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"Von Daddys, kleinen Schweinen und besoffenen Weihnachtsmännern" Print 200 Seiten - Gay Romance / MM Lovestory / Queer Family Für Gawyn könnte Weihnachten nicht chaotischer beginnen. Normalerweise sitzt er allein zu Hause, denn seine vierjährige Tochter Molly lebt bei ihrer Mutter, doch dieses Jahr kommt alles anders. Eine schlimme Grippe in der Familie bringt Molly über die Feiertage zu ihm – und er setzt alles daran, ihrer kindlichen Weihnachtsvorstellung gerecht zu werden. Tonnenweise glitzernde Deko, selbstgebackene Plätzchen und jede Menge Geschenke sind nur der Anfang seiner Bemühungen, aber Molly hat nur einen Herzenswunsch: Sie möchte den Weihnachtsmann treffen - und zwar persönlich! Für Gawyn beginnt dadurch eine nervenaufreibende Suche nach einem Santa Claus, der Last Minute verfügbar ist, und tatsächlich schafft er es, einen aufzutreiben. Als der heißersehnte Barträger im roten Mantel jedoch vor der Tür steht, erlebt Gawyn die Überraschung seines Lebens, denn statt eines gemütlichen, bärtigen Opas trifft er auf einen besoffenen, aber extrem heißen »Bad Santa«, der so gar nicht ins klassische Weihnachtsbild seiner Tochter passen will. Kann dieses Weihnachten trotzdem ein Happy End haben, bei dem nicht nur Mollys Wünsche wahr werden? Findet es heraus ... »Von Daddys, kleinen Schweinen und besoffenen Weihnachtsmännern« ist eine humorvolle Mischung aus Erotik, Herz und einer Prise chaotischem Weihnachtsvorbereitungswahnsinn. Eine heiße, zauberhafte Geschichte über die Liebe, das Leben und darüber, was wirklich zählt, auch wenn manchmal alles ganz anders kommt, als man denkt. Ein Buch für alle, die heiße Szenen zwischen Männern, Lachen und ein bisschen Weihnachtsglitzer lieben.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Von Daddys, kleinen Schweinen und besoffenen Weihnachtsmännern
Gay Romance / MM Lovestory / Queer Family
Klappentext
Für Gawyn könnte Weihnachten nicht chaotischer beginnen. Normalerweise sitzt er allein zu Hause, denn seine vierjährige Tochter Molly lebt bei ihrer Mutter, doch dieses Jahr kommt alles anders. Eine schlimme Grippe in der Familie bringt Molly über die Feiertage zu ihm – und er setzt alles daran, ihrer kindlichen Weihnachtsvorstellung gerecht zu werden. Tonnenweise glitzernde Deko, selbstgebackene Plätzchen und jede Menge Geschenke sind nur der Anfang seiner Bemühungen, aber Molly hat nur einen Herzenswunsch: Sie möchte den Weihnachtsmann treffen - und zwar persönlich! Für Gawyn beginnt dadurch eine nervenaufreibende Suche nach einem Santa Claus, der Last Minute verfügbar ist, und tatsächlich schafft er es, einen aufzutreiben. Als der heißersehnte Barträgern im roten Mantel jedoch vor der Tür steht, erlebt Gawyn die Überraschung seines Lebens, denn statt eines gemütlichen, bärtigen Opas trifft er auf einen besoffenen, aber extrem heißen »Bad Santa«, der so gar nicht ins klassische Weihnachtsbild seiner Tochter passen will. Kann dieses Weihnachten trotzdem ein Happy End haben, bei dem nicht nur Mollys Wünsche wahr werden? Findet es heraus ...
»Von Daddys, kleinen Schweinen und besoffenen Weihnachtmännern« ist eine humorvolle Mischung aus Erotik, Herz und einer Prise chaotischem Weihnachtsvorbereitungswahnsinn. Eine heiße, zauberhafte Geschichte über die Liebe, das Leben und darüber, was wirklich zählt, auch wenn manchmal alles ganz anders kommt, als man denkt. Ein Buch für alle, die heiße Szenen zwischen Männern, Lachen und ein bisschen Weihnachtsglitzer lieben.
Kapitel 1
______________
Die Ampel schaltet auf Rot.
Seufzend versuche ich mich einen Moment zu beruhigen und fahre mir mit beiden Händen über die ausrasierten Seiten meines Undercuts.
