reich an Polyphenolen, die im Körper als Antioxidantien fungieren“, vertieft er das Thema rund um die Olive und führt das Glas Wein an seine Lippen.

„Haha“, murmle ich, blicke mich verstohlen um und versinke, so unauffällig es geht, mit meiner Hand im Dekolleté, um mir etwas Erleichterung zu verschaffen.

Mika versucht meine komisch wirkenden Verrenkungen zu ignorieren.

„Diese aromatischen Früchte wirken antientzündlich, schützen vor Herzinfarkt und Schlaganfall, senken das Diabetes-Risiko, und können selbst bei rheumatoider Arthritis helfen, kannst du dir das vorstellen?“

Ich zwinge mir ein Lächeln ab. „Ach, wirklich?“

„Ja, ein kulinarischer Mittelmeertraum, den du wirklich öfters auf deiner Pizza genießen solltest.“

„Wenn Oliven gegen Wassereinlagerungen in der Brust helfen und meinen steigenden Prolaktin-Hormonspiegel senken, überlege ich es mir, versprochen.“

Mika, der gerade am Wein nippt, verschluckt sich und hustet. Mit einer Serviette vorm Mund, flüstert er mir zu: „Nicht doch so laut. Und außerdem, was tust du da die ganze Zeit? Die Leute am Nebentisch gucken schon ständig rüber.“

„Ich versuche meinen BH auszuziehen.“

Er reißt seine Augen weit auf. „Mitten im Restaurant?“

„Es tut weh und zwickt am Busen. Schuld daran ist dieses blöde Progesteron, das fieseste aller Hormone auf dieser Erde. Da helfen deine angepriesenen Oliven ganz sicher nicht.“

Seine Augen huschen verzweifelt umher. „Okay, ich verstehe. Deine du weißt schon was spannen mal wieder mächtig und du fühlst dich unwohl.“

„Unwohl?“, zische ich zurück. „Ich fühle mich wie eine aufgedunsene Vorschwangerschaftsgeschädigte, deren Drüsenzellen sich gerade unnützerweise auf die Milchproduktion vorbereiten.“

„Verstehe“, grummelt Mika verlegen mit hochrotem Kopf. „Ich lasse uns den Rest einfach für zu Hause einpacken.“

 

Auf dem Weg nach Hause suche ich Mikas Nähe und hake mich unter. Meine ewig schlechte Laune ist auch für ihn kein Zuckerschlecken. „Tut mir leid“, säusle ich ihm zu, meinen Kopf gegen seinen Oberarm legend. „Ich sollte zuhause ein heißes Bad nehmen und mich mit einem Buch ins Bett legen.“

Zärtlich streift seine Hand über meinen Handrücken. „Ich weiß doch, dass du Schmerzen hast. Nur eins verstehe ich nicht: Konnte dir der Doc nicht einfach Medikamente dagegen verschreiben?“

Auf meinen graubärtigen Doc, bei dem ich die intimsten Momente meines Lebens verbracht habe, lasse ich nichts kommen: Er ist ein guter Arzt, also seufze ich schwer betroffen auf und wage den Versuch einer männlich fokussierten Erörterung. „Er ist eben ein Arzt, der ganzheitliche Therapien einem pharmazeutischen Gift-Cocktail vorzieht. Außerdem ging es mir heute für Stunden besser, nachdem ich entspannt shoppen war.“

Mika bleibt stehen. Sein Blick ist ernst. „Okay, das mit dem Shoppen habe ich mittlerweile verstanden. Und es ist ja auch völlig okay, wenn du diese antimedikamentöse Therapie favorisierst. Aber birgt das nicht auch die Gefahr einer Suchterkrankung?“

Ich ziehe meine Augenbrauen hoch, während sich meine Schneidezähne tief ins Fleisch meiner Unterlippe bohren. Das tu ich immer, wenn ich nach einer plausiblen Gegenargumentation suche. Dann endlich kommt mir ein Geistesblitz. „Dann müsste ja wohl jede Frau in diesem Land geschirrspülsüchtig sein.“

Er überlegt kurz. „Hm, stimmt, du hast recht. Aber dennoch liest man immer wieder von Frauen, die shoppingsüchtig sind und alles Ersparte vershoppt haben.“

Ich stelle mich auf Zehenspitzen und drücke meine Lippen fest auf seine. Dieser Moment des Kusses verschafft mir einen gewissen Joker der Glaubhaftmachung. Dann blinzle ich ihn mit zuckersüßem Blick an – der ultimativen Waffe einer Frau – und versichere mit sanftmütiger Stimme: „Ach Schatz, ich bin doch nicht shoppingsüchtig. Und das werde ich auch nie sein.“

 

 

Zwölf Wochen später

 

Verdammt, ich bin shoppingsüchtig!

