Wiener Lust - Marie von O. - E-Book

Wiener Lust E-Book

Marie von O.

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Beschreibung

"Mit Mitte Dreißig glauben sie nicht mehr an Märchen. Marie-Christine, erfolgreiche Anwältin einer Wiener Innenstadtkanzlei, verliert ihren Traumprinzen während eines Segeltörns an eine blutjunge Studentin. Die biedere Sportlehrerin Kathrin erfährt, dass ihr Freund sie nicht nur mit ihrer Kollegin betrogen hat, sondern zu allem Überfluss auch noch Vater wird. Und Nina, die attraktive Zahnärztin, muss zusehen, wie ihre große Liebe es in der gemeinsamen Ordination vor ihren Augen mit einer Patientin treibt. Nur Theresa, Grafikerin in einer hippen Wiener Werbeagentur, scheint es gut getroffen zu haben. Sie hält Tom, den umschwärmten Society-Fotografen, fest an der Angel und vögelt dennoch munter wann sie will mit wem sie will. Lust statt Frust, heißt ihre Devise – und damit bleibt sie nicht lange allein. Spontan beschließen die vier Freundinnen, ihr Leben auf den Kopf zu stellen. Einen heißen Sommer lang begeben sie sich auf die Suche nach immer neuen erotischen Abenteuern. Im Herbst ist dann tatsächlich alles anders. Vor allem völlig anders, als sie es erwarten. Ein Jahrhundert nach Josefine Mutzenbacher beweist Marie von O., dass Sinnlichkeit, tabuloser Sex und eine große Portion Herz in Wien heute noch genauso zuhause sind wie damals."

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Seitenzahl: 285

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Über das Buch:

Mit Mitte Dreißig glauben sie nicht mehr an Märchen. Marie-Christine, erfolgreiche Anwältin einer Wiener Innenstadtkanzlei, verliert ihren Traumprinzen während eines Segeltörns an eine blutjunge Studentin. Die biedere Sportlehrerin Kathrin erfährt, dass ihr Freund sie nicht nur mit ihrer Kollegin betrogen hat, sondern zu allem Überfluss auch noch Vater wird. Und Nina, die attraktive Zahnärztin, muss zusehen, wie ihre große Liebe es in der gemeinsamen Ordination vor ihren Augen mit einer Patientin treibt. Nur Theresa, Grafikerin in einer hippen Wiener Werbeagentur, scheint es gut getroffen zu haben. Sie hält Tom, den umschwärmten Society-Fotografen, fest an der Angel und vögelt dennoch munter wann sie will mit wem sie will. Lust statt Frust, heißt ihre Devise – und damit bleibt sie nicht lange allein. Spontan beschließen die vier Freundinnen, ihr Leben auf den Kopf zu stellen. Einen heißen Sommer lang begeben sie sich auf die Suche nach immer neuen erotischen Abenteuern. Im Herbst ist dann tatsächlich alles anders. Vor allem völlig anders, als sie es erwarten.

Ein Jahrhundert nach Josefine Mutzenbacher beweist Marie von O., dass Sinnlichkeit, tabuloser Sex und eine große Portion Herz in Wien heute noch genauso zuhause sind wie damals.

Edel Elements Ein Verlag der Edel Germany GmbH

© 2015 Edel Germany GmbH Neumühlen 17, 22763 Hamburg

www.edel.com

Copyright © 2015 by Marie von O.

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Michael Meller Literary Agency GmbH, München. 

Lektorat: Vera Baschlakow

Korrektorat: Anika Beer

Covergestaltung: Eden & Höflich, Berlin

Konvertierung: Datagrafix

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.

ISBN: 978-3-95530-753-0

www.facebook.com/EdelElements

Marie von O.

Wiener Lust

Jungfernfahrt.

Faul räkelte sich Marie-Christine auf ihrer Liege neben dem Swimmingpool und streifte mit einer nachlässigen Bewegung die Träger ihres paillettenbesetzten Bikinioberteils von den Schultern. Was für ein herrliches Augustwochenende. Max war nicht gerade in Begeisterungsstürme ausgebrochen, als sie ihm von ihrem Plan erzählt hatte. Er würde dann eben beim diesjährigen Segeltörn mit den Mendorffs, wenn auch sehr ungern, auf ihre Begleitung verzichten müssen, hatte er mit großer Geste erklärt und sich ein Glas Portwein eingeschenkt.

Nun war sie hier, irgendwo im Niemandsland nahe der tschechischen Grenze und genoss den Wellnessurlaub mit ihren Freundinnen in vollen Zügen. Marie-Christine wusste, dass sie Max ein Dorn im Auge waren. Nina, die bildhübsche Zahnärztin aus Salzburg, konnte vor seinem kritischen Auge noch am ehesten bestehen. Ihren Freund Christian hielt er jedoch für einen jener neureichen Aufsteiger, die er als Spross einer alteingesessenen Wiener Anwaltsfamilie aus dem tiefsten Inneren seines Herzens verachtete. Kathrin und ihren Mann Jürgen, beide Sportlehrer an einem Badener Gymnasium, bezeichnete er als langweilige Spießer. Und Theresa, Grafikerin in einer hippen Wiener Werbeagentur, bedachte er mit wenig schmeichelhaften Attributen wie leichtfertig, ungebildet oder vulgär – wenn er nicht gerade auf Teufel komm raus mit ihr flirtete.

