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Die Notwendigkeit einer spirituellen Pädagogik für eine heilsamere Menschheitszukunft ist größer denn je, gleichzeitig stellen sich ihr zunehmend nicht zu übersehende Hindernisse entgegen. Rudolf Steiner hat in der völlig desolaten Situation nach dem ersten Weltkrieg, u.a. mit der Eröffnung der ersten Waldorfschule 1919 in Stuttgart, der Menschheit einen Weg gezeigt, wie wir - auch bei uns selbst beginnend - eine Heilung der gesellschaftlichen Verhältnisse in Angriff nehmen können. Die Erziehungsfrage hat er in engem Zusammenhang damit gesehen: Die Art und Weise, wie Kinder bei ihrem Ankommen auf der Erde begleitet werden, hatte und hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie die Menschheit in Zukunft leben wird. Dieses Buch möchte Mut machen, sich weiterhin für das Wohl der Kinder und damit auch für unser aller Zukunft einzusetzen!
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Seitenzahl: 73
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Antje Bek
Waldorfpädagogik als spirituelle Pädagogik
Was kann für eine heilsame Zukunft der Menschheit getan werden?
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
„Denn nur aus diesen geistigen Welten kann dasjenige kommen, was der gegenwärtigen Menschheit Kraft geben kann, weiter den Lebenspfad als ganze Menschheit zu gehen.“
Rudolf Steiner1
Die aktuelle Krise, die eine sich über die gesamte Erde erstreckende Krise ist, hat einerseits vieles ans Licht gebracht, was vorher schon latent wahrnehmbar war, und andererseits zu einer Spaltung der Menschheitsfamilie geführt, die insbesondere hier in Deutschland deutlich zu erleben ist. Hinzu kommt das Leid, das vor allem auch den Kindern und Jugendlichen in dieser Krise zugefügt wurde und wird, wissenschaftliche Studien sowie überfüllte Stationen in Kinder- und Jugendpsychiatrien legen Zeugnis davon ab. In dieser Zeit fällt es nicht immer leicht weiterhin hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken, sowie innere Stabilität und Sicherheit zu bewahren.
Für mich persönlich haben sich viele Fragen gestellt, auch bezüglich dessen, womit ich den größten Teil meines Lebens verbracht habe: Der Waldorfpädagogik. Sie ist die einzige Pädagogik, die die spirituelle Seite des heranwachsenden Menschen, d.h. dessen geistigseelisches Wesen konsequent berücksichtigen möchte, die durch die Anthroposophie einen ganz konkreten Zugang zu dieser Seite des Menschen ermöglicht, aber auch praktische pädagogische Hinweise gibt.
In der aktuellen Situation sehe ich die Notwendigkeit einer spirituellen Pädagogik für eine heilsame Menschheitszukunft größer denn je; gleichzeitig stellen sich ihr in zunehmendem Maße nicht zu übersehende Hindernisse entgegen. Gerade an dieser Situation können und dürfen wir weiter erwachen!
Rudolf Steiner hat in der völlig desolaten Situation nach dem ersten Weltkrieg, auch mit der Eröffnung der ersten Waldorfschule 1919 in Stuttgart, der Menschheit einen Weg gezeigt, wie wir, auch bei uns selbst beginnend, eine Heilung der gesellschaftlichen Verhältnisse in größerem Umfang in Angriff nehmen können. Er ist dabei stets vom Menschen selbst ausgegangen und hat von ihm abgelesen, was für seine weitere Entwicklung förderlich sein kann. Die Idee der von ihm so benannten „Sozialen Dreigliederung“ hat er der Menschheit als einen solchen Weg aufgezeigt, die Erziehungsfrage sah er in engem Zusammenhang mit der der Zukunft von Menschheit und Erde. Die Art und Weise wie Kinder aufwachsen, wie sie begleitet werden bei ihrem Weg auf die Erde, hatte und hat in diesem Zusammenhang einen entscheidenden Einfluss darauf, wie die Menschheitsfamilie in Zukunft zusammenleben wird.
Aus dieser Haltung, auch Hoffnung heraus, sind die nachfolgenden Beiträge entstanden, die zunächst in loser Reihenfolge auf meinem Blog 2 und auf meinem Telegram-Kanal3 veröffentlicht wurden; für die Buchausgabe habe ich sie überarbeitet und aktualisiert. Die ersten fünf Beiträge hängen thematisch eng zusammen, die danach folgenden möchten einzelne Gedanken vertiefen.
Ich hoffe, dass dieses Buch Mut machen kann, sich weiterhin für das Wohl der Kinder und damit auch für unser aller Zukunft einzusetzen!*
Antje Bek
Witten, im Januar 2022
* Wegen der besseren Lesbarkeit gehe ich mit der weiblichen/männlichen Form im Nachfolgenden sehr frei um. Wird die männliche Form benutzt, ist die weibliche immer mitgemeint! Ich hoffe auf wohlwollendes Verständnis der LeserInnen.
I Die Zukunft der Menschheit
„Die große Frage für die Zukunft wird sein: Wie werden wir uns zu benehmen haben gegenüber den Kindern, wenn wir sie so erziehen wollen, dass sie als Erwachsene in das Soziale, das Demokratische, in das Liberale im umfassendsten Sinne hineinwachsen können? Und eine der allerwichtigsten der sozialen Fragen für die Zukunft, ja schon für die Gegenwart, ist einmal die Erziehungsfrage.“
Rudolf Steiner 4
Das soziale und gesellschaftliche Leben scheint aus den Fugen geraten zu sein. Die Aktion der Schauspieler „Alles dicht machen“ und die sich daran anschließende Diskussion, Kampagne und Diffamierung war nur ein Beispiel dafür, dass etwas in unserem Zusammenleben ganz und gar nicht mehr stimmt. Unsere Gesellschaft scheint in jeder Hinsicht am Ende zu sein. Aber wie soll es weiter gehen?
