Vikings, Love & Madness - Band 2 - Tanz der großen Wölfe - Vaelis Vaughan - E-Book

Vikings, Love & Madness - Band 2 - Tanz der großen Wölfe E-Book

Vaelis Vaughan

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Beschreibung

"Vikings, Love & Madness" (Trilogie) Band 2 - Tanz der großen Wölfe Gay Romance / Fiktional Urban Historical Story Print 166 Seiten inkl. 3 Illustrationen Mit einer weiteren List kann sich der Schamane Vejen aus den Fängen seiner mit einem Großauftrag drohenden Kundschaft befreien und flüchtet in die Wälder von Moi, um sich in der Jagdhütte seiner Pflegemutter zu verstecken. Leider verläuft auch dort nichts wie geplant und so findet er sich recht schnell in der Obhut von Skjern wieder, für den er immer zwiespältigere Gefühle entwickelt, je näher er ihn kennenlernt. Aus Angst, enttarnt zu werden, willigt er schließlich ein, ihn nach Ålgård zu begleiten, nicht wissend, dass ihn allein die Reise dorthin vor gewaltige Herausforderungen stellen wird. (Fortlaufende Geschichte in drei Bänden!)

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Klappentext
Hinweis
Kapitel 1 - Abschied
Kapitel 2 - Von Ängsten und Träumen
Kapitel 3 - Eine Nacht unter den Sternen
Kapitel 4 - Meister der Täuschung
Kapitel 6 - Tanz der Wölfe
Nachwort
Danksagungen
Über Vaelis
Impressum
Fußnoten

Vikings, Love and Madness

Band 2 – Tanz der Wölfe

Klappentext

Gay Romance / Fiktional Urban Historical Story

 

Mit einer weiteren List kann sich der Schamane Vejen aus den Fängen seiner mit einem Großauftrag drohenden Kundschaft befreien und flüchtet in die Wälder von Moi, um sich in der Jagdhütte seiner Pflegemutter zu verstecken. Leider verläuft auch dort nichts wie geplant und so findet er sich recht schnell in der Obhut von Skjern wieder, für den er immer zwiespältigere Gefühle entwickelt, je näher er ihn kennenlernt. Aus Angst, enttarnt zu werden, willigt er schließlich ein, ihn nach Ålgård zu begleiten, nicht wissend, dass ihn allein die Reise dorthin vor gewaltige Herausforderungen stellen wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hinweis

Diese Geschichte ist von wahren Ereignissen und überlieferten Sagen aus der Wikingerzeit des 10. Jahrhunderts inspiriert, erhebt jedoch keinen Anspruch darauf, historisch korrekt zu sein, vor allem in Bezug auf die Sprache der Protagonisten. In erster Linie handelt es sich also um eine fiktionale Geschichte mit romantischen, erotischen, ernsten, aber auch witzigen Szenen, die sich im schriftstellerischen Freiraum bewegen. Darüber hinaus sind detailliert ausgeschriebene homosexuelle Sexszenen enthalten.

Kapitel 1 - Abschied

 

 

Niemals hätte ich gedacht, dass mich Ásas Tod noch überraschen könnte. Jeden Tag habe ich damit gerechnet, und doch zog es mir für einen Moment den Boden unter den Füßen weg, als Mie mir ihre Kette brachte.

»Von all ihren Lebenstagen entschieden sich die Götter ausgerechnet für den heutigen ...«, murmle ich vor mich hin, als ich mit leisen und trotzdem schnellen Schritten durch den Wald laufe, um dicht hinter Mie zu bleiben, der mich führt.

Die Nacht bricht an. Normalerweise hört man bis tief in den Wald hinein die Frösche vom Seeufer quaken, doch ihre Paarungszeit ist lange vorbei und so herrscht jetzt eine geradezu gespenstische Stille. Nur der eisige Wind rauscht durch die Bäume und der Mond leuchtet spärlich durch ihre ausgedünnten Wipfel.

