Waldbaden Shinrin Yoku - Greta Hessel - E-Book

Waldbaden Shinrin Yoku E-Book

Greta Hessel

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Beschreibung

Greta Hessel berichtet von einer neuen, vielversprechenden Methode zur Heilung und Abwendung von Zivilisationsschäden beim arbeitenden modernen Menschen. Es ist eine Zusammenfassung und Erörterung neuer und älterer Methoden zur Behandlung zivilisatorisch bedingter, psychischer Blockaden und deren Folgen. Die folgenden Abhandlungen befassen sich mit den, durch die zunehmende Zivilisation und Konzentration der Menschen in Großstädten verursachten, psychischen Problemen. Besonders in einigen Ländern, wie Japan, führten diese Probleme zu erhöhten Selbstmordraten, psychischen Schäden und typischen Krankheitsbildern. Entsprechende Statistiken bewiesen, dass eine deutliche Zunahme dieser psychischen und physischen Krankheitsbilder zu erkennen waren. Die Suche nach Abhilfe führte auch zu den infolge beschriebenen Behandlungsmethoden. Da diese Phänomene auch vermehrt in europäischen Industrieländern wie Deutschland auftreten, ist es an der Zeit, über diese Thematik zu berichten.

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Inhaltsangabe

Vorwort

Einleitung

KAPITEL 1: Wie der Wald uns gesund erhält

Karoshi - Tod durch Überarbeitung

Wie Shinrin Yoku erfunden wurde - Millionen für die Forschung

Suizid in Deutschland: Mediziner sind besonders gefährdet

Wenn Körper, Geist und Seele erkranken

Outdoor- Kliniken und Therapiezentren in Japan

Shinrin Yoku / Waldbaden Praxisanwendung

Waldmedizin in Österreich und Deutschland

Gesundheitspotenzial: Heil- und Kurwald

Shinrin Yoku / Waldbaden: Wohnen und Leben im Grünen

Kapitel 2: Das Wald- und Luftbad in der Naturheilkunde

Warum Shinrin Yoku / Waldbaden Teil der Wald- und Naturtherapie ist

Die Naturheilbewegung - Naturheilvereine

Shinrin Yoku / Waldbaden nach Prießnitz!

Die fünf Säulen der Waldtherapie nach Kneipp

Die Heilkunde: Waldtherapie nach Kneipp, Vorläufer von Shinrin Yoku

Kapitel 3: Mensch und Wald – eine Symbiose?

Die geheime Duftsprache: Abwehrstrategien und Überlebenstechniken

Warum der Wald das neuronale Netzwerk reinigt

Wie Shinrin Yoku / Waldbaden funktioniert: Terpene und Kommunikation

Terpene steigern die Abwehrkräfte!

Pflanzenvokabeln geben Infos und Botschaften ab

Wechselwirkung zwischen Natur und Mensch

Kapitel 4: Waldtherapie und die Psyche

Wie Umwelt und Natur auf die menschliche Psyche wirken

Naturtherapeutische Konzepte zur Prävention

Die Umweltmedizin

Psycho-vegetative Störungen durch Umweltbelastungen

Der Biophilie-Effekt

Kapitel 5: Naturtherapie - die Natur als Heilraum

Wie die psychosomatische Medizin entstand

Die Natur als Heilraum

In der Natur finden wir den Kontakt zu uns selbst

Naturtherapie ist ein Teil der modernen Psychotherapie

Archetypen in uns: Götter, Mythen, Glaubensbilder

Die Macht der „dunklen“ Schatten

Die Naturtherapie mit therapeutischer Begleitung

Kapitel 6: Selbsterkenntnis - der Weg zur Heilung

Selbsterkenntnis im Spiegel der Natur

Veränderte Bewusstseinszustände

Selbsterkenntnis und Selbstgestaltung

Die Übertragung – ein therapeutischer Prozess

Der sokratische Dialog

Was Platon mit der modernen Quantenphysik gemeinsam hat

Erkenne dich selbst - heißt es schon im Orakel von Deplhi

Die letzten Fragen

Kapiel 7: Anhang

Therapeutisches Shinrin Yoku / Waldtherapie - Erfahrungsbericht

Verhaltensregeln für den Aufenthalt im Wald

Quellen

Vita

Seminarangebote - Dank

Ausbildungsweg zur Wald- und Naturtherapie

Haftungsausschluss

Der Urgrund nämlich ist eigentlich und wahrhaft Eines. Das aber, was nach dem Urgrund kommt, ist, da das Eine gleichsam in dieser Weise auf ihm lastet, Alles was am Einen teilhat, und auch jedes beliebige Stück von ihm ist ALLES-UND-EINES.

