Wenn du kannst, dann schrei doch - Michael Tosch - E-Book

Wenn du kannst, dann schrei doch E-Book

Michael Tosch

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Beschreibung

Klaas Tabbe leitet ein Unternehmen, das Lösungen zur Cyber-Security anbietet. Dort wurde ein Algorithmus entwickelt, der selbst von Quantencomputern nicht zu knacken ist. Hinter diesem Projekt sind ausländische Agenten her und versuchen es in ihre Hände zu bekommen. Die Schwester von Klaas, Karen Tabbe, ist freie Journalistin und begleitet ihren Bruder und ihren Verlobten Wolf zu einer Vorlesung an der Uni in Saarbrücken. Sie beobachtet vom Hotel aus, wie Klaas in ein Auto steigt und verschwindet. Wurde er entführt? Karen findet das Handy ihres Bruders auf dem Frühstückstisch und nimmt es an sich. Klaas lässt seiner Schwester mitteilen, dass er sich verstecken müsse, denn er würde bedroht. Er bittet sie darum, sein Handy zu behüten und keinem anderen Menschen auszuhändigen. Plötzlich findet man Wolf ermordet auf und Karen wird verfolgt. Sie lernt den Studenten Benno kennen, der bei seinem Vater als Taxifahrer arbeitet. Benno bietet ihr seine Hilfe an, da er mehr als Freundschaft für sie empfindet. Sie versucht vergeblich, ihren Bruder in Mannheim und Nürnberg zu finden. Als sich auch die NSA für Karen und das Handy interessiert, beginnt eine mehrwöchige Flucht. Die Verfolger jagen sie durch Belgien, die Niederlande und Norddeutschland. Wer ist für den Mord an ihrem Verlobten verantwortlich? Wieso werden Karen und Benno immer wieder aufgespürt? Wie kann Karen das Handy ihres Bruders unbeschadet über die Zeit bringen? Welche Rolle spielt Benno wirklich?

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Seitenzahl: 204

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Michael Tosch

Wenn du kannst, dann

schrei doch

Thriller

Die Personen und die Handlung des Romans sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

Impressum

Auflage

3 / 25

Texte: © 2023 Copyright by Michael Tosch

Umschlag:© 2023 Copyright by Michael Tosch

Umschlagfotos© 2021 Michael Tosch

Verantwortlich

für den Inhalt:Michael Tosch

Gerichtsstraße 23a

65385 Rüdesheim am Rhein

[email protected]

Druck:epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Danke an drei Freunde, die mir bei den Recherchen zu meinem Buch geholfen haben, aber nicht namentlich genannt werden wollen.

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Geburtstagsparty

Karen und Wolf

In Saarbrücken

In Mannheim

Zurück in Mannheim

Der Tote am Ufer

In Nürnberg

Auf der A3

In Wiesbaden

Die Flucht

In Amsterdam

In Apeldoorn

Im Auto

In Winterswijk

In Papenburg

In Oberhausen

Christa Maßmann

Weiter mit ICE

In Bad Hersfeld

Fahrt nach Köln

In Bonn

Wo ist Klaas?

Entführt

Personen im Roman

Autor Michael Tosch

Vorwort

In meinem Roman erzähle ich die Geschichte einer fiktiven Firma, die einen bahnbrechenden Durchbruch erzielt: die Entwicklung eines Algorithmus zur Cyber Security, der selbst von Quantencomputern nicht geknackt werden kann. Diese technologische Errungenschaft stellt einen Meilenstein dar, der die Welt der Sicherheit revolutionieren könnte.

Diese Idee ist eine hypothetische Annahme, die dennoch eine faszinierende Grundlage für diese Geschichte bildet.

Wenn ein Unternehmen einen Algorithmus zur Cyber Security entwickelt hat, der als unknackbar gilt, könnten ausländische Geheimdienste ein Interesse daran haben, diesen Algorithmus zu erlangen, um die eigenen Fähigkeiten zur Überwachung zu stärken oder aber anderen Schaden zuzufügen.

Ein primäres Ziel ausländischer Geheimdienste ist es, Informationen über ein fremdes Land, seine Regierung, seine militärischen Aktivitäten, seine Wirtschaft, seine Technologien und seine geheimen Projekte zu sammeln.

