Niemals kann ich Euch vergeben - Michael Tosch - E-Book

Niemals kann ich Euch vergeben E-Book

Michael Tosch

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Beschreibung

Ulrich von Olmen ist gerade erst 12 Jahre alt, als er erleben muss, dass sein Vater von Bütteln des Inquisitors niedergeschlagen und abgeführt wird. Er erwacht am nächsten Morgen im Hause seines Onkels Walter von Glaubitz in Mainz. Ulrich steht immer noch unter Schock. Der Onkel ist ein Domherr beim Erzbischof Uriel von Gemmingen und verspricht seinem Neffen, sich um ihn zu kümmern. Der Erzbischof bestimmt, dass der Junge in die Hände des Heinrich Brömser von Rüdesheim gegeben werden soll. Heinrich Brömser nimmt sich des Jungen an und kümmert sich um dessen Erziehung und Ausbildung. Die Inquisition verurteilt den Vater zu 10 Jahren Kerkerhaft. Außerdem werden seine Besitztümer und sein Vermögen beschlagnahmt. Am Brömserhof in Rüdesheim lernt Ulrich den drei Jahre älteren Burkhard von Ommen kennen, der ausgebildeter Knappe ist. Die beiden werden Freunde und Burkhard unterweist Ulrich in Waffen- und Kampftechniken. Der heranwachsende Ulrich macht seine ersten Erfahrungen mit Frauen und der Liebe und wird langsam ein Mann. Mehrere Anschläge auf sein Leben übersteht Ulrich fast unbeschadet und deckt zusammen mit seinem Freund und unter dem Schutz von Heinrich Brömser, Verstöße gegen Regeln und Gesetze auf. Geistliche verlangen von Frauen Sex, Adlige entführen Menschen und Ulrich leidet unter den unterschiedlichen Auslegungen des Rechts. Inzwischen breiten sich die Unruhen der Bauern auch im Rheingau aus. Die Aufständischen haben gemeinsam mit Heinrich Brömser Forderungen formuliert, die sogar von Erzbischof Albrecht von Brandenburg gebilligt werden. Georg Truchseß von Waldburg schloss sein Heer mit anderen zusammen und fordert im Namen des Kaisers die Mainzer und den Rheingau auf, sich auf Gnade oder Ungnade zu unterwerfen. Das Bistum Mainz und der Rheingau müssen akzeptieren und verlieren ihre Freiheit. Doch am Ende gelingt es, aufzuklären, wer Ulrich nach dem Leben trachtete und wer seinen Vater verleumdete.

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Seitenzahl: 237

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Michael Tosch

Niemals kann ich Euch vergeben

Historien-Krimi

RheinWeinFeder ist eine Gemeinschaft, die das kreative Schaffen von Autorinnen und Autoren entlang des malerischen Rheins von Mainz/Wiesbaden bis Koblenz in den Fokus rückt. Ihr Ziel ist es, eine Plattform zu schaffen, auf der Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die außerhalb und innerhalb traditioneller Verlagsstrukturen publizieren, ihre Werke präsentieren und gemeinsam vermarkten können.

Das Netzwerk RheinWeinFeder soll literarische Vielfalt, Qualität und Besonderheit in der Region zeigen und zugleich Autoren unterstützen, fördern und verbinden. Die Initiative steht für Kreativität, Gemeinschaft und Liebe zur Literatur, eingebettet in die inspirierende Kulisse von Rheingau und Mittelrheintal.

Kontakt: www.RheinWeinFeder.de

Die Personen und die Handlung des Romans sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

Impressum

Auflage

1/ 24

Texte: © 2022 Copyright by Michael Tosch

Umschlag:© 2022 Copyright by Michael Tosch

Umschlagfotos© 2020 Ruth Hermann

Verantwortlich

für den Inhalt:Michael Tosch

Gerichtsstraße 23a

65385 Rüdesheim am Rhein

[email protected]

Druck:epubli - ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Mein Dank gilt Franz Stoll und

Björn Hermann, die mir bei der Recherche

zu diesem Buch geholfen haben.

Bei meiner Frau bedanke ich mich für die

Geduld und Nachsicht, die sie für mich

aufgebracht hat.

Im Sächsischen Hof

Ulrich schlug die Augen auf. Er fühlte sich, als hätte er die Nacht unter einem Mühlstein liegend verbracht. Ihm war nicht bewusst, ob er überhaupt in Schlaf gefallen war. Er hatte viel geweint und noch immer rannen ihm die Tränen die Wangen hinunter. Wenn er an die Ereignisse des letzten Tages dachte, hätte er am liebsten laut geschrien, doch etwas Unbekanntes schnürte seine Kehle zu. Er hielt es kaum aus, in seinem Bett in seiner Kammer.

Wo war er überhaupt? Das war nicht seine Kammer. Ulrich versuchte sich zu erinnern. Doch es waren nur Bruchstücke, die im Kopf des Zwölfjährigen langsam hochkamen und sich zu einem Mosaik zusammensetzten.

