Weibsbilder - Schmunzelgeschichten (nicht) nur für Frauen - Anja Pompowski - kostenlos E-Book

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Anja Pompowski

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Beschreibung

Das Hotel ist eine Ruine, die Zimmer sind dreckig und dann werden auch noch die Koffer vertauscht. Ist Nadjas wohlverdienter Urlaub noch zu retten? Soll Julia ihrer besten Freundin Lisa sagen, dass sie weiß, dass deren Mann eine Affäre hat? Angeblich verliebt sich alle fünf Minuten ein Single über diese Internet-Partnerbörse. Wird Sonja das auch gelingen? Und wer fällt denn heutzutage noch auf diese plumpen Enkeltricks herein…? Elf amüsante Kurzgeschichten mit Schmunzelgarantie.

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Anja Pompowski

Weibsbilder - Schmunzelgeschichten (nicht) nur für Frauen

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Der vertauschte Koffer

 

 

Nach stundenlangem Flug und mindestens ebenso langer, anstrengender Fahrt in diesem unklimatisierten, schmuddeligen Reisebus kam Nadja endlich am Urlaubsort an. Bloß raus hier, dachte sie, und als sie es schließlich geschafft hatte, sich zum Ausstieg zu drängeln steuerte sie direkt auf das Hotel zu, vor dem der Bus hielt. Sie staunte, denn so feudal sah die Herberge im Internet gar nicht aus.

 

„Hallo? Frau Müller!“, hörte Nadja die Reiseleiterin hinter sich rufen. „DIES ist ihr Hotel.“ Dabei deutete sie auf die riesige Ruine gegenüber.

 

„Ach so.“ So sah das Hotel im Internet allerdings erst recht nicht aus. Naja, vielleicht ist es auch nur von außen so schäbig. So leicht wollte Nadja sich ihre gute Urlaubslaune nicht verderben lassen.

 

Als sie das Hotel betrat musste sie jedoch feststellen, dass es von innen sogar noch heruntergekommener war als von außen. Toll! Nadja reihte sich in die lange Schlange vor der Rezeption ein. Nach zwanzigminütiger Wartezeit konnte sie ihren Zimmerschlüssel in Empfang nehmen.

 

„Ihr Gepäck wurde bereits ins Zimmer gebracht“, sagte die Dame an der Rezeption.

 

Der Fahrstuhl war außer Betrieb, was Nadja kaum verwunderte, und so musste sie die Treppe nehmen. Als sie mit schmerzenden Knien und völlig außer Atem in der sechsten Etage ankam, fühlte sie sich wie nach einem Marathonlauf. Sie nahm sich vor, erst mal ausgiebig zu duschen, dann sähe die Welt sicher schon anders aus.

 

Das Zimmer war - vorsichtig ausgedrückt - nicht schön, und erinnerte stark an ein anderes, das Nadja vor Jahren mal in einer Jugendherberge in der ehemaligen DDR belegt hatte. Sie seufzte. Immer positiv denken, sagte sie sich. Ich will ja ohnehin den Urlaub nicht in dem Hotelzimmer verbringen, und für die Nächte wird es wohl reichen. Sie ging ins Bad und befand, dass sie sich mit diesen Handtüchern keinesfalls abtrocknen wollte. Sie würde sich ein Strandtuch aus dem Koffer holen, ihr Duschzeug, das Sagrotanspray und die feuchten Reinigungstücher, um die Nasszelle und das Klo überhaupt benutzbar zu machen. Nadja machte sich keine Illusionen, dass es Sinn hatte, sich an der Rezeption zu beschweren und um ein anderes Zimmer zu bitten.

