Weihnachtsgeschichten - Siegfried Mau - E-Book

Weihnachtsgeschichten E-Book

Siegfried Mau

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Beschreibung

Einen Tag vor Heilig Abend muss die kleine Henriette umziehen, weil ihr Papa eine neue Stelle antritt. Da in der neuen Wohnung keine Haustiere gehalten werden dürfen, muss sie ihren geliebten Hund Rudi bei ihren Großeltern lassen. Henriette ist verzweifelt und sehr, sehr traurig. Ob der Weihnachtsmann ihr wohl helfen kann …? 24 spannende und phantasievolle Geschichten rund um das Weihnachtsfest entführen uns in die Welt des Weihnachtsmannes, der Feen und Elfen, fliegender Rentiere, Drachen und lieber Weihnachtshexen. Zum Vor- oder Selbstlesen, kurzweilig, lustig und dennoch besinnlich. Siegfried Mau, Jahrgang 1958, ist verheiratet und Vater zweier Töchter. Er ist tätig als Anleiter für Menschen mit Beeinträchtigungen und leitet die Radstation Rheine. Er selbst ist leidenschaftlicher Radfahrer und liebt die Natur und die raue Atmosphäre des Nordens.

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Seitenzahl: 157

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.ddb.de abrufbar.

Hergestellt in Deutschland • 1. Auflage 2021

© Heimdall Verlag, Devesfeldstr. 85, 48431 Rheine,

www.heimdall-verlag.de

© Alle Rechte beim Autor: Siegfried Mau

Satz und Produktion: www.lettero.de

Illustrationen: © designerauge – Adobe Stock,

Coverbild: © designerauge – Adobe Stock

Gestaltung: © Matthias Branscheidt, 48431 Rheine

ISBN: 978-3-946537-79-3

Weitere Bücher

als E-Book, Print- und Hörbuch unter:

www.heimdall-verlag.de

www.meinaudiobuch.de

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Zum Buch

Die Schlittenpanne

Der Generationskonflikt

Das Weihnachtsgeschenk vom Großonkel

Der Flunsch

Anke kommt

Das erste fliegende Rentier

Das Fingerlingsfeld

Das kalte Herz

Der beißende Nussknackermann

Der Endgordonisator

Der kleine Elf Ham Ham

Der Lichtertraum

Der Weihnachtsbaumwunsch

Zwischenlandung

Der Enlagepaucinumeroaparate

Der Weg ins Weihnachtsreich

Der Weihnachtszwerg

Die Weihnachtsgrippe

Ein Elf im Watt

Schöne Bescherung im Weihnachtsstiefel

Weihnachtshexen

Wo der Weihnachtsmann Ferien macht

Umzug mit Traurigkeit

Weihnachten für den Weihnachtsmann

Zum Buch

Einen Tag vor Heilig Abend muss die kleine Henriette umziehen, weil ihr Papa eine neue Stelle antritt. Da in der neuen Wohnung keine Haustiere gehalten werden dürfen, muss sie ihren geliebten Hund Rudi bei ihren Großeltern lassen. Henriette ist verzweifelt und sehr, sehr traurig. Ob der Weihnachtsmann ihr wohl helfen kann …?

24 spannende und phantasievolle Geschichten rund um das Weihnachtsfest entführen uns in die Welt des Weihnachtsmannes, der Feen und Elfen, fliegender Rentiere, Drachen und lieber Weihnachtshexen.

Zum Vor- oder Selbstlesen, kurzweilig, lustig und dennoch besinnlich.

Siegfried Mau, Jahrgang 1958, ist verheiratet und Vater zweier Töchter. Er ist tätig als Anleiter für Menschen mit Beeinträchtigungen und leitet die Radstation Rheine. Er selbst ist leidenschaftlicher Radfahrer und liebt die Natur und die raue Atmosphäre des Nordens.

Die Schlittenpanne

Wieder das Gleiche wie im letzten Jahr und das Jahr davor und davor und davor«, schimpft Frau Weihnachtsmann so vor sich hin. »Das ist ja nicht auszuhalten. Seit der Weihnachtsmann Senior das Austeilen der Weihnachtsgeschenke an seinen Sohn übergeben hat, ist er einfach nicht mehr er selbst. Er nörgelt an allem herum. Der Kakao ist nicht süß genug, die Schneeflocken sind zu klein, die Socken sind nicht warm genug, irgendeiner verlegt immer seine Brille und, und, und. Finde dich endlich damit ab, dass dein Sohn jetzt der Weihnachtsmann ist«, sagt sie mit ernster, ja fast schon böser Stimme.

