Wirtschaft für Kids - Alexander Hagelüken - E-Book

Wirtschaft für Kids E-Book

Alexander Hagelüken

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Beschreibung

Wieviel Taschengeld steht mir zu? Was muss man beim Sparen beachten? Wie gründe ich eine eigene Firma? Welches Wirtschaftssystem ist das beste? Und was haben die Armut in der Welt und der Klimawandel mit unserer Wirtschaft zu tun? Kinder und Jugendliche haben viele Fragen an die Wirtschaft - und sind selbst wirtschaftliche Akteure. Dieses Buch erklärt jungen Leserinnen und Lesern auf das Wesentliche konzentriert und anhand anschaulicher Beispiele die Grundzüge der Öknonomie. Dabei gelingt es Alexander Hagelüken, spannend und kurzweilig die zentralen Details und die großen Zusammenhänge deutlich zu machen.

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Alexander Hagelüken

WIRTSCHAFT FÜR KIDS

Eine etwas andere Einführung in die Ökonomie

C.H.Beck

Über das Buch

Vom Geld in der eigenen Tasche bis zu globaler Gerechtigkeit und Klimaschutz interessieren sich Jugendliche lebhaft für Wirtschaft. Dieses Buch erklärt auf das Wesentliche konzentriert und anhand anschaulicher Beispiele die Grundzüge der Ökonomie. Dabei gelingt es dem Autor und vierfachen Vater meisterhaft, spannend und kurzweilig die großen Zusammenhänge sichtbar zu machen.

Über den Autor

Alexander Hagelüken, Ökonom, ist Leitender Redakteur für Wirtschaftspolitik bei der Süddeutschen Zeitung. Im Verlag C.H.Beck erschien von ihm bereits der Band «Das Ende des Geldes, wie wir es kennen» (2020).

Inhalt

Die Wirtschaft sind wir alle

1. KAPITEL: Ohne Geld läuft nichts

Wie viel Taschengeld bekommst du?

Eltern sollen nicht alles bestimmen

Was man unter 18 kaufen darf

Menschenopfer und Blutrache: Woher das Geld kommt

Wie die Menschen die Wirtschaft erfanden

Ökonomie: Aus wenig viel machen

Die drei Funktionen des Geldes

Wie Wirtschaften Wohlstand schafft

Läuft in der heutigen Wirtschaft nicht viel falsch?

Warum das Geld heute unsichtbar ist

2. KAPITEL: Beruf und Arbeit: Was willst du werden?

So viele Möglichkeiten

Was bei der Berufswahl hilft

Stärken und Schwächen einschätzen

Die nächsten Jahre sind günstig für den Berufsstart

Was verschiedene Ausbildungen bringen

Wo es Aussichten auf mehr Gehalt gibt

Wie viel man in einzelnen Berufen verdient

Was sie dir vom Lohn abziehen

Was und wer Arbeitnehmern hilft

Warum Frauen weniger verdienen

Immer den gleichen Job machen?

3. KAPITEL: Die Welt besteht aus Produkten

Krisenchat.de: Junge Gründer tun was Gutes

Wie Kunden geschützt werden

Wenn du von einem Projekt träumst

Warum Eigentumsrechte wichtig sind

Von der Geschäftsidee zum Erfolg

Jenny legt mit den Pizzas los

Amazon und andere Verlustwunder

Eine Firma durch Zahlen verstehen

Wie Preise und Märkte sich entwickeln

Clever online kaufen

Der Markt lenkt die Wirtschaft

Wie Bill Gates, Steve Jobs und Mark Zuckerberg milliardenschwere Firmen starteten

4. KAPITEL: Was ist das beste Wirtschaftssystem?

Wie man die Wirtschaft misst

Wie die Marktwirtschaft funktioniert

Der Urknall des modernen Wirtschaftens

Reichtum, Massenelend und die Arbeiterbewegung

Kommunismus mit Planwirtschaft

Was bringt die Soziale Marktwirtschaft?

Europäische Union und Euro

Wo die Unterschiede unfair sind

5. KAPITEL: Ungleichheit, Globalisierung und Digitalisierung

Die wirtschaftspolitische Wende

Wie Deutschland ungleich wurde

Schon mal von Hartz IV gehört?

Wodurch es in Deutschland wieder etwas gerechter zugeht

Was Globalisierung und Digitalisierung bringen

Warum sich Welthandel lohnt

Den freien Handel einschränken: Jeder für sich?

Das Unbehagen an der Globalisierung

Den Verlierern helfen

Wie wir zur Dienstleistungsgesellschaft werden

Vernichtet der technische Fortschritt unsere Jobs?

