Wie Kinder heute lernen - Martin Korte - E-Book

Wie Kinder heute lernen E-Book

Martin Korte

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  • Herausgeber: DVA
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2010
Beschreibung

Schulerfolg beginnt zu Hause

Anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse erklärt Martin Korte, Neurobiologe und Lernexperte, wie das kindliche Gehirn denkt, versteht, sich konzentriert und erinnert, und gibt damit Eltern das nötige Know-how an die Hand, um ihre Kinder erfolgreich im Schul- und Lernalltag zu begleiten.

Allen Kontroversen um das deutsche Schulsystem zum Trotz: Fest steht, dass Eltern einen maßgeblichen Einfluss auf den Schulerfolg ihrer Kinder haben. Wie aber sich zurechtfinden im Lern- und Bildungsdschungel? Woher wissen, was Kinder wann am besten lernen und welche Leistungserwartungen zu welchem Zeitpunkt angebracht sind? Basierend auf den neuesten Erkenntnissen aus der Hirnforschung gewährt der Lernexperte Martin Korte Eltern und Lehrern einen Blick in das kindliche lernende Gehirn und hilft ihnen so zu verstehen, wie Kinder lernen, Gelerntes abspeichern und Erlerntes erinnern. Denn nur wer die komplexen Prozesse des kindlichen Gehirns kennt, ist imstande, das Potenzial eines Kindes zu entdecken, zu fördern und zu stabilisieren, mögliche Lernstörungen zu beheben und realistische Anforderungen an ein Kind zu stellen. Die jüngsten Forschungsergebnisse über Motivation und Konzentrationsfähigkeit kommen ebenso zur Sprache wie der Einfluss von Bewegung, Ernährung, Medien und Stress auf die Leistungsfähigkeit junger Gehirne. Mit „Wie Kinder heute lernen“ erhalten Eltern das Rüstzeug für die individuelle Gestaltung des Schul- und Lernalltags ihrer Kinder.

• Das Handbuch für Eltern und Erzieher, um Kindern zwischen 6 und 16 Jahren die optimale Unterstützung im Schulalltag zu geben
• Gut lesbar und leicht verständlich dargestellt
• Mit Infoboxen, Grafiken und Maßnahmenkatalogen

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Seitenzahl: 438

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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung: - Suche nach dem Bildungskompass
Bildungsthesen
Nur das Beste für mein Kind
Schule: Ende der Schonzeit?
Bildungsfakten und Lebensrealität
Gute Noten - glückliche Gesellschaft?
Was ist eigentlich Bildung?
2 Die sieben Säulen des kindlichen Lernens
2.1 Motivation und Konzentration
Copyright
1 Einleitung:
Suche nach dem Bildungskompass
Bildungsthesen - Nur das Beste für mein Kind - Schule: Ende der Schonzeit? - Bildungsfakten - Gute Noten, glückliche Gesellschaft? - Was ist eigentlich Bildung?
»Ich möchte auch, dass man sorgfältig darauf achtet, für ihn (scil. den Schüler) einen Erzieher auszumachen, der den Kopf eher richtig gesetzt als richtig gefüllt hat.«
MICHEL DE MONTAIGNE, ESSAIS
In rund 38 000 deutschen Schulen bemühen sich gut 700 000 Lehrer und Lehrerinnen, etwa zehn Millionen Schülern das Rüstzeug fürs Leben beizubringen. In den 60er und 70er Jahren schien es den meisten Eltern noch ratsam, dass ihre Kinder eine nahe gelegene Schule besuchten, die der Lehrer empfohlen hatte. Die Hauptschule hatte einen Wert, die Realschule war schon etwas Besonderes und Abitur zu machen ein sensationeller Erfolg. Dies hat sich grundsätzlich geändert. Heute wünscht sich die Hälfte aller Eltern, dass ihr Kind auf das Gymnasium geht mit dem Ziel, die Hochschulreife zu erlangen.
Die Schulausbildung unserer Kinder ist eines der brennendsten und aktuellsten Themen unserer Zeit. Zu Recht. Eine fundierte Bildung zu haben war natürlich immer schon wichtig, aber angesichts wirtschaftlicher Krisenzeiten und eines sich durch die neuen Medien rasant wandelnden Lernverhaltens ist die Diskussion, wie und was unsere Kinder in Zukunft überhaupt wissen sollen, brisanter denn je. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte das Thema zur Chefsache, obwohl den Bundesländern hier die Hoheit obliegt, und brach im Herbst 2008 zu einer Bildungsreise durch Deutschland auf. Bildungsthemen schafften es auf die Titelseiten von Zeitungen und Magazinen, Bildungsbücher stürmten die Beststellerlisten. Und nicht zuletzt entschied Bildungspolitik auch mit über Wahlergebnisse - wie wir im Jahr 2008 in Hessen und Bayern erleben konnten. Gleichzeitig muss man die Erfahrung machen, dass eine Schulförderung oder eine Sanierung von Schulgebäuden nur im Zuge eines Konjunkturprogrammes zur Belebung der Bauindustrie die Schatullen des Finanzministeriums öffnet.
Was bleibt, ist die Sorge der Eltern um die Bildung ihrer Kinder und die generelle Kritik am deutschen Schulsystem, welches im Kern nicht verändert wurde. Auf der einen Seite frustrierte Lehrer, denen vor lauter kleinen Reförmchen und langen Reformstaus kaum noch Zeit bleibt, sich um die notwendige individuelle Förderung von Schülern und Schülerinnen zu kümmern, auf der anderen Seite unverbesserliche Schulaufsichtsbehörden, die immer wieder hoffnungsvolle und engagierte Aktionen zur Verbesserung des Schulalltages zunichte machen. Aber es gibt auch ein PISA-Ergebnis, welches dauerhaft bestehen bleibt und für alle (!) an der PISA-Studie beteiligten Nationen, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung, gilt: Unabhängig von der Qualität der Schule und des Schulsystems haben Eltern maßgeblichen Einfluss auf den Schulerfolg ihrer Kinder. Und in kaum einem anderen an PISA teilnehmenden Land ist der Schulerfolg derart stark abhängig vom Elternhaus wie in Deutschland. Diese Erkenntnis allein ist Grund zum Handeln. Natürlich obliegt es weiterhin den Bundesländern, allen Kindern die gleichen Schulchancen zu ermöglichen, aber das PISA-Resultat macht Eltern auch deutlich, dass sie Einfluss auf die Schulleistungen ihrer Kinder haben, ganz unmittelbar und völlig unabhängig davon, wann - und ob - Veränderungen im Schulsystem selbst eintreten. Daraus allein ergibt sich jedoch noch keine konkrete Handlungsanweisung, wie Eltern sich im Lern- und Bildungsdschungel am besten zurechtfinden. Das Ergebnis ist vielmehr als Handlungsaufforderung zu verstehen. Für die Navigation durch den komplexen Dschungel von Lernen, Erziehung und Schule mag es verschiedene Modelle geben. Dieses Buch berücksichtigt vor allem Erkenntnisse der Hirnforschung und evidenzbasierte Ergebnisse aus psychologischer und pädagogischer Forschung. Es bietet Wegmarkierungen - mehr kann es nicht sein -, mit deren Hilfe Eltern, an einigen Stellen sicher auch Lehrer, befähigt werden sollen, einen Blick in die Gehirne ihrer Kinder zu tun. Denn das Gehirn ist die »Maschinerie«, mit der Kinder lernen, Gelerntes abspeichern und Erlerntes erinnern. Noch ist der Bauplan des Gehirns nur unvollständig verstanden, aber von dem, was wir bereits wissen, ist zu erwarten, dass es helfen wird, den Schul- und Lernalltag effektiver und erfolgreicher zu gestalten und das Lernen der Kinder optimal zu begleiten nach dem Motto: Lehren lernen - Lernen lernen - Lernen fördern.
Grundlegendes über Motivation, Konzentration und Gedächtnis zu wissen ist dabei ebenso wichtig, wie den Einfluss von Bewegung, Ernährung, Trinken und Sauerstoff auf die Leistungsfähigkeit junger Gehirne zu kennen. Aber auch die Frage, wann Schüler was am besten lernen können, ist relevant für die optimale Förderung eines Kindes. Eltern müssen sich selbst die Fragen beantworten: Schätze ich mein Kind hinsichtlich seines Lerntyps, seiner Fähigkeiten und Interessen richtig ein? Wie reagiere ich angemessen bei Lernstörungen, einem hochbegabten Kind, pubertierenden Jugendlichen?
Die Hirnforschung liefert hier Fakten und Anhaltspunkte, um über das Verstehen bestimmter Hirnmechanismen hinaus eigene Konzepte zu entwickeln, mit denen wir - Eltern, Lehrer, die gesamte Gesellschaft - Kinder in die neue Welt des lebenslangen Lernens einführen können. Dieses Buch versteht sich als Hilfe zur Selbsthilfe, und es möge auch Abhilfe schaffen, indem es die Erwartungen an das kindliche Gehirn relativiert und in Beziehung zum Alltagsleben moderner Familien im 21. Jahrhundert setzt.
Bert Brecht sagte einmal: »Am schlimmsten ist gut gemeint«. Insofern sollten Eltern die Leistungserwartungen an die eigenen Kinder - aber auch an sich selbst - mit Augenmaß treffen, denn nichts ist für das Gehirn frustrierender, als die Ziele unerreichbar hochzuschrauben. Kinder werden mit einer genetischen Ausstattung geboren, die es ihnen nicht ermöglichen wird, zu jeder Zeit alles lernen zu können. Vielmehr gibt es ein vom Erbgut gesteuertes Entwicklungsprogramm, das Lernen zu bestimmten Zeitpunkten besonders leicht und zu anderen besonders schwer macht. Jedem Kind sind Leistungspotenziale und Fähigkeiten mitgegeben, und diese zu entdecken, zu fördern und zu stabilisieren ist die Aufgabe von Erziehung. Zu glauben, man könne Kinder zum Lernen in der Schule abgeben, wäre zu einfach. Die Hirnforschung zeigt, dass Kinder immer lernen - auch und vor allem zu Hause. Und Eltern unterstützen ihre Kinder umso besser, je mehr sie die gigantische Lern-Maschinerie verstehen: unser Gehirn.