»Du hast diese Arbeit über 600 Jahre gemacht. Jetzt ist ein jüngerer dran. Und wenn du nichts zu tun hast, dann geh die Eisbahn polieren, bring den Müll raus oder hör dem Mann im Mond beim Fluchen zu, aber lass mich in Ruhe.« Grummelnd zieht der Weihnachtsmann Senior seine Stiefel an und geht in die Weihnachtswerkstatt.

Dort umringen gerade die besten Montagewichtel den Weihnachtsschlitten des Weihnachtsmannes Junior. Es herrscht ein hektisches Durcheinander mit ratlosen Blicken, mit Kopfschütteln und Achselzucken. Aber das ist ja vor Weihnachten eigentlich ganz normal.

Als ich die Geschenke noch verteilt habe, gab es noch keinen solch modernen Firlefanz, wie mein Sohn ihn benutzt. Ein Motorschlitten vom Typ Wirbelblitz, mit dem man an sechs Orten auf der Erde fast gleichzeitig sein kann, mit Wolkentarnung, Schnellentladungsrampe und punktgenauem Kaminnavigationsgerät.

Ich hab noch richtig gearbeitet. Mein Schlitten hat mich nie im Stich gelassen und es hat auch so alles bestens geklappt. Wenigstens sind mir in den 600 Jahren keine Klagen zu Ohren gekommen.

Jetzt stehen meine Rentiere nur im Stall und werden dicker und dicker. Ja, ja, die guten alten Zeiten, denkt er so. Und dann folgt ein dicker Seufzer.

Da hört er plötzlich, wie der Chefmechaniker Wichtel sagt: »Das ist die Katastrophe, den Schlitten kriegen wir nie bis Heiligabend repariert. Für die Herstellung dieses Ersatzteiles benötigen wir mindestens fünf Tage und einen Tag zum Einbauen, aber in drei Tagen ist schon Weihnachten.«

Ratlosigkeit breitet sich im ganzen Weihnachtsreich aus. Schnell spricht sich die Neuigkeit bei den Wichteln, Elfen, Feen und Trollen herum.

Soll nach so vielen hunderten von Jahren jetzt Weihnachten das erste Mal ausfallen oder um einige Tage verschoben werden? Das gab es doch noch nie. Die Tränen der Elfen verdünnten schon die Farben, mit denen die Geschenke angepinselt werden und die Trolle waren so aufgeregt, dass sie mit ihren zitternden Fingern die Spielzeuge nicht mehr zusammensetzen konnten.

Weihnachtsmann Junior, der Sohn des alten Weihnachtsmannes hat auch keine Antwort. »Was mach ich nur?«, fragt er seinen Vater, » ist dieses Weihnachtsfest noch zu retten? Nach nur vier Jahren passiert mir schon so eine schlimme Panne. Was werden die Kinder auf der Erde wohl enttäuscht sein?«

Weihnachtsmann Senior denkt kurz nach. Dann erhellt sich plötzlich sein grummeliges Gesicht und ein Lächeln geht über seine Lippen. »Okay, dann werde ich dieses Jahr noch einmal mit meinem alten Schlitten die Geschenke austeilen«, sagt er, »du kannst dann in Ruhe deinen Schlitten reparieren und alle Probleme sind gelöst.«

In Windeseile verbreitete sich die Nachricht im ganzen Weihnachtsreich.

Und so konnten die Rentiere in diesem Jahr eine Menge Gewicht verlieren, Frau Weihnachtsmann Senior hat ihren Mann schon lange nicht mehr so gut gelaunt erlebt, alle Geschenke konnten wieder rechtzeitig an die Kinder auf der Erde verteilt werden und alle im ganzen Weihnachtsland freuten sich, dass alles so ein gutes Ende gefunden hat.

Und weil doch alles, wie in allen Jahren vorher so gut geklappt hat, fragte der Weihnachtsmann Junior, ob sein Vater ihn nicht auch in den nächsten Jahren mal ab und zu helfen könnte.

