Wilde Triebe | Erotische Geschichten - Eve Passion - E-Book

Wilde Triebe | Erotische Geschichten E-Book

Eve Passion

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 192 Taschenbuchseiten ... Zwölf feurige Kurzgeschichten, die Ihnen durch und durch gehen werden ... Fühlen Sie mit dem Aktmodell, wenn es von jungen Männern gezeichnet wird, begleiten Sie die Journalistin, die einen sexy Holzfäller nicht nur nach seinem harten Job ausfragen soll … Oder wollen Sie sich lieber an der Versteigerung eines ehemaligen Mitschülers auf einem Klassentreffen beteiligen? Egal, wofür Sie sich entscheiden – diese knisternd-erotischen Geschichten werden Ihnen schlaflose Nächte bereiten! Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 256

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Impressum:

Wilde Triebe | Erotische Geschichten

von Eve Passion

 

Eve Passion ist das Pseudonym einer Künstlerin, die sich bereits seit fast zwei Jahrzehnten erfolgreich als Malerin betätigt. Die besondere Faszination ihrer Arbeiten liegt in der Darstellung des männlichen Körpers. Auf diversen Reisen hat sie viele Impressionen zur unterschiedlichen Wahrnehmung der Maskulinität gesammelt. Von ihrer Heimat im offenen Rheinland geprägt, lebt sie ein extrovertiertes Dasein mit zwei autistisch veranlagten Hunden. Mit „Wildes Verlangen“ wurde ihr erstes schriftliches Kunstwerk veröffentlicht.

 

Lektorat: Nicola Heubach

 

 

Originalausgabe

© 2020 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: depositphotos.com

Umschlaggestaltung: www.heubach-media.de

 

ISBN 9783750739499

www.blue-panther-books.de

Die Ekstase des AktModells

Es ist angenehm warm. Ein Glück, dass Franco immer für gut geheizte Räume sorgt, wenn ich komme. Diesmal sind fünf Studenten um mich herum, zwei davon habe ich zuvor noch nie gesehen. Man erkennt die schüchternen Neulinge sofort, denn sobald ich mich ausziehe, drehen sie ihre Köpfe weg. Auch wenn vorher klar ist, dass hier eine nackte Frau zu sehen sein wird, die Erziehung zeigt Wirkung und lässt fast jeden erst mal schamhaft zu Boden schauen.

Künstler sind entweder sehr in sich gekehrt und fühlen sich wohl in ihrer eigenen kleinen Welt oder sie sind genau das Gegenteil. Extrovertierte Exemplare sind seltener und sofort erkennbar, denn niemals würden sie unsicher zur Seite schauen, nur weil sich Nacktheit in der Nähe befindet. Es gibt keinerlei Mittelwege für diesen Berufszweig, und wenn doch einer darunter ist, dann ist er im Herzen nicht am richtigen Platz. Das trifft auf Männer und Frauen gleichermaßen zu.

Lächelnd erinnere ich mich an meine ersten Einsätze als Aktmodell. Anfangs hatte ich die Bedenken meiner Freunde, es würde peinlich werden, belächelt, schließlich bin ich erfahren und habe keine Scheu, meinen Körper nackt auch Fremden gegenüber zu zeigen. Wo sollte der Unterschied zwischen einem Besuch in der öffentlichen Sauna und einem Atelier sein?

Doch dann war das erste Mal da, der Moment, in dem ich nicht einfach in der Nähe von anderen Menschen war, sondern gezielt von ihnen beobachtet wurde. Ich war als Einzige ohne Kleidung, es fehlte die Gleichberechtigung wie im FKK-Bereich. Dadurch war es nicht mehr normal, ich war anders. Die Blicke auf mir waren voller Neugier, keine beiläufigen Augen, die an mir vorbeihuschten, nur prüfende Pupillen, die jeden Zentimeter genau betrachteten.

Unerwartete Scham überkam mich bei den ersten Einsätzen, begleitet von lange nicht mehr erlebten Gefühlen wie Hemmungen und verkrampftes Verhalten. Stillhalten war schwer, wollten meine Hände doch automatisch zum Schutz an die so wichtigen Stellen fassen. Aber inzwischen ist es zur Normalität geworden. So viele Jahre bin ich nun schon die weibliche Präsentation verschiedener Skulpturen, Gemälde oder freier Arbeit. Meine durch das Alter gereifte Abgeklärtheit, hat auch die Darstellung als Aktmodell im Griff. Für mich eine klare Weiterentwicklung auf dem Weg zur ganzheitlichen Freiheit in Geist und Körper. Stolz war ich auch, meine Falten zu präsentieren. Das hatte mich noch eine Stufe selbstbewusster gemacht als ich schon war.