Dass ein Leben mit Max nicht einfach werden würde, war Marie-Christine bei ihrer ersten Begegnung klar gewesen. Doch sie hatte sich Hals über Kopf in ihren gutaussehenden Kollegen verliebt. Er war arrogant, anmaßend, klug, außergewöhnlich kompetent und wahnsinnig sexy. Und er bot ihr ein Leben, wie sie es sich nie zu erträumen gewagt hätte. Ein Penthouse mit Dachgarten in der Wiener Innenstadt, das in seinen Kreisen obligate Ferienhaus im Salzkammergut, eine Segelyacht inklusive Skipper, unbezahlbare gesellschaftliche und berufliche Kontakte und natürlich Reisen in die exklusivsten Luxushotels der Welt. Altes Geld gepaart mit Erfolg und umwerfendem Aussehen – noch heute konnte Marie-Christine kaum fassen, welchen Goldfisch sie da an Land gezogen hatte. Nur ihre Freundinnen waren von Max nicht ganz so begeistert wie sie. Gerade deshalb hatte sie auf dieses Wochenende so viel Wert gelegt. Nina, Theresa und Kathrin waren fast wie eine Familie für sie. Daran würde niemand etwas ändern. Nicht einmal Max.

„Was hast du? Du wirkst so nachdenklich.“ Ninas verschlafene Stimme riss sie aus ihren Gedanken.

„Ach nichts“, erwiderte Marie-Christine rasch. „Ich dachte nur gerade, wie froh ich bin, mit euch hier zu sein, statt mit Max’ langweiligen Freunden irgendwo die Adria entlangzuschippern.“

Theresa schüttelte den Kopf. „Irgendwie tickst du nicht richtig. Du könntest gerade bombastischen Sex mit deinem Traummann an Bord seiner Yacht haben, statt mit uns rumzuhängen. Und findest das auch noch toll. Was stimmt bloß nicht mit dir, Chrissy?“

Marie-Christine seufzte. „Das hat mich Max auch gefragt. Ich sage euch was, ich liebe euch drei, und es ist genau richtig so, wie es ist.“

Kathrin stand auf. „Und zur Feier des Tages hole ich uns jetzt was zu trinken. Wie wär's mit einem Sektchen?“

Blitzschnell sausten drei Daumen in die Höhe. Wenig später kam sie mit einer Flasche Prosecco und vier Gläsern zurück.

„Lasst uns anstoßen, Chicas. Auf unser erstes gemeinsames Wochenende.“ Nina hob ihr Glas.

„Auf unseren ersten gemeinsamen Urlaub!“ Theresa trank ihr Glas in einem Zug leer. „Apropos erstes Mal. Was ich euch schon längst fragen wollte ...“

„Tessa“, stöhnte Kathrin. „Warum denkst du eigentlich immer nur an das eine?“

„Ehrlich“, entgegnete Marie-Christine ungerührt, „dass wir mit Mitte Dreißig überhaupt noch eine Premiere erleben ...“

„Mensch, ihr seid solche Spaßbremsen.“ Theresa bedachte Kathrin mit einem finsteren Blick.

Kathrin stellte ihr Glas ab und ließ sich geschmeidig ins Wasser gleiten. Mit einer raschen Handbewegung strich sie ihre nassen Locken zurück. „Ach Tessa, hör auf zu schmollen und schieß los. Ich hab’s nicht so gemeint.“

Das ließ sich Theresa nicht zweimal sagen. Sie machte es sich auf ihrer Liege bequem. Nina setzte sich neben sie an den Rand des Swimmingpools, Marie-Christine legte sich bäuchlings auf ihr Liegetuch und sah erwartungsvoll zu ihr hoch.

„Also“, Theresa schien die Aufmerksamkeit ihrer Freundinnen sichtlich zu genießen. „Ich war vierzehn.“

„Was?“ Fassungslos starrte Kathrin sie an. „Du warst so jung?“

„Wieso jung?“ Theresa schüttelte verständnislos den Kopf. „Meine Freundin Barbara war ein halbes Jahr jünger und hatte schon seit ein paar Monaten einen festen Freund. Meiner hieß Julian, war siebzehn und hatte sogar schon ein Motorrad.“ Theresa kicherte. „Ich war unsterblich in ihn verliebt. An einem Wochenende hatten wir endlich sturmfreie Bude. Er besorgte Kondome, ich jede Menge Teelichter. Kaum waren meine Eltern aus dem Haus, habe ich ein großes rotes Tuch über meinem Bett drapiert – wenn man schon seine Jungfräulichkeit verliert, dann bitte mit Stil. In der Disco hatten wir vorher so heftig rumgeknutscht, dass sie uns fast rausgeworfen hätten. So gegen elf sind wir zu mir gefahren. Aber als er die Kerzen und den Baldachin sah, hat er plötzlich Panik gekriegt und ist einfach abgehauen.“

„Das war's dann?“, fragte Nina enttäuscht.

„Natürlich nicht. Ich konnte nicht schlafen und habe heulend im Bett gelegen, als es plötzlich an der Tür läutete. Julians bester Freund Marc stand draußen und hat fürchterlich über ihn gelästert. Was für ein Charakterschwein Julian doch sei und so. Kein Wunder, dass er sauer war – dieser Sack ist doch tatsächlich mit Marcs fester Freundin Petra nach Hause gefahren. Dann hat mich Marc in die Arme genommen, getröstet, geküsst und, Mädels, was soll ich euch sagen? Ich habe in dieser Nacht doch noch mein Jungfernhäutchen eingebüßt. Und ein paar Illusionen dazu. Marc war nämlich gleich darauf weg wie der Blitz und hat am Montag überall in der Schule herumerzählt, dass Julian bei mir keinen hochgekriegt hätte und er für ihn eingesprungen sei. Auf der nächsten Party habe ich mir Julian noch einmal vorgenommen und ihn vor allen Leuten eiskalt abserviert. Petra hat davon erfahren und ihm daraufhin den Laufpass gegeben.“ Sie leerte den Rest ihres Glases. „Rache ist süß, sage ich euch.“

Nina seufzte. „Arme Tessa, das klingt ja furchtbar.“

„Ach was“, erwiderte Theresa achselzuckend. „So habe ich wenigstens schnell gelernt, mich nur auf einen Menschen zu verlassen, nämlich auf mich. Sex ist toll, solange man nicht verliebt ist. Ich habe meinen Spaß und die Jungs auch. So kommt niemand zu Schaden, und alle sind zufrieden.“

„Oder zumindest befriedigt“, warf Marie-Christine süffisant ein.