Dieses Angebot nahm er gerne an, obwohl er ja in Rente gegangen ist.

Ob es wirklich dazu kam, dass er einmal die Geschenke mit seinem Sohn zusammen auf der Erde verteilt hat, das ist nicht überliefert.

Aber sollte man einmal auf der Erde zwei Weihnachtsmänner auf einmal sehen, dann könnte das die Erklärung dafür sein.

Der Generationskonflikt

Man kann schon sagen, dass Freddy ein wenig stur ist. Ein wenig, sagt sein Vater.

Freddy ist wohl der sturste Kobold, den das Weihnachtsreich je hervorgebracht hat.

Das sagt er aber nicht böse und auch nicht wütend, sondern mit einem breiten, freundlichen Lächeln auf seinen alten Koboldlippen.

Man kann sich gar nicht mehr vorstellen, dass die beiden einmal einen handfesten Krach miteinander hatten, denn Vater und Sohn verstehen sich jetzt ausgezeichnet und wenn Freddy wieder einmal zu umschweifend argumentiert und sein Vater gerade heftig mit rotem Kopf durchatmet, um seinen Standpunkt klar zu machen, dann sagt seine Mutter immer nur: »Stopp! Ja, ja, ja. Wie der Vater, so der Sohn. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.«

Das sagt ja wohl schon alles. Aber was eine Mama in einem Koboldhaus sagt, dass ist Gesetz. Da widerspricht keiner. Das ist bei den Kobolden nicht anders als bei uns Menschen, oder?

Sicher wollt ihr nun wissen, was passiert war. Nun ja, wo soll ich da mit dem Erzählen anfangen?

Es geschah vor vielen, vielen Jahren, vor so vielen Jahren, dass selbst die uralten Kobolde nicht mehr genau sagen können, wann sich dieses Ereignis zugetragen hat, aber noch heute gibt es Kobolde, die es gut fanden und andere Kobolde, die es nicht so gut fanden.

Ihr seht, dass es bei den Kobolden nicht anders zugeht als bei uns Menschen auf der Erde.

Was war also geschehen?

Es war wieder einmal kurz vor Weihnachten. Im Weihnachtsreich herrschte reges Treiben. Der Weihnachtsschlitten war auf Vordermann gebracht worden und alle Verzierungen waren herausgeputzt und funkelten wie silberne Sterne in einer Vollmondnacht. Überall im Weihnachtsreich roch es nach den fertigen Lebkuchen und Spekulatius und das Fell der Rentiere war gestriegelt und glänzte ebenfalls im Mondschein. Selbst die kleinste Spitze in ihren Geweihen war auf Hochglanz poliert.

Wie jedes Jahr hat Frau Weihnachtsmann den Weihnachtsanzug des Weihnachtsmannes gebürstet und gebügelt und alle Knöpfe waren fest am Anzug angenäht. Die Weihnachtsmütze war gestärkt und saß einfach perfekt auf dem Kopf des Weihnachtsmannes.

In voller Montur stellte sich der Weihnachtsmann vor den riesigen, alten Spiegel im Ankleidezimmer und fröhlich rief er aus, wie gut er doch passt und stolz sagte er zu seiner Frau, dass er ja wohl kein Gramm im letzten Jahr zugenommen habe.

Seine Frau lächelte nur und erwiderte dann freundlich und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, dass er doch mal die Löcher an seinem Gürtel zählen solle.

»Papperlapapp«, erwiderte er jetzt mit wesentlich ernsterer Miene, »alles ist so perfekt wie alle Jahre zuvor.«

Dann sagte er noch fast flüsternd hinterher, dass er froh sei, solch eine Frau zu haben, so als wenn sie es nicht unbedingt hören sollte.

Da unterscheidet sich der Weihnachtsmann wohl doch nicht unbedingt von den Männern auf der Erde.

Aber nicht nur im Hause des Weihnachtsmannes wurde geputzt, gestriegelt, genäht und ausgebessert.

Auch bei den vielen Helfern des Weihnachtsmannes wurde alles getan, dass es wieder das perfekte Weihnachtsfest auf Erden gibt und es keinerlei Beanstandungen bei der traditionellen Kleidung gab.

