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Dieser Band enthält folgende Western: (499XE) Grainger greift zum Colt (Neal Chadwick) In Devil Town ist die Hölle los! (Timothy Stahl) Grainger und die Dynamit-Lady (Barry Gorman) Grainger und tausend Stangen Dynamit (Barry Gorman) Der Himmel sah aus, als koche der Teufel ein ganz besonders giftiges Süppchen! Dunkle Wolken brodelten von Horizont zu Horizont. Das weite Land lag in schwefligem Licht. Der Wind heulte gespenstisch und ließ Geister aus Staub um den einsamen Reiter her tanzen. "Hell and damnation!", fluchte Cameron Hunt ungehalten. Devil Town lag noch meilenweit entfernt. Der Sturm würde ihn mit aller Gewalt erwischen, hier draußen in diesem gottvergessenen Niemandsland, wo es weit und breit nichts gab, das ihm Schutz bieten konnte. "Hey!" Während es ringsum immer dunkler wurde, ging in Cameron Hunts Gesicht plötzlich die Sonne auf. Vielleicht hatte der Allmächtige dieses Fleckchen Erde ja doch nicht vergessen und obendrein noch ein Auge auf Cameron Hunt! Denn dort am Rand der kargen Ebene, allerhöchstens eine Meile voraus, lag eine Farm. Cameron Hunt trieb sein Pferd zu schnellerer Gangart. Dennoch dauerte es noch eine Weile, bis die Farm wirklich näher rückte, nahe genug, dass Hunt Einzelheiten ausmachen konnte. Und als es schließlich soweit war, zügelte er den Gaul und seufzte enttäuscht. Was aus der Ferne wie eine Farm von durchaus stattlicher Größe ausgesehen hatte, erwies sich aus der Nähe zwar immer noch als solche, ihr Zustand war allerdings erbärmlich. Die Gebäude wirkten heruntergekommen, in Wänden und Dächern klafften Löcher, aus denen das Gebälk hervorlugte wie das Skelett eines Riesen. Fensterläden, Türen und Tore hingen teils schief in den Angeln. Und nirgends rührte sich etwas. Die Farm schien verlassen. Ausgestorben.
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Seitenzahl: 422
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Western Viererband 4006
Copyright
Grainger greift zum Colt: Western
In Devil Town ist die Hölle los!
Grainger und die Dynamit-Lady
Grainger und tausend Stangen Dynamit
Dieser Band enthält folgende Western:
Grainger greift zum Colt (Neal Chadwick)
In Devil Town ist die Hölle los! (Timothy Stahl)
Grainger und die Dynamit-Lady (Barry Gorman)
Grainger und tausend Stangen Dynamit (Barry Gorman)
Der Himmel sah aus, als koche der Teufel ein ganz besonders giftiges Süppchen! Dunkle Wolken brodelten von Horizont zu Horizont. Das weite Land lag in schwefligem Licht. Der Wind heulte gespenstisch und ließ Geister aus Staub um den einsamen Reiter her tanzen.
"Hell and damnation!", fluchte Cameron Hunt ungehalten. Devil Town lag noch meilenweit entfernt. Der Sturm würde ihn mit aller Gewalt erwischen, hier draußen in diesem gottvergessenen Niemandsland, wo es weit und breit nichts gab, das ihm Schutz bieten konnte.
"Hey!" Während es ringsum immer dunkler wurde, ging in Cameron Hunts Gesicht plötzlich die Sonne auf. Vielleicht hatte der Allmächtige dieses Fleckchen Erde ja doch nicht vergessen und obendrein noch ein Auge auf Cameron Hunt!
Denn dort am Rand der kargen Ebene, allerhöchstens eine Meile voraus, lag eine Farm.
Cameron Hunt trieb sein Pferd zu schnellerer Gangart. Dennoch dauerte es noch eine Weile, bis die Farm wirklich näher rückte, nahe genug, dass Hunt Einzelheiten ausmachen konnte. Und als es schließlich soweit war, zügelte er den Gaul und seufzte enttäuscht.
Was aus der Ferne wie eine Farm von durchaus stattlicher Größe ausgesehen hatte, erwies sich aus der Nähe zwar immer noch als solche, ihr Zustand war allerdings erbärmlich. Die Gebäude wirkten heruntergekommen, in Wänden und Dächern klafften Löcher, aus denen das Gebälk hervorlugte wie das Skelett eines Riesen. Fensterläden, Türen und Tore hingen teils schief in den Angeln. Und nirgends rührte sich etwas.
Die Farm schien verlassen. Ausgestorben.
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von Neal Chadwick
Zwei Banden halten den Landstrich in Atem. Und Grainger bekommt es mit beiden zu tun. Erst wird er von der einen Bande überfallen, dann will ihn der Boss der anderen für sich engagieren.
Aber Grainger geht seinen eigenen Weg. Und dann ist da noch die schwarzhaarige Catherine, deren Kurven jeden Mann um den Verstand bringen…
Es war dunkel. Das Lagerfeuer war fast niedergebrannt.
Grainger erwachte jäh aus dem Schlaf.
Schüsse peitschen. Sie gingen dicht neben Grainger in den Boden.
Der große Mann rollte zur Seite.
Gerade noch hatte er fest geschlafen.
Wie aus dem Nichts war das dreckige Dutzend aufgetaucht. Männer, die nichts Gutes mit ihm im Sinn hatten.
Banditen und Gesindel.
Sie waren extrem geschickt dabei gewesen, sich an seinen Lagerplatz heranschleichen.
Grainger sah zu seinem Colt.
Einen Moment lang überlegte er, dorthin zu greifen und die Waffe aus dem aufgerollten Holster mit Gürtel herauszureißen.
Aber angesichts der ein Dutzend Mündungen, die auf ihn gerichtet waren, war das wohl mehr oder weniger Selbstmord. Und danach stand ihm nicht der Sinn.
Der Anführer der Gruppe war ein Mann mit schwarzem Bart.
Er hatte als Einziger keinen seiner beiden Colts gezogen, die er am Gürtel trug.
Zwei Colts - das Zeichen eines Killers!, dachte Grainger.
Aber da war noch etwas am Gürtel des Schwarzbarts.
Eine Peitsche.
“Was machst du hier in der Gegend, Fremder?”, fragte der Schwarzbart.”
“Ich bin auf der Durchreise.”
“Wohin?”
“Von hier nach dort.”
“Wie heißt du?”
“Mein Name ist Grainger.”
“Willst du in der Gegend bleiben?”
“Bei einem so netten Empfang würde ich mir das zweimal überlegen.”
Der Schwarzbart grinste. “Was du nicht sagst - Grainger.”
“Ja.”
“Hat Don Bennett dich angeheuert?”
“Ich weiß nicht, wer Don Bennett ist.”
“Ach - wirklich nicht?”
Der Schwarzbart nahm die Peitsche vom Gürtel.
Und dann schlug er zu.
Wie eine Schlange schnellte die Peitsche durch die Luft.
Schmerzhaft traf sie Grainger.
Immer wieder schlug der Schwarzbart zu.
“Deine Antworten gefallen mir nicht - Grainger. Du lügst mich an. Und ich hasse Lügner. Insbesondere dann, wenn sie für Don Bennett arbeiten.”
“Ich arbeite für niemanden", sagte Grainger.
“Ach, wirklich?”
“Wirklich.”
Die Peitsche knallte erneut.
Aber diesmal bekam Grainger sie zu fassen.
Er riss daran. Sehr kräftig, sehr schnell tat er dies. Der Schwarzbart taumelte auf ihn zu. Er ließ nicht los. Seine Hand krallte sich um den Peitschengriff. Um keinen Preis wollte er den Peitschengriff loslassen - und das war sein Fehler.
Grainger zog ihn auf sich zu, verpasste ihm einen Tritt, als er nahe genug heran war. Stöhnend ging der Schwarzbart zu Boden. Grainger schnellte vor und zog ihm beide Colts aus dem Doppelholster.
Das Gute war: Die anderen Halunken konnten nicht auf ihn schießen, ohne ihren Anführer zu treffen. Und das nutzte Grainger aus.
Er schoss drauflos.
Zwölf Mann für die zweimal sechs Patronen in den beiden Colts.
Eine knappe Rechnung.
Aber Grainger glaubte, keine andere Wahl zu haben.
Es war besser, diese Wette auf sein Leben einzugehen, als sich zu Tode peitschen zu lassen. Denn eines war klar: Der Schwarzbart hätte nicht aufgehört. In den Augen dieses Mannes hatte die pure Mordlust gelodert. Mordlust - und die Lust zu quälen.
Er tat das nicht, weil er damit einen Zweck verfolgte.
Der Schwarzbart tat das, was er tat, weil es ihm Freude machte. Eine perverse Art von Freude, die Grainger nicht nachvollziehen konnte.