Ich bin allein unterwegs. Die Eindringlinge aus Ålgård schlafen tief und fest, einer in meinem Baumhaus und die anderen in dessen Nähe. Skjern hat den Becher mit Kräutertee, den ich ihm reichte, komplett geleert, ohne auch nur einen Moment zu zögern. Unglaublich, dass er mir immer noch so unbekümmert vertraut, nachdem ich ihn schon einmal fast getötet hätte. Seine seltsamen Mitstreiter nahmen meinen mit Schlafbeeren versetzten Apfelwein ebenfalls ohne jedweden Argwohn an und tranken ihren Becher in einem Zug leer.

›Was für ein Haufen unvorsichtiger Deppen! Benebelt von ihrer eigenen Selbstherrlichkeit glauben sie, niemand könne ihnen etwas anhaben! Dabei hätte ich sie ohne Probleme vergiften können!‹

Kopfschüttelnd laufe ich weiter. Mein Völven-Stab dient mir als Wanderstock, doch der große Leinensack, den ich mir mit zwei Gürteln auf den Rücken gebunden habe, wird immer schwerer, obwohl ich wirklich nur das Nötigste zusammengepackt habe: meine kostbarsten Tränke, Waschzeug, etwas Verpflegung für die nächsten Tage und natürlich meine gesamte Völven-Ausstattung, zu der verschiedene Zeremonienkleider, der Kopfschmuck, Klimperkram, Alchemiezeug sowie mehrere Säckchen mit allerlei Kräutern und Nachtschattengewächsen gehören. Für tiefgehende, schnelle Prophezeiungen kann man sich diese einfach als Salbe auf die Haut reiben, um seine Wahrnehmung zu erweitern und Einblick in die derzeitige oder vergangene Zwischenwelt zu erhalten. Die für den Bittsteller billigere Form der Wahrsagerei, ohne dass ich mich dafür in einen Rausch versetzen muss, ist eine Deutung mit Hilfe von Runensteinen, Tonscherben oder Knochen. Allerdings schleppe ich solche Dinge nicht mit mir rum, die kann meine wenig betuchte Kundschaft schön selber mitbringen. Auch Ásas Kette hängt um meinen Hals, versteckt unter der Kleidung, denn ich brauche eine Absicherung für den Notfall, besonders nach den letzten Ereignissen. Ich werde mich ganz sicher nicht über Tage hinweg foltern lassen! Dann wähle ich doch lieber den Tod durch das Bleipulver.

»Unfassbar, dass diese Einfaltspinsel tatsächlich geglaubt haben, ich würde mit ihnen gehen«, flüstere ich kopfschüttelnd und würde am liebsten lauthals durch den Wald prusten. »Pah! Ich! Nach Ålgård! So weit kommts noch, dass ich freiwillig in dieses Kackdorf latsche, nur um mich von ihrem feinen, verseuchten Jarl und seinen Filzläusen ersäufen zu lassen!«

Ich schwitze, keuche immer mehr und spüre allmählich ein Brennen in meinen überschaubaren Muskelchen.

›Vielleicht hätte ich doch ab und zu ein paar mehr Ästchen fürs Feuer sammeln sollen.‹

»Sind wir bald da?«, ächze ich Mie hinterher, aber der muckert nur unverständlich, während er weiter voran wetzt. Als wir schließlich drei im Mondlicht leuchtende Birken passieren, die als sehr markantes Dreieck wachsen, weiß ich endlich, wo wir sind.

»So nah am Haus?«, frage ich meinen pelzigen Begleiter verwirrt und spüre, wie sich mein Herzschlag beschleunigt. Trotz der eingeschränkten Sicht in der Nacht, die ich als Zeitpunkt meines Aufbruchs absichtlich gewählt habe, um möglichst wenig sehen zu müssen, habe ich Angst davor, sie zu finden.