Er sah seinen Vater, wie er von drei bewaffneten Bütteln geschlagen und in Ketten gelegt wurde. Als sich Ulrich dazwischenwerfen wollte, schlug einer der Schergen mit einer Lanze nach ihm. Ulrich wurde zwar nicht ohnmächtig, aber er fiel auf den Boden und nahm alles nur noch wie unter einer schweren Decke liegend wahr.

Ihm dämmerte, dass zwei Frauen ihn wegschleppten und jetzt erinnerte er sich auch, dass er in das Haus seines Onkels gebracht wurde. Er musste jetzt im Sächsischen Hof in Mainz sein.

Der Sächsische Hof war ein Gebäude, in dem sich schon seit Jahrhunderten Adlige eines sächsischen Geschlechtes niedergelassen hatten. Jetzt lebte dort sein Onkel Walter von Glaubitz. Der war einer von mehreren Domherren beim Erzbischof Uriel von Gemmingen.

Ulrich richtete sich in dem Bett auf und schaute sich um. Dieses Zimmer, in dem er sich befand, hatte er noch nie zuvor gesehen. War er wirklich im Hause des Onkels?

Plötzlich wurde die Tür geöffnet. Eine Bedienstete betrat den Raum, und als sie Ulrich auf dem Bett sitzend erblickte, sprach sie:

»Ich bin gekommen, um mich nach dem jungen Herrn zu erkundigen. Ihr seid im Hause Eures Onkels, der mich zu Euch schickt. Wie befindet Ihr Euch? Hattet Ihr eine gute Nacht?«

»Wer seid Ihr? Ich kenne Euch nicht. Sagt mir Euren Namen.«

»Ich bin Frieda, Dienstmagd des Herrn von Glaubitz.«

»Frieda sagt meinem Onkel, dass ich mich nicht wohlfühle. Ich möchte meinen Onkel gern sprechen, wenn das möglich ist.«

»Das werde ich gern für Euch ausrichten.«

»Bitte informiert mich über die Antwort des Onkels.«

»Ich bin Euch gern zu Diensten, junger Herr.«

Frieda entschwand und Ulrich erhob sich, ging zum Fensterbogen und schaute hinaus. Wieder kamen ihm die Bilder des Vortags vor Augen und er erschauerte erneut.

In diesem Augenblick wurde die Tür aufgerissen und Walter von Glaubitz stürzte herein. Er eilte auf Ulrich zu und drückte ihn fest in seine Arme und hielt ihn lange.

»Ein Unrecht ist geschehen, Gott, ein schreckliches Unrecht. Aber zunächst zu dir, mein Junge. Ich vernahm, dass es dir nicht gut geht. Wurdest du verwundet, als dich der Büttel niederschlug?«

»Nein, lieber Onkel, keine Wunden. Zumindest keine von Äußerlichkeit. Aber innerlich wurde ich verletzt, als ich mit ansah, dass Vater geschlagen wurde, wie ein räudiger Hund und dass man ihn wegschleppte, wie ein geschlachtetes Schwein. Das hat meine Seele verletzt und ich konnte den Anblick nicht ertragen.«

»Mein Sohn, ich weiß, man hat mir berichtet, dass du dich der Willkür entgegengestellt und dann kam der Niederschlag durch den Büttel des Inquisitors.«

»Mein Onkel, Inquisitor? Welcher Inquisitor will meinem Vater Böses?«

»Ich werde es herausfinden. Es gibt da mehrere Möglichkeiten.«

»Was können wir tun, Onkel? Es muss doch möglich sein, dieses zu ergründen.«

»Ich denke, das könnte ich wohl für dich erkunden. Die Anklage gegen deinen Vater werde ich in den Niederschriften des Metropoliten finden. Ich bin in der Lage, diese einzusehen.«

Nachdem Ulrich geschwiegen hatte, nahm ihn sein Onkel erneut in die Arme und drückte ihn an sich.

»Es ist wichtig, dass du dich jetzt erholst. Ruhe benötigst du. Ich werde alles veranlassen, dass dir deine Wünsche erfüllt werden und dass es dir in meinem Hause wohlergehen möge. Wenn du etwas benötigst, Frieda wird dir zur Verfügung stehen. Wenn Du mich benötigst, richte es Frieda aus. Ich werde es einrichten, dich möglichst umgehend zu sehen und mit dir zu sprechen. Hast du jetzt noch einen Wunsch, den ich dir erfüllen kann?«

»Mir ist es wichtig, schnell meinen Vater wieder in Freiheit zu sehen. Alles andere hat keine Bedeutung. Aber ich werde Frieda bitten, mir eine Mahlzeit zu bereiten. Ich bin hungrig. Onkel, ich danke Euch sehr für Eure Hilfe und Gastfreundschaft.«

»Das versteht sich doch von selbst. Dein Vater ist ein alter und wunderbarer Freund und Schwager zu dem. Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht, dir immer Hilfe und Unterstützung zu gewähren. Also ruh dich bitte aus, ich werde Frieda wieder zu dir senden. Sie steht zu deiner Verfügung. Du, lieber Neffe und ich, wir werden uns täglich sehen.«

Der Onkel verabschiedete sich und verließ den Raum.