Ziel des heutigen Kurses ist die Nachstellung des Gemäldes »Der Ursprung der Welt« von Gustave Courbet. Ungeniert erlaubt es den Einblick in die pure Weiblichkeit, die Vulva selbst. Im ersten Moment klingt das Motiv sehr einfach, doch es so darzustellen, dass es mit dem Ursprungsbild Ähnlichkeit bekommt, erfordert Talent. Einen Frauenkörper skizzieren, kann im Prinzip jeder, selbst Menschen, die nie zuvor einen Pinsel in der Hand gehabt haben. Doch einen Torso mit Geschlechtsteil und ästhetisch passenden Oberschenkeln … Hier gilt es, Können zu beweisen. Schon oft war das Ergebnis weit von einer Frau entfernt oder kaum als Mensch identifizierbar. Franco sortiert aus, wer wirklich Fortschritte zeigt und wer nachlässig mit seinem Studium ist.

»Greta wird uns heute Modell stehen.« Der Kunstlehrer Franco erläutert kurz die Vorlage und was die wichtigsten Ziele sind. An mich gerichtet lächelt er und weist in die Mitte der Staffeleien. »Du kennst ja das Motiv.«

Ich nicke und lasse meinen Hintern auf dem zugewiesenen Platz nieder. Manchmal gönne ich mir den Spaß und blicke einem der neuen Studenten direkt in die Augen, während ich mich entkleide. Ich genieße ihre Unsicherheit und wie sie rot werden, sich mit glühenden Wangen hinter ihrer Leinwand verstecken. Ich schaue in die fünf jugendlichen Gesichter, die erwartungsvoll bereits Kohlestift oder wahlweise einen Pinsel in der Hand haben.

An den blauen Augen, die mir am nächsten sind, bleibe ich hängen. In ihnen sehe ich weder das rein künstlerische Interesse noch irgendwelche Scheu, mehr eine faszinierte und wunderbare Art von Neugier. Ich fokussiere mich auf das ganze Gesicht und bin erstaunt, etwas zu sehen, das eindeutig jung, aber auch zugleich sehr selbstsicher erstrahlt.

Er ist zum ersten Mal hier, doch entdecke ich keinerlei Zurückhaltung an ihm. Sein Blick wandert ungeniert von meinen Augen hinunter zum Rest meines Körpers und er legt seinen Kopf leicht schief, als wolle er sich erste Details einprägen. Ich bin bereits Mitte vierzig und solche Blicke machen mir schon lange nichts mehr aus. Doch dass ich auf diese Art betrachtet werde, habe ich bis heute noch nie erlebt. Es verwirrt mich und ich konzentriere mich darauf, die richtige Position zu finden, um den angehenden Künstlern das perfekte Motiv sein zu können. Schweigend beginnen sie mit ihrer Arbeit. Entgegen meiner Gewohnheit, in Tagträumen zu versinken, wandert mein Blick unbewusst immer wieder zu dem jungen Mann und seinem Gesicht. Er arbeitet konzentriert. Doch auch er sucht immer wieder Blickkontakt, anstatt sich ausschließlich auf seine Aufgabe zu konzentrieren.

Franco geht zwischen seinen Schülern umher, korrigiert, gibt Tipps und motiviert, mutiger zu sein. Als er bei ihm ankommt, bleibt er lange stehen, bevor er anfängt zu sprechen. »Du hast wirklich ein ungewöhnliches Talent, David.« Er nickt und zeigt mit dem Finger auf die Mitte der Leinwand. »Hier könntest du noch etwas filigraner arbeiten. Du musst es nicht originalgetreu zeichnen, sondern auch einen Teil deiner Seele hineinfügen. Die feinen Haare können noch besser herausgearbeitet werden. Und hier möchte ich eine Korrektur sehen.«

David. Der Name klingt sehr brav. Das traue ich diesem angehenden Mann definitiv nicht zu. Wenn er jemals ein folgsames Kind gewesen sein sollte, dann ist es sicher einige Zeit her. Er kann unmöglich älter als zwanzig sein. Doch er wirkt so, als hätte er schon hunderte Frauen in seinem Leben verführt. Dabei ist er keinesfalls ein Womanizer oder jemand, der die Aufmerksamkeit scharenweise auf sich zieht. Auf den ersten Blick im Vorbeilaufen würde er mir gar nicht groß auffallen, sein Gesamtbild ist eher unscheinbar. Aber er strahlt etwas aus, eine anziehende Art wie ein menschlicher Magnet.

Im Regelfall stelle ich mich zwei Stunden zur Verfügung, bevor der Kurs beendet wird. Auch heute werden wir pünktlich fertig. Franco stellt mit seinen Schützlingen die halbfertigen Leinwände zur Seite, während ich meinen Körper in aller Ruhe wieder bekleide.