Ella – meine allerbeste Freundin - rümpft die Nase, während sie die Sportasche ihres Sohnes ausräumt. Dann blickt sie mich mitleidig an. „Rede mit Mika darüber, er wird es verstehen.“

Ich sinke unter der Last eines mächtigen Schuldgefühls in mich zusammen und lasse mich mit einem schweren Seufzer auf den kleinen Kinderhocker im Flur plumpsen, um meinem letzten Atemzug zu lauschen. Aber so recht mag mein Körper die spontane Suizid-Aktion nicht akzeptieren zu wollen und leitet gegen meinen Willen selbsterhaltende Maßnahmen ein. „Er wird mich in der Luft zerreißen, wenn er erfährt, dass ich sämtliche Konten überzogen habe“, gebe ich laut zu bedenken und fixiere einen pinkfarbenen Schnürsenkel von Ellas Tochter. Wie lange es wohl dauert, bis man sich damit selbst stranguliert hat?

„Kopf hoch, Jana, das wird schon wieder. Mika kann dir doch nie länger als zwei Stunden böse sein.“

Gerade als mein Selbstwertgefühl den Pfad der Selbstzerstörung verlassen will, klingelt mein Handy. Hastig springe ich auf und blicke aufs Display. Mika! Ich atme dreimal tief durch und gehe dran.

„Hi, Schatz, schön dass du anrufst. Ich bin bei Ella und habe gerade an dich gedacht.“

Mika atmet hörbar laut ein. „Und ich stecke in Thailand fest, weil meine Kreditkarte angeblich gesperrt sein soll und ich ohne Bezahlung das Hotel, in dem ich feststecke, nicht verlassen darf.“

„Oh!“

„Ja, du sagst es. Oh! Würdest du mir das bitte erklären?“

„Ich …, ich …, Moment, Ella will dich sprechen.“

Ella schaut mich mit erstauntem Blick an und signalisiert mit ihren Händen, dass sie nicht bereit ist, sich vor den Karren spannen zu lassen.

„Jana, bist du noch dran?“

Nein, ich bin einfach viel zu feige, um mich vor dem Mann zu rechtfertigen, den ich in weniger als fünf Monaten heiraten werde. Gott, die Hochzeit mit all unserer Planung ist futsch, weil ich die Hochzeitskasse in meinem Wahn wie eine diebische Elster geplündert habe. Nein, ich kann ihm das unmöglich erzählen.

„Jana? Hörst du mich?“

Mit flehendem Gebaren und halb heulend drücke ich Ella das Handy in die Hand und forme mit meinen Lippen ein Bitte-bitte. Schließlich gibt sie nach und übernimmt meine Beichte.

„Hi, Mika, hier Ella.“

„Hi, Ella. Was ist mit Jana los? Und warum ist die Kreditkarte gesperrt?“

„Ich will nicht lange drumherum reden und mache es kurz. Sitzt du?“

„Nein, wieso?“

„Setz dich vorher.“

„Moment, okay, ich sitze. Ist wer gestorben?“

„Ja, eure Hochzeitskasse, das Girokonto und euer Kreditkarten-Volumen. Ursache für das Guthabensterben ist Janas Shoppingsucht. So, jetzt weißt du, wieso Jana so komisch ist. Sie plagt das schlechte Gewissen. Und sie lässt dir ausrichten, dass sie dich liebt und alles wieder gutmachen wird bis zum Hochzeitstermin.“

Oh nein! Was erzählt Ella denn da? Ich ziehe meine Schultern hoch und blicke Ella fragend an. Aber sie nutzt die Gunst der Stunde und schlägt sich kurzerhand auf die Seite von Mika.

