Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Dieser Band enthält folgende Krimis: Inspektor Harringford und der Penny-Mörder: Krimi (Neal Chadwick) Trevellian, die Agentin und der Killer (Pete Hackett) Trevellian und die korrupten Kollegen (Pete Hackett) Trevellian und das Rendezvous mit einer Toten (Pete Hackett) Nach einem Straßenraub wird die 18-jährige Melanie festgenommen und landet vor dem Strafrichter. Dort kann sie sich entscheiden, ob sie ihre Strafe im Gefängnis absitzt oder verkürzt in einem Bootcamp. Sie entscheidet sich für das Bootcamp. Doch was sie dort erwartet, ist schlimmer als Gefängnis.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 521
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Thriller Quartett 4168
Copyright
Inspektor Harringford und der Penny-Mörder: Krimi
Trevellian, die Agentin und der Killer: Action Krimi
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
Trevellian und die korrupten Kollegen
Trevellian und das Rendezvous mit einer Toten
Dieser Band enthält folgende Krimis:
Inspektor Harringford und der Penny-Mörder: Krimi (Neal Chadwick)
Trevellian, die Agentin und der Killer (Pete Hackett)
Trevellian und die korrupten Kollegen (Pete Hackett)
Trevellian und das Rendezvous mit einer Toten (Pete Hackett)
Nach einem Straßenraub wird die 18-jährige Melanie festgenommen und landet vor dem Strafrichter. Dort kann sie sich entscheiden, ob sie ihre Strafe im Gefängnis absitzt oder verkürzt in einem Bootcamp. Sie entscheidet sich für das Bootcamp. Doch was sie dort erwartet, ist schlimmer als Gefängnis.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
Folge auf Twitter:
https://twitter.com/BekkerAlfred
Erfahre Neuigkeiten hier:
https://alfred-bekker-autor.business.site/
Zum Blog des Verlags!
Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!
https://cassiopeia.press
Alles rund um Belletristik!
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Bathranor Books, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2024 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
Folge auf Facebook:
https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/
Folge auf Twitter:
https://twitter.com/BekkerAlfred
Zum Blog des Verlags!
Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!
https://cassiopeia.press
Alles rund um Belletristik! x
von Neal Chadwick
Der Nebel hing dick und undurchdringlich über London, als Inspektor Harringford die schmalen Gassen von Whitechapel durchschritt. Der monochrome Glanz der Stadt schien in dieser frühen Morgenstunde nahezu unheimlich, verhüllte die verfallenden Gebäude und ließ die Laternen wie Geistererscheinungen erscheinen. Ein unbehaglicher Schauer lief ihm über den Rücken, während die eisige Luft seine Wangen rötlich färbte. Trotz der Kälte und des feuchten Steins unter seinen Füßen war das pulsierende Leben der Metropole in dieser Dunkelheit nicht zu leugnen — das ferne Getöse des Verkehrs, das gedämpfte Gemurmel der frühen Pendler und das gelegentliche Husten eines Straßenhändlers, der seine Waren frühzeitig anpries.
Ein Störenfried im sonst so familiären Treiben war der Anruf, den ihn der Notfall-Dienst von Scotland Yard hatte erreichen lassen. Hektisch war er zu seinem Dienstwagen geeilt, als die Nachricht von einem grausigen Fund in der Nähe der Whitechapel Road ihn erreicht hatte — ein Frauenleichnam, unbarmherzig erwürgt und mit einer 1-Penny-Münze auf der Stirn drapiert.
„Harringford!“, rief Throckmorton, sein gutmütiger Kollege und Assistent, der in einer der engen Seitengassen auf ihn wartete. „Wir müssen schnell handeln, bevor die Laufburschen von der Presse das Szenario stürmen!“
Inspektor Harringford nickte, während er sich seine Mütze tief ins Gesicht zog, um sich gegen den durchdringenden Wind zu schützen. „Was wissen wir bisher?“
„Nicht viel. Es ist die dritte Tote in nur zwei Monaten — alle Frauen, alle brutal ermordet. Aber das mit der Münze… Das ist neu!“, Throckmorton fuhr sich nervös durch die Haare und warf einen hastigen Blick über die Schulter. „Die ersten beiden Opfer hatten nicht ein solches Zeichen. Es könnte ein Hinweis sein. Oder eher eine Provokation.“
“Oder die anderen beiden Fälle haben nichts damit zu tun!”
“Auch möglich!”
“Ist naheliegend.”
Die beiden Kommissare erreichten den Tatort, einen kleinen, düsteren Hinterhof, der sich hinter einem heruntergekommenen Pub versteckte. Die Strahlen der trüben Morgensonne kletterten schlecht gelaunt über den Horizont und kämpften darum, die graue Düsternis zu durchdringen. Über dem Hof hing der Geruch von fauligem Gemüse und etwas, das an altes Blut erinnerte.
Ein Uniformierter, der an der Absperrung stand, salutierte. „Inspektor, Throckmorton. Hier ist die Sachlage.“ Mit einer Handbewegung deutete er auf den Boden.
Auf einem unebenen Pflasterstein lag die Frau. Ihre Augen waren weit geöffnet, als wären sie in einer letzten, qualvollen Überraschung erstarrt. Um ihre Kehle war ein schwerer Druck zu erkennen, der die Haut blau färbte, und es war evident, dass ihr Tod nicht nur einen schnellen, brutalen Charakter getragen hatte, sondern auch eine seltsame Tragik. Die 1-Penny-Münze schimmerte in der ersten Lichtbrechung des Tages — ein makabres Relikt, das die Mysterien des Aufenthaltsorts des Opfers umso mehr vertiefte.
„Wer ist sie?“, fragte Harringford mit gedämpfter Stimme, während er sich über den Körper beugte und einen detaillierten Blick riskierte, den er so oft in seinem Leben gewagt hatte.
„Sophie Turner. Eine Kellnerin, das letzte Mal gestern in einem der Pubs gesehen. Sie arbeitete als tageweise auch als Dienstmädchen“, gab Throckmorton in seinem schnellen, aufgeregten Ton von sich, während er seine Notizen durchblätterte. „Aber die anderen hatten ähnliche Geschichten. Sie schienen alle etwas bis zu einem gewissen Punkt gemeinsam zu haben…“
„Frauen, die in den dunkelsten Ecken Londons nach Leben suchen, während sie in den Schatten des Verbrechens verstrickt sind“, murmelte Harringford, während er den Ausdruck des Körpers studierte. „Sieht die Ermittlungen zu den Vorfällen vor ein paar Wochen?“
„Ja, aber bisher kein erkennbarer Zusammenhang. Die Nachforschungen wurden zeitweise frustriert von der Vielzahl der Zeugen — manchmal könnte man meinen, London selbst hat etwas gegen uns…“
„Wir werden nicht aufgeben“, schnitt Harringford mit energischem Nachdruck durch Throckmortons Geplapper. „Wir stehen am Anfang eines Ereignisses, das weit über diese eine Tat hinausgeht.“
Die nächste Münze werfen; das Spiel war im Gange. Immer verwickelter. Und London – mit all seinen Lichtern, Schattenmengen und Geheimnissen – war bereit, seine Karten zu enthüllen.
Die Straßen von London pulsierten mit einem hektischen Leben, während Harringford und Throckmorton sich in den Trubel von Whitechapel stürzten, um mehr über das Leben der ermordeten Sophie Turner zu erfahren. Ein abgegriffener Notizblock in Throckmortons Händen und die schwere Linie auf Wintersbottoms Stirn kündeten von der Schwere ihrer Mission. Sie sollten nicht nur den Mörder finden, sondern auch ein Bild vom Leben der Toten aufbauen, um dem Verbrechen tiefere Fragen zu entlocken.
„Die ersten Anlaufstellen sind ihre Freunde und Bekannten“, sagte Harringford, als sie sich zur Straße der kleinen Pubs und Läden aufmachten. „Wir werden herausfinden, wie sie lebte, oder besser gesagt, wobei sie sich aufhielt, dass jemand einen so verabscheuungswürdigen Akt an ihr verübt hat.“
Sie hielten an einem heruntergekommenen Pub, der „Der müde Schiffer“ hieß, ein schäbiger Ort mit einem abblätternden Holzschild und dichten, vergilbten Gardinen. Es war vermutlich ein häufiger Aufenthaltsort für Sophie und ihre Freunde. Der Pub war durchzogen von dem Geruch nach Bier, Zigarettenrauch und einer undefinierbaren Traurigkeit, die den Wänden anhaftete.
Im hinteren Bereich des Pubs saß eine Gruppe von Frauen. Man konnte sie an ihrem schüchternen Lachen und dem hastigen Flüstern erkennen — die spürbare Trauer war jedoch unüberhörbar. Harringford näherte sich ihrem Tisch, während Throckmorton ihm folgte, unausgesprochen die Rolle des Zuschauers übernehmend.
„Meine Damen, darf ich um einen Moment Ihrer Zeit bitten?“, begann Harringford, seine Stimme bestimmt und respektvoll. „Wir ermitteln im Mordfall an Sophie Turner.“
Ein kurzes, kollektives Innehalten folgte, dann senkten die Frauen betrübt ihre Köpfe. Eine der Frauen, eine verhungerte Seele mit tränennassen Augen und blonden Strähnen, war die erste, die wieder sprach. „Sophie… sie war immer so freundlich. Hat sich um jeden gekümmert, ohne darüber nachzudenken“, murmelt sie, während eine Schockwelle durch ihre Unterbrechungen rollte. „Wir… wir wissen nicht, was geschehen ist.“
„Hatten Sie in der vergangenen Zeit bemerkt, dass Sophie in Schwierigkeiten steckte? Vielleicht gab es Probleme oder jemand, der sie belästigte?“ Throckmorton intervenierte, die aufkeimende Traurigkeit in seinen leuchtenden Augen abmildernd.
„Kalle!“, erwiderte eine andere bekannte von Sophie, die sich die Tränen von den Wangen wischte. „Sie war mit einem Mann namens Kalle zusammen. Aber das war eine sehr unglückliche Beziehung…“ Ihre Stimme brach, und sie sah verlegen zur Seite. “Ich glaube, das ist skandinavischer Name. Schweden oder Norwegen.”