Ulrich ging erneut an das Fenster und schaute hinaus. Als Frieda wieder in die Kammer trat, bat er sie, ihm eine Mahlzeit zu bereiten.

»Und Getränke werde ich Euch auch besorgen, junger Herr. Was wünschet Ihr zu trinken?«

»Nur etwas Wasser, ich bin sehr durstig.«

Die Anklage

»Ich freue mich sehr, dich zu sehen.«

Walter von Glaubitz schaute tief in die Augen von Ulrich, seinem Neffen, den er zu sich gerufen hatte.

»Bitte setz dich dort in den Sessel, ich möchte dir erzählen, was ich herausfinden konnte.«

Gehorsam nahm Ulrich seinem Onkel gegenüber in dem Sessel Platz und wartete gespannt auf die Neuigkeiten, die sein Onkel ihm berichten wollte.

»Du weißt, ich bin Domherr hier in Mainz und habe daher viele Informationen über Dinge, die andere nicht wissen. Außerdem bin ich kraft meines Amtes in der Lage, vieles mehr in Erfahrung zu bringen, was eigentlich im Verborgenen bleiben soll. Ich habe jetzt in Schriften lesen können, was deinem Vater vorgeworfen wird und weswegen er angeklagt wurde.«

»Onkel, was wirft man Vater vor? Wessen ist er angeklagt? Wann wird er freigelassen?«

»Lieber Ulrich, das ist eine längere Geschichte. Ich verstehe deine Ungeduld, aber ich muss dir dazu einiges erklären. Ich bitte dich um etwas Geduld.«

»Ich weiß, ich möchte Vater, so schnell es geht, aus dem Kerker befreien. Ich werde mich zügeln. Bitte erzählt mir, was Ihr erfahren konntet.«

»Ulrich, du weißt, unser Erzbischof ist Uriel von Gemmingen. Also, als du anno 1499 zur Welt kamst, war er bereits viele Jahre in Mainz tätig. Er studierte hier an der Universität, später in Paris und auch in Padua. Er war auch Domdekan und vor drei Jahren wurde er zum Erzbischof in Mainz geweiht.

Jetzt ist Folgendes geschehen. Ein Mann, von dem ich nicht herausfinden konnte, wer er ist, hat deinen Vater beim Erzbischof angezeigt.

Mein Schwager, also dein Vater, soll öffentlich verlangt haben, dass weltlicher Besitz einzig auch den weltlichen Herren zukommt. In Wahrheit ist es so, dass die Kirche sich vieler weltlicher Besitztümer bemächtigt hat. Dein Vater hätte verlangt, so behauptet man, dass die Kirche nach dem Vorbild Jesu und der Apostel leben solle. Die Kirche solle also in Armut und Gleichheit leben. Der Staat soll ermächtigt werden, das kirchliche Armutsideal durchzusetzen und sei berechtigt, sich kirchlichen Besitz anzueignen. Damit greift dein Vater die Kirche an, das ist eine Straftat, die die Kirche nicht einfach übergehen kann. Wenn also eine solche Anklage dem Erzbischof vorgelegt wird, ist dieser gezwungen, die Inquisition einzuschalten und diese muss den Vorfall untersuchen.

Das bedeutet, dass dein Vater vor das Gericht der Inquisition gestellt und der Ketzerei beschuldigt wird.«

»Onkel, Vater sitzt nun bereits mehrere Wochen im Kerker. Seit mehreren Wochen muss er leiden und ich bin nicht in der Lage, ihn zu besuchen, ihn zu sprechen und ihn zu trösten.«

»Lieber Ulrich, mir ist das bewusst. Ich weiß um die Zustände, aber ich habe nicht die Macht, gegen die Inquisition vorzugehen. Du und ich, wir müssen warten, bis der Prozess stattfindet. Ich bin sicher, dass dein Vater ein gerechtes Urteil bekommt und danach wieder frei sein wird.«

»Besteht keine Möglichkeit, das Ganze zu beschleunigen? Was kann ich tun, damit es früher zu dem Prozess gegen meinen Vater kommt?«

»Ich denke, dass es möglich sein wird, dich mit unserem Erzbischof Uriel von Gemmingen in Kontakt zu bringen. Ich werde ihn ersuchen, dich zu empfangen. Wenn du ihm überzeugend vortragen kannst, wie sehr du um deinen Vater bangst und wie sehr du deinen Vater liebst, vielleicht kann unser Erzbischof den Inquisitor dementsprechend beeinflussen. Ich werde es probieren. Du bekommst Nachricht von mir.«

