Wie man Unternehmenszahlen liest - Benjamin Graham - E-Book

Wie man Unternehmenszahlen liest E-Book

Benjamin Graham

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Beschreibung

Alle Investment-Giganten der Gegenwart wurden von ihm inspiriert: In Benjamin Grahams jetzt auf Basis der Erstausgabe von 1937 neu aufgelegtem Kultklassiker vermittelt er komprimiert und leicht verständlich das Rüstzeug für eine faktenbasierte und werteorientierte Unternehmensanalyse. Die richtigen Schlüsse aus Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnung, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens ziehen? Graham zeigt, wie es geht. Mit einfachen Tests lernt der Leser, die finanzielle Situation eines Unternehmens zu beurteilen. Für den notwendigen Durchblick im Dschungel der finanzmathematischen Begriffe sorgen das umfangreiche Glossar und anschauliche Rechenbeispiele.

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BENJAMIN GRAHAM

Lehrmeister von Warren Buffett

UND SPENCER B. MEREDITH

WIE MANUNTERNEHMENSZAHLENLIEST

Die klassische Edition von 1937

Die Originalausgabe erschien unter dem TitelThe Interpretation of Financial StatementsISBN 0-88730-913-5

Copyright der Originalausgabe 1937: Copyright © 1937 by Estelle Graham und Spencer B. Meredith. Copyright renewed 1965 by Estelle Graham and Spencer B. Meredith. Introduction copyright © 1998 by Michael F. Price. All rights reserved.Printed in the United States of America. No part of this book may be used or reproduced in any manner whatsoever without written permission except in the case of brief quotations embodied in critical articles and review. For information, address HarperCollins Publishers, Inc., 10 East 53rd Street, New York, NY 10022. Published by arrangement with HarperBusiness, an imprint of HarperCollins Publishers, LLC.HarperCollins books may be purchased for educational, business, or sales promotional use. For information please write: Special Markets Department, HarperCollins Publishers, Inc., 10 East 53rd Street, New York, NY 10022.

Copyright der deutschen Ausgabe 2020:

© Börsenmedien AG, Kulmbach

Übersetzung: Egbert Neumüller

Covergestaltung: Daniela Freitag

Bildquelle Cover: Shutterstock

Layout und Satz: Sabrina Slopek

Herstellung: Daniela Freitag

Lektorat: Sebastian Politz

ISBN 978-3-86470-679-0

eISBN 978-3-86470-680-6

Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Postfach 1449 • 95305 Kulmbach

Tel: +49 9221 9051-0 • Fax: +49 9221 9051-4444

E-Mail: [email protected]

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www.facebook.com/boersenbuchverlag

EINFÜHRUNG

Im Frühjahr 1975, kurz nachdem ich meine Laufbahn bei Mutual Shares Fund begonnen hatte, bat mich Max Heine, eine kleine Brauerei zu besichtigen – die F&M Schaefer Brewing Company. Ich werde nie vergessen, wie ich mich mit der Bilanz befasste und darin ein Eigenkapital von circa 40 Millionen Dollar und „immaterielle Vermögensgegenstände“ in Höhe von 40 Millionen Dollar entdeckte. Ich sagte zu Max: „Sieht günstig aus. Sie wird deutlich unter ihrem Eigenkapital gehandelt … eine klassische Value-Aktie!“ Max erwiderte: „Schau dir das mal genauer an!“

Ich sah mir die Anmerkungen und die Abschlüsse an, aber daraus ging nicht hervor, woher die Zahl für die immateriellen Vermögensgegenstände kam. Ich rief den Finanzdirektor von Schaefer an und sagte: „Ich schaue mir gerade Ihre Bilanz an. Können Sie mir sagen, worauf sich die 40 Millionen Dollar an immateriellen Vermögensgegenständen beziehen?“ Er entgegnete: „Kennen Sie nicht unseren Jingle, ‚Schaefer ist das eine Bier, das man trinkt, wenn man mehr als eins trinkt‘?“

Das war meine erste Analyse eines immateriellen Vermögensgegenstands, der in diesem Fall natürlich stark übertrieben war; er steigerte den Buchwert und gab einen höheren Gewinn an, als für das Jahr 1975 zutreffend gewesen wäre. Das sollte den Aktienkurs von Schaefer auf einem höheren als ansonsten üblichen Niveau halten. Wir kauften die Aktie nicht.

