Wie man schreibt - Carsten Göttel - E-Book

Wie man schreibt E-Book

Carsten Göttel

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Beschreibung

In "Wie man schreibt - Der praktische Ansatz" macht Carsten Göttel Sie mit einer Herangehensweise an das Kreative Schreiben vertraut, in der es nicht darum geht, erst einen Routenplan zu erstellen, bevor die Reise losgehen kann. Warum funktioniert eine Geschichte? Wie wirkt ein Dilemma? Wann sollte man auf Beschreibung lieber verzichten? Dabei werden keine Regeln aufgestellt, sondern die Beweggründe für die Entscheidungen, die jeder Autor in seiner Praxis treffen muss, erläutert. Immer mit einem Augenzwinkern versehen erlernen Sie die Werkzeuge, die dafür nötig sind, eine gute Geschichte auf herausragende Art & Weise zu erzählen. "Wie man schreibt - Der praktische Ansatz" eignet sich sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene, da immer wieder mit leicht verständlichen Beispielen aus den Bereichen Film, Fotografie, Psychologie und schlussendlich der eigenen Erfahrung die Perspektive geändert wird, um mal die Position des Lesers einzunehmen, mal die des Zauberers auf der Bühne. Das Schreiben wird dabei zu einem Spiel, in dem immer mal wieder hinterfragt wird, welche Regeln sich zu brechen lohnen und gleichermaßen anschaulich erläutert, wie wir unser Unterbewusstsein nutzen, um produktiv tätig zu werden und nicht vor dem leeren Blatt auf die Muse zu warten. Es gibt keine Schreibblockade!

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Seitenzahl: 341

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Carsten Göttel

Wie man schreibt

Der praktische Ansatz

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

1. »Eine Einführung« oder »Der Mythos Schreibblockade«

2. »Wie liest man?«

3. Der »Rewrite« oder »Der magische Trick des Autors«

4. »Feedback & Kritik« oder »Die Achillesferse des Perfektionisten«

5. »Inspiration & Glaube« oder »Wie versetzt man einen Berg?«

6. »Der Dialog« oder »Show, don't tell«

7. »Der nonverbale Dialog« oder »Ohne Worte«

8. »Dilemma & Motivation« oder »Between a Rock and a Hard Place«

9. »Die Intention« oder »Was möchten Sie der Welt mitteilen?«

10. »Die 3-Akt-Struktur« oder »Der Heilige Gral«

11. »Die Zeit« oder »Wie Sie aus einem Tag eine Woche machten«

12. »Plot« oder »Wie viele Protagonisten braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?«

13. »Genre« oder »Gibt es eine Geschichte ohne Plot?«

14. »Das Buch als visuelles Medium« oder »Wie malt man mit Wörtern?«

15. »Die Fantasie des Lesers« oder »Wie erzeugt man ein Déjà-vu?«

16. »Prosa« oder »WAS schreibe ich eigentlich?«

17. »Epik« oder »WANN schreibe ich einen Roman?«

18. »Sie schreiben einen Roman!« oder »Ein literarisches Experiment«

19. »Vermarktung« oder »Wie kommt mein Buch nun an den Leser?«

20. »Revision« oder »Habe ich etwas vergessen?«

Impressum neobooks

Vorwort

Bei den Texten in diesem Buch handelte es sich zunächst um wöchentlich publizierte Blog-Artikel, die im Zeitraum von November 2016 bis März 2017 entstanden. Es begann, wie immer, als eine Idee, da Kollegen, Bekannte und Unbekannte konstant von einer Schreibblockade erzählten, als wäre es etwas, dass man halt als Autor so hat, das einen als Autor auszeichnet, wo jeder andere Autor weiß, was gemeint ist. Darüber hinaus plagte mich die Frage, warum so viele Menschen am Schreiben scheitern, da man all zu oft den Satz vernahm »Ein Buch würde ich auch mal gerne schreiben.«

Nun hatte ich schon lange nicht mehr an dem Phänomen, das Autoren doch so gerne erwähnen, gelitten, was soweit ging, dass ich mich fragte, ob ich überhaupt ein Autor sei, ohne Schreibblockade. Doch was, wenn diese gar nicht existierte? Wenn sie nur ein Hirngespinst war? Und schlussendlich, was tat ich, was ein Grund dafür sein könnte, dass sie nicht eintrat, denn ich schrieb viel von Kurzgeschichten zu Drehbüchern und dergleichen. Entfernt konnte ich mich an den Zustand des leeren Blattes noch erinnern, aber dies lag Jahre zurück. Was hat ich in der Zwischenzeit geändert?Zudem hatte ich in den letzten 10 Jahren zahlreiche Bücher über das Schreiben gelesen. Doch fand ich weder tatsächlich praxisbezogene Ansätze, noch gab es ein Buch, das mir zeigte, wie man kreativ schreibt. Im Gegenteil basierten die meisten Bücher auf einer Art formalistischen Ansatz, in dem man angeblich nur die Lücken füllen müsste oder 20 Aufgaben erfüllen, bevor man sich an seine Geschichte setzen konnte. Nun möchte man vielleicht ein Abenteuer schreiben, aber nicht erst selbst Protagonist werden und Aufgaben erfüllen, bevor man zur Tat schreitet. Mit diesem Kenntnisstand begann ich den eingangs genannten Blog, wohlgemerkt ohne zu wissen, ob ich diesen auch beenden würde. Denn tatsächlich entstand die Idee nur dadurch, dass ich mir eine neue Webseite erstellt hatte und der Anbieter als Extra die Funktion eines Blogs anbot. Doch bevor ich mich erst wieder Büchern widmete, wie man den nun einen Blog schreibt, zog ich den praktischen Ansatz vor und legte los. Jeden Sonntag sollte etwas fertig sein. Niemand wartete darauf, aber ich setzte mir dieses Ziel. Selbstverständlich machte ich mir eine Liste mit Themen, über die ich gerne schreiben wollte und dir mir gerade in den zahlreichen Büchern fehlten oder zu oberflächlich behandelt wurden. Doch viel wichtiger: Ich schrieb. Ich machte keinen Plan, sondern entdeckte beim Schreiben, was sich eventuell als nächstes Thema anbot und verwendete bei keinem Artikel zuvor eine Formel, strukturierte ihn vor oder hielt Ziele fest. Ich schrieb.Dementsprechend verwendete ich den praktischen Ansatz auch beim Schreiben dieses Buches. Das Resultat finden Sie auf den nächsten Seiten. In der Kapitelübersicht werden Sie dabei feststellen, dass ich auch das ein oder andere bekannte Thema erneut unter die Lupe nahm, nicht um bloß wiederzugeben, was ich woanders las, sondern um der Frage auf den Grund zu gehen, warum bestimmte Modelle existieren.Da die Artikel wöchentlich entstanden, empfiehlt es sich durchaus, diese als Kapitel auch wöchentlich zu genießen, um von einem zum anderen zu reflektieren. Doch wäre dies nur eine Möglichkeit dieses Buch zu lesen, so, wie es eben geschrieben wurde, was bei anderen Büchern fatale Folgen haben könnte. Daher lesen Sie nicht, wenn sie gerade Zeit haben, sondern, nehmen sie sich Zeit, um zu lesen. Denn im Nachhinein sparen sie diese wieder ein, wenn sie eben nicht mehr vor dem leeren Blatt sitzen, um am nächsten Tag zu erzählen, Sie hatten gestern eine Schreibblockade.Gleichermaßen ist es unerheblich, ob sie noch nie geschrieben haben, als Hobby schreiben oder in professioneller Tätigkeit, denn jedes Kapitel dieses Buches wird in eine neue Erkenntnis geben über Werkzeuge, die sie vielleicht bereits verwenden, jedoch viel effektiver einsetzen können, wenn sie wissen, warum sie dies tun.Dementsprechend wünsche ich produktives Lesen!