Harringford nickte und notierte den Namen. „Haben Sie die Gelegenheit gehabt, etwas davon zu bemerken?“
„Ich bin sicher, dass sie Angst vor ihm hatte“, fügte die blonde Frau hinzu. „Sie hat oft darüber gesprochen… Er war eifersüchtig. Manchmal hielt er sie fest, wenn sie zu spät von der Arbeit nach Hause kam. Sie dachte, er würde niemals etwas Schlimmes tun, aber… Das war vor ein paar Wochen…“
„Wo können wir ihn finden?“ Harringfords Gesicht war jetzt ernst, jeder Hinweis war eine potenzielle Verbindung zur erdrückenden Dunkelheit, die über dem Fall lag.
Die Frauen schauten sich verunsichert an, bis schließlich wieder die erste von ihnen sprach. „Er lebt in der Nähe… an der High Street. Aber wir warnen Sie: Wenn er wirklich hinter all dem steckt, sollten Sie vorsichtig sein. Kalle kann äußerst… unberechenbar sein.“
„Das ist wichtig, gegebenenfalls werden wir ihn sofort aufsuchen“, murmelte Throckmorton, während er seine Notizen durchblätterte. Harringford dankte den Frauen, dann eilten sie zum nächsten Ort des Interesses: Sophies ehemaliger Chef im Haushalt, ein fülliger, desillusionierter Mann, der in einem prunkvollen Stadthaus in der Nähe lebte, aber das elende Dasein seiner Angestellten nie wirklich wertgeschätzt hatte.
Der Butler, der die beiden Inspektoren am Eingang begrüßte, war von einem zurückhaltenden Respekt geprägt, als er den unglücklichen Kontext des Besuchs verstand. „Es tut mir leid, dass Sie hier sind, Inspektoren. Ich habe viele Gespräche mit Sophie geführt.“ Seine Stimme war hohl, fast als würde eine Wand von Traurigkeit ihn umgeben.
„Wissen Sie, ob Sophie irgendwelche Probleme hatte? Jemanden, der sie bedroht hat?“ wurde Harringford gefragt, während sie in ein stilvolles, aber düsteres Büro geführt wurden.
Der Mann prüfte vorsichtig die Akten vor ihm, als würde er durch die Seiten seiner eigenen Erinnerung blättern. „Sie war eine ausgezeichnete Hilfskraft, aber in letzter Zeit wirkte sie gestresst. Ich hörte sie oft am Telefon flüstern. Es ging um einen Mann, ich hoffe, dass dies nicht einer der vielen Vögel ist, die Landsleute oft belästigen. Lasst mich die Stille meiner Geister nicht stören…“
Harringford und Throckmorton sahen sich an, eine dunkle Vorahnung übermannte sie. Die Puzzles bleibend unvollständig, aber die Teile begannen, sich zusammenzufügen. Die Straßen Londons waren ein gefährliches Labyrinth, und während sie weiter in den Schatten der Gassen drangen, war die Gewissheit, dass sie einer schwindelerregenden Wahrheit auf der Spur waren, drängend und beunruhigend.
Die Straßen Londons waren voll von Gesichtern, doch für Inspektor Harringford und Throckmorton gab es nur ein Gesicht, das in ihren Gedanken umherwanderte: das von Kalle. Der Name war wie ein beklemmender Schatten in der Dämmerung, und je mehr sie darüber erfuhren, desto mehr wurde ihm die Züge einer dunklen, verworrenen Beziehung sichtbar.
Nach dem Gespräch mit den Freunden von Sophie hatte Harringford beschlossen, nach weiteren Informationen über Kalle zu suchen. Ein nervöses Gefühl machte sich in der Magengegend breit, als sie sich auf den Weg zur High Street machten, wo Kalle wohnen sollte. Ein weiteres potenzielles Stück Puzzleglück in einem Spiel, das bereits zu viele Abgründe offenbart hatte.
„Wir müssen seine Nachbarn befragen“, schlug Throckmorton vor. „Vielleicht haben sie etwas über seine Beziehung zu Sophie bemerkt.“
Als sie an dem schäbigen Wohnblock ankamen, der Kalles neue Unterkunft war, war das Bild wenig einladend. Der Eingang war mit einer verlebt wirkenden Tapete und einem übelriechenden Mief geschmückt, als ob die Sorgen, die drinnen wohnten, in den Gestank entwichen seien.
„Ich werde mich umsehen und die Nachbarn befragen. Du klopfst an seine Tür“, schlug Harringford vor. „Sei vorsichtig, Throckmorton.“
Throckmorton nickte zögerlich und trat auf die knarrende Treppe. Der Inspektor selbst ging hinunter zu den benachbarten Wohnräumen, eine Handlung, die meist wenig Erfolg brachte, aber die Hoffnung auf neue Erkenntnisse blieb ein festes Fundament seiner Ermittlungen.
Nach ein paar Minuten klopfte Throckmorton an die klapprige Tür im ersten Stock. Ein Knistern kam von innen, und er konnte Kalle hinter dem Holz vermuten. Ein leises „Was willst du?“ ertönte, die Stimme war tief und unbehaglich. Throckmorton zögerte.
„Inspektor Throckmorton von Scotland Yard“, stellte er sich vor. „Ich möchte mit Ihnen über Sophie Turner sprechen.“
Die Tür öffnete sich einen Spalt und gab den Blick auf Kalle frei. Ein großer, hagerer Mann mit dunklen Augen, die gleichgültig schauten. „Ich kenn keine Sophie Turner“, flüsterte er und wollte die Tür schon wieder schließen, doch Throckmorton konnte mit einem schnellen Fuß in den Türrahmen dazwischen treten.
„Ich bitte Sie, lassen Sie uns reden. Die Umstände ihres Todes sind sehr ernst.“
Kalle schloss für einen Moment die Augen, als ob er einen inneren Kampf führte zwischen dem Wunsch, sich zu wehren, und dem Drang, die Wahrheit herauszulassen. Schließlich zog er die Tür auf und ließ Throckmorton eintreten.
„Setzen Sie sich“, murmelte er, und während Throckmorton Platz nahm, sah Kalle aus dem Fenster. „Sophie… Sie war eine gute Frau. Sie hat mir Freude gemacht.“
„Aber es gibt Gerüchte, dass Sie oft wütend waren. Wo waren Sie letzte Nacht?“ Throckmorton schnitt zur Sache, sein Herz klopfte beim Gedanken an die mögliche Brutalität, die hinter dieser Beziehung steckte.
„Wo ich war? Was geht Sie das an? Ich habe niemandem was zuleide getan“, rief Kalle, sein Tonfall brüsk und seiner Würde beraubt.
„Wir haben gehört, dass Sie eine gewalttätige Beziehung hatten. Dass es Schläge und Eifersucht gab. Waren das die Gründe, die Sie zu einem Verdächtigen machen?“
Kalle schüttelte indigniert den Kopf. „Das ist unwahr! Ich hatte sie lieb. Ja, es gab Schwierigkeiten, aber ich wollte nicht, dass ihr etwas passiert. Sie war für mich alles!“
„Hatten Sie die Möglichkeit, sich in der Nacht ihres Todes zu treffen?“, drängte Throckmorton und sah ihm in die Augen.
Kalle schien für einen Moment zu reflektieren. „Ja. Aber ich war nicht dort, als es passierte. Ich… ich wollte sie anrufen. Aber ich war betrunken. Ich wollte es ändern, endlich ein guter Mensch sein, sie respektieren. Ich habe sie vermisst…“
Die Traurigkeit in seiner Stimme war echt, und Throckmorton fühlte, wie sich ein Teil seiner eigenen Skepsis zurückzog. „Wo waren Sie zur Tatzeit?“
„Ich… war bei Fred, einem Freund! Wir haben gesoffen und Poker gespielt. Die ganze Nacht,“ erwiderte Kalle, die Stimme jetzt schwächer. „Ich kann es bezeugen.“
Mit einer raschen Schreibung nahm Throckmorton den Namen und die Details auf, während er in Kalles Augen über das Wustern von Emotionen und Verzweiflung schaute. Vielleicht war Kalle nicht der Mörder. Vielleicht war er nur ein verzweifelter Mann, der ein gebrochenes Herz hatte.
„Wir werden alles prüfen. Ich warte auch auf Geheimnisse und die Wahrheit. Aber ich sage immer: Wo war Sophie am Vorabend ihres Todes?“
Kalle verstummte, seine energischen Gesichtszüge wurden bleich. „Sie war… sie war unterwegs, zu einer Freundin, um ihr zu helfen. Aber ich habe nicht gewusst, mit wem sie sich getroffen hat. Es könnte jemand sein…“
Harringford war unterdessen zu den Nachbarn vorgedrungen. Hinter einer schmalen Tür fand er eine alte Dame, die ihm auf seine Fragen nach Sophie und Kalle eine flüchtige Antwort gab.
„Ach, das arme Ding. Sie wusste lange, dass ihr Freund nicht der beste Mann war. Aber sie hat ihn geliebt, wissen Sie? Männer bringen oft viele Veränderungen mit sich, aber die vielen noch tiefer… Die Liebe kann kommen und gehen. Aber ich habe oft gehört, dass Kalle wütend werden kann. Letzte Woche hörte ich sie streiten, und sie schrie: ‘Du wirst mein Leben ruinieren!’“
Harringford vermerkte den Vorfall und kam zu dem Schluss, dass die Dynamik zwischen der besessenen Liebe und der dunklen Wut Kalles eine gefährliche Kollision für Sophie war. Er musste Throckmorton treffen und die neuen Informationen kommunizieren.
Sie trafen sich bald darauf in einem kleinen Kaffee in der Nähe und begannen, ihre Erkenntnisse auszutauschen. Während Throckmorton Kalles Version des Geschehens schilderte, erwog Harringford die Möglichkeit eines inneren Konflikts in Kalle — ob er tatsächlich eine Gefahr dargestellt hatte oder ob es noch andere Umstände gab, die alle in die Dunkelheit führten könnten.
„Vielleicht war Kalle tatsächlich nicht der Mörder. Aber derjenige, mit dem Sophie zu tun hatte, könnte wider besseres Wissen in die Abgründe gestürzt sein“, murmelte Harringford. „Wir müssen uns mit den Leuten beschäftigen, die mit ihr zu tun hatten. Jede Begegnung könnte ihr Ende heraufbeschworen haben.“
Und so hielten die beiden Inspektoren in London an, tief in die Nacht, weiter auf der Suche nach der Wahrheit, die von den Resonanzen der Erinnerungen an das gescheiterte Leben der armen Sophie Turner umgeben war.
*
Am nächsten Tag wollten Harringford und Throckmorton bei Kalle noch ein paar zusätzliche Informationen erfragen und ein Protokoll machen. Aber Kalle war nicht mehr da. Er war verschwunden. Niemand wusste, wo er zu finden sein konnte.