Bildungsthesen

Eltern und Lehrer müssen realisieren, dass die heutige Generation anders lernt und schon heute weit entfernt von dem ist, was wir noch in unserer Schulzeit unter Lernen verstanden haben mögen. Inwiefern sich das Lernen noch weiter verändern wird, sollen einige Thesen über Wissen, Bildung und das Lernen in der Zukunft verdeutlichen.
Unter Bildung verstehen wir unter anderem das Wissen über geschichtliche, gesellschaftliche und kulturelle Zusammenhänge, ein naturwissenschaftliches und mathematisches Verständnis, eine ideengeschichtliche Vorstellung sowie den bewussten und reflektierten Umgang mit Sprache. Aber wie sollen unsere Kinder dieses Know-how heute erwerben? Wir leben in einer digitalen Welt mit TV, PC, Handy, iPod, Google, Wikipedia und sozialen Online-Netzwerken, die es uns ermöglichen, binnen Sekunden Wissen oder wissenswert Erscheinendes zu erwerben. Unser gesammeltes Gedankengut wird nicht länger allein in Bibliotheken gehortet, sondern ist für jedermann verfügbar. Das bedeutet auch: In einer globalen Kommunikationsgesellschaft muss die Vermittlung von Wissen neu strukturiert werden. In Zeiten, in denen riesige abstrakte Wissensberge mit einem einzigen Mausklick zur Hand sind, ist die Funktion von Bildung wichtiger denn je: Wissen muss in das persönliche Umfeld eingeordnet, Unwichtiges von Wichtigem getrennt, Fakten in Kontexte gesetzt werden. Andernfalls verunsichert die Informationsflut. Da Jugendliche unmöglich alles wissen und lernen können, müssen sie vor allem lernen auszuwählen. Die Vermittlung von Werten ist eine entscheidende Voraussetzung dafür. Sie bilden das Gerüst, an dem sich Wissen anlagern kann, mit dem Kinder sich identifizieren, aber auch abgrenzen können, kurz, ein Gerüst, das Kindern Orientierung gibt. Einem unkritischen Umgang mit Informationen entgegenzuwirken, wird eine der wichtigsten Aufgaben zukünftiger Erziehung sein.
Zudem gilt es, die Bildungsaufgaben von Familie, Kindergarten, Schule, Studium und Berufsausbildung neu zu verbinden und aufeinander abzustimmen. Lebenslanges Lernen ist unabdingbar geworden. Der Beruf, für den sich ein Jugendlicher entscheidet, dürfte nur noch selten der Beruf für sein ganzes Leben sein. Darauf müssen wir unsere Kinder vorbereiten. Deshalb sollten die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Bildungsbereichen, vom Kindergarten über weiterführende Schulen bis zur Berufsschule oder Universität, fließend und vor allem durchlässiger sein. Wünschenswert sind auch stärkere Bündnisse zwischen Eltern und Schule. Bislang blieben Eltern mit ihren ungeheuer intensiven Möglichkeiten für die intellektuelle wie emotionale Erziehung ihrer Kinder bei den Reformbemühungen meist außen vor. Dies wird zwar von Bildungsforschern beklagt, aber da die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrern in Deutschland nur wenig ausgeprägt ist, verhallen die Klagen vielfach ungehört. Hier liegt eine große Ressource für bessere Bildung brach.
Die Zukunft des Lernens ist digital. Dieser virtuellen Welt müssen Eltern und Lehrer ganz bewusst eine reale Lebens- und Erfahrungswelt entgegensetzen, und zwar in jungen Jahren, wenn das menschliche Gehirn geprägt wird. Was wir brauchen, ist eine solide Grundlagenforschung darüber, wie digitale Medien für neue Lernformen eingesetzt werden können, ab welchem Alter sie jeweils sinnvoll sind und wie menschliche und computergesteuerte Lernhilfen miteinander kombiniert werden sollten. Dazu muss die pädagogisch-didaktische und neurobiologische Forschung sinnvolle Allianzen eingehen. Und die Erkenntnisse müssen in eine reformierte Lehrerausbildung einfließen. Bemerkenswert ist hier die Initiative »Teach First«: Sie ermöglicht es, herausragenden Uni-Absolventen aller Fachrichtungen sich für einen Zwei-Jahres-Job an einer Brennpunktschule zu bewerben und Problemklassen zu unterrichten. So profitieren die Schüler von den Besten der Besten, und die Interimslehrer dokumentieren noch vor dem Karrierestart soziales Engagement.