›Ich sollte sie sicherheitshalber nochmal anrufen.‹
Die Gelegenheit ist günstig, an dieser Kreuzung hier steht man immer ewig. Also wische ich auf meinem im Navihalter festgeschnallten Handy herum, suche Bridgets Nummer heraus und aktiviere die Freisprechanlage.
Es tutet. Dreimal, viermal, fünfmal. Dann endlich scheint sie auf allen vieren zum Telefon gekrochen zu sein und nimmt ab.
»Hrrrrhh?«, krächzt mir etwas mit dem wenig zauberhaften Klang einer verstopften Flöte entgegen, gefolgt von einem geräuschvoll blubbernden Nase hochziehen.
»Oh Mann, du hörst dich echt schlimm an«, entgegne ich mitleidig und fahre weiter, sobald ich grünes Licht habe.
»Ich weiß«, antwortet sie heiser. »Aber dafür sehe ich blendend aus!«
»Weil sich die Strahlen deiner Infrarotlampe in den Schweißperlen auf deiner Stirn spiegeln?« Ich muss mir verkneifen zu lachen. Selbst im gesunden Zustand ist die Frau blasser als das Albinomeerschwein unserer Tochter. Zumindest kichert – na ja, eher krächzt sie darüber ebenfalls belustigt, ehe sie zustimmt.
»Genau. Ich bin eine menschliche Discokugel, die -« Ein Hustenanfall, der satte zweiundvierzig Sekunden dauert, unterbricht das Gespräch. Anschließend erklingt ein Schlürfgeräusch. Offenbar benetzt sie ihre gereizte Kehle mit etwas Tee oder Suppe, erst dann spricht sie wieder. »Oh Mann, dieser scheiß Husten bringt mich noch ins Grab ... Wann bist du denn da?«
Ich streichle meinen Mini-Bildschirm und wechsle auf die Verkehrsübersicht. »Also ich fahr gleich auf die Autobahn. Laut Navi sollte kein Stau sein, dementsprechend bin ich in zirka achtundvierzig Minuten da. Zumindest, solange mich die Rush Hour nicht ausbremst, aber selbst dann müsste ich es in maximal einer Stunde schaffen.«
»Okay«, schnauft sie und klingt in diesem Moment wirklich sehr erschöpft.
»Ich beeil mich, ja?!«
Sie prustet. »Ne, ne ... fahr lieber vorsichtig, sonst hab ich das Monsterchen die gesamten Feiertage an der Backe und krieg keine Minute Schlaf.«
»Hach, wie du dich immer um mich sorgst.« Ich kichere und nicke, auch wenn sie es nicht sieht. »Alles klar. Dann bis nach-«
»Papaaaaaaa?«, quäkt plötzlich Mollys hochtöniges Stimmchen dazwischen und das Telefon beginnt ungesund zu ruscheln. »Bist du bald daaaa?« Offenbar hat sie ihrer Mama das Handy aus den Fingern gezuppelt, denn die höre ich nur noch im Hintergrund rumhusten.
»Hey Mäuschen, ja ich bin auf dem Weg! Freu mich schon ganz doll auf di-«
»Papa wusstest du eigentlich«, unterbricht sie mich aufgeregt mitten im Satz, so wie sie es immer tut, wenn sie was Wichtiges erzählen will, »Wusstest du, dass der Wal das kleinste lebende Säugetier sein könnte, wenn er nur nicht so groß wäre?«1
»Äh ... nein. Nein, das wusste ich nicht.«
»Siehste!« Sie ist immer ganz stolz, wenn sie mir mal was beibringen kann. Auch wenns nur Blödsinn ist. »Papa, hast du Krunschie Nadds bei dir?«, fährt sie fort und ich stutze einen Moment, ehe ich höher schalte und meine alte Skoda-Gurke beschleunige, um auf die Autobahn zu fahren.
»Äh ... Nadds ... ach Nuts!? Du meinst Nüsse?«
»Iiiih, neeeein«, stößt sie jedoch sofort aus, als hätte ich ihr vorgeschlagen, ein paar Hühnerkacke-Chips zu essen, und lacht daraufhin. »Bäh, bäh, bäh.«
»Sie meint die Crunchy Nuts Cornflakes, Gawyn«, erklärt mir Bridget aus dem Hintergrund und klingt dabei wie eine weibliche Version von Gollum.