Zukunftsvisionen und Soziale Dreigliederung
Es gibt Menschen, die Visionen für eine Zukunft der Menschheit haben, diese formulieren, publizieren und umsetzen wollen. Freiheit und Initiative des Individuums haben in mancher dieser Visionen wenig Platz.5
Gibt es andere Visionen? Gibt es Gedanken, Ideen wie das soziale und gesellschaftliche Leben gestaltet werden könnte, sodass es dem Wesen des Menschen, der nicht nur ein physisches, sondern auch ein geistig-seelisches Wesen ist, gerecht werden könnte? Eine solche Idee ist die der „Dreigliederung des sozialen Organismus“, wie sie von Rudolf Steiner formuliert wurde. Sie möchte einerseits dem Menschen als einem Ich-begabten Wesen und andererseits unserem Zusammenleben als Menschheitsfamilie gerecht werden.
Die aktuelle Situation als Folge unseres Denkens
Schauen wir heute auf die Menschheit, so ist der jetzige Zustand Ausdruck eines Denkens, das den Menschen auf seinen physischen Körper reduziert. Dies muss zwangsläufig zur Angststarre führen, wenn dieser Körper durch eine Krankheit tatsächlich oder vermeintlich bedroht ist. Gelingt es dem Denken nicht, sich aus dieser zunächst ja durchaus berechtigten Angst zu befreien, weil es im Menschen nur das anerkennt, was den Sinnen wahrnehmbar ist, dann wird die Angst zum inneren Gefängnis. Ähnliches gilt für die Angst vor den Maßnahmen, der Impfpflicht, der Diktatur, der Existenzvernichtung, Schließung der Institution, schlechter Presse etc. Die innere Enge, in die die Angst führt, spiegelt sich auch äußerlich in der Gefangenschaft der Menschheit wider - besonders eindrücklich veranschaulicht durch die weltweit verordneten Lockdowns.
Die Bedeutung vom Staate befreiter Schulen
Vor 100 Jahren hat Rudolf Steiner immer wieder darauf hingewiesen, dass es ohne die Wissenschaft vom Geiste (Anthroposophie) keine heilsame Umgestaltung des sozialen Lebens geben wird. Als eine entscheidende Frage in dieser Hinsicht hat er die der Erziehung gesehen. Ohne die Befreiung des Schulwesens vom Staatswesen werde ein menschengemäßes Zusammenleben der Menschheit nicht möglich sein: „Es ist eine ernste Sache, denn ich sage Ihnen ja nichts Geringeres damit, als daß es ohne Geisteswissenschaft keine soziale Umgestaltung für die Zukunft gibt; aber das ist wahr.“ – und jetzt wird Rudolf Steiner ganz konkret: „Sie werden niemals die Möglichkeit bekommen, die Menschen zum Verständnis zu bringen in einer solchen Weise, wie es notwendig ist in Bezug auf diese Dinge wie Intuition, Imagination, Inspiration, wenn Sie zum Beispiel die Schule dem Staate überlassen.“6
Heute – 100 Jahre später – können wir erkennen, wie wahr diese Aussage ist. Niemals in der Geschichte der Menschheit hat der Staat durch seine Gesetze und Verordnungen derart tief in das pädagogische Handeln der LehrerInnen eingegriffen, seien sie als Beamte so genannte „Staatsdiener“, seien sie Angestellte einer „Freien Schule“.
Auflösung des Schulsystems?
Gleichzeitig scheint sich das „System Schule“, wie wir es kannten, immer mehr aufzulösen. Mal waren die Schulen auf und die Hälfte der Klasse durfte kommen (Wechselunterricht), dann ist sie wieder geschlossen - etwa, wenn zu viele Lehrer und Schüler in Quarantäne sind - und es findet Distanzunterricht statt. Die Schulpflicht scheint nicht mehr an die Anwesenheit in einem Schulgebäude gebunden zu sein, sondern eher an die Beachtung sich immer wieder verändernder Verordnungen, eine Impfung, Testpflicht, das Tragen von Masken, das Bearbeiten von Arbeitsblättern oder die Teilnahme am Online-Unterricht. In manchen Bundesländern war und ist die Präsenzpflicht gar ganz aufgehoben oder Verstöße gegen die Schulpflicht werden geduldet.7
Die Auflösung eines Systems schien in diesem Ausmaß bis vor zwei Jahren noch undenkbar; Eltern mussten während der Lockdowns in weit größerem Maße als zuvor Verantwortung für die Bildung ihrer Kinder übernehmen und viele von ihnen wollen das inzwischen auch weiterhin.
Um damit nicht alleine zu stehen, bilden sich immer mehr Unterstützungsgemeinschaften, kleine Lerngruppen, außerschulische Angebote und Aktionen. Abseits des bisherigen Schulsystems entstehen neue Lernumgebungen und Lernorte, an denen die Bedürfnisse der Kinder besser berücksichtigt werden können, als es momentan in den Schulen möglich ist.
Kinder kommen aus der Geistigen Welt