Geheimdienste könnten auch versuchen, kritische Infrastrukturen wie Stromnetze, Kommunikationssysteme oder Finanzinstitutionen anzugreifen, um diese zu stören oder lahmzulegen.

Durch die Einmischung in Wahlen und politische Prozesse können ausländische Geheimdienste versuchen, den demokratischen Prozess anderer Länder zu beeinflussen, indem sie beispielsweise in Wahlmaschinen oder in politische Parteien und Organisationen eindringen, um vertrauliche Informationen zu stehlen oder Propaganda zu verbreiten.

Ausländische Geheimdienste können Cyberangriffe gegen Unternehmen durchführen, um vertrauliche Informationen über deren Produkte, Technologien, Forschungsergebnisse oder Geschäftsstrategien zu stehlen.

Cyberangriffe können auch darauf abzielen, militärische Systeme und Einrichtungen anzugreifen, um militärische Operationen zu stören, Kommunikationskanäle zu unterbrechen oder geheime militärische Informationen zu erhalten.

Aber nicht nur Geheimdienste stellen eine Gefahr dar, auch von anderen Akteuren wie kriminellen Organisationen oder Hacktivisten sind Cyberangriffe denkbar, und die Motive können je nach Akteur unterschiedlich sein.

In Deutschland kann man den Organisationen unterschiedliche Absichten unterstellen.

Die National Security Agency (NSA) der Vereinigten Staaten hat ein langjähriges Interesse an der Cyber Security und dem Schutz der nationalen Sicherheit. Wenn ein Unternehmen einen Algorithmus zur Cyber Security entwickelt hat, der als unknackbar gilt, könnte die NSA ein Interesse daran haben, diesen Algorithmus zu erlangen, um die eigenen Fähigkeiten zur Überwachung und Verteidigung zu stärken.

GRU – Der Hauptnachrichtendienst des russischen Verteidigungsministeriums, der Main Intelligence Agency (GRU), wird ebenfalls mit Cyber-Spionage in Verbindung gebracht. Es wird angenommen, dass russische Geheimdienste in verschiedene Cyberangriffe und Hacking-Vorfälle weltweit verwickelt waren.

Laut der italienischen Zeitung La Repubblica hat der marokkanische Geheimdienst bewusst und gezielt eine Partei im Europaparlament ausgesucht und hat ein Netzwerk errichtet, das er betrieben und finanziert hat. Für Geld haben demnach Parlamentarier Einfluss auf Abstimmungen genommen. Es gibt Hinweise auf immer stärker werdende Aktivitäten des marokkanischen Dienstes.

Ich möchte anmerken, dass diese Aufzählung nicht abschließend ist und auch andere Länder und deren Geheimdienste möglicherweise Cyber-Spionage betreiben.

Mein Ziel ist es, Ihnen eine spannende und zugleich nachdenkliche Geschichte zu präsentieren, die aufzeigt, mit welchen Mitteln und Tricks Geheimdienste arbeiten, um an Informationen zu gelangen.

Es ist wichtig zu betonen, dass dieser Roman eine fiktionale Erzählung ist, die auf meiner eigenen Vorstellungskraft und den aktuellen Entwicklungen im Bereich der Cyber Security basiert. Die Idee eines unknackbaren Algorithmus ist eine hypothetische Annahme, die dennoch eine faszinierende Grundlage für diese Geschichte bildet.

Geburtstagsparty

»Freust du dich, dass ich doch noch gekommen bin?«

»Karen!«, Klaas rief den Namen seiner Schwester quer durch den Raum, sodass die Mehrzahl der Gäste erschreckt in seine Richtung blickte.

Sie hatte sich von hinten an ihn herangeschlichen, und er war wirklich überrascht. Wochenlang hatte er ihr gut zugeredet, fast gebettelt, dass sie doch zu seiner großen Geburtstagsparty kommen sollte. Sie hatte sich nie richtig festlegen wollen und mehrfach unterschiedliche Ausreden gebraucht. Karen war freie Journalistin und arbeitete für den WDR in Köln und zwei Tageszeitungen. Gerade standen viele Gespräche mit dem ZDF in Mainz an. Sie hatte dort ein neues Konzept eines Politmagazins präsentiert, von dem die Entscheider begeistert zu sein schienen, und sie hatte alle Hände voll zu tun, die Details auszuarbeiten. Das war der Grund, warum Karen sich nicht auf den Termin festlegen wollte und konnte. Aber jetzt konnte sie doch kommen, denn ein Gesprächspartner hatte kurzfristig einen Termin verschoben.