Der Vermieter öffnete ihnen die Tür der Wohnung. Die sah aus, als hätte dort nie jemand gewohnt.
“Würde mich nicht wundern, wenn selbst der Name falsch ist”, sagte Throckmorton.
“Übrigens hat er seit Monaten seine Miete nicht überwiesen”, sagte der Vermieter. “Es lief schon eine Räumungsklage.”
Im Neonlicht eines kleinen Cafés in Whitechapel saßen Inspektor Harringford und Throckmorton an einem abgenutzten Tisch. Vor ihnen dampften die Tassen mit schwarzem Kaffee, während das stetige Klappern von Geschirr und das murmelnde Gerede der anderen Gäste einen unhörbaren Vorhang aus Alltag über die düsteren Gedanken der beiden Kommissare legte. Vor ihnen lagen die Schichten einer Beziehung, die ebenso komplex wie tragisch waren.
„Wir müssen uns eingehender mit den Motiven für Sophies und Kalles Beziehung auseinandersetzen“, begann Harringford, während er nachdenklich an seiner Tasse nippte. „Es scheint, als ob beide in einem Netz aus Abhängigkeit und Angst gefangen waren. Aber was hat diese Verbindung verstärkt?“
Throckmorton nickte und kritzelte hastig einige Notizen auf sein Blatt. „Einerseits könnte man die emotionale Abhängigkeit betrachten. Sophie war eine Frau, die in einem instabilen Umfeld lebte, und Kalles leidenschaftlicher, wenn auch problematischer Charakter ließ sie vielleicht glauben, dass seine Liebe zu ihr einzigartig war. Oft finden Menschen Halt in Beziehungen, die sie innerlich zerrütten.“
„Das stimmt“, bestätigte Harringford. „Es besitzen viele Frauen oft die Hoffnung, dass sie einen schwierigen Mann ändern können, während sie gleichzeitig tief in einer Abwärtsspirale feststecken. Kalle mag sie mit seiner rauen Art angezogen haben, aber wohl auch die Tatsache, dass sie dadurch jemandem recht geben konnte, der den Zorn der Gesellschaft auf sich zog. Eine Art Flucht aus der tristen Realität.“
„Aber gleichzeitig war Kalle nicht nur ein schüchterner Verlierer; er war auch ein potenziell gewalttätiger Mann“, warf Throckmorton ein. „Essenziell könnte Eifersucht ein tragendes Motiv sein. Vielleicht war er für Sophie nicht nur der Liebhaber, sondern auch ein Gefängniswärter. Der unaufhörliche Druck seiner Eifersucht könnte sie in eine ausweglose Situation gedrängt haben.“
„Ja, das haben wir in ihren Schilderungen bemerkt“, stimmte Harringford zu. „Es gab Anzeichen dafür, dass Kalle wahrscheinlich nicht nur wütend, sondern auch besitzergreifend war. Solche Männer verhüllen ihre Unsicherheiten oft hinter Machtdemonstrationen. Über das drangsalierende Wesen entsteht ein psychologisches Muster, das eine Grundlage für Manipulation und Einschüchterung bietet.“
„Und was ist mit dem sozialen Umfeld?“, fragte Throckmorton weiter. „Sophie hatte nicht die besten Karten – sie war in einer prekären finanziellen Lage und fand sich schnell auf einem schlüpfrigen Terrain wieder. Manchmal entwickeln sich Abhängigkeiten in ungünstigen Beziehungen für beide Parteien.“
„Genau. Das könnte erklären, warum sie länger bei Kalle blieb als gut für sie war“, überlegte Harringford. „Sie hatte vielleicht das Gefühl, dass die Beziehung eine Art Sicherheit bot, auch wenn sie gefährlicher war, als sie sich selbst eingestand. Aber die Umgebung kann auch Kalle geschwächt haben. Der Druck, sich als Mann beweisen zu müssen und nicht als Versager im Leben zu stehen, könnte seine Reaktionen auf die Trennungen zwischen ihnen verstärkt haben.“
„Ich habe seine verzweifelte Haltung bemerkt“, erwiderte Throckmorton. „Die Mischung aus Liebe und Wut ist manchmal explosiv. Seine Zuneigung mag intensiv gewesen sein, aber in einem Moment des Unbehagens könnte sie den Zorn in ihm entfesselt haben. Es könnte sich im Konflikt zwischen Zuneigung und Besessenheit manifestiert haben. Und als Kalle merkte, dass Sophie tatsächlich einen Ausweg aus ihrer Beziehung finden wollte, könnte er durchgedreht sein.“
Ein schwacher Lichtstrahl brach durch die Wolken und fiel auf den Tisch. Harringford lehnte sich zurück und überlegte. „Kalle ist nicht der einzige mögliche Verdächtige. Es könnte jemand anderes im Spiel sein. Während sich die Schichten des Dramas immer weiter entfalten, könnten auch andere Beziehungen ins Licht treten — Männer aus Sophies Vergangenheit, die möglicherweise aus einer anderen Ecke der Stadt ihren Anteil an ihrer Geschichte hatten.“
„Das sollten wir unbedingt im Auge behalten“, erwiderte Throckmorton. „Aber zugleich müssen wir uns darauf konzentrieren, wie sich die seelische Verletzung und finanziellen Nöte von Sophie auf ihre Entscheidungen ausgewirkt haben könnten. Gab es vielleicht noch andere Männer, die ihr nachstellten? Woher wusste Kalle von ihrem Geheimnis?“
„Wir müssen auch den Kreis ihrer Bekannten erweitern“, entschloss sich Harringford. „Wenn wir bei Kalles Vernehmung neue Informationen gewinnen wollen, sollten wir unsere Beweise sammeln und mit anderen Freunden und Bekannten von Sophie sprechen. Jeder hat seine eigene Sicht bevorzugt auf das Spiel geometrischer Motive.“
Mit einem letzten, nachdenklichen Blick in die Tasse wandte Harringford den Blick ab. Ein weitgereistes Netz aus Beziehungen wuchs vor ihnen, und je mehr sie darüber nachforschten, desto mehr schien es, dass das einfache Bild von Liebe und Leid auf eine vielschichtige und verworrene Realität hinauslief. Die Worte der Zeugen hallten in ihren Köpfen wider und bildeten ein unruhiges Echo, das die Schatten der Vergangenheit durchbrach und die Dunkelheit einer Stadt entblößte, deren Geheimnisse weit über das hinausgingen, was sie sich in ihren kühnsten Ängsten vorgestellt hatten.
Die Wahrheit hinter Sophies und Kalles Beziehung würde sich als schmutziges Spiel entpuppen. Ein Blick auf die Facetten einer tragischen Verbindung, die in den Gassen Londons vergraben war und darauf wartete, ans Licht gezerrt zu werden.
Der Himmel über London hatte sich in einen matten Grauton gehüllt, der die Stadt in einen melancholischen Schleier hüllte. Der kalte Wind trug den kühlen Hauch des Novembers mit sich und schien die Schreie der Verzweiflung in den Schatten der Gassen wiederzubeleben. Für Inspektor Harringford war das Wetter ein Spiegel der in ihm tobenden Gedanken, als er zur nächsten Tatstelle gerufen wurde.
Die Nachricht über eine weitere tote Frau war wie ein Blitz durch den trüben Nebel der Stadt geschossen — eine weitere Opfergabe, die die Atmosphäre der Unruhe noch dichter machte. Diesmal war das Opfer eine ältere Frau, die in einem kleinen, verwahrlosten Zimmer in einem heruntergekommenen Mietshaus in Spitalfields aufgefunden wurde.
„Es riecht nach einer weiteren Tragödie“, murmelte Harringford, als er die Schwingtüren des Mietshauses durchschritt. Der Gestank von Schimmel und Verfall schien in die Wände eingraviert zu sein, und die Treppen knarrten warnend unter ihren Schritten.
„Inspektor, Dr. Harrow hat den Tatort in der Wohnung bereits gesichert“, meldete der Uniformierte, der auf sie gewartet hatte. „Die Frau wurde ebenfalls mit einer 1-Penny-Münze auf der Stirn gefunden.“
Harringford spürte, wie ein gewaltiger Druck in seinem Magen wuchs. Dort war sie — die unheimliche Wiederholung. Es hatte einen grausigen Zusammenhang gegeben.
„Wir haben eine Verbindung zu Sophie Turner, sicher?“, fragte Throckmorton, der sichtlich nervös war, als sie die Wohnung betraten und das Unvermeidliche erblickten.
Der Anblick des Körpers war wieder andere Art grausig. Die ältere Dame hatte ausgebleichte Haare und lag regungslos auf einem abgewetzten Sofa. Eine schmale Kette mit einem kleinen Kreuz hing um ihren Hals, doch die Kälte ihrer Existenz war nicht zu ignorieren. Die Münze auf ihrer Stirn schimmerte im schwachen Licht, und es war, als hätte sie eine Botschaft für die beiden Kommissare.
„Wir müssen die Identität der Frau klären“, sagte Harringford, während er seine Jacke zurechtrückte und sich den Ort genauer ansah. „Finden wir heraus, ob sie irgendwo mit Sophie Turner in Verbindung stand. Und vor allem: Gibt es sonst noch Hinweise, die uns sagen, warum dieses Zeichen in beiden Fällen hinterlassen wurde?“
„Wer könnte dieses Wissen haben?“, fragte Throckmorton. „Vielleicht ist es jemand aus Sophies Umfeld. Wir sollten mit den Nachbarn sprechen.“
„Das ist es. Der Kontext ist entscheidend — auch wenn die Frauen unterschiedlich waren, könnten sie Verbindungen oder gemeinsame Bekannte haben“, erwiderte Harringford. „Und wenn das Zeichen eine Art Erkennungsmerkmal ist, dann müssen wir alles daran setzen, dieses Muster zu entschlüsseln.“
Sie begaben sich ins Stockwerk des Hauses, wo die Nachbarn von der älteren Dame wohnen sollten. An einer der Türen klopften sie an, und eine feine junge Frau öffnete, die sofort nervös wirkte. Ihre Augen spiegelten deutlich die Sorge und den Schrecken wider.
„Was ist hier geschehen?“, fragte sie mit zitternder Stimme, als sie Harringford und Throckmorton in die kleine, düstere Wohnung ließ.
