Wir halten dich, Bruder! - Norma Banzi - E-Book

Wir halten dich, Bruder! E-Book

Norma Banzi

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Beschreibung

Mit ihren sexy Brusthaaren würden es die italienischstämmigen Brüder Vincent, Frank und Michael auf jedem Gay Bear Contest bis ins Finale schaffen, aber nur einer von ihnen ist schwul. Dieser lebt glücklich in einer Ménage à Trois. Der zweite Bruder findet nach seiner Scheidung plötzlich gefallen an Bisexualität und BDSM und der dritte verliebt sich in ein junges Model, dem er mehrmals aus der Patsche helfen muss. Die Gable-Brüder halten zusammen und sind immer füreinander da.

In „Die Popstars und ihr Anwalt“ hat der italienischstämmige Anwalt Vincent Gable mit den Musikern Marc und Jamie sein Glück gefunden. Die drei genießen ihre Ménage in vollen Zügen.

Der Internist Michael Gable verliebt sich auf einer Oskarparty in das junge Model Anna Kleeberg. Die Affäre beschränkt sich zunächst auf heiße Videoanrufe, da Michael und Anna in unterschiedlichen Städten wohnen. Als Anna in die Fänge einer Zuhälterbande gerät, benötigt Michael die Hilfe seines Bruders Vincent.

Auch Vincents Bruder Frank steckt tief im Schlamassel. Franks Frau Silvia nimmt sich ausgerechnet seinen Partner Gordon als Liebhaber. Mit Fünfzig ist Frank plötzlich geschieden, arbeitslos und um die Hälfte seiner Ersparnisse gebracht. Um seinem Bruder aus diesem Tief zu helfen, holt Vincent ihn nach Los Angeles und stellt ihn als Buchhalter ein. Franks Bekanntschaft mit der fünfzehn Jahre jüngeren Sängerin Cheryl versüßt ihm seine Nächte und zeigt ihm, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört. So anziehend er Cheryl auch findet, Fesseln anlegen lassen will er sich nicht mehr. Er gerät immer mehr in den Sog sexueller Ausschweifungen, dass sogar sein promisk lebender Bruder Vincent ihm rät, einen Gang herunter zu schalten.

Während Frank schließlich versucht, seine Liebe zu Cheryl und seinen sexuellen Freiheitsdrang unter einen Hut zu bringen, geschieht eine tödliche Katastrophe in Vincents Leben und nun braucht er die Hilfe seiner Brüder …

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Norma Banzi

Wir halten dich, Bruder!

Bildquelle:Depositphotos Gestaltung des Covers:Norma Banzi

Inhaltsverzeichnis

Klappentext

Erster Teil: Michael

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zweiter Teil: Frank

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Sechzehn

Siebzehn

Social Media

Impressum

WIR HALTEN DICH, BRUDER!

© Norma Banzi

Alle Rechte vorbehalten

Bildquelle:

Depositphotos

Gestaltung des Covers:

Norma Banzi

Edition Banzini

Kurvenstraße 25

22043 Hamburg

www.banzini.de

Klappentext

Mit ihren sexy Brusthaaren würden es die italienischstämmigen Brüder Vincent, Frank und Michael auf jedem Gay Bear Contest bis ins Finale schaffen, aber nur einer von ihnen ist schwul. Dieser lebt glücklich in einer Ménage à Trois. Der zweite Bruder findet nach seiner Scheidung plötzlich gefallen an Bisexualität und BDSM und der dritte verliebt sich in ein junges Model, dem er mehrmals aus der Patsche helfen muss. Die Gable-Brüder halten zusammen und sind immer füreinander da.

In „Der Popstar und sein Anwalt“ hat der italienischstämmige Anwalt Vincent Gable mit den Musikern Marc und Jamie sein Glück gefunden. Die drei genießen ihre Ménage in vollen Zügen.

Der Internist Michael Gable verliebt sich auf einer Oskarparty in das junge Model Anna Kleeberg. Die Affäre beschränkt sich zunächst auf heiße Videoanrufe, da Michael und Anna in unterschiedlichen Städten wohnen. Als Anna in die Fänge einer Zuhälterbande gerät, benötigt Michael die Hilfe seines Bruders Vincent.

Auch Vincents Bruder Frank steckt tief im Schlamassel. Franks Frau Silvia nimmt sich ausgerechnet seinen Partner Gordon als Liebhaber. Mit fünfzig ist Frank plötzlich geschieden, arbeitslos und um die Hälfte seiner Ersparnisse gebracht. Um seinem Bruder aus diesem Tief zu helfen, holt Vincent ihn nach Los Angeles und stellt ihn als Buchhalter ein. Franks Bekanntschaft mit der fünfzehn Jahre jüngeren Sängerin Cheryl versüßt ihm seine Nächte und zeigt ihm, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört. So anziehend er Cheryl auch findet, Fesseln anlegen lassen will er sich nicht mehr. Er gerät immer mehr in den Sog sexueller Ausschweifungen, dass sogar sein promisk lebender Bruder Vincent ihm rät, einen Gang herunter zu schalten.

Während Frank schließlich versucht, seine Liebe zu Cheryl und seinen sexuellen Freiheitsdrang unter einen Hut zu bringen, geschieht eine tödliche Katastrophe in Vincents Leben, und nun braucht er die Hilfe seiner Brüder …

Erster Teil: Michael

Eins

Hätte jemand Michael Gable vor einem Jahr prophezeit, dass er auf einer Oskar-Party mit Stars und anderen Größen aus Hollywood feiern würde, hätte er diese Person für verrückt erklärt. Da ahnte der attraktive Internist aus Chicago auch noch nicht, dass sein jüngerer Bruder Vincent sich in den Popstar Angel verlieben und mit ihm zusammenziehen würde. Angel - Marc Stone, hatte gerade den Oskar für die Hauptrolle in einem Musikfilm gewonnen. Jetzt tanzte er mit seinem Cousin Jamie auf einer provisorischen Bühne in der Villa seines Agenten Steve Scionti Flamenco-Pop, um ihr neues Album zu promoten.

Die Anstrengung, am gleichen Tag den Oskar hinter sich zu bringen und auch noch Werbung machen zu müssen, hatte sich bei Marcs Ankunft in der Villa noch deutlich auf dessen Gesicht abgezeichnet. Nun aber war der junge Musikstar ganz in seinem Element. Sein Tanz begeisterte die Zuschauer und er erhielt immer wieder überschwänglichen Zwischenapplaus. Wie nur die Eingeweihten erkannten, tanzte er eigentlich nur für zwei Personen, für seinen Liebhaber Vincent und seinen Geliebten Jamie. Die drei lebten miteinander und Michael gönnte seinem Bruder diese nicht ganz alltägliche Beziehung mit gleich zwei Partnern.

Jamie trat bei der Aufführung als einer von Marcs Begleitmusikern auf. Wow, er konnte Flamencogitarre so fingerfertig und leidenschaftlich wie ein andalusischer Musiker spielen. Der Jubel des Publikums zu seinen Ehren war wohlverdient. Nun tanzte er gerade mit seinem Freund und nahm die heiße, tänzerische Herausforderung an, in die ihn Marcs geschmeidiger Körper verstrickte. Zwischen ihnen entwickelte sich eine fast schon zu verräterische Sinnlichkeit. Aber Kunst durfte Vieles und ein Tanz war nur ein Tanz. So liefen sie wohl nicht Gefahr, heute von der Presse geoutet zu werden.

Michael musterte Vincent, der die Künstler unter den anderen Zuschauern am Rand der Tanzfläche anfeuerte. Kaum gezügelter Besitzerstolz ließ Vincents Züge fast ein wenig selbstgefällig wirken. Allerdings strahlte er gleichzeitig diese unbändige Zuneigung in Richtung seiner Partner aus, dass Michael unwillkürlich lächeln musste. Er fand, dass die Liebe Vincent richtig gut stand. Vincent hatte seine Mimik normalerweise besser im Griff. Jetzt sah man ihm die Emotionen aber deutlich an – jedenfalls konnte Michael es als sein Bruder erkennen. Vincent war glücklich, er liebte seine beiden Lebensgefährten und gerade wirkte er ziemlich angeheizt. Die Smokingjacke verdeckte allerdings die verräterischen Anzeichen im Schritt. Marc und Jamie provozierten es aber auch.

