Von Polarlichtern, Islandpferden und Weihnachtskatzen - Svea Lundberg - E-Book

Von Polarlichtern, Islandpferden und Weihnachtskatzen E-Book

Svea Lundberg

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Beschreibung

Drei Jahre nach seiner Auswanderung nach Island ist für Roman eine Sache wintersonnenklar: Sein Plan, als zurückgezogener Schriftsteller in der Einöde zu versauern, hat nicht funktioniert – und das ist verdammt gut so! In Kristján hat er den Mann gefunden, dem er bedingungslos vertraut und an dessen Seite er den Mut findet, sich pünktlich zu Weihnachten einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen: sein erstes eigenes Pferd. Aber nicht nur die Ankunft des neuen Vierbeiners im Stall, auch ein langersehnter Besuch aus Deutschland, das große Festessen mit Kristjáns Familie und eine gefräßige Weihnachtskatze halten Roman in Atem. Noch dazu scheint Kris irgendetwas im Schilde zu führen. Weshalb sonst sollte er Roman zu einem nächtlichen Ausritt unter den strahlenden Polarlichtern entführen? Eine winterliche Kurzgeschichte voller isländischer Traditionen und so süß wie isländisches Sara-Gebäck.

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Inhalt
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Nachwort
Mehr von Roman & Kristján
Über die Autorin
Weitere winterliche Leseempfehlungen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Polarlichtern, Islandpferden und Weihnachtskatzen

 

Eine weihnachtliche Kurzgeschichte so süß wie isländisches Sara-Gebäck

 

Von Svea Lundberg

Inhalt

 

Drei Jahre nach seiner Auswanderung nach Island ist für Roman eine Sache wintersonnenklar: Sein Plan, als zurückgezogener Schriftsteller in der Einöde zu versauern, hat nicht funktioniert – und das ist verdammt gut so! In Kristján hat er den Mann gefunden, dem er bedingungslos vertraut und an dessen Seite er den Mut findet, sich pünktlich zu Weihnachten einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen: sein erstes eigenes Pferd.

Aber nicht nur die Ankunft des neuen Vierbeiners im Stall, auch ein langersehnter Besuch aus Deutschland, das große Festessen mit Kristjáns Familie und eine gefräßige Weihnachtskatze halten Roman in Atem. Noch dazu scheint Kris irgendetwas im Schilde zu führen. Weshalb sonst sollte er Roman zu einem nächtlichen Ausritt unter den strahlenden Polarlichtern entführen?

 

Eine winterliche Kurzgeschichte voller isländischer Traditionen und so süß wie isländisches Sara-Gebäck.

 

Bei dieser Kurzgeschichte handelt es sich um ein Spin-off zum Roman »Die Clifton-Lüge«. Die Geschichte kann jedoch unabhängig vom Roman gelesen werden.

Impressum

 

Copyright © 2021 Svea Lundberg

 

Julia Fränkle-Cholewa

Zwerchweg 54

75305 Neuenbürg

[email protected]

www.svealundberg.net

 

 

Covergestaltung: Irene Repp / www.daylinart.webnode.com

Bildrechte: Martin Bartusek / www.shutterstock.com

 

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Alle Rechte sind vorbehalten.

Die in diesem Buch geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

Kapitel 1

~*~ Roman ~*~

 

Es war lange nicht mehr vorgekommen, dass ich dieses verheißungsvolle Kribbeln im Solarplexus verspürte, noch ehe mich der Schlaf gänzlich aus seiner sanften Umarmung entlassen hatte. Erst nur vage, wie ein kaum merkliches Fingertippen an der Innenseite meines Brustbeins, doch rasch wurde daraus ein bedeutungsvolles Kitzeln. Dieses Kitzeln, dem unweigerlich und unabwendbar die Tics folgten.