„Wir ermitteln im Fall des Mordes an Ihrer Nachbarin“, erklärte Harringford höflich, doch mit Nachdruck. „Kennen Sie die Frau? Hatten Sie irgendwelche Gespräche mit ihr?“
„Ja, manchmal sprach sie mit mir. Sie war allein, hatte nicht viel... um sich. Aber sie war immer freundlich“, flüsterte die junge Frau. „Ich nannte sie Mrs. Hargrove. Was ist mit ihr geschehen?“
„Sie wurde tot aufgefunden. Hatten Sie in letzter Zeit etwas Seltsames bemerkt — vielleicht einen Mann in der Nähe oder andere merkwürdige Vorkommnisse?“
Der Blick der jungen Frau wurde angespannter. „Ich… ich habe einmal gehört, wie sie mit jemandem am Telefon sprach. Sie klang verängstigt. Es ging um einen Mann … sie sagte irgendwas mit, dass er sie wieder fangen wolle. Ich bin mir nicht sicher, aber… das klang nicht gut.“
Harringford sah sich an und erinnerte sich an die Notizen über Sophies Beziehung zu Kalle. Die Verbindung zwischen den beiden Toten wurde immer deutlicher. „Hatte die alte Dame Kontakt zu Sophie Turner? Können Sie sich an ihrer letzten Interaktion erinnern?“
„Ich… glaube schon. Es war vor ein paar Tagen; sie erklärte, dass Sophie ärgerliche Belästigungen hatte. Vielleicht hatte sie den gleichen Mann?“
Jetzt brauchte Harringford ihn. Kalle war ein Name, der immer in der Luft hing. Aber noch gab es mehr, was sie herausfinden mussten. „Haben Sie noch etwas gehört, was sie hinterlassen haben könnte? Über ihren Lebensumständen oder Kontakt zu anderen Leuten?“
„Ich… erinnere mich, dass sie vor ein paar Wochen gesagt hat, dass Sophie einen Freund hatte, der gewalttätig sein konnte. Sie hatte sich Sorgen um sie gemacht.“
Die Puzzlestücke fügten sich zusammen. Mit dem Hinweis auf eine mögliche Verbindung zwischen den beiden Opfern und Kalles potenziellem Einfluss wollte Harringford weiter in das Dunkel der Geheimnisse und die Abgründe des Lebens dieser Frauen vordringen.
„Wir müssen alle Verbindungen zu Kalle weiter untersuchen und seine Bewegungen nachverfolgen, besonders in den letzten Wochen“, befahl er Throckmorton. „Und falls es noch ein drittes Opfer geben könnte, müssen wir heute Nacht wachsam sein.“
Die beiden Kommissare wussten, dass sie sich auf die Jagd auf einem Serientäter eingelassen hatten — ein bösartiger Schatten, der die Straßen Londons durchstreifte und mitgezogene Gier, Angst und einem hohlen Gefühl einzelner Leben zurückließ. Die Beweise läuteten das Alarmzeichen und drängten sie, herauszufinden, wer hinter dieser finsteren Maschinerie verborgen war, die in einem Netz aus Verzweiflung und Groll verstrickt war.
Der Wettlauf gegen die Zeit war ein Kampf im Nebel Londons, und je näher sie dem Kern des Verbrechens kamen, desto mehr schien die Dunkelheit der Stadt selbst, mit ihren vielen Geheimnissen, ihnen im Nacken zu sitzen.
Das Büro von Superintendent Featherstone war eine Anomalie im hektischen Puls von Scotland Yard — ein Raum, der trotz der grauen Wände und des heruntergekommenen Mobiliars eine Art ordenliches Chaos ausstrahlte. Überquellende Aktenstapel, auf denen abgetragene Notizzettel lagen, demonstrierten, dass hier jemand x-mal hart gearbeitet hatte, um die Verbrechen Londons zu bekämpfen.
Harringford und Throckmorton traten ein, beide angetrieben von dem Drang, ihre Ermittlungsergebnisse zu präsentieren, während die jüngsten Schlagzeilen über die beiden Mordfälle wie ein Sturm über die Stadt hinwegzogen. Die Presseschlagzeilen hatten alarmierende Dimensionen erreicht, und das Echo ihrer Ermittlungen war bereits in den Wasserlöchern des öffentlichen Bewusstseins mariniert.
„Kommen Sie herein, Inspektoren. Ich nehme an, Sie sind nicht hier, um den neusten Klatsch über die Docks zu diskutieren“, sagte Featherstone mit scharfer Zunge, während er ihnen ein bedeutendes Nicken zuwarf.
„Bezüglich der Morde an Sophie Turner und der ebenfalls kürzlich ermordeten Mrs. Hargrove“, ließ Harringford keinen Zweifel offen und setzte sich auf den Stuhl gegenüber dem Superintendenten.
„Die Presse schreit nach Antworten, und die Öffentlichkeit verlangt nach Sicherheit. Manche sprechen bereits von einem Serientäter“, fuhr Featherstone fort und warf einen wütenden Blick auf die druckfrischen Exemplare von „The London Evening Standard“ und „The Daily Herald“, die auf seinem Schreibtisch lagen. „Wir können uns nicht erlauben, noch einen Tag im Dunkeln zu tappen. Was ist Ihr Fortschritt?“
„Die Verbindung zwischen den beiden Opfern ist unbestreitbar“, begann Harringford und präsentierte die Notizen. „Beide Frauen hatten in der Vergangenheit Kontakt und runden Dummheiten mit demselben Mann, ganz klar Kalle. Wir glauben, dass er der Schlüssel zu den Morden ist, auch wenn er sich im Moment auf der Flucht befindet. Zeugen berichten von bedrohlichen Szenen, in denen Sophie von ihm belästigt wurde. Die zweite Tote hat ihrer Nachbarin gegenüber geäußert, dass sie um Sophie besorgt war.“
„Sind Sie sicher, dass er allein gehandelt hat? Es wäre fahrlässig zu glauben, er sei ein Serientäter, ohne klare Beweise“, unterbrach Featherstone, während seine Augen das Gesicht von Harringford durchdrangen.
„Das ist nicht das einzige, was wir herausgefunden haben“, fügte Throckmorton hinzu, worauf er die sich stapelnden Informationen auf dem Tisch ablegte. „Es gibt spezifische Assoziationen mit einer Reihe von potenziellen Zeugen, die auf immer widerlichere Umstände hinweisen, und wir haben noch andere Namen auf der Liste, die wir prüfen müssen. Unserer Überlegung nach könnten die Frauen, die nicht mehr leben, vorher in einem Netzwerk von Männern und Frauen gewesen sein, die durch Drogen, finanzielle Not oder gewalttätige Beziehungen vereint sind.“
Featherstone krümmte seine Lippen zu einem ernsten Ausdruck. „Das ist eine Menge Informationsfragmente, die zu verarbeiten sind, aber ich vertraue darauf, dass Sie bald mehr dazu zusagen haben. Wie steht es um die Presse?“
„Die Berichterstattung ist im Moment heiß und unsachlich", antwortete Harringford. „Wir wissen von Gerüchten über Landstreicher und Verhältnisse zwischen den Opfern. Die Leuten sind schockiert und sagen, der Lover könnte ebenfalls im Spiel sein.“
„Das muss gestoppt werden“, sagte Featherstone schnell und mit Nachdruck. „Wir müssen sicherstellen, dass keine weiteren Lecks auftreten, die unsere Ermittlungen gefährden. Wenn das öffentliche Vertrauen in unsere Arbeit schwindet, könnten wir noch mehr Probleme bekommen, als wir jetzt haben.“
„Wir haben bereits einen Sicherheitsring um das Umfeld der Opfer gezogen, aber Sie kennen die Sensationslust der Presse“, erwiderte Throckmorton. „Wir können nur hoffen, dass sie uns Zeit lassen. So was wie eine Beruhigungsphase ist im Moment nicht einfach zu erreichen.“
„Sie müssen es schaffen! Und ich erwarte von Ihnen Klarheit in Ihren Antworten. Bringen Sie die Dinge zu einem Abschluss, bevor die Panik die Straßen überflutet“, schloß Featherstone, seine Stimme drang nun unmissverständlich in Harringfords und Throckmortons Ohr.
Sie nickten beide und traten aus dem Büro, zurück in den stressreichen Fluss von Scotland Yard. Die Straßen Londons waren nach wie vor von einem Gefühl der Bedrohung gezeichnet, und die Schatten der letzten Morde hing über den Gedanken der Beamten.
„Also, was ist der nächste Schritt?“, fragte Throckmorton, während sie an einem schmuddeligen Fenster vorbeigingen.
„Wir müssen jeden noch so kleinen Hinweis verfolgen“, antwortete Harringford, der die Angelegenheit mit Entschlossenheit aufnahm. „Wir nehmen Kalle ins Visier, aber wir müssen auch noch tiefer graben. Wenn wir sicherstellen wollen, dass es nicht das letzte Opfer war, müssen wir die Verstrickungen, die um diese Frauen existieren, zerlegen. Und schauen, was wir über ihre alltäglichen Kämpfe und Beziehungen recherchieren können. Jedes Detail könnte von Bedeutung sein.“
Throckmorton nickte, die Ernsthaftigkeit der Lage begann nun auch ihn zu belasten. „Ist Ihnen bewusst, dass jeder Schritt darauf hindeutet, dass wir in eine dunkle Welt eintauchen, in der persönliche Abgründe aufgedeckt werden?“
„Das wissen wir. Und gerade deshalb können wir nicht stillstehen“, antwortete Harringford mit einem entschlossenen Blick. „London mag uns mit seinen Geheimnissen umhüllen, aber wir müssen uns an die Arbeit machen. Es gibt da draußen einen Mörder, und wir müssen ihn finden, bevor er erneut zuschlägt.“
Mit einem letzten Blick auf die grauen Straßen Londons, in denen die Mysterien geduldig darauf warteten, ans Licht gezerrt zu werden, machten sich die beiden Detektive auf den Weg, um die Schatten einer dunklen Wahrheit zu beleuchten — das Verbrechen, das die Stadt ergriff, würde nicht ungestraft bleiben.
Die Abenddämmerung hatte sich über London gelegt, als Harringford und Throckmorton die Straßen durchstreiften. Nebel begann, die Gassen zu erfüllen, und mit ihm stellte sich die gleiche drückende Nervosität ein, die sie heimsuchte, seitdem sie in die düstere Welt des Verbrechens eingetaucht waren. Ihre Ermittlungen führten sie in die unerbittlichen Schatten der Stadt, wo die kleinen Freuden des Lebens oft in das unbarmherzige Geplätscher der Existenz verloren gingen.