In der Familie Gable wäre nicht herausgekommen, wie Vincent liebte, wenn er nicht vor einigen Monaten angeschossen worden wäre. Es ging ihm wieder gut, nur war sein Privatleben bei den Gable-Geschwistern nun nicht mehr geheim. Vincent zog schon immer sein eigenes Ding durch, aber eine Dreierkonstellation hatte ihm nicht einmal Michael zugetraut. Ihr ältester Bruder Frank reagierte am Anfang sehr irritiert, hatte sich aber mittlerweile damit arrangiert. Die Schwestern gaben sich entspannt und neugierig. Dass Vincent schwul war, hatten sie alle bereits geahnt. Etwas zu ahnen oder zu wissen, war dann aber doch ein ziemlicher Unterschied.

Vielleicht zog Vincent damals nach dem Studium deshalb aus Chicago weg, weil er in einer anderen Stadt nicht ständig darauf achten musste, seine Homosexualität vor seinen Eltern geheim zu halten. Maria und Frank Gable senior wussten bis heute nicht davon und würden es niemals akzeptieren.

Als Anwalt der Stars war Vincent Gable in Hollywoods Künstlerkreisen bekannt und auf Oskar-Partys zu gehen, gehörte für ihn zum Geschäft. Alle Geschwister hatten sich während seiner Genesungszeit um ihn gekümmert. Zum Dank dafür lud er sie zur Party des Agenten von Angel ein. Vielleicht war er auch einfach nur erleichtert gewesen, dass sie ihn ohne Vorbehalte akzeptierten.

Für jemanden, der sich normalerweise nicht in Prominentenkreisen bewegte, war so eine Feier eine aufregende Sache. Deshalb hatte Michael die Einladung neugierig und geschmeichelt angenommen. Gerade kümmerte er sich ein bisschen um Vincents Begleiterin, das Model Anna Kleeberg, die jener für die Oskar-Verleihung gebucht hatte. Offiziell war Angel nämlich mit einer Frau liiert und daher hatte sich auch Vincent um weibliche Begleitung gekümmert. Nun brauchte er sie nicht mehr.

Anna hatte noch nicht viel getrunken, zwei oder drei Glas Champagner, war aber schon ziemlich beschwipst. Wenn sich Michael ihre grazile Figur so anschaute, vermutete er, dass sie den ganzen Tag kaum etwas gegessen hatte. Ihr verführerischer Körper schmiegte sich an den seinen und er fand ihre Nähe sehr angenehm, wahrscheinlich zu angenehm, denn er war dreiundvierzig und sie vielleicht einundzwanzig. Andererseits war er nach seiner Scheidung wieder Single und nichts hinderte ihn daran, ein Abenteuer mit einer schönen, jungen Frau zu haben – außer sein Gewissen.

Unauffällig dirigierte er Anna in Richtung Büffet, machte ihr einen Teller mit Früchten und Käse zurecht und hielt ihr ein Stück Melone an den Mund. Fügsam öffnete sie ihn, ließ es sich hinein schieben und schloss dann ihre Lippen um seine Finger. Hitze breitete sich in seinem Unterleib aus.

„Weißt du, was du da mit mir anstellst?“, flüsterte er ihr ins Ohr.

Sie lachte vergnügt und ihre Stimme mit dem süßen deutschen Akzent klang ein bisschen abenteuerlustig: „Was denn?“

„Das verrate ich dir, wenn du den Teller leer gegessen hast.“

„Zu viel Käse.“ Sie wollte nur die Früchte, die er ihr geduldig und in kleinen Häppchen in den Mund schob.

„Du brauchst Proteine, ärztliche Anordnung!“ Er hüllte den Befehl in ein charmantes Lächeln.

„Du bist Arzt?“

„Ja, Internist.“

„Wenn ich den Käse esse, muss ich ihn heute noch wieder abtrainieren“, hauchte sie mit einem Augenaufschlag.

„So? Du solltest lieber schlafen gehen, so müde, wie du aussiehst.“

„Kommst du mit?“, fragte sie. Ihre Lippen schlossen sich sinnlich um eine Erdbeere. Es hätte ein bisschen peinlich für ihn werden können, wenn nicht seine Smokingjacke das erwachende Interesse seines Schwanzes verdecken würde. Für ihn konnte es noch blamabeler werden als für andere Männer, denn so eine Größe wie seine stach im erregten Zustand natürlich deutlich ins Auge. Mittlerweile passierte ihm eine ungewollte Erektion nur noch selten. In seiner Schulzeit war es jedoch schlimm gewesen. Bei Vincent und ihrem verstorbenen Bruder Antonio war er sich da nicht so sicher, ob die beiden darunter gelitten hatten, wenn sich ihre Geschlechtsteile in ihren Hosen abgezeichneten. Die zwei waren schon als Kinder stolz darauf und verhielten sich entsprechend eitel. Antonio fing früh damit an, den Obermacker zu geben, Vincent vermutlich auch, allerdings, wie Michael heute wusste, in einer schwulen Subkultur, die sich nach außen hin verschwiegener gab.

„Iss den Käse, trinke ein Glas Mineralwasser und wenn du in einer Stunde immer noch Lust auf meine Gesellschaft hast, können wir darüber reden.“

Sie lächelte ihn einladend an. „Ich finde dich toll, Michael.“

Er lächelte geschmeichelt und auch etwas irritiert zurück. Anders als sein Bruder Antonio hatte er sich nie wie ein Frauenheld verhalten. Er hatte sich in der Ehe mit Tina wohlgefühlt und war ihr stets treu gewesen. Ihre Beziehung zerbrach an ihren ständigen Streitigkeiten, an ihrer Entfremdung. Für Tina hatte ihre Firma immer an erster Stelle gestanden. Als wieder einmal ein gemeinsam geplanter Urlaub in letzter Minute scheiterte, weil sie einfach nicht delegieren konnte oder wollte, stellte Michael seine Frau vor die Wahl, mit ihm in den Urlaub zu fliegen und ihre Ehe weiterzuführen oder Zuhause zu bleiben und sich scheiden zu lassen. Tina hatte ihre Firma gewählt.

Seit der Scheidung hatte Michael schon einige One Night Stands erlebt. Er hatte keine Schwierigkeiten, attraktive Frauen kennenzulernen. Eine so junge wie Anna war aber noch nicht darunter gewesen.

„Was gefällt dir an mir?“, fragte er sie.

„Ich mag erfahrene Männer. Du bist so selbstsicher und siehst toll aus. Du bist hier einer der attraktivsten Männer auf der Party.“

„Ich?“ Michael sah sich um. Mitten unter Stars und Sternchen, die beruflich schön sein mussten und viel Zeit in ihr Aussehen investierten, machte sie gerade ihm so ein Kompliment. Was auch immer sie dazu bewog, er nahm es an und genoss es.

♫♫♫

Annas Wohnung war klein, aber behaglich, ein Zimmer, Küchennische und Bad.

„Mein größter Luxus ist die Badewanne“, erklärte sie ihm, während sie vorsichtig ihr Desigerkleid auszog. Es war nur geliehen und Vincents Katzen hatten schon winzige Löcher in den Chiffonschal gebissen. Sie wollte keine weiteren Schäden an dem Kleid. Und dann stand sie nackt vor ihm und er betrachtete sie nachdenklich. Er mochte schlanke Frauen mit kleinen Brüsten, aber Anna war eindeutig untergewichtig.

„Gefalle ich dir nicht?“, fragte sie. Ihre Stimme klang unsicher und sie knabberte unruhig an ihrer Unterlippe.

„Oh doch!“ Und wie sie ihm gefiel. Er nahm sie in die Arme und küsste sie auf den Hals, zog eine feuchte Spur zu ihren Brüsten, saugte an ihren Nippeln und küsste sie dann endlich auf den Mund.

Sie wirkte fahrig, irgendwie nervös und er bemerkte es.