Reflexartig drehte ich meinen Kopf zur Seite und vergrub das Gesicht halb im Kissen, welches es jedoch nicht schaffte, den bellenden Laut aus meinem Mund zu dämpfen. Der Gedanke daran, wie ich noch vor wenigen Jahren beschämt versucht hätte, weitere lautliche Tics durch Bisse in die Daunen zu unterdrücken, ließ sich nicht ganz beiseiteschieben. Wohl aber der Drang, eben jenen vollkommen chancenlosen Versuch, dem Clown in meinem Kopf, der mir zwischen die Synapsen schiss, Einhalt zu gebieten. Tourette ließ sich nicht beherrschen. Aber mit Kristján neben mir hatte ich auch nicht mehr das verzweifelte Bedürfnis, es zu versuchen.

Ein weiterer Laut – halb Kläffen und halb Quietschen – entrang sich meiner Kehle, mein rechter Arm zuckte unkontrolliert unter der Decke. Keine zwei Atemzüge später schoben sich Finger zwischen die Laken, legten sich kühl und beruhigend auf meine Haut. Ich war mir nicht ganz sicher, ob Kristján bereits wach war oder ob er im Schlaf wie instinktiv nach mir getastet hatte. Er war da – das zählte.

Tief ausatmend ließ ich mich schwerer in die Matratze sinken, nahm mir die Zeit, nachzuspüren, wie das Kribbeln in meinem Solarplexus nachließ, ehe ich mich im Liegen umdrehte.

Kristján war wach. Das leichte Zucken um seine Mundwinkel verriet es mir, obwohl er die Augen geschlossen hielt und seine Atmung ruhig ging. Das schummrige Licht im Raum malte einen weichen Schimmer auf sein Gesicht. Ich vermutete, dass die Zeitschaltuhr die Beleuchtung eingeschaltet hatte, wenige Minuten bevor ich aufgewacht war. Nun, Ende November, waren die Tage verschwindend kurz, während es in den Nächten im Sommer nie richtig dunkel wurde. Im Grunde war es in Island immer entweder zu hell oder zu dunkel. Ein Umstand, an den ich mich nach meiner Auswanderung vor nunmehr fast drei Jahren schnell gewöhnt hatte.

Woran ich mich im Gegensatz dazu vielleicht nie gewöhnen würde, war, neben diesem Mann aufzuwachen. Jeden Tag.

Kristjáns Nähe war mir vertraut. Bei ihm fühlte ich mich so zu Hause wie nirgendwo und zu keiner Zeit zuvor. Dennoch erschien es mir manchmal beinahe unwirklich, ihn bei mir zu haben. Bei ihm zu sein. Seit einigen Wochen verschwammen die Grenzen. Als müsste ich mich selbst davon überzeugen, dass wir an diesem Morgen weder bei ihm – in seiner Wohnung in Reykjavik – noch bei mir – in meinem Haus in Reykholt – aufgewacht waren, sah ich mich flüchtig im Schlafzimmer um. Tatsächlich, weder bei ihm noch bei mir.

Bei uns.

In unserem gemeinsamen Haus.

Mit einem in meinen eigenen Ohren gleichsam aufgeregt wie beruhigt klingenden Seufzen ließ ich meinen Kopf zurück aufs Kissen sinken. Als ich Kristján dieses Mal ansah, blickten mir die stahlblauen Tiefen seiner Augen entgegen. Wach und kühl und im selben Moment voll von dieser Wärme, die mich selbst an den Klippen Látrabjargs noch hätte erreichen können.

»Góðan daginn, Elskan.«

In keiner anderen Sprache dieser Welt hätte ein »Guten Morgen, Liebling« so schön klingen können wie auf Isländisch – gesprochen von Kristjáns Mund. Diesem Mund, den ich ganz dringend küssen musste.

Kaum lagen meine Lippen auf seinen, spürte ich sein Lächeln, vibrierte sein Lachen an meinem Mund.

»Kann es sein«, murmelte er zwischen sanften Küssen, »dass du ein wenig nervös bist?«

Ein wenig war ganz sicher die Untertreibung des Jahrtausends – und ganz sicher wusste er das. Nicht nur, weil er mich nach zweieinhalb Jahren Beziehung so gut kannte, dass er genau einschätzen konnte, woraus meine Tics geboren waren, sondern auch, weil ihm ohnehin klar sein musste, wie sehr ich den heutigen Tag herbeigesehnt hatte.