„Nicht wahr, Jana? Du wirst alles tun, damit die Hochzeit zum geplanten Termin stattfinden kann, oder?“

Stille. Gespenstige Stille. Lediglich mein Herzschlag durchbricht das Schweigen.

„Ja, klar“, stammle ich verunsichert. Was zur Hölle hat sich Ella dabei gedacht?

„Okay, gib sie mir mal“, höre ich Mika sagen.

Ella reicht mir das Telefon.

„Oh Schatz, es tut mir so leid, ich wollte das alles nicht, wirklich.“

„Jana, hör zu. Ich weiß, dass du uns nicht absichtlich ruiniert hast. Aber wieso haben wir nie eine Mahnung von der Bank erhalten?“

„Doch, haben wir.“

„Haben wir? Wann?“

„Na ja, ich …“

„Frag lieber; wie oft“, grätscht Ella ins Gespräch.

„Was bedeutet das, Jana?“

„Ich habe die Mahnungen weggetan und vergessen, irgendwie.“

Mikas Stimme erhöht sich um einige Oktaven. „Du hast was? Gott, Jana, bist du irre? Du kannst doch nicht …“

„Doch, kann sie und hat“, murmelt Ella und zückt ihre Geldkarte. „Mika, hör zu, das Hotel, in dem du festsitzt, soll den Rechnungsbetrag bei mir abbuchen.“

 

Hoppla, Brautjungfer

 

Am nächsten Tag auf Arbeit.

Shirin stößt mich an. „Sag mal, schläfst du?“

Erschrocken fahre ich mit meinem Kopf hoch, der bis eben noch auf der Tastatur ruhte, und blicke verwirrt umher. „Was, ich bin eingeschlafen?“

„Ja, das bist du“, meint sie, während ihre Hand freundschaftlich über meinen Rücken streicht. „Der Kundenchat ploppt immer wieder auf. Da solltest du dich besser mal einklinken als Vorzeige-Social-Media-Managerin der Firma.“

Mit dieser kleinen Spitze spielt sie auf das letzte Rundschreiben unserer beiden Chefs an, die mich unter drei anderen Anwärterinnen für die nächst höhere Gehalts-Position auserwählt haben. Aber ich nehme ihr das nicht übel. Dazu mag ich Shirin viel zu sehr.

„Ach du heilige Scheiße, du hast recht. Der Messenger quillt über vor Anfragen.“

Shirin lacht, legt ihren Kopf schräg und mustert mich. „Hattest wohl eine heiße Nacht mit deinem Piloten?“

Sie hat ja keine Ahnung! Von wegen; heiße Nacht. Stattdessen habe ich mich schlaflos im Bett hin und her gewälzt und darüber nachgedacht, wie ich in so kurzer Zeit so dermaßen einkaufssüchtig werden konnte. Ergebnislos ergab ich mich dann schließlich der Schwere meiner Augenlider, um ganze zwanzig Minuten später von meinem Handy unsanft geweckt zu werden. Dieses nervige Gedudel mit der immer wiederkehrenden monotonen Frauenstimme die dir sagt: Es ist 7:00 Uhr! Es ist 7:01 Uhr! Es ist 7:02 Uhr! Sie tut das so lange, bist du gehorchst oder sie mit einem Wurf gegen die Wand zum Schweigen bringst. Shirin weiß davon nichts, weil ich private Sorgen nicht mit zur Arbeit trage. Niemals! Also unterdrücke ich meine innerliche Zerrissenheit und lächle zurück.

„Kann man so sagen.“

„Ich habe gehört, ihr wollt heiraten?“

Ich nicke brav und tu so, als stände der Hochzeitstermin so fest, wie ein Sumu-Ringer auf der Matte.

„Kirchlich, im großen Rahmen?“

Ich blinzle nervös, während ich die erste Kundenanfrage mit wenigen Worten beantworte. Wenn mir nicht bald einfällt, wie ich die Schulden begleiche, dann findet die Feier wohl eher bei McDonalds statt, mit Ronald McDonald als Trauzeuge und einer Runde Pommes und Burger.