„Ich will ja nicht prahlen, aber mein erstes Mal war sehr romantisch.“ Nina lächelte verträumt. „Es war im Urlaub in Italien, ich war sechzehn, und er hieß Giorgio.“

„Oh“, fielen die drei anderen ihr ins Wort.

„Jaja, macht euch nur lustig“, schmollte Nina. „Aber er war Kapitän des regionalen Volleyball-Meisters und wirklich groß. In jeder Hinsicht. Er hat mich in der Nacht am Strand verführt. Meine Eltern dachten, ich wäre mit meinen Cousinen unterwegs. Giorgio war wirklich gut drauf. Er hat es verstanden, mich in Stimmung zu bringen. Allein sein Sixpack“, sie seufzte tief. „Naja, er hat mich beim Petting schon in der ersten Runde zum Höhepunkt gebracht. Dann hat er mir gezeigt, was ich außer küssen mit meinem Mund noch machen kann.“ Nina legte eine wirkungsvolle Pause ein. „Und er ist sogar gekommen.“

„In den Mund?“, fragte Theresa erstaunt.

„Nein, natürlich nicht“, wehrte Nina ab. „Wo denkst du hin. Schön brav in den Sand. Aber dadurch war er nachher sehr gelassen und geduldig. Der schlaue Kerl hatte es nun gar nicht mehr eilig und konnte sich ganz auf mich konzentrieren. Er hat mich geleckt, ein Kondom übergestülpt, höflich gefragt und mich dann fast schmerzfrei entjungfert."

„Hast du ihn jemals wiedergesehen?“, fragte Kathrin neugierig.

Nina nickte. „Ja, leider. Er hat es sich nicht nehmen lassen, mich in Salzburg zu besuchen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schlimm das war. Er musste bei meinem Bruder im Zimmer schlafen. Und Giorgio in Salzburg – das funktionierte einfach nicht. Sixpack hin oder her.“

„Bei mir war es der Bruder meiner besten Freundin. Sebastian.“ Marie-Christine nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Glas. „Sie hat mich regelrecht gedrängt, es mit ihm zu treiben, und wollte dabei unbedingt zusehen. Das war schon irgendwo abgefahren, aber lustig. Es passierte an einem verregneten Samstagnachmittag. Ihre Eltern besuchten Freunde, wir langweilten uns zu Tode. Also beschlossen wir, es zu tun, so blieb es ja gewissermaßen in der Familie. Vorher haben sie mich dermaßen abgefüllt, dass ich fast nichts gespürt habe. Ich war nur froh, es endlich hinter mir zu haben.“

„Chicas, das ist ja alles irgendwie seltsam“, meinte Nina nachdenklich. „Wo bleibt da die Romantik? Wie war es denn bei dir, Kathrin?“

„Kein Kommentar!“ Kathrin tauchte mit einer eleganten Bewegung unter Wasser.

„Das ist unfair“, rief Theresa empört. „Kneifen gilt nicht! Spiel jetzt gefälligst nicht die Geheimnisvolle!“

Nach einer schnellen Länge zog sich Kathrin mit geübtem Griff über den Swimmingpoolrand aus dem Wasser und ging zu ihrer Liege. „Na gut, wenn ihr es unbedingt wissen wollt“, stieß sie ein wenig atemlos hervor, während sie sich abtrocknete. „Es passierte auf einem Sportcamp. Ich war achtzehn. Drei Jungs aus dem Nachbardorf sind plötzlich aufgetaucht, und wir haben uns böse betrunken. Mein Freund hat mit einer anderen rumgemacht. Dann haben die drei mich hinter ein Gebüsch gezerrt. Ich kann mich nicht erinnern, was genau passiert ist, aber ich hatte noch Tage danach dunkelblaue Flecken an den Handgelenken. Ach ja, mein Freund wollte nach diesem Abend nichts mehr von mir wissen. Und ich war schwanger.“ Sie blickte auf ihre Freundinnen hinunter, die sie fassungslos anstarrten.

„Seid ihr jetzt zufrieden?“, fragte Kathrin. Sie warf ihr Handtuch über die Schulter und wandte sich zum Gehen. „Wir treffen uns zum Abendessen. Und heute kein Wort mehr über Sex, verstanden?“

Kathrin.

Nach einem flüchtigen Blick auf ihren unaufgeräumten Frühstückstisch zog sie ihren Mantel an und knallte die Tür hinter sich zu. Sie war so richtig schlecht gelaunt.

Eigentlich hatte sie laufen gehen wollen. Jetzt, wo der Winter endlich vorbei war, genoss sie an herrlichen Tagen wie diesen die frische Frühlingsluft und die Einsamkeit der frühen Morgenstunden, wenn sie die große Wiese überquerte und dann langsam, aber kraftvoll ihre acht Kilometer lange Runde durch den Wald mit seinem ausschlagenden Grün zurücklegte. Das war schließlich der Grund, warum sie sich das entzückende alte Häuschen am Stadtrand gekauft hatte. Freiheit. Natur. Ungetrübte Lebenslust.