»Habt Ihr erfahren können, wer der Inquisitor ist, der meinen Vater verhaften ließ?«

»Ja, das konnte ich erfahren, es ist Inquisitor Jakob van Hoogstraten. Seit dem Jahre 1508 wirkt er hier im Bistum als Inquisitor. Sein Vorgänger war Jakob Sprenger. Als Papst Innozenz VIII den Jakob van Hoogstraten zum Inquisitor machte, wies er in der Bestellungsurkunde darauf hin, dass in den Provinzen von Mainz Menschen durch Dämonen missbraucht werden. Du siehst an alledem, welche strengen Maßstäbe der Herr Inquisitor an den Tag legt. Er wird also auch Strenge bei deinem Vater walten lassen.«

»Was können wir tun, Onkel? Seht Ihr eine Möglichkeit, Vater aus dem Prozess herauszuhalten?«

»Wir haben vielleicht die Möglichkeit, mit unserem Erzbischof darüber zu reden. Bitte habe Geduld, lieber Ulrich.«

Erzbischof Uriel von Gemmingen

Der Domherr Walter von Glaubitz nahm den jungen Ulrich von Olmen an die Hand. Sie standen vor einer mächtigen Eichentür und warteten darauf, zum Erzbischof von Mainz vorgelassen zu werden.

Es schien, als müssten sie viel Geduld aufbringen. Ulrich war sehr ungeduldig und fragte seinen Onkel:

»Könnt Ihr mir verraten, wie ich den Herrn Erzbischof anreden muss?«

»Rede ihn einfach mit Eure Hochwürdigste Exzellenz an. Das ist üblich.«

In diesem Augenblick öffnete sich die schwere Eichentür und ein Mönch bat die beiden Wartenden herein.

Vor dem Erzbischof fielen sie auf die Knie. Der Erzbischof kam auf die Knienden zu und reichte seine Hand mit dem Pontifikalring. Walter von Glaubitz küsste den Ring. Dann forderte der Erzbischof die beiden auf, sich zu erheben und sich in die Sessel ihm gegenüberzusetzen.

»Was ist Euer Begehr?«, fragte er.

Voller Ungeduld ergriff Ulrich das Wort und sagte:

»Eure Hochwürdigste Exzellenz, ich möchte meinen Vater wieder sehen. Er sitzt im Kerker und …«

Ulrich konnte nicht weiterreden, da der Erzbischof seinen Redefluss bremste und ihm ins Wort fiel.

»Was fällt dir ein, beherrsche dich. Du bist nicht dran. Vor dir hat gefälligst der Domherr von Glaubitz das Sagen.«

Ulrich biss sich auf die Lippen und schwieg.

»Eure Hochwürdigste Exzellenz, ich bin der Onkel dieses jungen Mannes. Sein Name ist Ulrich von Olmen. Er musste mitansehen, wie vor vier Wochen sein Vater von den Bütteln des Inquisitors geschlagen und festgenommen wurde. Da Ulrich von Olmen keine Mutter mehr hat, sie war meine Schwester und verstarb bei seiner Geburt, habe ich mich seiner angenommen. Er lebt jetzt in meinem Haus. Ich kümmere mich um ihn.«

»Dann kümmere er sich auch um seine Erziehung, er hat noch zu lernen, wie er sich zu verhalten hat. Aber warum kommt Ihr zu mir, was habe ich mit seinem Vater zu tun?«

»Eure Hochwürdigste Exzellenz, Mein Schwager Albert von Olmen, der Vater dieses Jungen hier, ist ein guter und gläubiger Christ. Er ist der Ketzerei angeklagt und ich bin sicher, dass hier ein Irrtum vorliegt. Es kann nicht sein, dass Albert von Olmen ein Ketzer ist. Er ist ein guter Vater und ein guter Christ. Wir möchten Eure Hochwürdigste Exzellenz bitten, Albert von Olmen aus dem Kerker zu befreien.«

»Mein Vater ist unschuldig, er ist kein Ketzer. Eure Hochwürdigste Exzellenz, bitte lasst ihn frei.«

»Schon wieder maßt er sich an, ungefragt das Wort zu ergreifen. Er ist noch ein Kind und hat zu schweigen, wenn er nicht gefragt wird.

Walter von Glaubitz, er weiß genau, dass ich nicht befugt bin, in die Macht des Inquisitors einzugreifen. Mir selbst wurde die Klage gegen Albert von Olmen vorgetragen und ich habe davon den Inquisitor Jakob van Hoogstraten in Kenntnis gesetzt.

Wenn Inquisitor Jakob van Hoogstraten entschieden hat, den Albert von Olmen anzuklagen, wird das seine Gründe haben. Wenn Albert von Olmen wirklich ohne Schuld ist, wird er vom Gericht auch nicht unschuldig verurteilt.