Die grünen Gewänder der Kobolde, die dem Weihnachtsmann wie jedes Jahr beim Verteilen der Geschenke auf Erden helfen sollten, saßen perfekt und sahen aus, als ob sie gerade aus dem Laden kamen. Soviel Mühe haben die Mütter und Ehefrauen der Kobolde in die Herrichtung der Kleidung gesteckt.

Auch dies zeigt natürlich, wie wichtig die Frauen im Weihnachtsreich sind. Mindestens so wichtig wie unsere Mütter und Ehefrauen auf der Erde.

»Kommt aus euren Zimmern!«, rief Freddys Mama ihrem Mann Robert und ihrem Sohn Freddy zu. »Ich will sehen, ob mit euren Anzügen alles perfekt ist. Schließlich will ich mir ja beim nächsten Treffen der Koboldfrauen nichts nachsagen lassen.«

Zuerst erschien Freddys Papa und präsentierte sich seiner Frau mit einer leichten Drehung um seine eigene Achse. Alles saß perfekt und passte wie angegossen.

Trotzdem musste Freddys Mama nochmals ein wenig mit der Hand über den Stoff der grünen Jacke streichen, auch wenn dort kein Krümel Staub mehr zu sehen war. Aber so sind sie nun mal, die lieben Ehefrauen.

Freddys Papa sagte nichts, gab aber seiner lieben Ehefrau einen dicken Kuss auf die Wange. Das sagte ja wohl mehr als tausend Worte.

Da sind wir ja mal wieder pünktlich fertig geworden. In fünf Minuten ist Abflug und der wurde in hunderten von Jahren nicht einmal um eine Sekunde verschoben.

Apropos Pünktlichkeit. Wo bleibt denn Freddy?

»Tari tara, ich bin ich schon da«, sagte Freddy und da stand er, mitten im Raum.

Dann war plötzlich Totenstille. Seine Eltern schauten ihn ungläubig mit riesigen Augen an. Das Ticken der Standuhr und der Herzschlag von Freddys Papa schienen diese Stille förmlich zerreißen zu wollen.

Dann folgte ein Aufschrei, der wohl durchs ganze Weihnachtsreich zu hören war und der die aufgehängten Bilder im Raum zum Vibrieren brachte. »Spinnst du, bist du jetzt total verrückt? Wie siehst du denn aus? Wo ist dein Koboldausgehanzug? Abflug ist in zwei Minuten! Wie willst du dich denn jetzt noch umziehen?«

Aber Freddy tat so, als wenn er gar nicht gemeint wäre, total selbstbewusst und ein wenig trotzig. »Bleib cool, Daddy, dieses Jahr fliege ich so mit. Es muss endlich mal Schluss sein mit den altbackenen Klamotten. Dieses Jahr fliege ich mit meinem neuen, blauen Koboldanzug mit. An dem ist absolut nichts auszusetzen. Da könnt ihr machen, was ihr wollt. Und außerdem ist der auch noch viel wärmer und bequemer«, fügte er trotzig hinzu.

Der Kopf von Vater Robert wurde röter und drohte zu platzen. Seine Atmung wurde so schwer, als wenn er den Weihnachtsschlitten alleine ziehen musste. Er musste förmlich nach Luft schnappen und schrie Freddy aus vollem Halse an. »Der Weihnachtsmann wird dir den Kopf abreißen, wenn du da so auftauchst. Er wird dich zum kältesten Punkt des Nordpools schicken, damit dein Verstand wieder klar wird! Weihnachten kannst du dann so lange vergessen, bis du einen Bart hast, der länger ist als der vom Weihnachtsmann. Welche Schande bringst du über unsere Familie?«

Freddys Mama stand nur da und hielt sich die Hände vor die Augen und sagte nur zu sich selbst, dass sie nie wieder vor die Tür gehen werde oder zu ihrer Schwester nach Nirgendwo ziehen werde, wo sie niemand kenne.

Dann war es auch schon so weit. Die Schlittenglocke erklang. Abflug in einer Minute.

Schnell lief Freddy zum Weihnachtsschlitten und sein Vater ging mit Abstand und gebeugtem Kopf hinter ihm her.

Da traf auch schon der Blick des Weihnachtsmannes auf die beiden Kobolde.

