Vier Frauen und ein Garten - Sissi Flegel - E-Book
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Vier Frauen und ein Garten E-Book

Sissi Flegel

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Beschreibung

Rache kommt selten allein! Die spritzige Komödie „Vier Frauen und ein Garten“ von Bestsellerautorin Sissi Flegel jetzt als eBook bei dotbooks. Hinterremsingens schönster Garten – für Heiderose ist es eine Frage der Ehre, diesen Wettbewerb zu gewinnen. Doch dieses Jahr kommt ihr alles andere in die Quere: Nicht nur, dass sie von ihrer kranken Schwiegermutter ganz schön auf Trab gehalten wird, jetzt hat auch noch ein neues Brillengeschäft eröffnet und wirbt ihrem eigenen Laden die Kunden ab. Aber nicht mit Heiderose! Zusammen mit ihren Freundinnen Claudia, Margret und Simone sagt sie der Konkurrenz den Kampf an. Doch dann ist plötzlich ihr wertvoller Rasen hinüber … Die schwungvolle Serie über vier Freundinnen in ihren besten Jahren, die jeder Frau ans Herz wachsen. Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Vier Frauen und ein Garten“ – Band 4 der vierteiligen Bestsellerserie „Die Geheimnisse der Sommerfrauen“ von Bestsellerautorin Sissi Flegel. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 146

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Über dieses Buch:

Hinterremsingens schönster Garten – für Heiderose ist es eine Frage der Ehre, diesen Wettbewerb zu gewinnen. Doch dieses Jahr kommt ihr alles andere in die Quere: Nicht nur, dass sie von ihrer kranken Schwiegermutter ganz schön auf Trab gehalten wird, jetzt hat auch noch ein neues Brillengeschäft eröffnet und wirbt ihrem eigenen Laden die Kunden ab. Aber nicht mit Heiderose! Zusammen mit ihren Freundinnen Claudia, Margret und Simone sagt sie der Konkurrenz den Kampf an. Doch dann ist plötzlich ihr wertvoller Rasen hinüber …

Die schwungvolle Serie über vier Freundinnen in ihren besten Jahren, die jeder Frau ans Herz wachsen.

Über die Autorin:

Sissi Flegel (1944–2021) veröffentlichte zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, die in 14 Sprachen erschienen sind und mehrfach preisgekrönt wurden, bevor sie begann, sehr erfolgreich auch für erwachsene Leser zu schreiben; darunter ihre Bestsellerreihe um »Die Geheimnisse der Sommerfrauen«.

Bei dotbooks veröffentlichte Sissi Flegel ihre Bestseller-Reihe um »Die Geheimnisse der Sommerfrauen« und »Die Träume der Sommerfrauen« sowie ihre heiteren Romane »Die Geheimnisse der Lavendelfrauen«, »Der Sommer der Apfelfrauen«, »Roter Wein mit Brombeernote«, »Der Geschmack von Wein und Liebe«, den historischen Roman »Die Keltenfürstin« und mehrere Kinder- und Jugendbücher.

»Die Geheimnisse der Sommerfrauen« sind auch in folgenden Einzelromanen erhältlich:»Vier Frauen und eine SMS«»Vier Frauen und ein Feuerwerk«»Vier Frauen und ein Baby«

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Originalausgabe Mai 2017

Copyright © der Originalausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion: Rabea Güttler

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Monkey Business Images, orangeberry, sripfoto

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-773-4

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Sissi Flegel

Vier Frauen und ein Garten

Roman

dotbooks.

Kapitel 1

Wir, Margret, Claudia und ich, trafen unsere Freundin Heiderose in deren Garten. Da, neben einem Fliederbusch und direkt unterhalb des Küchenfensters leuchtete ein hässlich gelber Fleck im liebevoll gepflegten Rasen. Heiderose war den Tränen nahe; sie bückte sich und zog einen verdorrten Grashalm heraus. »Ich versteh das nicht«, jammerte sie. »Mir kommt kein Tropfen Unkrautvernichter aufs Gras, ich steche jeden Löwenzahn und jedes Unkraut einzeln heraus. Und nun das!«

»Für mich sieht das aus, als hätte da jemand hingepinkelt«, sagte Claudia. »Nicht nur einmal, sondern immer wieder. Als wär’s der Lieblingsplatz einer Katze … Das müsste dann aber schon ein Riesenvieh sein.«