»Ich habe mich wahnsinnig gefreut, als feststand, dass ich deiner Einladung zu der Geburtstagsparty doch noch Folge leisten konnte. Wie viele Gäste sind denn hier?«

Karen schaute sich in dem großen Saal um und staunte.

»Die meisten Gäste kenne ich gar nicht«, sagte sie, bevor Klaas ihre Frage beantworten konnte.

»Du weißt doch, dass mein Geburtstag schon vor drei Wochen war. Wir wollen heute ein Kunden-Event veranstalten, nutzen meinen Geburtstag als Anlass, werden dabei eine Riesenüberraschung verkünden und letztlich erreichen, dass aus Interessenten Kunden werden. Im Augenblick sind fast zweihundert Gäste hier.«

»Was ist denn eure Riesenüberraschung?«

»Wenn ich dir das verrate, ist es ja keine Überraschung mehr«, Klaas lachte dabei und flüsterte, »wir haben Hagen Simon hier.«

»Hagen Simon? Den Schauspieler?«

»Ja, den meine ich. Wenn du genau hinschaust, erkennst du bereits das Seil, das da oben durch den Saal läuft. Hagen Simon ist ja nicht nur Schauspieler, sondern auch ein begnadeter Artist und Stuntman.«

»Na klasse, ich freue mich darauf«, Karen schaute sich um, »ich überlasse dich jetzt erst einmal deinen Gästen, du musst die Honneurs machen. Wir sehen uns später.«

»Du sitzt übrigens an meinem Tisch«, rief er seiner Schwester hinterher, die sich inzwischen schon entfernt hatte.

Nachdem die Gäste der Party ihre Plätze eingenommen hatten, sollte eine kurze Begrüßung durch Klaas Tabbe stattfinden, danach war geplant, dass Hagen Simon auftreten sollte. Noch vor dem Dinner, so lautete die Empfehlung des Hotels.

Klaas hatte sich auf das Podium begeben. Es dauerte eine kurze Weile, bis die Seitengespräche im Saal verstummten. Klaas begann mit einer spannenden Analogie, indem er Cyber Security in der heutigen Zeit als einen Drahtseilakt darstellte, etwas über eine geheimnisvolle Entwicklung seines Unternehmens CSIG andeutete, um dann den Bogen wieder zurück zum Drahtseilakt zu spannen. Dann stellte er den Artisten Hagen Simon vor, der plötzlich im Scheinwerferlicht in der einen Ecke des Saals auf seinem Seil erschien. Im Beifall des Publikums lief er mit seiner Balancierstange bis in die Mitte des Saals. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so still war es geworden.

Ein lauter Knall zerriss die Stille, und der Schuss traf den Schauspieler. Hagen Simon strauchelte auf dem Seil, versuchte sich zu halten und stürzte dann mit Getöse vom Seil und fiel auf einen Tisch in der Mitte des Saals.

Alle Menschen im Raum sprangen auf, schrien laut, man hörte Hilferufe und an den Ausgängen drängten die Leute aus dem Saal, was zu einer Panik führte, weil gleichzeitig Sanitäter in den Saal wollten.

Als das Chaos langsam abebbte und Rettungskräfte in den Saal konnten, ergab sich folgendes Bild: Hagen Simon wurde durch den Schuss am Oberschenkel getroffen und brach sich durch den Sturz beide Beine und einen Arm. Mehrere Menschen erlitten durch die herabfallende Balancierstange Verletzungen an ihren Köpfen. Am schlimmsten traf es diejenigen, die bei der panischen Flucht aus dem Saal stürzten und von anderen niedergetrampelt wurden. Mehrere Rettungswagen transportierten Schwerstverletzte ins Krankenhaus. Die Veranstaltung wurde sofort abgebrochen und die Kriminalpolizei nahm die Ermittlungen auf.

Zwei Tage später erreichte Klaas eine Nachricht per WhatsApp.

Das sollte eine Warnung für dich sein. Wir wollen dir zeigen, dass wir immer und jederzeit zuschlagen können, wenn du unseren Forderungen nicht Folge leistest.