»Kann sein«, gab ich daher unumwunden zu, drückte meine Lippen noch einmal fest auf seine, ehe ich abrupt von ihm abließ und mich im Bett aufsetzte. Nahezu im selben Moment meldete sich mein Handywecker zu Wort. Als sei dies das Zeichen, dass der Tag nun wirklich begann, schlug mein Herz prompt einige Takte schneller und ich wühlte mich unter weiteren leisen Belllauten und ein wenig Armzucken aus dem Bett.

»Du bist ja echt richtig aufgeregt.« In Kristjáns Stimme schwang eindeutig Belustigung mit und ich feuerte einen gespielt genervten Blick auf ihn ab, als ich nach dem dicken Paar Socken griff, welches auf der Kommode neben dem Bett bereitlag.

»Natürlich bin ich das. Tu nicht so, als seiest du kein Nervenbündel gewesen, als du dein erstes eigenes Pferd abholen durftest.«

»Mhm.« Aus den Bergseetiefen seiner Augen schienen regelrechte Funken zu sprühen. »Aber ich war damals acht und keine ...«

»Sch!« Einunddreißig. Ja, vielleicht übertrieb ich es ein wenig mit meiner Vorfreude, aber eigentlich ... Nein, absolut nicht.

Zu meiner Verwunderung ließ Kristján seinen Satz aufgrund meiner gezischelten Abwehr unbeendet, doch mein Freund schien an diesem Morgen in besonderer Laune zu sein, mich zu necken. Denn als er ebenfalls zwischen den dicken Daunendecken hervor glitt, stellte er fest: »Du warst nicht so aufgeregt, als wir gemeinsam in dieses Haus gezogen sind. Sollte ich mir Gedanken machen, dass du Blámi zukünftig mehr lieben wirst als mich?«

Ich schnappte nach Luft. Und fluchte. »Fotze! Blödmann.« Der erste Kraftausdruck war Tourette geschuldet. Der zweite – liebevollere – keineswegs.

Abrupt drehte ich Kristján den Rücken zu und ging zum Kleiderschrank. Nicht, weil ich ernsthaft eingeschnappt aufgrund seines spaßhaft gemeinten Vorwurfs war, sondern weil in diesem weit weniger Wahrheit mitschwang, als Kris vermutlich ahnte. Und das sollte auch so bleiben.

Die Wahrheit war, dass ich an den Tagen vor dem Umzug, ja, eigentlich schon seit klargewesen war, dass wir gemeinsam dieses Haus kaufen würden, so heftig und häufig geticct hatte, wie zuvor monatelang nicht mehr. Kristján konnte es nicht wissen, weil er zu dieser Zeit extrem auf dem Islandpferdegestüt eingespannt gewesen war und wir uns daher im Grunde nur zum Kistenpacken gesehen hatten – wenn überhaupt. Den Großteil des Umzuges – auch den Kristjáns – hatte ich gemanagt.

»Hey.«

Ich zuckte leicht zusammen, als mich Arme von hinten umschlangen und ich rücklings an einen schlafwarmen Körper gezogen wurde.

»Ich mach nur Spaß.«

»Ich weiß.« Sofort lehnte ich mich in Kristjáns Umarmung, genoss das Gefühl seines drahtigen Körpers an meinem, seiner nackten Haut auf meiner, das Gefühl, wie sich sein Schritt an meinen Hintern drückte. Nicht anheizend. Nur liebevoll.

»Ich bin wirklich total aufgeregt. Hoffentlich geht alles gut.«

»Wird es«, entgegnete er mit einer für mich bewundernswerten Bestimmtheit. Für ihn war es als Chefbereiter des Elvarsstađirs fast schon Routine, Islandpferde einmal quer durch das Land zu fahren. Neue Zuchtpferde von anderen Ställen abzuholen, zu Zuchtschauen oder Passrennen zu reisen. Zu beinahe jeder Jahreszeit. Mich hingegen versetzte es in Unruhe, mit einem Pferd im Hänger durch den rauen isländischen Winter zu fahren. Noch dazu mit meinem Pferd. Bis zum Frühjahr zu warten, kam jedoch auch nicht in Frage. Dazu freute ich mich viel zu sehr auf Blámi.

