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„Wunder gibt es immer wieder …“, heißt es in einem berühmten Schlager von Katja Ebstein aus der 70er Jahren. Und auch wenn in dem Lied der Fußball nicht explizit erwähnt wurde, so gibt es auch im Fußball kleinere oder größere Wunder oder zumindest muten diese manchmal so an. Dabei fand kürzlich sogar eine offizielle Schweizer Fußballstudie heraus: „Geld schießt Tore“. Aber es gibt auch Ausnahmen: Vereine, die mit einem kleinen Budget, dafür aber mit viel Leidenschaft und teils klugen Entscheidungen der Trainer und des Managements das Gegenteil beweisen. Und auch wenn dies in der hochkommerzialisierten und analysierten Welt des Fußballs immer seltener vorkommt, so ist es doch umso schöner, immer mal wieder nostalgisch auf solche Fußballwunder zurückzublicken. Das Buch lässt einige dieser Wunder im europäischen Vereinsfußball nochmal Revue passieren. Und der eine oder andere erinnert sich dabei vielleicht auch, wie der das eine oder andere Wunder seinerzeit vor dem Fernseher oder sogar live vor Ort verfolgte.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Die Texte dieses Buches entstammen zum großen Teil aus Quellen im Internet, die lückenlos im Anhang angegeben sind.
Texte: © 2025 Copyright by Udo Fehring
Umschlag: © 2025 Copyright by Udo Fehring
Verantwortlich
für den Inhalt:
Udo Fehring
Gierather Str. 82
51469 Bergisch Gladbach
Als das erste deutsche Fußballwunder ging wohl das "Wunder von Bern" in die Annalen ein, als Deutschland gegen den haushohen Favoriten Ungarn 1954 im Berner Wankdorf-Stadion völlig überraschend den Weltmeistertitel errang.
Von Fußballwundern zu sprechen ist natürlich immer etwas subjektiv, doch einige Spiele oder Entwicklungen einzelner Mannschaften kann man guten Gewissens als solche bezeichnen.
Dieses Buch setzt seinen Fokus auf den europäischen Vereinsfußball und widmet sich hier im ersten Teil den sogenannten "Wundermannschaften" in den einzelnen europäischen Fußballligen: Mannschaften, die teils mit wenig Geld oder sogar als Erstligaaufsteiger ein kleines Wunder vollbrachten und Meister Ihres Landes wurden. Zugegeben, manchmal standen dahinter „One Hit Wonder“, wie man in der Musik sagen würde, aber ein solcher Meistertitel bleibt für immer in der Vereinsgeschichte stehen.
Im zweiten Teil werden einige legendäre Spiele im nationalen Pokal bzw. Europapokal mit teils sensationellen Spielverläufen bzw. Aufholjagden vorgestellt.
England
Tottenham Hotspurs (Saison 1950 / 51)
Der Verein wurde 1882 von jungen Männern aus dem Cricket-Verein Hotspur und dem örtlichen Gymnasium gegründet, um sich über die Wintermonate, in denen kein Cricket gespielt wurde, fit zu halten. Ursprünglich war der Verein unter dem Namen Hotspur Football Club bekannt, der auf den im 14. Jahrhundert lebenden Sir Henry ‚Hotspur‘ Percy zurückzuführen ist. Der Legende nach soll das Treffen für die Namensfindung unter einer Straßenlaterne an der Ecke Park Lane und Tottenham High Road, wo sich die heutige Clubzentrale befindet, stattgefunden haben.
1888 zog der Verein von seinem ehemaligen Spielort für Heimspiele in den Sumpfgebieten des Flusses Lee nach Northumberland Park, weil dort Eintrittsgeld verlangt werden konnte. Genau zu diesem Zeitpunkt wurde die englische Football League gegründet. Die Spurs aber spielten erst vier Jahre später Ligafußball und auch da nur auf Amateurbasis. 1895 lieh der Club seinem Spieler Ernie Payne Geld, um sich seine verlorenen Fußballstiefel wiederzubeschaffen. Diese Nachricht veranlasste den Fußball-Verband FA dazu, Tottenham wegen Profimachenschaften für zwei Wochen zu sperren. Wütend wurde deshalb der Entschluss gefasst, ab Weihnachten 1895 als nunmehr offizieller Proficlub in der Southern Football League zu spielen, wo regelmäßig bis zu 15.000 Zuschauer kamen.
Nach dem zweiten Weltkrieg erreichte der Fußball in England einen enormen Beliebtheitsgrad.