„Lass uns in die Gegend schauen, wo Sophie und Mrs. Hargrove gelebt haben”, schlug Throckmorton vor, als sie die nebligen Straßen entlanggingen. „Es könnte Zeugen geben oder zumindest Gerüchte, die uns eine Verbindung zwischen den beiden Frauen aufzeigen.“
Harringford stimmte zu. „Wir sollten ihre Nachbarn und Bekannten befragen, vielleicht schaffen wir ein besseres Bild von ihrem sozialen Umfeld. Wenn da tatsächlich noch ein Dritter im Spiel ist, müssen wir wissen, in welchen Kreisen sich die beiden Frauen bewegten.“
Sie kamen in die bescheidene Nachbarschaft von Spitalfields und begannen mit ihren Fragen. Viele von den Leuten waren zurückhaltend, zu Misstrauen geneigt, wenn es darum ging, über die Toten zu reden. Aber irgendwann fanden sie eine alte Frau, die am Fenster ihrer kleinen Wohnung saß und genau auf das Geschehen in der Straße achtete.
„Oh, ich habe oft die Sophie gesehen, sie war eine nette junge Dame“, schnatterte die alte Dame, als sie Harringford und Throckmorton erblickte. „Auch Mrs. Hargrove kam öfter vorbei. Die beiden haben sich anscheinend gut verstanden.“
„Hatten Sie jemals das Gefühl, dass bei ihnen irgendetwas nicht stimmte?“, fragte Harringford, lehnte sich etwas zu ihr vor.
Die alte Dame schüttelte den Kopf. „Im Gegenteil! Sie waren wie Freundinnen, haben zusammen gelacht und sich gegenseitig besucht. Aber ich hörte neulich, dass Sophie oft um den neuen Mann in ihrem Leben besorgt war. Darüber wurde geflüstert.“
„Welcher Mann?“
„Nun, der Name fällt so oft — Kalle. Er hat Sophie oft geärgert, richtig schlimm war's. Ich hörte sie in den Nächten immer wieder streiten. Ihre Schreie waren herzzerreißend“, gab die Frau zögernd zu.
„Und Mrs. Hargrove? Hat sie jemals etwas über diesen Kalle gesagt?“
„Ich kann mich daran erinnern, dass sie einmal in der Nähe der Treppe saß, als sie mir erzählte, dass Sophie in Schwierigkeiten steckte. Sie wollte ihr helfen, aber was kann man schon tun, wenn Liebe so blind macht?“
Deutlicher als zuvor begannen die Puzzlestücke zusammenzuwachsen. Sophie hatte in ihrem verzweifelten Kampf um Liebe und Sicherheit anscheinend eine Verbündete in Mrs. Hargrove gefunden.
„Danke, Madam, das war sehr hilfreich“, nickte Harringford, bevor sie sich auf den Weg zur nächsten Wohnung machten.
Dort fanden sie einen Herrn Wilson, der angab, Mr. Kalle im Pub gesehen zu haben. „Ja, ich sah ihn oft dort, er trank viel, aber in letzter Zeit sah er irgendwie durch den Wind aus — besitzergreifend, vielleicht sogar gewalttätig, wenn er nicht die gewünschte Aufmerksamkeit bekam“, so der Nachbar.
Die müden Augen von Harringford und Throckmorton tauschten einen besorgten Blick aus. Das Muster wurde immer deutlicher: Der Kessel des Lebens in dieser Ecke Londons war übergekocht und hinterließ angebrannte Ausläufer.
„Wir müssen Kalles Bewegungen in der letzten Zeit nachvollziehen und seine sozialen Verbindungen prüfen“, entschloss sich Harringford, als sie weitergingen.
Zurück in ihrem Büro durchforsteten sie die Unterlagen nach allem, was sie über Kalle herausfinden konnten. „Ich habe ein paar Aussagen gesammelt“, sagte Throckmorton und zeigte auf einen gefalteten Zettel. „Es gab eine Reihe eines solchen Verbrechens in einem anderen Stadtteil Londons, das keine weiteren Verbindungen mehr zu diesen beiden Frauen hatte. Diese Berichte zeigen eine geheime Beteiligung an illegalem Glücksspiel und Drogen.“
„Drogen? Das könnte erklären, warum Kalle so schockiert gegenüber den Frauen war. Aber könnte er daran beteiligt gewesen sein, mit anderen Männern in Kontakt zu stehen?“, fragte Harringford, der nun die Möglichkeiten abwägte.
„Es gibt auch Zeugen, die sagen, dass sie ihn mit anderen unauffälligen Männern gesehen haben, manchmal in der Nähe des Pubs. Wenn er mit der Unterwelt in Berührung war…“, murmelte Throckmorton.
„Genau“, stimmte Harringford zu. „In dieser Art von Milieu können Probleme schnell eskalieren. Es könnte bedeuten, dass wir uns nicht nur mit Kalle, sondern mit einem größeren Netzwerk von Verbrechern zu tun haben. Vor allem, wenn die Münze ein Teil der Brutalität ist, die sein Markenzeichen ist. Es fühlt sich an, als ob wir in die Abgründe von London eintauchen.“
„Was müssen wir als Nächstes tun?“, fragte Throckmorton und sah Harringford erwartungsvoll an.
„Wir sollten die Überwachung des Pubs intensifizieren und vielleicht ein paar infiltrierte Beamte schicken. Wenn er wirklich in irgendeiner Weise in den Drogenhandel verwickelt ist, könnte das seine Motivation für die Morde erklären. Wer schon eine andere opferte, würde sich nicht scheuen, weiterzumachen.“
Noch während sie sprachen, überlegte Harringford leise die nächsten Schritte, die sie unternehmen sollten. Ein schreckliches Gefühl überkam ihn, eine intuitive Vorahnung, die ihn wissen ließ, dass sie den mörderischen Schatten, der über London schwebte, auf den Fersen waren. Aber er war auch in Sorge, dass die nächste Nachricht von der steigenden Dunkelheit nicht lange auf sich warten lassen würde.
„Wir müssen durch diese Schwierigkeiten gehen, Harringford“, sagte Throckmorton, der ihm direkt in die Augen sah. „Wir dürfen nicht aufgeben. Jeden Anhaltspunkt müssen wir verfolgen. London wird nicht sicher sein, bis wir diesen Serientäter gefasst haben.“
„Richtig, Throckmorton. Und bevor wir es wissen, könnte das nächste Opfer im Fokusl stehen. Lass uns keine Zeit verlieren“, schloss Harringford und verließ mit seinem Partner das Büro — auf den Straßen der Stadt, wo die Dunkelheit die Geheimnisse bewachte, war der Weg zur Wahrheit noch lange nicht zu Ende.
Die Nacht war inzwischen hereingebrochen und hatte London in Dunkelheit gehüllt, während die Straßen von einem schwachen Nebel durchzogen waren, der sich wie eine Decke über die Stadt legte. Harringford und Throckmorton hatten den Abend mit dem Überprüfen der Akten und dem Auswerten der gesammelten Informationen verbracht, als plötzlich das Telefon in ihrem Büro läutete.
Harringford richtete sich überrascht auf und griff nach dem Hörer. „Inspektor Harringford hier.“
„Inspektor, hier ist Constable Hughes“, meldete sich der junge Beamte am anderen Ende der Leitung. „Wir haben einen Zeugen gefunden, der etwas über die Morde wissen könnte. Er möchte dringend mit Ihnen sprechen. Es scheint, als ob er an einer Bushaltestelle in der Nähe der Spitalfields Station gewartet hat und jetzt etwas Dunkles gehört hat.“
„Wo genau ist dieser Zeuge?“, fragte Harringford, während er seine Notizen zur Seite legte und sich bereit machte.
„An der Haltestelle in der Nähe des Marktes. Er sieht sehr nervös aus, aber er insistiert, dass es wichtig ist. Der Vermutung nach hat er etwas bemerkt, bevor Mrs. Hargrove umgebracht wurde.“
„Wir kommen sofort“, entgegnete Harringford und legte den Hörer auf. Er und Throckmorton schnappen sich ihre Mäntel und liefen zum Ausgang, während die Stadt unter ihnen in einem vernebelten, dunklen Schleier lag.
Die Straßen waren leer, abgesehen von einzelnen Passanten und dem Licht der Straßenlaternen, die unregelmäßige Schatten aufhoben. Die Bushaltestelle lag unweit von einem tristen Café, in dem einige rüstige Seelen ihre Gläser hoben, um die Dunkelheit zu betäuben.
Als sie an der Haltestelle ankamen, bemerkten sie einen schüchternen Mann, der nervös auf und ab lief. Sein dunkles Haar war unordentlich, seine Kleidung wirkte abgetragen und schmutzig, und aus seinen zitternden Händen ließ sich ein kleines zerknittertes Blatt hervorlugen.
„Sind Sie der Zeuge, der mit uns sprechen möchte?“, fragte Throckmorton und trat auf den Mann zu.
Der Zeuge nickte hastig, als er sich schnell umblickte, als könnte er jeden Schritt seines Gegenübers hinter sich spüren. „Ja, ja, ich bin es! Mein Name ist Tom. Ich habe vor ein paar Nächten etwas gesehen… etwas Schreckliches!“
„Berichten Sie uns davon, Tom. Wir sind hier, um Ihnen zu helfen“, sagte Harringford sanft, um das Vertrauen des Mannes zu gewinnen.
Tom schloss kurz die Augen, als er offenbar sein mutigeres Ich beschwor. „Ich war auf dem Weg nach Hause, als ich Sophie und diese alte Dame — Mrs. Hargrove — am Pub sah. Sie sahen aus, als könnten sie ein wenig Spaß haben. Aber ich hörte, wie sie von einem Mann sprachen, der sie verfolgte. Sie schienen nur zu scherzen, aber ich spürte die Angst in ihrer Stimme.”
Harringford beugte sich vor. „Und wer war dieser Mann?“
„Ich habe ihn nur einmal gesehen“, antwortete Tom, während er mit seinen Händen spielte. „Er ist ein großer Typ, Kalle, oder so. Er stand nicht weit entfernt von dem Eingang des Pubs, und ich schwöre zu Gott, ich habe gesehen, wie er sich anschlich und auf sie wartete. Ich habe das Gefühl, dass er hinter Sophie her war.“
„Warum haben Sie uns nicht früher informierte?“, bohrte Throckmorton nach.