»Ich geh schon mal runter und mache uns Kaffee.« Kristján drückte mir noch einen Kuss auf die Schulter, ehe er sich von mir löste. Ich sah ihm nach, wie er – halbnackt, nur in Unterhose – aus dem Schlafzimmer huschte. Aus unserem Schlafzimmer. Ich konnte es mir nicht oft genug in Gedanken vorsagen.

Im Grunde war es rein wirtschaftlich gesehen ein wenig dämlich gewesen, dass ich das Haus in Reykholt, in welchem ich lediglich zweieinhalb Jahre gelebt hatte, verkauft und mit Kris zusammen dieses Haus in Selfoss gekauft hatte. Und ebenso wusste ich, dass es Kristján nicht leichtgefallen war, seine Wohnung in einem der Außenbezirke Reykjaviks aufzugeben. Denn so sehr er auch die raue Natur Islands und die Pferde und all das liebte, so sehr hatte er es auch gemocht, in der Stadt zu leben. Langfristig allerdings war es uns beiden einfach zu anstrengend gewesen, zwischen seiner Wohnung, meinem Haus und Elvarsstađir zu pendeln. Denn immerhin bedeuteten die Entfernungen zwischen Reykjavik, Reykholt und Hella in einer Art Rundkurs insgesamt dreihundertsechzig Kilometer. Für isländische Verhältnisse mochte das noch tragbar sein, aber ich hatte es irgendwann nur noch gehasst, in die eine wie in die andere Richtung mehr als einhundert Kilometer von meinem Freund entfernt zu sein. Ihm war es ähnlich ergangen. Und wenn man bedachte, dass nun lediglich läppische siebenunddreißig Kilometer zwischen dem Gestüt in Hella und unserem neuen Zuhause in Selfoss lagen, war der Umzug wiederum so was von wirtschaftlich sinnvoll. Auch noch, wenn wir alle paar Wochen zum Bummeln oder um in eine Bar zu gehen, nach Reykjavik fuhren. Von der Zeitersparnis ganz zu schweigen. In den letzten Wochen war ich aufgrund des Umzugs weniger dazu gekommen, an meinem aktuellen Romanprojekt zu arbeiten, aber das würde sich nun hoffentlich ändern. Wenn ich nicht zu viel Zeit im Stall verbrachte, bei meinem Pferd – und meinem Kerl.

Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht und einem erneuten, verheißungsvollen Kribbeln im Solarplexus schob ich die Schranktür auf. Prompt fiel mein Blick auf die riesigen Stapel an Stallklamotten – meine wie Kristjáns gleichermaßen. In den nächsten Tagen und Wochen und auch darüber hinaus würde ganz sicher auch Blámi so einige Zeit in Anspruch nehmen.

 

~*~*~*~

 

Auf einen aufmunternd schnalzenden Laut von Kristján hin, stieg auch die fuchsfarbene Stute in den Anhänger, in dem Blámi bereits stand. Mein Blámi. Mein erstes, eigenes Pferd.

Den Wallach schien die Neuigkeit, dass er den Besitzer gewechselt hatte, nicht ansatzweise zu interessieren. In aller Seelenruhe zupfte er Halme aus seinem Heunetz. Ich schloss die Augen und erlaubte es mir, auf die beruhigenden Kaugeräusche zu lauschen, auf das Schnauben der Stute. Tief sog ich den Geruch nach Pferd, Heu und isländischem Winter in mich ein.

Wenn man bedachte, dass ich mich in Island heimischer fühlte, als ich es in Deutschland je getan hatte, war es eigentlich ein Skandal, dass ich beinahe drei Jahre gebraucht hatte, um mir ein eigenes Pferd zu kaufen. Immerhin besaß jeder zweite Isländer eines – oder mehrere.

---ENDE DER LESEPROBE---