Rowe wurde 1949 als Nachfolger von Joe Hulme zum Manager ernannt. Sein erster Neuzugang war Alf Ramsey, ein in Dagenham geborener Außenverteidiger aus Southampton. Der Rest der Mannschaft war schon seit einiger Zeit im Verein, darunter Spieler wie Kapitän Ronnie Burgess, der großspurige Torhüter Ted Ditchburn und Bill Nicholson, deren Karrieren vor dem Zweiten Weltkrieg begannen.
Unter ihrem neuen Manager Arthur Rowe pflegten die Spurs ab 1949 als erste Mannschaft überhaupt den Doppelpass als spielerische Variante. Dank der neuen taktischen Mittel und entsprechender Spieler schaffte man 1950 zunächst den Aufstieg in die First Division
Rowe war stark von kontinentalen Methoden beeinflusst und ihm wurde die Stelle als ungarischer Trainer angeboten, bevor er zu Tottenham zurückkehrte, dem Verein, den er liebte.
Rowes Methoden wurden als „Push and Run“ bekannt, ein Begriff, den er nicht mochte, da er der Meinung war, dass er seinen Ansatz nicht ausreichend beschrieb. Es war ein pragmatisches und unternehmerisches System, das auf schnelles, kurzes Passspiel und eine optimale Raumausnutzung setzte. Rowe war der Auffassung, dass das Team wichtiger war als der Einzelne. Aber er sagte auch: “ Ich habe das Gefühl, dass auch der Einzelne mehr davon profitiert.“
Bill Nicholson, der zu dieser Zeit eine zentrale Figur bei Tottenham wurde, verriet Jahre später, dass Rowe gerne Sätze und Sprüche verwendete, die die Essenz der Spielweise seiner Mannschaft zum Ausdruck brachten. Einer davon war beispielsweise: „Ein rollender Ball setzt kein Moos an“.
Obwohl sich das alles sehr einfach anhört, war Tottenhams Stil zu dieser Zeit in gewisser Weise revolutionär. In den Jahren 1949 und 1950 überrollten die Spurs die zweite Liga und gewannen den Titel mit neun Punkten Vorsprung. Sie besiegten sogar den Erstligisten Sunderland (der 1949/50 Dritter wurde) mit 5:1 im FA Cup.
Zurück in der ersten Liga erlebten die Spurs am Eröffnungsspieltag so etwas wie einen Weckruf. Sie wurden zu Hause von Blackpool mit 4:1 geschlagen. Sie erholten sich aber von diesem Rückschlag und es dauerte nicht lange, bis sie wieder mit Selbstvertrauen und Überzeugung spielten.
Tatsächlich begannen die Spurs zu beweisen, dass ihr Ansatz eine Zukunftsvision und ein Gegenmittel gegen die Trübsal war, die sich nach der katastrophalen Weltmeisterschaft in Brasilien, zu der auch die 0:1-Niederlage gegen ein US-Team in Belo Horizonte gehörte, über den englischen Fußball ausgebreitet hatte.
Als die Spurs am 18. November 1950 auf Newcastle United trafen, hatten sie bereits den Ligameister von 1949 und 1950, Portsmouth, besiegt und sechs Tore gegen Stoke City geschossen. Tottenham war großartig, als sie Newcastle mit 7:0 besiegten. Newcastle hatte einfach keine Antwort auf das schnelle Spiel und die kraftvollen Schüsse der Spurs sowie auf die Form von Eddie Baily und Les Medley, die jeweils einen Hattrick erzielten. Die Medien nannten es das „Massaker von White Hart Lane“ und begannen über die Spurs als mögliche Champions zu sprechen. Die Spurs waren keineswegs unbesiegbar und insbesondere Huddersfield Town schien einen Weg gefunden zu haben, gegen sie zu bestehen, indem sie sie 1950/51 wettbewerbsübergreifend dreimal besiegten. Bis Mitte Januar war der bisherige Spitzenreiter Arsenal zurückgefallen und die Spurs standen an der Spitze der Liga, während Middlesbrough sie hart verfolgte. Am 13. Januar erlitten die Spurs einen Rückschlag, als sie von Manchester United geschlagen wurden.