»Ach so.« Ich seufze. »Nein Süße, aber ich hab zwei verschiedene Sorten Müsli und superleckere Orangen, die wir uns zum Frühstück auspressen können. Außerdem hab ich ganz tolle Bio-Marmelade und ein paar Vollkornbrötchen zum Aufbacken gekauft, die -«
»Aber Papaaa, ich will lieber Krunschie Nadds«, quengelt sie mir dazwischen. »Die ess ich jeden Morgen in der Kita. Ohne die is` alles doooof.«
›Klasse!‹
Eigentlich bin ich von diesen völlig überzuckerten Krümelbomben wenig begeistert, aber Molly war schon fast ein halbes Jahr nicht mehr bei mir und ich will um jeden Preis, dass sie sich wohlfühlt, also halte ich die Backen.
»Na gut Süße, dann fahr ich jetzt noch mal schnell zum Supermarkt und besorg dir welche, ja?«
»Jaaa«, quietscht sie sofort freudig los und ich höre, wie mich mein schlechtes Gewissen mit fiesen Mädchennamen beschimpft. Aber vielleicht kriege ich sie ja dazu, auch mal was anderes zu probieren, wenn ich es vor ihrer Nase esse und mich dabei um Kopf und Kragen stöhne, weil gesunde Vollkornbrötchen mit zuckerzusatzfreier Biomarmelade ja so unglaublich viel köstlicher schmecken als überteuerte Weißmehlchips mit Zuckerkruste, die – wenn man Glück hat – mal ganz dicht neben Nüssen gelegen haben.
Ja, Wunschdenken. Ist mir klar.
»Dann brauche ich aber ein paar Minuten länger, ja? Frag doch mal bitte deine Mama, ob ich ihr bei der Gelegenheit auch noch was mitbringen soll. Irgendwelche Halsbonbons, Tee oder was vom Imbiss, damit sie nicht mehr kochen muss?«
»Ja«, antwortet sie mit ihrer süßen Piepmatzstimme, bereit, den Auftrag auszuführen, und ich höre, wie sie schnellen Schrittes über den Flur tappst. Hört sich an, als wäre sie wieder nur auf Stoppersocken unterwegs. »Mama, soll der Papa dir Bonbons mitbringen?«
Bin ich überrascht, dass sie sich an nichts von dem erinnert, was ich gerade aufgelistet habe, bis an die vermeintliche Süßigkeit? ... Nein.
»Äh ... ne«, röchelt Bridget daraufhin erwartungsgemäß und klappert mit Geschirr herum. Offenbar steht sie in der Küche. »Ich hab alles da ... Brauche nur Ruhe ... und mein Bett.«
Wink mit dem Zaunpfahl, dass ich reinhauen soll. Ist angekommen.
»Sie will nix«, antwortet mir Molly fast schon traurig, doch dann klopft etwas hinter ihr und sie scheint an was erinnert zu werden. »Paps, ich muss jetzt auflegen! Mein Apfel wird kalt.«
»Äh -« Schon tutet mir das Freizeichen entgegen und ich schüttle nur noch amüsiert den Kopf.
›Oh Mann, das kann ja was werden.‹
***
Wie durch ein Wunder finde ich an der Autobahn einen Rastplatz mit Supermarkt, wenn auch nur mit einer abgespeckten Variante davon, aber zumindest muss ich dadurch keinen Umweg fahren.
Der überfüllte Parkplatz lässt zwar nichts Gutes erahnen, doch ich quetsche meinen kleinen, froschgrünen Dreitürer in die letzte freie Lücke. Zwischen einen rostigen Transporter, der so schief steht, als wäre er mit den Eiern eingeparkt worden, und einem Familien-Van, der genau auf der Markierungslinie herumoxidiert.
Egal! Ich hole ja keinen Monatseinkauf und muss danach ewig herumräumen. Rein, Cornflakes schnappen und wieder raus – fertig. Alles andere hab ich bereits daheim.
Auch an den letzten zwei Einkaufswagen gehe ich daher schnellen Schrittes vorbei, durchschreite die Pforten des kleinen Konsumtempels und bemerke, dass man sich im gefliesten Eingangsbereich dieses Minicenters Waschmarken an einem Automaten zapfen kann. Nein, nicht für die Karre, sondern für sich selbst, beziehungsweise für die Duschen am Ende des Ganges.