Nur das Beste für mein Kind

Noch nie hat sich eine Elterngeneration derart intensiv um die (Schul-)Bildung ihrer Sprösslinge gekümmert - das gilt jedenfalls für etwa 80 Prozent der Eltern in Deutschland. Von den verbleibenden 20 Prozent kommen viele aus dem verarmten Rand unserer Gesellschaft, der sich Bildung für seine Kinder nicht leisten kann. Dabei gilt unabhängig von der sozialen Herkunft: Ein fehlender Schulabschluss macht die Eingliederung in ein erfülltes und erfolgreiches Arbeitsleben nahezu unmöglich.
Die Eltern hingegen, die die Zeit, die wirtschaftlichen Ressourcen und den Willen aufbringen, sich intensiv um ihre Kinder zu kümmern, tun das alles in allem mit großem Erfolg gemessen an Schulnoten, Schulabschlüssen und Berufsaussichten. Dennoch bleibt eine gewisse Verunsicherung und Sorge. Millionen Eltern verfolgen die Diskussionen um PISA, veraltete Lernmethoden, gestresste Lehrer, die sechsjährige Grundschule, das achtjährige Gymnasium, das Zentralabitur, die Abschaffung der Hauptschule, die Einschulung mit fünf Jahren und leistungsorientierte Elite-Universitäten. Und sind doch ratlos angesichts der Frage: Was ist das Beste für mein Kind?
Droht einer Familie mit schulpflichtigen Kindern der Umzug in ein anderes Bundesland, beginnt eine Odyssee durch die Wirren unterschiedlicher Regelungen. Der PISA-Test offenbarte die unterschiedlichen Leistungsanforderungen zwischen Nord und Süd, West und Ost. Im Gegenzug erlaubt das föderale Chaos aber auch die Wahl: Wem die Bildung seiner Kinder am Herzen liegt und wer ihr Priorität vor anderen Lebensqualitäten einräumt, kann sich seinen Wohnort diesen Kriterien entsprechend aussuchen - sofern es der Beruf ermöglicht.
Allein die Frage Privatschule oder öffentliche Schule bedeutet für Eltern, sich oft wochenlang Informationen beschaffen zu müssen. Wer eine Ganztagsschule in der Nähe sucht, lässt sich allemal auf ein schwieriges Unterfangen ein. Doch ohne die Segnungen einer Ganztagsschule fühlen sich Eltern am Nachmittag oft wie Hilfslehrer. Mütter beklagen, die Betreuung ihrer Kinder sei ein Fulltimejob, dem nur diejenigen gerecht würden, die nicht berufstätig sind sowie das nötige Know-how mitbringen. Alle anderen suchen Unterstützung bei Nachhilfelehrern und Paukstudios, für die Eltern jährlich konservativ geschätzt eine Milliarde Euro ausgeben.
Sicher ist der Einwand berechtigt, dass diese Leistungen doch durch das Schulsystem respektive die Lehrer zu erbringen seien. Aber unser von Bundesland zu Bundesland (insgesamt 16) unterschiedliches Bildungswesen wird dieser Anforderung nach individueller Förderung jedes Leistungsniveaus (vom unterstützenden Unterricht für weniger begabte bis zu Leistungsgruppen für hochbegabte Schüler) nicht gerecht. Deshalb bleibt den Eltern keine andere Wahl, als ihren Beitrag zu leisten. Sie können und wollen nicht warten, bis sich das System Schule reformiert und neu ausgerichtet hat, denn bis es so weit ist, werden ihre Kinder die Schule bereits verlassen haben.
Wissen ist etwas Schönes, eine Bereicherung für das ganze Leben und »lernen dürfen« ein Privileg. Kinder wollen lernen, sie sind wissbegierig und wissensdurstig. Dies ist ein hohes Gut, das es zu erhalten gilt. Daher sollten Eltern von Anfang an die Lust am Lernen und an Neuem anfeuern und nicht erst dann vermitteln, wenn die Einschulung ansteht. Schon lange vorher strukturiert sich das kindliche Gehirn und lernt zu lernen.
Dieses Buch bietet deshalb das Rüstzeug für Eltern, die emotionale, soziale und geistige Bildung ihrer Kinder zu begleiten. Schließlich ist die Schulzeit eine intellektuell wichtige und emotional prägende Zeit, an die sich jeder Mensch ein Leben lang zurückerinnert. Sie bildet die Basis für das Dasein, den Beruf und die Zukunft.

Schule: Ende der Schonzeit?

Das Thema Schule war schon immer ein emotional vermintes Gelände. Bei manchen Eltern ist es positiv, bei anderen negativ, geradezu mit Horrorvisionen besetzt. Davon kann sich keine Mutter, kein Vater frei machen. Doch Kinder sind individuelle Persönlichkeiten, die weder ebenso strebsam wie der Papa in der Schule agieren noch zwangsläufig so schlecht in Mathe sein müssen wie die Mama. Hinzu kommt, dass jede Generation eigenen Herausforderungen ausgesetzt ist. Kinder von heute haben nicht mehr die Wahl zwischen drei Fernsehprogrammen, sondern zwischen Hunderten. Ihnen stehen Tausende von spannenden PC-Spielen zur Verfügung. Chatten mit ihren virtuellen Freunden, simsen mit dem Handy oder schlicht telefonieren raubt Zeit. Das meiste scheint spannender als der bisweilen antiquierte Unterricht, der selten die neuen Mediengewohnheiten der Kids mit einbezieht oder nutzt.
In den vergangenen Jahrzehnten haben die Gehirnforschung und die Psychologie viele Mythen über kluge und weniger kluge Kinder widerlegt. Es ist an der Zeit, mit Vorurteilen und Halbwahrheiten aufzuräumen und den wachen Blick auf die Lernfähigkeiten der jetzigen Schülergeneration zu lenken. Suchen Kinder sich wirklich immer selbst die geistige Anregung, die sie brauchen? Sind Belohnungen das geeignete Motivationsvehikel, um dem Elfjährigen das Vokabellernen schmackhaft zu machen? Ist Intelligenz angeboren, und lassen sich Noten deswegen ohnehin nur schwer verbessern?
Diese und andere Fragen treiben Eltern um. Und obwohl sie sicherlich viele hilfreiche Informationen von anderen Eltern und aus den Medien erhalten, bleiben tiefe Zweifel: Habe ich meinem Kind wirklich alle Chancen auf eine gute Bildung und einen guten Schulabschluss eröffnet? Ist mein Sohn hochbegabt oder nur faul? Hätten wir früher etwas gegen die Konzentrationsstörungen unternehmen sollen? Haben wir es nicht mit dem Klavier-, Ballett-, Yogaund Nachhilfeunterricht übertrieben? War der Druck für unsere Tochter zu groß, und schläft sie deshalb so schlecht? Hätten wir vielleicht nicht auf das Auto zum 18. Geburtstag sparen und stattdessen ein Internat finanzieren sollen? Was ist richtig, was ist falsch?