„Nimmst du etwas?“, wollte er von ihr wissen.

„NEIN! Ich nehme keine Drogen“, rief sie aus. „Ich kann mich einfach bei Männern nicht richtig entspannen.“

„Und bei Frauen?“ Vielleicht war sie ja lesbisch und Männer eigentlich nicht das, was sie brauchte.

„Auch nicht“, wisperte sie. Verlegen musterte sie ihre lackierten Nägel.

Er hob sie hoch, legte sie auf das ungemachte Bett und zog ihr die dünne Decke über den Körper. Dann streckte er sich neben ihr aus, fasste sie aber nicht an. Michael war kein Mann, der einfach über eine Frau rutschte, ohne sich um ihre Bedürfnisse Gedanken zu machen. Er war Arzt. Das alleine zeichnete einen Mann zwar noch nicht als jemanden aus, der sich auch auf die sexuelle Befriedigung von Frauen verstand. Seine Ex war allerdings zehn Jahre älter als er und hatte ihn im Bett geprägt, aus einem grünen Jungen einen Mann mit Fingerspitzengefühl gemacht.

„Woran liegt es?“

„Ich fühle mich hässlich.“

„Du bist Model, Anna, du wirst für deine Schönheit bezahlt. Wie kannst du dich da hässlich finden?“ Michael schüttelte den Kopf über ihre Unsicherheit.

Sie zuckte mit den Schultern. „Willst du nicht weitermachen?“

„Selbstverständlich will ich dich. Nur überlege ich gerade, wie ich dir die Nervosität nehmen kann.“

„Du bist der erste Mann, der sich darüber Gedanken macht.“

„Ich befriedige die Frauen in meinem Bett eben gerne“, raunte er ihr ins Ohr. Sie kicherte, weil er ihr leicht ins Ohrläppchen biss. „Darf ich mich ausziehen?“

„Natürlich!“

Michael stand wieder auf und zog seine Jacke aus. Danach folgte die Fliege und als er das Hemd aufknöpfte, bekam Anna große Augen.

„Magst du Brusthaare bei Männern?“, fragte er sie. Sie streckte auffordernd die Hände nach ihm aus. Er trat zu ihr heran, beugte sich zu ihr und gab ihr Gelegenheit, mit den Fingern seine behaarte Brust zu erforschen. „Meine Vorfahren mütterlicher- und väterlicherseits stammen Italien. Alle meine Brüder haben Haare auf der Brust.“

„Das fühlt sich schön an.“ Anna wollte gar nicht wieder aufhören damit, ihn zu kraulen – eine erfreuliche Entwicklung der Dinge, fand Michael.

„Es gibt noch eine körperliche Besonderheit, die alle meine Brüder und ich haben.“ Er lächelte selbstbewusst und war in diesem Moment genauso eitel wie Vincent und Antonio. Als Jugendlicher hatte er sich dafür geschämt, als Erwachsener wusste er natürlich um die Vorteile einer ansprechenden Größe.

„Was denn?“

Er nahm ihre Hand und führte sie sich in den Schritt. „Wir sind gut ausgestattet.“

„Kann ich ihn sehen?“ Ihre Stimme klang etwas atemlos und ihre Hand tastete neugierig über sein bestes Stück. Noch besser! Anna schreckte nicht automatisch zurück.

„Selbstverständlich!“ Michael streifte Schuhe und Strümpfe ab und schlüpfte aus der Hose. Als auch die Unterhose fiel, beobachtete er ganz genau Annas Reaktion. Es hatte schon Frauen gegeben, die seinen Penis eher eingeschüchtert angesehen hatten, nicht viele. Begeisterung war er eher gewöhnt, aber er konnte sich bei einer neuen Eroberung nie sicher sein. Seine Exfrau hatte ihn für seine Größe geliebt.

Anna schien ohnehin Probleme zu haben, beim Sex zu entspannen. Vielleicht sollte er wieder gehen, dachte er. Aber dann lächelte sie abenteuerlustig und rieb sich mit glänzenden Augen die Hände. Was ihr da präsentiert wurde, betrachtete sie also eher als erotische Herausforderung. Der Kaffee, den er vor ihrer Abfahrt bei Steve Scionti noch getrunken hatte, machte sich bemerkbar und er sagte: „Ich gehe mich ein bisschen frisch machen.“

Außerdem leckte Anna sich gerade die Lippen. Es war eher eine unbewusste als eine verführerische Geste, und er hoffte auf orale Freuden. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser verlockende Mund sich auf sein Glied vorwagte, war sicher größer, wenn er Anna gewaschen gegenüber trat.

Im Bad dauerte es nicht lange und als er zurückkehrte, konnte sie sich gar nicht satt sehen an seinem Körper. Erregung zu empfinden, war jedenfalls nicht ihr Problem. Mit ihrer natürlichen Sinnlichkeit und Neugier konnte er arbeiten.

„Weißt du was? Ich lege mich jetzt einfach auf dein Bett, schließe die Augen und du kannst mich ein bisschen erforschen, wenn du das möchtest“, schlug er ihr vor.

Sie wirkte verblüfft, dann lächelte sie ihn an und nickte.

Mit was für Idioten hatte sie bisher geschlafen? War denn keiner von ihren Liebhabern auf sie eingegangen?

Als er auf ihrem Bett lag und die Hände hinter dem Kopf verschränkt hatte, kletterte sie über ihn, zauste zärtlich seine korrekt gekämmten schwarzen Haare und drückte ihm sanft viele Küsse auf das Gesicht. Ihre vollen Lippen trafen auf seinen Mund. Sie waren perfekt für Kosmetikwerbung, fand er. Ihre fast unschuldige Art, ihn zu küssen, ließ ihn schmunzeln. So sachte wie ein Teenager hatte er einen Kuss schon lange nicht mehr begonnen. Ihre halboffenen Lippen spielten mit den seinen und noch setzte sie ihre Zunge nicht ein. Vielleicht mochte sie keine Zungenküsse, vielleicht wollte sie sich aber auch einfach nur Zeit lassen. Da er ihr die Führung überlassen hatte, wartete er ab und blieb selbst mit der Zunge zurückhaltend. Die ganze Zeit rieb sie ihre Brüste an seinem Oberkörper. Es erschien ihm, als könne sich gar nicht genug davon bekommen, die Brusthaare an ihren rosigen Nippeln zu spüren.

Anna stöhnte auf und endlich schlüpfte ihre Zunge in seinen Mund. Ihr Kuss vertiefte sich schnell und sie gab ihm alles doppelt und dreifach, was sie ihm in den Minuten zuvor vorenthalten hatte. Er konnte nicht anders und legte seine Hände auf ihre Hinterbacken. Noch nie hatte er so zarte Haut berührt. Dabei war er Arzt und musste oft Patienten anfassen.

Wieder stöhnte Anna. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er sie.

Sie antwortete, indem sie seine rechte Hand nahm und sie zwischen ihre Beine führte. Selbstverständlich erfüllte er ihr ihren Wunsch, massierte erst ihre Schamlippen und tastete sich dann zu ihrer Klitoris. Anna zitterte am ganzen Körper, bog sich den Fingern regelrecht entgegen. Zart liebkoste er ihre empfindliche Knospe, schob die Hand weiter und zwei Finger in sie hinein. Anna rieb sich nun an seinem Handballen, ein Schauer nach dem anderen jagte über sie hinweg. Manche Frauen mochten es, direkt an der Klitoris stimuliert zu werden, andere, wie Anna, so schätzte er jedenfalls, hatten mehr Freude daran, sich an einer größeren Fläche zu reiben.

„Gut so?“, fragte er leise an ihrem Ohr. Sanft biss er ihr in das Ohrläppchen. Mit der anderen Hand umfasste er ihre linke Brust und drückte sie vorsichtig. Anna seufzte und ein Schauer durchlief sie. Nun bewegte Michael die Hand nicht mehr. Er bot sie ihr als Fläche für ihre Lust und sie wand sich mit kleinen, festen Bewegungen, presste die Schenkel um die Hand zusammen. Wie heiß sie sich anfühlte! Michael freute sich schon darauf, seinen Schwanz in sie zu tauchen, aber noch war Geduld gefragt. Ein weiteres Mal erbebte sie und dann brach sie mit einem zischenden Laut auf ihm zusammen. Fürsorglich zog er die Decke über sie.