Die Nachricht wurde von der Kriminaltechnik untersucht und ermittelt, dass sie in einem Online-Café aufgegeben wurde. Ein Absender konnte nicht ermittelt werden.

Drei Tage später kamen in den Büroräumen von CSIG die Geschäftsleitung des Unternehmens und Mitarbeiter der Kriminalpolizei zusammen. Klaas hatte seine Schwester gebeten, dabei zu sein, weil sie beabsichtigte, die Hintergründe der Tat der Öffentlichkeit zu vermitteln.

Klaas Tabbe machte alle Beteiligten miteinander bekannt.

»Mein Name ist Tabbe, Klaas Tabbe, ich bin CEO unserer Firma, hier zu meiner Rechten, das ist Wolf Mäder, er ist Chief Executive–Strategy, so nennen wir das, er ist der Strategieleiter und seit drei Monaten in unserem Unternehmen. Und hier zu meiner Linken, das ist meine Schwester, Karen Tabbe. Karen ist freie Journalistin und möchte mit ihren Möglichkeiten bei der Recherche helfen und darüber auch in der Presse oder auch im Fernsehen berichten. Ich schlage vor, dass sich die Herren von der Kripo selbst vorstellen.«

»Das mache ich gerne. Mein Name ist Günther Berger, ich bin Kriminalhauptkommissar bei der K11 der Kriminalpolizei in Köln und mein Kollege ist Kriminalkommissar und heißt Peter Waller. Bevor wir mit dem Gespräch beginnen, spreche ich Sie an, Frau Tabbe. Für mich ist Ihre Absicht kritisch zu sehen. Ich möchte in keinem Fall, dass bis zur Klärung des Falles, Fakten an die Öffentlichkeit gelangen, die unsere Ermittlungen behindern könnten. Vorzeitige Veröffentlichungen könnten den oder die Täter warnen.«

»Das ist selbstverständlich«, erklärte Karen, »ich habe darüber auch mit meinem Bruder gesprochen. Ich werde meine Kenntnisse und alles, was ich veröffentlichen will, mit Ihnen abstimmen. Wenn Sie das absegnen, erst dann geht es raus. Könnten wir das so machen?«

»Ich hoffe, dass das so funktioniert. Versuchen wir es einmal.«

»Wie geht es den Verletzten aktuell? Haben Sie darüber Informationen? Vom Krankenhaus haben wir nichts erfahren können«, wollte Klaas wissen.

»Wir haben uns heute Morgen erkundigt, es schwebt keiner mehr in Lebensgefahr. Alles andere ist noch zu früh. Wir müssen abwarten«, berichtete Peter Waller.

»Können Sie uns bitte kurz erklären, was Ihr Unternehmen eigentlich macht?«, wollte Günther Berger wissen.

»Wir arbeiten im Bereich Cyber Security. Wir kümmern uns um die Optimierung von Sicherheitslösungen im Betrieb von Computern, von Netzwerken, Rechenzentren und so weiter. Sie wissen, dass es immer wieder zu Angriffen auf Rechner kommt, zum Beispiel von Hackern. Zum Teil beabsichtigen Hacker nur aus Ehrgeiz in Computersysteme einzudringen. Andererseits steigt die Zahl von kriminellen Attacken, bei denen Leute einfach an Geld kommen wollen, und dann droht eine große Gefahr, durch politisch motivierte Angriffe, zum Beispiel auf kritische Infrastruktur. Man stelle sich vor, ein feindliches Land greift darüber einen Flughafen an oder übernimmt die Steuerung eines Flugzeugs in der Luft. Dann kann man sich die Konsequenzen gar nicht schlimm genug ausmalen.

