Vier Frauen und ein Baby - Sissi Flegel - E-Book
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Vier Frauen und ein Baby E-Book

Sissi Flegel

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Beschreibung

Eine Nacht mit Folgen! Die spritzige Komödie „Vier Frauen und ein Baby“ von Bestsellerautorin Sissi Flegel jetzt als eBook bei dotbooks. Prädikat ‚Bester Rotwein des Jahres‘ – Grund genug zum Feiern, findet Winzerin Claudia und lädt ganz Hinterremsingen ein. Dank der Unterstützung ihrer besten Freundinnen Simone, Margret und Heiderose wird der Abend zum rauschenden Fest. Doch er bleibt nicht ohne Folgen: Am nächsten Morgen wacht Claudia in einem gänzlich zerwühlten Bett auf – und kann sich an nichts erinnern. Einige Wochen später steht fest: Claudia ist schwanger! Aber wer ist der Vater? In Frage kämen da so einige … Die schwungvolle Serie über vier Freundinnen in ihren besten Jahren, die jeder Frau ans Herz wachsen. Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Vier Frauen und ein Baby“– Band 3 der vierteiligen Bestsellerserie „Die Geheimnisse der Sommerfrauen“ von Erfolgsautorin Sissi Flegel. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 128

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Über dieses Buch:

Prädikat ‚Bester Rotwein des Jahres‘ – Grund genug zum Feiern, findet Winzerin Claudia und lädt ganz Hinterremsingen ein. Dank der Unterstützung ihrer besten Freundinnen Simone, Margret und Heiderose wird der Abend zum rauschenden Fest. Doch er bleibt nicht ohne Folgen: Am nächsten Morgen wacht Claudia in einem gänzlich zerwühlten Bett auf – und kann sich an nichts erinnern. Einige Wochen später steht fest: Claudia ist schwanger! Aber wer ist der Vater? In Frage kämen da so einige …

Die schwungvolle Serie über vier Freundinnen in ihren besten Jahren, die jeder Frau ans Herz wachsen.

Über die Autorin:

Sissi Flegel (1944–2021) veröffentlichte zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, die in 14 Sprachen erschienen sind und mehrfach preisgekrönt wurden, bevor sie begann, sehr erfolgreich auch für erwachsene Leser zu schreiben; darunter ihre Bestsellerreihe um »Die Geheimnisse der Sommerfrauen«.

Bei dotbooks veröffentlichte Sissi Flegel ihre Bestseller-Reihe um »Die Geheimnisse der Sommerfrauen« und »Die Träume der Sommerfrauen« sowie ihre heiteren Romane »Die Geheimnisse der Lavendelfrauen«, »Der Sommer der Apfelfrauen«, »Roter Wein mit Brombeernote«, »Der Geschmack von Wein und Liebe«, den historischen Roman »Die Keltenfürstin« und mehrere Kinder- und Jugendbücher.

»Die Geheimnisse der Sommerfrauen« sind auch in folgenden Einzelromanen erhältlich:»Vier Frauen und eine SMS«»Vier Frauen und ein Feuerwerk«»Vier Frauen und ein Garten«

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Originalausgabe März 2017

Copyright © der Originalausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion: Rabea Güttler

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Marko Poplasen

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-752-9

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Sissi Flegel

Vier Frauen und ein Baby

Roman

dotbooks.

Kapitel 1

Margret, Heiderose, Claudia und ich, Simone, sind in Hinterremsingen bekannt wie ein bunter Hund; und so wie ein Straßenköter auf seine vier Beine sind wir auf unsere Freundschaft angewiesen.

Die Jüngste von uns ist 37, die Älteste Mitte 50, und obwohl wir unterschiedlicher nicht sein könnten, in unseren Vorlieben, im Aussehen und in Größe und Umfang zum Beispiel, teilen wir Freud und Leid. Über die Jahre ist da einiges zusammengekommen.