„Ich bin noch nie bei einem anderen als mir selbst gekommen“, wisperte sie. „Du bist der erste.“

„Es freut mich, dass ich dir Freude schenken konnte.“ Michael rückte ein kleines Stück ab, weil ihre Hüfte auf seinem steifen Penis ihn etwas zu sehr peinigte. Sie wurde darauf aufmerksam und lächelte unternehmungslustig. Ihr schlanker Körper legte sich auf ihm zurecht und sie nahm erst seinen einen Nippel und dann den anderen in den Mund. Mit den Zähnen reizte sie ihn, bis er ein zuckendes Bündel und Wachs unter ihren Lippen war. Ihr Mund fuhr über seinen Bauch und er spannte die Muskeln unwillkürlich an. Ihre Zunge fuhr die Schatten seines leichten Sixpacks ab und er dankte seinen Genen, dass er auch noch in seinem Alter vergleichsweise wenig trainieren musste, um die Muskeln zu definieren. Er sah natürlich nicht aus wie ein austrainierter Bodybuilder, dennoch war sein fester Bauch ein erfreulicher Anblick und Anna wusste ihn offensichtlich zu schätzen. Ihre Lippen fuhren nun weiter nach unten und ihre Zunge tastete seine Länge ab. Ganz wollte sie ihn aber nicht in den Mund nehmen und sie hob den Kopf. Ihre Finger legten sich um ihn.

„Ich möchte dich in mir spüren. Passen dir normale Kondome?“

„Ja, ich kann die Durchschnittsdinger benutzen, aber lass besser mich machen.“

Sie griff in einen Karton neben ihrem Bett. Er nahm ihr die Folie ab, riss sie auf und unter ihrem neugierigen Blick rollte er das Kondom über seinen prächtigen Ständer. Er bevorzugte eine andere Größe, die sich etwas bequemer abrollen ließ, aber wenn es sein musste, ging auch diese. Weshalb hatte er auch vergessen, seine übliche Marke einzustecken? Michael hatte einfach nicht erwartet, auf einer Oskar-Party eine Eroberung zu machen. Die schönen Schauspielerinnen und Künstlerinnen waren bestimmt nicht an einem Mann wie ihm interessiert, dem Arzt aus Chicago mit seinem durchschnittlichen Leben. Das hatte er jedenfalls geglaubt.

Anna setzte sich auf ihn und führte ihn langsam in sich ein. Auf die Gleitcreme, die in ihrem Karton lag, griff sie nicht zurück. Aber sie war feucht genug und er hatte dafür gesorgt, dass es so war. Stolz auf sich selbst lächelte er. Vorsichtig bewegte sich Anne auf ihm, wurde bald sicherer und dann tat sie etwas, was ihn verblüffte. Sie beugte sich nach hinten und stemmte ihre Füße neben seine Hüften. Als sie ihn so ritt, vergaß er alles um sich herum und dankte der Eingebung, Vincents Einladung angenommen zu haben, obwohl er eigentlich auf einem Ärztekongress hätte sein müssen. Er hatte ihn einfach geschwänzt.

Einmal angefeuert, verlor Anna ihre Hemmungen und wollte in allen möglichen Stellungen von ihm geliebt werden. Nach dem ersten Mal, als sie ihn mit ihrer fast akrobatischen Nummer überrascht hatte, achtete er darauf, dass auch sie auf ihre Kosten kam. Es war schwierig, sie beim Verkehr zum Höhepunkt zu bringen. Selbstverständlich stellte er sich dieser Herausforderung. Sie lag auf einem Couch-Hocker, der genau die richtige Höhe hatte, damit er vor ihr kniend in sie hineingleiten konnte. Ihre Beine lagen auf seinen Schultern. Oh, sie war so herrlich gelenkig. Yoga, hatte sie ihm verraten. Er stieß sich mit gleichmäßigen Bewegungen in sie. Ihre Wangen waren gerötet und ihr Körper zitterte. Endlich hörte er ihren erlösenden Schrei. Und jetzt machte sie ihm nichts vor. Michael hatte es ihr gleich nach ihrer ersten Begegnung ausgeredet.

„Ärztliche Anweisung“, hatte er gescherzt. „Die Sextherapie kann nur erfolgreich sein, wenn die Patientin aufrichtig ist.“

Anna hatte ihm dann ganz und gar vertraut und sich so gegeben, wie sie war.

Michael zog sich aus ihr zurück und sah die Bescherung. „Das Kondom ist geplatzt.“

„Das macht nichts, ich habe sowieso keine Periode. Und wenn du dir Sorgen wegen HIV machst, mein letzter negativer Test liegt zwei Monate zurück.“

Michael fand, sie machte es ich zu einfach und wollte auch kein Risiko eingehen. Im Bad dachte er darüber nach, wie er vorgehen würde. Mulmig war ihm nicht. Er glaubte ihr die Sache mit dem negativen HIV-Test. Auf ein Kind mit einer Zufallsbekanntschaft hatte er aber auch keine Lust. Als er wieder ins Zimmer trat, schlief Anna schon. Er legte sich zu ihr, brauchte aber lange, um einzuschlafen. Das Ausbleiben der Periode konnte viele Ursachen haben. Bei Anna lag es wahrscheinlich an ihrer Mangelernährung. Das Risiko einer Schwangerschaft bei Frauen ohne Periode war gering, aber natürlich nicht gänzlich ausgeschlossen. Daher stellte er sein Handy auf acht, weil er vorhatte, mit ihr ins Krankenhaus zu gehen, um ihr die Pille danach geben zu lassen. Außerdem würde er ihr eine gynäkologische Untersuchung empfehlen.

Zwei

Michael brachte Anna ihren Fruchtjoghurt ans Bett. „Aufstehen, Darling, wir fahren in die Klinik, dir die Pille danach geben zu lassen.“

„Hab dir doch schon gesagt, es kann nichts passieren.“ Anna gähnte, drehte sich um und wollte weiter schlafen.

„Bist du dir sicher? Ich mir nicht und ich bin hier der Arzt. Was passiert mit deiner Karriere als Model, wenn sich deine Figur rundet?“

„Du bist doof“, murrte Anna und setzte sich endlich auf. Michael war bereits geduscht und angezogen. Er setzte sich auf die leere Bettseite und sah Anna zu, wie sie ein paar Löffel Joghurt aß.

„Hast du moralische Bedenken gegen so einen Arztbesuch?“, wollte er von ihr wissen. Er streichelte ihr beruhigend über die Wange.

„Ich? Nein, ich habe keine Krankenversicherung und kann mir die Kosten eines Besuchs in einer Ambulanz einfach nicht leisten.“

„Ich bin dafür mitursächlich, also zahle ich. Einverstanden?“

„Aber ich bin bestimmt nicht schwanger geworden.“

„Ich möchte wissen, ob das Ausbleiben deiner Periode eine organische Ursache hat. Du nicht auch?“ Das hatte für ihn nicht gerade Priorität, ein bisschen Sorgen machte er sich allerdings schon um Anna. Sie gefiel ihm und der Sex mit ihr war toll gewesen, nachdem sie ihre Hemmungen überwunden hatte. Wenn sie in Chicago wohnen würde, hätte er sich bestimmt öfter mit ihr verabredet.

„Du bist doch Arzt. Kannst du mir nicht einfach ein Rezept für die Pille danach ausstellen?“

„Ich bin Internist, kein Frauenarzt. Ich würde dich gerne in die Ambulanz begleiten, aber wenn du daran so gar kein Interesse hast, dann gehe ich jetzt. Falls es Probleme gibt, ich schreibe dir meine Adresse in Chicago auf, in Ordnung?“

Annas Augenbrauen zogen sich nachdenklich zusammen. Sie machte sich nun wohl doch Sorgen.