Grainger feuerte. Der Erste aus der Bande sank getroffen zu Boden.
Den Colt in seiner Hand hatte er nicht abfeuern können.
Den zweiten Kerl erledigte Grainger einen Sekundenbruchteil später.
Die Schüsse folgten im schnellen Takt.
Einer nach dem anderen sank tot in Staub.
Grainger war ein verdammt guter Schütze.
Aber unter den gegebenen Umständen konnte er es sich auch nicht leisten, daneben zu schießen.
Der Schwarzbart wurde unterdessen von den Kugeln seiner Leute getroffen.
Er zuckte, schrie auf und starb.
Das ganze Gefecht dauerte nur wenige Augenblicke.
Dann lagen alle Schurken tot im Staub.
Alle bis auf einen.
Der Überlebende war ein Mann mit einer Narbe im Gesicht.
Grainger vermutete, dass sie von einem Messerkampf stammte.
Der Narbenmann richtete den Colt auf Grainger und drückte ab.
Es machte klick.
Die Waffe war leergeschossen. Grainger hob nun seinerseits den Colt in seiner Rechten. Den in der Linken ließ er gesenkt.
“Zwölf Kugeln in zwei Revolvern für zwölf Schweinehunde. Ich hoffe, du hast gut mitgezählt!”, sagte Grainger.
Der Narbenmann zitterte.
Er biss die Lippen aufeinander.
“Wer ist Don Bennett?”, fragte Grainger.
“Ein Rancher, der viel Land besitzt und es nicht verkaufen will.”
“Warum sollte Don Bennett sein Land verkaufen wollen?”
“Weil die Eisenbahn kommt.”
“Und für wen arbeitest du?”
Er gab keine Antwort.
Grainger sagte: “Ich frage kein zweites Mal."
“Ich arbeite für Frank McConnor.”
“Ich habe den Namen nie gehört. Aber ich nehme an, dass dieser Frank McConnor viel daran verdient, wenn die Eisenbahn kommt.”
“Das kann sein.”
“Geh zu diesem Frank McConnor. Richte ihm aus, dass er sich von mir fernhalten soll. Richte ihm außerdem aus, wer es war, der seine Männer erschossen hat.”
“Ja.”
“Der Name ist Grainger. Ein Name, den sich Frank McConnor merken sollte.”
“Ich werde ihm das sagen.”
“Das ist der einzige Grund, warum du noch lebst: Ich will, dass du ihm das sagst.”
“Gut.”
“Und jetzt geh!”
Grainger hob den Revolver.
Der Mann mit der Narbe im Gesicht taumelte zu seinem Pferd. Er stieg auf und dann ritt er davon.
Er preschte davon.
Grainger drückte den Revolver ab.
Es machte nur klick.
Da war keine Patrone mehr in der Trommel.
Gut, dass dieser Idiot nicht zählen konnte, dachte Grainger. Sonst hätte ich eine Kugel zu wenig gehabt!
*
“Er hat was bitte?" Frank McConnor war außer sich. Er glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. “Was erzählst du da, Narbenmann? Dir hat wohl die Sonne zu sehr auf deinen verunstalteten Schädel geschienen.”
“Es ist wahr, was ich gesagt habe, Mister McConnor!”
“Dieser Grainger hat 11 Mann erschossen?”
“Er hätte auch mich erschossen, aber er brauchte noch einen, der dir die Botschaft überbringt!” Der Narbenmann schluckte. “Er hatte zwölf Kugeln in zwei Revolvern. Und wenige Augenblicke später waren elf Mann tot. So mausetot, wie der Sand in den sie gesunken sind.”
Das Gesicht von Frank McConnor wurde dunkelrot.
“Was habe ich nur für Flaschen angestellt”, sagte er.
Frank McConnor war ein hochgewachsener Mann mit dunklen Haaren.
Er trug einen dunklen Schnauzbart und hatte gegelte Haare.
Jetzt schwitzte er.
Aber das war kein Wunder. Die Hitze war mörderisch. Und Frank trug einen dunklen Anzug mit Schleife und Weste.
Er wirkte vornehm.
Man sah ihn nie ohne Anzug.
Allerdings war da auch ein tiefgeschnalltes Revolverholster um seine Hüften. Frank war ein guter Schütze. Und das musste er auch sein. Es gab immer wieder Leute, die ihm in die Quere kamen. Manchmal musste er sogar einen seiner eigenen Männer erschießen. Denn eine Sache duldete er nun wirklich niemals: Widerspruch.
Wer ihm widersprach, war so gut wie tot.
Sich durchsetzen, darum ging es im Leben. So lautete Franks tiefste Überzeugung.
“Wie war der Name dieses Kerls nochmal?”, fragte Frank dann.
“Grainger”, sagte der Narbenmann.
“Nur Grainger?"
“Nur Grainger.”
“Verflucht soll er sein, dieser Grainger!”
“Das ist ein verdammt harter Hund. Sein Colt war außer Reichweite. Unser Schwarzbart hat ihn mit der Peitsche geschlagen… Er wollte ihn wohl ordentlich ausbluten lassen. Aber dann kam es ganz anders…” Stockend berichtete der Narbenmann von den Geschehnissen. Er konnte es offenbar immer noch nur schwer fassen, was geschehen war.
Aber es hatte sich nun einmal so ereignet. Die Toten waren schließlich eine Realität, die niemand abstreiten konnte. Für den Narbenmann schien das immer noch ein schier unfassbarer, böser Albtraum zu sein.
“Hat dieser Grainger gesagt, wo er hinreitetet?”, fragte Frank.
“Das hat er nicht”, sagte der Narbenmann.
Frank zuckte mit den Schultern. “So viele Städte gibt es ja hier nicht. Und ich nehme an, dass er dieselben Dinge braucht, wie alle, die hier durch die Gegend ziehen: Einen Stall für das Pferd, ein Bett für die Nacht und vielleicht noch einen Whisky, ein Steak und ein Mädchen.” Er spuckte aus.
“Was machen wir jetzt?”, fragte der Narbenmann.
“Ich muss darüber nachdenken.”
“Glaubst du, dieser Grainger arbeitet tatsächlich für Don Bennett?”
“Für wen denn sonst, du Idiot. Ich bin mir sicher: Don Bennett hat ihn hier geschickt. Und zwar, damit er genau das tut, was er jetzt getan hat: Meine Männer erschießen.” Frank bleckte die Zähne wie ein Raubtier, das kurz davor stand, seine Beute zu reißen. “Ich kaufe ihn mir!”, knurrte er.
*
Grainger sammelte die Waffen der Toten ein. Anschließend tat er dasselbe mit den Pferden. Beides würde ihm in der nächsten Stadt ein kleines Vermögen bringen. Zumindest eine Summe, mit der er es sich eine Weile gutgehen lassen konnte. Er band die Pferde aneinanander, stieg in den Sattel und zog los. Ein 11 Pferde, 11 Winchesters und eine Menge Colts und Munition. Das würde er sich versilbern lassen.
Diese Narren!, dachte er.
Sie hatten gedacht, mit ihm ein leichtes Spiel zu haben. Aber das Gegenteil war der Fall gewesen.
So viele Schützen gab es nicht, die es an Treffsicherheit und Schnelligkeit mit Grainger aufnehmen konnten.
Und nun hatten all diese Halunken ins Gras gebissen.
Wie viele Männer mochte dieser Frank McConnor wohl unter Waffen haben? Grainger glaubte, dass es vielleicht eine Bande von ungefähr hundert Mann sein musste. Sonst hätten sie nicht gleich ein Dutzend Revolvermänner dafür abgeordnet, einen einzigen Mann zu jagen: Grainger!
Andererseits…
Vielleicht hatte derjenige, der ihm diese Kerle auf den Hals geschickt hatte, ja eine ganz besondere Vorstellung von Graingers Gefährlichkeit.
Mit all den Waffen und Pferden kam Grainger in die nächste Stadt.
Ein halber Tagesritt war das eigentlich.
Aber in diesem Fall dauerte es deutlich länger. Er kam erst am Nachmittag in die Stadt.
“Wissen Sie jemanden, der mir die Pferde abkauft?”, fragte er den Mann vom Reitstall.
"Klar, wüsste ich den.”
"Und wer?”
“Ich zum Beispiel. Ich mache Ihnen einen guten Preis.”
“Okay. Ich habe auch noch ein paar Waffen, wie Sie sehen.”
“Ja, das sehe ich.”
“Wollen Sie die auch haben?”
Der Mietstallbesitzer kratzte sich am Kinn.
Da waren ein paar graue Bartstoppeln und ein übles Eitergeschwür. Daran kratzte er dauernd herum.
Der Mann schien über etwas nachzudenken.
“Woher kommen die Waffen? Und die Pferde?”, fragte er dann.
“Von mir.”
“Aber wem haben sie vorher gehört?”
“Männern.”