Jedes Mal nach einer Unterrichtseinheit, schaue ich mir die Ergebnisse an, um zu sehen, was und wie die Kunst in den Köpfen anderer gesprochen hat. Manches wirkt unbeholfen, anatomisch inkorrekt, verwirrend oder gar abstrakt. In all den Jahren, die ich dieses Motiv schon darstellen durfte, haben es nur wenige geschafft, mich mit ihrem Werk wirklich zu begeistern.

An der Skizze von David bleibe ich länger stehen und bewundere, was er zustande gebracht hat. Es ist nicht nur mein Geschlecht und die erkennbare Nachbildung der Vorgabe, was er gemalt hat, sondern etwas Eigenes, etwas sehr Persönliches, das direkt aus seinem Innersten gekommen sein muss. Nur jemand mit wirklichem Talent ist in der Lage, mit Farbe diese Zeichnung auf einen weißen Grund zu bringen. Mit seinem Können hat er etwas geschaffen, das ich in Jahrzehnten niemals so hätte umsetzen können. Ich bin ehrlich angetan! Während ich es mir anschaue, wandert meine rechte Hand automatisch auf mein Herz, so, als will mir mein Unterbewusstsein mitteilen, wo es gerade warm wird.

Franco steht neben mir und mein Blick scheint ihm alles zu sagen. »Ein unfassbar talentierter Mensch, nicht wahr?«

»Allerdings! Eine Umsetzung dieser Art habe ich in all den Jahren noch nie gesehen. Ich bin sicher, er wird einer der wenigen Künstler sein, die von ihrem Tun leben können.«

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, lässt Franco mich im Raum zurück und macht sich auf den Heimweg.

Ich schultere meine Tasche, wende mich um und will ihm folgen, als ich am Türausgang den begnadeten Nachwuchskünstler stehen sehe. Er hat mein ganzes Gesicht fest im Blick. Die Tatsache, dass außer uns beiden niemand mehr hier ist, macht seinen Grund eindeutig. Er wartet auf mich und seltsamerweise werde ich innerlich nervös. Ich versuche, meine Selbstsicherheit beizubehalten, konzentriere mich auf einen aufrechten Gang und will an ihm vorbeigehen.

»Schönen Abend. Bis zum nächsten Mal«, verabschiede ich mich dezent.

»Schade, dass du schon gehst. Ich würde gern mehr von dir verinnerlichen.« Seine Stimme ist ähnlich wie sein Blick. Jung und doch voller Selbstvertrauen.

Wie kann jemand in so einem zarten Alter eine solche Sicherheit ausstrahlen? Keinerlei Zeichen von Zurückhaltung. Er ist etwas größer als ich und wirkt drahtig wie ein Marathonläufer.

»Ich denke, die gewünschten Details solltest du dir bei Mädchen in deinem Alter holen.«

»Das habe ich versucht, doch ich habe eine Schwäche für erwachsene Frauen. Solche, die Erfahrung mit sich selbst haben, keine Komplexe mehr besitzen, die sie von einem erfüllten Dasein abhalten würden.«

Ich muss zugeben, dass er recht hat. Mit zwanzig wäre ich noch nicht in der Lage gewesen, als Aktmodell herzuhalten, ohne mich dabei zu schämen. Eine wirkliche Frau war ich nicht durch meine Entjungferung geworden, sondern durch das Bewusstsein, wer ich war und wer ich sein wollte. Vor allem durch die Tatsache, mich so zu akzeptieren wie ich bin.

Er macht einen Schritt auf mich zu und fährt mit einem Zeigefinger über meinen Oberarm. Die Berührung ist so schwach, als würde eine Mücke auf mir tanzen. Doch ich fühle jede Millisekunde so genau, als stünde die Zeit still. Es dauert Sekunden, bevor ich empört reagieren und einen Schritt zur Seite machen kann. Ich funkele ihn böse an, denn dieser Vorstoß ist eindeutig zu forsch. »Was erlaubst du dir?«

»Ich erlaube mir, der zu sein, der ich bin.«

Im ersten Moment bin ich verwirrt von dieser Aussage und antworte: »Ein ausgewachsenes Ego allein reicht nicht.«

Er legt den Kopf schief, lächelt, als wüsste er genau, dass mir seine Berührung gefallen hat, aber er widerspricht mir nicht. Wir stehen beide im Flur. Er wissend, ich verwirrt. Bevor mir der Moment peinlich werden kann, schultere ich meine Tasche erneut und mache mich auf den Weg.

Er folgt mir nicht, spricht kein weiteres Wort und ich drehe mich auch nicht um.

Normalerweise schlendere ich gemütlich nach Hause, doch heute habe ich es eilig, in meine schützenden vier Wände zu gelangen. Der einsetzende Nieselregen trägt zu einem flotten Schritttempo bei.

***

Kaum zu Hause, lasse ich alles von mir fallen und ziehe mich mit einem Glas Wein auf mein Sofa zurück. Meistens bin ich sehr ordentlich und hänge die Jacke auf, wechsle die Kleidung in etwas Bequemes und überlege in Ruhe, was ich als Nächstes tun möchte. Doch heute lassen meine Gedanken die üblichen Abläufe nicht zu.