Bildungsfakten und Lebensrealität

Bei der im Jahr 2000 durchgeführten PISA-Studie (Programme for International Student Assessment), für die 15-jährige Schüler in 31 Ländern im Lesen, in Mathematik und in den Naturwissenschaften getestet wurden, belegte Deutschland die Ränge 20 bis 21, landete also im unteren Drittel - noch hinter Spanien, Tschechien und Ungarn. Das Rennen machten Länder wie Finnland, Kanada, Korea, Japan und Neuseeland. Das konnte im Land von Goethe und Schiller nicht folgenlos bleiben. Langatmige Diskussionen über die Ursachen der Misere führten zu einigen Reformbemühungen, wie Zentralabitur in mehreren Bundesländern, in einigen das zwei- statt dreigliedrige Schulsystem und die frühe Vermittlung von Fremdsprachen bereits in der Grundschule. Die Ergebnisse der PISA-Studie 2006 fielen denn auch prompt in einigen Bereichen besser aus: In den Naturwissenschaften kam Deutschland auf einen respektablen 13. Platz, in der Lesekompetenz auf Platz 18, und in der Mathematik belegte es den 20. Rang. Der Ländervergleich offenbarte aber auch ein Bildungsgefälle zwischen den einzelnen Bundesländern. Bei der Lesekompetenz der 15-Jährigen lagen z. B. 2006 Sachsen und Bayern vorne, ebenso wie bei der naturwissenschaftlichen Grundbildung und in Mathematik. In der internationalen Wertung kamen diese Schüler fast an die Leistungen der Finnen, Kanadier, Hongkonger und Taiwanesen heran. Während Bundesländer wie Bremen und Hamburg in beiden Bereichen schlecht abschnitten und der Leistungsunterschied in den entsprechenden Fächern allein innerhalb Deutschlands ein bis zwei Schuljahre ausmachen kann!
Auch die 2008 veröffentlichten Ergebnisse von Vergleichsstudien an Grundschülern zeigen tendenziell eine Verbesserung in den Leistungen: Die deutschen Viertklässler zählen sowohl beim Lesen (in der IGLU-Studie - Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) als auch beim Rechnen (in der TIMSS-Studie Trends in International Mathematics and Science Study) zum oberen Leistungsdrittel. Im Vergleich zu 2001 erzielten die bayerischen Kinder 2008 die größten Fortschritte beim Lesen. Thüringen kam fast an die Spitzenleistungen in Russland und Hongkong heran. Allerdings ergab die Studie auch, dass 13 Prozent der Viertklässler nur mit Mühe Texte verstehen. Bei der Rechenleistung und den Kenntnissen in Naturwissenschaften erreichte Deutschland nach Hongkong, Singapur und Taiwan den 12. Platz. Allerdings hinken die deutschen Schüler den asiatischen im Lernstoff zwischen ein und zwei Jahre hinterher.
Neben der Nabelschau auf diese Testergebnisse kann man aber auch die Lebens- und Schulwelt mit all ihren Veränderungen in den letzten Jahren betrachten. Lassen Sie uns also streiflichtartig an dieser Stelle einfach mal die Fakten von A wie Abitur bis U wie Unterrichtsausfall zusammentragen:
Abitur: In den 90er Jahren gingen deutsche Abiturienten mit durchschnittlich 19,7 Jahren vom Gymnasium ab. Im internationalen Vergleich waren sie damit »alt«, deshalb haben fast alle Bundesländer das achtjährige Gymnasium eingeführt. Nur 33 Prozent der Schüler schlossen 1999 in Deutschland die Schule mit Hochschulzugangsberechtigung ab. In den OECD-Ländern, die an der PISA-Studie teilgenommen haben, beginnen allerdings mehr als die Hälfte der Schüler eine akademische Ausbildung. In Schweden, Finnland oder Australien sind es gar 70 Prozent. In Deutschland liegt der Wert immer noch unter 40 Prozent.
Armut: Drei Millionen Kinder leben in Deutschland in Armut, jedes sechste bis zum Alter von 15 Jahren gilt als arm - in Berlin ist sogar jedes dritte Kind auf staatliche Hilfe angewiesen.
Drogen: Der Drogen- und Suchtbericht 2009 weist einen Rückgang des Alkoholkonsums nach. Der Anteil von Jugendlichen, die wöchentlich mindestens ein alkoholisches Getränk zu sich genommen haben, ist von 21,2 Prozent (2004) auf 17,4 im Jahr 2008 zurückgegangen. Allerdings ist das exzessive Rauschtrinken immer noch weit verbreitet. Fast jeder zehnte Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren weist einen gefährlichen Alkoholkonsum auf. Über 20 Prozent konsumieren pro Monat mindestens einmal mehr als fünf Gläser alkoholische Getränke. 2007 wurden 23 165 Kinder und Jugendliche (zwischen 10 und 20 Jahren) wegen einer Alkoholvergiftung stationär behandelt. Das ist die höchste Zahl seit der Ersterhebung im Jahr 2000, damals waren es 9500 Kinder und Jugendliche. Insgesamt werden Drogen, Nikotin und Alkohol immer früher konsumiert.
Eltern: 85,6 Prozent der Eltern plädierten in einer Umfrage 2007 für ein einheitliches Schulsystem in Deutschland. Nur 23 Prozent sind zufrieden mit dem deutschen Schulsystem. In 5,3 Millionen Familien mit Kindern sind beide Ehepartner erwerbstätig. 2,2 Millionen Schülerinnen und Schüler leben bei einem alleinerziehenden Elternteil.
Ernährung: Die Zahl der übergewichtigen Kinder hat sich seit 1990 nahezu verdoppelt. Sechs Prozent der Drei- bis 17-Jährigen werden von Experten gar als fettleibig kategorisiert. Sie essen zu wenig Obst und Gemüse, dafür zu viel Wurst, Käse, Fleisch und Zucker.
Lehrer: Bis 2015, so die Schätzungen, könnten in Deutschland 70 000 Lehrer fehlen. Der Beruf ist offenbar wenig beliebt. Aus gutem Grund: Der Krankenstand bei Lehrern ist fast dreimal so hoch wie bei anderen Arbeitnehmern. Nur fünf Prozent der Lehrer halten bis zur Rente durch. Die anderen müssen häufig wegen Stresssymptomen und stressbedingten Erkrankungen frühzeitig aus dem Beamtendienst entlassen werden. Etwa 30 Prozent dürften am Burn-out-Syndrom leiden. Hinzu kommt, dass der Beruf in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung im Gegensatz zu früher keineswegs das beste Image hat.