„Das steht noch nicht fest“, erwidere ich und widme mich sofort wieder meiner Arbeit. Nicht, dass Shirin womöglich noch auf den Gedanken kommt, auf meiner Hochzeit aufzutauchen. Ich bringe nichts Privates auf Arbeit, und nichts Berufliches in mein Privatleben, so mein Grundsatz, dem ich folge. Und Shirin – so sehr ich sie auch mag – ist eindeutig meinem Job zuzuordnen.

Sie lächelt mich an und beginnt die traditionelle Hochzeitsmelodie zu summen.

Ach herrje, sie wird doch nicht?

„Du wirst bestimmt bezaubernd in deinem weißen Kleid aussehen. Du heiratest doch in Weiß, oder?“

„Nein, ich habe vor, in Schwarz zu heiraten, um mir nach der Hochzeit das Witwenkleid zu sparen.“

Shirin bekommt regelrecht Schnappatmung und starrt mich entrüstet an. In ihren Augen ist das blanke Entsetzen erkennbar, während ihre Lippen ein How dare you formen.

„Es war ein Scherz, verstehst du? Ein Scherz!“

Sichtlich erleichtert begibt sie sich wieder zu ihrem Platz. „Du hast echt ne komische Art, Witze zu machen.“

„Sorry, ich wollte nur …“

„Mich zum Lachen bringen?“

„Ja, was denn sonst. Du dachtest doch nicht ernsthaft, dass ich …“

„Dass du in einem schwarzen Brautkleid heiratest?“ Sie lacht verunsichert auf. „Nein, nicht doch.“

„Gut.“ Ich lächle zufrieden, obwohl ich mich zeitgleich schlecht fühle, weil ich meine Kollegin mit meinem Depri-Sarkasmus so erschreckt habe. Ich sollte …, nein, ich muss es wiedergutmachen. „Ach, Shirin, hättest du vielleicht Lust …“

„Deine Brautjungfer zu sein? Aber ja. Sehr, sehr gerne doch!“ Sie springt auf und wirft mich fast von Stuhl vor Freude.

… mit mir ein Eis essen zu gehen, beende ich gedanklich meine Frage und schlucke den Kloß herunter, der plötzlich in meinem Hals steckt. Was zur Hölle habe ich da gerade getan?

„Du weißt gar nicht, welche Freude du mir damit machst. Ich wollte schon immer mal Brautjungfer sein. Schon seit meiner Jugendzeit.“

Ich tätschle, immer noch sprachlos, ihren Rücken. Ihr Parfüm umnebelt meine eh schon wirren Gedanken zusätzlich. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, löst sie sich von mir und beginnt auch sofort mit der Planung.

„Was hältst du von rosa?“

„Hä, was meinst du?“

„Na das Kleid der Brautjungfer.“

„Ach so.“

„Oder vielleicht doch lieber hellblau?“

Ich bin gewissermaßen überfragt, überwältigt, überrumpelt.

 

Ein zweiter Job muss her

 

Da Ella mich in die zeitlich verzwickte Lage der Wiedergutmachung manövriert hatte, bin ich gezwungen über eine schnelle Geldeinnahmequelle nachzudenken. Irgendwas muss es doch geben, das es mir ermöglicht, die Hochzeitskasse bis zum geplanten Termin wieder aufzufüllen. Das jedenfalls habe ich, dank Ella, meinem Herz-Piloten versprochen. Und ein Versprechen muss man halten, Punkt. Die besten Einfälle kommen mir immer in der Stadt. Dort läuft mein Hirn quasi auf Hochtouren, während ich von Schaufenster zu Schaufenster schlendere. Mit einer Eiswaffel in der Hand grüble ich also nach.

Ich könnte einen Spendenaufruf machen. Quatsch, vergiss es, Jana.

Begleitservice?

Mein Blick fällt auf einen schmierigen Schlipsträger, der einer Blondine auf den Hintern starrt und dabei selbstgefällig grinst.

Begleitservice gestrichen!

Ich flaniere weiter durch die belebte Einkaufsstraße.

Wochenende-Aushilfe im Fastfood-Restaurant? Hm, wäre zumindest eine annehmbare Möglichkeit, zumal meine Arbeitszeiten sich nicht auf das Wochenende erstrecken.