Um mich herum herrscht völlige Stille. Es ist mir nicht fremd, sondern sogar eine Wohlfühlatmosphäre für mich. Doch dass ein junger Mann, der gerade aus der Pubertät erwacht ist, mich erfahrene Frau so durcheinanderbringt, beschäftigt mich. Habe ich mich bisher für eine starke Person gehalten, wurde ich heute eines Besseren belehrt. Männer in meinem Alter können mich nicht mehr in Verlegenheit bringen und jüngere eigentlich erst recht nicht. Dennoch war ich vorhin einen Moment lang verwirrt und unsicher gewesen. Warum nur? Ich ärgere mich über meine Reaktion. Aber man kann sich nicht immer vollständig unter Kontrolle haben. Und vielleicht wollte das Schicksal mir damit zeigen, dass solche Überraschungsmomente mir auch guttun. Unvorhersehbares ist aufregend und hinterlässt viel mehr Spuren als Routine.

Ich habe mich daher auch nie für das Thema Ehe erwärmen können und auch längerfristige Beziehungen passen nicht in mein Weltbild. Ich brauche die Einsamkeit wie andere Luft zum Atmen. Mit einem Mann dauerhaft zusammenzuleben, ist für mich unvorstellbar. Mein Drang nach Freiheit ist immer größer gewesen, als der Wunsch nach Nähe. So viele unterschiedliche Männer haben mein Leben bereichert! Nur einen davon ein ganzes Leben lang zu haben? Welch Verschwendung von Möglichkeiten wäre das. Manchmal giert es mich nach den rustikalen Berserkern, die mich grob anpacken und nie über Nacht bleiben. Und dann sehne ich mich nach den Fürsorglichen, die morgens das Frühstück fertig haben, wenn ich aufstehe. Doch spätestens, wenn mein Tag richtig beginnt, nach dem zweiten Kaffee, möchte ich wieder für mich sein.

Warum ärgert mich also ein kurzer Moment so sehr? David ist ein junger Student, der versucht hat, seine Verführungskünste an einer Älteren auszutesten. Vielleicht ist es sogar eine Art Wette, ob er mich rumkriegen kann oder Ähnliches. Spielchen dieser Art sind mehrfach vorgekommen. Doch ich habe nicht den Eindruck, dass er mit mir spielen will. In seiner Bewegung hat etwas sehr bewusstes und Ernstes gelegen. Nichts an der Berührung war für ihn neu oder ungewohnt. Es ist wie eine Art Wunsch, den er sich selbst nicht abschlagen kann und für das eigene Seelenheil verfolgen muss. Es nicht zu tun, stand nicht zur Debatte.

Ich versuche, die Gedanken an ihn abzuschütteln und widme mich meiner Lieblingsmusik und einem weiteren Glas Wein. Die Dunkelheit, das gleichmäßige Geräusch des Regens auf der Dachschräge, die weichen Kissen meines Sofas und die immer spätere Uhrzeit helfen mir durchzuatmen. Mein Inneres kommt zur Ruhe und ich schaffe es, völlig abzuschalten. Es ist nur ein Flirt gewesen, weiter nichts.

Die Kurse von Franco sind so ausgelegt, dass die Studenten an drei aufeinanderfolgenden Tagen ein vorgegebenes Motiv nacharbeiten müssen. Gleichzeitig sollen sie eine persönliche Note einbauen. Um dies möglichst präzise tun zu können, wurde der Kurs so gelegt, dass zwischen den einzelnen Terminen maximal vierundzwanzig Stunden liegen. So bleibt die Konzentration auf dem Motiv und wird nicht durch andere Arbeiten abgelenkt.

Dadurch bin ich gleich am nächsten Tag wieder im Einsatz und spüre die Blicke auf meinem Körper. Wieder ist es meine Aufgabe, mich bereitwillig zu präsentieren. Und wieder fühle ich die Augenpaare, die rein künstlerisch an mir interessiert sind – und die von David.

Zweifelsohne geht er gewissenhaft seiner Arbeit nach und setzt das aktuelle Projekt fachmännisch um. Doch es bleibt die feine Gier in ihm, die ich jedes Mal spüre, wenn sich unsere Blicke treffen. Er hat echte Künstlerhände, unfassbar filigran, als hätte Gott selbst sein Können der Schöpfung daran zeigen wollen. Niemals würde er damit Holz hacken oder im Garten etwas ausgraben können, ohne sie zu zerstören. Aber um einen Zeichenstift oder Pinsel vollendet einzusetzen, dafür sind sie geschaffen.