Margret, die Frau des Hinterremsinger Bürgermeisters, kocht und backt für ihr Leben gern. Aber wehe, jemand hält sie für ein schlichtes Heimchen am Herd! Ihre kulinarischen Künste sind vielmehr effektive Waffen, mit denen sie ihre Wünsche mit größter Liebenswürdigkeit und Eleganz durchsetzt: Die Idee, mit der sie unser baufälliges Backhaus gerettet und damit ihrem Mann die Wiederwahl als Bürgermeister ermöglicht hatte, war nur einer ihrer vielen Geniestreiche gewesen. Wie immer hatten wir sie auch nach Kräften unterstützt.

Heiderose, die das einzige Optikergeschäft in unserem Städtchen besitzt, hat ein Faible für außergewöhnliche Brillen; ihre wahre Leidenschaft gehört jedoch dem Garten hinter ihrem Haus. Ihre Staudenbeete sind farbenprächtiger als die, die Monet in Giverny anlegte; sie hat ein Auge für Farbschattierungen und besitzt vermutlich jede Sorte Phlox, die die Natur oder ein genialer Züchter je hervorgebracht hat. Seit letztem Sommer sammelt sie auch noch alte Iris-Sorten. Nieder- sowie hochwachsende, versteht sich. Für ihre zehn Sorten Pfefferminze, ganz zu schweigen von Koriander, Salbei, Majoran, Oregano, Pimpernelle und frag mich nicht, was noch, ist ihr Kräuterbeet legendär. Der knorrige Baum mit den hellgrünen Klaräpfeln, weil einzigartig geeignet für Apfelgelee, ist Margrets Liebling, und wenn wir vier uns in Heideroses Rosenlaube zu einem Schwatz treffen, haben wir den runden Brunnen im Blick, in dem der Sage nach ein Hinterremsinger Pfarrer einmal infolge Volltrunkenheit fast ersoffen sein soll.

Nirgendwo haben wir vier wichtigere Gespräche mit schicksalhafteren Entscheidungen geführt als in Heideroses rosenumrankter Laube.

Ich zum Beispiel hab ein volles Jahr gezögert, bis ich schweren Herzens meine Wohnung aufgegeben und zu Jörg, meinem Lebensgefährten, gezogen bin. Meine Freundinnen haben meine Entscheidung unterstützt. »Der Mann ist’s wert«, haben sie damals in Heideroses Garten gesagt, obwohl Frauen in unserem Alter wissen: Nichts ist vollkommen; in einer neuen Beziehung liegt immer ein Stolperstein herum. Man kann vor Glück jubeln, wenn es, wie in meinem Fall, nur einer ist: genauer gesagt, meine beiden pubertierenden Stieftöchter. Wenn ich nicht gerade im Gymnasium der nahen Kreisstadt Französisch und Geschichte unterrichte, setze ich mich mit ihnen auseinander. Es ist keine einfache Aufgabe, aber nachdem sie statt Nasenringen in XXL-Größe nur noch hübsche kleine trugen, konnte ich sie wenigstens wieder angucken, ohne automatisch an Husten, Schnupfen und Heiserkeit zu denken. Oder Ekligerem.

Die Vierte von uns Freundinnen ist Claudia, die Winzerin. Seit dem frühen Tod ihres Mannes führt sie das größte Weingut unserer Gegend, das Zweig.

Für alle, die noch nie in Hinterremsingen waren: Eingebettet wie ein Osterei im Nest, liegt der Ort am Fuß sanft geschwungener und rebenbestandener Hügel. Die schmale, im Norden gelegene Landstraße windet sich zuerst durch Obstbaumwiesen, dann zwischen Rebflächen bis auf die bewaldete Kuppe hinauf und endet am Parkplatz vor Claudias Weingut. Man gelangt durch einen rundgemauerten Torbogen in den Hof, um den sich die Gebäude gruppieren. Linker Hand befindet sich ein malerisches Fachwerkhaus, Claudias Wohnhaus. Geradeaus und rechts schließen sich die neue Vinothek mit dem alten Gewölbekeller sowie die Kelter an. Vor allen Fenstern hängen Kästen mit blühenden Geranien, an sämtlichen Mauern rankt sich Wein hoch, Lorbeerbäumchen stehen links und rechts der Eingangstür, in der sonnigen und windgeschützten Ecke gedeiht ein Feigenbaum, zu Stehtischen umfunktionierte Weinfässer laden im Hof zum Verkosten ein, und wem der Wein das Hirn vernebelt hat, kann auf der grün gestrichenen Bank die Beine ausstrecken, noch ein Gläschen süffeln und den Blick über die Reben ins Tal schweifen lassen: Kein anderes Weingut kann sich mit der Größe, der Lage und der Aussicht des Zweigs messen. Das unverwechselbare Terroir, das Zusammenspiel von Klima, Lage und Beschaffenheit des Bodens, ist ein Bonus, das Allerbeste, nein, das Wertvollste – und Claudia weiß das zu schätzen.