Während ich das Drehkreuz in den Markt passiere, der viel leerer ist, als ich vermutet hatte, stelle ich mir vor, wie es wäre, hier in Badelatschen und Handtuch über der Schulter hindurchzuflanieren. Duschen zu gehen, derweil sich andere nebenan durch eine Horde Trauben drücken, um ein paar feste Exemplare zu finden oder Frust abzubauen.
Nein, nicht meins. Aber für einen LKW-Fahrer auf der Durchreise Alltag. Die zischen sicher auch hier im Gang noch ihr Feierabendbierchen weg, ehe sie in ihren Adiletten2 über den Parkplatz schlurfen und sich in die kleine Koje hinter dem Fahrersitz ihres LKWs verziehen.
Viel Zeit, um über solche Nebensächlichkeiten nachzudenken, habe ich nicht, denn mein Fokus liegt klar auf diesen dämlichen Cornflakes. Wenn ich die nicht kriege, sind die Feiertage nämlich gelaufen, das steht mal fest. Molly hat zwar noch nicht allzu oft bei mir übernachtet, aber eines weiß ich sicher: Läuft der Morgen scheiße, ist das Kind den ganzen Tag über knatschig und man kann alles, was geplant war, in die Tonne treten! Und das wäre eine Menge! Immerhin ist heute bereits der dreiundzwanzigste und danach folgen die Feiertage.
Dass meine Tochter über Weihnachten zu mir kommt, weiß ich übrigens seit gestern. Es ist also eine ziemlich spontane Aktion, die nur dadurch entstanden ist, weil sich Bridget, ihr Freund Angus und auch ihre Mutter mit einem heftigen Grippevirus infiziert haben. Von Molly, wohlbemerkt, die jede Superbazille aus der Kita mit nach Hause bringt, die sie kriegen kann. Aber sie selbst liegt immer höchstens zwei Tage flach. Spätestens am dritten Tag ist sie wieder topfit, wohingegen sich die Erwachsenen wochenlang mit dem Mist herumschlagen.
Na jedenfalls hab ich mir jetzt den Arsch aufgerissen, um so kurzfristig meine ganze Bude weihnachtlich zu dekorieren, was ich sonst nie tue. Außerdem will ich mit Molly auf den Weihnachtsmarkt in Aberdeen gehen, wo jedes Jahr ein großes Tanzfest veranstaltet wird, das wir Ceilidh nennen und das ihr sicher gefällt. Darüber hinaus möchte ich mit ihr Plätzchen für Santa Claus backen, einen traditionell schottischen Dundee Cake mit kitschiger, essbarer Zuckergussfarbe und Streuseln verunstalten und sie selbstverständlich mit Liebe, Aufmerksamkeit und Geschenken überschütten. Die meisten davon gibt mir Bridget nachher heimlich mit, doch natürlich hab ich ihr auch noch was besorgt. Ein Töpferset samt Drehscheibe, um genau zu sein, damit wir über die Feiertage was zu lachen haben. Ja, vielleicht nicht die beste Wahl für eine Vierjährige, die mit ihren vollgeschmadderten Händen anschließend alles berühren wird, was sich in meiner Wohnung schwer putzen lässt, aber das ist es mir wert ... und was Besseres ist mir nicht eingefallen.
Ich will einfach nur, dass dies ein wundervolles, unvergessliches Weihnachten für Molly wird, denn ich befürchte, es wird das Einzige sein, das sie bei mir, ihrem versehentlichen Erzeuger, verbringt. Zumindest bis sie vierzehn ist und sich mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater nur noch in den Haaren liegt. Dann ist der schwule und von oben bis unten durchtätowierte Goth-Daddy garantiert ein guter Anlaufpunkt, um sich auszuheulen und auf anderen Wegen eine Erlaubnis für das erste Piercing oder das Date mit dem heißen Schwarm im Kino bei einem 16+ Horrorfilm einzuholen.
Aber der Tag ist zum Glück noch eine Weile hin.
Nervös dränge ich mich durch einige panische Geschenkesucher, gelassene Rentner und übermüdete Fahrer, die sich alle in den Gängen tummeln. Endlich finde ich das Cerealienregal und entdecke darin tatsächlich eine letzte Schachtel Crunchy Nuts an dessen Ende.
›Ah, da sind sie! Ein Glück!‹
Ich gehe hastig darauf zu.