In der ersten Stunde passiert nichts, was mich in Verlegenheit bringen könnte. Ich bin ihr Projekt, keine Beute. Der für mich schwierigste Moment ist, als David mit der Zungenspitze seine eigenen Lippen nachzeichnet und meine vor ihm offenliegende Spalte eine Reaktion zeigt. In meinem Kopf findet sofort die Assoziation statt, dass diese Zunge meine Perle berührt und ich fühle, wie es in mir leicht zuckt. Ich bin selbst überrascht, dass eine kleine Geste eine solche Reaktion in mir auslöst, schließlich bin ich kein Teenager mehr. Dennoch ist es ungewöhnlich und regt meine Fantasie an. Ich fühle, wie sich in mir Feuchtigkeit bildet und kleine glänzende Tropfen ihren Weg nach außen finden. Ich schaue mich um und registriere beruhigt, dass der Rest der Gruppe konzentriert arbeitet.

Doch David erkennt genau den Unterschied zwischen dem Beginn der Sitzung und dem Jetzt. Er betrachtet meine Weiblichkeit mit Neugier. Sein ganzes Gesicht beginnt zu strahlen, als er versteht, was in ihr vorgeht.

Ich kann nicht anders, als im zuzuzwinkern und erlaube mir, die aufkommende Geilheit zu genießen. Hier ist für mich bekanntes Terrain, ungefährlicher, als autoritäre Flirtversuche. Sex ist ein Thema, mit dem ich offen und gut umgehen kann. Während ich dies tue, bemerke ich, dass er sich mit der rechten Hand langsam den Schwanz massiert. Nicht dass mich seine Offenheit überrascht, doch für einen kurzen Moment halte ich die Luft an und erwarte einen empörten Aufschrei von einem der anderen Teilnehmer. Aber eine Reaktion bleibt aus, jeder ist zu fokussiert auf sein eigenes Tun. Niemandem fällt auf, dass David tatsächlich beginnt, sich selbst zu befriedigen.

Er ist vielleicht drei Meter von mir entfernt und ich kann genau beobachten, wie sich das Innenleben seiner Hose deutlich ausbeult. Er wechselt in aller Ruhe zwischen sich selbst und den Pinselstrichen, während ich belustigt überlege, wie er sein begonnenes Ziel zu Ende bringen will. Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, dass noch ungefähr eine halbe Stunde Zeit bis zum Ende des Kurses ist. Ich erwarte, dass er sich zwischendurch entschuldigt, um zur Toilette zu gehen und sich dort zu erleichtern. Doch nichts dergleichen geschieht. Im Raum bleibt es still.

Franco erteilt seine Anweisungen. Ich liege mittig und immer williger vor allen und David massiert sich selbst.

***

Als der Abend endlich sein Ende findet, lasse ich mir mit Absicht besonders viel Zeit. Niemandem fällt es auf, dass David ebenso trödelt. Ohne, dass wir darüber gesprochen haben, bleiben wir beide allein zurück, wissend, dass wir einander näherkommen wollen. Sich wortlos zu verstehen, war eine Phrase, die ich bis heute nie verstanden habe. Das erste Mal in meinem Leben begreife ich, wie man miteinander kommunizieren kann, ohne zu sprechen.

Gerade die Jugendlichen sind oft ungestüm und handeln unüberlegt. Doch David wirkt, als wäre er sich seiner Sache sehr sicher. Seinem schelmischen Grinsen kann ich kaum widerstehen und seine Jugend reißt mich mit. Ich überlege, wann ich mich zuletzt so gefühlt habe wie in diesem Moment. Mir fällt das Ferienlager ein – die ersten zarten Berührungen mit einem Jungen während meiner frühen Pubertät. Unfassbar, dass ich als Erwachsene nie wieder diese zarten Momente empfunden habe, und kurz werde ich etwas traurig.

David scheint die winzig feinen Veränderungen in meinem Gesicht genau lesen zu können, denn er reagiert umgehend. »Was denkst du?«

Ich schüttele den Kopf, denn meine Gedanken gehen ihn nichts an. Das wäre ein weiterer Schritt in eine Intimität, die ich ihm nicht zeigen werde.

Er ist mit den Händen wahrlich begabt, nicht nur auf der Leinwand, sondern auch an mir. Es ist vom ersten Augenblick an klar, dass er Dinge kann, die nichts mit Erfahrung zu tun haben, sondern einfach mit Leidenschaft. Seine Art, mich zu berühren, ist einzigartig und bereits jetzt weiß ich, dass niemals wieder jemand es so tun wird wie er. Es ist speziell und mit nichts zu vergleichen.