„Ich hatte Angst“, gestand Tom und senkte den Kopf. „Ich bin nur ein Niemand. Was nützt es? Wer hört schon auf einen wie mich?“
„Es gibt keine kleinen Zeugen, Tom. Nur solche, die rechtzeitig den Mund aufmachen“, erwiderte Harringford mit Nachdruck. „Könnten Sie uns genau sagen, was Sie über die Interaktionen zwischen Kalle und den Frauen wissen?“
„Ich kann es versuchen. Ich habe an der Haltestelle gewartet, als ich das Gespräch hörte. Es war, als hätte er ein Auge auf Sophie geworfen. Vielleicht dachte ich, dass es ein gewöhnliches Treffen war. Aber die Art, wie die alte Dame abseits stand und sich umdrehte — es war, als würde sie auf etwas warten, etwas Schlimmes. Ich spürte es, und dann… dann habe ich beschlossen, nicht mehr zu bleiben. Es war, als hätte ich die Gefahr selbst gespürt.“
Harringford und Throckmorton sahen sich an, während die Worte des Zeugen in ihren Ohren nachhallten. Es wurde immer deutlicher, dass die Verbindung zwischen Kalle und seinen Opfern nicht nur durch die Sicherheit der Frauen bestimmt war, sondern auch durch ein Netzwerk von Bedrohungen, das in der Dunkelheit der Stadt lauerte.
„Haben Sie Kalle nach den Morden noch einmal gesehen? Etwas Auffälliges? Vielleicht einen Ort, an dem er hingegangen ist?“, fragte Harringford.
Tom überlegte kurz, bevor er antwortete. „Ich… ich glaube, ich sah ihn ein paar Tage später in einem anderen Teil der Stadt. Er war mit einer Gruppe anderer Männer. Sie schienen über irgendetwas zu diskutieren, und Kalle wirkte… naja, extrem aufgeregt, als sei er auf der Suche nach etwas oder jemandem.“
„Das ist wichtig“, sagte Throckmorton und machte sich Notizen. „Das könnte unser nächster Anhaltspunkt sein.“
„Wenn Sie uns die Adresse nennen können, können wir da ermitteln“, schloss Harringford. „Das könnte einen Hinweis darauf geben, ob Kalle wirklich in andere Verbrechen verwickelt ist oder ob er noch mehr im Schilde führt.“
Tom gab neben den Angaben auch die Straßennamen und andere kleine Details weiter, und je mehr er sprach, desto mehr schien er in einen neuen Mut zu finden.
„Wir danken Ihnen, Tom. Ihr Mut, uns die Wahrheit zu sagen, könnte uns helfen, weitere Leben zu retten“, sagte Harringford abschließend und bedachte den Zeugen mit einem wohlwollenden Lächeln.
Als sie sich von Tom verabschiedeten und auf den schmalen Gehweg traten, wurde Harringford. „Das war eine wichtige Spur. Kalle wird nicht nur ein persönlicher Verfolger gewesen sein, sondern könnte Teil eines viel größeren Netzwerks von Verbrechern sein. Und wenn er anfängt, den Druck zu spüren, könnte er zu einem unberechenbaren Puppenspieler werden.“
„Erst recht, wenn er weiterhin fühlt, dass er verfolgt wird“, stimmte Throckmorton zu. „Wir müssen auf der Hut sein und sein Verhalten genau im Auge behalten. Wenn die Schatten um uns herum fürchten, dass es mehr gibt, als sie zu erkennen glauben, stehen sie potenziell auf der Kante des Abgrunds.“
Mit neuem Antrieb in ihrer Sichtweise machten sich Harringford und Throckmorton auf den Weg, galvanisiert von Tom's Worten und dem inneren Drang, die düstere Wahrheit über Kalle und das Netzwerk, das ihn umgab, ans Licht zu bringen. Londons Straßen mag dunkel sein, doch sie waren fest entschlossen, sie in ein neues Licht zu tauchen und die Schatten mit der Wahrheit zu vertreiben.
Die Nacht hatte London in einen düsteren Schleier gehüllt, als Inspektor Harringford und Throckmorton sich für die erste Nachbesprechung in ihrem Büro versammelten. Ständig durchblätterten sie Notizen und Berichte, die sie von ihren Ermittlungen gesammelt hatten, als das unheilvolle Geräusch des Telefons erneut durch den Raum hallte.
Harringford schreckte hoch und griff nach dem Hörer. „Inspektor Harringford hier.“
„Sir, wir haben eine weitere Leiche gefunden“, meldete sich Constable Hughes, diesmal mit einer Stimme, die deutlich vor Angst zitterte. „Eine Frau, nicht weit von der letzten Fundstelle. Sie wurde mit einer 1-Penny-Münze auf der Stirn aufgefunden.“
Der Atem stockte dem Inspektor. „Sind Sie sicher?“
„Ja, Sir.”
Harringford warf Throckmorton einen besorgten Blick zu. „Wir kommen sofort. Halten Sie die Verbindung. Keiner darf den Tatort betreten, bis wir dort sind.“
Er legte auf und verließ mit Throckmorton hastig das Büro. Die drückende Schwere der Realität, die vor ihnen lag, wurde umso erdrückender. Die Situation hatte einen neuen Tiefpunkt erreicht: Ein Serienmörder war offensichtlich aktiv, und die Stadt stand am Rande des Schreckens.
Sie kamen an der Fundstelle an, wo ein kleines Aufgebot von Polizisten bereits vor Ort war. Die rotierenden Lichter der Einsatzwagen schimmerten in der Nacht und erhellten die besorgten Gesichter der Kollegen.
Der die Leichenschau durchführende Arzt hatte die Situation unter Kontrolle, als sie den von einem Geländer abgetrennten Bereich betraten. Auf dem kalten Boden lag der Körper einer weiteren Frau, ihrer Miene entglitt jede Spur von Leben.
„Das ist die dritte Frau innerhalb weniger Tage“, murmelte Harringford, als er durch die Menschenmenge blickte. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Stadt sich in Angst und Schrecken verliert.“
„Geben Sie uns etwas Platz“, kommandierte der Arzt aus einer gewissen Distanz und winkte die Beamten zur Seite. „Wir haben hier zu tun.“
Harringford trat an den Körper heran, den er bereits einmal gesehen hatte — die schlaffe Gestalt, die reglos lag. Die Augen der Toten waren leer, und Mai, das restliche Aussehen der Frau, hinterließ das Gefühl, noch unter den Schatten von Kummer und Verzweiflung zu leben.
„Wir müssen ihre Identität klären und sofort die Verbindungen untersuchen“, wandte Harringford sich an Throckmorton. „Wir können es uns nicht leisten, dass Informationen durch den Gitter der Presse dringen. Wenn wir noch allerhand Waffenöl und zusätzliche Hinweise ans Licht bringen wollen, müssen wir jetzt handeln.“
„Wir sollten die Nachbarn befragen, sofort“, erwiderte Throckmorton. „Je schneller wir in ihrem sozialen Umfeld graben, desto schneller kommen wir möglicherweise dem Mörder auf die Spur.“
Während sie sich den zitternden Polizisten zuwandten, bemerkte Harringford plötzlich ein bekanntes Gesicht unter den Schaulustigen. Es war Tom, der Zeuge, der ihnen zuvor Informationen über die anderen Frauen gegeben hatte. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er sich von der Menge abwandte und zu den Kommissaren trat.
„Sir, ich habe etwas zu berichten“, stammelte Tom, seine Stimme zitterte hörbar. „Ich… ich glaube, ich habe die dritte Frau noch vor zwei Tagen gesehen!“
„Wie bitte?“, fragte Throckmorton, seine volle Aufmerksamkeit auf Tom gerichtet. „Wo und unter welchen Umständen haben Sie sie gesehen?“
„Ich war spät nachts auf dem Weg nach Hause. Ich sah sie am Pub sitzen – sie offenbarte Namen zu ihren Freunden. Aber… ich habe das Gesicht nicht erkannt. Ich dachte, die beiden wären einfach nur betrunken“, erklärte Tom. „Sie war mit einer Gruppe befreundeter Männer zusammen.“
Die Kommissare sahen sich an, gespannt auf die Informationen, die sie erhielten.
„Was ist mit Kalle? War er unter den Männern?“, hakte Harringford schnell nach.
„Ich kann nicht mit Sicherheit sagen“, murmelte Tom. „Aber sie wirkte so, als wäre sie in dessen Aufmerksameit gehüllt. Und sie schien zu wissen, dass es Probleme gab. Wenn ich mir recht überlege, stellte sie Fragen zur Forderung. Kalle könnte sich sehr wohl dort aufgehalten haben und benutzte seine grundlegenden Strategien gegen sie.“
„Wir müssen mehr über die Umstände herausfinden, unter denen sie zusammen waren“, entschloss sich Throckmorton. „Wenn die Frauen tatsächlich alle in Verbindung zu Kalle stehen, wäre es klug, die Morgen- und Abendstunden an dem gescheiterten Pub zu überwachen.“
„Noch besser“, fügte Harringford hinzu. „Wir müssen uns ein umfassendes Bild von Kalles sozialen Kontakten verschaffen. Auf jeden Fall werden wir den Beamten Feedback über seine zufälligen Strohhalme und andere freundliche Gesellen geben. Es kann uns helfen, seinen nächsten Schritt vorherzusagen.“
Tom nickte eifrig und begann, über die letzten Stunden nachzudenken, in denen er die neue Tote unglücklicherweise lebend gesehen hatte.
Die beiden Kommissare wussten, dass sie vor einer der größten Herausforderungen ihrer Karriere standen, während die Stadt erneut auf den Punkt des Schreckens zutraf. Ein Serientäter jagte in den Schatten, und sie hatten nicht viel Zeit, um herauszufinden, wie viele Leben noch auf dem Spiel standen, bis sie den endgültigen Schlussstrich ziehen konnten.
„Wir sollten sofort zurückkehren und alle Informationen zusammentragen“, sagte Harringford entschlossen. „Es wird Zeit, dass wir Kalle auf den richtigen Weg bringen!“
Gemeinsam mit Tom gingen die Inspektoren zurück zu ihren Fahrzeugen — das Gefühl der drückenden Dunkelheit folgte ihnen, während sie sich in die aufgeladene Atmosphäre des Verbrechens zogen. Klare Überzeugungen und Gewissheiten mischten sich mit dem wimmernden Echo von Angst und Mangel an Vertrauen, was die Straßen Londons besetzte. Sie waren auf der Suche nach dem Gesicht des Bösen — und je mehr sie sich dem Mörder näherten, desto naher schienen sie sich zu ihrer eigenen Zerstörung zu bewegen.