Plotin

EINLEITUNG

Was SHINRIN YOKU wirklich ist:

„Shinrin Yoku Phase-1“ ist Stressbewältigung durch einfache leichte Spaziergänge im Wald.

„Shinrin Yoku Phase-2“ ist Waldtherapie / Naturtherapie der Weg zur Selbsterkenntnis oder eine Bewusstseinserweiterung mit therapeutischer Begleitung.

Noch nicht lange auf dem Markt ist ein neuer Begriff aus der japanischen Medizin: „Shinrin-Yoku“, was so viel bedeutet wie „die Waldatmosphäre einatmen“, oder einfacher gesagt „Wald Baden.“

Forscher aus Japan und Südkorea haben 1982 durch wissenschaftliche Beobachtungen festgestellt, dass, wenn der Mensch eine Zeit im Wald verbringt, sich dieses positiv auf seine Gesundheit auswirkt. In Folge wurde die „Forestmedicine“ (Waldtherapie) in der ganzen Welt etabliert.

Ich gehe hier der Frage nach, wie und warum Shinrin Yoku sich auf unsere Gesundheit auswirkt und im zweiten therapeutischen Teil gehe ich der spannenden Frage nach: können Bäume mit uns kommunizieren und wenn wie? Von wo kommen die Informationen / Botschaften, die „Clemens Arvay“ als Pflanzenvokabeln bezeichnet, und wie wirken sie auf unsere Psyche? Wer ist der Informant, und wie werden die Informationen / Botschaften übertragen.

Rückbesinnung auf die Natur – oder Ausverkauf der letzten Refugien

Der große Sehnsuchtsmarkt Natur:

Die Natur steht ganz hoch im Trend: Natur zum Entschleunigen und als Kontrastprogramm zum nervenaufreibenden Alltagsstress. Natur als spirituelles Zuhause und Projektionsfläche für Mystiker und Esoteriker. Natur als Überlebenstraining mit Grenzerfahrungen für Outdoorfreaks und Wild - Waldpädagogen. Und letztendlich werden Natur/Wald besetzt von der Tourismusbranche, möglicherweise vom Arzt verschrieben und als Heilmittel und von der Krankenkasse bezahlt.

Der zukünftige Lebensstil ist die neue Natur - und Waldliebe. Der neue Reichtum ist Lebensqualität und „EigenZeit“. War bisher die vergangene vegetarische Biowelle im Trend, so ist es nun die Sehnsucht nach Natur, Wald und sich selbst. Rückzug im Natur-Refugium ist die Antwort auf den stressgeplagten, überforderten Menschen, der den Alltag kaum noch bewältigen kann.

Die neue Selbstkompetenz

Die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben hängt nicht mehr mit dem Suchen nach „höher – weiter – schneller“ zusammen, sondern besinnt sich eher auf einen achtsamen Umgang mit sich selbst und Anderen.

Waldbaden ist das Schlagwort in der Presse. In den Buchhandlungen werden großformatige Bücher über den Wald auf Sondertischen präsentiert, Wellnessoasen bieten Waldbaden in der Natur an, Ausbildungen werden installiert und Wissenschaft und Universitäten treiben die Forschungen voran, denn nichts ist etwas wert, ist es nicht wissenschaftlich bewiesen.

Biophilia, Terpene, (Aromaduft des Baumes) Ökopsychosomatik sind die Schlagworte und Autoren, wie der Förster „Peter Wohlleben“ erklärt in mehreren Büchern und in einem aufwendigen Bildband mit großformatigen Fotos, wie die Kommunikation im Wald funktioniert. Sein Buch: „Das geheime Leben der Pflanzen“ löst allerdings auch heftige Kritik aus. So schreibt „Uwe Ebbinghaus“ in einem Artikel für die FAZ: „Bäume kuscheln nicht“. *1

In einem Interview mit Professor Christian Ammer, Forstwissenschaftler an der Georg-August-Universität-Göttingen, geht es neben den Problemen, die der deutsche Wald noch immer hat, um die „Vermenschlichung des Waldes“ in Peter Wohllebens Buch. Ammer hat sogar eine Petition gegen das Buch eingereicht. 4500 Personen haben unterschrieben. Ammer behauptet, dass es sich bei dem Buch „weder um Wissenschaft noch um Populärwissenschaft handelt, sondern dass die Grenze zwischen korrekten Fakten und reinen Mutmaßungen in unzulässiger und für den Leser nicht trennbarer Weise verwischt ist.“ Also wilde Spekulationen, anstelle von freiem und kritischem Journalismus. Die Aussage „Gruppenkuscheln“, Bäume kennen kein Konkurrenzverhältnis, könne man auch so nicht stehen lassen, so Ammer, denn das Gegenteil sei der Fall.