Warum die Menschen nicht überflüssig werden

6. KAPITEL: Klimawandel und Armut

Was das CO2 anrichtet

Dürren, Überschwemmungen, Artensterben

Wie sich der Klimawandel bekämpfen lässt

Wann der Staat eingreifen muss

Ist der Kapitalismus das Problem?

Warum bleiben manche Länder arm?

Entwicklungshilfe und Korruption

Ein Besuch in Afrika

Fair Trade: Wie man Handel gerechter macht

7. KAPITEL: Verbrechen und Wirtschaftskrisen

Online-Betrug, Phishing und andere kriminelle Machenschaften

Geld in der Windel: Steuertricks

Wirtschaftskrisen: Wie sie entstehen und was sich dagegen tun lässt

Die Euro-Krise: Warum hohe Schulden gefährlich sind

Die Coronakrise und warum Kurzarbeit sinnvoll ist

Inflation macht ärmer

Hoch, runter: Zinsen und Preise regulieren

8. KAPITEL: Wie man sein Geld anlegt

Kredite bringen die Wirtschaft in Schwung

Warum man für einen Kredit Zinsen zahlen muss

Nullzinsen nerven die Sparer

Mit Aktien Geld verdienen

Ist die Börse ein Spielcasino?

Sein Geld verteilen

Anlagerisiken reduzieren

Immobilien – mieten oder kaufen?

Windkraft, Schweinebäuche oder Bitcoin?

Bücher und Webseiten

Register

Für Juri, Jonah, Jascha und Janis Hagelüken

Die Wirtschaft sind wir alle

Wirtschaft, das klingt für viele nach endlosen Zahlen. Nach kompliziertem Zeug, das einen nicht interessiert. Davon verschwindet die Wirtschaft allerdings nicht. Im Gegenteil: Sie ist überall – und berührt ständig unser Leben.

Hast du schon mal mit deinen Eltern ums Taschengeld verhandelt? Fragst du dich, wie sich eine Klimakatastrophe verhindern lässt? Überlegst du, was du später mal werden willst? Das hat alles mit Wirtschaft zu tun. Mit Geld, Unternehmen, Berufen. In diesem Buch geht es darum, welche Höhe des Taschengelds Experten vorschlagen. Wie sich unser Alltag ändern muss, damit der Klimawandel nicht den Planeten verwüstet. Was du tun kannst, um dir deinen Berufswunsch zu erfüllen, und um vieles mehr. Wie kommen Unternehmer wie Mark Zuckerberg von Facebook/Meta auf ihre Ideen? Warum kann er sich eine Villa auf Hawaii mit 900 Fußballfeldern Grund kaufen, während Millionen Menschen hungern? Was lässt sich gegen Armut tun?

Die Wirtschaft sind wir alle. Wir profitieren von ihr oder leiden unter ihr. Aber wir können sie verändern – als Konsumenten, Berufstätige und politische Aktivisten. Dabei hilft es, zu verstehen, wie die Wirtschaft funktioniert. Dieses Wissen lässt sich auch nutzen, um Produkte billiger zu kaufen und dein Geld auf dem Konto zu vermehren. Um Freunden oder Eltern zu widersprechen, die immer alles besser zu wissen glauben.

Mich hat Wirtschaft früh interessiert, aber ich fand das Thema anfangs echt schwierig. Ich hätte mein Studium der Volkswirtschaft fast hingeschmissen, weil es zuerst nur um Mathe ging. Dann fiel die Berliner Mauer, und in der DDR brach der Kommunismus zusammen. Wir diskutierten mit unseren Professoren monatelang, was das beste Wirtschaftssystem sei. Später berichtete ich für die Süddeutsche Zeitung aus Berlin, Brüssel und vielen Orten der Welt. Ich interviewte Firmenbosse wie Bill Gates von Microsoft, Bundeskanzler und Verbrecher. Ich lerne dabei ständig dazu.

Wirtschaft umfasst vieles, was wir brauchen und wünschen: Essen, Smartphone, Wohnen, Reisen, Klamotten, finanzielle Sicherheit. Wie kriegt man das am einfachsten hin? Vieles in der Welt ist so ungerecht, lässt sich da was machen? Ist es okay, wenn eine Firma mit Fake News Geld macht? In welchem Beruf verdienst du wie viel? Darum soll es hier gehen – und um noch viel mehr.