›Wenn ich die habe, kann der Tag morgen nur noch fantastisch lauf-‹
Plötzlich schwingt ein großer Kerl in einem blauen Hoodie und einer grauen Jogginghose um die Ecke und streckt die Hand nach der Packung aus.
»Halt«, rufe ich im Affekt und will ebenfalls danach greifen, doch da schnappt er sie mir vor der Nase weg und hält sie sofort hoch, wie einer dieser Bullys auf dem Schulhof, die einem die Brotbox klauen.
»Immer sachte, Bonsai«, grummelt er müde und schaut dabei unter seiner weit über die Stirn gezogenen Kapuze hervor. Er ist in meinem Alter, was die Sache nicht leichter macht, schiebt mich zurück, als wär ich eine Feder, und sieht auf mich herab. »Rück mir mal nicht so auf die Pelle. Soll ich dir was aus dem obersten Regal runterholen, oder was?«
»Nein«, antworte ich wütend, denn ich hasse es, wenn man mich wegen meiner Größe aufzieht.
›Ich hol dir gleich was ganz anderes runter! Deine Sackfalten übers Knie! ... Warte, das ergibt keinen Sinn ... ach egal!‹
»Ich will die da!« Dabei deute ich auf den bunten Pappkarton in seiner Hand und würde ihn am liebsten einfach klauen, doch dafür müsste ich an ihm hochklettern, denn der Mistkerl ist mir leider um gute dreißig Zentimeter überlegen.
»Vergiss es, das sind meine«, grollt er ziemlich fertig und genau so, wie er sich anhört, sieht er auch aus. Seine hellgrauen Augen werden von dunklen Ringen untermauert, seine Haltung wirkt hängend. Außerdem trägt er nicht mal eine Jacke, alte, ausgelatschte Turnschuhe und einen grauen No-Name-Rucksack, dessen Nähte den Geist aufgeben.
»Ich hab sie aber zuerst gesehen«, argumentiere ich reichlich haltlos und erkenne erst, als ich es bereits ausgesprochen habe, wie bescheuert ich klinge. Kurzfristig ändere ich daher meine Taktik. Von null auf hundert schalte ich von forsch fordernd auf freundlich flehend! »Könntest du mir die bitte überlassen? Ich brauche sie echt dringend!«
»Äh ... lass mich kurz nachdenken«, brummt mein Gegenüber und tippt sich an seinen blonden Fünftagebart. »Nö.« Daraufhin zieht er die Nase hoch und schwenkt seine Pranke herum. »Das ist die einzig geile Sorte, die der Saftladen hat, und ich sitze über die Feiertage alleine herum, also verzieh dich, die gehört mir!«
›Will er jetzt, dass ich eine Dose Mitleid für ihn öffne?‹
Wütend schaue ich auf, ignoriere die leicht pikierten Blicke einiger Passanten, und bemerke, dass er tatsächlich nichts als eine Packung Milch, einen Sixer Starkbier und diese Cornflakes in den Händen hält, für die er offenbar extra in den Laden gekommen ist. Geile Mischung. Trotzdem lasse ich nicht locker.
»Die gehört dir erst dann, wenn du sie bezahlt hast! Oder steht da irgendwo dein Name drauf?!« Letzteres ist natürlich ironisch gemeint, doch er prustet plötzlich los und nickt.
»Ja«, sagt er ganz selbstverständlich und dreht sie auch noch in der Luft, als würde er tatsächlich nach seinem Namen suchen. Anschließend tippt er auf die Marke. »Da!«
Ich sehe ihn ungläubig an und frage mit sarkastischem Unterton: »Du heißt ... Kelloggs?«
»Fast.« Er schnalzt mit der Zunge, ehe sein linker Mundwinkel gen Ohren wandert. »Gestatten Miles Kellogg – der Mann, der jetzt zur Kasse schlendert und diese kleine Köstlichkeit bezahlt, während du dir irgendeine der übriggebliebenen Kacksorten aus dem untersten Regal heraussuchst, denn an die oberen kommst du ja nicht heran. Cheerio!« Damit wendet er sich ab und winkt sogar noch mit der Packung, dieser Wichser!
›Kein Wunder, dass den Kerl niemand leiden kann und er zu Weihnachten alleine rumsitzt.‹
Ich beiße mir auf die Unterlippe und überlege, aber in Mollys Viertel sind die Läden schon an normalen Samstagen wie ausgebombt. Die Chance, dass ich die Cornflakes dort noch kriege, ist also verschwindend gering, daher starte ich einen letzten, verzweifelten Versuch.