Dann hatte ihr Handy geläutet und sie daran erinnert, dass dieser Luxus auch finanziert werden musste. Die alljährliche Schullandwoche mit den fünften Klassen stand bevor. Einer der Väter hatte sich bereit erklärt, als Begleitung mitzufahren. Nun wollte er wissen, ob sie sich vorher treffen sollten, um abzuklären, was man konkret von ihm erwartete. Er schien sympathisch und eigentlich sogar recht witzig: „Wollen wir uns nicht persönlich kennenlernen, bevor wir miteinander in den Urlaub fahren?“ Scherzkeks, dachte Kathrin. Der schien wirklich keine Ahnung zu haben, was da auf ihn zukam. Irgendwie gelang es ihm, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Eine halbe Stunde später zeigte ihr Blick auf die Uhr, dass sie das Laufen für heute vergessen konnte.

Kathrin seufzte und startete den Motor. Ihr altes Golf-Cabrio ließ sich wie immer bitten, doch bereits beim zweiten Versuch sprang es an. Schon wieder läutete das Telefon. Es war Jürgen.

Jürgen. Wann würde dieses schmerzhafte Ziehen in der Magengegend endlich aufhören? Sie brauchte nur seinen Namen auf dem Display zu lesen, und schon waren sie wieder da. Diese nüchternen Worte, die sie auch nach langen Wochen des Trennungsschmerzes nicht losließen: „Du bist eine tolle Frau, Kathrin, wirklich. Aber im Bett herrscht zwischen uns ja mittlerweile total tote Hose. Tut mir leid, das halte ich nicht länger aus.“ Tränen traten ihr in die Augen. Er hatte so verdammt recht. Sie schluckte und nahm das Gespräch an.

„Hi Kathrin, wie geht es dir?“, erkundigte sich Jürgen.

„Sehr gut, danke. Was kann ich für dich tun?“ Sie bemühte sich, locker und unbeschwert zu klingen.

Jürgen lachte auf. „Du bist einfach klasse! Ich finde es großartig, wie schnell du unsere Trennung weggesteckt hast. Das macht es mir jetzt leichter. Du, ich möchte dir etwas sagen. Du sollst es von mir erfahren. Ich möchte nicht, dass du es von jemand anderem hörst. Ich bin jetzt mit Judith zusammen.“

Kathrin stockte der Atem. Rasch brachte sie den Wagen am Straßenrand zum Stehen.

„Bist du noch dran?“, fragte Jürgen.

Sie atmete tief durch. „Ja. Seit wann?“

Jürgen räusperte sich. „Na, schon länger.“ Er zögerte. „Ach, was soll’s, ich will ehrlich zu dir sein. Das mit Judith geht schon geraume Zeit. Es hat begonnen, als wir noch zusammen waren.“

„Was?“ Ihre Stimme klang schriller, als Kathrin lieb war.

„Beruhige dich. Zwischen uns beiden ist doch schon seit Monaten nichts mehr gelaufen. Und Judith war so verdammt ausgehungert nach ihrer Trennung von Klaus. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie die abgegangen ist. Das hat mein Selbstbewusstsein wieder aufgemöbelt. Mit dir habe ich ja schon geglaubt, ich bin der totale Versager. Du hast ja immer richtig erleichtert gewirkt, wenn es vorbei war und du endlich unter die Dusche konntest. Während sie ...“ Jürgen schien zu bemerken, dass er sich auf dünnes Eis begab, und geriet ins Stocken. „Wie auch immer. Ursprünglich haben wir uns darauf geeinigt, dass es nur eine Affäre sein sollte, aber dann sagte sie plötzlich, dass sie sich in mich verliebt hat und mehr von mir will. Also musste ich mich entscheiden. Es tut mir leid, ich wollte es dir eigentlich erst später erzählen, ein bisschen Zeit vergehen lassen, aber – Judith ist schwanger. Ich möchte nur, dass du das weißt.“

„Ach, na so was, dann gratuliere ich euch beiden.“ Sie hörte ihre Stimme wie aus weiter Ferne. Sie klang hohl, aber Jürgen schien es nicht zu bemerken.

„Wirklich? Du, das freut mich. Das freut mich echt. In der Schule wird ja so viel getratscht, und es wäre schlimm, wenn du damit nicht klarkommen würdest. Judith hat sich schon Sorgen gemacht.“

„Tatsächlich?“ Kathrin konnte es kaum fassen. „Sie hat sich Sorgen gemacht. Um mich?“

Der beißende Spott in ihrer Stimme prallte völlig an ihm ab. „Ja, um dich. Sie unterrichtet ja Birgits Tochter in Englisch, du weißt, ich trainiere ihren Bruder in der Basketball-Schulmannschaft. Birgit hat Verdacht geschöpft und Judith direkt gefragt, ob da zwischen uns was läuft. Judith wollte dich schonen und dir diesen bösen Tratsch ersparen. Wir wollen unsere Beziehung ja auch wegen des Babys jetzt nicht mehr länger geheim halten. Judith war es, die mir geraten hat, dich gleich als Erste anzurufen.“

Kathrin verspürte plötzlich einen heftigen Brechreiz. „Jürgen, bei mir klopft jemand an. Ich muss aufhören. Alles Gute nochmal! Tschüss.“ Dann ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Dieser Scheißkerl. Er hatte sie betrogen. Ausgerechnet mit Judith, dieser arroganten Mistziege. Während sie ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie ihn so oft zurückwies, hatte er schon längst ein Verhältnis mit ihrer Kollegin. Verdammt, was war das bloß für ein Tag!

Sie nahm ein Taschentuch und putzte sich die Nase. Andererseits – Kathrin klappte den Spiegel herunter und wischte sich hastig die Augen trocken – konnte sie endlich richtig wütend auf ihn sein. Das nagende Gefühl ihres eigenen Versagens mitsamt ihren Schuldgefühlen über Bord werfen und ihn vom Grund ihrer Seele heraus hassen. Ja, das tat richtig gut.