Zitat Ammer: „Was die angeblichen Empfindungen und die Intelligenz von Bäumen angeht: Bäume haben keine Gehirne und auch keine Nervenzellen, sie können daher auch nicht im herkömmlichen Sinn denken und Empfindungen haben. Natürlich können sie auf Reize reagieren, aber nicht in der Form intendierten Handelns wie etwa bei Säugetieren. Bäume sind eben nicht wie Menschen“.

Auch Michael Lange zitiert Professor Ammer in einem Artikel für den Deutschlandfunk, diesmal bezieht sich die Aussage auf das Buch: Das geheime Netzwerk der Natur.1

Zitat Prof. Ammer:

„Die Wahrscheinlichkeit, dass Bäume Gefühle haben, die ist winzig klein, weil es überhaupt keine Befunde aus den Neurowissenschaften zum Beispiel gibt, die in diese Richtung deuten. Aus meiner Sicht heiligt der Zweck nicht alle Mittel, und ich finde schon, dass man seiner Begeisterung für die Wälder auch Ausdruck verleihen kann, indem man auf dem Boden des Wissens bleibt und nicht wild spekuliert, Zusammenhänge konstruiert, für die es einfach keine Belege gibt.“2

Die Jägerfront empörte sich ebenfalls über den „Waldversteher“ Wohlleben. 3 Auch der Förster Wohlleben stellt sich die Frage: Kann der Wald mit uns kommunizieren, oder nicht? Gibt es Informationsübertragungen und wenn, dann wie?

„Der Heilungscode des Waldes“

Der Autor „Clemens Arvay“, Biologe aus Österreich, beschreibt den „Heilungscode des Waldes“, und landet damit ebenfalls einen Beststeller. Er sagt, dass die Bäume untereinander kommunizieren und sich über „Pflanzenvokabeln“ ausdrücken und wir Menschen können diese „Infos der Pflanzenvokabeln“ über unser Nervensystem empfangen.

Den Japanern allerdings ist die Kommunikation der Bäume nicht so wichtig, sie beziehen sich ausschließlich auf die Duftstoffe der Terpene, die heilende Wirkung haben sollen. Ihnen geht es nicht um Psyche und Kommunikation, sondern nur um Gesundheit und Prävention.

Seitdem nun also die Japaner die Gesundheit durch den Wald wissenschaftlich bestätigt haben, ist der Startschuss für die Vermarktung „Therapie aus dem Wald“ gefallen. Aber, was hat es damit auf sich? Viel Geld bezahlen für einen ordinären Waldspaziergang? Und warum kommt die Welle ausgerechnet erst jetzt aus Japan bei uns an?

1http://www.deutschlandfunk.de

2http://www.deutschlandfunk.de

3http://www.outfox-world.de

Kapitel 1: Wie der Wald uns gesund erhält

Karoshi - Tod durch Überarbeitung

Verwunderlich ist es nicht, denn in Japan ist Karōshi (Tod durch Überarbeiten) eine weitverbreitete Todesursache, meist ausgelöst durch Stress, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Nicht klar ist, ob der Suizid durch psychosozialen Stress miteinbezogen wurde. Etwa 40 japanische Kliniken haben sich auf Karōshi-gefährdete Fälle spezialisiert. Dieses Phänomen ist auch in Südkorea und China weitverbreitet. *4

Es fing damit an, dass 1969 plötzlich in der Versandabteilung einer großen japanischen Zeitung ein 29-jähriger Arbeiter an einem Schlaganfall verstarb. Das war nichts Besonderes. Erst nachdem 1980 mehrere Manager mittleren Alters ohne Vorwarnung auch verstarben, wurden die Medien auf das Phänomen aufmerksam. 1987 begann das japanische Arbeitsministerium mit der Veröffentlichung von Karōshi-Statistiken. Festgestellt wurde, dass die Manager durch den rasanten wirtschaftlichen Aufstieg nach dem zweiten Weltkrieg zu viel arbeiten mussten. Es wurde auch festgestellt, dass Erwerbstätige nicht mehr als zwölf Stunden täglich arbeiten sollten, ohne gesundheitlichen Schaden davonzutragen. Manche arbeiteten bis zu 105 Überstunden im Monat und sterben deswegen häufig an Herzversagen.