Wie viele der heutigen Jingles werden in Bilanzen geführt? Milliarden? Oder hat sich daran etwas geändert? Haben Unternehmen wie Coca-Cola, Philip Morris und Gillette immense „immaterielle“ Vermögensgegenstände, die sie mittlerweile weltweit verwerten und nicht einmal in ihren Bilanzen führen?

Die vorliegende Neuauflage der klassischen Ausgabe von „Wie man Unternehmenszahlen liest“ von Benjamin Graham und Spencer Meredith aus dem Jahr 1937 kommt gerade zur rechten Zeit. Da die buchhalterischen Gepflogenheiten unzulänglich waren und sind und da sie sich im Zuge der Weiterentwicklung der Geschäftswelt ständig verändern, ist es wichtiger denn je, dass sich Durchschnittsanleger (zum Beispiel Geschäftsleute und Lehrer) mit den Grundlagen von Unternehmenszahlen befassen.

Im Jahr 1998 befinden wir uns in einer riesigen Fusions- und Übernahmewelle, die bereits seit 20 Jahren läuft: Die meisten bekannten Großkonzerne kaufen eines oder mehrere andere Unternehmen auf. Dadurch wird es immer schwieriger, die Geschäftsberichte an die Verhältnisse anzupassen. Das Financial Accounting Standards Board (FASB) befasst sich derzeit mit der Frage, ob die „Pooling of Interests“-Methode der Kapitalkonsolidierung bei Übernahmen abgeschafft werden soll; dadurch würde der in der Bilanz geführte Goodwill steigen. Die Pooling-Methode erlaubt es einem Unternehmen, seine Posten mit denen eines fusionierten oder übernommenen Unternehmens zusammenzulegen, ohne den Goodwill auszuweisen. Außerdem schränkt das Pooling Aktienrückkäufe ein, während die Erwerbsmethode der Kapitalkonsolidierung (die andere Bilanzierungsmethode bei einer Fusion oder Übernahme) Rückkäufe zulässt und verlangt, dass jeglicher Goodwill über einen Zeitraum von höchstens 40 Jahren abgeschrieben wird. Die Auflage, den Goodwill in den Büchern zu führen, könnte niedrigere Übernahmeaufschläge und niedrigere Unternehmensbewertungen nach sich ziehen.

Als die beiden Banken Wells Fargo und First Interstate im Jahr 1996 fusionierten, verwendeten sie die Erwerbsmethode, während kürzlich bei der Fusion der Chase Manhattan und der Chemical Bank die Pooling-Methode angewandt wurde. Bei der künftigen Analyse dieser und ähnlicher Fusionen müssen die Konsolidierungsmethoden konsequent beachtet werden. Beispielsweise setzt Wells Fargo einen Teil seines Cashflows für den Rückkauf von Aktien ein, obwohl es bereits jährlich 300 Millionen Dollar an Goodwill abgeschrieben hat, und meldet nun „Bareinkünfte“ sowie einen regulären Gewinn nach Abschreibung auf den Gewinn je Aktie. Bei Mutual Shares schauen wir uns in Branchen, in denen viele Fusionen und Übernahmen stattfinden und viel Goodwill geschaffen wird, die „Bareinkünfte“ genauer an als den Gewinn nach Abschreibung des Goodwills. Die korrekte Auslegung solcher buchhalterischen Angelegenheiten und der veränderten Verhaltensweisen von Unternehmen seitens der Anleger ist am heutigen schnelllebigen Markt von entscheidender Bedeutung. Benjamin Grahams Grundsatz, immer wieder auf die Abschlüsse zurückzukommen, bewahrt den Anleger vor großen Fehlern, und wenn man keine großen Fehler macht, kann der Zinseszinseffekt seine Wirkung entfalten.