Kathrin atmete tief durch und sah auf ihr Handy. Sie war zu spät dran. Aber warum sich deshalb einen Kopf machen? Ihr Unterricht begann erst in der zweiten Stunde. Und am Abend würde sie ihre Freundinnen treffen. Sie lächelte zufrieden. Kathrin hatte in ihrer eingeschworenen Clique der fabelhaften Vier immer schon den undankbaren Platz auf der Zuhörerbank eingenommen. Kathrin, die Zuverlässige. Kathrin, die Sportskanone, die eine anstrengende Biking-Tour oder ausgiebige Bergwanderungen jederzeit heißem Sex vorzog. Heute würde auch sie etwas zu erzählen haben.

Nina.

Gähnend streckte sie sich im Bett aus. Wunderbar, sie hatte herrlich geschlafen. Und etwas geträumt ... Sie atmete tief ein. Noch immer schläfrig fühlte sie, wie Wellen der Erregung sie sanft mit sich trugen. Seit Tagen schon verfolgten sie diese erotischen Träume und versetzten sie in eine undefinierbare Stimmung.

Entspannt glitt ihre Hand zwischen ihre Schenkel. Könnte sie diese Bilder doch festhalten! Seufzend spürte sie die Wärme ihrer zarten, empfindsamen Haut zwischen ihren Fingern, die sanfte Rundung der Schamlippen, die unter dem Druck ihrer Fingerkuppen langsam nachgaben. Leise stöhnte sie auf. Hastig schob sie die Träger von den Schultern, befreite ihre zarten Brüste und strich vorsichtig über ihre Brustwarzen, die sich, bereits hart vor Erregung, ihrer flachen Hand entgegenstreckten. Immer heftiger umkreisten ihre mittlerweile feuchten Finger ihre Klitoris, die sich steil aufrichtete. Nina kniff fest in ihre entblößten Nippel und ließ ihre Finger geübt in ihre Vagina gleiten. Hin und her, ihre Klitoris entlang hinein und wieder hinaus. Nur mehr ein paar Bewegungen trennten sie von dem ersehnten Höhepunkt. Sie hielt inne, spürte, wie ihre Vagina sich zusammenzog, atmete hastig und genoss die Momente, in denen sie den heranrollenden Orgasmus noch ein wenig verzögerte. Sie fühlte Wogen der Hitze in sich aufsteigen, während ihre Schenkel zu zittern begannen, und lächelte triumphierend, ehe ihr Körper dieser lustvollen Pause ein Ende setzte und mit ersten Konvulsionen seinen gerechten Tribut forderte. Nina stieß ihre Finger tief in ihr Innerstes, zog heftig an ihren Brustwarzen und schrie auf, als die Lust sie überrollte. Es dauerte länger als sonst, ehe ihr Becken zur Ruhe kam.

Erstaunt stellte sie fest, dass sie schweißgebadet war. Als ihr Atem sich beruhigt hatte, stand sie auf. Ihre Stimmung steuerte wie immer, nachdem sie sich selbst befriedigt hatte, zielsicher auf den Nullpunkt zu. Nina war es leid. Diese einsamen Spiele, die quälenden Träume, aus denen sie Nacht für Nacht heiß und feucht erwachte.

Ich brauche dringend einen Mann, konstatierte sie sachlich nach einem kritischen Blick in den Spiegel. Ihre Figur war tadellos, die kleinen, festen Brüste, der straffe Hintern, die schmalen Hüften, die wohlgeformten Beine. Zufrieden nickte sie ihrem Spiegelbild zu und warf ihr schulterlanges blondes Haar zurück. War sie zu wählerisch? Sie zuckte die Achseln. Möglich, doch sie konnte es sich leisten. Das bestätigten die begehrlichen Blicke der Männer, denen sie auf der Straße begegnete. Und die ebenso begehrlichen Blicke ihres Ex.

Noch immer teilten sie und Christian sich die Praxis – ein Zustand, den sie wohl dringend überdenken sollte. Spätestens seit sie ihn mit einer Patientin in flagranti erwischt hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren sie bereits getrennt, denn seine notorische Untreue hatte die Grenze des Erträglichen längst überschritten. Da sich ihre berufliche Zusammenarbeit jedoch bewährt hatte, beschlossen sie, die Gemeinschaftspraxis zu behalten. Außerdem war da noch immer ein gewisses Knistern zwischen ihnen, eine Spannung, die Nina nicht missen wollte, und die sich ab und zu in spontanem und absolut heißem After-Work-Sex entlud.

Als sie jedoch eines Abends in die Praxis zurückging, um ihren Laptop zu holen, hörte sie Stimmen und leises Stöhnen aus einem der Behandlungszimmer. Durch die halb geöffnete Tür konnte sie beobachten, wie ihr Ex einer auffallend hübschen dunkelhaarigen Patientin im wahrsten Sinn des Wortes an die Wäsche ging. Sie lag auf dem Behandlungsstuhl, ihre Bluse stand weit offen, ihre Brüste quollen aus einem zarten Nichts aus Spitze, ihr Rock war hochgerutscht und gab den Blick auf eine dicht behaarte Möse frei. Christians Schwanz schien seine weiße Hose fast zu sprengen, er leckte ihre Brüste und ließ gerade seine freie Hand zwischen ihre Beine gleiten. Wie gebannt blieb Nina stehen, auch wenn sie im tiefsten Inneren ihres Herzens wusste, dass sie diese Darbietung keinesfalls weiter beobachten sollte. So erregt hatte sie Christian selten gesehen. Und die Kleine wusste ihn zu reizen. Immer wieder entzog sie sich ihm, um sich nach einer geschickten Bewegung noch aufreizender zu präsentieren. Christian jedenfalls verlor zunehmend die Beherrschung. Zuletzt riss er das Mädchen vom Stuhl, umfasste ihre Brüste und nahm sie brutal von hinten, fickte sie hart und heftig. Als sein Keuchen in ein lautes Stöhnen überging, protestierte sie: „Nein, noch nicht, ich bin noch nicht so weit.“ Hatte sie sich bisher kaum bewegt, stieß sie jetzt fordernd und ungeduldig ihren Hintern gegen seine Hüften. Doch es war offensichtlich zu spät. Erschöpft sackte er über ihr zusammen.