1. »Eine Einführung« oder »Der Mythos Schreibblockade«

Zunächst ist es sehr interessant, dass das erste Kapitel sich gerade diesem Thema widmet. Bildet doch das geschriebene Wort die erste Instanz beispielsweise einen Film zu machen oder generell jegliche Idee in die Tat umzusetzen. So wolle man meinen und bei den Resultaten doch so manches Mal zweifeln.

Nichtsdestotrotz sollte dies ein Einstieg sein. Ein Einstieg, der uns über kurz oder lang tief zu den Wurzeln des kreativen Prozesses führt und eventuell darüber hinaus.

Nun denn, wir schreiben Geschichten und ich gehe einmal davon aus, dass Sie in Ihrer Kindheit Märchen gehört haben und darüber hinaus die uns allen zur Verfügung stehenden Mittel ausgenutzt haben, um sich über Spannungsbogen und in diesem Zusammenhang über Einleitung, Hauptteil, Ende und die möglichen Erzählformen einer Geschichte zu informieren (wenn nicht, werden diese ohnehin zu einem späteren Zeitpunkt erläutert).

Dennoch ist das Blatt leer. Schreibblockade.

Das Faszinierende ist Folgendes:

Es gibt keine Schreibblockade! Es gibt Schreibfehler auf Ihrem hundertmal beschriebenen USB-Stick, ohne neu zu formatieren, oder sogar Autorenstreiks. Aber eine Schreibblockade gibt es nicht! Sie existiert schlichtweg nicht. Es gibt keine psychologischen Experimente, in denen eine Schreibblockade, ohne jeden wissenschaftlichen Zweifel am Experiment, nachgewiesen wurde.

Was Autoren als die klassische Schreibblockade definieren, ist eins von 4:

1. Faulheit - Nur weil Sie schreiben können, heißt das nicht, dass Sie einen Roman schreiben können. Wer denkt, dass dies eine entspannende Tätigkeit sei, liegt falsch, doch zum sogenannten »Rewrite« komme ich in einem späteren Kapitel.

2. Mangelnde Inspiration - Nach 3 Stunden Vormittagsprogramm der Privatsender fällt es mir schwer, eine Geschichte zu schreiben. Es geht um Input. Guter Input ist die beste Inspiration.

3. Glaube - Sie können eine einzigartige Geschichte schreiben! Punkt! Aber niemand macht es, weil niemand daran glaubt, weil Autoren ständig von einer Schreibblockade berichten. Es gibt sie nicht! Doch zu hilfreichen Mitteln, um den Glauben "anzuregen", komme ich ebenfalls im weiteren Verlauf.

4. Ablenkung - Sollte eigentlich die Nummer eins sein, dennoch erfordert das Schreiben mehr, als einfach nur, nicht abgelenkt zu sein. Mann muss zumindest einen Stift in die Hand nehmen oder den Computer einschalten. Ergo Eigeninitiative, die mit einschließt, sich nicht ablenken zu lassen, nicht von Medien, nicht vom Alltag, nicht von Freunden, nicht von Ihren Kindern, es sei denn, die haben wirklich ein menschliches Bedürfnis oder sind schlichtweg traurig. Häufig bieten gerade Kinder die beste Inspiration, da sie ohne Subtext fühlen und sich auch so äußern.

Dies zum Thema Schreibblockade, wer sich angesprochen fühlt und denkt, dass dies nicht so ist, schreiben Sie mir gerne eine E-Mail (die Adresse finden Sie im letzten Absatz des letzten Kapitels) und ich nehme mir etwas Zeit, um Ihnen zu belegen, dass es sich auch bei Ihrer individuellen Schreibblockade um einen der 4 genannten Punkte oder eine Kombination dieser handelt. Schließlich bietet dies mir Ablenkung (Punkt 4) vom Schreiben. Klingt humoristisch, aber es ist mein vollkommener Ernst. SIE und ICH nutzen alles, um nicht schreiben zu müssen! Und doch wollen wir es oder?

Traum vs. Realität

Jeder Mensch sollte sich darüber im Klaren sein oder dabei sein im Klaren zu werden, oder zumindest in bestimmten Aspekten seines Lebens über eine klare Vorstellung verfügen, was er oder sie möchte. Möchten Sie schreiben oder lieber verbal den Traum hegen, dass Sie ja immer gerne schreiben wollten, aber einfach nie die Zeit dazu gefunden haben und wenn, dann hatten Sie diese Schreibblockade. Es ist nichts Schlimmes! Ich selbst hege den Traum, jedes Instrument zu spielen. Ich selbst habe aber auch schon immer den Traum gehabt, vor Menschen schweben zu können. Nur einen Meter oder einen halben in der Luft und sie damit zu verblüffen, denn es würde ja keinen anderen Zweck erfüllen. Genau, wie es Ihre Verwandtschaft verblüfft, wenn Sie Ihnen dann plötzlich beim 80. Geburtstag von Tante Anita sagen können:» Ich? Ich habe letztes Jahr ein Buch geschrieben. Vom ersten bis zum letzten Kapitel. Fertig. Mit Cover und allem. Sie finden es auf Amazon und in Ihrem Buchhandel.«Warum Sie Ihre Verwandtschaft siezen, lassen wir jetzt einmal außen vor. Doch wollen Sie schreiben, um von Kritikern ein Lob zu erhalten?Wenn Sie jemanden beeindrucken wollen, schreiben Sie kein Buch. Wenn Sie jemanden beeindrucken wollen, erschaffen Sie (Frau, Kinder, Haus, Geld) oder erfinden Sie, ja erfinden Sie, etwas, was diese Menschen beeindruckt. Denn eine bloße Erfindung, eine Lüge, ist nicht weniger wert, als eine falsche Illusion.Wenn Sie jedoch einfach gerne darüber sprechen, dass Sie Bücher schreiben. Wenn Sie gerne diesen intellektuellen Aspekt für sich beanspruchen möchten, ohne die harte Arbeit des Schreibens zu investieren, dann tun Sie dies mit dem gleichen Ansporn. Erfinden Sie Geschichten und Verlage, die sich für Ihre Stoffe interessieren. Gerne, da ist nichts Falsches dran! Die halbe Welt macht es oder dichtet zumindest einen beachtlichen Teil zu den Tatsachen hinzu. Ich verstehe Sie.Interessanterweise erfordert dies die gleiche Arbeit, als wenn Sie tatsächlich ein Buch schreiben würden. Eine gute Lüge erfordert dieselbe Anstrengung, wie die Wahrheit.