Eine Sekunde schaute er die beiden an und Freddys Vater dachte, jetzt käme der größte Anschiss, den je jemand im Weihnachtsreich vom Weihnachtsmann bekommen hat und auch die anderen Kobolde standen wie angewurzelt mit offenem Munde da, als wenn sie damit rechneten, dass jetzt jemand vom Blitz getroffen würde.

Aber der Weihnachtsmann lächelte nur und sagte: »Frohe Weihnachten, Robert, und frohe Weihnachten, Freddy. Freddy, du fliegst dieses Jahr mal in Blau mit? Dann haben wir ja endlich mal ein wenig mehr Farbe auf dem Schlitten.«

Dann folgte ein fröhliches »Ho, ho, ho. Alles aufsitzen, wir fliegen ab. Die Kinder auf der Erde warten schon.«

Seit diesem Tage tragen nicht mehr alle Kobolde einen grünen Koboldanzug, wenn sie Weihnachten dem Weihnachtsmann helfen, die Geschenke zu verteilen.

Aber noch heute erzählen sich alle Koboldkinder, wie mutig Freddy damals war.

Das Weihnachtsgeschenk vom Großonkel

Dass der Weihnachtsmann selbst mal ein Geschenk bekommt und dass es dann auch noch so ungewöhnlich ist, hätte er selbst nie gedacht.

Da staunte er nicht schlecht. Zwei Tage vor Weihnachten wurde die Kiste vom Kobold Transportunternehmen Schnelle Wolke zugestellt. Kaum passte sie durch die Tür des Wohnzimmers und die vier Kobolde des Transportunternehmens mussten ganz schön schleppen.

Herr und Frau Weihnachtsmann staunten nicht schlecht über die große Kiste mit den auffälligen Lüftungsschlitzen und Frau Weihnachtsmann versuchte neugierig durch einen dieser Schlitze zu schauen, um herauszufinden, was wohl in der Kiste sein möge.

Aber man sah einfach nichts, was die Neugier natürlich nur noch vergrößerte.

Was alle nicht sofort gesehen hatten war ein Brief, der am oberen rechten Rand befestigt war.

»Schau, schau«, sagte der Weihnachtsmann, nachdem er den Brief entdeckt hatte. Sicher wird der Brief einiges erklären. Er entfernte vorsichtig den Brief von der Kiste und öffnete ihn.

Natürlich wollte Frau Weihnachtsmann sofort wissen, von wem die Kiste kam, aber der Weihnachtsmann meinte in seiner ruhigen Art nur, dass sie sich ein wenig gedulden solle. Er müsse erst seine Lesebrille suchen, die wieder einmal nicht dort lag, wo er sie hingelegt hatte.

Da konnte sie auch nicht liegen, da er sie nach oben auf seine Stirn gedrückt hatte, was wiederum ein Kichern bei Frau Weihnachtsmann hervorrief.

Nachdem dann die Brille auf der Nase saß, sagte er ihr, dass dieser Brief von seinem Großonkel Otto-Nikolas sei.

Dann las er den Inhalt des Briefes langsam vor.

»Liebes Kläuschen …«, »hoh«, sagte der Weihnachtsmann ein wenig grantig. »Tausendmal habe ich ihm schon gesagt, er möge mich nicht so nennen. Ich bin ein erwachsener Mann mit über einhundertzwanzig Kilogramm und kein kleines Kläuschen mehr.«

Wieder kicherte seine Frau und bat ihn dann aber weiterzulesen.

»… Hier ist ein kleines Geschenk für dich, welches ich selber vor langer, langer Zeit von meinem Großonkel erhalten habe. Es hat mir immer große Freude bereitet, ihm beim Spielen zuzuschauen, ihn zu streicheln und ihm kleine Kunststücke beizubringen. Auch die Spaziergänge mit ihm habe ich immer genossen und ich bin wenigstens vor die Tür gekommen. Er ist ein Leben im Haus gewohnt und braucht den Familienanschluss, da er der letzte seiner Art ist und sonst niemanden hätte. Dann würde er bestimmt vor Traurigkeit sterben. Ich selber bin jetzt zu alt für ihn und mein Rheuma zwingt mich, dieses Jahr den Winter an einem sonnigen Strand auf den Bahamas zu verbringen.