Medien: Haushalte mit Jugendlichen verfügen über eine sehr gute Medienausstattung. Im Durchschnitt sind 3,8 Mobiltelefone, 2,5 Fernseher, 2,3 Computer, 2,1 MP3-Player, 1,6 Digitalkameras und 1,1 Spielkonsolen vorhanden. Darüber hinaus besitzen über 80 Prozent aller Haushalte mit Kindern einen Internetanschluss. Dies belegte die JIM-Studie (JIM - Jugend, Information, (Multi-) Media) 2008. 71 Prozent der Jugendlichen haben einen eigenen PC im Zimmer, aber »nur« 61 Prozent einen eigenen Fernseher. Den Trend zum Computer als einer Art »Leitmedium« für Kinder belegen auch folgende Zahlen: 65 Prozent benutzen täglich den Computer, 63 Prozent schalten den Fernseher ein. In den kommenden Jahren wird der PC noch unerlässlicher werden, da Jugendliche ihn auch als Fernseher, Telefon (z. B. zum Skypen), DVD-Spieler und für die Kommunikation in Jugend-Online-Netzwerken wie Facebook, Lokalisten oder Myspace nutzen. Dies ist ein völlig anderes Medienverhalten, als Eltern es aus ihrer eigenen Jugend kennen oder persönlich praktizieren.
Nachhilfe: Sie soll das nachholen, was in der Schule versäumt und zu Hause aus eigener Anstrengung nicht zu schaffen war. Etwa 25 Prozent der Schüler, also jeder vierte, setzt irgendwann auf den Zusatzunterricht. Eine andere Studie kommt zu dem Ergebnis, dass 2008 in den »alten« Bundesländern 30 Prozent aller Schüler Nachhilfe erhielten. Die meisten benötigen die Lernunterstützung zwischen der siebten und zehnten Klasse. Eine andere Schätzung kommt zu dem Schluss, dass in Bayern bereits etwa 20 Prozent der Grundschüler Nachhilfe erhalten. Mathematik ist mit mehr als 60 Prozent das Nachhilfefach Nummer eins. Gefolgt von Deutsch, Englisch, Französisch und Latein. Mehr als 3000 Nachhilfe-Institute verdienen am Geschäft mit den Zensuren. In den USA vertrauen immer mehr Schüler auf Online-Nachhilfe. Mit PC, Online-Zugang, Headset und Webcam verabreden sich Lehrer und Schüler im Netz zum Üben.
Privatschulen: Rund 3000 freie Privatschulen erscheinen vielen Eltern als bessere Alternative oder letzte Rettung. Ihre Zahl ist seit 1992 um 50 Prozent gewachsen. Zwischen 1992 und 2000 stieg ihr Anteil auf über acht Prozent bezogen auf die Gesamtzahl der allgemeinbildenden Schulen, mit besonders starken Zuwächsen im Grundschulbereich. Jede Woche werden in Deutschland ein bis zwei neue Privatschulen gegründet. Die Vielfalt ist groß, da die Privatschulen sowohl hinsichtlich ihrer Spezialisierung wie auch in der Einstellung von Lehrern und der Festlegung ihres Budgets frei sind. Hinzu kommen Internate, die auch Kost, Logis und Erziehungsaufgaben übernehmen. Die Kosten allein für das Schulgeld schwanken stark, sie belaufen sich auf 50 bis 1500 Euro monatlich, bei Internaten entsprechend höher. Europaweit gehen übrigens fast 25 Prozent aller Schüler auf Privatschulen - in den Niederlanden sind es nahezu 75 Prozent.
Schüler: Eine Studie der Kölner Universität fand heraus, dass fast die Hälfte der Viertklässler gelegentlich oder häufig über Einschlafprobleme klagt. Jeder zehnte Schulanfänger leidet regelmäßig an Schlafstörungen. Untersuchungen der Universitäten Marburg und Berlin bestätigten: 17 Prozent der Schüler haben keinen Appetit, 38 Prozent fühlen sich erschöpft und jeder zehnte quält sich mit Bauchschmerzen. Etwa 11 Prozent der Schüler zwischen 11 und 13 Jahren haben auffällige emotionale Probleme. Verhaltensaufälligkeiten belegt die KIGGS-Studie (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland) 2007 bei 18,3 Prozent der Jungen in diesem Alter und bei 11,7 Prozent der Mädchen. Hyperaktivität liegt bei 8,9 Prozent vor.
Schule schwänzen: Der Lehrerverband schätzt, dass etwa 100 000 Schüler täglich die Schule schwänzen. Zum Teil setzen Schulen sogar Suchtrupps ein, um die Versprengten aufzuspüren und in die Lehranstalten zurückzuführen.
Selektion: Das deutsche Schulsystem wird durch den Faktor Auslese bestimmt - beim Schulstart, mit jeder Note, mit jedem Jahreszeugnis, nach der vierten Klasse (in einigen Bundesländern später) mit dem Wechsel auf eine weiterführende Schule und am Ende der Schullaufbahn mit einem Punktesystem. Viele Länder, die in der PISA-Studie besser abgeschnitten haben als Deutschland, setzen eher auf ein langes, gemeinsames Lernen im Klassenverband bis zu neun Stunden täglich und verzichten vielfach auf Noten. Das finnische Schulsystem - in den Naturwissenschaften PISA-Testsieger - schult Kinder erst mit sieben Jahren ein und lässt seine Schüler zunächst in einer neunjährigen Gesamtschule zusammen lernen; erst dann entscheiden die Schüler sich entweder für eine Berufsausbildung oder wechseln in die allgemeinbildende Oberstufe.
Sitzen bleiben: Nahezu jeder dritte Schüler dreht in Deutschland im Laufe seiner Schulkarriere eine »Ehrenrunde«. Allein in Nordrhein-Westfalen waren es jedes Jahr knapp vier Prozent eines Schülerjahrgangs (2008 allerdings nur noch 2,7 Prozent), das entspricht 70 000 bis 90 000 Kindern, die aus ihrem Klassenverband herausgerissen werden und selbst nach dem Wiederholen der Klasse oft noch nicht einmal ein besseres Zeugnis haben als zuvor. In mehreren Modellschulen hat man deshalb probeweise das Sitzenbleiben abgeschafft. Einige Bundesländer sind generell gegen »Ehrenrunden«.
Unterrichtsausfall: Schätzungsweise eine Million Unterrichtsstunden wurden 2008 in Deutschland wöchentlich ersatzlos gestrichen.