“Was ist mit den Männern passiert?”
“Ich habe sie alle erschossen.”
Seine Augen wurden schmal.
“Waren das zufällig Frank McConnors Männer?”
“Das waren Männer, die mich erschießen wollten”, sagte Grainger. “Glücklicherweise kam es umgekehrt.”
“Ich weiß nicht, ob ich Ihnen die Pferde und die Waffen wirklich abkaufen sollte…”
“Gerade waren Sie noch interessiert!” Der Mietstallbesitzer wischte sich über den Mund.
Und er wich Graingers stahlhartem Blick aus.
“Okay, dann suche ich mir einen anderen.”
“Moment!”
“Waffen und Pferde wird auch in dieser Gegend jemand brauchen können!”
“Ich sagte einen Moment!”
Grainger hatte sich schon abgewandt.
Jetzt drehte er sich wieder um.
Seine Augen waren schmal.
Die Augenbrauen und der Mund bildete gerade Striche.
“Und?”
“Ich kaufe das Zeug.”
“Alles?”
“Alles.”
“Gut.”
“Aber Sie müssen mir beim Preis etwas entgegenkommen."
“Das ist kein Problem.”
“Wenn jemand fragt: Ich weiß nicht, woher Sie die Pferde und die Waffen haben.”
“Natürlich nicht”, grinste Grainger. “Ich habe Ihnen davon ja auch nichts erzählt!”
“So ist es”, nickte der Mietstallbesitzer zufrieden.
*
Grainger ging in den Saloon. Ob man dort ein Bett für ihn hatte, oder ob er er vielleicht doch besser im Reitstall im Stroh schlief, musste sich noch herausstellen. Ratten gab es hier wie dort. Manche mit vier Beinen, andere gingen auf zweien.
Zunächst erschien ihm nichts weiter auffällig zu sein. An der Theke standen Männer mit unrasierten Gesichtern und staubigen Chaps, die offenbar lange Ritte hinter sich hatten. Whisky-Gläser wurden geleert. Ein Klavierspieler spielte auf einem verstimmten Piano. Und in diese schräge Musik mischte sich das Frauenlachen der Saloon-Girls.
Grainger ging zur Theke.
“Whisky”, sagte er dem Mann hinter dem Tresen.
Der war groß.
Größer als Grainger. Und er hatte kein einziges Haar mehr auf dem Kopf.
“Whisky”, bestätigte der Glatzkopf und stellte Grainger ein Glas hin, dass er danach füllte.
Grainger leerte es in einem Zug.
“Noch was?”, fragte der Salooner.
“Was zu essen.”
“Ich habe Spiegeleier mit Speck.”
“Warum nicht!”
“Ich mach dir eine Portion fertig!”
“Gut. Ich setze mich an den Tisch da drüben.”
“Okay.”
“Und schütt mir noch einen ein!” “Aber klar doch!”
Grainger bekam das Whiskyglas nochmal gefüllt.
Dann ging er zum Tisch und setzte sich.
Sein Blick glitt über die anderen Leute im Saloon. Die schienen sich alle gut zu amüsieren.
Ein Kerl fasste einem Saloongirl in den prallen Ausschnitt.
Die quittierte das mit einem Kreischen, das nun wirklich alles andere übertönte.
Selbst die schiefen Töne des Klavierspielers.
Die ganze Bandbreite des Lebens eben!, dachte Grainger und grinste.
“Lädst du mich auch zu einem Drink ein?”, säuselte dann eine Stimme von der Seite.
Sie gehörte einer jungen Frau mit schwarzen Haaren und dunklen Augen. Katzenhaft waren ihre Bewegungen. Sie setzte sich zu Grainger an den Tisch und beugte sich vor, sodass es für Grainger unmöglich war, ihr pralles Dekolleté zu übersehen.
Der Saloon-Mann stellte Grainger unterdessen das Essen hin.
Bevor er damit anfing, sah Grainger die Frau an. Er unterzog sie einer eingehenden Musterung und sagte dann: “Gehen deine Geschäfte so schlecht, dass du dich zu einem Drink einladen lassen musst?”
Sie lachte.
Und ihre Brüste wippten dabei.
“Nein, natürlich nicht!”, grinste sie.
“Das hätte mich auch sehr gewundert.”
“Muss ich mir jetzt meinen Drink selber bestellen?”
“Ich bin am Essen.”
“Ein Gentlemen ist nicht gerade an dir verlorengegangen, oder?”
Er musterte sie nochmal. Und seine Blicke blieben auf ihrem imposanten Vorbau hängen. “Wenn ich fertig gegessen habe…”
“Was ist dann?”
“Vielleicht gehen wir dann auf eines der Zimmer?”
"Keine schlechte Idee.”
“Wenn du mich beklaust, erschieße ich dich.”
“Würde ich nicht im Traum dran denken”
“Dann ist es ja gut.”
“Und dein wertvollstes Stück ist ja wohl vermutlich auch festgewachsen, denke ich.”
“Was du nicht sagst.”
“Hast du auch einen Namen, großer Mann?”
“Nenn mich Grainger.”
*
Von einem Moment zum nächsten war es vollkommen ruhig im Saloon.
Kein Laut war zu hören.
Nicht einer.
Selbst der Klavierspieler hatte aufgehört.
Sein schiefes Geklimper war verstummt.
Die Saloongirls hatten ihr schrilles Lachen eingestellt.
Und selbst die Pokerrunde am anderen Ende des Schankraums war verstummt. Das zänkische Stimmengewirr war urplötzlich dieser geradezu unheimlichen Stille gewichen.
“Sieh an, dein Name ist also Grainger”, sagte nun eine männliche Stimme. Der Mann, der das gesagt hatte, trug einen dunklen Anzug mit dunkler Schleife, dazu einen tiefgeschnallten Revolvergurt. Sein Schnauzbart war dünn und ließ ihn etwas geckenhaft erscheinen.
Er griff urplötzlich zum Revolver, riss die Waffe heraus und schoss.
Die Kugel fegte Grainger den Teller mit Speck und Spiegelei davon und ließ ihn zerspringen.
“Bist du stumm, oder was ist los?”, fragte der Mann im Anzug dann.
“Kommt immer drauf an, wer fragt”, sagte Grainger.
Der Mann im Anzug deutete auf die Überreste des Tellers. "Nichts für ungut - Grainger!”
“War ohnehin fertig”, sagte dieser.
“Du bist also Grainger…”
“Und wer bist du?”
Der Mann im Anzug ließ den Revolver mit einer geradezu katzenhaften Eleganz zurück ins Holster fahren.
“Frank McConnor. Schonmal diesen Namen gehört?”
“Ja, anscheinend redet man über dich in der Gegend”, gab Grainger zurück.
Die Blicke der beiden Männer begegneten sich.
Es war ein Kräftemessen mit den Augen.
Sie schätzten sich gegenseitig ein.
“Ich hoffe, du hast nur Gutes über mich gehört.”
“Der eine sagt so, der andere so.”
“Ich habe auch einiges über dich gehört, Grainger. Und das kommt nur aus einer Quelle.”
“Ach, ja?”
“Du hast elf meiner Männer erschossen und den zwölften nur leben lassen, damit er zu mir reiten und mir berichten kann.”
“Wenn du das sagst, Frank McConnor!”
Graingers Augen wurden schmal, während er sprach. Sein Körper wirkte angespannt wie der Körper eines zum Sprung bereiten Raubtiers.
“Ist das war?”
"Soweit ich gehört habe, widerspricht man Frank McConnor nicht”, sagte Grainger.
Frank NcConnor lachte daraufhin schallend.
“Um eine Antwort bist nicht verlegen, was?”
“Das ist richtig.”
“Weder mit Worten, noch mit Blei.”
“Wenn du das sagst.”
“Weißt du, ich will ehrlich sein. Wir haben dich hier erwartet… Uns war klar, dass du irgendwann in diesem Drecksnest auftauchen würdest. Entweder vor uns - oder nach uns, falls du die Pferde und Waffen der Toten mitnehmen und verkaufen wolltest. Offenbar hast du letzteres getan.”
“Was willst du?”, fragte Grainger
“Ich schätze es nicht, wenn jemand meine Männer erschießt!”
"Und ich schätze es nicht, wenn jemand mir den Teller vom Tisch schießt. Und zwar selbst dann nicht, wenn er schon abgegessen war!”
Frank McConnor grinste schief. “Scheint so, als hätte jeder von uns am Anderen eine Kleinigkeit auszusetzen.”
“Kann man so sagen.”
“Ich hätte einen Vorschlag für dich.”
“So?”
“Du arbeitest in Zukunft für mich - und nicht für Don Bennett.”
“Ich weiß überhaupt nicht, wer Don Bennett ist.”