Das heißt, möchten Sie schreiben? Lesen Sie weiter!

Wenn Sie nur über das Schreiben sprechen möchten, brechen Sie jetzt ab und informieren sich darüber, wie man eine gute Lüge erzählt, wie man verkauft und auch darüber, welche Kleidung man als Autor tragen sollte. Denn all diese Tipps werden Sie hier nicht finden.Zugegebenermaßen, es fiel mir selber schwer, darüber im Klaren zu werden. Bin ich Autor oder wäre ich gern ein Autor, worin, um es noch einmal zu betonen, NICHTS Verwerfliches liegt. Menschen haben Träume und das ist fantastisch! Ich erinnere Sie gerne an meinen Traum, vor anderen schweben zu können. Es ist menschlich.Dennoch dürfen Sie hier, anhand einer wissenschaftlichen Studie, gerne testen, ob Sie wirklich schreiben wollen:

Müssen Sie schreiben?Werden Sie unruhig, wenn Sie es ein paar Tage nicht getan haben, wie wenn Sie regelmäßig Kaffee trinken und diesen für ein paar Tage aussetzen?Müssen Sie schreiben?Hegen Sie Gedanken in ihrem Kopf, die Ihnen keine Ruhe lassen, wenn diese nicht protokolliert werden?Sehen Sie einen Menschen in Ihrem Alltag und erfassen hinter diesem Menschen 100 Möglichkeiten, wie er dieser Mensch geworden ist?

Wenn die Antwort auf diese Fragen, insbesondere die erste und die dritte, »Ja« lautet, fällt der Test positiv aus.Doch im Ernst, all diese Fragen lassen sich zu der Frage zusammenfassen: »Schreibt Ihr Kopf?«Haben Sie schon mal eine Straßenbahn-Haltestelle verpasst, weil Sie tief im Gedanken versunken waren, ist dies ein gutes Zeichen. Oder hatten Sie schon einmal das Erlebnis, einen Gedanken kurz, nachdem Sie ihn gedacht hatten, plötzlich zu verlieren, obwohl er für Sie eine enorme Wichtigkeit darstellte und Sie konnten für einen gewissen Zeitraum danach nichts anderes tun, als diesen Gedanken zu suchen? Dann schreibt ihr Kopf. Sollte ihnen das fremd vorkommen, keine Sorge am Ende dieses Buches wird ihr Kopf schreiben. Selbstverständlich benötigen Sie Fantasie. Und Sie haben Fantasie! Denn Sie waren einmal Kind. Es mag dem ein oder anderen schwerfallen, darauf zuzugreifen, doch egal welche Umstände, jedes Kind und damit jeder von uns besitzt Fantasie.

Zurück zum Anfang

Nun gut, Sie wollen schreiben!Ich werde Ihnen keinerlei Übungen, wie z. B. das »Wild Writing« (wild niederschreiben, was einem gerade einfällt) geben. Ebenso gebe ich Ihnen keine Aufgaben, wie beispielsweise, schreiben Sie eine Kurzgeschichte über Ihren letzen Zahnarztbesuch. Ein Maler, der lernt, skizziert nicht seinen letzten Zahnarztbesuch, er studiert die Werke der Altmeister und versucht sie nachzuzeichnen. Sie brauchen Vorbilder!Wer ist ihr Lieblingsautor und warum? Wie schreibt er?Dabei empfehle ich gerne Charles Dickens oder Fjodor Dostojewski, da es tatsächlich sehr leicht fällt, in ihre Werke hineinzufinden. Für einen kürzeren Zeitaufwand bieten sich Kafkas Kurzgeschichten beispielsweise an oder auch die Gedichte von Berthold Brecht. Ergründen Sie, was Ihnen gefällt. Gerade in der Literatur ist es sehr viel einfacher zu analysieren, als im Film beispielsweise, der so schnell vorbeizieht. Das Wichtigste, und daher vor dem 2. Kapitel »Wie liest man?«, ist, schreiben Sie. Herr Gott, schreiben Sie!Feedback ist gut, doch Näheres dazu später. Lesen Sie erst nach ein paar Tagen erneut, was Sie geschrieben haben. Verstehen Sie noch immer die Stimmung, die Umgebung und die Charaktere, ist dies ein gutes Zeichen. ABER lesen Sie NIEMALS, während Sie schreiben!Die einzige »Entschuldigung« dafür ist, wenn Sie den Namen eines Charakters vergessen haben. Manchmal weiß man auf Seite 50 nicht mehr, wie der Charakter auf Seite 10 hieß, vorausgesetzt man hat sich kein extra Dokument für Notizen angelegt und die Info auch notiert, aber man braucht ihn jetzt, warum?Weil der Kopf es so schreibt. Folgen Sie Ihrem Kopf! Der Kopf sagt: »Da trifft er/sie diesen Charakter wieder.«In diesem Fall und NUR in diesem Fall schauen Sie nach, wie er hieß und welche Haarfarbe er hatte. Der Leser sieht das nicht. Aber schreiben Sie, auch wenn es ihnen nicht gefällt, auch wenn es keinen Sinn macht. Dafür ist später Platz im »Rewrite«. Nicht jetzt? Warum?Das Einzige, was Sie daraus gewinnen können, alle paar Zeilen später zu überprüfen, was Sie bisher geschrieben haben, ist: Dass es ihnen JETZT nicht mehr gefällt und Sie sich fragen, was das Ganze soll. Ergo Ablenkung und/oder die Entschuldigung zur Schreibblockade (es gibt sie nicht!)Es gibt keinen Grund, warum Sie nicht weiter schreiben sollten.»Was er sagt, find' ich albern.«Dies fällt in die Kategorie des »Rewrite«.»Ich weiß nicht, wo das hin soll oder führt.«Nun, indem Sie vor dem Bildschirm oder dem leeren/halben Blatt sitzen, werden Sie das auch nicht herausfinden. Ebenso geleitet Sie das erneute Lesen nicht wieder in den Fluss, im Gegenteil, es unterbricht ihn. Denn, tun Sie dies nach jedem Absatz, wird Ihnen nach und nach in den vorherigen Absätzen etwas auffallen, das Ihnen nicht zusagt und Sie fangen an, im Text herumzudoktern. Wenn ein Chirurg während der Operation plötzlich wieder seinen ersten Schnitt hinterfragt ... ich führe es mal so aus, dann möchte ich nicht auf dem Operationstisch liegen.Das heißt, wenn Sie plötzlich während des Schreibens Ihren zweiten Absatz ändern, passt etwas im dritten oder fünften plötzlich nicht mehr und Sie werden versuchen dies zu beheben. Dies führt zwangsläufig nicht dazu, dass Sie weiter schreiben, sondern bringt Sie direkt in die abwärts führende Spirale des Zweifelns, die unabwendbar darin endet (eine Spirale hat nun einmal nur ein Ende nach unten), dass Ihnen die gesamte Idee, die Grundmauer Ihrer Geschichte nicht mehr gefällt.An dieser Stelle möchte ich Sie Willkommen im Club der Autoren heißen! Manche geben es zu, die anderen nicht, aber wir waren alle schon einmal am Ende der Spirale.