Gute Noten - glückliche Gesellschaft?

Zwei gegensätzliche Erziehungsstile prägten über Jahrzehnte hinweg das Familienleben: »Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst, wird gemacht, was wir sagen«, galt lange als Ideal der Wertevermittlung und einer autoritären Erziehung. Keine Regeln für das Zusammenleben vorzugeben und der kindlichen Suche nach Ordnung freien Lauf zu lassen, war die andere, antiautoritäre Variante. Beide haben sich in der heutigen Zeit als untauglich erwiesen. Studien zeigen eindeutig, dass der autoritative Erziehungsstil am ehesten den Bedürfnissen von Familie und Gesellschaft gerecht wird. Indem Eltern ihren Kindern die Regeln und Grenzen des Zusammenlebens aufzeigen, machen sie deutlich, dass sie von ihren Kindern eine gewisse Leistung erwarten, aber auch, dass sie sie immer unterstützen. Entscheidend ist dabei uneingeschränktes Vertrauen, das auf der elterlichen Liebe basiert: Kinder müssen versagen dürfen, ohne dass ihnen Zuneigungseinbußen drohen. Diese Form der Erziehung verlangt von den Eltern Zeit, Gesprächsbereitschaft, Geduld und Einfühlungsvermögen. Sie müssen in allem, was sie tun, Vorbild sein, konsequent handeln, schlüssige Erklärungen geben können und durch ihre Liebe Selbstbewusstsein vermitteln.
Sind beide Eltern berufstätig, müssen sie eine sogenannte Bildungspartnerschaft mit den Institutionen Kindergarten und Schule eingehen. So fordert etwa Wassilios Fthenakis, Leiter des Staatsinstituts für Frühpädagogik in München und Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Bozen, aus Kindertagesstätten Bildungseinrichtungen mit einer intensiven Frühpädagogik und Förderung zu machen. Laut Fthenakis bedeutet dies, Bildung nicht mehr regional oder national auszurichten, sondern sie an den internationalen Standards zu messen. Mit neuen Medien klug umzugehen, ist ebenso wichtig wie mehrere Sprachen zu beherrschen und auch in anderen Kulturen zu Hause zu sein. Damit stehen aber auch das Bildungssystem, die Eltern und vor allem die Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Eltern vor neuen Herausforderungen. In dem Buch Was Kinder für die Zukunft brauchen sind acht Schlüsselqualifikationen zusammengestellt: Flexibilität, Kommunikationsfähigkeit, Medienkompetenz, Kreativität, Teamgeist, Konfliktfähigkeit, Organisationstalent und Stressresistenz. Alles Dinge, die Kinder mitnichten in der Schule lernen, egal ob sie einen Hauptschulabschluss anpeilen, auf die Realschule gehen oder auf dem Gymnasium das Abitur machen. Diese soft skills, wie die weichen Fähigkeiten im Vergleich zu den harten Wissensfakten genannt werden, machen die Persönlichkeit eines Kindes aus und sind prägend für seinen Erfolg in einer zukünftigen Welt. Sie sind der Schlüssel für die Zukunft unserer Kinder.
Die meisten Eltern pendeln sich zwischen den eigenen Ansprüchen und denen der Gesellschaft ein. Zwar trägt sie die tiefe Liebe zu ihren Kindern halbwegs durch die Wirren des Bildungswesens. Aber zu wissen, wie sie die Fähigkeiten ihrer Kinder optimal fördern können, um ihnen in einem Bildungssystem den nötigen Freiraum für die Ausprägung der genannten soft skills zu verschaffen, ist genauso unabdingbar. Genau das will dieses Buch leisten: verständlich und praktisch.

Was ist eigentlich Bildung?