Unsere Freundin hat wirklich viele tolle Qualitäten; eine davon ist ihre Menschenkenntnis, oder vielmehr: ihre Männerkenntnis. Mit Martin, ihrem experimentierfreudigen Mann, hatte sie schon mal einen Glücksgriff getan; nach dessen frühem Tod einen zweiten, als sie einen begnadeten Winzer fand, der Martins Pläne begeistert aufgriff und weiterführte.

Deshalb reifen jetzt in Claudias Gewölbekeller außer dem ortstypischen Riesling, Lemberger und Trollinger auch auf Flaschen gezogene Köstlichkeiten wie Merlot und Chardonnay und Syrah.

Und genau um den Syrah ging es nun.

Während der drei vergangenen Sommer kletterte das Thermometer in unserer Gegend oft auf über 40 Grad, Regen fiel nur spärlich, um die Erntezeit herum wurde es dann jedoch windig und kühl. Das Ergebnis waren fruchtige, aromatische Trauben, die die Winzer begeisterten. In unserer Zeitung lasen wir sogar, beim Thema Weinlese würden sie bis über beide Ohren strahlen: »Ein gesunder Trockenstress ist gut für die Reben«, hieß es, »weil die Beeren dann weder zu groß noch zu klein werden. Jetzt haben wir einen phänomenal guten Jahrgang eingelagert, der so nur alle zehn bis 20 Jahre bei uns wächst.«

Als wir vier am Mittwoch nach einer Stunde Pilates in der Sauna schwitzten, kam Claudia auf gerade diesen Artikel zu sprechen. »Der Wettergott hat es gut mit mir gemeint; wir konnten gesunde vollreife Trauben ernten. Deshalb und weil meine Vorfahren, die Römer, schon seit rund 2000 Jahren in unserer Gegend die Reben hegen und pflegen, will ich –«

Wir stöhnten auf. »Wann kapierst du es endlich?«, fragte ich genervt. »Du hast nicht den kleinsten Beweis, dass du einen römischen Legionär als Vorfahren hast! Und überhaupt kamen die Reben erst Jahrhunderte später nach Hinterremsingen!«

»Ha!«, rief Claudia triumphierend. »Beweist mir, dass kein Römer unter meinen Vorfahren ist!«

»Bleibt aber die Tatsache, dass die Reben –«

»Und wenn der Römer ein paar Stöcke aus seinem italienischen Dorf über die Alpen bis zum Limes geschleppt hat, wo er stationiert gewesen war?«, unterbrach sie mich hitzig. Wohlgemerkt: Wir schwitzten in der Sauna. »Wenn er sie in sein Gärtchen hinterm Haus gepflanzt hat? Wenn er Wein nur für den Eigenverbrauch gekeltert hat? Wenn er ihn mit germanischem Honig versüßt hat? Na? Simone, du solltest die Sache wirklich nicht so eng sehen. Kein Mensch wird beweisen können, dass es so nicht war. Jeder wird zugeben: ›Okay, vielleicht hätte es ja so sein können.‹ Vergiss nicht – wir leben am Limes!«