 

Wo ist eigentlich mein Gepäck?, überlegte sie. Ihr Blick schweifte durchs Zimmer, und dann entdeckte sie neben dem Bett einen Koffer, der jedoch nicht ihrer war. Dieser Koffer war alt und schäbig, genau wie das Hotel. Langsam wurde die gutmütige Naja richtig sauer. Sie stieg die unzähligen Treppen herunter, suchte die Reiseleiterin zunächst im Foyer und fand sie schließlich vor einem Glas Hochprozentigen an der Bar. Ihre Augen verrieten, dass es heute nicht ihr erstes war. Nadja trug der Dame ihr Kofferproblem vor, diese dachte kurz nach und lallte: „Da kann man erst mal nix machen. Ein anderer Gast hat wohl ihren Koffer gekriegt, aber herauszufinden, wer das ist … Dieses Hotel verfügt immerhin über mehr als siebenhundert Zimmer.“ Die Reiseleiterin riet ihr, doch erst mal in den vertauschten Koffer hineinzuschauen, vielleicht gehöre er ja auch einer Frau mittleren Alters mit ähnlichem Modegeschmack, wie ihrem. Dabei musterte sie Nadja herabwürdigend.

 

Übellaunig stapfte Nadja die gefühlten Millionen Stufen zu ihrem Zimmer wieder hoch und ließ sich atemlos erst mal auf das Bett fallen, welches, wie es nicht anders zu erwarten gewesen wäre, fürchterlich quietschte. Sie betrachtete den Koffer. Neugierig war sie ja schon, was sich wohl darin befände, also zog sie ihn zu sich heran.

 

Der Koffer war natürlich verschlossen, doch sie schaffte es mit Leichtigkeit, das Schloss mit Hilfe der Büroklammer, die die Reiseunterlagen zusammenhielt, zu öffnen. Als sie den Deckel anhob, traute sie ihren Augen nicht, denn im Inneren des Koffers befanden sich bündelweise Einhunderteuroscheine. Waren die echt? Nadja griff nach einem Bündel und begutachtete eine Note genauer. Zweifellos, die Scheine waren echt; dies waren keine Blüten. Wie viel Geld mochte das sein? Überschlägig kam sie zu dem Ergebnis, dass es sich wohl um mindestens Hunderttausend Euro handeln musste. Sie überlegte nicht lange, nahm den Koffer, den sie nunmehr als den ihren betrachtete, trug ihn die unzähligen Stufen herunter - was ihr eigenartigerweise nun überhaupt nicht schwer fiel - verließ diese Herberge, die den Namen „Hotel zur Erholung“ so gar nicht verdient hatte, und checkte in dem Fünf-Sterne-Luxushotel gegenüber ein.

 

Jetzt konnte der verdiente Urlaub beginnen.

 

 

 

Ein zauberhafter Schrebergarten

Die Nachricht kam völlig überraschend. Marlene sollte in den Vorruhestand geschickt werden, weil die Versicherungsagentur, bei der sie beschäftigt war, ihren Standort in Dortmund aufgeben und über hundert Arbeitsplätze abbauen würde.

Eigentlich hätte sie froh sein sollen, denn die Arbeit fiel ihr in letzter Zeit immer schwerer. Jeden Tag kam sie spätnachmittags total gestresst und todmüde nach Hause und war meist nur noch in der Lage, ein Bad zu nehmen und den Abend vor dem Fernseher zu verbringen. Äußerst selten gelang es ihrer Freundin Vera, sie zu überreden, mit ihr ins Kino zu gehen, zum Italiener oder zu einer dieser Ü50-Partys. Andererseits war Marlene erst sechsundfünfzig und kerngesund. Sie gehörte noch lange nicht zum alten Eisen und brauchte Beschäftigung. Also meldete sie sich in einem Fitnessstudio an, merkte aber schnell, dass das nicht das Richtige für sie war. Unter all den jungen Frauen mit ihren Topmodelfiguren und den Muskelmännern kam sie sich einfach fehl am Platz vor. Bei der Volkshochschule belegte Marlene einen Literaturkurs und ging auch regelmäßig zu Buchbesprechungen. Sie las für ihr Leben gern. Schon lange dachte sie darüber nach, selbst ein Buch zu schreiben. Jetzt war dafür Zeit genug. Zunächst versuchte sie sich darin, Kurzgeschichten zu verfassen. Aber das war nicht tagesfüllend. Marlene fühlte sich nicht ausgelastet und litt unter Schlafstörungen. Zum reinen Zeitvertreib studierte sie täglich intensiv den kompletten Anzeigenteil ihrer Zeitung. Vielleicht sollte ich auf eine Kontaktanzeige antworten, überlegte sie, rief sich dann aber in Erinnerung, dass sie sich nach ihrer Trennung von Klaus geschworen hatte, nie wieder ihr Herz an einen Mann zu verlieren. Der Schmerz saß immer noch tief.