Da wären kleine Drachen wohl nicht so beliebt. Da du mir als Kind einmal gesagt hast, dass du dir auch gerne einen Drachen halten würdest wenn du groß bist, habe ich sofort an dich gedacht. Du wirst dem kleinen Dragofuera wohl ein gutes Herrchen sein. Ich schau dann mal nächstes Jahr irgendwann rein, um zu sehen, wie er sich so eingelebt hat.

Dein Großonkel Otto-Nikolas.«

Frau Weihnachtsmann schaute ein wenig verdutzt drein und stammelte nur die Worte »Drachen … neues Herrchen … für immer bei uns … Familienanschluss?!«

Dann fasste sie sich und sagte ein deutliches »Nein! Kommt gar nicht in die Tüte! Es ist doch wohl jedem bekannt, dass Drachen nach Schwefel riechen, sie brauchen viel Platz, stoßen beim Herumtollen und Herumfliegen mit dem Schwanz alles runter, verschrecken deine Rentiere und wenn sie Feuer speien, dann gibt es immer Brandflecken auf dem Teppich.«

Dann wurde das Nein so ungefähr fünfmal oder sechsmal wiederholt. Nein, nein, nein, nein und nochmals nein! Ungefähr so muss es sich angehört haben.

Der Weihnachtsmann setzte sich erst einmal in den großen Ohrensessel im Wohnzimmer und atmete einmal kräftig durch. Jetzt brauche ich einen starken Nordpolrum. Das muss ich mir erst einmal alles durch den Kopf gehen lassen. So etwas kann ich ja gerade überhaupt nicht gebrauchen, dachte er so für sich. Gerade in der Vorweihnachtszeit, wenn langsam der Stress am größten wird.

Dann erklang ein fast ängstliches Piepsen aus der Kiste. Langsam kamen ein kleines Näschen, dann zwei große braune Augen hervor, bis sich dann der ganze Kopf mit den beiden langen, flauschigen Ohren zeigte.

Ängstlich schauten diese Augen erst den Weihnachtsmann und dann seine Frau an.

»Oh«, sagte diese, »der ist ja süß. So groß wie ich gedacht habe ist der ja gar nicht.«

Langsam näherte sie sich der Kiste, um den Kleinen einmal richtig anzuschauen. Als sie nahe genug an der Kiste war, machte Dragofuera einen großen Sprung und landete genau in den Armen von Frau Weihnachtsmann. Direkt schleckte er ihr ganzes Gesicht mit seiner lila Zunge ab. Dabei winselte er vor Freude. »Hi, Hi, das kitzelt und wie weich sein Näschen ist und er riecht ja auch gar nicht nach Schwefel.« Dragofuera kuschelte sich direkt ganz fest an Frau Weihnachtsmann, als ob er sie schon tausend Jahre kennen würde und als wolle er nie wieder von ihrem Arm herunter.

Und auch Frau Weihnachtsmann hielt ihn ganz fest und kuschelte mit dem Kleinen.

»So ein kleines süßes Kerlchen können wir doch so kurz vor Weihnachten nicht einfach wieder zurückschicken, zumal ja Großonkel Otto-Nikolas sowieso nicht zuhause ist. Wer soll sich dann um ihn kümmern? Wir behalten ihn erst einmal hier und schauen, ob es irgendwelche Probleme gibt. Sein Körbchen stellen wir oben in die Dachbalken über den Kamin. Dort hat er es warm und kann alles überschauen.«

»Aber, aber«, sagte der Weihnachtsmann. »Hast du nicht gerade noch gesagt, das kommt überhaupt nicht in die Tüte? Sagtest du nicht, er macht Brandflecken, stößt Dinge um und riecht nach Schwefel? Sollten wir das nicht noch einmal überdenken? Und verträgt er sich überhaupt mit unserem Flunsch und unserer Hausmaus Friedolina?«

»Typisch Mann«, seufzte Frau Weihnachtsmann. »Du siehst immer nur erst einmal, wo es Probleme geben könnte. Du wirst sehen, Dragofuera wird sich schon mit den anderen Haustieren verstehen. Hast du schon den Brief von deinem Großonkel vergessen? Du kannst ihn streicheln und ihm Kunststücke beibringen und er will täglich einen Spaziergang mit dir machen. Dann kommst du wenigstens häufiger vor die Tür und verschwindest nicht immer direkt nach dem Abendessen auf dem Sofa. Dragufuera bleibt, basta aus!«