Ob man nun Graham-Schüler, Value-Anleger, Growth- oder Momentum-Anleger ist, kann man wohl zustimmen, dass der Kurs einer Aktie in Beziehung zu ihren Finanzkennzahlen stehen muss. Manchmal ignorieren Anleger grundlegende Zahlen wie den Buchwert, den Cashflow, die Zinsen und diverse Kennzahlen, die grundsätzlich den Wert einer Aktie bestimmen. Vor allem in Zeiten des Überschwangs oder der Angst rücken die Anleger von den fundamental begründeten Methoden der erfolgreichen Geldanlage ab. Wenn Anleger wissen, wie man die grundlegenden Finanzdaten liest, dürfte das ihren Fokus stärken und dadurch kostspielige Fehler vermeiden, und es hilft ihnen auch, die verborgenen Werte der Wall Street aufzudecken.

Die heutigen Unternehmen sind sehr viel globaler als früher. Viele Produkte, die sie weltweit verkaufen, sind das Ergebnis jahrzehntelanger Forschungen und Millionen Dollar an Investitionen in Werbung, und doch weisen die Unternehmen in ihren Bilanzen keine immateriellen Vermögensgegenstände aus, weil sie sich im Marktpreis niederschlagen. Aber wie viel ist der Markt für einen Markennamen zu zahlen bereit, und warum? Steht der Betrag in Beziehung zu den Cashflows, die diese berühmten Produkte produzieren? Den globalen Konzernen gelingt es sehr gut, ihre Markennamen auszunutzen. Fluggesellschaften setzen Computer ein, um optimale Auslastungen zu erzielen. Management-Informationssysteme tragen dazu bei, höhere Gesamtkapitalrentabilitäten als je zuvor erreichen. Wenn sich Unternehmen direkt oder durch Joint Ventures globalisieren, nehmen die wahren Werte der Markennamen Gestalt an. Anleger, die Konzernabschlüsse verwenden, können ermitteln, welchen Wert der Markt den immateriellen Vermögensgegenständen „Produktname“ und „Markenname“ zuweist.

„Wie man Unternehmenszahlen liest“ wurde erstmals im Jahr 1937 veröffentlicht, kurz nach der Graham-Bibel „Intelligent investieren“ und in einer Zeit, in der die Anleger in Scharen den Aktienmarkt verließen. Da heutzutage das Gegenteil der Fall ist, sollten Anleger ihr Verständnis der Abschlüsse der Unternehmen überprüfen, deren Aktien sie besitzen. Das vorliegende Handbuch geleitet Sie sowohl durch die Bilanz (was ein Unternehmen besitzt und was es schuldet) als auch durch die Erfolgsrechnung, die auch als Ertragsrechnung oder Gewinn-und-Verlust-Rechnung bezeichnet wird (was das Unternehmen verdient). Es enthält auch nützliche Erläuterungen zu anderen Berichten und Kennzahlen sowie ein Glossar häufig verwendeter Begriffe.

Geschäftsberichte, Jahresberichte und Pressemitteilungen über Kosten, Rücklagen und Berichtsrevisionen – um nur einige wenige Themen zu nennen – werden einem durch das vorliegende Buch klarer. Jeder Anleger, ob Anfänger oder alter Hase, dürfte aus dieser Anleitung genauso Nutzen ziehen, wie ich es tat. Wie Benjamin Graham sagte: Man sollte Aktien so kaufen, wie man Lebensmittel auswählt, nicht wie Parfüm. Man sollte sich auf die Fundamentaldaten konzentrieren – wie viel man für das Steak und wie viel man für das Braten bezahlt –, dann dürfte man eigentlich nichts falsch machen.

Ich bin zuversichtlich, dass Sie sich nicht die Finger verbrennen, wenn Sie „Wie man Unternehmenszahlen liest“ immer zur Hand haben.