Mit einer überzeugten Leichtigkeit ergreift er meine Hände und fährt von den Fingerspitzen hinauf an meinen Armen bis zu den Schultern. Seine Hände gleiten nach vorn, während er vor mir steht, und hinunter zu meinen Brüsten. An meinen Knospen bleibt er mit kreisenden Bewegungen ein wenig länger, bevor er in einem quälend langsamen Tempo über meinen Bauch hinunter zu meinen Hüften gleitet. Er berührt mich nicht nur körperlich, sondern scheint mit seinen Fingern direkt über meine Seele zu wandern. Mit jeder Bewegung hinterlässt er eine Spur an mir, als wäre ich feinster Sand, in den er mit seinen Fingern Muster zeichnet. An meinen Beckenknochen stoppt er und tritt ganz nahe an mich heran. Wir sprechen nicht, sondern sind einfach nur hier. Mit meinen Händen ergreife ich die seinen, und wir verhaken unsere Finger inein­ander. Ich werde niemals sagen können, wie lange wir hier standen, ob es nur Minuten oder gar Stunden sind, doch das spielt keine Rolle. Unsere Köpfe gehen aufeinander zu, als wären sie magnetisch angezogen. Es gibt nichts Wichtigeres in diesem Moment. Der Kuss, der uns miteinander vereint, ist zart, langsam und wie eine kleine Forschungsreise in ein unbekanntes Land. Ich atme tief ein, um seinen Geruch in mir aufzunehmen und für ewig zu speichern. Er bedrängt mich nicht, stellt keinerlei Forderungen und ich habe das Gefühl, begehrt zu werden.

Ohne Hast lösen sich seine Finger von meinen und er sucht die zarte Knospe, die er die letzten zwei Stunden bereits im Blick gehabt hat. Ich trage ein kurzes Kleid, welches ihm den direkten Weg zu ihr leicht ermöglicht, und ich stelle meine Beine ein wenig weiter auseinander, um ihm uneingeschränkten Zugriff zu gewähren. Seine Fingerspitze taucht kurz in mich ein, um die Nässe an meiner empfindlichsten Stelle kreisend verteilen zu können. Es ist nur eine kleine Geste, eine, die normalerweise kaum einer Beschreibung lohnt, doch es löst ein solches Knistern in mir aus, dass mich die Heftigkeit, mit der mein Körper reagiert, selbst überrascht.

Meine Hände wandern zu seinem pochenden Glied, das zwar vollständig erhärtet, aber dennoch ruhig an ihm liegt. Er erkundet mich mit all seinen Sinnen und in aller Ruhe, ohne dass ich den Eindruck gewinne, dass er mehr begehrt, als das, was er bereits bekommt. Seine Hose bleibt verschlossen. Er deutet nicht an, dass ich mich legen oder für ihn bücken soll, und genau dieses Verhalten macht mich wahnsinnig. Es sind Streicheleinheiten in ihrer vollendeten Form. Wir massieren, kosten, riechen, lecken, berühren und verwöhnen einander, als gäbe es kein Morgen. Draußen wechselt der Tag in die Nacht und wir stehen zwischen Regalen voller Farbe und halbfertig bearbeiteten Leinwänden. Es gibt keinerlei Beleuchtung in diesem Raum, die Dunkelheit von draußen umhüllt auch uns. Die ganze Zeit stehen wir aneinander und können uns nicht voneinander lösen, auch nicht, als ich fühle, wie er beginnt, stockend zu atmen und mit seiner Hand die meine an seine Eichel zu fixieren, damit ich spüren kann, wie die Erleichterung aus ihm herausschießt. Das Gefühl, einen Mann lediglich mit meiner Berührung und Anwesenheit dermaßen befriedigen zu können, bringt in mir unbekannte Gefühle zum Vorschein. Auch aus mir läuft etwas heraus, das ich in dieser Größenordnung und Menge von mir selbst nicht kenne. Es fühlt sich so wundervoll an, als er seinen getränkten Finger aus mir zieht, in seinen Mund steckt und mich anschließend küsst. Meinen eigenen Saft zu schmecken, war schon immer etwas Schönes, doch die Tatsache, dass er es so deutlich genießt, ist neu und wunderschön.

Nun sind wir beide befriedigt und ohne sexuellen Akt miteinander vereint. Es kommt unweigerlich der Punkt, an dem wir beide den Wunsch haben, uns langsam voneinander zu lösen. Es ist in Ordnung und richtig. Mein ganzer Körper sehnt sich nach einer Pause, denn ich fühle mich überreizt, als könnte ich keine weitere Berührung mehr ertragen. Er nickt, als habe er mich verstanden, ohne dass ich spreche. Er knöpft seine heruntergelassene Hose zu und geht in aller Ruhe hinaus.

Kaum ist er weg, umarme ich mich lächelnd, um mich zu spüren und mir zu versichern, dass dies wirklich passiert ist. Wie in Trance, und mit einem Lächeln im Gesicht, schwanke ich nach Hause.

Ich erinnere mich nicht mehr, wann ich eingeschlafen bin, doch ich weiß genau, dass das Lächeln in meinem Gesicht am nächsten Morgen immer noch da war.