„Also wenn du darauf bestehst, dann gehe ich eben in die Ambulanz“, sagte sie. Ihre Stimme klang dabei mürrisch. Er beugte sich zu ihr und gab ihr einen zärtlichen Kuss. „Ich bin bei dir.“

Während sie duschte und sich anzog, telefonierte er mit Vincents Butler Bruno und teilte ihm mit, dass er noch etwas zu erledigen hatte und später zum Brunch kommen würde. Vince selbst schlief noch.

„Ich bringe vielleicht noch Anna mit. Mein Bruder soll mich auf dem Handy zurück rufen, wenn das nicht in Ordnung für ihn ist.“

„Ich richte es ihm aus, Sir.“

In der Klinik mussten sie erst einmal Formulare ausfüllen und danach warten. Sie vertrieben sich die Zeit damit, eine Bestandsaufnahme davon zu machen, was Anna alles so aß oder besser gesagt: Nicht aß.

Endlich hatte ein Arzt für sie Zeit. Es überraschte Michael ein wenig, weil Anna ihn bei der gynäkologischen Untersuchung dabei haben wollte. Der Arzt hatte nichts dagegen, weil Michael sich der Einfachheit halber als Annas Verlobter vorgestellt hatte.

„Sie sind ein sehr leidenschaftliches Paar, was?“, fragte der Arzt, während er Anna untersuchte. Michael saß am Kopfende des Behandlungsstuhls und hielt ihre verkrampfte Hand.

Anna kicherte nervös, Michael erwiderte: „Wie kommen Sie darauf?“, ahnte es aber schon.

„Gummi geplatzt und außerdem sehe ich hier, laienhaft ausgedrückt, Rötungen, die auf etwas heftigeren Sex hindeuten.“

„Ich bin Arzt, ich verstehe also das Fachchinesisch“, sagte Michael. „Sind die Fissuren behandlungsbedürftig?“

„Nein, aber einen Tag Ruhe sollten Sie Ihrer Verlobten gönnen. Sie ist ziemlich schmal gebaut. Normaler Geschlechtsverkehr dürfte für sie kein Problem sein. Haben Sie vielleicht ein überdimensioniertes Spielzeug verwendet?“

„Was zum Beispiel?“, fragte Michael und musste ein selbstgefälliges Grinsen unterdrücken. Seine Eitelkeit lief gerade auf Full Speed. Er merkte es selbst und bemühte sich um innere Mäßigung.

„Einen Dildo à la Pornostar Übergröße.“

Anna brach in Lachen aus. Sie musste sich ihren Bauch halten und konnte damit gar nicht wieder aufhören. Der Arzt hielt es wohl für eine Stressreaktion.

„Tut mir leid, wenn ich Sie in Verlegenheit gebracht habe“, entschuldigte er sich.

„So ein mechanisches Ding habe ich nicht“, sagte Anna und lächelte dabei Michael zu.

Der Blick des Arztes glitt unwillkürlich in Richtung von Michaels Schritt, so, als würde er sich fragen, ob es an seiner Größe lag. Man sah ihm für einen kurzen Moment die Neugier an, gleich darauf wurde er wieder professionell. „Benutzen Sie in Zukunft besser ein wenig Gleitcreme, Miss Kleeberg. Möchten Sie noch eine Ultraschalluntersuchung?“

„Nein!“, sagte Anna.

„Ja!“, bestimmte Michael und als Anna ihm einen zornigen Blick zuwarf, weil er das einfach so über ihren Kopf hinweg entschied, setzte er schnell hinzu: „Wo wir doch schon mal hier sind, könntest du doch gleich das Gesamtpaket in Anspruch nehmen, Darling, oder? Es ist natürlich deine Entscheidung.“ Er küsste ihre Fingerspitzen und das besänftigte sie ein wenig.

„Von mir aus.“

Der Ultraschall dauerte länger, als Michael es von solchen Untersuchungen kannte. Fragend blickte er den Arzt an und dieser erklärte seinen Befund am Monitor: „Ihre Verlobte hat eine ungewöhnlich große Zyste am rechten Eierstock, wahrscheinlich gutartig, aber man sollte das mit einer ihrem Zyklus angepassten Therapie behandeln und im Auge behalten.“

„Ich sehe sie“, sagte Michael, während Anna stumm und ergeben auf dem Untersuchungsstuhl ausharrte und ein bisschen ängstlich auf den Monitor starrte. „Leider müsste man bei Anna erst einmal überprüfen, ob sie überhaupt einen Zyklus hat. Ihre Periode ist schon seit einiger Zeit ausgeblieben. Verursacht die Zyste das Ausbleiben?“

„Das ist unwahrscheinlich. Eher sollten wir uns um Ihren Ernährungszustand Gedanken machen, Miss Kleeberg.“

Michael nickte zustimmend. „Das sehe ich auch so.“

Anna seufzte genervt und presste ihre Lippen aufeinander. Vorhin, bei der spontanen Ausarbeitung eines Ernährungsplans hatte sie noch entspannt und interessiert gewirkt. Jetzt hatte sie ganz offensichtlich keine Lust mehr, über das Essen zu reden.

Der Arzt nahm sich Zeit für sie und Anna wurde ausführlich über ihren gesundheitlichen Zustand aufgeklärt. Leider hatte Michael das Gefühl, dass sie gar nicht richtig zuhörte. Ohne Umstände schluckte sie die Pille danach, die sie direkt im Krankenhaus ausgehändigt bekam. Mit Broschüren und Rezepten bepackt, verließen sie das Gebäude. In der Apotheke bezahlte Michael ihre Dreimonatspackung Hormone und sie versprach ihm hoch und heilig, sie regelmäßig einzunehmen und sich an den Behandlungsplan zu halten.

Um drei Uhr nachmittags trafen Michael und Anna endlich zum Brunch bei Vincent in der Stone-Villa ein. Der Butler servierte ihnen eine Auswahl des noch übrig gebliebenen Essens. Bei Anna wollte sich Michael nicht mehr einmischen. Es war ja auch ihre Sache, ob sie ihren Körper mit ihrem Essverhalten schädigte. Daher wunderte er sich, als sie ihn leise fragte, was er ihr empfehlen würde, um ihr medizinisches Problem aus der Welt zu schaffen. Sie wollte gesund essen, dabei aber keinesfalls zunehmen.

„Du möchtest von mir eine professionelle Ernährungsberatung für die speziellen Anforderungen eines Models?“, erkundigte er sich.

„Kannst du das?“

Die Frage lautete weniger, ob Michael das konnte, sondern ob er es wollte. Eine Herausforderung war es auf jeden Fall. „Jetzt gerade würde ich dir Fisch empfehlen, über das Weitere reden wir, wenn wir unter uns sind.“

Anna gab ihm lächelnd einen Kuss auf die Wange.

Die Familienmitglieder und Freunde saßen noch in geselliger Runde im Esszimmer und plauderten mit ihnen.

Vincent wirkte in der Gesellschaft seiner beiden Lebensgefährten glücklich und entspannt, wie ein Mann, der angekommen war und seinen Platz im Leben gefunden hatte. Die Brüder gingen, von einigen Zwistigkeiten in ihrer Kindheit abgesehen, immer herzlich miteinander um. Nun bemerkte Michael allerdings, dass es bei Vincent eine Mauer gegeben hatte, hinter die bisher kein Gable geblickt hatte. Gute Güte! Vincent konnte flirten und wie er flirten konnte! Er hatte es nur noch nie vor seinen Brüdern gemacht. In der Familie galt er als etwas hölzern und ungeschickt im Umgang mit Frauen. Damit erklärten sich seine Eltern, weshalb er nie eine Frau mit nach Hause gebracht hatte. Verblüfft stellte Michael jetzt fest, wie charmant Vincent sein konnte und wie geschickt es ihm gelang, Männer wie Frauen für sich einzunehmen. In Los Angeles verhielt er sich ganz anders, als er sich bei den Familienbesuchen in Chicago zeigte. Sein ganzes Leben hatte Vincent einen Teil seiner Persönlichkeit vor seinen Eltern, seinen Geschwistern, ja vor der sämtlichen Verwandten verborgen. Diese Erkenntnis traf Michael fast schmerzhaft. Er vermutete schon lange, dass Vincent schwul war. Wie sehr sich sein Bruder deshalb vor der Familie verbogen hatte, fiel ihm erst jetzt auf.