Ich will sie nicht tot sehen, mit entstelltem Gesicht oder in irgendeiner entwürdigenden Lage. Ich will sie auch nicht in einer Senke finden und die grausame Bestätigung bekommen, dass sie gestürzt ist, dass sie Schmerzen hatte und ihrem Leben selbst ein Ende bereiten musste.

Zu meinem Erstaunen führt mich Mie jedoch erst mal zur alten Jagdhütte, die gut versteckt tief im Wald liegt. Hier lebte Ása die letzten drei Jahre und hier werde auch ich so lange ausharren, bis die Störenfriede aus meinem Wald verschwunden sind. Notfalls schicke ich Mie zurück, damit er sie noch ein wenig tyrannisiert. Mein Rattenäffchen kann durchaus ein gruseliger, fieser kleiner Kobold sein, wenn er will. Das weiß ich zu Genüge, immerhin war auch er mal in den Flegeljahren und praktisch unaushaltbar. Über kurz oder lang wird er dieses Gesocks schon vertreiben.

Mie quetscht sich durch einen Türspalt in die stockfinstere Rundhütte und ich folge ihm, indem ich sie vorsichtig öffne. Meine Hand zittert.

Ich war schon so lange nicht mehr hier. Zwei Monde mindestens. Als Ása es vor drei Jahren nicht mehr schaffte, ins Baumhaus zu steigen, und sich entschied, in der kleinen Hütte zu leben, brachte ich alle möglichen Sachen hierher. Ich fertigte ihr ein paar Möbel und half, einige Vorräte anzulegen, doch danach wurden meine Besuche immer seltener. Ich wollte ihren körperlichen und geistigen Verfall nicht miterleben. Es brach mir das Herz, sie, den weisesten und bedachtesten Menschen, den ich je kennenlernen durfte, so unaufhaltsam entschwinden zu sehen. Deshalb besuchte ich sie immer seltener und schickte stattdessen Mie. Ich war einfach feige und schäme mich dafür unendlich.

»Ist ja lieb von dir, dass du mich zuerst mein Zeug abladen lassen willst, aber wir sollten dann gleich weiter. Ich will die Sache mit Ása hinter mich bringen.« Nachdem auch ich die Türschwelle übertreten habe, lege ich mein schweres Gepäck ab und strecke den schmerzenden Rücken durch. »Haaah ... auaaa«, stöhne ich, taste dann erschöpft nach der Öllampe an meinem Gürtel und zünde sie an, um mir einen kurzen Überblick zu verschaffen. Dabei steigt mir der leicht süßlich-beißende Geruch nach Fisch und Urin in die Nase, der hier seit gut einem Jahr immer mal vorherrscht. Aber so ist das halt, wenn man alt wird, und so stark wie heute habe ich ihn auch noch nie wahrgenommen.

»Morgen werde ich hier erst mal sauberma-aaaah!!!«

Ich springe zur Seite, als ich Ása plötzlich aus dem Augenwinkel heraus neben mir auf dem Bett liegen sehe, und lösche sofort das Licht. Leider hat sich mir ihr Anblick, mit den weit geöffneten Augen und der blau verfärbten Haut, bereits eingebrannt und der deutlich penetrantere Geruch erklärt sich nun auch.

Augenblicklich kommen mir die Tränen und ich stürme nach draußen.

»Nein! Nein, nein, nein«, schluchze ich verzweifelt, stütze mich auf die Knie und verfluche all unsere Götter. »Warum habt ihr sie ausgerechnet in der Hütte sterben lassen?!« Ich raffe mich auf und schaue nach oben, gen Asgard. »Jeden Tag war sie im Wald unter freiem Himmel und ihr holt sie klammheimlich in der Nacht zu euch? Warum? Hat sie euch nicht jeden Tag gehuldigt, gedient und Unmengen an Opfern gebracht?«

Die Tränen laufen mir unaufhaltsam über die Wangen, aber ich weiß, dass ich keine Antwort bekommen werde. Trotzdem kann ich es nicht verstehen. Wenn irgendjemand neben den großen Kriegern und Königen in der Gunst der Götter stehen sollte, dann doch die Völven!