“Um so besser. Na, was sagst du, Grainger? Ich kann immer ein paar gute Revolvermänner brauchen. Schließlich gibt in der Gegend genug widerspenstige Idioten, die ihr Land partout nicht an mich verkaufen wollen.” Frank McConnors Gesichtsausdruck glich einer Grimasse, auch wenn er vielleicht beabsichtigt hatte, zu lächeln. “Ich zahle dir so viel, dass du nicht neun sagen kannst. Und das, was du für die Waffen und Pferde meiner Männer gekriegt hast, kannst du behalten.”
Einen Moment lang herrschte nun Schweigen.
“Vielen Dank für das großzügige Angebot”, sagte Grainger dann. “Aber ich schieße nur nur für mich selbst.”
“Ist das dein letztes Wort, Grainger?”
“Mein Letztes. Ich arbeite nicht für Don Bennett. Und ich arbeite auch nicht für dich. Ich bin einfach nur auf der Durchreise.”
“Schade”, sagte Frank McConnor. “Ich werde mich dann verabschieden. Bin nämlich sensibel.”
“So?”
“Deswegen schaue ich nicht gerne zu, wenn Männer sterben.”
“Was du nicht sagst…”
Frank McConnor schnippte mit den Fingern. “Macht ihn fertig. Diesmal aber mit mehr Verstand als die, die es vor euch versucht haben. Ihr wisst ja: Der Kerl ist gefährlich.”
Die Männer von McConnor traten vor. Die Hände gingen zu den Colts. Die anderen Zecher im Saloon stoben zur Seite. Die Saloongirls kreischten und sahen auch zu, dass sie aus der zu erwartenden Schusslinie kamen.
Frank McConnor ging mit dreien seiner Leute in Richtung der Schwingtüren.
Dort angekommen drehte er sich nochmal um.
“Nichts für ungut, Grainger!”, sagte er dann.
“Nichts für ungut”, sagte Grainger.
Frank nahm zwei Finger an die Hutkrempe. Eine Art Abschiedsgruß. Sein Grinsen war so schief und fratzenhaft, wie man es von ihm kannte.
Dann ging er mit seinen Begleitern hinaus. Das schienen seine besonderen Paladine zu sein.
Man konnte hören, wie sie auf ihre Pferde stiegen.
Und wie ihre Pferde wieherten.
“Bringen wir es hinter uns”, sagte einer der Männer, die McConnor im Saloon zurückgelassen hatte.
*
In diesem Augenblick ging die Schießerei los.
Allerdings nicht im Salon, sondern draußen.
Das Geräusch, dass Grainger vernahm, kam ihm sofort bekannt vor.
Eine Gatling-Gun!
Ein Maschinengewehr,wie man es erstmalig während des Bürgerkrieges eingesetzt hatte.
Es wunderte Grainger, dass eine solche Waffe irgendwie den Weg in dieses verschlafene Nest am Rande der Zivilisation geschafft hatte.
Aber sie war da!
Laut und deutlich hörte man sie.
Das hämmerte Rattern ihrer Schüsse bot eine unvergleichliche Geräuschkulisse.
Wer das einmal gehört hatte, der vergaß dieses Geräusch nicht.
Zusammen mit den Schreien der Sterbenden ergab das einen grausigen Chor.
Dazu kam noch das Wiehern der getroffenen Pferde.
Eine Gatling Gun schaffte zwanzig Schuss pro Sekunde, aber eins konnte man mit ihr kaum: Genau zielen.
Das brauchte man mit so einer Waffe normalerweise auch nicht.
Man musste sie nur in die richtige Richtung halten und losballern.
Genau das machte im Augenblick irgendjemand.
Und die Männer, die von der Höllenwaffe hingestreckt worden waren, waren vermutlich Frank McConnor und seine drei Paladine.
McConnors Männer im Saloon erstarrten wie zu Salzsäulen.
Und Grainger registrierte sehr wohl, dass den meisten von ihnen die Gesichter blass wurden.
Totenblass.
Der Schrecken stand ihnen buchstäblich ins Gesicht geschrieben.
“Teufel nochmal!”, stieß einer von ihnen hervor.
Grainger nutzte diesen Moment. Seine Rechte griff zum Colt. Er sprang auf, riss mit der Linken die Schwarzhaarige zu Boden und feuerte.
Zwei der Kerle traf er, noch ehe sie gezogen hatten. Dann war er bei der Tür zum Hintereinang. Ein paar Kugeln wurden in seine Richtung abgefeuert. Aber nur ein paar.
Denn die Aufmerksamkeit der Männer war auf die Vorderfront des Saloons gerichtet.
“Hier spricht Don Donnett!”, rief jemand. “Euer Boss ist tot! Kommt raus! Einer nach dem anderen. Wer rauskommt, dem wird nichts geschehen! Wer drinbleibt, den holen wir uns! Ich biete euch einen besseren Job, als den, den ihr hattet. Also seit keine Narren, sondern kommt raus.”
Grainger hatte inzwischen über den Hintereingang den Saloon verlassen.
Hier, auf der Rückseite war er erstmal sicher. Aber vermutlich nicht lange.
Aber weg konnte er vorerst auch nicht.
Sich auf der Straße zu zeigen konnte tödlich sein.
Don Bennett und seine Leute waren vielleicht die Feinde von Frank McConnor und seiner Bande.
Das bedeutete aber keineswegs, dass sie deshalb auf Graingers Seite standen.
Bin gespannt, was da auf der anderen Seite des Gebäudes gleich geschieht, dachte Grainger.
Er lud als erstes den Revolver nach.
Dann schlich er bis zur Hausecke.
Von dort aus konnte er auf die Main Street blicken.
Frank McConnor und seine Paladine sowie ihre Pferde lagen im Staub der Straße.
Das Blut war in Strömen geflossen.
Menschenblut und Pferdeblut.
Und die Männer auf der anderen Straßenseite mussten Don Bennett und seine Leute sein. Sie hatten sich in und zwischen den Häusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite verschanzt.
Grainger sah auch die Gatling Gun.
Die Bande hatte Frank McConnor und seine Paladine ohne Vorwarnung einfach über den Haufen gemäht.
Nicht, dass Grainger etwa Mitleid mit ihnen gehabt hätte.
Frank McConnor hätte umgekehrt genau dasselbe getan - und davon abgesehen war es sein Plan gewesen, Grainger zu töten.
Schon deswegen war die Entwicklung der Dinge aus Graingers Perspektive nur zu begrüßen.
Die Frage war nur, wie er jetzt aus dieser Falle herauskam, zu der sich dieses Drecksnest für ihn entwickelt hatte.
Er musste auf jeden Fall zum Reitstall.
Da war sein Pferd. Und war darauf auch sein Sattel und was er sonst noch so mit sich führte.
Ohne Pferd in die Wildnis aufzubrechen war nicht unbedingt besonders erfolgversprechend.
Grainger ging gerne mal ein Risiko ein.
Aber er war keineswegs ein Selbstmörder.
Er schob den Revolver zurück in das tiefgeschnallte Holster.
Im Augenblick sitze ich hier fest!, war ihm klar.
*
Grainger nahm aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung wahr.
Er wirbelte herum. Die Hand war so schnell am Colt, dass man die Bewegung kaum sehen konnte.
Aber dann entspannte sich seine Körperhaltung.
Die Schwarzhaarige war ihm durch den Hintereingang gefolgt.
“Was machst du hier?”
"Niemand hat mich beachtet. Ich bin dir gefolgt.”
“Das sehe ich.”
“Du willst von hier verschwinden, nicht wahr?”
“Ich bin auf der Durchreise”, sagte Grainger.
“Nimm mich mit.”
“Warum sollte ich das tun?”
Sie lächelte verführerisch. “Es gibt sicher ein paar Gründe, weshalb du das tun solltest.”
Grainger musterte sie.
“Und warum willst du hier weg?”
“Deine anfängliche Vermutung war schon richtig.”
“Was für eine Vermutung?"
“Meine Geschäfte gehen schlecht.”
Er sah auf ihre Brüste. “An deinen Vorzügen liegt das nicht.”
“Nein, das liegt daran, dass Don Bennetts Männer glauben, dass sie in diesem Drecksloch alles umsonst haben können. Darum will ich hier weg. Niemand tut etwas dagegen. Und falls Frank McConnors Männer die Stadt übernommen hätten, wäre es auch nicht viel besser geworden.”
“Und du denkst, anderswo ist es für dich besser?”
“Ich wäre gerne in New Orleans”, sagte sie.
“Warum New Orleans?”
“Weil das eine tolle Stadt sein soll.”
“Es gibt viele Huren da”, stellte Grainger fest. “Die Konkurrenz dürfte ziemlich groß sein.”
Sie grinste. “Dem sehe ich gelassen entgegen.”
“An Selbstbewusstsein scheint es dir nicht zu mangeln.”
“Nimm mich mit, Grainger.”
“Im Augenblick überlege ich, wie ich zum Reitstall komme, ohne erschossen zu werden.”