Walter von Glaubitz, möge er dafür Sorge tragen, dass dieser Junge dort lernt, sich geziemend zu verhalten. Ich gebe Euch den Rat, bringe er den Kerl zu Heinrich Brömser von Rüdesheim. Der solle ihn zu einem ordentlichen Menschen und zu einem Mann erziehen. Ich möchte ihn hier in Mainz nicht mehr erleben. Hat er mich richtig verstanden?«

»Eure Hochwürdigste Exzellenz, natürlich folge ich Eurem Rat. Ich werde dafür sorgen, dass er bei Heinrich Brömser von Rüdesheim eine Ausbildung erhält und lernt, sich richtig zu verhalten. Ich möchte ihn allerdings auch gern in meinem Haus im Sächsischen Hof in Mainz bisweilen aufnehmen. Bitte erlaubt mir dieses.«

»Ja, das sei Euch gewährt. Ich weiß, der Junge ist bei Euch gut aufgehoben und in guten Händen. Ihr könnt Euch jetzt entfernen.«

Der Erzbischof wandte sich um und verließ den Raum.

Ulrich wollte etwas sagen, doch Walter von Glaubitz herrschte ihn an: »Schweig jetzt, wir reden später.«

Der Prozess

»Erhebe er sich im Angesicht des Gerichtes Gottes.«

Inquisitor Jakob van Hoogstraten schaute auf den Angeklagten Albert von Olmen herab. Der erhob sich von seinem Stuhl. Es waren jetzt viele Wochen vergangen, dass er von den Bütteln des Inquisitors gefangengenommen wurde. Die Kerkerhaft hatte ihre Spuren hinterlassen. Seine Wangen waren eingefallen, sein Gesicht war bleich und er hatte dunkle Ringe unter seinen Augen.

»Albert von Olmen, Ihr seid der Inquisit«, Jakob van Hoogstraten schaute streng und seine Stimme durchfuhr den Albert von Olmen durch Mark und Bein, »bekenne er sich schuldig, dass er gegen Gottes Willen die Abschaffung der Kirche gefordert habe?«

Albert von Olmen schwieg und aus seinen Augen war die Angst deutlich zu spüren.

»Er wird beschuldigt, gefordert zu haben, die Kirche zu enteignen und die Besitztümer weltlichen Besitzern zu geben. Hat er solches verlangt. Erkläre er sich.«

»Diese Formulierung entspricht nicht meinen Worten, wer ist es, der mich dessen beschuldigt?«

»Er sollte wissen, dass er den Namen nicht erfahren wird. Wir verhindern dadurch, dass der Beschuldiger nicht Euren Repressalien oder die Eurer Familie ausgesetzt wird.«

»Wie soll ich mich verteidigen, wenn ich die Beschuldigungen im Einzelnen nicht kenne?«

»Er hat die Möglichkeit, seine Schuld zu gestehen. Gesteht er nicht, so bringe er mir zwei Zeugen, die seine Unschuld bezeugen können, dann ist er wieder frei. Er soll aber auch wissen, dass wir die Möglichkeit haben, seine Schuld oder Unschuld durch ein Gottesurteil zu erkennen. Wie sieht er seine Situation? Bekennt er sich schuldig?«

Albert von Olmen überlegte und antwortete mit deutlicher Stimme.

»Lasse der Herr Inquisitor zu, dass ich meine Worte hier richtigstelle?«

»Stelle er die Worte richtig, wenn er es vermag. Also bitte.«

»Meine Worte haben ihre Basis in den Worten unseres Herrn Jesus Christus. Ich bin überzeugt, die Kirche solle nach dem Vorbild Jesu und der Apostel in Armut und Gleichheit leben. Das sind die Worte unseres Herrn, so habe ich Jesus verstanden.«

»Hat er etwa die Wissenschaft der Religion studiert, dass er in der Lage wäre, das zu beurteilen?«

»Nein, ich habe nicht Religion studiert.«

»Dann überlasse er die Auslegungen der Heiligen Schrift den Studierten, den Priestern, den Bischöfen und seiner Heiligkeit in Rom. Ihm wird außerdem zur Last gelegt, die Enteignung der Kirche gefordert zu haben. Was kann er uns dazu erklären?«

»Ich habe gesagt, dass der weltliche Besitz den weltlichen Herren zukommen soll, wenn die Kirche nach dem Vorbild unseres Herrn Jesus in Armut lebt.«

Der Inquisitor blätterte eilfertig in Schriftstücken, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Es schien, als würden ihm alle Fakten in Schriftform vorliegen.