Ich nehme mir vor, darüber nachzudenken, und tauche in den Kundenstrom eines Schuhgeschäftes ein. Was genau die vielen Kundinnen und Kunden hier hineintreibt, gilt es herauszufinden. Das Bad in der Menge williger Käuferinnen genieße ich wie immer sehr. Ah, der neue Saison-Schuh einer Marke, die ich nicht verschmähe, ist um die Summe der geltenden Mehrwertsteuer herabgesetzt. Das kann ich unmöglich ignorieren. Und bevor sie völlig ausverkauft sind, sollte ich mir doch wenigstens ein Paar in meiner Größe sichern. Ich stürze mich also in die Menschentraube voll Frauen, die mit gierigen Händen nach den Schuhkartons grabschen. Und ich habe Glück. Schuhgröße 39 ist noch einmal zu haben und landet in meiner Obhut. Fasziniert betrachte ich das Objekt der Begierde. Gepaart mit trendigen Accessoires wie Handtasche, Schmuck und einem Seidenschal, würde dieser bezaubernde Sommerschuh perfekt zu meinem kürzlich gekauften Business-Outfit passen und das Gesamtbild vervollständigen. Kurzum; ich muss ihn haben!

Eine Dame neben mir stiert auf die Schuhe in meiner Hand. „Nehmen Sie die nun oder nicht?“

„Selbstverständlich“, erwidere ich und drängle mich an ihr vorbei, Richtung Kasse. Brav reihe ich mich in die Schlange an der Kundenkasse ein. Mein schlechtes Gewissen ploppt für einen Moment auf.

Können wir uns die überhaupt leisten?

Was heißt denn hier WIR? Als würde mein Ego nun schon Teilhaber meiner Finanzen sein. Auf derlei Druck reagiere ich mit Starrköpfigkeit. Wenn ich schon einen zweiten Job ausüben muss, dann kann ich mir doch wenigstens auch mal was Gutes tun.

Wir haben aber noch keinen zweiten Job.

Was soll das denn jetzt? Kleinspießerei oder was? Immerhin liegt der Zweitjob direkt gegenüber dem Schuhgeschäft, weniger als fünfzig Meter entfernt. Wo ist also das Problem?

Überzogene Konten, schon vergessen?

Hm, das ist ein Argument, das ich unmöglich weglächeln kann. Angespannt krame ich in meiner Handtasche nach der Geldbörse. Außer dem Haushaltsgeld für die Lebensmittel ist nichts mehr übrig. Nur noch eine Kundin vor mir, was mich extrem unter Druck geraten lässt. Kaufen oder nicht kaufen? Ich spüre, wie sich der Schweiß aus jeder Pore meines Kopfes drückt und ein unangenehmes Kribbeln verursacht.

Leg sie zurück!

Ich denke überhaupt nicht daran. Jetzt, wo ich so lange in der Schlange stehe?

Und der Einkauf im Supermarkt?

Ich könnte ein paar unnötige Lebensmittel weglassen. Essen wird eh überbewertet. Muss man denn unbedingt Wurst vom Fleischer kaufen? Es gibt schließlich günstige abgepackte Wurst. Und dann die ganzen Zutaten fürs Mittagbrot. Warum nicht Instant Beutelsuppen, die mit Nachhaltigkeit und Bio frohlocken?

Die Kassiererin steckt die Schuhe liebevoll in eine wunderschöne Kordeltüte und lächelt mich an. „Sie sparen ganze sechsunddreißig Euro, gratuliere.“

Ich bin überwältigt. So viel Geld gespart. Mit dieser enormen Ersparnis ist der Einkauf im Supermarkt doch locker wieder refinanziert. Begeistert davon greife ich nach der Tüte, nehme das Wechselgeld an mich und stolziere hinaus. Nach diesem Schnäppchen brauch ich dringend einen günstigen Kaffee aus dem Fastfood-Restaurant, in dem ich mich bewerben will. Als zukünftige Mitarbeiterin bekomme ich vielleicht sogar noch Rabatt.