Michaels älterer Bruder Frank wirkte still und in sich gekehrt. Leider kam er irgendwie nicht dazu, ihn darauf anzusprechen. Tomaso, Michaels Sohn, neckte ihn ein wenig wegen seiner Eroberung, schien sich aber zu freuen, dass jener bei einer jungen Schönheit wie Anna Chancen hatte. Ihr verführerischer Körper sendete eindeutige Signale. Sie berührte Michael, wann immer sie Gelegenheit dazu bekam und wartete offenbar nur darauf, wieder mit ihm allein zu sein.

„Du weißt doch, was der Arzt gesagt hat“, ermahnte er sie in einem unbeobachteten Augenblick.

„Wir sollen viel Gleitcreme benutzen“, antwortete sie mit einem naiv anmutenden Augenaufschlag. Sie schien sich gerade die Realität so zurechtzulegen, wie es ihr passte. Er korrigierte sie nicht. Wenn sie die nächsten Tage wund zwischen den Beinen sein wollte, sollte sie ihren Willen haben. Wer war er, einer schönen Frau etwas abzuschlagen, was ihm selbst so viel Freude bereitete? Allerdings ließ er das Taxi zu ihrer Wohnung bei einer Apotheke anhalten und besorgte dort Kondome in der richtigen Größe sowie eine Creme für Annas Intimbereich, die sie bestimmt gut gebrauchen konnte, wenn er mit ihr fertig war.

♫♫♫

Auf dem gemeinsamen Flug zurück nach Chicago trank Frank ungewöhnlich viel. So ein hoher Alkoholkonsum war nicht normal für den ältesten der Gable-Söhne. Frank trank gerne seine Flasche Rotwein am Tag, bei den härteren Sachen sah man ihn selten zugreifen. Nun hatte er bereits drei Wodka intus. Michael fragte ihn danach. „Bist du dir sicher, sturzbetrunken in Chicago ankommen zu wollen?“

Frank lachte bitter und eröffnete ihm. „Silvia hat mich verlassen.“

Frank und Silvia waren schon ziemlich lange verheiratet und hatten einen erwachsenen Sohn, Mario. Dessen nicht ganz freiwilliges Coming Out als schwuler Pornostar hatte Frank schockiert. Er hatte es Silvia erst verschwiegen, aber als es dann in jeder Zeitung und überall im Internet aufgetaucht war, erfuhr natürlich auch sie davon. Im Lauf der Jahre hatte Frank so manches Mal als Blitzableiter für Silvias Ärger herhalten müssen. Jetzt war es wohl wieder soweit, vermutete Michael. Franks Gefühle wegen Marios ungewöhnlicher Nebenerwerbsquelle, eigentlich war er Student, besprach Frank mit Vincent. Mit Michael hatte er nicht über diese Sache reden wollen. Beim Thema Homosexualität war eben Vincent der Fachmann der Familie. Frank brach dann auf Vermittlung Vincents nicht mit seinem Sohn und wahrscheinlich ließ das seine Ehe völlig den Bach runtergehen, denn Silvia gab sich unversöhnlich.

„Merda!“, fluchte Michael. „Und wie geht es dir dabei?“

„Dreckig!“

„Kann ich dir nachempfinden.“ Michael hatte selbst eine Scheidung hinter sich und wusste, wie es war, vor den Scherben seines bisherigen Lebens zu stehen. Finanziell war er allerdings gut aus der Sache herausgekommen, denn seine Frau war reich und hatte ihm eine großzügige Abfindung gezahlt, die ihm später sein Alter absichern würde. In bestimmten Monaten durfte Michael sogar das luxuriöse Ferienhaus seiner Ex benutzen. Er war nicht so wohlhabend, dass er nicht mehr arbeiten musste. Dennoch konnte er sich den einen oder anderen Luxus leisten, ohne sich einschränken zu müssen, wie beispielsweise seiner Zufallsbekanntschaft Anna für drei Monate eine Behandlung zu bezahlen.

Franks Frau Silvia allerdings war Hausfrau ohne eigenes Einkommen gewesen und deshalb fragte sich Michael, ob es bei ihm auch so glimpflich ablaufen würde.

„Will sie dich schröpfen?“

„Und ob“, grollte Frank und orderte bei der Stewardess noch einen Wodka.

„Hast du Vince schon wegen des Anwaltskrams angesprochen?“

„Das werde ich wohl müssen.“

Drei

Michael und Anna blieben in Kontakt. Sie chatteten miteinander, schickten sich regelmäßig SMS-Nachrichten. Manchmal telefonierten sie auch über das Internet und als es besonders heiß in Los Angeles war, präsentierte sich Anna ihm oben ohne. Sofort regte sich Michaels Schwanz in seiner Hose.

„Das kannst du mir doch nicht antun“, raunte er ihr mit rauer Stimme zu. Dieses kleine Biest fuhr Schlitten mit seiner Libido und hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei.

„Es ist wahnsinnig heiß hier“, entgegnete sie zuckersüß, setzte sich seitlich und breitbeinig vor die Webcam und ließ sich von ihrem Ventilator mit kühler Luft versorgen.

„Komm für mich!“, bat er sie. Er fragte sich atemlos, ob sie darauf einging, hoffte es. Sein Glied pochte, gierte nach ihr und wenn Michael sie auch nicht wirklich berühren konnte, wollte er wenigstens einen heißen Videochat. Tatsächlich, sie lächelte ihn ein bisschen schüchtern, aber unternehmungslustig von der Seite an und legte ihre Hände auf ihre Brüste. „Was willst du mit mir machen?“

„Dir dieses freche Lächeln fortküssen, bis du vor Wonne stöhnst und dabei deine Brüste massieren, damit du mich anbettelst, an deinen Nippeln zu saugen.“ Fand er die richtigen Worte, sie anzuregen? So gut kannte er sie nicht, dass er wusste, wie weit er verbal gehen konnte, ohne sie zu verschrecken.

Anna benetzte ihre Finger und kreiste mit ihnen um ihre rosigen Knospen.

In Chicago öffnete Michael den Reißverschluss seiner Hose und holte sein Glied ans Tageslicht.

„Sprich weiter!“, forderte Anna.

„Ich will meinen Schwanz zwischen deine Titten legen, falls du es mir erlaubst.“ Das war gewagt gesprochen und eine kleine Pause entstand. Er fürchtete bereits, zu weit gegangen zu sein, als Anna ihre Brüste zusammen presste und antwortete: „Ich erlaube es dir.“

„Ich reibe mich an dir und das macht mich wahnsinnig scharf. Ich fange schon an zu tropfen und mein Vorsaft cremt dich ein.“

„Mich mach es auch an, Darling“, keuchte Anna.

„Ich überlege, dir ins Gesicht zu spritzen, und ich will dich lecken.“ Mein Gott, er ging zu heftig ran, konnte sich aber nicht bremsen, seiner unanständigen Fantasie freien Lauf zu lassen.

„Du hast mich noch nicht geleckt.“

„Weil wir damals nicht genügend Zeit und Ruhe dafür hatten, aber ich möchte dich kosten, mit meiner Zunge durch deine Spalte fahren, mit deiner Klitoris spielen und dann vögele ich dich mit meiner Zunge.“

„Glaubst du, ich schmecke dir?“ So schüchtern kam ihre Frage, dass ihn eine Welle der Zärtlichkeit erfasste.

„Davon bin ich überzeugt. Und kannst du dir vorstellen, mich zu schmecken?“

„In meiner Fantasie schon, aber in Wirklichkeit …“

„Erzähle mir davon. Ich bestehe später auch nicht darauf, die Fantasie in die Tat umzusetzen, solltest du das nicht wollen.“

Heuchler!, schalt er sich selbst. Natürlich würde er sie nicht dazu zwingen, sein Sperma zu probieren, aber sie dazu zu verführen, konnte ihm keiner verbieten. Michaels Hand lag nun fest um seine Erektion.