Wir, also CSIG, arbeiten daran, so etwas zu verhindern. Unsere Kunden sind Firmen mit entsprechender potenzieller Gefährdung, aber auch unter anderem Elektrizitätswerke, Flughäfen oder auch die Bundeswehr. Wir haben bei uns bei CSIG einen neuen Algorithmus entwickelt, der bisher einmalig auf der Welt ist. Damit können selbst sogenannte Quantencomputer keine Verschlüsselungen mehr knacken. Unser Projekt steht kurz vor der Fertigstellung. Hinter unserer Lösung sind natürlich auch Organisationen her, die in den Besitz unserer Erkenntnisse kommen oder unsere Entwicklung sabotieren wollen. Ich spreche auch von Ländern, die ihre Agenten und Spione auf uns angesetzt haben. Wir glauben, dass es eine ausländische Organisation ist, die hinter dem Anschlag im Hotel steckt.«

»Welche Hinweise haben Sie, dass es so ist, wie Sie vermuten, außer dem Brief, den Sie bekamen?«

»Es sind von unserer Seite lediglich Spekulationen. Es klingelt niemand an unserer Tür und sagt: Hallo, ich möchte Ihren Algorithmus haben. Die Nachricht über WhatsApp ist das erste Zeichen, das wir bekamen, und eine Bedrohung ohnehin. Natürlich konnten wir feststellen, dass Hacker versuchten, in unsere Systeme und Netze einzudringen. Das ist heutzutage fast normal. Bisher konnten erfolgreiche Angriffe allerdings verhindert werden.«

»Könnte es sein, dass bei Ihnen im Unternehmen Mitarbeiter gegen Sie arbeiten und Geheimnisse verraten?«

»Alle unsere Mitarbeiter wurden überprüft und ich lege für meine Leute meine Hand ins Feuer.«

»Gut, wir ermitteln und werden Sie auf dem Laufenden halten.«

»Darum wollte ich sie bitten, um unsere interne Sicherheit aufrechtzuerhalten, benötigen wir alle Erkenntnisse so schnell wie möglich.«

Als die Polizisten das Unternehmen verlassen hatten, kam Karen mit Wolf Mäder ins Gespräch.

»Das ist wirklich unverzeihlich, dass ich Sie bisher noch nicht kennenlernen konnte. Ich arbeite jetzt schon drei Monate als Chefstratege im Unternehmen Ihres Bruders. Schade, dass ich Sie nicht schon früher kennenlernen konnte.«

Karen schmunzelte, denn sie hatte damit gerechnet, dass Wolf Mäder sie anbaggern würde.

»Und was wäre gewesen, wenn Sie mich früher kennengelernt hätten?«

»Ich hätte Sie mit Sicherheit schon einmal zum Essen eingeladen.«

»Haben wir den Zeitpunkt verpasst, oder wäre das auch eine Option für die Zukunft?«

Wolf lachte und fragte:

»Wann würde es Ihnen denn passen?«

»Schlagen Sie doch besser ein paar Termine vor, dann habe ich wenigstens die Chance, Ihnen einen Korb zu geben.«

Karen und Wolf

Jetzt waren es schon vier Monate, dass Karen und Wolf zusammen waren. Diejenigen, die beide kannten, behaupteten, dass Karen und Wolf ein Traumpaar wären. Sie, die 29-jährige, attraktive junge Frau und Wolf, der erfolgreiche Manager. In Köln, im belgischen Viertel hatten sie eine Penthouse-Wohnung gefunden und allen war klar, die beiden würden sicher bald heiraten, denn davon wurde immer wieder gesprochen.

Heute Abend wollte Karens Bruder Klaas zu Besuch kommen, sie hatten ihn zum Essen eingeladen. Wolf kam gerade mit dem Lift aus dem Keller nach oben gefahren.

»Ich habe Rheingauer Riesling Wein mitgebracht und für Klaas alkoholfreies Weizenbier, das er so gerne trinkt.«

»Na prima, dann kann doch nichts mehr schiefgehen.«

Sie wartete ab, bis er die Flaschen im Kühlschrank verstaut hatte, dann ging sie auf Wolf zu, umarmte ihn und fragte:

»Weißt du eigentlich, wie spät es ist?«

Wolf versuchte trotz Umarmung auf seine Uhr zu schauen und erwiderte dann:

»Es ist gleich sechzehn Uhr, warum fragst du?«

»Weil ich heute noch keinen Guten-Morgen-Kuss von dir bekam.«

»Um Gottes willen«, sagte er, drückte Karen noch fester an sich und küsste sie leidenschaftlich.

Karen löste die Umklammerung und schob Wolf von sich.

»Lass uns aufhören, sonst müssten wir meinem Bruder absagen«, grinste sie Wolf an, »denn bei dem, was ich gleich mit dir mache, hätte ich Klaas nicht so gerne dabei.«

»So, was willst du denn mit mir machen?«, fragte Wolf und versuchte Karen wieder einzufangen, doch sie drehte sich blitzschnell um und verschwand in der Küche.