»Vielleicht ist es ja auch ein Hund«, überlegte Margret, worauf Heiderose auf die mannshohen Mauern deutete, die ihren Garten an drei Seiten begrenzten; an der vierten Seite stand ihr Haus. »Über diese Mauern kommt keine Katze – und auch kein Hund. Es sei denn, jemand lässt das Törchen auf, aber das ist immer zu und verschlossen. Nur Karlheinz und ich haben dafür einen Schlüssel. Und Kati, die Putzfrau. Aber die ist sehr zuverlässig; sie weiß, dass ich sie umbringen würde, wenn ein Unbefugter, ob Mensch oder Tier, sich in meinem Heiligtum zu schaffen machen würde.«

Ich fragte mich, weshalb sich der Fleck direkt unterhalb des Küchenfensters befand. »Vielleicht hat da jemand etwas Heißes ausgeschüttet, wodurch das Gras verbrannt ist? Eine Tasse Kaffee zum Beispiel?«

Der Juni war außerordentlich warm gewesen, jetzt im Juli war es richtiggehend heiß geworden. Nach einem letzten Blick auf den rätselhaften Fleck verzogen wir uns in Heideroses rosenumrankten Pavillon und tranken Eiskaffee mit einem großzügigen Klecks Sahne.

»Wenn ich gewusst hätte, was mir in diesem Jahr blüht, hätte ich mich niemals auf den Wettbewerb eingelassen«, klagte Heiderose. »Hinterremsingens schönster Garten! Ha! Wenn das so weitergeht, lande ich noch auf dem letzten Platz!«

Wir lachten sie aus. Ihre Blumenrabatten waren eine Wucht: Zwischen Phlox in allen Höhen und Farben blühten Rosen, über dem neuen Teich schwirrten Libellen, unter den Büschen entlang der Mauern luden lauschige Sitzplätze zum Verweilen ein, und auf dem Gemüsebeet gediehen die prächtigsten Salat- und Kohlköpfe, die man sich vorstellen konnte. Heideroses ganzer Stolz aber waren die Tomaten, von denen sie Dutzende seltener Sorten angepflanzt hatte. Dabei handelte es sich nicht um die gewöhnlich roten, wie man sie winters im Supermarkt angeboten bekommt. Heideroses Tomaten leuchteten vom hellsten Gelb bis zum tiefsten Violett. Überhaupt hatte sie weiß der Teufel wo alte Gemüsesorten aufgetrieben, Mangold und Rübchen und was nicht sonst noch alles – jede Pflanze gedieh prächtig auf dem Beet. Heiderose konnte stolz sein auf ihren Garten; wir waren uns absolut sicher, dass sie am 1. September – das war der magische Tag – den ersten Preis abräumen würde. Was sie aber ganz anders sah.

»Wenn ich nur mehr Zeit für den Garten hätte; ich kann mich ja nicht ausschließlich um ihn kümmern, ich hab meinen Durchblick und die Schwiegermutter am Hals! Ich mag Else; sie weiß, dass ich viel zu tun habe, und hilft mir im Haushalt, so gut es eben geht. Aber trotzdem …«

»Was ist mit deiner Schwägerin?«

Heiderose verdrehte die Augen. »Mit Rita? Oje! Von der darf man keine Hilfe erwarten, obwohl ihr Haus so groß ist, dass neben den drei Kinderzimmern noch eine Einliegerwohnung Platz hat. Perfekt für die Schwiegermutter! Aber nein! ›Ich habe drei Kinder! Um Else kann ich mich nach ihrer Hüft-OP nicht auch noch kümmern. Und vergiss nicht, liebe Heiderose: Sie ist schon leicht dement.‹ Das hat Rita gesagt, aber das stimmt nicht: Else ist nicht dement. Sie hat eine neue Hüfte, und manchmal vergisst sie etwas; das ist alles. Für ihr Alter ist sie bemerkenswert fit. Und viel liebenswürdiger als Rita, die blöde Kuh. Denkt sie vielleicht an meinen Durchblick? Schaffe ich das mit links? Die Frau ist eine Heimsuchung!«

»Wen meinst du jetzt? Die Schwägerin oder die Schwiegermutter?«

»Beide«, erklärte Heiderose düster. »Vor allem aber Rita.«

Heiderose hat von ihren Eltern das einzige Optikergeschäft in unserem beschaulichen Hinterremsingen übernommen. Sie führt es mit so viel Engagement und Sachkenntnis, dass sogar Kunden aus der nahen Kreis- und der Landeshauptstadt Stuttgart ihre Brillen bei ihr kaufen. Ihre Auswahl an Designerbrillen ist riesig; ihren Mann Karlheinz ärgert das. Er findet ihre Auswahl übertrieben, doch solange sie schwarze Zahlen schreibt, hält er den Mund. Er ist Steuerberater. Als sie heirateten, dachten beide, er würde ein großes erfolgreiches Büro auf die Beine stellen. Daraus wurde nichts, Karlheinz liebt seine Bequemlichkeit, ist mit wenigen Stammkunden zufrieden und in einem Punkt absolut emanzipiert: Er freut sich selbstlos über Heideroses Einnahmen.