Dementsprechend schreiben Sie! Trauen Sie sich etwas! Niemand richtet Sie. Noch nicht zumindest. Daher genießen Sie es, seitenweise zu schreiben, ohne jegliche Beurteilung oder Wertung.Viki King, Bestseller-Autorin (www.vikiking.com), drückt es in Ihrer »Inner Movie Method« wie folgt aus: »Schreiben Sie mit Ihrem Herzen, überarbeiten (Rewrite) Sie es mit Ihrem Verstand«.Viele von Ihnen werden jetzt das Kapitel über den »Rewrite« suchen.Davon rate ich Ihnen ab, denn erstens hat es einen Grund, warum wir nicht mit dem »Rewrite« beginnen und zweitens: Wie möchten Sie denn etwas überarbeiten, dass noch nicht geschrieben steht? Schreiben Sie weiter! Selbstverständlich keine Hieroglyphen.Es geht sich NICHT darum, einfach auf die Tastatur zu drücken, so wie Garth Marenghi es in seiner britischen, parodischen Fernseh-Serie formulierte:» All I do is sit down at the typewriter & start hitting the keys ... getting them in the right order? That's the trick.«

Frei übersetzt:»Alles, was ich mache ist, mich an die Schreibmaschine zusetzten und Tasten zu drücken ... dies in der richtigen Reihenfolge zu tun, ist das Geheimnis.«

Ich hoffe, so viel sollte inzwischen klar sein, dennoch ein Beispiel:

Gesetzt den Fall:Ihr Protagonist steht auf einer Straße und dreht sich in Ihrem Autoren-Auge zur Kamera und zuckt die Schultern, weil er nicht weiß, was er machen soll. Jetzt fragen Sie sich wahrscheinlich: »Warum ist er überhaupt da? Was soll das Ganze? Es reicht! Ich höre auf und schlafe lieber eine Nacht darüber.«HÖREN SIE NICHT AUF!

Nehmen Sie das auf, was der schulterzuckende Protagonist Ihnen gibt. Wenn er tatsächlich nackt ist und ohne Geschlechtsteile in einer vollständig grauen Welt steht, schreiben Sie nie wieder! Dies ist natürlich nicht ernst gemeint, auch und selbst für diesen akuten Fall gäbe es eine Lösung. Doch gehe ich davon aus, dass er oder sie (für das weitere Beispiel bleibe ich mal bei einem männlichen Protagonisten, nicht aus chauvinistischen Gründen, sondern der rein praktischen Natur) ein Geschlecht und Haare hat. Ebenfalls haben Sie in Ihrem Leben schon einmal eine Straße gesehen. Was ist da? Hat er lange Haare, will er vielleicht zum Friseur um 3.00 Uhr nachts.Wer geht um 3.00 Uhr nachts zum Friseur? Wieso?Was hat er für Optionen?Wenn er sich das Rauchen abgewöhnen will, braucht er vielleicht Airwaves.Holen Sie für eine Seite aus, welche Marke Airwaves und warum. Mag er den Geschmack von Zitronen? Weil er in seiner Kindheit mit seinen Eltern immer in Andalusien war?Oder mag er den chemischen Geschmack von Erdbeere, da doch nichts mehr in dieser Welt wirklich echt ist?Seien Sie kreativ! Es steht alles bereits da. Sie müssen nur beschreiben »Wo«, »Wer«, »Warum« und im Nachhinein selbstverständlich »Was passiert«, aber das kommt quasi ganz von alleine, nachdem Sie erst einmal 3 Seiten über den Geschmack von Spaghetti geschrieben haben und wie er jede einzelne Nudel herunterwürgen musste, da er sonst nicht aufstehen durfte.Tun Sie nicht so, als hätten Sie selbst erst ab dem Zeitpunkt des ersten getippten Buchstabens angefangen zu leben und die Welt um sie herum genauso.

MÜCKEN!!!