Es erfolgte in Japan eine juristische haftungspflichtige Anerkennung des berufsbedingten Karōshi Todes. So konnten Angehörige der Opfer die Arbeitgeber auf Entschädigungszahlungen oder Hinterbliebenenrente verklagen, wenn die Arbeitsüberwachungsbehörde den Fall als berufsbedingten Tod anerkannte. Um die 150 Fälle pro Jahr wurden von Japan‘s Behörden anerkannt. Weiterhin wurden 93 Fälle von Selbstmord oder versuchtem Suizid, besonders bei jungen Leuten, infolge von Überarbeitung offiziell anerkannt.

Nach den von der Polizei bestätigten Zahlen der Untersuchung kam es aber im vergangenen Steuerjahr zu 2159 Selbsttötungen, bei denen unter anderem Probleme am Arbeitsplatz eine Rolle gespielt haben sollen.5

Karoshi forderte jährlich tausende Todesopfer

Die inoffiziellen Zahlen werden von Experten hingegen auf über 2.000 geschätzt.6 Also mussten sich die japanischen Behörden etwas einfallen lassen und stießen dabei auf den Schweden „Roger S. Ulrich“, klinischer Psychologe an der Uni von Uppsala. Der führte nämlich in den 1980er-Jahren eine interessante Studie durch: Frischoperierte wurden durch den Anblick von grüner Natur durch das Fenster schneller gesund, als andere, die auf eine Häuserwand starren mussten.

So kamen die japanischen Forscher zu der Einsicht, dass die Farbe Grün oder der Wald heilsam sein muss und setzen Untersuchungen an, die dies letztendlich bestätigten.

Wie Shinrin Yoku erfunden wurde

So wurde „Shinrin-Yoku“, der Waldspaziergang zur Vorbeugung und Prävention erfunden, vermischt mit alten Shinto- und buddhistischen Praktiken. Die Kunst des Waldspaziergangs bestand darin, die Natur durch alle fünf Sinne in den Körper eindringen zu lassen: Das war gratis aber! Eine geniale Erfindung. Ein überforderter Arbeiter, der im Ghetto der Arbeitsmetropole komplett überfordert in einem Schubfach lebte, nur noch Abgase einatmete, am Abend Whisky trank, (Japan stellt den besten Whisky her), der nur noch funktionierte und den Burnout längst überschritten hatte. Wenn dieser beim Anblick von grünen Bäumen und beim Gehen durch die Natur relativ schnell entstresst und entspannt war, so lag dies auf der Hand und konnte auch logischerweise schnell nachgewiesen werden.

Es wurden Gelder in wissenschaftliche Untersuchungen gesteckt und Shinrin Yoku wurde von den Krankenversicherungen bezahlt. Fast vier Millionen Franken investierten die japanischen Behörden in die wissenschaftliche Erforschung der psychologischen und physiologischen Wirkungsweisen des Shinrin-Yoku.7

Es gibt mittlerweile in Japan über 60 Waldheilpfade. Professor Qing Li, einer der ersten Mediziner, der sich wissenschaftlich ausführlich mit dem Waldbaden befasst hat, ging damit in die Geschichte ein.

Heute sind die Japaner verrückt nach Shinrin Yoku.. Viele Menschen fahren 75 Minuten mit dem Zug in den Chichibu-Tama-Kai-Nationalpark, der nordwestlich von Tokio liegt.

Trainer kümmern sich um die überforderten „Schreibtischtäter“ die der Natur und sich selbst komplett entfremdet sind mittels Anweisungen für Atem- oder Achtsamkeitsübungen. Andere entspannen einfach nur im Wald, schreiben ein Haiku (Gedicht) und atmen den Duft der würzigen Pflanzen ein. Sie nehmen eine „Aroma-Dusche“, um ihr stressiges Leben aushalten zu können. Das hat nichts mit Esoterik oder Wildnis Pädagogik zu tun, man muss dazu auch nicht die Bäume umarmen, lieben oder gar mit ihnen sprechen. Das ist die einfachste Form, um gesundheitlich zu überleben und Stress abzubauen. Dies wurde zur japanischen Standard-Präventivmedizin.