Das Kriminaltechnische Labor der Metropolitan Police war vor ein paar Wochen noch ein vertrauter Anblick gewesen, aber für Harringford und Throckmorton war jeder Besuch zu einem dringenden Auftrag geworden, der sich auf die drängenden Fragen konzentrierte, die sie beantwortet haben mussten. Diesmal waren sie mit noch mehr Elefanten im Raum konfrontiert, als sie der alte Dr. Harrow, der gerichtsmedizinische Gutachter, in seinem Gehege empfing.
„Guten Morgen, Inspektoren“, sagte Harrow mit einem Blick, der vermuten ließ, dass er durchaus wusste, dass die Neuigkeiten alles andere als erfreulich sein würden. „Ich möchte Sie über einige neue Ergebnisse informieren, die relevant für unser letztes Opfer sein könnten.“
„Wir sind ganz Ohr, Dr. Harrow“, erwiderte Throckmorton, während Harringford den Raum abtastete. Der Geruch von Desinfektionsmitteln und chemischen Reagenzien erfüllte die Luft – die hässliche, kalte Realität des Verbrechens, die in diesem Labyrinth der Wissenschaft auf Bewahrung wartete.
„Bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung des Körpers der letzten Frau – der Identität haben wir mittlerweile auch festgestellt, dass sie Lisa Harrington heißt, ich denke, Sie kennen sie aus den Berichten über die Anwohner – fand ich unter ihren Fingernägeln DNA-Spuren“, startete Harrow die Erklärung.
Harringford und Throckmorton sahen sich überrascht an.
„Haben Sie also einen Treffer?“, fragte Harringford, neugierig und doch vorsichtig.
„Es sieht vielversprechend aus. Die Analyse hat ergeben, dass die DNA nicht von ihr stammt. Es ist die Probe eines männlichen Individuums“, sagte Harrow mit einem ernsten Ton. „Die Voruntersuchung zeigt, dass es höchste Wahrscheinlichkeit besteht, dass die DNA zu unserem Verdächtigen Kalle gehört. Er hatte spezielle Merkmale, die mit der DNA übereinstimmen. Er ist bekannt als gewaltbereit in der Region.“
Diese Information war wie ein Geschenkkorb mit Gold, der im Antlitz der Dunkelheit leuchtete. Throckmorton spürte, wie das Pulsieren der Erwartungen in seinem Kopf anschwellte. „Könnte dies die entscheidende andauernde Verbindung zwischen Kalle und allen Opfern sein?“
„Es scheint wirklich so. Und es zeigt auch, dass Lisa sich verteidigt hat, als sie angegriffen wurde“, bestätigte Harrow. „Das ist eine starke Waffe, die gegen ihn verwendet werden kann. Wenn Sie es schaffen, Kalle jetzt zur Rede zu stellen, könnte das die Wendung im Fall sein, nach der Sie gesucht haben.“
„Perfekt. Wir müssen dafür sorgen, dass das Ergebnis der DNA-Analyse als Priorität in die Berichterstattung kommt“, entschloss sich Harringford. „Gibt es weitere Details, die wir beachten sollten?“
„Das ist alles, was bisher klar ist. Ich werde die Analyse weiterverfolgen und Ihnen umgehend ein vollständiges Dokument vorlegen, sobald es verfügbar ist“, sagte Harrow.
„Das ist der entscheidende Hinweis, den wir brauchen“, sagte Harringford und nickte entschlossen. „Wir müssen sofort zu Kalle gehen, bevor er sich wieder in die Schatten zurückzieht.“
Sie eilten in ihr Büro zurück, um den ganzen Tatbestand zusammenzustellen. Durch das nun greifbare Stück der Beweiskette hatten sich alle vorhergehenden Ermittlungsmöglichkeiten deutlich verstärkt.
„Wir brauchen ein Team, das nach Kalle sucht. Überall, wo wir ihn vermuten könnten – in den Bars, den Clubs und an den Orten, die mit Drogen in Verbindung stehen“, sagte Throckmorton und begann, die Namen möglicher Verstecke aufzuschreiben. „Es könnte auch helfen, wenn wir die Daten ihrer Mobiltelefone prüfen, um die letzten Aktivitäten auszuwerten.“
„Ja, wir müssen alles tun, um ihn zu fangen, bevor er sich verflüchtigt. Kalle wird jetzt wissen, dass wir ihm auf der Spur sind. Wenn er glaubt, dass die Polizei näher kommt, könnte er versuchen, unterzutauchen“, warnte Harringford. „Sein Umfeld kann etwas wissen, das die Verbindung zu den Frauen enthüllt. Und wir müssen Lisas Umgebung genau im Auge behalten, vor allem die Nachbarn, die direkt hinter den Kulissen am Leben der Opfer teilhaben.”
Während sie auf dem Weg zu den Fahrzeugen waren, füllte eine Mischung aus herausforderndem Mut und Entschlossenheit die Luft um sie. Dieses letzte Puzzlestück gab ihnen eine neue Ausrichtung, um die Straßen Londons abzusuchen und den Fluss des Verbrechens zurückzulassen.
Mit dem drängenden Ziel, Kalle zu fassen, wuchsen die Gefühle von Sorge und Hoffnung in Harringford und Throckmorton. Ein Wettlauf gegen die Zeit hatte begonnen, und die Frage war nicht nur, ob sie den Mörder aufhalten konnten, sondern auch, wie viele andere Opfer noch in den Schatten der Stadt lebten – und was für ein Preis notwendig sein würde, um die Dunkelheit zu vertreiben.
„Zuerst Kalle“, murmelte Throckmorton, als sie im Auto saßen und die Konturen der Stadt an ihnen vorbeizogen. „Heute Nacht ist das der Plan — und wir werden sicherstellen, dass wir nicht versagen.“
Ein entschlossener Plan nahm Form an, während die Dunkelheit über London wachte, und die letzten Reste des Lebens in der Stadt unübersehbar unter den qualvollen Mustern von Angst und Trauer verborgen waren. Im Herzen dieser Dunkelheit warteten Rache und Gerechtigkeit auf eine Befreiung, der sie noch immer auf der Spur waren.
Die aufregende Jagd nach Kalle war in vollem Gange, als Harringford und Throckmorton von einer weiteren Möglichkeit erfuhren, die aus dem Umfeld der verstorbenen Frauen sie hätte näher zu dem Mörder führen können. Ein Zeuge, der in der Nachbarschaft lebte, hatte sich gemeldet und wollte mit den Ermittlern sprechen.
Sie fuhren hastig zu einer heruntergekommenen Altbauwohnung, wo ein junger Mann lebte, der sich als Peter Winters vorstellte. Er hatte als Nachbar der Frauen einige Beobachtungen gemacht und war bereit, diese zu teilen.
„Ich habe manchmal die Frauen gehört, die sich unterhielten, vor allem in den Nächten, als sie zusammen im Freien saßen“, begann er nervös, während er in einem schäbigen Stuhl kauerte. „Aber es gab da immer diesen einen Typen… einen verrückten Kerl. Ich weiß nicht, ob Sie darüber gehört haben, aber ich habe ihn öfter gesehen. Manchmal war er in der Nähe, manchmal sah es so aus, als ob er sie beobachten würde. Es machte mir wirklich Angst!“
„Was können Sie uns über diesen Mann sagen? Was hat er genau gemacht?“, fragte Harringford, während er seine Notizen griffbereit hatte.
„Er hatte ein verrücktes Aussehen, Augen, die irgendwie… leer waren. Er war oft in einem alten Jackett und schien abweisend und gestört zu sein. Es war, als ob er in einer eigenen Welt lebte. Ich hörte die Frauen manchmal singen oder laut lachen und dann ihn aus demselben Grund. Ich fühlte mich nicht wohl bei dem Gedanken, dass er in der Nähe ist.“
„Haben Sie den Namen oder andere Informationen über ihn?“, wollte Throckmorton wissen.
„Ich habe gehört, dass sie ihn 'Kalle' nannten, doch er war nicht der Kalle, den Sie wohl suchen“, antwortete Peter hastig. „Kein echter Kalle, einfach eine Art von Nickname. Aber ich glaubte, seine Anwesenheit könnte vielleicht die beiden Frauen vertreiben. Ein paar Nachbarn haben sogar gehört, wie sie sich vor ihm fürchteten.“
Harringford und Throckmorton schauten sich an. Das Puzzle bekam eine neue Facette. Wer war dieser Mann, und warum hatte er die Frauen ins Visier genommen?
„Hat er sich einmal direkt mit ihnen unterhalten?“, fragte Harringford, um weitere Hinweise zu sammeln.
„Ja, ich erinnere mich, dass ich sie einmal hörte. Sie hatten miteinander gestritten, als sie draußen saßen. Er wollte sie zwanghaft auf seine Art ansprechen, und das war beunruhigend. Sie schienen… naja, einfach.. zu verängstigt. Er sah nicht normal aus, und ich spüre, dass er etwas im Schilde führt, als könnte er etwas tun!“
„Wir danken Ihnen, Peter. Sie haben uns sehr geholfen. Ich möchte, dass Sie in den kommenden Tagen unbedingt wachsam bleiben, und falls Sie etwas erleben sollten oder sieht, zögern Sie nicht, uns umgehend zu kontaktieren“, sagte Throckmorton und wollte sich bereits umdrehen.
Als sie früh am nächsten Morgen zu Hause waren, klopfte es an der Tür. Es war ein weiterer Kommissar von Scotland Yard, der wichtige Neuigkeiten bringen wollte. „Guten Morgen, Inspektoren“, sagte Constable Roberts, jemand, dessen Gesicht sie oft in Verbindung mit Tatorten gesehen hatten. „Der DNA-Test ist zurückgekommen, und ich fürchte, wir haben einen Drang nach Motiven des Verdächtigen.“
Harringford spürte sofort die Schwere der Nachricht. „Was meinen Sie damit?“
„Die Spuren unter den Fingernägeln von Lisa Harrington stimmen mit dem DNA-Profil eines Psychopathen überein, der im Raum von diesem Gerichtsanwalt lebt – eine vorbestrafte Person, die in der Vergangenheit schon Frauen belästigt hat. Ich schätze, er hat sich einige schreckliche Aufzeichnungen angeeignet.“
„Könnte es sich bei diesem Mann möglicherweise um diesen anderen Kalle handeln?“, fragte Throckmorton.
„Genau!“, bestätigte Roberts. „Er ist in der Vergangenheit in psychiatrischer Behandlung gewesen, soll sind als schwer psychisch gestört, und es gibt Berichte über gewalttätige Übergriffe auf Frauen. Sein Name ist ebenfalls nicht wirklich Kalle, sondern…“, er warf einen Blick auf sein Notizbuch, „er nennt sich auch Merlyn.“
Ein beklemmendes Gefühl machte sich in Harringford und Throckmorton breit. Merlyn war ein Mann, der von den Schatten des Wahnsinns gezeichnet war und in eine spiralförmige Abwärtsspirale aus Wahnsinn und Verzweiflung gefallen war. Jemand, der potenziell alle drei Frauen in den Tod gerissen hatte.