„Dein Schwanz ist so groß und doch stelle ich mir vor, ihn mir ganz in den Mund zu schieben, dich mit einem langsamen Auf und Ab um den Verstand zu bringen.“

„Du bringst mich um den Verstand und wie du das tust. Soll ich in deinem Mund kommen?“

„Nein, ich möchte, dass du mich mit deinem wunderbaren Teil vögelst.“

„Zieh dir dein Höschen aus und zeig dich mir ganz!“

Anna zögerte, tat dann aber, was er wollte. Sie musste den Kamerawinkel noch ein wenig verändern. Endlich sah er sie in ihrer haarlosen Pracht, allerdings nur von der Seite. Für eine frontale Ansicht war sie zu schüchtern.

„Ich möchte dich auch ansehen“, bat Anna, ihre Stimme war nur ein Hauch.

Er veränderte nun seinerseits den Kamerawinkel und sie hatten einen guten Ausblick aufeinander.

„Kannst du für mich kommen, dich so streicheln, wie du es normalerweise tust, wenn du dich selbst befriedigst?“

„Das kann ich“, wisperte Anna, winkelte ein Bein an und begann, ihre Finger über ihr Zentrum zu bewegen. Sie spielte mit sich, rubbelte ihr kleines Knöspchen, tauchte zwei Finger in sich, rubbelte, tauchte erneut ein. Eine frontale Ansicht wäre Michael lieber gewesen, aber er erkannte auch so genug von ihr. Er stieß sich wieder und wieder in seine eigene Hand. Sie zu beobachten, machte ihn verrückt und er wollte nichts verpassen. Endlich sah er, wie ihr Orgasmus über sie hinwegbrauste. Er drückte noch einmal bei sich zu und schon floss sein Samen über seine Hand und tropfte auf den Boden.

„Wir müssen uns unbedingt treffen“, keuchte er. Liebend gerne hätte er jetzt ihre feuchten Finger abgeleckt oder sie die seinen ablecken lassen. Er nahm sich einen Tropfen seines eigenen Spermas mit der Zunge und grinste zufrieden. Gelegentlich schmeckte er sich selbst ganz gerne. Seine Ex hatte ihn darauf gebracht. Wenn er wollte, dass sie seinen Saft schluckte, hatte sie gefordert, musste er ihn selbst versuchen. Er hatte es getan und seitdem immer wieder einmal. Es war keine homosexuelle Tendenz, eher Eigenliebe und der Stolz auf das Ergebnis seiner prachtvollen Lenden.

Sie brauchten eine halbe Stunde, bis sie sich frisch gemacht und erholt hatten. Anna hatte nun wieder ihr Höschen und ein bauchfreies T-Shirt an. Da sie keinen BH trug, fand Michael ihren Anblick immer noch sehr aufreizend. Er machte einen Screenshot von ihr und heute Nacht vor dem Einschlafen würde er noch einmal kommen, während er ihr Bild betrachtete.

Es war nicht einfach, Zeit für ein Treffen zu finden. Sie verabredeten sich dann in drei Wochen für New York, wo sie einen Vorstellungstermin bei einem Designer hatte und er eine Internistenveranstaltung besuchen wollte. Da Anna nach dem Termin noch mit Kunden ihrer Agentur verabredet war, würden sie nur wenige Stunden gemeinsam haben, aber die reichten, um hemmungslosen Sex miteinander zu haben.

Diese Kunden verursachten bei Michael Bauchschmerzen und er sprach Anna darauf an.

„Das ist so eine Sache wie bei Vincent, ein paar Freundinnen und ich spielen dekorative Begleiterinnen für reiche Männer auf einer Veranstaltung. Aber es geht nicht um Sex, wenn du das befürchten solltest. Außerdem sind ja meine Freundinnen mit dabei. Das ist ein ganz normaler Auftrag.“

„Nicht jeder Mann ist so harmlos und freundlich wie Vincent“, wandte Michael stirnrunzelnd ein.

Anna zuckte mit den Schultern. „Ruf ihn an und lass dir das Geschäft erklären.“

Michael tat das tatsächlich. Gleich nach dem Gespräch mit Anna rief er Vincent in der Kanzlei an. „Kannst du einen Moment Zeit für mich erübrigen?“

Mit familiärer Zuneigung in der Stimme antwortete Vincent: „Ich nehme sie mir einfach. Worum geht es?“

„Um Anna Kleeberg.“

„Hast du immer noch Kontakt mit ihr?“, fragte Vincent, sichtlich neugierig.

„Ja, ich mag sie und eitel wie ich bin, bilde ich mir ein, sie mag mich auch.“

„Das ist toll, Brüderchen.“ Vincents überschwängliche Begeisterung irritierte Michael etwas. Glaubte Vincent, dass er unbedingt eine Partnerin an seiner Seite brauchte, um glücklich zu sein? Michael schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich auf den Grund seines Anrufs.

„Was ist das für eine Sache, Models als Begleiterinnen zu buchen? Ist das eine Begleitagentur?“

„Nein, eher eine Art Nebenjob für Models zwischen Foto- und Laufstegaufträgen. Manche werden wohl auch als Edelprostituierte arbeiten. Anna habe ich aber über ihre normale Agentur gefunden. In der Branche gilt sie als seriös.“

„Ich bin trotzdem nicht begeistert“, grummelte Michael.

„Kann ich mir vorstellen.“

„Hat sich Frank schon bei dir gemeldet?“

„Ja, hat er. Silvia ist wirklich ein Biest. Sie versucht, sich sämtliche Ersparnisse unter den Nagel zu reißen. Ich habe zum Glück rechtzeitig mehrere Konten sperren lassen, damit Silvia sie nicht abräumen kann.“ Vincents Stimme klang kämpferisch und zu allem entschlossen. Er wollte seinen großen Bruder beschützen, das hörte ihm Michael deutlich an.

„Frank steckt ganz schön in der Tinte“, sagte Michael.

„Ich helfe ihm durch den juristischen Kram. Über seine Gefühle redet er leider nicht mit mir. Wendet er sich an dich?“

„Leider nicht.“

♫♫♫

Das Handy in Michaels Hosentasche summte. Ärgerlich über die Störung angelte er es heraus und schaute nach, wer ihn da anrief. Annas Nummer wurde angezeigt. Ausgerechnet jetzt, wo er in dem einzigen Vortrag saß, der ihn wirklich interessierte. Er überlegte sich kurz, Anna auf die Mailbox zu schalten, und ging dann doch ran.

„Moment Anna!“ Während er sich aus der Sitzreihe bemühte und dafür genervte Blicke erntete, hörte er ihr Schluchzen. Scheiße, dachte er und bekam ein ganz schlechtes Gefühl. Zum Glück war die Tür des Veranstaltungsraums schnell von seiner Position aus erreichbar und er konnte endlich sprechen, ohne den Vortrag zu stören. „Wo bist du?“

„Ich weiß nicht genau, in einem Club.“

„Geht es dir gut?“

„Nein“, heulte sie. „Mir ist so übel und ich kann meinen linken Arm nicht bewegen.“

Das hörte sich nicht gut an, gar nicht gut. „Wie heißt der Club?“

Anna faselte etwas, schluchzte und wiederholte den Namen des Clubs. Endlich verstand er. „Was hast du genommen?“, wollte er von ihr wissen. Er bemühte sich, ruhig zu bleiben, sie nicht anzuschreien. Das half ihr gerade sicher auch nicht.

„Ich habe noch nie illegales Zeug geschluckt. Glaub mir doch!“ Ihre Stimme wurde immer undeutlicher. „Vielleicht hat mir jemand etwas in den Drink getan.“

„Versuche, jemanden vom Personal dieses Clubs anzusprechen.“

„Ich weiß nicht, ob ich das noch schaffe …“

Die Verbindung riss ab. Während er durch die Lobby zum Ausgang des Hotels stürzte, rief er den Notruf an und hoffte, dass er den Namen des Clubs richtig verstanden hatte. Das Gespräch nervte ihn, weil die Frau am anderen Ende viele Fragen stellte und Zeit verschwendete.