Ása war von klein auf ein Kind des Waldes, ein natürlich begabtes Mädchen, das schon in sehr jungen Jahren mit den Waldgeistern sprechen konnte, und das, ohne die mit Nachtschattengewächsen versetzten Tränke zu sich zu nehmen. Sie mochte Schmuck, machte sich aber nichts aus adligen Annehmlichkeiten oder Reichtum, weshalb sie stets in ihren Wald zurückkehrte und besonders bei den einfachen Leuten beliebt war.

Allerdings gehört zur Wahrheit, dass sie es doch nie mit ihren berühmten Vorfahren, den Völven, die in den Dekaden vor ihrer Zeit lebten, aufnehmen konnte, auch wenn sie durchaus über die Tore von Moi hinaus bekannt war. Diese erhielten nach ihrem Tod prächtige Bestattungen auf Schiffen, ausgestattet mit Schmuck, Tieren und Schlitten als Grabbeigaben. Aber Ása verlangte zu Lebzeiten nichts dergleichen.

Sie wollte keine pompöse Bestattungszeremonie, keine Blumen, keine fremden Menschen um sich herum und auch keine Tiere, die für ihre Reise zu den Göttern getötet werden. Nichts von dem, was die berühmten Völven vor ihr bekamen. Sie wollte allein und in Ruhe von dieser Welt gehen, eins werden mit dem Wald, den Wind im Gesicht spüren und im feuchten Moos liegend ihren letzten Atemzug als freier Mensch unter dem Sternenhimmel aushauchen.

Nun war sie in einem Haus gestorben, auf einem toten Untergrund, mit einer modrigen, alten Holzdecke über sich.

Ich möchte schreien angesichts dieser Ungerechtigkeit und kann mich kaum beruhigen. Dann aber erinnere ich mich an ihre letzten Anweisungen, die sie mir gab, als sie noch klar im Kopf war:

»Wenn du meine Hülle findest und ich nach Asgard gegangen bin, sing mir Stengd dør[Fußnote 1], damit mein Geist den Weg aus dem Wald findet. Dann versenke meinen Leib auf den Grund des Sees, sodass er den Fischen als Nahrung dienen kann, denn sie sind das Futter der großen Vögel, die mich weit in die Ferne tragen werden.«

Schweigend wische ich mir über die Augen, dann atme ich tief durch und hole den Jägerkarren hinter dem Haus hervor.

***

Eine fast schlaflose Nacht liegt hinter mir.

Im Bett zu nächtigen, nachdem Ása darin verstorben war, empfand ich als unmöglich. Das Laken sowie die Felle über und unter ihr waren bereits von ihren Körperflüssigkeiten verunreinigt, deshalb versenkte ich alles mit ihr zusammen in der Mitte des Sees, die ich mit dem alten Fischerboot des Jägers erreichte.

Was übrig blieb, war ein Haufen klebriges Heu, das ich ebenfalls noch in der Nacht rausschaffen musste, um überhaupt in der Hütte schlafen zu können. Zu guter Letzt blieben dann nur mein Wollumhang, den ich als Decke nutzte, und die Felle auf den schmalen Bänken, die ich auf den Boden legte, um darauf zu nächtigen. Leider sind die Felle bereits sehr alt und abgesessen. Je länger ich also auf den harten Holzdielen lag, desto mehr schmerzten meine erschöpften Glieder. Gleichzeitig war es so bitterkalt, dass ich kein Auge zubekam, obwohl ich todmüde war.

Mie lag die ganze Zeit auf meinem Kopf. Er selbst fror nicht, dafür ist sein beneidenswertes Winterfell bereits viel zu fluffig, doch er bemerkte, dass ich zitterte, und wies mich immer wieder auf die Feuerstelle hin. Sicher hätte ich diese auch entfachen können, aber ich wollte um jeden Preis verhindern, dass man den Rauch aus der Ferne sehen und so zu mir finden könnte. Ich weiß ja, dass man aus dem großen Südfenster des Baumhauses direkt in diese Richtung schaut, und wollte aus diesem Grund kein Wagnis eingehen.