»Hey, warte!«, rufe ich dem unhöflichen Koloss durch die lichter werdende Traube an Leuten hinterher und krame bereits mein Vergütungsleder hervor.
Er bleibt stehen und sieht mich skeptisch an. »Was? Willst du mich jetzt bestechen?«
›Nein. Am liebsten würde ich dir die Kohle in die Nase stopfen! Mit meiner Schuhsohle!‹
»Ja«, antworte ich trocken und reiche ihm ein paar Scheinchen. »Ich geb dir zehn Mäuse, wenn du mir die Packung überlässt.«
Erneut prustet er und zieht die Augenbrauen hoch, doch diesmal wirkt es weniger sarkastisch. »Scheiße, du liebst die Dinger echt, hm?«
»Absolut nicht«, schnaufe ich und verdrehe die Augen. »Aber meine kleine Tochter fährt auf die Dinger ab und wenn ich über Weihnachten keine -«
»Tochter?«, unterbricht er mich unhöflich und glotzt mich auf einmal ehrlich erstaunt an.
»Ja, Tochter! Sie ist über die Feiertage bei mir, und wenn ich ihr zum Frühstück nicht diese dämlichen Cornflakes auf den Tisch stelle, ist der Rest des Tages gelaufen!«
»Prfff ... genau.« Er zuckt mit den Achseln und sieht aus, als würde er jeden Moment loslachen. »Sorry, aber das kauf ich dir nicht ab. Niemals hast du ein Kind!«
»Bitte?«
›Ich hau ihm eine rein! Jetzt gleich!‹
»Nur weil ich schwarze Klamotten trage und tätowiert bin, darf ich keine Kinder zeugen, oder was?«
»Dürfen schon«, prustet er und schüttelt den Kopf. »Mich wundert nur, dass du es kannst!«
›Das hat er jetzt nicht ernsthaft gesagt, oder?‹
»Warum sollte ich es nicht können?«, grolle ich ihm entrüstet zwischen den Zähnen zu. »Hältst du mich für impotent, oder was?«
»Nein, aber sagen wir mal so«, flüstert er plötzlich und beugt sich herunter, wobei ich das billige Zitrus-Duschgel oder Parfum riechen kann, das er benutzt. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass du zu Hause keine Frau im Bett liegen hast.« Nach dieser äußerst zweideutigen Aussage schwenkt er wieder hoch. »Außerdem kannst du mich nicht mit Geld bestechen.«
»Und mit was dann?«, stöhne ich genervt, denn wenn er jetzt verlangt, dass ich ihm für diese scheiß Cornflakes sein Wohnzimmer streiche, kapituliere ich!
»Weiß nicht ... was kannst du denn?«, raunt er auf mich herunter und lehnt sich ans Kühlregal, doch dabei verändert sich der Ausdruck in seinem Gesicht und ich bemerke einen Funken zwischen uns. Keinen sichtbaren, selbstverständlich, aber er leckt für eine Sekunde unauffällig über seine Lippen und zieht die Augen angriffslustig zu Schlitzen zusammen, weshalb mich so ein Hauch von ›eigentlich will ich dich doch eher ficken, als dir eine reinzuhauen‹ erfasst. Überraschenderweise.
Ja, scheint so, als ob der Baum auch auf Kerle steht oder wenigstens ... wie nennt man das, wenn Männer, die angeblich straight sind, gelegentlich am anderen Ufer andocken? Ach ja. Heteroflexibel! Zumindest sagt mir mein Bauchgefühl, dass er gegen etwas Zweisamkeit mit mir nicht abgeneigt wäre. Also setze ich alles auf eine Karte.
»Wann hast du dich zuletzt geduscht?«
»Gerade eben«, schnauft er weniger überrascht, als man es bei dieser Frage vermuten könnte, und hebt seine Kapuze an, unter der ich seine noch immer klammen, blonden Haare erkenne. Wahrscheinlich ahnt er, worauf ich hinaus will.
»Na schön ... also was hältst du davon, wenn ich dir einen blase und du mir dafür die Cornflakes gibst?«
»Okay«, antwortet er prompt und grinst. »Warum hat das so lange gedauert?«
Verdutzt starre ich ihn an, aber er beachtet mich nicht weiter, löst sich nur von der Kühlmeile und geht zur Kasse.