Als Wolf hinter ihr herkam, wehrte sie ihn ab und erklärte, sie müsse sich jetzt wirklich um das Essen kümmern.

»Wenn wir heute Nacht wieder allein sind, werde ich dir schon zeigen, was ich meinte.«

Während des Abendessens ergriff Klaas das Wort:

»Heute war der Berger, dieser Kriminalhauptkommissar, bei mir und hat mir vom Stand der Ermittlungen berichtet. Er hat mir erzählt, dass alles darauf hindeuten würde, dass der marokkanische Geheimdienst hinter dem Anschlag auf den Hagen Simon stehen würde. Der BND sei eingeschaltet worden, der die Federführung in dem Fall übernommen hat.«

»Ein Geheimdienst?«, Karen klang zweifelnd, »warum sollten die so etwas machen?«

»Die wollen unseren Algorithmus in die Finger bekommen«, Wolf war sich sicher, »entweder wollen die den vernichten, oder wahrscheinlicher ist, dass die dadurch Kenntnisse erlangen wollen, wie sie beim Eindringen in fremde Netzwerke den Algorithmus umgehen können.«

»Warum ausgerechnet der marokkanische Geheimdienst?«

»In Deutschland sind hauptsächlich der russische, der chinesische und der iranische Geheimdienst aktiv. Weiterhin seit einiger Zeit der türkische Dienst. Zu den Top-Aktiven gehört allerdings auch der marokkanische Geheimdienst. Es wird vermutet, dass die muslimischen Dienste enger kooperieren, als das bei anderen der Fall ist. Das hat mir der Herr Berger so beiläufig erzählt«, erzählte Klaas.

»Und was ist mit unseren Freunden, den Amerikanern?«, wollte Wolf wissen.

»Darüber haben wir nicht gesprochen, aber ich bin sicher, dass die NSA sich in Deutschland festgesetzt hat und alle Mittel nutzt.«

»Können wir nicht das Thema wechseln? Ich würde lieber über Positives mit euch heute Abend reden«, wünschte sich Karen.

Nach dem Essen saßen die drei noch lange Zeit am Esstisch beisammen und quatschten über Gott und die Welt.

Plötzlich fiel Klaas etwas ein.

»In der nächsten Woche, am Freitag, haben Wolf und ich einen Termin an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Ich halte dort einen Vortrag über Cyber Security und Wolf ist dabei, weil es hinterher eine Podiumsdiskussion geben soll und er soll mich dabei unterstützen.«

»Was ist das Thema deines Vortrags?«

»Grundsätzlich geht es um die Datensicherheit in Computernetzen. Mit unserem neuen Algorithmus wird es zukünftig unmöglich, dass Hacker in andere Computer eindringen können.«

»Ich verstehe nur ungefähr, um was es dabei geht, aber habe auch keine Lust, tiefer in die Materie einzusteigen.«

»Das ist schon okay, ich meine für dich. Allerdings gibt es verdammt viele, die tiefer in die Materie einsteigen würden, die hätten unser Know-how wirklich gerne.«

»Die anderen würden sonst was darum geben«, ergänzte Wolf die Worte von Klaas.

»Jetzt sind wir schon wieder bei dem Thema. Aber dann sagt mir auch, wer sind denn die anderen, die konkret versuchen, an das Know-how von CSIG zu kommen?«, fragte Karen.

»Wir wissen, dass ausländische Dienste hinter unserem Wissen und unserem Projekt her sind und die verstehen keinen Spaß«, erklärte Klaas.

»Wir haben eine Warnung erhalten. Vom Bundesnachrichtendienst. Aber ich glaube nicht an eine unmittelbare Gefahr«, Wolf versuchte das Ganze etwas herunterzuspielen.