Selbst jetzt, obwohl die ersten Sonnenstrahlen bereits durch die Abzugsöffnung im Dach scheinen, wird mir nicht wirklich wärmer, deshalb beschließe ich aufzustehen und rapple mich mühselig hoch.

Noch halb im Dämmerzustand setze ich Mie auf den Tisch, auf dem er sich sogleich ausgiebig streckt und mit mir um die Wette gähnt. Dann krame ich mein Waschzeug aus dem Gepäckbündel und hole mir eine Schüssel abgestandenes Regenwasser aus dem Fass hinter dem Haus. Ich wasche mich mit durchweg geschlossenen Augen, blinzle höchstens mal kurz, genau wie Mie, der am Rand des Tisches neben mir hockt und sich dösig etwas Wasser ins Fell rubbelt, ehe er sich zu putzen beginnt.

»Dagmal?«, frage ich ihn kraftlos und er nickt.

Von meinem Zuhause habe ich ein paar Schmalzfladen, etwas Hirsebrot und sogar Hirschsuppe, in einem gefetteten Sack aus Ziegenleder, der leicht zu transportieren und auszuwaschen ist, mitgebracht. Als ich jedoch den Deckel des großen Kessels über der Feuerstelle lüfte, ist dieser überraschenderweise bis zum Rand mit kräftiger, dicker Fischsuppe gefüllt.

»Was ... wie ...?« Verwundert schnüffle ich daran und stelle fest, dass sie nicht vergoren riecht. So alt kann sie also nicht sein, auch wenn sie durch die Kälte in der Hütte sicher länger frisch bleibt als üblich. Ich weiß, dass Ása noch immer angeln konnte, aber so eine Unmenge an Suppe zu kochen, sah ihr überhaupt nicht ähnlich, deshalb schaue ich mich aufmerksam um, kann jedoch nichts Auffälliges entdecken. Andererseits, wer weiß schon, was in den letzten Tagen in ihrem verwirrten Kopf vorging? Bei meinen Besuchen hatte ich manchmal das Gefühl, sie erwarte Gäste, denn da kam es mitunter vor, dass sie für drei oder vier Personen den Tisch deckte, obwohl sie hier ja allein lebte. Die Schimpansin, die ich damals bekam, behandelte sie wie eine alte Bekannte. Sie kochte ihr Tee mit Honig, servierte ihr Fisch, Eier und Fleisch auf Baumrinde und sammelte mit ihr zusammen alles, was der Wald zur jeweiligen Jahreszeit hergab. Sie kämmte ihr die Haare, sogar Kleidung gab sie ihr, und als das Tier starb, bekam es eine bessere Beisetzung als die meisten der hiesigen Bauern, mit Blumen, kleinen Opfergaben und Silberschmuck.

Also – wer weiß? Vielleicht hat sie so viel gekocht, weil sie die Walküren erwartete, die sie abholen sollten ... oder sie hatte einfach ein paar manierlich nette Ratten zu Gast.

Mie klettert auf den Rand des Kessels und macht ebenfalls große Augen. Er hat sein Näpfchen dabei, eine Holzschale mit Henkel, den er immer mit seinem Schwanz umklammert hält. Bittend sieht er mich an, will das Gefäß eintauchen, doch ich schüttle wehmütig den Kopf und schließe den Kessel mit dem Deckel.

Obwohl die Suppe noch immer lecker aussieht und genauso riecht, werden wir nichts davon essen. Ich weiß ja nicht genau, woran Ása gestorben ist, ob es nun wirklich die Altersschwäche war oder sie vielleicht doch einen giftigen Pilz in ihr Essen geschnippelt hat. Drum greife ich lieber auf mein kleines, mitgebrachtes Dagmal zurück, das Mie und ich kurzerhand kalt verzehren. Nachdem damit der gröbste Hunger gestillt ist, schnüre ich müde meinen Umhang über den Schultern zusammen und schleife angestrengt keuchend den vollen Kessel nach draußen.