Der Limes! Mit dem geht Claudia buchstäblich hausieren, denn einer ihrer Weinberge grenzt heute – Betonung auf heute! – an die römische Grenzziehung. Tatsache ist, dass während der drei Jahrhunderte nach Christi Geburt die Römer unser Gebiet besetzt und unsere Vorfahren ihre verfeinerten Sitten und Gebräuche dankbar angenommen hatten. Wem Claudias Land allerdings damals gehörte, liegt natürlich völlig im Dunkeln. Aber das kümmert unsere Freundin kein bisschen. Weil sie annimmt, dass junge Italiener, die am Grenzwall patrouilliert sind, den keltischen beziehungsweise germanischen Mädchen feurige Blicke zugeworfen hätten und dass es dabei nicht geblieben wäre, steht für sie fest: Ein römischer Legionär erlag dem Charme und den Reizen ihrer schönen Urururgroßmutter – plus/minus einem »Ur« –, blieb im Lande und baute für seine wundervolle Familie eine Villa mit einer nach Süden ausgerichteten Terrasse samt Swimmingpool und hübschen Statuen im Garten. Und natürlich nahm er seine Frau mit der langen blonden Mähne einmal mit in die Heimat, um sie der Großfamilie vorzustellen. Bei dieser Gelegenheit wurden selbstverständlich Gastgeschenke erwartet: geräucherte Schweineschinken zum Beispiel. Oder Töpfe voller Honig. Oder der knielange Zopf einer kleinen germanischen Magd. Zwecks Zweitverwertung als schicke Perücke für die Schwiegermama. Im Gegenzug erhielt die Blonde Oregano, getrocknet und als kleine Pflänzchen, damit sie dem armen Erminio oder Ferdinando oder Claudio auch den Fladen, die Urform der Pizza, anständig würzen konnte. Ein paar Rebstöcke bekam sie auch gleich mit. Und eine Pflanzanleitung dazu, schließlich ist ein rechter Römer ohne seinen Wein nicht überlebensfähig. Nur eine Sache ging völlig schief: Als am Limes die mitgebrachten Spaghetti aufgebraucht waren, bekam die Blonde das Rezept nicht mehr zusammen. Sie konnte machen, was sie wollte: Der Teig geriet ihr nicht. Wurde zu dünn, zu fest oder zu bröselig. Zuerst brummte der Mann, aber was soll’s: Er gewöhnte sich an die dicken, weichen Dinger, die die Sauce so gut aufnahmen.

In solchen Bahnen liefen Claudias Gedanken. Und auch jetzt sagte sie: »Eines ist ja wohl klar: Damals waren die Menschen kein bisschen anders als heute: Die Männer pfiffen den Mädchen hinterher, die Mädchen fanden das toll, obwohl sie ein empörtes Gesicht machten. Bei uns heißen die Nudeln Spatzen, und unser Salzkuchen ist nichts anderes als Pizza. Belegt mit dem, was es in unserer Gegend eben gab und gibt: Eier, Sahne und ein paar Zwiebelchen. Plus Kümmel. Aber egal. Was ich eigentlich sagen wollte: Ich will ein Fest feiern. Ein Hof- und Kelterfest. ›2000 Jahre Weine vom Zweig‹.«

»Du bist wahnsinnig!«

Claudia strahlte uns an. »Ich gehe davon aus, dass ihr mich unterstützt.«

»Nicht bei ›2000 Jahre Weine vom Zweig‹«, sagte ich energisch. »Ich habe Geschichte studiert, ich unterrichte Geschichte. Nicht mal deinetwegen mache ich mich zum Affen, indem ich Tatsachen verfälsche!«

»Spielverderber«, murrte Claudia.

»Simone hat recht«, unterstützte mich Heiderose. »Denk dir einen glaubhaften Werbespruch aus, und wir sind dabei.«

Nach der Sauna gehen wir stets zum Giovanni und seiner Olga in die Traube. Olga reserviert uns immer denselben Tisch. Und immer bestellen wir Toast Hawaii beziehungsweise saure Kutteln mit Bratkartoffeln, zu denen wir einen Riesling trinken.