»Hier kann ich noch nachlesen, dass er verlauten ließ, dass der Staat die Kirche enteignen solle. Hat er solches von sich gegeben?«

»Ich sagte zu dem, dass der Staat die Aufgabe bekommen solle, wenn sich die Kirche zur Armut und zum Verzicht von Besitztümern bekennen würde, die Besitztümer gerecht zu verteilen.«

»Wie kommt er verdammt noch mal zu diesen Aussagen? Das sind Worte des Teufels. Außerdem liegen mir hier Dokumente vor, in denen Ihr schriftlich Eure Forderungen niedergelegt habt, mit dem Ziel, es zu veröffentlichen.«

»Niemals habe ich solches zu Papier gebracht. Meine Meinung habe ich lediglich in einem privaten Gespräch anderen vorgetragen. Wir waren fünf Personen und saßen in meinem Hause zu einem Umtrunk zusammen. Aber ich habe all dieses nie niedergeschrieben. Das muss ein Irrtum sein.«

»Unterstellt er mir, dass ich eine Anklage auf Irrtümer aufbaue?«

»Herr Inquisitor, ich unterstelle Euch gar nichts. Ich bin lediglich überzeugt, dass unser Glauben aus der Bibel herkommt. Denn alle Glaubenssätze und alles, was sich nicht aus der Bibel herleiten lässt, ist Anmaßung.«

»Das bezeichnet er als Anmaßung? Ich werde mit den Beisitzern Eure Worte überdenken und wir werden gemeinsam zu einem Urteil kommen.«

Der Inquisitor und drei Dominikanermönche, die neben ihm saßen, erhoben sich und verließen den Gerichtssaal.

Nach wenigen Minuten kehrten sie zurück und nahmen ihre Plätze wieder ein.

Der Inquisitor Jakob van Hoogstraten stand auf und schaute sehr ernst auf den vor ihm stehenden Albert von Olmen.

»Ich habe mich mit den Beisitzern beraten. Nach der Beratung ist es meine Aufgabe, ein Urteil zu sprechen. Da er, Albert von Olmen ein vollumfängliches Geständnis ablegte, habe ich keine Probleme, seine Schuld zu erkennen. Seine Worte entsprachen genau dem, wessen er beschuldigt wurde.

Ich verurteile ihn daher zu einer Kerkerhaft von zehn Jahren. Da er gestanden hat, bleiben ihm ein Gottesurteil und gar Folter erspart. Da er die Handlungen der Kirche als Anmaßung beurteilt, fällt das Urteil strenger aus als gewöhnlich. Daher soll er auch spüren, wie es ist, wenn das geschieht, was er der Kirche abverlangt.

Ich verfüge, dass außer der Kerkerhaft seine Besitztümer, der Hausener Hof in Mainz und welche Gebäude ihm auch sonst noch gehören sollten, ihm enteignet und sein Vermögen ihm abgenommen wird.

Albert von Olmen seid froh, dass ich Eure schriftlich niedergeschriebenen Forderungen im Urteil nicht berücksichtigt habe, sonst wäret Ihr zum Tode verurteilt worden.

Ich war Euch gegenüber also gnädig. Das Urteil wird sofort vollstreckt. Bringet den Albert von Olmen in den Kerker.«

Ulrich in Rüdesheim

Es dauerte lange, bis Ulrich das Urteil der Inquisition über seinen Vater verarbeitet hatte. Erst ungefähr drei Monate nach der Verurteilung bekam Ulrich die Erlaubnis, seinen Vater im Kerker in Mainz im Holzturm zu besuchen.

Walter von Glaubitz hatte Ulrich nach Rüdesheim gebracht und Heinrich Brömser von Rüdesheim über die Weisung des Erzbischofs in Kenntnis gesetzt.

Heinrich Brömser führte oft Gespräche mit dem jungen Ulrich von Olmen und kümmerte sich fortan um seine Erziehung und hatte dafür gesorgt, dass Ulrich in einer Art Schule das erlernte, was er fürs Leben benötigte. Ulrich lernte durch seine Lehrer Schreiben und Lesen. Als er des Lesens mächtig war, durfte er die Bibliothek am Brömserhof nutzen und da Ulrich ein gelehriger Schüler war, verschlang er all die Bücher, die ihn interessierten.

Heinrich Brömser hatte dem jungen Mann viele Freiheiten zugestanden. Wenn er den Jungen traf, ließ er sich oft den Beutel mit Münzen zeigen, den dieser am Gürtel trug und steckte dann auch ein oder zwei Geldstücke in Ulrichs Beutel.

»Damit du dir etwas gönnen kannst«, kommentierte er sein Handeln.

Ulrich war nur selten in feste Abläufe eingebunden. Dadurch hatte Ulrich am Brömserhof eine gute Zeit und es ergaben sich immer sehr viel Möglichkeiten, seiner Wege zu gehen.

Der Domherr Walter von Glaubitz ließ den Ulrich mit seiner Kutsche einmal im Monat in Rüdesheim abholen und er konnte dann immer wieder seinen Vater im Kerker besuchen. Im Regelfall übernachtete Ulrich nach dem Besuch des Vaters im Sächsischen Hof des Onkels und wurde am Folgetag wieder nach Rüdesheim gebracht.