“Warum sollten dich Bennetts Männer erschießen?”
“Vielleicht, weil sie denken, dass ich zu McConnor gehöre. Vielleicht auch aus gar keinem Grund, Jedenfalls will ich mich eigentlich nichtmal mit diesen Idioten unterhalten.”
“Ich gehe zum Reitstall und hole zwei Pferde. Der Besitzer schuldet mir noch was.”
“Kannst du ein Pferd satteln?”
“Ich bin auf einer Ranch aufgewachsen."
Grainger grinste. “Wie zur Hölle kommst du dann in dieses Drecksloch?”, fragte er.
“Schicksal”, sagte sie. “Ich glaube, so etwas nennt man Schicksal.”
Grainger überlegte kurz. “Okay. Man wird dich wahrscheinlich weniger beachten als mich. Also versuchen wir es.”
“Ich bin schon unterwegs.”
“Mein Pferd ist der Braune mit dem Pfeil-Brandzeichen.”
“Okay.”
“Und dasselbe Zeichen ist auch an meinem Sattel und am Griff meiner Winchester."
“Okay.”
*
Die Männer von Frank McConnor kamen jetzt einer nach dem anderen aus dem Saloon. Don Bennett trat vor. Er zündete sich eine Zigarre an. Am Stiefel riss er das Streichholz an und zündetete sie an. Ein zufriedenes Lächeln stand in seinem Gesicht.
Die Männer von Frank McConnor hatten die Hände erhoben.
“Sind alle raus aus dem Saloon!”, rief einer von Don Bennetts Männern, der wohl nachgesehen hatte.
“Gut so”, sagte Don Bennett.
“Wie viel zahlst du uns?”, fragte einer von McConnors Männern.
Don Bennett nahm die Zigarre aus dem Mund und blies den Rauch hinaus.
“Ich bezahle euch in Blei”, sagte er.
Dann gab er seinen Leuten ein Zeichen. Die Gatling Gun ratterte. Die Revolver knallten. Die Winchester-Gewehre schossen so schnell, wie die Repetiermechanismus das zuließ.
Grainger beobachtete das.
“Schweinehunde”, murmelte er vor sich hin. "Schweinehunde bringen Schweinehunde um!”
Niemand hörte diese Worte, denn sie gingen im Rattern der Gatling Gun unter.
*
Die Schwarzhaarige kam mit den Pferden. Sie konnte tatsächlich reiten, wie Grainger nicht ohne Bewunderung feststellte.
“Worauf wartest du, Grainger?”, rief sie. “Steig auf. Die Kerle sind schon auf mich aufmerksam geworden.”
“Dann werden sie uns an den Fersen kleben?”
“Kann man nicht ausschließen, Grainger.”
“Wie heißt du eigentlich?”
“Catherine.”
"Catherine - und wie weiter?”
“Hast du noch einen anderen Namen als Grainger?”
Grainger lächelte dünn. “Okay, Catherine reicht.”
Er schwang sich in den Sattel, nachdem er kurz alles überprüft hatte - insbesondere die Winchester im Sattelschuh. Gut möglich, dass Grainger die Feuerkraft dieser Waffe noch brauchte, wenn Don Bennett und seine Meute tatsächlich auf den Gedanken kamen, ihnen zu folgen. Eigentlich hatten sie keinen Grund dazu. Aber hatten Frank McConnors Leute einen Grund gehabt, ihn zu überfallen?
Leute wie Don Bennett oder Frank McConnor und ihre Spießgesellen brauchten keinen Grund, um Gewalt auszuüben.
Sie taten es einfach.
Sie taten es, weil sie es konnten und es niemanden gab, der ihnen Einhalt gebot.
Grainger gab dem Pferd die Sporen und dann preschten er und Catherine dem Horizont entgegen.
Es war unmöglich, dass dies von Don Bennetts Leuten unbemerkt blieb.
Das war Grainger durchaus klar.
*
Don Bennett betrat mit seinem Gefolge den Saloon.
Der Salooner stand hinter dem Tresen. “Ein Whisky?”, fragte er.
“Da sage ich nicht nein”, meinte Don Bennett. “Aber nicht wieder diese gepanschte Soße, wie beim letzten Mal.”
“Nein, Sir.”
“Sonst teste ich die Wirkungsweise meiner Gatling Gun an dir.”
“Ja, Sir.”
“Ich habe mich schon immer gefragt, wie das aussieht, wenn eine Gatling Gun auf so einen Fettsack wie dich feuert.”
“Mister Bennett…"
“Sieht vermutlich ziemlich unappetitlich aus.”
“Hören Sie, Mister Bennett, ich…”
“Beantworte mir eine Frage!”
“Was wollen Sie wissen, Mister Bennett?”
“Wo ist Catherine?”
“Ich habe keine Ahnung. Vielleicht ist sie aus dem Haus geflohen, als die Schießerei losging.”
“Ich habe eine Frau Richtung Sierra davonreiten sehen.”
“Davon weiß ich nichts.
“Bei ihr war ein zweiter Reiter. Aus der Entfernung konnte man ihn nicht so genau erkennen.”
“Wie gesagt, dazu kann ich nichts sagen.”
Bennett packte den Salooner am Kragen und zog ihn zu sich heran. Blitzschnell gan er ihm einen Kopfstoß. Die Nase blutete anschließend. Der Salooner stöhnte auf.
Ich mags nicht, wenn man mir was verschweigt, Saloonmann.”
Der Salooner hielt sich die Nase.
Das Blut schoss nur so hervor.
Er konnte die Blutung mit den Händen kaum stillen.
“Ich verschweige Ihnen nichts”, versicherte der Salooner dann ächzend.
“Wo ist Catherine?”, fragte Don Bennett.
Seine Stimme hatte einen fiesen Klang bekommen.
“Ich habe wirklich keine Ahnung. Aber es gibt hier auch noch andere Girls.”
“Die sind nicht annähernd so schön wie Catherine. Und es ist ja wohl nicht zuviel verlangt, wenn man in einem gepflegten Lokal etwas charmante Begleitung erwarten darf!”
“Da war so ein Typ, über den alle geredet haben.”
“Ein Typ?”
“Ein Fremder. Der Name Grainger fiel. Angeblich soll er im Alleingang Frank McConnors Männer fertig gemacht haben. Deswegen war McConnor mit seinen Leuten auch hier.”
Bennetts Augen wurden schmal.
“Was hat dieser Grainger mit Catherine zu tun?”
“Keine Ahnung. Sie hat sich an ihn herangemacht. Ich dachte erst, die gehen zusammen nach oben auf eins der Zimmer.”
“Haben sie das nicht?”
“Vorher ging hier dann alles drunter und drüber.”
Bennett wirkte nachdenklich. Eine tiefe Furche hatte sich in seinem Gesicht gebildet.
“Wo bleibt mein Whisky!”
“Einen Moment.”
Der Salooner stellte ihm das Glas hin.
Don Bennett nahm die Zigarre aus dem Mund.
Dann trank er den Whisky.
Anschließend löschte er die Zigarre in dem Rest, der sich noch im Glas befand.
Es zischte.
“Catherine gehört mir”, sagte er dann zwischen den schmal gewordenen Lippen hindurch, die wie ein dünner Strich wirken. “Nur mir.” Dann ging ein Ruck durch ihn. Er wandte sich noch einmal an den Salooner. “Gibt es hier eigentlich keinen Totengräber in diesem Drecksnest?”
“Doch, den gibt es.”
“Dann schick mal schleunigst jemanden los, der dem Bescheid sagt. Es gibt mehr als genug Arbeit für ihn.”
“Ja, Mister Bennett.”
“Draußen liegen eine Menge Leichen im Staub - und wenn erstmal die Ratten kommen, hast du auch nichts mehr zu lachen, Salooner!”
Dann stellte Bennett das Whiskyglas so heftig auf den Tresen, dass es zersprang.
Er sagte: Ich werde mir nichts wegnehmen lassen. Auch Catherine nicht!”
*
Grainger und Catherine ritten in die Berge.
Es wurde langsam dunkel.
Die Schreie von Coyoten waren in der Wildnis zu hören.
“In die nächste Stadt werden wir es heute nicht mehr schaffen”, stellte Grainger fest.
“Ich kenn mich ehrlich gesagt nicht so gut aus”, sagte Catherine.
“Ich dachte, du hast in der Gegend gelebt”, grinste Grainger.
“Ja, aber ich bin nicht viel herumgekommen.”
“Nicht?”
“Meine Welt war der Saloon und der Ort, den du das Drecksnest nennst.”
“Ich verstehe.”
“Nennst du es etwa anders?”
“Es ist ein Drecksloch, Grainger.”
“Es ist Don Bennetts Drecksloch, würde ich sagen.”
“Ja.”
