Winterhof - Sameena Jehanzeb - E-Book
SONDERANGEBOT

Winterhof E-Book

Sameena Jehanzeb

0,0
4,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

»Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, sie könnten in Erfüllung gehen.« Von klein auf liebt Kora den Schnee und den Winter. Seine eisige Umarmung gibt ihrem kranken Herzen das Gefühl, im richtigen Takt zu schlagen. Je älter Kora wird, desto weniger Schnee gibt es in ihrem Leben. Die Welt wird wärmer, die Umweltkatastrophen verheerender und schon bald muss Kora den Winter suchen. Schließlich findet sie ihn in einem kleinen Dorf, in dem der Legende nach die Schneekönigin wohnt. Als sie tatsächlich auf diese trifft, stellt die Königin des Winters sie vor eine Entscheidung, bei der Kora nur verlieren kann – ganz gleich, welche Wahl sie trifft.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Sameena Jehanzeb

Winterhof

 

 

Besuchen Sie die Autorin im Internet:

www.sameena-jehanzeb.de

  Weitere Bücher von Sameena Jehanzeb:

BRÏN

Was Preema nicht weiß

Kurzgeschichten:

Runa. Eine kurze Geschichte vom Winterhof

Shahrazad und das Königreich der sieben Berge

 

Impressum:

Winterhof 

Neuauflage im Januar 2020

Erstveröffentlichung im Oktober 2018

© Sameena Jehanzeb

Eifelstr. 4 | 53119 Bonn

[email protected]

Gesamtgestaltung und Illustration: saje design, www.saje-design.de

Lektorat: Sabrina Uhlirsch, www.spreadandread.de

Korrektorat: Roswitha Uhlirsch, www.spreadandread.de

 

Alle Rechte vorbehalten.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.dnb.de abrufbar.

Dieser Roman enthält Themen, die bei manchen Menschen negative Reaktionen auslösen können. Eine Auflistung dieser Themen kann über den aufgeführten QR-Code oder durch Direkteingabe im Browser abgerufen werden:

www.sameena-jehanzeb.de/inhaltswarnungen

Für Nico.

 

Dem ich all seine Ideen stehle,

bevor er Zeit hatte, sie zu denken.

Vorwort

 

Märchen sind dazu da uns zu verzaubern. Sie erzählen uns Geschichten von mutigen Rittern, tapferen Prinzessinnen, von Elfen und Feen, Träumen und Wünschen, die in Erfüllung gehen. Sie pflanzen uns Harmonie in die Herzen und ein glückliches Lächeln auf die Lippen. Wollen wir nicht alle solche Märchen erleben, die uns innerlich tanzen lassen?

Doch es gibt auch andere Märchen. Solche, die beißen. Sie sind gefährlich und düster. Ein Märchen wie das, was du gerade in den Händen hältst.

Wenn du Koras Geschichte folgen willst, so sei gewarnt! Dies ist kein Märchen für unschuldige Kinder, keine schöne Gute-Nacht-Geschichte, die sanfte Träume verspricht.

Dieses Märchen hat Zähne und es wird sie benutzen.

 

 

 

»Sei vorsichtig mit deinen Wünschen,

sie könnten in Erfüllung gehen.«

Das Märchen beginnt

Es war einmal ein Mädchen, das träumte von Schnee – schon sein ganzes Leben lang. In seinen Träumen erwachte es stets auf einer schneebedeckten Lichtung. Der Ort war umringt von hohen Tannen, die ebenfalls ganz und gar mit Schnee bedeckt waren. Am Ende der Lichtung, ganz dicht am Rande einer steilen Klippe, stand eine große Eiche mit Blättern aus Frost und einem Stamm aus glasklarem Eis. Ein Teil ihrer Wurzeln fiel in schweren Schlingen über den Rand der Klippe und verschmolz mit dem Dunkel der Nacht. Von dem Baum ging ein sanftes Schimmern aus. Kühles Licht, das dem des fahlen Mondes ähnelte. Aus seiner Krone rieselten feine blaue Lichter, die wie Glühwürmchen in der Luft tanzten und langsam zu Boden fielen. Hinter der Eiche, weit entfernt und inmitten eines zugefrorenen Sees, sah das Mädchen die Umrisse eines weißen Schlosses. Auch die Palastmauern schienen ganz aus Eis und Schnee zu bestehen und schimmerten ebenso im Mondlicht wie die Eiche. Das imposante Bauwerk wurde von großen Kälteschwaden eingehüllt, die wie farblose Hexen um es herumwirbelten, bis sie schließlich auf den See fielen, wo sie zu Pulverschnee verpufften und auseinanderstoben.

Im Winterhain des Mädchens fiel immer Schnee und die Luft war frei von schweren Gerüchen. Es gab hier keine bunten Farben. Nur das Weiß des Schnees und das kalte Licht des Mondes. Das Mädchen war ganz für sich und konnte tun und lassen, was es wollte. Niemand war dort, der ihm sagte, was es durfte und was nicht, was gesund war und was nicht. Wollte es auf Bäume klettern, dann tat es das. Wollte es mit ganzer Kraft über die Lichtung rennen, dann tat es das. Das Mädchen liebte es, dass dieser Ort allein ihm gehörte, und es liebte es, ein Kind des Schnees zu sein. Der Name dieses Kindes war Kora.