***

»Vielen Dank, dass ihr an diesem Kurs teilgenommen habt«, sagt Franco zu seinen Schülern. »Ich bin sicher, dass ich von euch eines Tages wieder hören werde. Bitte auch ein kleiner Applaus für unser Modell Greta, die mit ihrer Engelsgeduld für uns posiert hat, damit ihr eure Vision umsetzen könnt.«

Ich verbeuge mich lachend und erlebe gern diesen kurzen Zuspruch der angehenden Künstler. Auch wenn ich für niemanden eine längerfristige Muse geworden bin, hat mich doch ein Mensch sehr tief und einzigartig berührt.

Ich lasse mir diesmal beim Anziehen besonders viel Zeit und ich merke erfreut, dass ich nicht die Einzige bin. Auch David trödelt herum, verabschiedet sich von allen anderen und wie am Tag zuvor bleiben wir beide allein zurück.

Ich will gerade meine Bluse zuknöpfen, als ich ihn hinter mir spüre.

»Nicht«, murmelt er in mein Haar und umarmt mich von hinten.

Ich schließe die Augen und lasse mich etwas gegen ihn fallen. Seine feinen Hände massieren meinen Busen so perfekt auf mich abgestimmt, als hätte ich ihm vorher eine Anleitung gegeben, wie ich es am liebsten mag. Als er über meine Rippen nach unten wandert, drehe ich mich kurz um und löse mich. Ohne den Blickkontakt zu ihm zu verlieren, befreie ich mich von der störenden Kleidung, die ich gerade erst wieder angezogen habe.

Ich habe den Drang, in seiner Nähe nackt zu sein, ich will keinerlei Stoff zwischen ihm und mir haben. Er lächelt und tut es mir gleich. Diesmal nutzen wir das Sofa, auf dem ich während meiner Arbeit liege. In einer bequemen Position bilden wir die perfekte 69er-Stellung. Er gibt mir lediglich einen langen Kuss, bevor er sich umdreht und sein Gesicht auf meine Schamlippen drückt. Ich muss meinen Kopf nur etwas nach rechts drehen, um das, was ich gestern mit den Händen gefühlt habe, mit meiner Zunge zu erkunden. Mit der gleichen Ruhe wie am Tag zuvor, ertasten wir einander. Es gibt kein Zeitgefühl, keine Eile oder überhaupt etwas, das eine Rolle spielt. Wir sind hier und jetzt und wollen einander eine Berührung schenken, die unnachahmlich wird. Es spielt keine Rolle, ob ich komme oder er einen Orgasmus haben wird. Allein die Tatsache, dass wir hier für den anderen da sind, reicht für uns beide. Trotzdem erfüllt es mich mit einer Portion Stolz und unbändiger Freude, als sein Stöhnen an meinen Oberschenkeln so deutlich wird, dass ich weiß, gleich wird er platzen. Ich fühle seine Spitze genau, denn ich will sehen, wie es ihm kommt. Als er zu pumpen beginnt, nehme ich ihn aus meinem Mund und sehe, wie ein dicker, milchiger, wundervoller Schwall Flüssigkeit zwischen meinen Brüsten landet. Gerade weil ich nichts muss, sondern nur darf, erreicht mich ein Orgasmus, der meinen ganzen Körper erzittern lässt. Ich kann nicht verhindern, dass ich reagiere und mich fühle, als sei ich unter Strom gesetzt worden. David trinkt aus mir, als wäre es das Elixier des Lebens.

Kaum haben wir beide uns erleichtert, steht er auf, um meinen ganzen Körper abschließend mit kleinen feinen Küssen zu bedecken. Als er bei meinen Lippen ankommt, weiß ich, das ist sein Abschied. Es tut mir leid, dies zu verstehen, doch im gleichen Moment bin ich auch erleichtert. Ein Kontakt wie dieser, wird längerfristig zu etwas führen, das nicht gut für uns wäre. Es ist besser, wenn wir uns voneinander lösen, bevor es noch tiefer geht. Ein letzter Blick, eine letzte Berührung, ein letzter Kuss. Es ist der perfekte Moment der Trennung. David lässt mich allein zurück.

Ich atme tief durch und streichele mich ein wenig selbst, bis ich den Weg zurück in meine geliebte Einsamkeit antrete. Es sind noch viele Lebensjahre vor mir, doch bin ich mir jetzt bereits sicher, dass mich nie wieder jemand auf diese Art und Weise berühren wird. Dennoch freue ich mich auf den nächsten Mann, mit dem ich intim werde, denn auch das würde speziell und auf seine Art besonders werden. Das macht meine Art zu leben aus, die Vielfältigkeit, die sich mir bietet, in vollen Zügen nutzen zu können.