 

Eine halbe Stunde später verlasse ich das Fastfood-Restaurant und verabschiede mich von dem Gedanken, dass dies meine Fahrkarte ins Hochzeitsglück ist. Bei dem Verdienst könnte ich voraussichtlich erst kurz vorm Ruhestand dem Mann meiner Träume das Ja-Wort geben. Ich muss mir also etwas anderes überlegen. Etwas, mit dem ich schneller meine Kreditfähigkeit wiederherstellen und die geplünderte Hochzeitskasse füllen kann. Traurigen Blickes schlendere ich mit meinem Einkaufsschnäppchen die Straße ziellos entlang. Ein Werbeschild erregt meine Aufmerksamkeit.

 

Das Geld ist gerade knapp, aber Sie wollen dennoch nicht auf unsere Angebote verzichten? Kein Problem! Heute kaufen, später zahlen.

 

Neugierig geworden, trete ich ins Geschäft und blicke mich um. Designte Handtaschen, der neuste Schrei an Sommerhüten, prunkvolle Satinblusen, Bikinis mit passenden Lambada-Röckchen, Flipflops und …

… Moment mal, sind das Seidentücher?

Abgesehen davon, dass ich regelrecht ein Fan von Seidentüchern bin und obendrein kaufmotiviert, betrachte ich eines der Angebots-Seidentücher in der Farbe meiner neuen Sommerschuhe mit etwas Skepsis in Bezug auf dessen Preis. Okay, es würde unglaublich gut zu meinen neu erworbenen Sommerschuhen passen, immerhin besitze ich diese Farbe noch nicht, aber ...

Ich beiße mir grübeln auf die Unterlippe. Hm, vielleicht irgendwann später mal. Doch gerade als ich mich umdrehe und den Laden verlassen will, stellt sich mir eine Verkaufskraft mit lupenreinen weißen Zähnen in den Weg und macht mir ein Sonderangebot, das ich unmöglich ausschlagen kann.

„Dieses Seidentuch ist wie für Sie geschaffen“, schwärmt die Verkäuferin und tänzelt begeistert zur Kasse. „Jede Frau wird Sie um dieses besondere Luxus-Seidentuch beneiden, glauben Sie mir.“

Ich glaube ihr das sofort und fahre glücksselig mit meinen Fingern über das edle Gewebe. Ob klassisch als Halstuch, oder modern als Seidengürtel, dieses Teil ist quasi ein Muss für die weltoffene und modebewusste Frau von heute.

 

Ein Prost aufs Schicksal

 

Am Abend.

Einen Zweitjob habe ich zwar nicht gefunden, dafür jede Menge Beutelsuppen mit Verfeinerungsrezepten auf der Verpackung. Vom langen Tag etwas müde geworden, streife ich mir die Schuhe von den Füßen und beginne meine Einkäufe auszupacken. Dabei fällt mein Blick auf das heimische Telefon, das wie verrückt blinkt. Wer spricht denn heutzutage noch auf den AB? Für einen kurzen Augenblick denke ich an meine Mutter, verwerfe den Gedanken aber wieder. Sie würde ganz sicher nicht mit einem Gerät sprechen, da ist sie eigen. Ich grüble nicht länger darüber nach und höre den Anrufbeantworter ab.

 

Hi, hier ist Mika, wo steckst du? Das Hotel hat mich aus der Geiselhaft entlassen. Ich bin jetzt auf dem Weg zum Flughafen und nehme den nächsten Flieger nach Hause. Und Jana, mach endlich mal dein Handy an. Ich habe dir schon vor Stunden drei Nachrichten geschickt.

 

Alarmiert krame ich in meiner Handtasche nach dem Handy. Tatsächlich! So tot wie eine Öl-Sardine in der Büchse. Der Tod muss gewissermaßen zwischen Shirins Eigenbeförderung zur Brautjungfer und dem Spar-Einkauf im Supermarkt eingetreten sein. Ich räume die letzten fünf Tütensuppen in den Schrank und stecke das Handy ans Ladegerät. So wichtig werden die Nachrichten von Mika schon nicht sein, dass ich sie mir nicht auch nach einem Entspannungsbad anhören könnte. Immerhin weiß ich ja nun, dass alles gut und er bald wieder daheim ist.