Wissen ist nicht Bildung, Bildung ist mehr als Wissen, aber ohne Wissen keine Bildung, so weit so gut. Non scholae sed vitae discimus sagt der Lateiner. Und wer das in »Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir« übersetzen kann, galt früher gemeinhin als klassisch gebildet. Heute vermag keiner mehr so genau zu sagen, was Bildung beinhalten soll, ja man versucht erst gar nicht, eine Antwort darauf zu finden. Daraus ergeben sich zum einen Verwechselungen - Bildung wird mit Wissen und Quiz-Shows gleichgesetzt - und zum anderen Irrungen, insofern als man meint, dass Information an sich bereits einen Wert hat und per Maus- oder Fingerklick zu Wissen wird, ohne dass man Bildung braucht.
Wie also steht es aus neurobiologischer Sicht um die Begriffe »Wissen« und »Bildung«? Was beinhalten sie? Und wie sind diese Begriffe zueinander in Beziehung zu setzen? Eine Antwort liefern die Verschaltungseigenschaften von Nervenzellen im menschlichen Gehirn. Werden bestimmte assoziative Bedingungen erfüllt, z. B. indem zwei Ereignisse gleichzeitig auftreten, oder assoziieren wir einen Begriff mit einem anderen, so werden die Kontaktstellen, Synapsen genannt, zwischen den Nervenzellen verstärkt. Eine der wichtigen Eigenschaften dieser assoziativen neuronalen Netze besteht darin, immer neue Informationen in die bestehenden Netzwerke einzubauen, die damit bereits bei ihrer Abspeicherung »interpretiert« werden. Und darauf gründet sich die Macht des Wissens: Wer viel weiß, ist besser imstande, in vielfältiger Art und Weise neues mit altem Wissen zu verknüpfen; er kann nicht nur besser abspeichern und erinnern, sondern auch mehr Alternativen denken und damit differenzierter urteilen.
Dies bedeutet natürlich noch lange nicht, dass eine Überflutung mit Wissensspielen automatisch Bildungsmillionäre aus unseren Kindern macht. Aber Allgemeinwissen zu haben ist wichtig; zu wissen, wo man etwas nachschlagen kann, reicht allein nicht aus, da das Gehirn dann vor der Schwierigkeit steht, wo und wie das neue Wissen einzuordnen ist.
Abstraktes und neues Wissen intelligent in ein bestehendes Wissenssystem einordnen bzw. dieses Wissen effektiv abrufen zu können, das ist echte Bildung. Erst diese Fähigkeit erlaubt es uns, schnellstmöglich auf die Unzahl an gespeicherten Daten in diversen neuronalen Netzen zuzugreifen. Entsprechend kann es bei der Wissensvermittlung nicht darum gehen, einfach nur Fakten zu lernen. Gefragt sind vielmehr Wissen über geschichtliche Zusammenhänge, das Wissen darum, woher unser Wissen kommt, naturwissenschaftliches, künstlerisches und mathematisches Verständnis sowie der Umgang mit Sprache. Diese Art der Wissensspeicherung ist jedoch immer hochgradig selektiv.
Vor allem in Zeiten, in denen ganze Wissensberge in Sekundenschnelle zur Verfügung stehen, benötigt man Bildung zur Skalierung des Wissens, um Wesentliches von Unwesentlichem trennen zu können - sowohl bei der Verarbeitung von Sinnesinformation wie auch bei der Entscheidung darüber, welche Fakten vom Kurz- ins Langzeitgedächtnis überführt werden sollen, brauchen Gehirne eine Orientierung. Eine Justierung unseres Wissens ist auch deshalb nötig, da ein Zuviel an willkürlichem Wissen zu einer Wissensnivellierung führen kann. Ein Überfluss an Wissen kann schnell Verunsicherung hervorrufen und damit eine gewisse Beliebigkeit. Eine Erkenntnis dessen, was das menschliche Gehirn ausmacht, besteht darin, das weniger oft mehr ist: Bei Aufgaben, die wir gut bewältigen und in denen wir sehr geübt sind, schaltet das Gehirn nicht ein Mehr an Gehirnarealen dazu, sondern es kann diese Aufgaben in höherer Geschwindigkeit und mit einer kleineren Anzahl von Gehirnarealen bewältigen.
Zusammenfassend lässt sich also Folgendes festhalten: Bildung kann nur dort entstehen, wo man dem Wissen einen Wert gibt. Wir merken uns hauptsächlich das, was vom Gehirn in einem gegebenen Kontext als wichtig erachtet wird. Dieser Kontext wird im Wesentlichen von unserer Kultur bestimmt. Umso bedauernswerter ist es, dass es keine öffentliche Bildungsdebatte über Wissensziele gibt. Was Eltern aber nicht davon abhalten muss, sie mit ihren Kindern zu führen. Dabei müssen Mütter und Väter sich zunächst selbst über die wichtigen vermittelbaren Werte klar werden, denn nur so hat das kindliche Gehirn beim Wissenserwerb eine Orientierung. Vielleicht ist es keine schlechte, wenn auch eine etwas schulmeisterliche Idee, dass Eltern eine Liste erstellen mit den Dingen, die ihre Kinder bis zum 15. Lebensjahr erlebt und erfahren haben sollten. Das Ziel bestünde weniger im sklavischen Abarbeiten dieser Liste, sondern in der Liste selbst, da sie Wertigkeit und damit den Beginn von Bildung in das Wissen bringt. Als Leitlinie für das Kreieren einer solchen Liste könnte eine Aussage von Rainer Maria Rilke gelten, die quasi eine Antwort auf die Frage nach der Aufgabe von Bildung gibt: »Dass sie mir Fenster sei in den erweiterten Weltraum des Daseins.«
2 Die sieben Säulen des kindlichen Lernens
Das Können und die Leistungsfähigkeit eines heranwachsenden Kindes werden von vielen Faktoren bestimmt: dem Elternhaus, den ererbten Genen, der Ernährung, dem Unterricht in der Schule, den Freunden, der individuellen Begabung und unplanbaren Lebenszufällen. Innerhalb dieses Netzwerkes an Faktoren lassen sich aber sieben Säulen erkennen, auf denen Schulerfolg aufbaut:
› die Motivation zu lernen und die Fähigkeit, sich zu konzentrieren
› ein gutes Gedächtnis, um den Lernstoff zu behalten
› die persönliche Intelligenz und das angesammelte Wissen
› die emotionale Intelligenz, die es ermöglicht, im sozialen Gefüge zurechtzukommen
› mit Stress umgehen zu können
› gute sprachliche Fähigkeiten
› und über die Lernbedingungen für das eigene Geschlecht Bescheid zu wissen.
Doch diese sieben Säulen allein sind noch nicht die Lösung für die Fragestellungen vieler Eltern zum Thema Lernen. Sie sind vor allem eine didaktische Einteilung des Buches, denn alle hier erwähnten Themengebiete sind natürlich eng miteinander vernetzt. Die folgenden Kapitel sollen Antworten auf ganz unterschiedliche Fragen geben: Wie entwickelt sich Intelligenz? Ist ein Kind umso intelligenter, je mehr es weiß oder an Fakten behalten kann? Was sagt ein Intelligenztest überhaupt aus? Häufig vergessen Eltern, welche Bedeutung der emotionalen Intelligenz für gute Lernleistungen zukommt und dass sie deshalb entsprechend gefördert werden sollte, genauso wie die Fähigkeit, mit Stress umgehen zu können. Wie sicher fühlt sich mein Kind in der Klassengemeinschaft oder dem Freundeskreis? Um mit Enthusiasmus zu lernen und begeistert alles Neue erfahren zu wollen, braucht es mehr als ein schnell arbeitendes Gehirn. Wie kommt es, dass ein Kind am Abend zu Hause den Lernstoff beherrscht und dennoch am nächsten Morgen in der Prüfung scheitert, weil ein Blackout verhindert, dass das Wissen verfügbar ist? Stress, das haben viele Untersuchungen erwiesen, ist die schlechteste Lernbasis. Unter Stress schraubt das Gehirn sein Leistungsvermögen dramatisch herunter. Es verweigert sich den lernfördernden Reizen und verliert an Assoziationskraft.
Warum haben Kinder generell ein so gutes Gedächtnis und lernen in Windeseile Vokabeln, die sich jeder Erwachsene mühsam eintrichtern muss? Warum verspüren Schüler aber oft keine Lust zu lernen? Die Ursachen dafür müssen Eltern ergründen, denn es gilt: Kinder lernen immer, wenn auch meist nicht willentlich gesteuert, sondern vor allem unbewusst. Das menschliche Gehirn ist darauf ausgerichtet, immer lernen zu wollen, es kann gar nicht anders. Wenn Kinder also unmotiviert im Unterricht sitzen, hat das gute Gründe.
Eltern wissen, wie unterschiedlich Jungen und Mädchen sich in der Schule behaupten. Sie lernen anders, und unsere Gesellschaft wird sich vor allem um die Jungen bemühen müssen, die im Gegensatz zu den Mädchen die schlechteren Schulabschlüsse erlangen, häufiger sitzen bleiben und öfter unter gravierenden psychischen Problemen leiden. Aber stimmt es wirklich, dass Mädchen sprachbegabter und Jungen mathematikbegeisterter sind?
An allgemeinen Weisheiten über Kinder und ihre Fähigkeiten, die häufig als intuitive Vermutungen geäußert werden, mangelt es nicht. Als Erziehungs- und Bildungsratgeber eignen sich diese jedoch weniger. Viele von ihnen konnte die neueste Hirnforschung widerlegen: Kinder beherrschen mitnichten ihre Muttersprache perfekt, nur weil sie diese tagaus, tagein hören. Vielmehr ist es die Qualität der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern, die über die Sprachkompetenz entscheidet, vor allem wenn es um Lesen und Rechtschreibung geht. Und das gilt nicht nur für die Muttersprache, sondern auch für zweisprachig erzogene Kinder ebenso wie die Kinder, die erst in der Schule ein oder zwei Fremdsprachen erlernen. Diese Erkenntnis gewinnt insofern an Brisanz, als die in vielen Bundesländern durchgeführten Reformen vorsehen, dass bereits für Schüler ab der sechsten Klasse eine zweite Fremdsprache auf dem Stundenplan steht und gegebenenfalls in der achten oder neunten Klasse die dritte. Fazit: Für den Schulkontext ist die Kernkompetenz Sprache von herausragender Bedeutung. Und hier müssen und können Eltern bereits früh die richtigen Weichen stellen.
Dass Jungen besser rechnen können und Mädchen besser malen, ist eines der hartnäckigsten Vorurteile, denen Eltern ausgesetzt sind. Denn Intelligenz wird nur zu 50 Prozent von den Eltern über die Gene vererbt. Der Rest bildet sich durch Erfahrung und Lernen, durch die richtige Förderung zum richtigen Zeitpunkt. Argumente, dass das eine Kind eben dumm und das andere schlau sei, taugen im Schulalltag nichts. Im Gegenteil, sie können zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden.
Entscheidend ist, dass Eltern und Lehrer sich nicht von diesen vermeintlich wissenschaftlichen Allgemeinplätzen leiten lassen. In den vergangenen zwanzig Jahren haben Tausende von Wissenschaftlern weltweit viele neue Erkenntnisse über die Entwicklung des Gehirns zusammengetragen. Sie müssen jetzt in die Praxis umgesetzt werden, damit wir besser verstehen, wie unsere Kinder heute lernen und vor allem wie wir sie dabei gezielter fördern und unterstützen können. Es gilt, die sieben Säulen, auf denen die Fähigkeit unserer Kinder zu lernen fußt, frühzeitig zu stärken.