Verwirrt stellte Nina fest, wie erregt sie war – und wie verletzt. Leise verließ sie die Praxis. Christian gegenüber erwähnte sie diesen Abend mit keinem Wort. Doch sie wusste, dass es nun auch für ihre berufliche Zusammenarbeit ein Ablaufdatum würde geben müssen.

Nina seufzte. Ein Blick in ihren Kleiderschrank holte sie in die Gegenwart zurück. Sie würde heute bei der Wahl ihrer Garderobe besondere Sorgfalt walten lassen. Nicht Christians wegen, diese Zeiten waren ein- für allemal vorbei. Nina hatte heute Abend etwas wesentlich Besseres vor. Sie lächelte, als sie zuerst nach einem dunkelgrauen Hosenanzug und dann nach ihrem hellen Lieblingskostüm griff, schließlich aber das seidene Wickelkleid vom Bügel nahm, wobei sie feststellte, dass ihre schlechte Laune sich zusehends besserte. Ja, sie freute sich wirklich. Auf einen ausgelassenen Abend und ausgiebigen Tratsch mit ihren Freundinnen. Immerhin war über ein halbes Jahr seit ihrem letzten Treffen vergangen. Mal sehen, was Kathrin, Marie-Christine und Theresa zu erzählen hatten.

Theresa.

„Du bist echt scharf. Weißt du das?“ Verschlafen drehte sie ihren Kopf zur Seite. Wer zum Teufel war das? Es wäre nicht das erste Mal, dass Theresa neben einem Fremden aufwachte, doch diesmal erkannte sie das zur Stimme gehörende Gesicht. Es war Eric, der Typ aus dem Fitnessclub mit dem stählernen Sixpack und der verheißungsvollen Ausbuchtung in der Hose. Sie lächelte. Er hatte sie nicht enttäuscht. Auch jetzt spürte sie dieses bekannte Ziehen in ihrem Unterleib, als sie seinen schon wieder steifen Schwanz in die Hand nahm.

„Oh ja, Baby!“ Er stöhnte. Eric war wirklich außerordentlich gut gebaut. Und er wusste mit seiner Größe umzugehen. Verstohlen sah sie auf die Uhr. Ein Quickie läge noch drin. Doch als sie ihre Beine spreizte, lächelte er sie an. „Nein, Kleines, so schnell fertigst du mich nicht ab.“ Genüsslich vergrub er seinen Kopf in ihrem Schoß. Sie schloss die Augen. Mann, war der gut! Die halbe Stunde Sex würde sie abends im Büro nacharbeiten. Knapp bevor sie kam, hörte er auf. „Und jetzt du!“ Er richtete sich auf, beugte sich über sie und fuhr mit seiner Eichel sanft ihre Lippen entlang. „Na mach schon.“

Folgsam öffnete sie den Mund. Theresa gefiel, wie er begann, ihr Spiel umzudrehen. „Ja, gut, fester, gebrauch deine Zunge. Ja, schon viel besser. Und jetzt nimm meine Eier in die Hand. Gut so. Braves Mädchen.“ Er füllte ihren Mund völlig aus und stieß tiefer in sie hinein. Tränen traten ihr in die Augen. Eric packte sie bei den Haaren. „Das gefällt mir. Ja, streng dich an.“ Sein Atem ging immer heftiger. „Gleich fick ich dich, du geile Fotze, aber jetzt streng dich an.“ Sie fuhr mit ihrer Hand zwischen ihre Beine. Gott war sie nass. „Das willst du, ja? Ich soll dich ficken?“ Sie nickte. Er nahm seinen Schwanz aus ihrem Mund. „Leck ihn. Wie eine Hündin. Dann kriegst du ihn.“ Gehorsam leckte sie ihren Speichel von seinem Schaft, umkreiste mit der Zunge die Eichel und blickte unterwürfig zu ihm hoch. „Mach ich das richtig? Bist du zufrieden mit mir?“ Er maß sie mit einem kalten Blick. „Dreh dich um.“ Sie wälzte sich auf den Bauch und streckte ihm ihren Hintern entgegen. „Du hast einen richtig geilen Arsch. Und den werde ich jetzt ficken.“ Sie schrie vor Überraschung und Schmerz auf. Es war eindeutig nicht ihre Möse, die er suchte. Rücksichtslos stieß er zu. Er ritt sie mit voller Wucht, ohne Rhythmuswechsel und ohne Pause, bis er kam. Als das Brennen in ihrem Inneren nachließ, sorgte Theresa mit ein paar geübten Griffen selbst für ihre hart verdiente Erlösung. Atemlos und schweißgebadet schloss sie die Augen. Nach einiger Zeit drehte sie sich zu ihm um. Er saß am Bettrand. „Hey du“, flüsterte sie. Eric stand auf und sah zu ihr hinunter. „Ich muss gehen. War echt geil mit dir. Jederzeit wieder, Baby. Mach’s gut, wir sehen uns.“ Er packte seine Sachen und verschwand.

Theresa starrte gegen die Decke. Dann lächelte sie. Der Junge war ein Hammer. Genau ihre Kragenweite. Keine Sentimentalitäten, keine Liebesschwüre, keine Verpflichtungen. Nur harter Sex.