“Wir werden uns in der Nähe ein Lager suchen und m Mogen weiterreiten", sagte Grainger.
“Vielleicht ist es besser, wenn wir einfach weiterreiten.”
“So dass die Pferde zu Schanden werden?"
“Ich weiß nicht.”
“Was weißt du nicht?”
“Ich verstehe nicht viel von diesen Dingen.”
“Ich dachte, du bist auf einer Ranch aufgewachsen.”
“Ja.”
“Dann weiß man eigentlich, dass Pferde irgendwann müde werden."
“Ja.”
“Und wieso scheinst das für dich keine Rolle zu spielen?”
Sie schwieg.
Nach einer gewissen Pause sagte Catherine: “Du drehst einem jedes Wort im Mund um, Grainger.”
“Ich habe nur Fragen gestellt.”
“Fragen, die ich dir nicht beantworten kann. Es ist einfach ein Gefühl, das mir sagt, dass wir so viele Meilen wie nur möglich zwischen uns und das Dreckloch legen sollten.”
“Das will ich auch.”
“Dann sind wir uns ja auch.”
"Und dazu gehört, dass wir die Pferde schonen.”
“Okay.”
“Was ist okay?”
“Ich werde tun, was du sagst.”
“Okay”, sagte Grainger.
Eine ungute Ahnung beschlich Grainger.
Sie hatte ihm noch nicht alles gesagt.
Diese Überzeugung gewann Grainger mehr und mehr.
Vor allem über Don Bennett hatte sie ihm nicht alles gesagt.
*
Grainger suchte eine eine geeignete Lagerstelle.
Er wollte vor allem vermeiden, dass man das Lagerfeuer weit sehen konnte.
Schließlich war er erst vor kurzem nachts überfallen worden, als Frank McConnors Leute ihn überrascht hatten.
Ein ähnliches Erlebnis wollte Grainger ungern wiederholen.
Grainger suchte einen geeigneten Platz aus und stieg vom Pferd.
“Hier werden wir bleiben”, entschied er. “DIe Nacht ist sowieso nicht mehr lang.”
“Lang genug”, meinte Catherine.
Sie versorgten die Pferde. Grainger machte Feuer.
“Zwei Banden in einer Stadt”, sagte Catherine dann irgendwann. “Das ging seit Jahren so.”
“Nun gibt es nur noch eine Bande”, stellte Grainger fest.
“Ja.”
“Aber das wird nicht lange dauern, dann werden andere die Lücke füllen”, war Grainger überzeugt. “Hyänen gibt es genug. Da werden sich schon ein paar Halunken finden, die versuchen, es mit Don Bennett aufzunehmen.”
“Se werden sich blutige Nasen holen.”
“Mag sein. Das wird sie nicht abhalten. Soweit ich weiß, kommt die Eisenbahn in diese Gegend.”
“Das stimmt, Grainger.”
“Und das bedeutet: Es gibt viel Geld zu verdienen. Sehr viel. Ein wertloses Stück Land kann morgen schon so viel Wert sein wie ein ganzer Sack voller Gold-Nuggets. Und übermorgen kostet es vielleicht schon ein Vermögen, dass Leute wie du und ich uns nicht einmal vorzustellen vermögen.”
Sie grinste.
Im Schein des Feuers wirken ihre Züge weich.
“Ich kann mir eine ganze Menge vorstellen, Grainger”, meinte sie und sah ihn an.
Er erwiderte ihren Blick.
“Was du nicht sagst…”
“Vielleicht sollten wir da weitermachen, wo wir im Saloon aufgehört haben, Grainger. Es konnte ja niemand ahnen, dass da dort die Hölle ausbrechen wird.”
“Du hast recht!”
Sie nestelte an ihrer Kleidung herum.
Ein Stück nach dem anderen glitt zu Boden und wenig später stand sie so nackt da, wie Gott sie geschaffen hatte. Grainger musste unwillkürlich schlucken. Sein Blick folgte den aufregenden Kurven ihres Körpers. Ihre vollen Brüste bewegten sich etwas, als sie atmete. Mit einer elegant wirkenden Bewegung strich sie sich das Haar aus dem Gesicht.
Ihre Mähne war kaum zu bändigen.
Sie selbst wohl auch nicht, dachte Grainger.
Grainger schnallte den Revolvergurt ab.
“Ich wette, dir ist es längst ziemlich eng in deiner Hose, Grainger!”
“Und ich würde gerne sehen, ob du damals auf eurer Ranch nur das Reiten von Pferden gelernt hast!”
“Mit wilden Hengsten hatte ich nie Probleme!”
“Kann ich mir lebhaft vorstellen.”
Wenig später sanken sie neben dem Feuer zu Boden.
*
Als Grainger erwachte, spürte er ihren warmen, nackten Körper neben sich. Sie lagen zusammen unter seiner Decke. Ihr Haar war ziemlich durcheinander geraten. und kitzelte in Graingers Gesicht. Sie atmete gleichmäßig und jedesmal bewegte sich dabei ihr Busen auf eine unnachahmliche Art und Weise.
Dann zuckte sie plötzlich zusammen.
“Was ist los?”, fragte sie verschlafen. “Wieso bist du schon wach, Grainger?"
“Wir müssen weiter.”
“Wirklich?”
“Ja.”
“Jetzt schon?”
“Jetzt schon.”
“Ich glaube nicht, dass uns irgendjemand auf den Fersen ist.”
“Ach, wirklich?”
"Grainger, lass uns noch ein bisschen hierbleiben. Es ist so schön kühl. Aber ich wette, dir wird trotzdem heiß werden.” Sie lächelte verführerisch.
Aber Grainger erwiderte dieses Lächeln nicht.
“Wir müssen weiter”, sagte Grainger. “Wenn du Lust dazu hast, Don Bennett zu begegnen, dann nur zu. Ich will das lieber vermeiden!”
“Schade”, meinte sie.
Grainger betrachtete ihre nackten Brüste, die sich ihm entgegen zu recken schienen. Allein ihr Anblick sorgte dafür, dass seine Hose spannte. “Zieh dir was an”, sagte er dann.
“Wie du meinst…”
“Na, los!”
“Du meinst das nicht wirklich!”
Grainger lächelte dünn. “Was weißt du schon…”
“Ich lenke dich anscheinend zu sehr ab.”
“Schon möglich.”
“Oder habe ich dich in der letzten Nacht so restlos geschafft, dass du einfach eine Pause brauchst und das nur nicht zugeben willst?”
Sie stemmte provozierend die Hände in die Hüften, während sie das sagte.
“Bild dir mal nicht zu viel ein”, sagte Grainger.
“So?”
“Niemand schafft Grainger.”
“Gut zu wissen.”
*
Grainger sah ihr zu, wie sie sich anzog. Sie verschloss ihre Kleidung nur notdürftig. Es würde sehr arm werden. Unter diesem Gesichtspunkt war das verständlich. Aber natürlich hatte das bei ihr in erster Linie einen ganz anderen Grund.
Grainger begann dann, das Lager aufzuräumen und Spuren zu verwischen. Besser, wenn nicht gleich für jeden Verfolger zu erkennen war, wo sie gelagert hatten.
Es dauerte nicht lange und sie saßen beide wieder im Sattel.
Die Sonne kroch mehr und mehr über den Horizont.
Und die Kojoten waren auch wieder zu hören.
Ob das ein gutes Zeichen war, musste sich zeigen.
Grainger hatte gehört, dass es da bei den Indianern so manchen Aberglauben gab.
“Es wird ein heißer Tag”, prophezeite Grainger.
“Was ist das für eine gezackte Linie am Horizont?”, fragte Catherine.
“Das sind Berge”, sagte Grainger.
Und er grinste dabei.
“Ja, natürlich sind das Berge!”
"Du scheinst wirklich nicht oft aus dem Drecksloch herausgekommen zu sein, wenn du nicht mal Berge als Berge erkennen kannst.”
“Ja, natürlich kenne ich Berge. Aber diese haben eine besondere…" Sie brach ab. "Die gezackte Linie.”
“Was soll damit sein?”
“Ich habe davon gehört.”
“Was hast du denn gehört?”
"Ich habe von den Scalpman-Bergen gehört.”
“Dann hast du mehr gehört als ich.”
“So?”
“Ich war nicht lange in dem Drecksloch. Und ich bin auf der Durchreise. Keine Ahnung, was die Scalpman Berge sind.”
“Die Männer im Saloon haben davon geredet.”
“Und was haben die so erzählt?”
"Dass das früher mal Indianerland gewesen ist.”
“Alles war früher mal Indianerland”, sagte Grainger. “Das ist nichts Besonderes.”
“Aber die gezackten Berge waren denen irgendwie heilig.”
“Das waren abergläubische Vögel”, sagte Grainger. Er grinste. “Fast so schlimm wie die Weißen, würde ich sagen. Denn wenn die sich in der Kirche versammeln und beten, dann ist das auch nichts anderes, als ein Aberglaube für alte Frauen.”