Und dann stach ihr dieses Inserat ins Auge:

Kleingarten zu verpachten. 200 m² Grundstück, Laube, Geräteschuppen, Wasser- und Stromanschluss vorhanden. Tel…

Das ist es! Dass ich da nicht schon früher drauf gekommen bin, dachte Marlene. So ein Schrebergarten ist genau das Richtige für mich. Ich könnte mein eigenes Biogemüse anbauen, im Liegestuhl entspannen und lesen oder an meinem Buch schreiben, die Sonne genießen…

Kurz entschlossen griff sie zum Telefon und vereinbarte einen Besichtigungstermin.

Die Parzelle befand sich in einer Schrebergartenanlage am Stadtrand und sah extrem verwildert aus. Überall wucherte Unkraut. Der Rasen war kniehoch und die Ligusterhecke hätte schon längst geschnitten werden müssen. Die Laube bedurfte dringend eines neuen Anstrichs. Die Nachbargärten waren allesamt top gepflegt, dieser jedoch passte so gar nicht in die Anlage.

„Die Vorbesitzer haben sich hier schon ewig nicht mehr blicken lassen, deshalb wurde ihnen der Pachtvertrag gekündigt“, erklärte der Vorsitzende des Vereins, der mit der Vermittlung betraut war. „Wie Sie sehen, müssen Sie hier jede Menge Arbeit reinstecken.“ Er musterte Marlene kritisch. Diese überlegte nicht lange, denn der Preis war wirklich ausgesprochen niedrig, und außerdem hatte sie ja alle Zeit der Welt, um aus dieser Wildwuchsparzelle eine Welnessoase zu zaubern. Sie sah es schon genau vor sich, ihr kleines Paradies. Sie würde eine Kräuterspirale bauen und Rosen züchten. Vielleicht bekam sie ja sogar einen Pokal verliehen für die schönste Parzelle in der Anlage. Zwar hatte sie keinerlei Erfahrung in Gartengestaltung und noch nie in ihrem Leben irgendetwas angepflanzt, aber ihre Kakteenzucht auf der Fensterbank gedieh prächtig. Ein sicherer Beweis dafür, dass sie einen „grünen Daumen“ hatte, fand sie. Im Übrigen gab es ja das Internet.

Sie fuhr zu diesem großen Gartencenter in dem neuen Industriegebiet und packte von der Heckenschere bis zur Grabegabel alle Gartengeräte in den riesigen Einkaufswagen, die laut Google für jeden Hobbygärtner unerlässlich sind. Marlene irrte durch den Laden, auf der Suche nach einer Schubkarre. Das gibt`s doch nicht, dass hier kein Verkäufer rumläuft, den man mal was fragen kann. Inzwischen war sie völlig genervt. Doch dann blieb ihr Blick an einer Zwergengruppe hängen. Die Figuren zogen sie förmlich magisch an. Diese fünf Zwerge hatten so unheimlich echt aussehende Augen. Ihr schien, als hätte ihr der Zwerg mit der Schaufel eben zugezwinkert. Eigentlich konnte Marlene sich solchen „Luxus“ beim besten Willen nicht leisten, aber egal, sie musste diese Zwerge einfach haben, alle fünf.

Der Zwerg mit dem Rasenmäher hatte dicke, rote Pausbacken, der daneben trug eine Brille und stützte sich auf seiner Schaufel ab, einer hielt einen Rechen in der Hand, ein anderer, der frech grinste, eine Heckenschere und einer schob eine Schubkarre. Prompt fiel Marlene ein, wonach sie eigentlich gesucht hatte. Ach,eine Schubkarre bekomme ich sicher günstig bei ebay. Die kaufe ich dann halt im nächsten Monat, wenn es wieder Geld gegeben hat, dachte sie und machte sich auf den Weg zu den Kassen.

Als Marlene die neuen Gartengeräte im Schuppen verstaut hatte – die Zwerge stellte sie erst mal in die Laube – überlegte sie, wie sie nun arbeitstechnisch am besten vorgehen sollte.