Viel Glück bei der GeldanlageMichael F. Price

INHALT

EINFÜHRUNG

VORWORT

Teil IBILANZEN UND ERTRAGSKONTEN

1.ALLGEMEINES ÜBER BILANZEN

2.SOLL UND HABEN

3.AKTIVA UND PASSIVA

4.KAPITAL UND RÜCKLAGEN

5.ANLAGEVERMÖGEN

6.WERTMINDERUNG UND ABSCHREIBUNG

7.LANGFRISTIGE ANLAGEN

8.IMMATERIELLE VERMÖGENSGEGENSTÄNDE

9.AKTIVE RECHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN I

10.AKTIVE RECHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN II

11.UMLAUFVERMÖGEN

12.LAUFENDE VERBINDLICHKEITEN

13.BETRIEBSKAPITAL

14.LIQUIDITÄT DRITTEN GRADES

15.VORRÄTE

16.FORDERUNGEN

17.BARGELD

18.WECHSELVERBINDLICHKEITEN

19.RÜCKSTELLUNGEN

20.BUCHWERT ODER REINVERMÖGEN

21.BERECHNUNG DES BUCHWERTS

22.BUCHWERT VON ANLEIHEN UND AKTIEN

23.SONSTIGE BUCHWERTPOSTEN

24.LIQUIDATIONSWERT UND NETTOUMLAUFVERMÖGEN

25.ERTRAGSKRAFT

26.TYPISCHES ERTRAGSKONTO EINES ÖFFENTLICHEN VERSORGUNGSUNTERNEHMENS

27.TYPISCHES ERTRAGSKONTO EINES INDUSTRIEUNTERNEHMENS

28.TYPISCHES ERTRAGSKONTO EINER EISENBAHNGESELLSCHAFT

29.BERECHNUNG DES GEWINNS

30.DER INSTANDHALTUNGS- UND WERTMINDERUNGSFAKTOR

31.DIE SICHERHEIT VON ZINSEN UND VORZUGSDIVIDENDEN

32.TRENDS

33.KURSE UND BEWERTUNGEN VON STAMMAKTIEN

34.FAZIT

Teil IIANALYSE EINER BILANZ UND EINER ERFOLGSRECHNUNG MITHILFE DER KENNZAHLENMETHODE

Teil IIIDEFINITIONEN VON FINANZBEGRIFFEN

VORWORT

Dieses Buch soll Sie in die Lage versetzen, Finanzabschlüsse zu lesen und zu verstehen. Finanzabschlüsse sollen ein zutreffendes Bild vom Zustand eines Unternehmens und seinen Betriebsergebnissen in übersichtlicher Form bieten. Jeder, der mit Unternehmen und Wertpapieren zu tun hat, hat Anlass, Bilanzen und Erfolgsrechnungen zu lesen. Von jedem Geschäftsmann und Anleger wird erwartet, dass er Unternehmensabschlüsse versteht. Für Wertpapierhändler – insbesondere für solche mit Kundenkontakt – ist es unerlässlich, dass sie Abschlüsse analysieren können. Wenn Sie wissen, was die Zahlen bedeuten, haben Sie eine solide Grundlage, um Unternehmen richtig zu beurteilen.

Unsere Vorgehensweise ist so, dass wir nacheinander die Bestandteile behandeln, die in eine typische Bilanz und in eine typische Erfolgsrechnung eingehen. Dabei stellen wir zunächst klar, was mit einem bestimmten Begriff oder Ausdruck gemeint ist, und dann erläutern wir kurz seine Bedeutung für das Gesamtbild. Wann immer möglich, schlagen wir einfache Maßstäbe oder Überprüfungen vor, anhand deren der Anleger ermitteln kann, ob das, was ein Unternehmen in einer bestimmten Hinsicht ausweist, vorteilhaft ist oder nicht. Viel von dem behandelten Stoff mag sehr einfach erscheinen, und tatsächlich ist die Analyse von Finanzabschlüssen eine vergleichsweise einfache Angelegenheit. Doch selbst bei den grundlegenden Aspekten des Themas gibt es Besonderheiten und Fallstricke, die man unbedingt erkennen und gegen die man sich wappnen muss.

Selbstverständlich hängt der Erfolg eines Investments letztlich von künftigen Entwicklungen ab, und die Zukunft lässt sich niemals genau vorhersagen. Aber wenn man präzise Informationen über die Finanzlage eines Unternehmens und seine bisherigen Ergebnisse hat, ist man besser dafür gerüstet, seine künftigen Möglichkeiten einzuschätzen. Und darin liegen die wesentliche Funktion und der wesentliche Wert der Wertpapieranalyse.

Das nun folgende Material wird bei den Kursen in Wertpapieranalyse des New York Stock Exchange Institute eingesetzt. Es eignet sich als Grundlage für das Selbststudium oder als Einführung zu einer ausführlicheren Behandlung des Themas. Am New York Stock Exchange Institute wird dieses Material in Verbindung mit dem fortgeschritteneren Werk „Wertpapieranalyse“ von Benjamin Graham und David L. Dodd verwendet.