Heiderose hat sich damit und mit der Tatsache, dass sie kinderlos bleiben wird, abgefunden. Inzwischen sind die Pflanzen, vor allem Phlox und Nelkchen in allen Größen und Schattierungen, ihre Kinder; nicht dem zahlensüchtigen Karlheinz, sondern ihrem Garten gehört ihre ganze Liebe, und genau der macht ihr Kummer.

Als der Wettbewerb Hinterremsingens schönster Garten ausgeschrieben wurde, hatte sie sich sofort gemeldet. Uns, Margret, Claudia und mich, überraschte das nicht. Kein anderer Garten hatte farblich so genial abgestimmte Blumenrabatten. Dazu kamen die wahnsinnig tollen Gemüse- und Kräuterbeete und der Rasen ohne jedes Löwenzähnchen!

Es war Pech, dass sie sich ausgerechnet in diesem Jahr auch noch um ihre Schwiegermutter kümmern musste. Obwohl Else absolut pflegeleicht war, gemessen an Otti, der Schwiegermutter von Ilona Kurrle.

Ja, die Otti! Bis vor Kurzem war Otti der Nagel zu Ilonas Sarg gewesen, was deren Mann Eugen aber nicht gekümmert hat: Eugen besitzt ein Abo im besten Fitnessclub der Kreisstadt, hat eisenharte Muskeln, auf Hochglanz gegelte Haare und eine dauergebräunte Haut. Ilona hingegen fällt schon beim Wort »Fitness« in Ohnmacht. Statt kiloschwerer Hanteln schwingt sie die Häkelnadel – der Laden und ihre Wohnung sind angefüllt mit gehäkelten Vorhängen, Kissenhüllen, Tischdecken, Überdecken und sonstigen einfallsreichen Produkten. Je komplizierter das Muster, desto fröhlicher ist sie bei der Sache. Abgesehen davon steht sie tagaus, tagein hinterm Ladentisch. Oder sie kümmert sich gezwungenermaßen um die Schwiegermutter, denn Otti, eher grobknochig und mit leichtem Buckel, ist nicht einfach zu nehmen. Bei Bedarf leidet sie gerne und so, dass es jeder mitbekommt. Bietet ständig ihre Hilfe an, nur um sich entweder blöd anzustellen oder zu behaupten, das könne sie nun wirklich nicht.

Außerdem hat sich Otti eine besonders wirksame Waffe zugelegt: Bekommt sie nicht sofort ihren Willen, presst sie die Hände aufs Herz, wird blau im Gesicht und keucht dermaßen jämmerlich, dass man wahrhaftig Angst bekommt.

Im Grunde genommen leidet Otti einfach an ihren 81 Jahren: Die Muskelkraft schwindet dahin, und die Leistungsfähigkeit lässt nach. Einzig die Langeweile nimmt zu, und damit einhergehend die Unzufriedenheit. Die bekommt vor allem Ilona zu spüren: Als wir sie mal ins Kino mitnehmen wollten, wurden wir Zeugen eines derartigen »Anfalls«. Das eine Mal hat uns für alle Zeiten gereicht. Trotzdem. Ilona ist taff. Sie ließ sich von einer Otti nicht unterbuttern: Geschmeidig nahm sie den Kampf mit der Schwiegermutter auf. Mit dem Ergebnis, dass sie ihr jetzt jedes Mal eine Flasche Wein und eine Tüte Erdnussflips neben die Fernbedienung legte, bevor sie ausging. Natürlich beschwerte sich Otti bei ihrem Sohn, dem Eugen. Als Ilona einmal mitbekam, dass er herumeierte und sich nicht eindeutig hinter sie stellte, sagte sie ihm, er habe exakt zwei Möglichkeiten. Entweder sie werde bis zum Auszug seiner Mutter eine sündteure Kreuzfahrt auf der MS Europa unternehmen, oder er weise Otti in die Schranken. Was er, um des lieben Friedens (und der Metzgerei) willen, erledigte, denn ihm war absolut klar, dass es keine leere Drohung gewesen war. Ilona hatte schon ganz andere Sachen gemacht. Zum Beispiel gelang es ihr einmal, die Ex meines Lebensgefährten auf ihre nordfriesische Insel zurückzuschicken, weshalb ich ihr bis in alle Ewigkeit dankbar sein werde.