Neben dem Haus hebe ich eine kleine Grube aus und schütte schweren Herzens die Suppe hinein. Mie hockt dabei auf meiner Schulter und schmatzt unmissverständlich, weil ihm das Wasser im Mäulchen zusammenläuft. Der Fladen hat ihm nicht gereicht und er liebt gekochten Fisch über alles, deshalb quäkt er leise protestierend bei jeder Schaufel Erde, mit der ich die Suppe beerdige.

»Wir gehen nachher zum Angeln, ja?«, verspreche ich und er zieht versöhnlich die Nase hoch. »Aber zuvor muss ich in den Wald und neues Nistmaterial für uns suchen.« Müde seufze ich und setze ihn vor der Hütte ab. »Sortier du derweil das Unkraut aus Ásas Töpfen raus und schau, was wir von dem Rest noch gebrauchen können. Wir werden wohl ein paar Tage hier wohnen müssen.«

»Mräh!«, stößt er aus und wieselt in die Hütte, während ich in den Wald schlurfe und dabei den Karren hinter mir her ziehe, denn ich brauche so einiges, um das Bett wieder aufzufüllen.

***

Ich suche eine Lichtung, auf die besonders viel Sonne scheint. Selbstverständlich werde ich dort kein wärmendes, kuscheliges Heu mehr finden, also muss ich mit trockenem Laub vorliebnehmen, das ich über eine dicke Schicht Nadelbaumzweige schütten kann, die den Boden meiner Schlafunterlage bilden werden. Der Bettrahmen ist kniehoch, was bedeutet, dass dort eine Menge hineinpasst. Wenn ich Glück habe, finde ich vielleicht noch genügend Moos, um die obere Schicht abzupolstern, ehe ich es mir darauf gemütlich machen kann. Letztlich werde ich die noch vorhandenen Felle samt meinem Wollumhang zum Zudecken nehmen und mich jede Nacht dick anziehen, um nicht mehr zu frieren.

Eine dauerhafte Lösung ist das natürlich nicht, denn das Laub und die Zweige werden über kurz oder lang zusammengedrückt und haben dann auch keinen wärmenden Effekt mehr. Aber ewig werde ich es eh nicht in der Hütte aushalten, das steht mal fest! Spätestens wenn der erste Schnee fällt, muss ich zu meinem Baumhaus zurück. Dort habe ich nicht nur all meine wärmenden Decken und Felle, sondern auch meine Vorräte für den Winter. Diese lagern zum Glück gut versteckt unter einer Bodenklappe im kühlen Erdreich, sodass sie nicht jeder Einbrecher sofort in die Hände bekommt.

Vom ungewohnt langen Fußmarsch und dem Zerren des Karrens erschöpft, erreiche ich eine breite Lichtung und finde, wonach ich gesucht habe: Laub. Sogar halbwegs trocken. Fehlt mir noch, dass ich jedes Blatt auf einer Leine in der Hütte aufhängen muss.

Mit beiden Händen schaufle ich die oberste Laubschicht in den Karren, muss dabei aber aufpassen, nicht nach vorne umzukippen, so erledigt bin ich.

Ein wenig trockenes Feuerholz kann ich noch einsammeln, Zunder und Baumschwamm sind zum Glück ebenfalls nicht weit, wobei mir etwas in den Sinn kommt.

›Hoffentlich fackeln mir die Ålgårder nicht den Baum ab ... aus Rache, weil ich mich verknuspert habe.‹

Schnaufend schaue ich auf und mein Blick richtet sich gen Baumhaus, doch ich sehe keinen Rauch und schüttle den Kopf.

›Nein. So wie ich Skjern bisher kennengelernt habe, würde er das nicht zulassen. Oder doch?‹

Ein Kloß bildet sich in meinem Hals.

---ENDE DER LESEPROBE---