»Lasst uns wieder über unsere Fahrt nach Saarbrücken reden. Meine Idee ist, dass Karen mit uns fährt. Wir starten schon am Donnerstag und machen ein verlängertes Wochenende in Saarbrücken. Saarbrücken ist eine wunderschöne Stadt. Am Sonntag fahren wir wieder zurück nach Köln. Was hältst du davon, Schwesterchen?«

»Die Idee gefällt mir, erstens kann ich über meine Zeit als freie Journalistin selbst entscheiden und zweitens kenne ich Saarbrücken nur ganz oberflächlich. Ist das für dich mein Schatz, auch okay?«, sie wandte sich an Wolf, »oder störe ich eure Männerrunde?«

»Keinesfalls, ich würde mich freuen, wenn du dabei bist. Super Idee von dir, Klaas.«

In Saarbrücken

Vom Doppelzimmer des Hotels Danielle, unmittelbar vor den Toren Saarbrückens gelegen, konnte man durch eine parkähnliche Landschaft direkt auf die Saar blicken. Die Sonne schien und Karen hatte sich aus dem Bett geschlichen und stand in einem Hauch von Negligé auf dem Balkon ihres Zimmers und genoss die Kühle des Morgens.

Hinter ihr regte sich etwas. Sie könnte hören, wie Wolf aus dem Bett aufstand und zu ihr auf den Balkon kam. Er umarmte sie von hinten und flüsterte:

»Ich gehe unter die Dusche, wir haben nach dem Frühstück nicht mehr viel Zeit. Wir sollten uns etwas beeilen.«

Etwa dreißig Minuten später saßen sie zu dritt am Frühstückstisch, direkt am Fenster und hatten sich reichlich am Frühstücksbuffet eingedeckt.

»Wenn ihr nachher weg seid, gehe ich hoch aufs Zimmer«, erklärte Karen, »ich möchte mich schminken und da ihr ja wohl das Auto mitnehmt, werde ich anschließend mit dem Bus in die Stadt fahren.«

»Wir sind gegen 12:30 Uhr an der Uni fertig. Wir können uns dann in Saarbrücken treffen.«

»Ruft mich an, wenn ihr fertig seid, wir telefonieren uns zusammen.«

In diesem Augenblick klingelte das Handy von Klaas. Klaas nahm sein iPhone hoch, schaute aufs Display und schüttelte den Kopf. Dann meldete er sich und sprach mit dem Anrufer ein paar Sätze, die für Karen keinen Sinn ergaben. Er legte sein Handy auf den Tisch und erklärte Karen, dass er gleich wieder zurück sei.

Klaas stand vom Frühstück auf und verließ den Raum. Sie konnte durch die Fensterscheiben beobachten, wie Klaas zu einem auf dem Parkplatz stehenden weißen Mercedes ging und mit jemandem sprach, der in dem Auto saß. Plötzlich wurde eine Autotür geöffnet und Klaas stieg in das Fahrzeug ein.

Karen erschrak, denn sie hatte den Eindruck, dass Klaas offensichtlich nicht freiwillig einstieg. Sie glaubte, dass er in das Auto hineingezerrt wurde.

Karen sprang auf und rannte aus dem Frühstücksraum.

»Was ist los?«, hörte sie Wolf hinter sich rufen.

Als sie vor dem Hotel ankam, sah sie den weißen Mercedes mit quietschenden Reifen davonfahren. Sie schaute sich suchend um. Dort, wo das Auto stand, konnte sie aber keinerlei Spuren entdecken.

Karen kam völlig verunsichert zum Frühstückstisch zurück.

»Was war denn los?«, fragte Wolf.

»Ich weiß es auch nicht. Ich hatte den Eindruck, dass Klaas nicht freiwillig in den weißen Mercedes einstieg.«

Wolf, der sein Frühstück gerade beendet hatte, meinte:

»Ich habe nichts gesehen, vielleicht irrst du dich ja. Komm Schatz, beruhige dich, es wird sich sicher alles aufklären, Klaas weiß immer, was er macht. Komm her, setz dich und iss dein Frühstück erst einmal zu Ende.«

Wolf stand auf und meinte:

»Ich mache mich fertig und fahre zur Uni. Ich gehe davon aus, dass Klaas dorthin kommen wird. Wir treffen uns nachher in Saarbrücken, wie verabredet. Mach’s gut, mein Schatz«, und gab ihr einen flüchtigen Kuss.

Karen war immer noch irritiert. Sie schaute sich auf dem Frühstückstisch um und sah das Handy von Klaas dort liegen.