“Du glaubst an gar nichts, Grainger?”
“Ich glaube an mich selbst, Catherine. Ich glaube daran, dass es sich lohnt, niemals aufzugeben. Ich finde, das reicht.”
“Kann man so sehen.”
“Was immer da hinter den gezackten Bergen auch auch sein mag - du wirst es ja bald selber sehen können.”
“Wieso?”
“Weil genau dorthin unser Weg führt."
“Ich weiß nicht, ob das wirklich eine gute Idee ist, Grainger.”
“Du kannst ja woanders her reiten, wenn du willst. Aber ich nehme diesen Weg.”
“Die Männer, die in den Saloon kamen, erzählten, dass dort ein Geist umginge.”
“Ich glaube nicht an Geister, Catherine. Nicht an Geister und nicht an irgendetwas Anderes. Ich dachte, dass hätte ich klar genug zum Ausdruck gebracht.”
“Das soll der Geist eines Indianers sein. Scaplman wird er genannt. Er überfällt diejenigen, die in die heiligen Berge eindringen und rächt sich für den Frevel der Weißen.”
“Dann soll dieser Scalpman besser von mir fern bleiben”, grinste Grainger. “In seinem eigenen Interesse.”
“Er skalpiert seine Opfer.”
Grainger lächelte dünn,. “Wer das versucht, hat eine Kugel im Hirn. Ich würde das wirklich niemandem empfehlen.”
“Ich sage nur, was die Männer im Saloon gesagt haben.”
“Anscheinend hatten die schon viel Whisky getrunken, Catherine.”
“Mag sein.”
“Und du glaubst ihnen trotzdem?”
“Ich weiß es nicht…” Der Schauder, den sie offenbar empfand, war ihrer Stimme anzuhören. Ihre Stimme vibrierte leicht und zwar auf eine Weise, die Grainger bisher noch nicht bei ihr gehört hatte.
Er wandte der Frau daher einen irritierten Blick zu.
“Du willst mich auf den Arm nehmen?”, vermutete er.
Sie erwiderte seinen Blick.
Dann schüttelte sie den Kopf.
“Nein, Grainger.”
“Nun…”
“Ein paar der Männer, die diese Geschichte auch nicht ernst genommen haben, sind nicht zurückgekehrt. Man hat sie später gefunden. Skalpiert.”
*
“Die Spuren sind eindeutig", sagte einer von Don Bennetts Männern. Es war ein Mexikaner mit einem Sombrero und zwei Patronengurten, die er gekreuzt über den Schultern trug. “Dieser Grainger und Catherine sind in die Scalpman Mountains geritten.”
“Und wenn schon”, murmelte Don Bennett zwischen den Zähnen hindurch. “Ich hole sie mir! Verdammt nochmal, ich hole sie mir. Niemand nimmt mir Catherine weg!”
“Ich denke, sie hat das so gewollt”, meinte der Mexikaner.
“Ach wirklich?”, knurrte Don Bennett zwischen den Zähnen hindurch.
“Sie ist eine Hure. Ich habe keine Ahnung, warum du ihr hinterher rennst!"
Don Bennett drehte sich im Sattel herum und bedachte den Mexikaner mit einem so eisigen Blick, dass dieser erbleichte.
“Sag so etwas nochmal und du bist tot”, zischte Don Bennett dann zwischen den Zähnen hindurch. Sein schmallippiger Mund bewegte sich dabei kaum und wirkte wie ein gerader Strich.
“Ich weiß nicht, ob das wirklich eine gute Idee ist, in die Scalpman Mountains zu reiten”, meldete sich nun einer der anderen Männer zu Wort. Er trug eine schwarze Lederweste.
“Hombre, hast du etwa Angst, wegen den Geschichten, die man sich erzählt?",lachte der Mexikaner daraufhin.
Er verstummte sogleich wieder, als Don Bennett ihm einen Blick zuwarf.
“Schon gut, Boss! Du verstehst heute keinen Spaß, wie mir scheint.”
“Solange Catherine in den Händen dieses hergelaufenen Kerls ist, verstehe ich tatsächlich absolut keinen Spaß”, gab Don Bennett zu.
Die anderen Männer schwiegen daraufhin. Niemand wagte es zunächst, seine Stimme zu erheben. Das einzige Geräusch, das man hören konnte, war ein leichtes Donnergrollen irgendwo jenseits der Berge.
“Da braut sich ganz schön, was zusammen”, brach der Mann mit der schwarzen Lederweste schließlich das Schweigen. “Teufel nochmal, die Unwetter in den Scalpman Mountains sind genauso berüchtigt wie der Geist des Scalpman selbst…”
“Mach dir nicht in die Hosen, Hombre”, sagte der Mexikaner.
Am Horizont gab es die ersten Blitze.
Grell hoben sie sich gegen den Himmel ab, der in den letzten Augenblicken dunkler geworden war. Wolken begannen sich über den Bergen zu dunklen Haufen zu türmen. Wie außerdem nichts erschienen diese Ungetüme am Himmel.
“Vielleicht wäre es gar keine schlechte Idee, jetzt einfach wieder umzudrehen", meinte der Mann mit der schwarzen Weste. “Verdammt, aber wir werden bis auf die Knochen nass werden, wenn dass Wetter erstmal umgeschlagen ist!”
“Halt die Klappe”, sagte Don Bennett.
“Aber…”
“Du verdirbst den anderen hier nur die Stimmung. Außerdem solltest du dir mal Gedanken darüber machen, wer dich bezahlt.”
“Ich will nichts gesagt haben, Boss.”
“Gut.”
“Trotzdem”, meinte jetzt ein anderer der Männer. Er trug statt eines Stetson eine Südstaatenmütze aus dem Bürgerkrieg. “Man erzählt schon seltsame Dinge über die Scalpman-Mountains. Erst vor kurzem soll da ein Mann umgekommen sein, der nichts auf die Legenden gegeben hat und dachte, er könnte da ein paar Gold-Nuggets einsammeln. Man fand ihn tot.”
“Skalpiert?”, fragte der Mann mit der schwarzen Weste.
Der Kerl mit der Südstaatenmütze nickte. “Skalpiert”, bestätigte er.
“Ich trau den Indianern sowieso nicht”, sagte der Mann mit der schwarzen Weste. “Man sollte sie alle erschießen.”
“Es gibt nicht mehr viele von ihnen”, meinte der Mann mit der Südstaatenmütze. “Und wenn du mich fragst: Das ist auch gut so!”
“Das lass aber nicht den Geist des Scalpman hören!”, grinste der Kerl mit der schwarzen Weste. Er spuckte geräuschvoll aus. Manieren hatte er nicht. Aber dafür bezahlte ihn auch niemand. Er war ein ungehobelter Kerl, der gut mit dem Colt umgehen konnte. Etwas anderes erwartete auch niemand von ihm.
*
Grainger und Catherine machten eine kurze Pause.
“Hat dich der Ritt mit mir so geschafft oder warum reiten wir nicht weiter?”, fragte die schöne Dunkelhaarige.
Sie lächelte Grainger herausfordernd an.
Aber der erwiderte ihr Lächeln nicht.
Diesmal nicht.
Sein Gesicht blieb Ernst.
“Oder wünschst du dir eine Fortsetzung?”, hakte sie nach.
Grainger blickte in die Ferne. Dorthin, von wo aus die Verfolger zu erwarten waren, falls sie nicht einfach aufgegeben hatten.
Aber Grainger hatte es im Gefühl, dass das nicht der Fall war.
Er hatte für solche Sachen einfach einen ziemlich untrüglichen Instinkt.
Und das war wohl auch der Grund dafür, dass er noch lebte.
Am besten begegnete man der Gefahr, indem man ihr auswich.
Grainger hatte das oft genug erlebt.
Diejenigen, die das nicht beachteten, nannte man vielleicht später Helden.
Aber dann waren sie zumeist nicht mehr am Leben.
Grainger hatte sich jedenfalls vorgenommen, in dieser Hinsicht klüger
Seine Augen wurden schmal.
Intensiv suchte er den Horizont ab.
Ganz systematisch.
Und dann hatte er schließlich gefunden, was er suchte.
Don Bennett und seine Leute!
Sie mussten es sein, auch wenn die Entfernung natürlich viel zu groß war, um irgendwelche Einzelheiten erkennen zu können.
“Interessant”, murmelte Grainger.
“Was meinst du damit?”
“Siehst du nichts?”
“Keine Ahnung…”
“Dein Freund Don Bennett hat ein großes Aufgebot auf die Beine gestellt, um uns zu fangen, Catherine.”
“Das wussten wir doch!”
“Ich habe nicht geahnt, dass er so hartnäckig sein würde!”
“Du kennst ihn nicht.”
“Aber du kennst ihn!”