Oftmals nutzte er den Aufenthalt in Mainz und ging zum Hausener Hof, der ehemals seinem Vater gehörte. Jetzt war ein anderer Adeliger der Besitzer, der allerdings nicht dort wohnte. Ulrich stand dann vor dem Haus und schwor bei Gott, dass er das Unrecht, das an seinem Vater begangen wurde, eines Tages rächen würde.

Nachdem Ulrich drei Jahre am Brömserhof zugebracht hatte, fand er immer mehr Gefallen an dem kleinen Ort Rüdesheim. Oft lief er durch die engen Gassen und kannte bereits einige Bewohner.

Mit einem jungen Mann namens Burkhard von Hommen hatte sich Ulrich angefreundet. Burkhard war bereits als Knappe ausgebildet und beherrschte viele Kampf- und Waffentechniken. Mit seinen 18 Lebensjahren war er zwei Jahre älter als Ulrich. Da sie gemeinsam ihre Zeit verbrachten, kam Burkhard eines Tages auf die Idee, Ulrich in die Kampftechniken einzuweisen, die er bereits selbst beherrschte. Ulrich war davon begeistert, da er in Gesprächen mit Heinrich Brömser von Rüdesheim erfuhr, dass er am Brömserhof nicht zum Knappen erzogen werden konnte, da in Rüdesheim keine Ritter mehr lebten.

Heinrich Brömser von Rüdesheim war beeindruckt von dem Vorschlag, dass Ulrich von Burkhard in Techniken des Kämpfens unterrichtet werden sollte und gestattete das den beiden, verfügte aber, dass die Erziehung des jungen Ulrich weiterhin von ihm selbst übernommen würde.

Und so kam es, dass Burkhard und Ulrich oft im Brömserhof oder im Wald der Umgebung sich im Kampf übten. Ulrich war ein gelehriger Schüler und bald wetteiferten beide in der Beherrschung ihrer Kampfeskünste. Im Fechten war Burkhard der Bessere, allein seine körperliche Größe verschaffte ihm viele Vorteile. Mit der Lanze konnte Ulrich sehr geschickt hantieren und setzte sich auch gegen Burkhard durch.

Eines Tages fragte Ulrich, warum sie bisher noch nie mit Pfeil und Bogen geübt hätten.

»Pfeil und Bogen sind Jagdwaffen«, erklärte der Freund, »sie sind eines Ritters unwürdig, nur das Fußvolk kämpft damit.«

»Das mag sein«, erwiderte Ulrich, »aber was soll uns davon abhalten, damit zu üben. Wir können uns doch in der Kunst des Jagens üben. Was meinst du?«

Burkhard war sehr angetan von dem Vorschlag und sie nahmen zur Übung zukünftig auch Pfeil und Bogen mit in die Wälder und auf die Kampfwiese. Diese Wiese hatten sie außerhalb der Rüdesheimer Ringmauer entdeckt und waren fast täglich dort anzutreffen.

Ulrich hatte einen Sack mit Stroh gefüllt, den hängte er mit einem Seil an einen Ast eines großen Lindenbaumes. Sie versetzten den Sack in Schwingungen und beide versuchten, dass sich bewegende Ziel zu treffen. Das gelang nicht auf Anhieb, aber nach ein paar Wochen hatten sie eine gewisse Fertigkeit im Bogenschießen erlangt.

»Lieber Freund, du kannst inzwischen gut fechten«, Burkhard sprach eines Tages den Ulrich an. »Hast du dir einmal überlegt, wie du weiterkämpfen kannst, wenn dir ein Gegner das Schwert aus der Hand geschlagen hat?«

»Ich würde versuchen, den Gegner mit meiner Faust niederzuschlagen. Die Kraft hätte ich sehr wohl.«

»Willst du es einmal probieren? Komm her, versuch, mich mit der Faust zu schlagen.«

»Nein, ich möchte dich nicht verletzen.«

»Ich wette, du schaffst es nicht, mich zu verletzen. Komm her, versuch es.«

Ulrich ging langsam auf seinen Freund zu und schlug vorsichtig mit der Faust in dessen Richtung. Doch der sprang blitzschnell zur Seite und wich dem Hieb aus.

»Das war zu zaghaft, mein Freund. Schlag ruhig fester und schneller zu.«

Erneut schlug Ulrich in Richtung seines Freundes und versuchte jetzt, mit etwas höherer Geschwindigkeit, das Gesicht des Freundes zu treffen. Erneut gelang es Burkhard, dem Schlag auszuweichen.

»Noch einmal!«, stachelte Burkhard den Freund an und der holte aus und versuchte wiederum zu schlagen. Dieses Mal ergriff Burkhard den vorschnellenden Arm von Ulrich, bewegte seinen Kopf zur Seite, drehte sich in Ulrichs Körper ein und brachte diesen mit einem Schwung zu Fall. Als Ulrich auf den Rücken fiel, konnte Burkhard den Freund mit einem Griff auf dem Boden halten, sodass dieser sich nicht erheben konnte.