Lag das Handy vorhin nicht ganz anders auf dem Tisch? Wieso liegt es jetzt viel weiter links? Hat Wolf mit dem Handy von Klaas etwas gemacht? Ihr gingen viele Fragen durch den Kopf. Sie nahm sich das Handy und schaute es sich an. Da sie die PIN nicht kannte, kam sie nicht an die Daten des Handys heran, sie konnte es nicht entsperren.

Ihr kamen Zweifel. Ist das überhaupt das Handy von Klaas?

Karen steckte das Handy ihres Bruders ein, ließ sich eine Taxe rufen und fuhr zur nächsten Polizeiwache. Sie erklärte den Polizisten, was sie soeben erlebt hatte.

»Ich möchte meinen Bruder als entführt melden.«

»Junge Frau, beruhigen Sie sich bitte. Sie sind sehr aufgeregt. Ich bin sicher, dass es sich vollkommen anders verhält. Sie werden sehen, Ihr Bruder taucht nachher völlig unversehrt wieder auf. Sollte er am Montag nächster Woche noch nicht wieder da sein, kommen Sie bitte noch einmal vorbei.«

Völlig enttäuscht und zornig zugleich verließ Karen die Polizeistation und bestellte wieder eine Taxe, mit der sie zur Universität fuhr. Sie fragte sich durch und landete vor dem Hörsaal, in dem Klaas gleich auftreten sollte. Der Vortrag hatte noch nicht begonnen. Vor dem Hörsaal traf sie Wolf.

»Was machst du denn hier?«, fragte er.

Karen ärgerte diese Frage, und sie antwortete:

»Meinst du, ich kann vollkommen unbelastet durch die Stadt latschen, wenn ich nicht weiß, was mit meinem Bruder ist? Hast du etwas von Klaas gehört?«

»Beruhige dich. Ich habe auch schon versucht, Klaas auf seinem Handy zu erreichen. Aber er hat sich nicht gemeldet.«

»Was hast du? Willst du mich veralbern? Ich habe das Handy von Klaas hier«, erklärte Karen und zog das Handy aus der Tasche, »hättest du angerufen, müsste es doch geklingelt haben, hat es aber nicht.«

»Dann weiß ich auch nicht. Ich habe angerufen, schau her.«

Er zeigte ihr sein iPhone und Karen sah, dass er tatsächlich mehrfach versucht hatte, das Handy von Klaas anzurufen.

»Verdammt«, flucht Karen, »wenn ich doch nur die PIN von seinem Handy hätte, dann könnte ich es wenigstens entsperren.«

»Kein Problem«, erwiderte Wolf, »Klaas und ich haben beide dieselbe PIN auf beiden Handys. Die Nummer ist 1604.«

Karen gab sofort die PIN ein und tatsächlich, das Handy von Klaas ließ sich entsperren.

»Ich habe mit Professor Sauter von der Uni-Leitung vereinbart«, meinte Wolf, »dass ich einspringe, falls Klaas nicht auftaucht. Ich weiß zwar nicht genau, was er sagen wollte, aber über Cyber-Security kann ich eine Menge aus dem Stand heraus sagen. Ich gehe jetzt in den Hörsaal.«

Nachdem Wolf verschwunden war, nahm sie das Handy von Klaas und schaute in den Telefonanrufen nach, dort war aktuell kein Anruf von Wolf zu sehen.

Karen wunderte sich darüber. Wie konnte das sein? Auf Wolfs Handy waren Anrufe an Klaas verzeichnet, aber bei Klaas war davon nichts zu sehen. Ist das technisch überhaupt möglich? Karen war verunsichert.

Sie entschloss sich, einfach in den Hörsaal hineinzugehen und setzte sich auf einen der Sitze.

Professor Sauter eröffnete die Veranstaltung, begrüßte das Publikum im Auditorium und stellte den Vortragenden vor.

»Ich begrüße ganz herzlich Wolf Mäder. Herr Mäder ist Chefstratege oder auch der Strategieleiter der Firma CSIG.«

Wolf trat ans Podium und begann seinen Vortrag.

Karen versuchte zuzuhören, aber bereits nach drei bis vier Minuten schweiften ihre Gedanken ab. Immer wieder schaute sie auf das Handy von Klaas, suchte in diversen Nachrichten Apps, ob Lebenszeichen von Klaas auftauchen würden. Doch alles Suchen blieb vergebens.