“Ja, das weißt du doch!”
“Ich glaube, dass du mir nicht alles gesagt hast.”
“Worüber sollte ich dir nicht alles gesagt haben, Grainger?”
“Über Don Bennett - und dich!”
Er sah sie an. Musterte sie. Sein Blick schien sie für einen Moment lang beinahe zu durchbohren. Ein Blick, vor dem man wenig verbergen konnte. Catherines Gesicht wurde von einer leichten Röte überzogen.
Sie schluckte.
“Was willst du wissen, Grainger?”
“Ich will wissen, warum er hinter dir her ist wie der Teufel hinter der armen Seele.”
“Was denkst du denn?”
“Ich würde das gerne von dir hören, Catherine.”
Sie trat an ihn heran. Begann an ihm herumnzunesteln.
“Jetzt nicht”, sagte Grainger.
“Wirklich nicht?”
“Ich will die Wahrheit von dir hören, Catherine.”
“Die Wahrheit ist, dass Don Bennett glaubt, dass ich sein Besitz wäre. Er denkt, dass ich ihm gehöre. Und was ihm gehört, das wird er niemals einem anderen überlassen.”
“Und was für einen Grund hat er, anzunehmen, du seist sei Besiz?”, wollte Grainger wissen.
“Ganz einfach.”
“So?”
“Er hat mich gekauft, Grainger.”
Graingers Augen wurden schmal.
Sein Mund auch.
“Gekauft?”, echote er.
“Ja. Unten in New Orleans in einem Puff. Er mich den Leuten abgekauft, die das Etablissement betrieben. Und seitdem bin ich bei ihm.”
“Hört sich an, als wäre er ein ziemlich mieser Schweinehund.”
“Da triffst du den Nagel auf den Kopf, Grainger.”
“Ich nehme an, du würdest alles tun, um von ihm loszukommen.”
“Bislang bestand dazu keine Chance. Nicht einmal der Hauch einer Chance.”
“Und dann ich gekommen und du hast gedacht, das ist sie - die Chance."
“Das kannst mir nicht übel nehmen, Grainger.”
“Nein, das tue ich auch nicht.”
“Du würdest dasselbe tun, Grainger.”
“Ich bin keine Frau.”
“Und das macht den Unterschied.”
“Ich glaube schon.”
*
Sie ritten weiter. Grainger achtete sorgfältig darauf, wie weit ihre Verfolger ihnen auf den Fersen waren.
“Ich könnte ein Fernrohr gebrauchen”, meinte er zwischendurch einmal. “Meine Augen sind gut, aber mit einem guten Fernrohr könnte ich besser verfolgen, wo sich unsere Verfolger gerade befinden.”
“Es tut mir Leid, aber damit kann ich dir im Moment nicht dienen", meinte Catherine.
“Ich weiß”, sagte Grainger.
“Als ich die Pferde besorgt habe, konnte ich nicht ahnen, dass ich ein Fernrohr in die Satteltasche tun sollte.”
“Wäre denn eins zur Hand gewesen?”
“Ja.”
“Tatsächlich?” Grainger hob die Augenbrauen.
“Der Mietstallbesitzer hatte eins. Es hing an einem Haken im Stall.”
“Was du alles bemerkt hast…”
“Ich bin aufmerksam.”
“Das merke ich.”
Grainger lächelte verhalten. “Es hat wenig Sinn, verpassten Gelegenheiten hinterherzutrauern.”
Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und sah ihn an.
Ihre Blicke trafen sich für einen Moment.
“Ich weiß”, sagte sie. Das weiß ich sehr gut, Grainger. Ich habe nämlich in meinem Leben eine ganze Menge Gelegenheiten verpasst.”
“Es gibt nur zwei Dinge, die wirklich zählen”, sagte Grainger.
“Und was sind das deiner Meinung nach für Dinge?”
“Das eine ist das, was heute geschieht.”
“Und das andere?”
"Das, was in Zukunft geschehen wird. Alles andere zählt nicht. Alles andere ist vollkommen bedeutungslos. Es zählt nur das Heute und das, was noch kommt. Mit dem Rest sollte man besser keine Zeit verschwenden.”
“Ist das deine Auffassung, Grainger?”
“Ja.”
“Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.”
“Nicht?”
“Gast du gar keine Pläne für die Zukunft?”
“Ich nehme die Dinge so, wie sie kommen.”
“Willst du irgendwann mal eine Familie gründen, Grainger?”
Grainger verzog das Gesicht. “Ich glaube nicht, dass ich dafür der richtige Mann bin”, sagte er. "Und ich weiß auch nicht, ob eine Hure aus New Orleans dafür die richtige Frau ist.”
“Autsch”, sagte sie. "Das tat weh.”
“Kann manchmal sein, dass die Wahrheit wehtut. Das lässt sich nicht immer vermeiden.”
Sie starrte plötzlich an Grainger vorbei. Und dabei wurde sie plötzlich so blass, wie Grainger sie noch nie gesehen hatte. Es schien buchstäblich jedes Bisschen an Farbe aus ihrem Gesicht verschwunden zu sein. Ein Augenblick tiefsten Schreckens, so schien es.
Grainger drehte sich um.
Er wollte wissen, was diesen Schrecken ausgelöst hatte.
Und dann sah er ihn.
Den Schatten eines Mannes mit Büffelhörnern.
Er reckte eine Hand in den Himmel.
Eine Hand, die einen Tomahawk hielt.
“Das ist er!”, stieß Catherine hervor.
“Wer?”
“Der Scalpman!”
Grainger drehte sich kurz zu Catherine um. Sie schien richtig verstört zu sein. “So soll er aussehen! Mit Büffelhörnern um einem Tomahawk!”
Greiner drehte sich noch einmal in die Richtung, in der er den Mann mit den Büffelhörnern gesehen hatte.
Aber da war niemand mehr.
Überhaupt niemand.
“Das war irgendein Indianer”, sagte Grainger gelassen.
“Nein.”
“Woher willst du wissen,dass es der Scalpman war?”
“Weil er so aussah, wie die Männer im Saloon ihn immer beschrieben haben.”
“Und wieviele von den Säufernasen, die da ein- und ausgegangen sind, haben den Scalpman wirklich gesehen?”
"Diejenigen, die ihm wirklich gegenüberstanden, sind nicht mehr am Leben, Grainger.”
“Ach so. Grainger, das war er!”
“Soll ich dir mal meine Meinung sagen?”
“Grainger…”
“Die Leute, von denen du die Beschreibung des Scalpman hast, haben ihn nie gesehen. Sie haben nur die Geschichten von anderen Leuten gehört und sie weitererzählt. Und das so oft, bis sie glauben,. dass sie diesen Scalpman selbst gesehen haben.”
“Nein, Grainger, du irrst dich!”
“Das war irgendein Indianer hier aus der Gegend. Dies war immer Indianerland. Warum sollte hier nicht ein Indisaner herumlaufen. Das wäre zumindest eine deutlich plausiblere Erklärung als der Geist irgendeinem verrückten Indianers.”
“Du hast diese Geschichten nicht gehört, Greiner.”
“Mag sein.”
“Du würdest anders reden, wenn du die Angst in den Augen der Männer gesehen hättest, du davon berichteten.”
*
Das Unwetter hate suich verzogen. Irgendwo hinter den Bergen hatte man es Donnern und grollen hören. Und hin und wieder hatte ein Blitzen herübergeschienen.
Und jetzt war es vorbei.
Es war so schnell vergangen, wie es aufgezogen war.
“Lass die Hure doch laufen”, meinte einer der Männer au Don Bennets Trupp. “Du findest überall eine Frau, die genauso gut aussieht. Naja, vielleicht nicht ganz so. Catherine ist schon eine Klasse für sich. Aber meine Güte, ist sie es wirklich wert, dass wir ihr jetzt in diese Wildnis folgen?”
“Ich dachte, das hätten wir geklärt”, sagte Don Bennett.
“Aber…”
“Ich will dazu kein Wort mehr hören", sagte Don Bennett. “Ich bezahle euch und darum tut ihr, was ich euch sage.”
“Schon klar, Boss”, sagte der Mann. “Das hat auch niemand angezweifelt."
“Dann ist es ja gut”, sagte Don Bennett.
Die Männer hatten ein Lager aufgeschlagen. Es war inzwischen so dunkel geworden, dass man kaum noch die Hand vor Augen sehen konnte.
Deshalb war es besser, die Suche nach Catherine und dem Fremden namens Grainger ersteinmal zu unterbrechen.
Selbst Dan Bennett hatte sich davon schließlich überzeugen lassen.
Es war einfach nicht mehr möglich, die Suche unter diesen Bedingungen fortzusetzen.
Außerdem brauchten sowohl die Männer als auch die Pferde eine Pause. Auch wenn es nur wenige Stunden waren. Diese Unterbrechung war einfach notwendig.