Manchmal glaubte Kora, die Bäume des Hains flüstern zu hören, aber sie konnte nie verstehen, was die knorrigen Gesellen sagten und ob sie zu dem Mädchen sprachen oder in ihren eigenen Gedanken verloren waren. Wenn Kora in ihrem Winterhain spielte, dann war sie davon überzeugt, dass sie eine Schneeprinzessin und ihr wahres Zuhause der weit entfernte Palast auf dem See war. Vielleicht glaubten es auch die Bäume und flüsterten deshalb so leise, weil sie ihre kleine Hoheit nicht verärgern wollten. Die Schneeprinzessin wäre gerne in das Schloss aus Eis und Schnee zurückgekehrt, doch es führten keine Wege von dem Winterhain zu dem wunderschönen Palast. Kora stellte sich vor, dass einst eine lange, gläserne Brücke ihren Winterhain mit dem Schloss verbunden hatte. Doch die Brücke war zerstört worden und die kleine Schneeprinzessin im Winterhain gefangen, bis sie eines Tages gefunden wurde. Sie musste nur noch ein klein wenig länger warten.

Frohgemut tanzte das Mädchen auf seiner Lichtung barfuß im Schnee. Der Winterhain war kalt, aber die Schneeprinzessin war es auch, sodass ihr die Kälte fast warm erschien. Sie genoss die frostige Luft und den Anblick ihrer schneebedeckten Zuflucht die ganze Nacht lang. Am Morgen erwachte sie stets in ihrem Bett in der realen Welt, ganz und gar erfüllt von dem Zauber ihres Winterhains.

Die kleine Schneeprinzessin wuchs bald zu einer Frau heran und die Frau verliebte sich in einen Prinzen, der in Wahrheit gar kein Prinz war, sondern nur ein einfacher Mann. Auch sie glaubte längst nicht mehr daran, eine Schneeprinzessin zu sein, und träumte nur noch selten von dem verzauberten Winterhain, in dem sie stets hatte vergessen können, dass sie mit einem Leiden geboren worden war. Die Ärzte hatten Kora als Kind schon erklärt, dass ihr Herz zu klein sei und nicht richtig mit dem Rest ihres Körpers wüchse. Manchmal fühlte sich die Frau sehr müde und das Atmen fiel ihr schwer. Sie konnte viele Dinge nicht tun, da diese sie zu sehr anstrengten. Darum hatten ihre Eltern ihr nie erlaubt zu rennen, herumzuspringen oder auf Bäume zu klettern. Jetzt, da sie erwachsen war, verstand Kora all das und es machte ihr nichts mehr aus. Doch als sie nun ihrem Prinzen gestand, dass sie ein kleines, krankes Herz hatte, fürchtete sie, er würde gehen und sich nach einer gesunden Prinzessin umschauen. Aber der Mann vergötterte die Frau, die vom Schnee träumte, mitsamt ihrem kleinen, kranken Herzen. Er wollte nichts lieber sein als ihr Märchenprinz. Und so versprachen sie sich, einander ewig zu lieben und nie wieder getrennte Wege zu gehen.

Als eine Weile ins Land gezogen war, brachte Kora zwei Töchter zur Welt. Sie hatten beide starke und gesunde Herzen und machten ihre Eltern noch viel glücklicher, als die es sich hätten vorstellen können. Kora liebte ihren ungekrönten Prinzen und ihre beiden ungekrönten Prinzessinnen. Sie liebte ihr normales und von so viel Glück gesegnetes Leben und ihr kleines, krankes Herz plagte sie gar nicht mehr so oft. Ihr Leben war kein Märchen, aber es war märchenhaft und es gab nichts, was sie hätte ändern wollen. Nur eines vermisste sie manchmal: den Schnee. Denn es war ihr nie möglich gewesen, den Winterhain und das Flüstern der Bäume zu vergessen.

Den Winterhain ihrer Träume konnte der Prinz ihr nicht schenken, aber er konnte sie an einen Ort bringen, der fast genauso zauberhaft war. Ein wahres Winterwunderland und so klein, dass es auf den meisten Karten gar nicht verzeichnet wurde. Die örtlichen Legenden sagten, dass es die Wiege des Winters selbst sei.

Hätten die Frau und ihr Mann bloß geahnt, was dort auf sie wartete. Hätten sie bloß geahnt, wem sie dort begegnen würden. Vielleicht wären sie dann nicht aufgebrochen, um den Schnee zu finden. Vielleicht hätte das kleine, kranke Herz dann noch ewig weiterschlagen dürfen.

10

Das Insekt explodierte mit einem schmatzenden Geräusch auf der Windschutzscheibe und hinterließ einen ekelerregenden Schleimfleck in rot und eitergelb. Eindeutig ein Blutsauger. Die Sensoren des Mietwagens reagierten auf den vermeintlichen Regentropfen und setzten die Scheibenwischer in Bewegung. Die Wischblätter vollführten ihren bogenförmigen Tanz von rechts nach links und verteilten den Schleim in unappetitlichen Schlieren weiter über die Scheibe.

---ENDE DER LESEPROBE---