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Der Opfergedanke ist ein zentraler Punkt des Christentums. Aber deckt die Bibel die Opfertheologie? War Jesus ein Verfechter des Opfergedankens? Ist Christentum ohne den Opfertod denkbar? Anhand zahlreicher Bibelstellen beleuchtet Werner Ehlen die Aussagen der Bibel zum Opfer und zieht Schlüsse für die heutige Theologie und Praxis.
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Seitenzahl: 27
Veröffentlichungsjahr: 2022
Wie es zu diesem Buch kam
Grundsätzliches zum Opfer
Das Opfer in der Bibel
im Ersten Testament
Die „Opferung Isaaks“ (Gen 22,1-13)
Der Kampf der Propheten gegen den Opferkult
Der Prophet Jesaja (Jes 1,11-17)
Der Prophet Hosea (Hos 6,6; Hos 10,1-8)
Das Buch der Psalmen (Ps 40,7; Ps 50,8-14.23; Ps 51, 18-19)
Der Prophet Samuel (1 Sam 15,22)
Der Prediger Kohelet (Koh 4,17)
Der Opfergedanke im Zweiten Testament
Barmherzigkeit statt Opfer (Mt 9,13; Mt 12,7; Mk 12,33)
Der Hebräerbrief – eine theologische Mahnrede (Hebr 10,11.18)
Warum sind wir so opferwillig? Die natürliche Religiosität
Ist Jesus einen Opfertod gestorben?
Folgerungen für die katholische Theologie und Praxis
Zu guter Letzt
Verzeichnis der Bibelstellen
Weitere Bücher von Werner Ehlen
Eigentlich wollte ich nach einem Erlebnis, die mir die Lebensferne jeglicher Theologie vor Augen führte, kein theologisches Buch mehr schreiben.
Aber dann war ich, wieder einmal, Lektor in einem Werktagsgottesdienst, und als Lesung war der Prophet Hosea, Kapitel 10, Vers 1-8 vorzulesen (s. S. →). Wie häufig in Werktagsgottesdiensten eine eher schwierige Bibelstelle, deren Inhalt meines Erachtens aber eine Ablehnung Gottes von Opfergaben bzw. deren Sinnlosigkeit beinhaltet. Als ich anschließend meine Gedanken treiben ließ, kamen mir sofort weitere Bibelstellen in den Sinn, in dem Gott ebenfalls – oft durch seine Propheten – Opfergaben ablehnt, überspitzt gesagt gegen den Opferkult kämpft. Und so war der Gedanke an dieses Buch geboren.
Als kleine Anekdote am Rande: Mir ist dabei auch bewusst geworden, dass fast alle meine Bücher in Gottesdiensten „entstanden“ sind. Beim Mitfeiern fällt mir irgendetwas auf, das mich dann nicht mehr in Ruhe lässt, bis ich es zu Papier gebracht habe.
Opfern gehört zu unserem Leben wie Lachen und Weinen. Mütter und Väter opfern ihren Schlaf für ihre Kinder, Ehrenamtliche opfern in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens Zeit und Energie, Feuerwehrleute opfern manchmal sogar ihre Gesundheit und ihr Leben, um andere zu retten.
Ohne diese grundsätzliche Opferbereitschaft wäre ein Zusammenleben schwer vorstellbar.
All diese Opfer haben einen konkreten Anlass (der Säugling schreit, Jugendliche sollen gefördert werden, Menschen sind aus dem Flammen zu retten). Und sie helfen einem anderen Menschen in seiner momentanen Lebenssituation.
Die Opfer, um die es in diesem Buch geht, sind anderer Natur. Adressaten dieser Opfer sind nicht andere Menschen, sondern Gott, bzw. höhere Mächte. Und es geht oft nicht um andere Menschen, sondern um mich. Der größte Unterschied: Es geht nicht um (konkrete, tatkräftige) Hilfe in einer Lebens- oder Notsituation, sondern um das Beschwichtigen, Besänftigen, Gewogenmachen einer transzendentalen Macht.
Gibt man den Begriff „Opfer“ in ein Bibelprogramm ein, erhält man 158 Treffer! 77 weniger als für den Begriff „Liebe“, aber immerhin drei mehr als für den Begriff „Gebote“.
Das Opfer spielt also eine große Rolle in der Bibel, im Judentum und leider auch im Christentum. Wie auch in den meisten anderen Religionen. Warum das so ist, werden wir noch sehen.
Und ich gebe auch gleich zu, dass die überwiegende Mehrzahl der 158 Treffer dem Opfer positiv gegenüberstehen, Anweisungen für das „richtige“ Opfern enthalten und das Opfer als ganz selbstverständlichen Glaubensvollzug sehen.