New York City, den 2. Mai 1937Benjamin GrahamSpencer B. Meredith

TEIL I

BILANZEN UND ERTRAGSKONTEN

KAPITEL 1

ALLGEMEINES ÜBER BILANZEN

Eine Bilanz zeigt, wie ein Unternehmen zu einem bestimmten Zeitpunkt dasteht. So etwas wie eine Bilanz für das Jahr 1936 gibt es nicht, sie kann sich nur auf einen bestimmten Tag beziehen, zum Beispiel auf den 31. Dezember 1936. Eine einzelne Bilanz kann zwar gewisse Hinweise auf die Vergangenheit eines Unternehmens bieten, aber sinnvoll untersuchen lässt diese sich nur mithilfe der Ertragskonten und durch den Vergleich aufeinanderfolgender Bilanzen.

Eine Bilanz versucht, darzustellen, was ein Unternehmen besitzt und was es schuldet. Was es besitzt, steht auf der Seite der Aktiva; was es schuldet, steht auf der Seite der Passiva. Die Aktiva beinhalten die physischen Besitztümer des Unternehmens, Geld, das es besitzt oder angelegt hat, sowie Geld, das ihm geschuldet wird. Manchmal sind auch immaterielle Vermögensgegenstände vorhanden – zum Beispiel Goodwill –, für die häufig willkürliche Werte angegeben werden. Die Summe dieser Posten ergibt die Bilanzsumme des Unternehmens, die ganz unten angegeben ist.

Auf der Passivseite stehen nicht nur die Schulden des Unternehmens, sondern auch seine diversen Rückstellungen und Rücklagen sowie das Aktienkapital oder die Beteiligungen der Aktionäre. Schulden, die im Zuge der üblichen Geschäftstätigkeit gemacht werden, erscheinen als Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Ausdrückliche Kreditaufnahmen werden als offene Anleihen oder Wechsel angegeben. Wie später noch gezeigt wird, sind Rückstellungen manchmal mit Schulden gleichzusetzen, haben häufig aber auch einen anderen Charakter.

Die Beteiligung der Aktionäre wird auf der Passivseite als Kapital und Rücklagen angegeben. Man hört häufig, diese Posten würden als Verbindlichkeiten erscheinen, weil sie für Geld stünden, das das Unternehmen seinen Anteilseignern schuldet. Doch vielleicht ist es besser, es so zu sehen, dass die Beteiligung der Aktionäre lediglich die Differenz zwischen Aktiva und Passiva darstellt und dass sie nur deshalb auf der Passivseite steht, damit die beiden Seiten einander ausgleichen.

Das heißt, eine typische Bilanz dieser Form:

bedeutet eigentlich:

Aktiva

 $ 5.000.000

abzüglich Verbindlichkeiten

 $ 4.000.000

Aktionärsanteile

 $ 1.000.000

Somit summieren sich die Aktiva und Passiva in einer Bilanz stets auf den gleichen Betrag, weil Kapital und Rücklagen immer so angegeben werden, dass beide Seiten gleich groß sind.

KAPITEL 2

SOLL UND HABEN

Eine kurze Darstellung der Buchhaltungsmethoden, auf denen Finanzabschlüsse basieren, trägt zu ihrem Verständnis bei. Buchhaltung, Rechnungslegung und Finanzabschlüsse – sie alle basieren auf den beiden gleichen zwei Konzepten: Soll und Haben.

Ein Posten, der ein Bestandskonto vergrößert, heißt Soll oder Aufwendung. Im Gegenzug heißt ein Posten, der ein Passivkonto verkleinert, ebenfalls Soll oder Aufwendung.

Ein Posten, der ein Passivkonto vergrößert, heißt Haben. Im Gegenzug heißt ein Posten, der ein Bestandskonto verkleinert, ebenfalls Haben.

Da Kapital und die diversen Formen von Rücklagen Passivkonten sind, heißen Posten, die diese Konten vergrößern, Haben, und Posten, die sie verkleinern, Soll.

Geschäftsbücher werden nach dem System der „doppelten Buchführung“ geführt, gemäß dem jedem Sollposten ein gleich großer Habenposten entspricht. Somit sind die Bücher immer ausgeglichen – die Summe der Aktivkonten ist immer gleich der Summe der Passivkonten.