„Dio, ich weiß nicht, was Anna gegessen oder getrunken hat. Sie rief mich an, als es ihr schlecht ging und ich konnte gerade noch so den Namen des Clubs aus ihr heraus gekommen, bevor sie umgefallen ist.“

„Sie sind also nicht vor Ort, Sir?“

Michael unterdrückte einen saftigen Fluch. „Nein, meine Verlobte hat mich auf dem Handy angerufen. Wahrscheinlich liegt sie irgendwo in diesem Club hilflos in einer Ecke, während Sie hier Schwätzchen halten wollen.“

„Ich schicke eine Streife los, Sir“, sagte die Frau endlich.

Zum Glück bekam Michael sofort ein Taxi. Er nannte den Namen des Clubs und versprach dem Taxifahrer ein paar Extrascheine, wenn der sich beeilte. Der war auch bereit, seine Lizenz zu riskieren, und legte zwar keine rasante Fahrt hin, tat aber doch, was er konnte und startete einige sehr kreative Überholmanöver.

Das Taxi traf gerade noch rechtzeitig ein, als Anna mit dem Krankenwagen abtransportiert wurde. Ihr Begleiter, Michael fand ihn ziemlich schmierig, gab doch tatsächlich der Polizei zu Protokoll, dass er sie eine Pille habe schlucken sehen.

„Meine Verlobte nimmt keine Drogen“, schnauzte Michael ihn an.

„Sie sind mit der kleinen Nutte verlobt?“, fragte der Mann mit einem unverschämten Grinsen. Michael ballte die Fäuste und wollte ihm eine reindonnern. Zum Glück trat der Polizist schnell in den Weg und sagte kalt: „Sie behaupten also, die Verletzte sei eine Prostituierte? Welche Rolle spielen Sie dabei, den Kunden? Prostitution ist übrigens strafbar, auch für den Kunden. Haben Sie ihr Geld für Sex gegeben oder angeboten?“

„Großer Gott, nein, ich habe das nur so dahin gesagt.“

„Passen Sie besser auf Ihre Worte auf“, empfahl ihm der Polizist, „Verleumdung ist nämlich auch strafbar.“

„Schon gut, schon gut!“ Der Gesichtsausdruck dieser Schmeißfliege, wie Michael ihn umgehend für sich getauft hatte, war nun nicht mehr so überheblich und selbstgefällig.

Es dauerte nicht mehr lange und der Polizist hatte die Vernehmung dieses Zeugen beendet. Der Mann beeilte sich, wieder in den Club zu verschwinden. Am liebsten hätte Michael ihm noch einen Tritt in den übergewichtigen Arsch verpasst. Nur wäre der Gesetzeshüter damit wahrscheinlich weniger einverstanden gewesen.

Nun wurde auch Michael befragt und musste seine Personalien angeben. „Nimmt Ihre Verlobte Medikamente?“ Der Polizist zwinkerte mit einem Auge und Michael erkannte, es war eine suggestive Frage. Ganz durchschaute Michael nicht die juristischen Konsequenzen, aber er hielt es für besser, folgerichtig zu antworten.

„Ja, sie muss wegen einer Ovarialzyste Hormone nehmen.“

„Und wie sehen diese Hormone aus? Vielleicht wie rote Pillen mit einem Schlitz in der Mitte?“

„Ja, so können Hormone aussehen“, sagte Michael vage. Da legte er sich lieber nicht so genau fest.

„Verlobter der Verletzten gibt zu Protokoll, dass sie sich wegen eines Leidens in ärztlicher Behandlung befindet und deshalb von einem Arzt verschriebene Tabletten einnehmen muss, die dem gerade im Umlauf befindlichen Ecstasy mit der polizeilichen Klassifizierung W/135 nicht unähnlich sehen“, murmelte der Polizist demonstrativ, während er etwas auf seinen Notizblock kritzelte. Michael fand ihn ziemlich wohlwollend, seine Arbeit machte der Beamte natürlich trotzdem.

„Was geschieht jetzt weiter?“, fragte Michael.

„Ganz ehrlich? Ihre Verlobte hatte Glück, dass Sie so schnell reagiert haben. Die Models sind aber auch zu leichtgläubig. Die reichen Typen machen sich einen Scherz daraus, die Mädchen mit Drogen abzufüllen und sie in ihren Hotelzimmern zu vergewaltigen. In den meisten Fällen können sich die Mädels nicht mehr daran erinnern. Sie erleiden Gedächtnisausfälle durch diesen Dreck. Und wenn die Scheißkerle doch einmal erwischt werden, behaupten sie, das Mädchen hätte die Droge selbst eingeworfen. So wie heute.“

Michael ballte die Hände zu Fäusten. „Da sind vielleicht noch andere Models wie Anna im Club.“

„Meine Kollegen kümmern sich darum. Aber wir können sie nicht dazu zwingen, nach Hause zu gehen oder sich nicht mit Typen einzulassen, die ihnen das Blaue vom Himmel herunter versprechen. Wir verteilen sogar Handzettel mit Warnhinweisen.“

„Mit anderen Worten, es passiert wenig und wenn Anna Pech hat, wird sie auch noch wegen Einnahme einer illegalen Droge angeklagt.“

„Nun, ich denke, Ihre Verlobte hat nichts von der New Yorker Polizei zu befürchten, Mr. Gable. Wenn sie wieder erwacht, wird sie wohl noch zur Sache vernommen werden und dann kann sie nach Hause gehen. Allerdings ist sie Ausländerin und bei Drogendelikten gehen automatisch Meldungen an die Ausländerbehörde heraus. Ich kann natürlich nicht sagen, ob die dort ausgerechnet den Fall Ihrer Verlobten zum Anlass nehmen werden, ein wenig herumzustochern.“

Auch das noch, dachte Michael. Er dankte dem Beamten für seine Offenheit und erkundigte sich nach dem Namen der Klinik, in die Anna eingeliefert worden war. Im Taxi telefonierte er mit Vincent.

„Kniffelige Sache“, sagte der. „Ich kann nicht so schnell bei dir sein, kenne aber einen guten Anwalt in New York, einen …hm … Kollegen von früher. Wir haben hier in LA eine Zeitlang in derselben Kanzlei gearbeitet. Ich rufe ihn an und schicke ihn zu dir.“

„Danke, Vince!“

In der Klinik wurde Michael zuerst nach Annas Krankenversicherung gefragt. Da sie wahrscheinlich immer noch keine hatte, gab er einfach seine an und behauptete, dass sie ihn Kürze heiraten wollten. Seine Versicherung deckte auch Vorerkrankungen von Ehefrauen innerhalb eines Monats vor der Eheschließung ab. Innerlich kochte er und die Ungewissheit, was mit Anna war, machte ihn rasend. Als Arzt kannte er sich mit den Tücken der medizinischen Bürokratie aus, selbst auf Patientenseite zu stehen, nervte gewaltig.

Endlich wurde er zu Anna vorgelassen. Sie war noch bewusstlos, aber stabil. Man wollte seine Einwilligung für diverse Bluttests und bevor er die Formulare unterschreiben konnte, eilte Vincents Bekannter herbei und zog sie ihm unter den Händen weg. „Ich bin Jeffrey Johansson, der Anwalt der Patientin. Ist sie stabil?“

„Ja, aber wir müssen wissen, welche Substanzen sich in ihrem Blut befinden, damit wir entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten können.“

„Selbstverständlich hat meine Mandantin nichts genommen, jedenfalls nicht freiwillig. Diese Formulare wird mein Mandant nicht unterschreiben. Geben Sie ihm die Formulare Nummer 20/47. Die Blutproben werden in einem privaten Labor untersucht. Ich habe den Boten gleich mitgebracht.“

Die Krankenschwester seufzte, zog andere Formulare aus einer Ablage und legte sie Michael hin. Der schaute zweifelnd darauf und Jeffrey nickte ihm ermutigend zu. Also unterschrieb Michael erst einmal. Jeffrey zog ihn in eine ruhige Ecke und lächelte so charmant und locker, als würden sie sich gerade auf einer Party befinden.

---ENDE DER LESEPROBE---