Da steht er und zuckt mit den Schultern, als das helle Surren von Mücken ihn in eine wilde Raserei versetzt. Hätte er halt nicht unter der Laterne stehen bleiben sollen, mit seinem Vokuhila, den letzten Kaugummi kauend und sich doch eigentlich nach einer Zigarette sehnend um 3.00 Uhr nachts.Nicht der sympathischste Protagonist, doch ein Protagonist muss nicht sympathisch sein, solange er dem Leser nicht egal ist. Und unser, in seinem Kopf noch immer in den 80ern lebender, ehemaliger Kettenraucher, ist immerhin interessant in dem Sinne, dass der Leser sich zumindest fragt, was macht dieser Chaot als Nächstes?Um diesen Teil abzuschließen, denken Sie nicht darüber nach, ob es jetzt gut ist oder schlecht, und schreiben Sie, was ihnen einfällt und immer weiter. Denn dann führt eins zum anderen und plötzlich befindet sich unser Chaot in einer spannenden Geschichte oder macht Platz für einen Protagonisten, der uns noch besser gefällt. Selbstverständlich ist es nützlich ein Basiswissen über Ihren Protagonisten zu haben, doch auch diesen lernen Sie beim Schreiben kennen. Es ist sogar möglich, ohne eine klare Vorstellung über den Protagonisten, zu schreiben. Fangen Sie mit einer Stimmung oder einem Ort an und plötzlich läuft Ihnen der Protagonist über den Weg. Und was dann? Dann folgen Sie ihm. Und ja, es gibt Techniken in Büchern, wie z. B. Fragebögen, die Sie beantworten sollen, um so Ihren Protagonisten zu finden. Dabei frage ich mich jedoch, wieso man sich die Freiheit der Fantasie, in der Sie durch Welten schweben können, um sich eine Person herauszusuchen, in dieser Form einschränken sollte? Und ja, es gibt vielerlei Bücher, die Ihnen empfehlen werden, zunächst die Grundstruktur Ihrer Geschichte zu finden oder sich einen Routenplan zu machen. Wenn Sie zu den Menschen gehören, denen das Planen einer Reise mehr Spaß macht, als die Reise selber, empfehle ich Ihnen, auf Anfrage, gerne Bücher, die Ihnen versprechen auf diese Art und Weise zu Ihrer Geschichte zu gelangen.Jedoch vertrete ich die Auffassung, dass auch dies ein Grund ist, warum Menschen am Schreiben scheitern. Denn diese Planung hindert Sie daran, zu entdecken, und wird dadurch schnell zu einer zu lösenden Aufgabe bzw. Arbeit. In dieser Herangehensweise bildet erst das fertige Buch die Belohnung und befindet sich zudem in ganz weiter Ferne. Dies führt dazu, dass Sie diese Arbeit vernachlässigen. So funktioniert der Mensch.Möchten Sie jetzt 100,00 EUR oder in 2 Monaten 200,00 EUR?Die meisten Menschen nehmen lieber jetzt 100,00 EUR.Wenn Sie sich jedoch auf das Schreiben einlassen, belohnt Sie bereits das Schreiben durch eine Entdeckung, mit der Sie so nicht gerechnet hätten und Sie werden erstaunt darüber sein, wie Sie darauf gekommen sind. Erstaunt über sich selbst. Sie können es ja doch, obwohl Sie daran zweifelten.

2. »Wie liest man?«

Ja, Sie können lesen, aber was lesen Sie? Twitter? SMS? Spiegel Bestseller? Göthe? Wenn Letzteres, könnten Sie dieses Kapitel überspringen, doch auch in diesem Fall werden Sie interessante Ansätze finden. Wenn Vorletztes, sollten Sie wissen, wie man liest. Doch wagen Sie sich weiter! Trauen Sie sich etwas! Dabei empfehle ich Reclam-Versionen, diese kosten quasi nichts und decken ein weites Spektrum an klassischer, wissenschaftlicher und philosophischer Literatur ab. Viele Titel lassen sich auch im Internet über das Projekt Gutenberg auf Spiegel Online (www.gutenberg.spiegel.de) kostenlos lesen. Kafka, Heine, Schiller, Hesse oder auch Plato. Auch »Der goldene Esel« von Apuleius ist sehr zu empfehlen, wenn auch fast 2000 Jahre alt. Doch ich möchte Sie ermuntern, eigenständig auf die Suche zu gehen, da es gerade in der Weltliteratur unglaublich viel zu entdecken gibt und auch der Autor dieses Textes sich bisher nur einem Bruchteil widmen konnte. Was macht es jedoch für einen Sinn, als ambitionierter Autor zur Inspiration Bestseller zu lesen, die vor 2 Jahren verkauft wurden? Gleichermaßen macht es für den lernenden Maler wenig Sinn, sich ausschließlich dem zeitgenössischen Geschehen zu widmen und darin Inspiration zu suchen, was gerade aktuell im Trend ist. Anstatt dessen erscheint es doch sinnvoller sich mit Werken zu beschäftigen, die bereits den Test der Zeit überwinden konnten und daher der Klassik.Sich an der aktuellen Bestseller-Liste zu orientieren, führt dazu, dass Sie dem Zeitgeist konstant hinterherhängen. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass Sie sich in die Gefangenschaft des»Das ist gut. So will ich das machen. Meins ist nicht gut« begeben und dann lesen Sie auf Empfehlung den Platz 1 der nächsten Woche »Wow, das ist gut, das wollte ich auch immer schreiben.«Interessanterweise hängen Sie damit Ihrem eigenen Ideal hinterher und schreiben die Geschichten anderer neu, anstatt Ihre eigene zu schreiben. Gleichermaßen werden Sie auf diese Art & Weise nichts Innovatives schreiben, da es konstant etwas Zeitgenössisches kopiert, ergo es interessiert auch keinen Verlag und Sie denken: »Die Geschichten der Anderen sind besser, als meine.«Und dies trifft durchaus zu, da Sie eben nicht Ihre eigene Geschichte schreiben, sondern die Ideen der anderen adaptieren. Dies ist gleichermaßen nicht verkehrt. Niemand erwartet von Ihnen, dass Sie das Rad (das Wort) neu erfinden. Es hängt jedoch mit der Vielzahl der adaptierten Ideen aus unterschiedlichen Quellen ab, die daraufhin Ihren eigenen Stil prägen und mit denen Sie die Art & Weise, wie Sie Ihre Geschichte erzählen bereichern. Es handelt sich schlichtweg um guten Input, der im ersten Kapitel, bezogen auf die nicht existierende Schreibblockade, erwähnt wurde.Um auf das Lesen zurückzukommen, ist es so, tun Sie es nicht, ist es schwieriger damit anzufangen. Tun Sie es regelmäßig, werden auch schwierigere Texte, leichter verständlich und leichter zu lesen.Kurzum:»Je weniger du liest, umso schwerer fällt es dir zu lesen, umso weniger liest du.«Wie möchten Sie denn Ihr eigenes Buch lesen, wenn Sie bei 10-Seitigen Textdokumenten bereits den Drang zur Ablenkung verspüren? Und wenn Sie dann an Ihrer Geschichte arbeiten, ergibt sich schnell der Trugschluss, dass diese nicht gut sei, weil Ihnen das Lesen schwerfällt. Zudem bin ich bisher noch auf keinen guten Autor gestoßen, der sich nicht auch die Kunst des Lesens zu eigen gemacht hat und dabei stellt man erstaunlicherweise fest, dass auch diese Autoren nicht bei null angefangen haben, sondern Vorbilder hatten. Vorbilder, deren Ideen & Stile sie inspirierten, die sie adaptierten, um Ihre Werke zu verfassen. Das Bildnis der Muse, die einen küsst, ist schön, jedoch, je nach Interpretation, fern von der Wirklichkeit. Sie erschaffen sich die Muse durch das, was Sie aufnehmen, wie ein Schwamm, der daraufhin nur einem kurzen Druck bedarf, einem sogenannten »Trigger« (englisch für: Anstoß, Auslöser), um die Idee hervorzubringen oder dem Bildnis des Schwammes entsprechend manchmal auch hervorzuwringen.Dazu kommt eine zweite These:»Je mehr du liest, um so schneller liest du, um so mehr kannst du lesen.«Das heißt schlichtweg, je öfter Sie lesen, umso leichter fällt es Ihnen.Daher mag die Überschrift dieses Kapitels vielleicht ein Schmunzeln aufgrund der Simplizität hervorrufen. Doch handelt es sich beim Lesen, um keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Fertigkeit, die geschult werden muss. Es ist kein passiver Prozess, was fälschlicherweise dem Medium Film häufig zugeordnet wird, jedoch noch aktiver als eben dieses, da die Bilder in Ihrem Kopf entstehen.