»Wie hast du das gemacht? Was war das für ein Taschenspielertrick?«

»Das ist eine Kampftechnik, die du anwenden kannst, wenn du im Kampf die Waffen verloren hast. Diesen Nahkampf nennt man Ringen. Wenn du magst, bringe ich dir das ebenfalls bei.«

»Ja, das möchte ich. Bitte zeig mir mehr von dem, was du Ringen nennst.«

Und fortan gehörte auch der Ringkampf zum täglichen Übungsprogramm.

Doch immer wieder nutzte Ulrich die Gelegenheit, seinen Vater in Mainz zu besuchen.

Bei einem dieser Besuche erfuhr Ulrich von seinem Vater, dass er gut mit Essen und Trinken versorgt sei, denn jemand kümmerte sich darum, dass die Wärter seinem Vater alles brachten, wonach ihm verlangte. Ein Unbekannter zahlte und erreichte so, dass seinem Vater täglich gute Speisen und Getränke gebracht wurden. Ulrich war sicher, dass es sich dabei um seinen Onkel handeln müsse. Er war sehr dankbar dafür.

»Die Wärter hier sind sehr korrupt, sie lassen sich mit Geld bestechen«, erklärte der Vater, »wer ihnen Geld zahle, könne alles bekommen. Da ich aber kein Geld besitze, mein Sohn, du weißt, dass mir alles genommen wurde, bin ich sehr froh, dass mir jemand zur Seite steht.«

Als Ulrich das erfuhr, wurde ihm bewusst, unter welchem Druck sein Vater im Kerker stand und er war sehr betroffen. Das Schicksal seines Vaters rührte ihn sehr.

Er ging daher zu Walter von Glaubitz und sprach ihn an. Ulrich war sehr erstaunt, als er erfuhr, was Walter von Glaubitz ihm zu sagen hatte.

»Ulrich, ich weiß, du sorgst dich sehr. Wieso glaubst du, dass ich die Wärter im Kerker besteche und deinen Vater mit gutem Essen versorgen lasse? Das kann ich mir in meiner Funktion nicht erlauben. Wenn solches herauskäme, wäre ich in großer Gefahr.«

Ulrich war sicher, dass der Onkel seine Unterstützung verleugnete, weil er befürchtete, selbst bestraft zu werden. Deshalb wollte er auch nicht weiter den Onkel mit dem Thema behelligen und kehrte wieder nach Rüdesheim zurück.

Es waren zwei Monate vergangen, als Ulrich erneut nach Mainz kam, um zum Kerker seines Vaters zu gelangen.

Als er im Holzturm Einlass ersuchte, wurde ihm von einem großen Wärter das Tor geöffnet.

»Ich möchte zu meinem Vater Albert von Olmen, er ist hier bei Euch eingekerkert, bringet mich zu ihm.«

»Albert von Olmen? Wisset Ihr nicht, dass jener schon einige Zeit nicht mehr hier im Kerker einsitzet? Er ist spurlos verschwunden und wurde schon gesucht, aber nicht gefunden. Es ist möglich, dass er nicht nur verschwunden, sondern gar getötet wurde, denn er wurde nach seiner Flucht für vogelfrei erklärt. Mehr kann ich Euch nicht zu Albert von Olmen erklären.«

Der Wärter des Kerkers verschloss das Tor wieder und Ulrich bekam große Angst um seinen Vater. Was war geschehen?

Auf schnellsten Weg machte er sich auf den Weg zum Sächsischen Hofe des Onkels. Er konnte den Onkel allerdings nicht antreffen, da dieser für eine unbestimmte Zeit verreist sei. So erklärte man es dem Ulrich. Er wollte wieder im Sächsischen Hof des Onkels übernachten, und da er bei den Bediensteten wohlbekannt war, ließen sie ihn frei schalten und walten. Besonders Frieda umschmeichelte ihn und hielt sich in seiner Nähe auf.

Ulrich konnte die Signale der hübschen jungen Dienstmagd noch nicht deuten.

Am nächsten Morgen kehrte Ulrich nach Rüdesheim zurück. Er war allerdings besorgt, was den Verbleib seines Vaters anging und betete dafür, bald von ihm zu hören.

Eine Woche später wurde er zu Heinrich Brömser von Rüdesheim gerufen. Als er zu ihm gelassen wurde, sah er, dass sein Onkel neben dem Heinrich Brömser auf einem Sessel saß.

Sein Onkel erhob sich, ging auf Ulrich zu, nahm ihn die Arme und drückte ihn fest an sich.

»Keine Fragen jetzt, ich erkläre dir alles später«, hörte Ulrich die flüsternden Worte des Oheims an seinem Ohr.