Otti und Ilona also waren wie Hund und Katz. Das änderte sich, als Else sich wegen der überstandenen Hüft-OP bei Heiderose einquartierte und beim Kauf eines Bechers Ochsenmaulsalat, eines Zipfels der gerauchten Leberwurst sowie eines eingelegten Sauerbratens Otti begegnete, worauf sich ein kleines Wunder ereignete: Otti und Else, zwei so verschiedene Damen, freundeten sich an. Bald trippelte Else an geraden Tagen stockschwingend zur Metzgerei, an ungeraden Tagen schob Otti ihr Gehwägelchen zum Durchblick. Dann spazierten die zwei die Fußgängerzone auf der einen Seite hinunter und wanderten auf der gegenüberliegenden Seite zurück, um sich anschließend bei Giovanni und Olga in der Traube bei einem süffigen Viertele vom Ausflug zu erholen.

Else und Otti haben Adleraugen; keine menschliche Bosheit, keine Tücke ist ihnen fremd, ihre Beobachtungsgabe ist hoch entwickelt. Das Kombinieren hatte die eine 79, die andere 81 Jahre lang so verfeinert, dass selbst Agatha Christie vor ihnen das Hütchen ziehen müsste: Lange, bevor die Anzeige in der Hinterremsinger Zeitung erschien, berichteten sie Heiderose sehr besorgt von leer stehenden Geschäftsräumen. Das war im Mai gewesen; im Juni, also nur wenige Wochen später, war klar, dass ihre Sorge nicht unbegründet gewesen war, denn Heiderose würde Konkurrenz bekommen.

»Ist das zu fassen?! Da besitzt doch jemand die Frechheit, im Ort einen zweiten Optikerladen aufzumachen! Heiderose, du musst sofort etwas dagegen unternehmen!«, hatten sie empört verlangt.

Zum einen waren Heiderose natürlich die Hände gebunden, zum anderen überlegte sie gerade, ob im Garten anstelle des alten runden Brunnens ein Teich nicht doch mehr hermachen würde – kurz: Heiderose sagte zu ihrem Karlheinz, er solle sich doch bitte mal kundig machen.

Was er brav erledigte, und weswegen der Hase jetzt im Pfeffer lag.

Die Konkurrenz hieß Mirella Pietsch, war jung, rothaarig, grünäugig und hatte ausgesprochen sexy Kurven – für Männer war sie der wahr gewordene Traum. Ledig war sie obendrein.

Mirella hatte ihren Laden eingerichtet wie ein Boudoir. Mit allen modernen Finessen natürlich, aber eben auch mit viel rosa Plüsch. Außerdem hatte sie nicht nur die übliche Ware im Angebot; sie hatte auch eine besonders hübsche, besonders wirkungsvoll ausgeleuchtete gläserne Vitrine, in der sie ein paar handgefertigte Brillenfassungen – Einzelstücke, wahre Kunstwerke waren das – wie kostbare Schmuckstücke präsentierte. Natürlich hatten die ihren Preis, aber wer setzte sich schon ein schnödes Gestell von Dior, Cartier oder Gucci auf die Nase, wenn er mit einem exklusiven Modell brillieren konnte?

Nach der ersten vorsichtigen Kontaktaufnahme – Else und Otti hatten sich bei Mirella die Lesebrillen reinigen lassen – sahen sie zu ihrer riesigen Überraschung, wie Karlheinz aus Mirellas Laden kam.

Da hatte der Spaß aber ein Ende, obwohl Karlheinz beteuerte, an Mirella persönlich kein Interesse zu haben, überhaupt gar nicht, niemals nie!

Doch Otti und Else hatten ihn gesehen, weshalb Heiderose ihrem Mann kein Wort glaubte und uns hier, als wir in ihrem Garten versammelt waren, die Ohren volljammerte. »Der Kerl ist im schwierigen Alter! Er fürchtet das Nachlassen seiner Manneskraft, die eh schon immer zum Heulen bescheiden gewesen ist. Jetzt hofft er auf den Erfolg einer Frischfleischkur. Das ist doch zum Lachen, oder?«

Natürlich war diese Vorstellung einfach lächerlich. »Dazu ist dein Karlheinz viel zu bequem!«

»Gerade weil er bequem ist, hat die Mirella –«

»Habt ihr sie schon mal gesehen?«

»Nein«, gaben Margret und ich zu, aber Claudia nickte.