Nach dem ersten Glas nahm Claudia den Faden wieder auf: »›Weingenuss – Genussweine. Von der Limeszeit bis heute.‹ Was haltet ihr davon?«

»Das klingt schon besser«, stellte ich fest, aber Margret rümpfte die Nase: »Ich dachte, es gehe dir um den Knüller, den Syrah.«

»Den habe ich nicht vergessen; der Wein wird feierlich vorgestellt und verkostet. Der Schluck zehn Euro. Das heißt, wenn ihn die Kunden mir bis dahin nicht aus den Händen gerissen haben.«

Wir mussten lachten. Niemand in unserer Gegend zahlt eine so horrende Summe für einen Fingerhut Wein, wo man doch im Gasthaus einen ganzen Viertelliter vom heimischen, sehr trinkbaren Trollinger oder Riesling für zwei Euro bekommt. Claudia lächelte nachsichtig. »Ich hab mich kundig gemacht. In Frankreich –«

»Okay, okay«, unterbrach Heiderose sie grob. »Du bist die Chefin, du wirst wissen, was dein Syrah wert ist. Aber was erwartest du von uns?«

»Ich werde einen Caterer bestellen«, erklärte Claudia eifrig. »Den Eugen Kurrle natürlich. Der kümmert sich ums Essen, ums Geschirr und um die Bänke und Tische. Würdet ihr mir bei der Deko helfen?«

»Das dürfte nicht schwierig sein«, meinte Margret. »Was stellst du dir vor? Windlichter, Lampions und Weinranken?«

»Das auf jeden Fall. Allerdings …« Sie holte eine Hochglanzbroschüre aus ihrer Handtasche, blätterte darin und las vor: »›Um das Weinmonopol der Provinzen am Mittelmeer zu schützen, war Weinanbau nördlich der Alpen verboten. In Württemberg gab es dennoch offenbar schon im zweiten Jahrhundert Reben.‹« Sie kniff ein Auge zu. »Na, was sagt ihr dazu? Und weiter steht da: ›Offiziell abgesegnet wurde das indes erst durch Kaiser Probus (232–282 n. Chr.) laut seiner Biografie Historia Augusta, in der es heißt: Er erlaubte allen Galliern, Spaniern, Briten, Reben zu besitzen und Wein herzustellen.‹« Sie lächelte triumphierend. »Jetzt habt ihr’s schwarz auf weiß, dass ihr unrecht hattet!«

»Moment mal. Wir sind weder Gallier, Spanier noch Briten!«

»Komm schon«, fuhr Claudia mich an. »Natürlich sind wir Gallier! Gallier waren Kelten. Also behaupte nicht, unsere Vorfahren seien keine Kelten gewesen! Hier heißt es nämlich weiter: ›Die französische Hafenstadt Marseille war ein wichtiger Umschlagplatz. Handelsschiffe sollen bereits im ersten Jahrhundert v. Chr. jährlich fünf Millionen Liter Wein nach Gallien transportiert haben. Über das Rhônetal gelangte der Wein auf dem Schiffsweg auch ins Neckartal und von dort über Land in den Odenwald und in den Mainhardter Wald‹ – der sich, wie ihr wisst, ganz in unserer Nähe befindet.«

»Fünf Millionen Liter pro Jahr?«, wiederholte Margret ungläubig. »Die Leute hatten wohl einen Dauerrausch!«

»Steht hier so! Ihr seht, der Wein hat in unserer Gegend eine lange Tradition. Und genau die lasse ich bei meinem Fest wieder aufleben.«

»Was bedeutet?«

»Was bedeutet, dass die Gäste römische Gewänder tragen werden.«

»Du spinnst«, sagte Heiderose. »Glaubst du allen Ernstes, mein Karlheinz würde sich in ein Betttuch wickeln?«

Margret kicherte. »Mit Ledersandalen an den bloßen Füßen und einem Lorbeerkranz auf dem nackten Schädel – allein bei dem Gedanken bekomme ich Augenschmerzen.«

Ich stellte mir meinen Jörg in einer Toga vor und wusste, dass er nie und nimmer bei einem solchen Affentheater mitmachen würde. Wir waren nun mal biedere und ziemlich lustfeindliche Schwaben und keine feierverrückten Rheinländer.