Aus dem Leben schreiben

Ein großes Thema in diesem Zusammenhang ist das »Schreiben aus dem Leben«.Wieso Bücher anderer Menschen lesen, wenn Sie doch aus Ihrer eigenen Erfahrung genügend Geschichten erzählen können? Zumal doch das Leben die besten Geschichten schreibt. So will man meinen, doch auch hierbei handelt es sich um eine Autoren-Weisheit, die weiten Interpretationsspielraum bietet und weiterer Klärung bedarf.Dazu ist es richtig, es gibt zahlreiche fantastische Bücher, die halb-autobiografischer Natur sind.HALB. Denn wir sind Geschichtenerzähler, keine Biografen. Und auch Autoren, wie Dostojewski oder auch Charles Bukowski, wussten um diesen Unterschied und verarbeiteten Ihre Erfahrungen anhand fiktionaler Charaktere. Doch warum ist dies so?Nun zum einen bietet dies dem Autor selbstverständlich mehr Spielraum. Zum anderen nimmt Ihnen Ihr Nachbar es eventuell übel, wenn Sie ihn in Ihrer Geschichte auftauchen lassen. Doch viel wichtiger ist folgender Punkt. Haben Sie schon einmal jemanden von einem Albtraum erzählt und mussten feststellen, dass Ihr Gegenüber Ihre nächtliche Angst nicht nachvollziehen konnte?Ihre Erfahrung ist subjektiv, nicht objektiv. Dadurch sind Sie persönlich sehr nah an Ihrer Geschichte dran und verlieren die Übersicht, da Ihnen bestimmte Informationen oder Zusammenhänge offensichtlich sind, die jedoch einem Zuhörer erst erläutert werden müssen. Durch die Projektion auf einen Protagonisten treten diese fehlenden Informationen zutage, da Sie selbst eine Beobachter-Rolle einnehmen bzw. einnehmen sollten. Es geht sich nicht darum, sich selbst einfach einen anderen Namen zu geben, sondern einen Schritt zurückzutreten, um das gesamte Bild wahrnehmen zu können. Waren Sie beispielsweise mal in einer Situation in Ihrem Leben auf einen Menschen wütend? Warum waren Sie wütend? Was war Ihre Motivation, wütend zu sein? Denn diese sollte dem Leser zugänglich sein, um eine Identifikation oder auch Ablehnung (wie im letzten Kapitel erwähnt, muss ein Protagonist nicht sympathisch sein) hervorzurufen.Dies führt zu einem zweiten Punkt. Wenn Sie aus Ihrem Leben schreiben, verbindet der Leser den Inhalt der Geschichte nicht mit einer Figur, sondern direkt mit Ihnen, dem der schreibt bzw. die nächsten Zeilen geschrieben hat. Gesetz den Fall, es findet eine Ablehnung statt, wie soll der Leser weiter lesen, wenn er den Autoren hasst. Warum das Buch einer Person lesen, die ich nicht leiden kann? Haben Sie schon einmal ein langes, intensives und aktives Gespräch mit einer Person geführt, die Sie nicht leiden konnten? Im Normalfall vermeidet der Mensch dieses. Jedoch ein Gespräch über eine Person, die Sie nicht leiden können, ist sehr viel interessanter. Aus selbigem Grund lästert der Mensch gerne.Im Umkehrschluss, wenn der Leser den Autor mag, wird die Geschichte nebensächlich. Der Leser identifiziert sich nicht mit einem Protagonisten, sondern dem Autor und interessiert sich für den Menschen hinter der Geschichte und daher ergibt sich ein anderer Fokus und gleichermaßen ein höheres Risiko der Ablehnung oder Enttäuschung, wenn denn der gesamte Mensch nicht dem Ebenbild seiner Geschichte entspricht. Dementsprechend steht nicht die Geschichte im Vordergrund, sondern jegliches Handeln dieser Person in der Realität.Selbstverständlich schreibt das Leben die besten Geschichten, denn woher sonst stammen Eindrücke & Erfahrungen des Autors. Jedoch halte ich es sowohl aus oben genannten Gründen nicht für sinnvoll direkt aus Ihrer Erfahrung zu schreiben, als auch dem Folgenden, der diesen Ansatz etwas verständlicher macht.Es ist Sommer. 30° Celsius. Sie werden als Autor gereizt sein, eine Geschichte zu schreiben, die an einem heißen Sommertag spielt.Sie waren gerade Zeuge eines Unfalls. Sie werden als Autor dazu neigen, dies direkt in Ihrer Geschichte zu verarbeiten.Sie haben sich gerade aus einer Beziehung getrennt. Sie werden als Autor inspiriert, eine Geschichte über die Liebe zu schreiben.

Nur was machen Sie, wenn Sie an der Geschichte des heißen Sommers schreiben und es am nächsten Tag in Strömen regnet. Die Stimmung des Sommers vom Vortag hat Sie bereits verloren.Jetzt würden Sie lieber eine Geschichte über einen regnerischen Sommer schreiben. Das Ergebnis, die Einführung in eine Geschichte in Ihrer Schublade.Bei dem Unfall werden Sie schnell feststellen, dass es Ihnen schwerfällt, Ihre Eindrücke innerhalb dieses kurzen Zeitraumes auch nach Stunden noch akkurat wieder zu geben. So funktioniert die menschliche Erinnerung leider und andererseits Gott sei Dank, da es sich um einen Schutzmechanismus handelt. Doch führt dies dazu, dass Sie zweifeln und es im Endeffekt für eine schlechte Idee halten, die es nicht zwangsläufig war, doch dazu kommen wir gleich.Im letzten Fall, während Sie ihren Protagonisten in Liebeskummer versinken lassen, werden Sie selbst den Schmerz überwinden oder sogar eine neue Beziehung finden. Und was machen Sie dann mit Ihrem todtraurigen Protagonisten. Lassen Sie ihn dann auch wieder eine neue Liebe finden?Wie Sie sehen, ist der direkte Eindruck schwer literarisch zu verarbeiten und führt schnell zu überfüllten Schubladen mit Ideen & Ansätzen, jedoch nicht zu Ihrer fertigen Geschichte.