2.1 Motivation und Konzentration

Motivation steigern - Positive Konsequenzen - Turbolader im Gehirn - Kapiertrieb - Bewegung und Belohnung - Gier nach Neuem - Schmiermittel für den Geist - Lernen und Aufmerksamkeit - Konzentration steigern - Fazit - Anregungen für Eltern
»Der Geist ist kein Schiff, das man beladen kann, sondern ein Feuer, das man entfachen muss.«
PLUTARCH (griechischer Historiker)
Belohnung fördert die Motivation. Dieser Grundsatz erscheint jedem einleuchtend und vollkommen nachvollziehbar, aber manchmal machen sich Wissenschaftler auch daran, scheinbar Offensichtliches zu belegen. Um die Allgemeingültigkeit dieser Aussage zu überprüfen, beobachteten Psychologen in einer Studie die freiwilligen und belohnten Tätigkeiten von Vorschulkindern. Dafür wurden hundert Kinder nach einem Zufallsprinzip in drei verschiedene Gruppen eingeteilt. Der ersten Gruppe zeigten die Forscher Süßigkeiten und Kuscheltiere, die den Kindern als Belohnung winkten, nachdem sie etwas Schönes aus ihrer Umgebung gemalt haben würden; die zweite und dritte Gruppe wurde ebenfalls gebeten, etwas zu zeichnen, ohne dass man ihnen eine Belohnung dafür in Aussicht stellte; die zweite Gruppe erhielt später zwar dieselbe Belohnung wie die erste Gruppe, aber sie kam für die Kinder gänzlich unerwartet. Die dritte Gruppe von Vorschulkindern erhielt zu keinem Zeitpunkt irgendeine Art von Belohnung.
Das Ergebnis dieses Motivationstests entsprach allerdings in keinster Weise den Erwartungen der Wissenschaftler: Denn nach ein paar Wochen zeigte sich, dass die Kinder der ersten Gruppe ein geringeres Interesse am Malen an den Tag legten und entsprechend weniger Zeit damit verbrachten als die Kinder der beiden anderen Gruppen. Und das, obwohl sie doch für ihr Tun belohnt worden waren. Ausgehend von der Annahme »Belohnung erhöht die Motivation« hätten aus ihnen kleine Malenthusiasten werden müssen. Aber die versprochene Belohnung, so gut sie auch gemeint gewesen sein mag, hatte sich als kontraproduktiv für die Eigenmotivation der Kinder erwiesen. Hingegen waren die Kinder, die überraschend eine Belohnung erhalten hatten, hinterher diejenigen, die am liebsten malten.
Folgt daraus, dass Eltern ihren Kindern keine Belohnung (oder Bestrafung) in Aussicht stellen sollten, wenn sie bei ihnen (gute) Leistungen erzielen wollen? Sind die zwei Euro für jede gute Note auf dem Zeugnis nicht nur sinnlos, sondern bewirken gar das Gegenteil?

Motivation steigern

Eine der häufigsten Fragen, die Eltern Schulpädagogen stellen, lautet: »Wie kann ich mein Kind zum Lernen motivieren?« Der Neurologe, Psychiater und Lernexperte Manfred Spitzer meint, diese Frage sei ähnlich unsinnig wie: »Wie erzeuge ich Hunger?« Damit bringt Spitzer die Ergebnisse der letzten zehn Jahre aus psychologischer und neurobiologischer Forschung auf den Punkt, die mittlerweile mit dem Irrglauben aufgeräumt hat, man müsse Kinder zum Lernen zwingen. Im Gegenteil: Heute weiß man, das kindliche Gehirn lernt immer - nur nicht immer das, von dem andere möchten, dass Kinder es lernen. Gleiches gilt übrigens auch für Erwachsene, und zwar in jedem Alter.
Was allerdings das Gehirn eines motivierten Menschen, der z. B. bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit einem Marathonsieg entgegenrennt oder jahrelange mühevolle Kleinarbeit auf sich nimmt, weil er glaubt, eine wichtige Erfindung zu machen, von dem eines Unmotivierten unterscheidet, dem jede Anstrengung zu viel ist, der keine Lust verspürt, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, das vermögen Hirnforscher erst in Ansätzen zu sagen. Zunächst gilt es zwischen zwei Formen der Verhaltensbereitschaft zu differenzieren: der extrinsischen (von außen kommenden) und der intrinsischen (von innen generierten) Motivation. Bei extrinsischer Motivation spielen die Konsequenzen einer Handlung die entscheidende Rolle. Dabei handelt es sich um Anreize von außen, die vor allem von Eltern, aber ebenso von Erziehern, Lehrern, Arbeitgebern usw. als Belohnung - oder auch Bestrafung - gesetzt werden. Sowohl Tierexperimente als auch Untersuchungen an Testpersonen haben gezeigt, dass eine Belohnung wesentlich wirksamer ist als eine Bestrafung. Aber wie ist dann das Ergebnis der Motivationsstudie an den Vorschulkindern zu erklären? Wie kommt es, dass eine Belohnung die Motivation, etwas Bestimmtes zu tun, bremst? Entscheidend sind hier die intrinsischen Faktoren der Motivation. Mit diesem Begriff wird der Umstand beschrieben, dass man sich aus einem inneren Antrieb heraus einer Tätigkeit widmet und nicht, weil von anderen Personen gesetzte Anreize einen dazu antreiben. Man tut etwas um seiner selbst willen. Diese Eigenmotivation ist eine der stärksten Kräfte im Menschen. Sie treibt uns auf den Mount Everest, ins ewige Eis und in die tiefsten Meeresgräben. Äußere Reize sind nicht annähernd so wirksam wie innere Motivatoren. Nicht um des Geldes, der Ehre und des Ruhmes willen leisten Menschen (Erwachsene wie Kinder) oft nahezu Unglaubliches, sie tun es vor allem, weil sie es wollen. Nur mit dieser Erkenntnis wird es Eltern gelingen, ihr Kind gezielt zu motivieren und eine gute Balance zwischen innerer und äußerer Motivation zu erreichen.
Hirnphysiologisch lässt sich das verblüffende Ergebnis der Malstudie an Vorschulkindern so erklären: Wer bereits hoch motiviert ist, hat ein viel höheres Aktivierungspotenzial in seinen Nervennetzen, als man es je über extrinsische Faktoren erzeugen könnte. Das heißt: Ein Kind hat Lust zu malen. Durch äußere Anreize jedoch - nämlich das In-Aussicht-Stellen einer Belohnung - wird die ursprüngliche Eigenmotivation quasi überschrieben.
Verlagsgruppe Random House
1. Auflage 2009
Text Copyright © vollständig überarbeitete Neuausgabe 2009 Martin Korte und Gaby Miketta Copyright © Neuausgabe
2009 Deutsche Verlags-Anstalt München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Erstmals 2004 in der Argon Verlag GmbH, Berlin erschienen Dieses Werk wurde vermittelt durch die Michael Meller Literary Agency, München. Grafiken: Darja Süßbier Typografie und Satz: DVA /Brigitte Müller Gesetzt aus der Minion und der Syntax
eISBN : 978-3-641-03904-2
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