Langsam stand sie auf. Alles tat ihr weh, aber genau das war es, was sie wollte. Unter der Dusche entspannten sich ihre schmerzenden Glieder. Obwohl sie kaum geschlafen hatte, fühlte sie sich wie neu geboren. Sie trocknete sich ab und ging ins Wohnzimmer. Theresa sah sich um und grinste. Der gestrige Abend war wirklich heiß gewesen. Sie zog ihren String-Tanga aus einer Ritze ihrer Couch, fischte die sündhaft teure Spitzenkorsage von der Stuhllehne und schlüpfte in ihren Minirock. Fünf Minuten. Sie warf ihre Lederjacke über. Noch eine Tasse Kaffee, Lidstrich, Wimperntusche und einen Hauch Gloss auf die Lippen. Sie schüttelte ihr schwarzes glänzendes Haar, das ihr weit über die Schultern fiel, und versprühte ausreichende Mengen ihres schweren Parfums. Ausgerechnet heute kam sie zu spät. Tom, ihr Ex-Lover, hatte sich angekündigt. Wann immer er auftauchte, stand die Werbeagentur Schmied & Heine Kopf. Sogar Eliza, die sonst so coole Agenturchefin, öffnete einen weiteren Knopf ihrer Bluse und nahm sich für ihren Starfotografen mehr Zeit als für ihre Kunden.

Tom. Er war so süß. Und so gut im Bett. Und verrückt nach ihr. Theresa seufzte. Das war sein einziger Fehler. Und der Grund, warum sie ihm vor einigen Wochen den Laufpass geben musste. Sie prüfte den Sitz ihres Mieders, das ihren üppigen Busen mehr zur Schau stellte als verhüllte. Ein wenig provokant fürs Büro. Aber darüber zerbrach sie sich nicht den Kopf. Für Grafikerinnen gab es keinen Dresscode, ihre Kolleginnen konnten sie ohnehin nicht leiden. Eliza würde sie mit einem strafenden Blick abmahnen und Tom sie mit den Augen verschlingen. Theresa kicherte. Heute würde sie ihn zappeln lassen, ihre Muschi schmerzte noch vom brutalen Infight der letzten Stunden. Sie war gesättigt und konnte Tom ungehemmt reizen. Was ihr mit Sicherheit ein Date innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden eintragen würde. Sex mit dem Ex. Normalerweise stand sie nicht drauf, bei Tom machte sie allerdings gern eine Ausnahme.

Theresa griff nach ihrem Smartphone. Die SMS an ihre Freundinnen war fällig. „20 Uhr Sky Bar.“ Der richtige Ort für einen After-Work-Drink und der beste Start in einen langen, sexfreien Abend. Kaum hatte sie mit einem energischen Tritt ihrer High Heels die Tür zugeworfen, begann ihre Handtasche zu vibrieren.

Marie-Christine.

Der Wecker? Nein, das konnte doch nicht sein. Sie rieb sich die Augen und riskierte einen kurzen Blick auf die Uhr. Erst halb sieben. Was zum Teufel ... Es war das verdammte Telefon – einer ihrer prominentesten Klienten machte sich wohl einen Sport daraus, sie zu quälen. Immer rief er zu Unzeiten an. Ob er das mit seinen männlichen Anwälten auch so hielt? Wohl kaum. Sie schluckte ihren Ärger hinunter, räusperte sich und meldete sich mit ihrer, wie sie dachte, coolsten Telefonstimme.

„Habe ich Sie geweckt?“

Scheinheiliger Scheißkerl! „Wie kommen Sie darauf? Ich bin auf dem Weg ins Büro.“ Sein Lachen klang außerordentlich sexy, wie sie widerstrebend feststellen musste.

„Ach ja?“

Sie schwieg.

„Hören Sie, ich muss mit Ihnen über das neue Bauprojekt sprechen. Die Anrainer machen Schwierigkeiten.“

„Natürlich. Wann?“

„In einer Stunde bei mir im Büro? Das müssten Sie schaffen, oder? Sie sind ja sozusagen schon fast da.“

Marie-Christine ignorierte seinen ironischen Unterton. „In dreißig Minuten, wenn Sie wollen.“

Wieder lachte er laut auf. „Sehen Sie, deshalb mag ich Sie lieber als Ihre männlichen Kollegen. Man hat viel mehr Spaß mit Ihnen. Wir sehen uns um acht bei mir.“

Ohne ihre Antwort abzuwarten, legte er auf. Erschöpft sank sie in ihre Kissen zurück. Peter Beck galt als der erfolgreichste Immobilientycoon des Landes. Der Mann war klug, charmant, humorvoll und sah auch noch umwerfend aus. Kurz: Er war genau wie ihr Ex-Freund Max und deshalb so ziemlich das Letzte, was sie im Moment brauchen konnte. Marie-Christine seufzte. Wann würde sie endlich über diese Trennung hinwegkommen? Max, ihr Traumprinz, hatte sie verlassen. Genau genommen hatte er sie erst betrogen. Mit einer Studentin, auf dem Segelboot, vor den Augen ihrer Freunde. Schon als er von seinem Segeltörn zurückkam, war ihr sein Verhalten seltsam erschienen. Er konnte ihr kaum in die Augen sehen, und als sie versuchte, ihn zu verführen, wich er ihr aus. Eine Woche lang versuchte sie, sein verändertes Verhalten zu ignorieren. Max wirkte zerstreut, fingerte ständig an seinem Smartphone herum und vermied weiterhin jede Berührung. Als er zum dritten Mal später als sonst nach Hause kam, stellte sie ihn zur Rede. Sie sähe Gespenster, warf er ihr vor, es sei alles in Ordnung. Als sie vier Tage später ihre gemeinsame Wohnung betrat, spürte sie, dass etwas anders war als sonst. Dann sah sie den Koffer. Max trat aus der Küche auf sie zu. Er war blass. Es täte ihm so furchtbar leid, sagte er, aber er könne nichts dagegen tun. Er habe sich verliebt. Und dass er gehen müsse. Dann war er fort. Marie-Christine schloss die Augen. Wann würde sie das alles endlich vergessen?