Ein Ansatz aus der Schauspielkunst scheint daher sinnvoller. Ein Schauspieler muss nicht direkt vor einer Szene, in der er verlassen wird, von einer Person verlassen worden sein. Er greift auf die emotionale Erfahrung des Verlassenwerdens zurück und wenn er tatsächlich noch nie in seinem Leben verlassen wurde, so hat er doch schon einmal in seinem Leben irgendetwas verloren und kann dieses Gefühl adaptieren. Gleiches gilt für den Autor und das Schreiben aus dem Leben. Reflektieren Sie Eindrücke aus ihrem Leben, verarbeiten Sie diese jedoch nicht unmittelbar.Denn mit etwas Distanz können Sie darauf zurückgreifen und diese für Ihren Protagonisten adaptieren. Erst dann werden Sie in der Lage sein einen Eindruck so zu schildern, dass er dem Leser zugänglich ist.Ermunter Sie sich, im tiefsten Winter eine Geschichte über den heißesten Sommer zu schreiben. Denn erst dann beginnen Sie in Ihrer Erinnerung zu wühlen, welche Sensationen Sie über Ihre Sinne an einem heißen Sommertag wahrnahmen, etwas, dass Sie an einem heißen Sommertag für selbstverständlich und zugehörig zu dem Begriff »Sommertag« empfinden und es dadurch dem Leser nicht näher bringen können, der ja Ihre Geschichte auch im Winter lesen könnte.Übertragen Sie darüber hinaus nicht einfach Ihre Vorlieben auf den Protagonisten, denn auf diese Art & Weise werden Sie ihn nicht kennenlernen und sich selbst kennen Sie ja bereits.Doch bedienen Sie sich natürlich an dem, was Sie sehen und erfahren, in Ihrem Bekanntenkreis, Zeitungsartikeln etc.In diesem Sinne schreiben Sie ruhig aus Ihrem Leben, aber vermeiden Sie Subjektivität, was selbstverständlich nicht ausschließt, die erste Person Singular zu verwenden.Doch Sie sind nicht der Protagonist! Wenn Sie nicht eine Biografie oder ein Tagebuch schreiben.Dementsprechend ist es von enormer Wichtigkeit, als Autor auch zu lesen, um sich damit zu beschäftigen, wie andere Autoren diese Hürde gemeistert haben und schlussendlich von ihnen zu lernen wie der Maler von den Altmeistern.

Zeit zum Lesen

Um erneut auf das eigentliche Thema zurückzukommen, ist es ebenfalls wichtig, dass Sie sich Zeit zum Lesen nehmen. Dazu lassen sich auch gezwungene Aufenthalte im Zug beispielsweise nutzen. Dennoch sehen Sie es nicht als bloße Ablenkung, um eine Zeit zu überbrücken, sondern als Vergnügen. Nehmen Sie sich Zeit, ausschließlich, um zu lesen. Stunden. Denn daran scheitern viele Leser und damit auch viele Bücher. Wenn Sie quasi zwischen Tür und Angel immer mal eine Seite lesen, haben Sie beim nächsten Mal vergessen, was auf der Seite davor passiert ist und müssen zurückblättern oder ahnungslos weiterlesen, um vielleicht wieder die Erinnerung zu »triggern«.Nicht nur ruinieren Sie sich dadurch gute Bücher, sondern machen es sich selbst schwerer, diese zu genießen.Schauen Sie sich mal einen Film an. Morgens 10 Minuten, am Tag darauf 10 Minuten, bevor Sie beispielsweise die Kinder abholen, 10 Minuten vor dem Zubettgehen und so weiter.Irgendwann hören Sie einfach auf, da Sie nicht mehr wissen, was in dem Film überhaupt geschieht.Dasselbe passiert mit einem Buch. Nehmen Sie sich die gleiche Zeit zum Lesen, die Sie für jede andere Freizeitbeschäftigung aufwenden. Und, wenn es ihnen anfänglich schwerfällt, werten Sie diese Zeit auf, mit Popcorn, besonderen Getränken, Duftkerzen oder einem unheimlich gemütlichen Sessel, den Sie extra für das Lesen verwenden und bei dessen Anblick Sie sich bereits darauf freuen, das Buch in die Hand zu nehmen, anstatt den Tatort zu gucken oder ein Café aufzusuchen. Doch achten Sie darauf, dass Sie sich keinen Rattenschwanz von Entschuldigungen aufbauen, wie, dass Sie heute nicht lesen können, weil Sie keinen Kakao im Haus haben oder dass Ihr Lesesessel gerade von Ihrer Dogge besetzt ist, die ihn eben so gemütlich zu finden scheint, wie Sie.Lassen Sie das Buch nicht zu einer Last werden, die noch erledigt werden muss, sondern zu einer Wohltat, mit der Sie sich belohnen.Und wenn das alles nichts hilft, hilft nur ein Tritt in den eigenen Hintern. Nehmen Sie das Buch und beginnen Sie zu lesen, auch wenn Sie sich zwingen müssen und Ihnen duzende Dinge im Kopf herumschweben, die Sie vielleicht lieber täten.Innerhalb weniger Minuten werden diese verschwunden sein.Fangen Sie an und nach den ersten 5 Seiten, werden Sie sich fragen, warum Sie sich so davor gedrückt haben. Es macht ja doch Spaß!Und dies ist exakt die gleiche Angelegenheit beim Schreiben. Denken Sie nicht darüber nach. Tun Sie es einfach! Werten Sie die Zeit, in der Sie schreiben, ebenso durch oben genannte Mittel z. B. auf. Und achten Sie auch hier darauf, sich keinen Rattenschwanz von Entschuldigungen aufzubauen. Nehmen Sie sich die Zeit! Sowohl für das Schreiben als auch für das Lesen.Zumal das Lesen wichtig ist, wenn sie schreiben möchten. Nicht nur bieten sich Ihnen unendlich viele Quellen der Inspiration, gleichzeitig schulen Sie ihren Schreibstil, gerade durch klassische Literatur. Hier und da findet sich ein Ansatz, den Sie bewusst oder unterbewusst adaptieren werden.Darüber hinaus und dies ist für den »Rewrite« wichtig, lernen Sie schneller zu lesen, fördern Ihre Konzentration und gewinnen mit jedem Buch neue Möglichkeiten Ihre Geschichte zu verwirklichen.