„Wir müssen Merlyn schnell finden!“, drängte Harringford, und die beiden Kommissare machten sich auf den Weg, um die Spur aufzuspüren.
Sie besuchten die Überwachungs- und Kontrollstellen im Zentrum, die die sozialen Medien daraufhin analysierten und versuchten, die letzte erstellte Timelapse zu rekonstruieren.
Die Aufzeichnungen legten einen Takten frei - Merlyn war in den letzten Tagen oft unterwegs gewesen und wurde an den gleichen Orten gesehen, wo die Frauen getötet wurden. Bald darauf fanden sie einen Anhaltspunkt über die letzte gesichtete Position — ein verlassenes Gebäude, das während der letzten Unruhen in der Stadt in den Untergrund abgeglitten war.
„Hier ist ein Ort, der für uns etwas sein könnte“, murmelte Throckmorton, als sie die verfallene Lagerhalle betraten, die mit brüchigen Stufen und zerbrochenen Fenstern gespickt war. „Ich kann den Platz riechen, Merlyn muss hier sein.“
„Die Vorahnung meldet sich...“, sagte Harringford. „Er könnte hier sein!“
Plötzlich hörten sie ein Geräusch. Ein knirschender Ton, der sie zu einem dunklen Raum führte, in dem eine schemenhafte Gestalt stand.
„Merlyn!“, rief Throckmorton. „Kommen Sie heraus! Wir haben Fragen, die beantwortet werden müssen!“
Ein Flüstern, das tief in der Dunkelheit war, wurde immer lauter und verwandelte sich in ein hysterisches Gelächter. „Ihr denkt, ihr könnt mich finden? Ihr wisst nicht, wer ich bin!“, schrie Merlyn, und der Klang seiner Stimme schien die Wände der Halle zu durchdringen.
Harringford und Throckmorton nahmen Positionen ein und spürten das steigende Risiko. „Wir sind hier, um dich wegen der Morde an Sophie, Lisa und Mrs. Hargrove zu befragen. Die DNA hat uns zu dir geführt! Es gibt keine Flucht mehr, Merlyn!“, rief Harringford mit fester Stimme.
Der Lärm hielt abrupt inne, und die Stille schnitt wie ein Messer durch die Dunkelheit. Plötzlich schämte Merlyn heraus, seine Gesichtsmaske war abscheulich und angsterregend.
Er wusste, dass die Zeit abgelaufen war. Eine wilde Flucht setzte ein, als Merlyn versuchte, zu entkommen, aber die immer wiederkehrenden Sirenen und die nötigen Überwachungseinheiten schlossen ihn in die Enge.
Minutes später hatten sie ihn gefasst und auf den Boden gedrückt. „Das Spiel ist aus, Mann. Du bist umzingelt!“, rief Harringford, der den Moment nutzte, um Merlyn den unfassbaren Schrecken vorzustellen, in den er sich gestürzt hatte.
„Ich habe es nicht getan!“, brüllte Merlyn hysterisch und überkreuzte sich während er stammelte. „Ich wollte nur die Ruhe finden!“
„Die DNA und die Beweise sprechen für sich“, knurrte Throckmorton, während er ihn überwältigte und festhielt.
Schließlich wurden die Handschellen angelegt und Merlyn wurde abtransportiert, um für die bevorstehende Verhandlung vorzubereitet zu werden. Während er in die Dunkelheit aufbrach, war Harringford klar, dass ein düsteres Kapitel Londons zugeschlagen wurde.
„Wir sind dem Mörder auf die Schliche gekommen, und die Unstände wurden endlich beseitigt“, murmelte Harringford in einem Moment der Erleichterung.
Die Dunkelheit über der Stadt konnte nicht vollständig beseitigt werden, aber inzwischen erlangten die Frauen, die viel zu früh gehen mussten, die verdiente Ruhe, während der Glanz der Gerechtigkeit langsam in das Herz der Stadt zurückkehrte.
Das Büro von Superintendent Featherstone war erfüllt von einer spürbaren Anspannung, als Harringford und Throckmorton eintraten. Die düstere Atmosphäre der vergangenen Wochen war einem Gefühl von Vorfreude gewichen, das in der Luft schwebte. Der Fall, der Londons Straßen in Angst und Schrecken versetzt hatte, war nun abgeschlossen — und das Gefühl, das die Stadt in den letzten Tagen hatte belastet, war endlich auf dem Weg, sich zu verflüchtigen.
„Inspektoren! Kommen Sie herein!“, rief Featherstone und bedeutete ihnen, Platz zu nehmen. „Ich habe von den Entwicklungen im Fall Merlyn gehört, und ich muss sagen, die Nachrichten sind nahezu eine Erleichterung für die ganze Abteilung.“
„Danke, Superintendent“, begann Harringford und ließ die frische Erinnerung an die aufregenden letzten Stunden Revue passieren. „Es war ein harter Kampf, aber wir haben ihn schließlich gefasst. Merlyn wird sich vor Gericht verantworten müssen — und mit der DNA-Evidenz ist die Beweislage stark.“
„Wir wissen, dass die Stadt unter dem Schatten dieser Taten gelitten hat. Jedes Mal, wenn ich die Berichte las, stellte ich mir die Angst vor, die die Bürger zu spüren hatten. Diese Nacht, als wir Merlyn packten, war ein Wendepunkt“, fuhr Throckmorton fort, ebenso erleichtert, die Details von den letzten dramatischen Ereignissen zusammenzufassen.
Featherstone nickte zustimmend. „Es ist eine bittere Pille, die wir geschluckt haben. Aber Ihre Beharrlichkeit und Ihr Mut in dieser Situation sind wirklich bewundernswert. London kann jetzt wieder aufatmen.“
Harringford und Throckmorton spürten die Erleichterung, die von ihrem Vorgesetzten ausging, während sie über die hineingelegten Umstände, die oft ihrer Geduld und Belastbarkeit testeten, nachdachten.
„Aber Sie sollten auch wissen`, dass die Presse das als eine Geschichte der Stärke und Entschlossenheit sehen wird. Wir müssen sicherstellen, dass wir bei den Feierlichkeiten am Ende der Woche den richtigen Ton wählen. Es ist wichtig, dass die Öffentlichkeit weiß, dass wir weiterhin wachsam bleiben werden“, sagte Featherstone. „Egal, wie schrecklich die Umstände auch waren, wir müssen alle Lektionen aus ihnen lernen.“
„Das werden wir, Superintendent“, stimmte Harringford zu. „Wir wollen sicherstellen, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Es müssen Initiativen für die gesellschaftliche Sicherheit angestoßen werden, um das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen.“
„Und wir müssen in Verhütungsmaßnahmen für Frauen investieren“, ergänzte Throckmorton. „Es war klar, dass die Frauen durch das Gefühl der Unsicherheit und Gefahr belastet waren. Wir sollten auch Verkehrskampagnen und Nachbarschaftswachen in Betracht ziehen. Wenn die Menschen registrieren, dass sie Teil ihrer Sicherheit sind, können wir die Umstände über gewinnen.“
„Das ist eine gute Idee“, erwiderte Featherstone und klopfte mit einer Hand auf den Tisch. „Die Reflektion auf vergangene Kriminalfälle ist wichtig für den Fortschritt. Ich werde mich mit der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit in Verbindung setzen, um ein passendes Statement zu erstellen und diese Initiativen aufzubauen.“
Harringford und Throckmorton fühlten sich bestärkt, auch wenn die Tage der Dunkelheit bald hinter ihnen lagen. Nun war es an der Zeit, das Licht in die Schatten zu bringen und einen festeren Halt in der Gemeinschaft zu ermöglichen.
„Das ist nicht das Ende, sondern ein neuer Anfang. Wir sind hier, um sicherzustellen, dass wir die Aufgabe der Sicherheit in dieser Stadt weiter ausführen, und das Volk mehr denn je ein Vorbild wird, wenn sie informiert werden“, schloss Throckmorton mit einem selbstsicheren Lächeln.
Als die beiden Inspektoren das Büro verließen und auf die belebten Straßen Londons traten, konnten sie die Stimmung um sich herum förmlich spüren — die Menschen schienen weniger zurückhaltend, mehr bereit, miteinander in Kontakt zu treten, ein Lächeln auszutauschen.
Die Schauer und Sorgen, die die Stadt in den vergangenen Wochen heimgesucht hatten, begannen zu verblassen. Harringford sah die vorbeiziehenden Gesichter und fühlte eine neue Hoffnung aufkeimen.
“Wir müssen jedoch immer wachsam bleiben“, sagte Harringford und lächelte gedämpft.
„Das Verbrechen wird immer wieder kommen, aber wir stehen bereit, um sie abzuwehren. Das ist unser Schwur“, antwortete Throckmorton entschlossen.
Als sie zu ihrem nächsten Ziel aufbrachen, waren die Straßen nicht nur von den Sonnenstrahlen durchströmt. Sie waren mit einer neuen Entschlossenheit gesegnet. Die Menschen in London hatten ihre Stärke zurückgewonnen, und es war ihre Aufgabe sicherzustellen, dass diese neu gefundene Courage bestehen blieb — ein Symbol, dass die Dunkelheit nie endgültig obsiegen würde.
Die Sonne begann, sich hinter den Wolken zurückzuziehen und tauchte die Straßen Londons in ein warmes, goldenes Licht. Nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ermittlungen und der Festnahme von Merlyn hatten sich Harringford und Throckmorton vorgenommen, sich eine wohlverdiente Auszeit zu gönnen. Während sie durch die Straßen gingen, stieg ihre Vorfreude, endlich in einen typischen englischen Pub einzukehren und die Anspannung der letzten Wochen hinter sich zu lassen.
„Das haben wir uns verdient“, sagte Throckmorton und deutete auf den „Fox & Hounds“, einen traditionellen Pub, der von einem gemütlichen, einladenden Flair umgeben war. „Ein gutes Bier und etwas zu essen, um unsere Seelen zu stärken!“
„Ich kann es kaum erwarten“, erwiderte Harringford mit einem Grinsen. „Ein bisschen Ruhe ist genau das, was wir jetzt brauchen. Wer hätte gedacht, dass wir eine so lange und anstrengende Geschichte durchleben würden?“