»Natürlich hab ich sie gesehen. Ich war auch in ihrem Laden und hab mir einen Überblick über ihr Angebot verschafft«, erklärte sie ganz kühl und strich sich über ihr Bäuchlein. Sie war im achten Monat, jedenfalls nahmen wir das an, und sah einfach blendend aus. »Die Pietsch hat die üblichen Kassengestelle und auch ein paar Designermodelle, aber der wahre Schatz befindet sich in dieser Vitrine. Die Brillen dort sind nichts für Lieschen Müller. Sie sind ganz schlicht, doch Form, Farbe und Material sind perfekt aufeinander abgestimmt. Nicht jeder kann die tragen, aber wer es kann, sticht aus der Menge heraus. Sie sind top, sie sind eine Klasse für sich, sie sind wie mein Syrah. Sie sind ihren Preis wert.«

Heiderose war ganz bleich geworden. »Woher hat sie die nur?«

»Das hab ich Mirella gefragt. Nicht ganz direkt, mehr so auf Umwegen, doch sie hat nur geheimnisvoll gelächelt und gemeint, sie kenne einen jungen Designer, der sich erst noch einen Namen machen müsse, weshalb sie ihren Kunden die Einzelstücke relativ preiswert anbieten könne.« Claudia sah uns der Reihe nach an. »Sie sprach von Beträgen ab 1.000 Euro pro Fassung. Ohne Gläser, wohlgemerkt.«

»Keine Krankenkasse bezahlt eine solche Brille«, rief Margret empört, worauf Heiderose sie anfuhr: »Wer sich eine solche Brille leistet, schafft das aus eigener Kasse! Ich sag euch eines: Die Frau gräbt mir das Wasser ab, die pfeift auf die normale Kundschaft, die hat es von vornherein auf die Leute mit dem dicksten Geldbeutel abgesehen!«

Heideroses Befürchtungen waren nicht unbegründet; es hatte sich herumgesprochen, dass die schöne Mirella Einzelanfertigungen im Angebot hatte.

»Auf eine solche Konkurrenz hätte ich gerne verzichtet«, jammerte Heiderose. »Und dann auch noch der Fleck im Rasen! Über mich bricht das Unglück aber auch lastwagenweise herein!«

In diesem Augenblick hörten wir das Tock-Tock von Elses Stock. »Ach, da sitzt ihr! Wisst ihr schon das Neueste?«

Kapitel 2

Else war klein und rundlich. Sie hatte runde Apfelbäckchen, ein rundes Kinn und runde Löckchen, und sie liebte Kleider und Blusen mit runden Krägelchen und runden Knöpfchen, wie’s in ihrer Jugend der letzte Schrei gewesen war. Genauso wie der rosasilberne Nagellack, den sie liebte. Woran man sah, dass Else auf ein gepflegtes Aussehen achtete.

Sie setzte sich, lehnte den Stock an den Stuhl, strich ihren Rock glatt, legte einen Beutel auf den Schoß und sagte vorwurfsvoll: »Dieser Mirella Pietsch ist mein Karlheinz nicht gut genug. Sie hat einen Stuttgarter Steuerberater.«

Heiderose hob die Augenbrauen. »Ach! Und woher weißt du das?«

»Von Otti. Und die weiß es, weil diese Frau bei Ilona eingekauft hat. Ein Kalbsfilet. Also nur das Beste vom Besten, hat Otti gesagt, und das an einem normalen Werktag. Jedenfalls – Otti hat die Pietsch gefragt, ob sie in Hinterremsingen zum Friseur gehe und ob sie hier schon einen Arzt und einen Steuerberater habe. Natürlich, habe die Pietsch gesagt, natürlich würde sie die heimischen Händler unterstützen. Nur ihren Steuerberater würde sie nicht wechseln, der habe sein Büro nun mal in der Hauptstadt. Jetzt fragt sich Otti, weshalb mein Karlheinz dann schon zwei Mal in ihrem Laden war.«

»Weil er sich das Sortiment von Heideroses Konkurrenz anschauen wollte«, erklärte Margret sofort. »Hätte ich an seiner Stelle auch getan, schließlich ist’s in seinem Interesse, dass Heiderose weiter schwarze Zahlen schreibt, oder? Aber –« Sie beugte sich vor und sah Else eindringlich an, »kannst du mit Otti nicht herausfinden, wie der Kerl heißt, der die teuren Fassungen herstellt?«