Die eifrigen japanischen Büroangestellten, die zum Wohle aller gerne Überstunden machen und sich selbst ausbeuten, sind sehr erfinderisch, um Karoshi, dem Tod durch Überarbeitung, zu entgehen. So ziehen die Tageswanderer, gerne auch mit übermäßiger Ausrüstung, wie Handy, Kamera, Wasserflasche…. (es gibt kaum einen Japaner, der keine Kamera mit sich führt) mit in die Natur, um selbige eher abzulichten, als zu entspannen.

Doch frage ich mich, wo bleibt die Entspannung, wenn tausende von Touristen das Gleiche tun und alles ablichten, was sie sehen? Wo bleibt die Natur-Erfahrung? Das Natur-Erleben? Die Erkenntnis über sich selbst?

Der Chichibu-Tama-Kai-Nationalpark, ist der ideale Ort für Shinrin Yoku, um alle fünf Sinne in den Körper eindringen zu lassen. Zwischen dem Beginn und dem Ende einer zweistündigen Wanderung ist der Blutdruck garantiert um ein paar Punkte gefallen. Bei sehr gestressten Menschen, wahrscheinlich umso mehr.

Trotzdem stellt sich mir die Frage, warum Waldbaden (Shinrin Yoku) betreiben und nicht die Lebensumstände ändern? Wäre es nicht sinnvoller die Arbeitsbedingungen in Japan zu ändern, so, wie in Deutschland? Unterstützen die Japaner damit nicht weiter den Raubkapitalismus?

Denn durch zu lange Arbeitszeiten, Druck, Mobbing an Schulen, lange Arbeitswege, überfüllten Metrostationen hat Japan nach Südkorea und Ungarn die höchste Suizidrate. Viele haben in den Menschenmengen der Städte Angst vor Ansteckungen und bewegen sich nur mit Mundschutz und Handschuhen durch die Arbeiterslums und Himmelstürme. Hinzu kommt die Angst vor mehr als 1500 Erdbeben pro Jahr. Der Tsunami im Jahr 2011 tötete 20.000 Menschen, drei Meiler des Kernkraftwerk Fukushima Daiichi erlitten eine Kernschmelze. Dies verseuchte einen Teil des wertvollen Reises des Landes radioaktiv.

Da macht es Sinn, dass die Wissenschaftler sich den Kopf zerbrechen, forschen und etwas finden, was die Wahrnehmung verbessert, Ängste und Depressionen lindert und sogar Empathie fördert. Sie messen und beweisen, was andere bisher noch nicht gemacht haben, nämlich, was tatsächlich mit unseren Zellen und Neuronen geschieht, wenn wir angespannt oder entspannt sind.

Angeführt von Yoshifumi Miyazaki von der Universität Chiba und Qing Li von der Nippon Medical School in Tokio, setzen sie Feldtests, Hormonanalysen und neue Bildgebungstechnologien ein, um herauszufinden, wie der Körper reagiert.

Japans Behörden ziehen die Notbremse - Millionen für die Forschung

Damit sich kein Japaner verläuft, wurden 48 offizielle Forsttherapiewege von der japanischen Forstbehörde für Shinrin-Yoku ausgewiesen. Dafür hat die Regierung seit 2004 rund 4 Millionen US-Dollar für Forschung ausgegeben. Insgesamt 100 Waldtherapie-Plätze sind in den nächsten 10 Jahren geplant. Sie sollen unter anderem mit Blutdruckmessstationen ausgestattet werden. 67 % der Landoberfläche Japans ist von Wäldern bedeckt.

Suizidstatistik in Japan

Nach der Statistik der WHO aus dem Jahr 2012 lag Japan an 8. Stelle und Deutschland an 44. Stelle, Frankreich und Österreich ungefähr gleich an 28. Stelle. Saudi Arabien hatte die niedrigste Suizidrate, allerdings kann sich das in 2018 auch wieder geändert haben. Interessanterweise haben nicht die Ärmsten die höchste Rate, sondern die, die alles haben.

„Südkorea hat eine superschnelle Internetverbindung, modernste Technologien und eines der besten Bildungssysteme und führende Gesundheitsversorgungen weltweit. Die Lebensqualität der Südkoreaner ist sehr hoch und dennoch hat das Land eine erschreckend hohe Selbstmordrate (28,9 auf 100‘000), denn mit dem Erfolg kommen auch der soziale Druck und Probleme in der Familie. Da der Zugang zu Schusswaffen in Südkorea beschränkt ist, ist Vergiftung die häufigste Suizidmethode“. 8