Zeitweise wirkten die Spurs müde, aber sie gewannen weiter, obwohl die Hälfte ihrer Mannschaft über 30 Jahre alt war. Insgesamt wurden 16 ihrer 25 Siege mit einem einzigen Tor Unterschied erzielt, nicht jedoch im März gegen West Bromwich Albion. Ein 5:0-Sieg gegen die Baggies überzeugte Rowe davon, dass sein Team Meister werden würde. Die Spurs fürchteten Newcastle mehr als alle anderen, auch wenn Manchester United im Vorfeld hervorragend spielte. Am 7. April reisten die Spurs in den Nordosten, um gegen ein Team anzutreten, das bereits das FA-Cup-Finale erreicht hatte. Newcastle wurde dank eines Tores von Sonny Walters mit 1:0 geschlagen und das Magazin „The People“ erklärte die Spurs zum Team der Saison. Sie lagen sechs Punkte vor Manchester United und hatten noch vier Spiele vor sich.
Es schien jedoch, dass die Spurs etwas ins Wanken geraten waren, als sie zu Hause gegen Huddersfield verloren und dann gegen Middlesbrough unentschieden spielten. Manchester United gewann jedoch weiterhin und schlug West Bromwich Albion und Newcastle. Nur drei Punkte trennten die Spurs von United, aber ein Sieg für Rowes Team würde den Titel ein Spiel vor Schluss sichern.
Sheffield Wednesday war der nächste Gegner an der White Hart Lane. Die Spurs waren nicht in Bestform, gingen aber durch Len Duquemin, ihren Mittelstürmer, in Führung. Duquemin war ein hart arbeitender Stürmer, bekannt als „Zuverlässiger Len“, der wusste, wie man Tore schießt, und in den Jahren 1950–51 in 33 Ligaspielen 14 Tore erzielte. Sein Tor gegen Wednesday reichte zum Gewinn des Spiels und des Titels.
Die Qualität des Spurs-Fußballs brachte ihnen 1951 viele Freunde ein, aber dies war kein Team für die Zukunft, da das Durchschnittsalter bei fast 30 Jahren lag. Einige Teile der Presse sagten voraus, dass sie einige Jahre lang dominieren würden, was aber dann doch nicht der Fall war.
Ipswich Town (Saison 1961 / 62)
Beginnen wir mit der Historie von Ipswich. Der Verein wurde 1878 gegründet, wurde aber erst 1936 professionell und 1938 in die Football League aufgenommen.
Unter dem späteren englischen Nationaltrainer Alf Ramsey landete Ipswich Town 1962 in der First Division, der damaligen Premier League, einen Überraschungscoup: In ihrer ersten Erstliga-Saison überhaupt holten die Tractor Boys, die als sicherer Absteiger galten, die Meisterschaft.
Daher stand im Sommer 1962 die englische Fußballwelt Kopf.
Aber der Reihe nach: Im Jahr zuvor war mit Ipswich ein recht unbekannter Verein aus der ländlich geprägten Grafschaft Suffolk zum ersten Mal in ihrer Historie in die erste Liga aufgestiegen. Die einhellige Meinung lautete: Mit diesem überalterten Kader voller anderswo Aussortierter würde sich der Verein nach einem Jahr in der Liga der Großen wieder in die Unterklassigkeit verabschieden. Aber nichts da: Ipswich wurde englischer Meister.
Was vor allem an einem Mann lag. Alfred "Alf" Ramsey hatte 1955 als erst 35-Jähriger seine Stelle als Trainer bei Ipswich Town angetreten. Mit seiner ruhigen und bescheidenen Art hatte er von Anfang an bestens in die genügsame und entschleunigte Region East Anglia gepasst, auch sportlich hatte sich mit der Zeit eine vielversprechende Symbiose entwickelt. Als einer der frühen großen Taktiker hatte Ramsey ein Spielsystem ohne herkömmliche Flügelspieler entwickelt, das später "Wingless Wonders" getauft wurde. Nach drei Jahren Second Division, in denen Ramsey Zeit gegeben wurde, an der Mannschaft zu tüfteln, war ihm 1961 eben der erstmalige Aufstieg in die höchste Spielklasse gelungen: die First Division. Und auch hier hatte die Mannschaft nach anfänglichen Schwierigkeiten schon bald zurück in die Erfolgsspur gefunden. Nach einem knappen Zweikampf mit Vorjahresmeister Burnley gelang Ipswich Town dann 1962 am letzten Spieltag tatsächlich die Sensation: Der Provinzverein hatte in seiner ersten Erstligaspielzeit entgegen aller Prognosen nicht gegen den Abstieg gespielt, sondern eben um die Meisterschaft – und diese gewonnen.
Nottingham Forest (Saison 1977 / 78)
Als Brian Clough 1975 das Traineramt übernahm, konnte niemand ahnen, dass Nottingham Forrest in den folgenden drei Jahren den englischen und europäischen Fußball erobern würde.