›Der Typ ist doch echt unglaublich.‹
Kapitel 2
______________
Als wir über den Parkplatz zielgerichtet auf mein Auto zugehen, wird mir etwas mulmig, aber noch bevor ich fragen kann, woher er weiß, wo ich stehe, holt er seinen Schlüssel raus und entriegelt den schrottigen Transporter per Funk.
›Ist nicht wahr. Er ist der Besitzer dieser dämlichen Sperrmüllschleuder, wegen der ich geschlagene drei Minuten zum Einparken gebraucht habe? Hm ... na ja, passt ja auch irgendwie zu ihm.‹
Wortlos schiebt Miles, wenn er denn wirklich so heißt, die Seitentür auf und steigt vor mir ein. Zwischen allen möglichen grob sortierten Werkzeugen und Baumaterialien in großen Kisten, die schlecht gesichert fast die gesamte Ladefläche überlagern, entdecke ich ein behelfsmäßiges Feldbett mit dicker Winterbettwäsche, einen Akku-Generator, für den er ganz sicher ein paar Solarpanels auf dem Dach hat, und einen Gaskocher, der auf einer PVC-Box in der Ecke steht.
Offenbar ist der Typ Montagearbeiter und knackt öfter mal in seiner Benzinkutsche, um sich die Kosten für ein Hotelzimmer zu sparen. Zumindest ist es jetzt nicht mehr verwunderlich, dass er in der Raststätte geduscht hat.
»Na los, komm rein und mach die Tür hinter dir zu«, fordert er mich auf und setzt sich aufs Bett, doch ich halte für einen Moment inne, als ich die modifizierte Innenauskleidung registriere, die mit einer fetten Schicht Dämmwolle und Pressspanplatten verstärkt wurde. Vermutlich zur Wärme- und Schallisolierung.
›Der Kerl ist mir kräftemäßig weit überlegen. Hier drinnen kann der sonst was mit mir anstellen, mich mit Drogen betäuben, mir die Kehle durchschneiden oder mich totficken und keiner würde es mitkriegen ...‹
»Was?«, fragt Miles nach, als er sieht, dass ich nicht folge. »Sag bloß, du kneifst?«
»Nein«, grolle ich, überwinde meine Bedenken und steige ein, um die Sache schnell hinter mich zu bringen.
›Wird schon nichts passieren ...‹
Sobald ich die Tür schließe, wird es wesentlich dunkler in der Kiste, denn das einzige Licht fällt durch die getönten Scheiben der Heckklappe herein. Trotzdem erkenne ich mehr als deutlich, wie Miles seinen Gürtel öffnet.
Ich schlucke, ziehe meinen schwarzen Wollmantel aus, um ihn nicht einzusauen, hänge ihn an einen an der Wand befindlichen Haken, und schiebe mit dem Fuß ein paar Kupferrohre beiseite, um mich zwischen Miles` Beine zu knien.
»Ich hab aber nicht viel Zeit, also zögere es bitte nicht ewig in die Länge, ja?«
»Prfff«, prustet er jedoch nur und sieht mich herausfordernd an. »Wie schnell ich komme, hängt allein davon ab, wie gut du bist.«
Trotzig erwidere ich seinen Blick. »Oh Buddy, ich bin verdammt gut, also halt einfach die Klappe und lass mich machen.«
»Okay.« Grinsend lehnt er sich zurück, schiebt die dick gefütterte Jogginghose samt Boxershorts auf Oberschenkelhöhe und entblößt seinen Kolben, der mir bereits steif entgegenschwenkt.
›Fuck.‹
Monsterschwanz. War ja klar. Aber warum sollte ein so großer Kerl auch mit `nem Tic Tac bestückt sein? Wäre ja grausam von Mutter Natur.
»Ist nicht schlimm, wenn du ihn nicht ganz reinkriegst«, säuselt mir Miles belustigt zu und schnalzt mit der Zunge. »Hat zumindest noch keiner geschafft.«
›Soll das eine Herausforderung sein?‹
»Hmhm«, schnaufe ich nur und nicke, doch gerade als ich über seine sichtlich angespannte Kuppe lecken will, sehe ich, wie ein klarer Lusttropfen daraus hervorquillt, wobei mir was einfällt.