3. Der »Rewrite« oder »Der magische Trick des Autors«

Wenn uns ein Zauberer auf der Bühne mit einer Illusion in Erstaunen versetzt, sehen wir nicht, wie oft er diesen Trick geübt hat, wie oft er in der Übung gescheitert ist oder wie viele Möglichkeiten der Bewegung und der verbalen Ablenkung er ausprobiert hat, bis uns das Endresultat verblüfft und wir rätseln, was sein Geheimnis ist. Und sobald er es erklärt, eine Todsünde für jeden Zauberer, oder sobald wir den Trick durchschauen, fragen wir uns, wie wir es vorher nicht bemerken konnten.Nun, in diesem Kapitel werde ich das Geheimnis der Autoren lüften.Der Rewrite oder die Antwort auf die Frage »Wie kommt er/sie darauf?«

Der Rewrite

Es mag einfach erscheinen, dennoch ist es erstaunlich, wie oft man auf die Ansicht trifft, ein Autor wäre schlichtweg so talentiert, mit dem ersten Wort seiner Geschichte anzufangen und sie in einem durch mit dem letzten Wort zu beenden. Fertig. Und bevor ich begann mich mit dem Schreiben zu beschäftigen, vertrat ich die gleiche Auffassung, dass es einzig und allein mit Talent zu tun hat, eine gute Geschichte zu erzählen.Natürlich spielt Talent eine Rolle, auch wenn ich persönlich nicht an Selbiges glaube, wahrscheinlich aus dem Grund, dass ich keines besitze, dennoch erfordert es mehr bzw. sogar weniger eine gute Geschichte zu erzählen. Nämlich schlichtweg die Kenntnis der Fertigkeit. Eben, wie bei dem Zauberer, keine magische Kraft (Talent), sondern die Kenntnis über die Fertigkeit die Aufmerksamkeit des Publikums zu lenken oder besser gesagt abzulenken. Der Rewrite ist nichts anderes, als die Korrektur des einmal Geschriebenen, wieder und wieder und wieder und lässt sich daher vielleicht am besten als »Überarbeitung« übersetzten. Der Leser sieht dabei nicht den ersten Entwurf und auch nicht den zweiten oder dritten, sondern erst das Endresultat und stellt sich daraufhin die Frage, wie man auf so was kommt. Der entscheidende Faktor dabei ist die investierte Zeit. Was der Leser in wenigen Sekunden oder Minuten aufnimmt, ist das Resultat von Stunden, Tagen, Wochen und Monaten der Überarbeitung, wohlgemerkt nicht des direkten Nachdenkens oder der Überlegung, dergestalt, dass der Autor Stunden an beispielsweise einem Dialog überlegt, sondern das erneute Herantreten an diesen. Dadurch ist es nicht der erste Einfall, der dem Leser dargeboten wird, sondern der dritte, vierte, fünfte und sechste und daher für den Leser, der die Informationen in so kurzer Zeit aufnimmt, überraschend, unvorhersehbar und originell.Wie im ersten Kapitel verdeutlicht und anhand von Viki Kings Ansatz »Schreiben Sie mit Ihrem Herzen, überarbeiten Sie mit Ihrem Kopf« erklärt, geht es beim Schreiben zu einem großen Teil darum, weiter zu schreiben und sich nicht aufhalten zu lassen, nicht während des Schreibens zu hinterfragen, um die Kreativität fließen zu lassen, ohne dass der rationale Verstand diese unterbricht. Daher gleichermaßen das Gegenteil der ominösen Schreibblockade, die nach wie vor schlichtweg nicht existiert. Es ist zumindest sehr viel einfacher, wenn nicht sogar der einzige Weg, etwas zu verbessern, sobald es einmal existiert und demnach muss erst einmal etwas geschrieben stehen, bevor man es verändern kann. Ansonsten existiert konstant nur der Ansatz zu einer Geschichte in Ihrem Kopf.

Der offene & geschlossene Modus nach John Cleese

Dazu und auch im Bezug auf den Rest dieses Kapitels, möchte ich auf einen Vortrag von John Cleese (Schauspieler, Komiker und Mitglied von Monty Python) über Kreativität aus dem Jahr 1991 verweisen. In seinem Vortrag sprach er über die Arbeit von Donald Mackinnon (Psychologe), der herausfand, dass der kreative Prozess kindlicher Natur ist, dergestalt, dass das Spielen mit Ideen im Vordergrund steht, wenn auch ohne praktischen Nutzen. Weiter stellte John Cleese das Konzept des offenen und geschlossenen Modus vor, die sich wie folgt unterscheiden.Der offene Modus ist das Spiel, indem wir der Neugier folgen, wenn auch ohne Resultat und in dem es keine Fehler gibt bzw. man nichts falsch machen kann. Es geht sich um das Experimentieren, eine Offenheit gegenüber allem, was passieren könnte und das Gefühl, dass egal was passiert, es ok ist und selbst die wildeste Idee die Möglichkeit birgt, im Nachgang eine originelle hervorzubringen.Der geschlossene Modus hingegen ist derjenige, in dem wir uns die meiste Zeit befinden, geprägt von Zeitdruck, Lösungsorientiertheit und praktischem Nutzen. In diesem Modus ist nach John Cleese keine Kreativität möglich.Weiterhin fügt er an, dass der Umgang mit einem kreativen Problem auf einem Wechsel zwischen offenen und geschlossenen Modus basiert. Der Offene, um die Lösung zu finden, der Geschlossene, um sie anzuwenden. Gleichermaßen fällt uns dieser Wechsel, gerade vom geschlossenen Modus zurück in den offenen schwer.Ein letzter Punkt, der für dieses Kapitel wichtig ist, ist, dass sich die kreativsten Menschen dadurch auszeichnen, sich mehr Zeit zu nehmen, um an der Lösung eines Problems zu arbeiten. Dazu fügt er an, dass, sobald sich uns ein Problem ergibt, sich gleichermaßen ein Gefühl der Nervosität und des Unwohlseins einstellt, was dazu führt, dass wir schnell eine Entscheidung treffen wollen, nicht, weil es die beste Entscheidung ist, sondern, um das Unwohlsein loszuwerden.Im Bezug auf den Rewrite bedeutet dies, dass Sie Ihren ersten Entwurf im offenen Modus schreiben sollten. Wie in den vorangegangenen Kapiteln erwähnt, zweifeln Sie nicht, während Sie schreiben!