Sie gab sich einen Ruck. Selbstmitleid war an sich nicht ihr Ding, also wischte sie die trüben Gedanken fort, stand auf und ging unter die Dusche. Ein hektischer Tag lag vor ihr, und diesen neuen Termin hatte sie nicht eingeplant. Sie dachte an Peter Beck. Seine Stimme machte sie heiß, wie sie sich unwillig eingestehen musste.

Marie-Christine hielt ihr Gesicht in den warmen Wasserstrahl und entspannte sich. Sie würde das für heute geplante Meeting mit ihrem Kollegen auf morgen verschieben, das war machbar, vielleicht sogar nicht mal schlecht. Er begann ohnehin Allüren zu entwickeln. Beck hatte Vorrang.

Während sie das Duschgel langsam über ihren Körper verteilte, stellte sie irritiert fest, dass der Gedanke an ihn sie elektrisierte. Seine kühlen Augen, das markante Gesicht, die dunklen halblangen Locken, die sich über dem Hemdkragen wellten. Ihre Hände strichen über ihre vollen Brüste. Er gefiel ihr, und wie er ihr gefiel.

Sie stellte den Duschstrahl stärker und ließ das Wasser auf ihre steifen Brustwarzen prasseln. Wie von selbst fanden ihre Hände ihren Weg zwischen ihre Beine. Während sie sanft den duftenden Schaum des Duschgels auf ihrem nur mit einem schmalen Streifen behaarten Venushügel und den völlig nackten Schamlippen verteilte, entfuhr ihr ein Stöhnen. Der harte Strahl auf ihren Brüsten erregte sie. Sie bewegte ihren Oberkörper leicht hin und her, ihr Becken wand sich unter ihren immer fordernder werdenden Händen. Erst umkreisten sie ihre Klitoris, dann glitten ihre Finger wie von selbst in ihre Vagina. Sie schrie auf. Die linke Hand bewegte sich währenddessen langsam von ihrer Hüfte zu ihrem Gesäß. Sie streichelte die perfekt geformten Pobacken und hielt kurz inne. Marie-Christine atmete heftig, als ihr Finger in das enge dunkle Loch glitt. Langsam massierte sie ihre beiden Körperöffnungen, ihre Hände wohl aufeinander abgestimmt, und streckte ihre Brüste gierig dem gleichmäßig auf sie herabprasselnden Wasserstrahl entgegen. Sie spürte Schwindel in sich aufsteigen und stemmte ihre Beine fester gegen den Rand der Duschkabine. Laut stöhnend rieb sie sich unbeirrbar einem heftigen Höhepunkt entgegen.

Als sich ihr Herzschlag ein wenig beruhigt hatte, stieg sie aus der Dusche und schlang sich ein Handtuch um den Kopf. Nach einem raschen Blick in ihren Kleiderschrank entschied sie sich für ein graues, mit schwarzer Spitze besetztes kurzes Mantelkleid und ihre hohen Wildlederstiefel. Cool, edel, seriös und sexy. Genau das Richtige, um Mister Perfect den Kopf zurechtzurücken.

Zwanzig Minuten später war sie fertig. Sie warf ihre lange rote Mähne zurück, betrachtete ihr dezent geschminktes Gesicht im Spiegel und nickte zufrieden. Der Tag konnte beginnen. Gut gelaunt schwang sie sich in ihr kleines schwarzes Cabrio. Ihre unbeschwerte Stimmung verflog jedoch rasch, als sie sich im morgendlichen Berufsverkehr hinter zwei Straßenbahnzügen durch die stark befahrene Währinger Straße Richtung Universität quälte. Die Auffahrt auf den Ring war nach einem Unfall gesperrt. „Auch das noch“, schimpfte sie, bevor sie nach dem Anatomischen Institut rechts abbog, vorbei an der Votivkirche, deren schlank aufragende Türme unter den ersten Sonnenstrahlen glitzerten wie frisch gewobene Spitze.

Gereizt und in leicht überhöhtem Tempo umrundete sie das Rathaus. Noch hielt sich der Ansturm auf die Stadtverwaltung in Grenzen, und so konnte sie relativ gefahrlos einen Blick auf den Rathausmann riskieren, der sich stolz im Morgenlicht sonnte. Marie-Christine liebte es, ihren internationalen Klienten bei einem Bummel durch die Stadt seine Geschichte zu erzählen: Auf Wunsch Kaiser Franz Josephs durfte der höchste der fünf Türme des Neuen Rathauses die wenige Jahre zuvor fertiggestellte Votivkirche nicht überragen. Der Architekt beugte sich natürlich untertänigst dem allerhöchsten Wunsch und blieb exakt einen Meter unter dem erlaubten Niveau. Er ließ es sich allerdings nicht nehmen, diesen über fünf Meter hohen und fast zwei Tonnen schweren Ritter mit Standarte auf die Turmspitze zu setzen. Im Lauf der Zeit wurde dieser Ausbund künstlerischer Aufsässigkeit zu einem der geheimen Wahrzeichen der Stadt.

Marie-Christine hupte energisch, als ein Fußgänger, ohne nach links oder rechts zu sehen, ihr fast vor den Kühler lief und sie sich prompt wüste Beschimpfungen und einen hochgestellten Mittelfinger einhandelte. Auch das ist typisch Wien, dachte sie im Stillen, während sie sich für ein paar Sekunden ins wesentlich zivilisiertere heimatliche Vorarlberg zurücksehnte.