***

Etwa eine Woche später klingelt es an der Tür. Ich erwarte niemanden und öffne neugierig. Im Treppenhaus sehe ich einen Paketboten mit einem überdimensionalen Paket. Der Bote bemüht sich, es heil in den zweiten Stock zu tragen. Als er keuchend bei mir eintrifft, versorge ich ihn mit einem fröhlichen Lächeln und quittiere die Lieferung. Es ist weniger das Gewicht, das das Tragen erschwert, eher die Maße. Doch schon bevor ich es auspacke, weiß ich, was darin sein muss. Es hat die Größe einer Leinwand und ist schmal wie eine Tischplatte. Ich ziehe das gute Stück vorsichtig über den Flur und wickle das Papier ab. Zum Vorschein komme ich selbst, auch wenn außer mir nur der Künstler wissen wird, dass ich es bin, denn ein Gesicht gibt es hier keines. Er hat die Arbeit auf wunderschöne Art und Weise vollendet und ich freue mich sehr über dieses Erinnerungsstück.

Um zukünftige Besucher nicht direkt zu erschrecken, wähle ich einen dezenten Ort für das Gemälde und hänge es in meinem Arbeitszimmer auf. Jedes Mal, wenn ich daran vorbeilaufe, muss ich lächeln. Das ist ein Wert, den man mit keinem Geld der Welt aufwiegen könnte.

Die wilden Holzfäller

Es riecht nach Baumharz, Sägespänen und Motoröl. Um mich herum herrscht fast vollständige Ruhe. In gerade noch hörbarer Entfernung rattert dagegen eine Kettensäge. Mehrere Stunden bin ich unterwegs gewesen, um diesen abgelegenen Ort am gefühlten Ende der Welt zu erreichen. Mein Arbeitgeber hat mich hierhergeschickt, um ein exklusives Interview mit dem Gewinner der »World Logging Championships« durchzuführen. Da es in dieser Region keinerlei Internet oder Telefon gibt, bleibt nur das persönliche Gespräch. Zwei Tage wurden mir zugesichert, in denen ich mich ausführlich mit Jack McFinch unterhalten könnte.

British Columbia im Westen Kanadas hat den weltgrößten, unberührten Waldbestand mit mehreren hundert Jahre alten Bäumen und Bereichen, die noch nie ein Mensch gesehen hat. Holzfäller sind Frühaufsteher, denn die Temperaturen steigen schnell auf über dreißig Grad, während sie an steilen Hängen stehen müssen, um ihren Job zu machen. Jeder Mann hier ist der Inbegriff des Holzfällers schlechthin. Genauso wie man sich raue Burschen vorstellt, die jedem Wetter trotzen und denen keine Aufgabe zu schwer ist. Man stellt sich der Herausforderung, anstatt Risiken abzuwägen. Keine Gnade gegenüber Schwächlingen. Naturgesetze sind das Einzige, was hier zählt. Nur die Starken überleben, die Unfallrate ist zwar nicht hoch, doch wenn etwas passiert, endet es meist tödlich. Zu weit sind die Entfernungen bis Hilfe vor Ort wäre. Die Arbeiter wissen das genau.

Ich bin neugierig, wer und was mich hier erwarten wird. Kaum bin ich aus dem Taxi gestiegen, werde ich bereits vom Vorarbeiter des Gebietes empfangen. Er ist über zwei Meter groß, trägt das obligatorische rotkarierte Hemd und seine Haut erzählt beim genaueren Hinsehen, dass sie schon lange nur kaltes Wasser gesehen hat.

»Willkommen. Ich bringe Sie zu Jack hinauf. Er lebt derzeit mittig im Abholzgebiet in einer kleinen Hütte, die ungefähr zwei Autostunden von hier entfernt liegt. Ich hole Sie morgen Abend wieder ab, damit Sie rechtzeitig am Flughafen sind. Er ist ein wenig ruppig, doch das ist in diesem rauen Klima, dieser Umgebung und der reinen Männerwirtschaft üblich. Heulen Sie ihn bloß nicht voll, weil es Ihnen zu kalt ist oder der Champagner fehlt. Der Mann hat dort zu arbeiten und kann keine Störung gebrauchen. Sie machen Ihren Job, er seinen. Schlimm genug, dass er beim Fällen Ihre Fragen beantworten muss.«

»Wie meinen Sie das, in einer Hütte mitten im Wald?«, frage ich etwas verwirrt.

»Hatten Sie ein Hotel da draußen erwartet?«, entgegnet er genervt.

Zugegeben, ich habe mir darüber gar keine Gedanken gemacht. Naiv dachte ich an eine Art Hauptquartier, in dem ich das Interview führen könnte, um danach wieder in ein bequemes Hotelzimmer zurückzukehren. Dass ich zu meinem Interviewpartner in den Wald muss, anstatt dass er für das Interview an eine zentrale Stelle kommt, hatte ich mir nicht vorgestellt. Dass ich mitten in den Wald hineinsoll, und vor allem dort auch noch übernachten soll, war mir bisher nicht klar gewesen.