Ein paar Hinweise, damit du dieses Buch möglichst gut nutzen kannst: Wird ein wirtschaftlicher Begriff erklärt, ist er fett gedruckt. Am Schluss des Buches findet sich ein Verzeichnis dieser Wörter. Stößt man später wieder auf den Begriff, kann man nachschauen, wo er erklärt wird (diese Seitenzahl ist fett gedruckt). Dieses Register enthält auch die Namen wichtiger Forscher und Unternehmer, von Karl Marx bis Steve Jobs, dem Gründer der iPhone-Firma Apple. Die Geschichten über Menschen und Unternehmen habe ich recherchiert, als ich dieses Buch geschrieben habe. Manches kann sich geändert haben, so wie sich im Leben manchmal etwas ändert.

Neben den echten Menschen tauchen im Buch Jugendliche und junge Erwachsene auf, die ich erfunden habe: Jenny und Mehmet, die noch zur Schule gehen, Leon, der Azubi, und Emma, die studiert. Mit ihrer Hilfe lassen sich wirtschaftliche Themen leichter erklären. Ich habe vier Söhne, die sind zwischen 6 und 23 Jahre alt. Sie fragen mich alles Mögliche. Noch viel lieber nutzen sie ihr Wissen, um mir klarzumachen, dass ich mal wieder total daneben liege.

Beispiele sind in diesem Buch grau unterlegt. Erklärungen zu einigen Begriffen stehen in Kästen, die man beim Lesen auch überspringen kann, oder man kann sie für sich lesen, wenn man eine bestimmte Erklärung sucht.

Ich hoffe, dass Wirtschaft nach dem Lesen dieses Buches für dich verständlicher geworden ist, dass du neue Anregungen bekommen hast und dass es vielleicht sogar Spaß gemacht hat. Das bleibt dann natürlich unter uns.

1. KAPITEL

Ohne Geld läuft nichts

Jeder von uns geht ständig mit Geld um. Jenny kommt gerade vom Supermarkt, wo sie fürs Abendessen eingekauft hat. Davor hat sie sich drei Schulhefte besorgt. Opa hat ihr gestern 100 Euro für ihr gutes Zwischenzeugnis geschenkt. Deshalb guckt sie jetzt online nach den engen Hosen, die ihr Mama nicht kaufen will, angeblich weil sie sie zu eng findet. Jenny glaubt aber: weil Mama zur Zeit als Grafikerin weniger verdient, was ihr aber vor Jenny peinlich ist. Egal, jetzt hat Jenny ja das Geld von Opa. Bei den Hosen kann sie sich noch nicht entscheiden. Auf jeden Fall gibt sie Mehmet morgen in der Pause die fünf Euro zurück, die er ihr letzte Woche geliehen hat.

Geld ist für uns so selbstverständlich, dass wir uns ein Leben ohne gar nicht vorstellen können. Aber die längste Zeit, seit die Menschen auf der Erde sind, gab es kein Geld. In diesem Kapitel geht es darum, wie sich das Geld und die Wirtschaft entwickelt haben. Zunächst reden wir darüber, was du mit deinem Geld kaufen kannst.

Wie viel Taschengeld bekommst du?

Vielleicht hast du mit deinen Eltern schon übers Taschengeld diskutiert. Wie viel Eltern ihren Kindern geben, dafür gibt es keine Gesetze, es ist ihre persönliche Entscheidung. In der Corona-Pandemie verdienten viele Menschen weniger als sonst. Manche Kinder bekamen weniger Taschengeld. In der Finanzkrise 2008 zahlten Eltern in Großbritannien im Durchschnitt sogar acht britische Pfund weniger pro Monat, statt 32 nur noch 24.

Es gibt noch andere Unterschiede. In Deutschland geben Eltern Söhnen im Durchschnitt etwas mehr Taschengeld als Töchtern – obwohl es dafür keinen Grund gibt. Jenny findet das unmöglich. Immerhin schrumpft der Unterschied seit Jahren.

EMPFEHLUNGEN DES DEUTSCHEN JUGENDINSTITUTS ZUM TASCHENGELD 2020

Unter 6-Jährige

0,50 – 1,00 Euro/Woche

6-Jährige

1,00– 1,50 Euro/Woche

7-Jährige

1,50 – 2,00 Euro/Woche

8-Jährige

2,00– 2,50 Euro/Woche

9-Jährige

2,50 – 3,00 Euro/Woche

10-Jährige

16,00 – 18,50 Euro/Monat

11-Jährige

18,50 – 21,00 Euro/Monat

12-Jährige

21,00 – 23,50 Euro/Monat

13-Jährige

23,50 – 26,00 Euro/Monat

14-Jährige

26,00 – 31,00 Euro/Monat

15-Jährige

31,00 – 39,00 Euro/Monat

16-Jährige

39,00 – 47,00 Euro/Monat*

17-Jährige

47,00 – 63,00 Euro/Monat*

18-Jährige und ältere

63,00 – 79,00 Euro/Monat*

* Für Jugendliche ab 16 Jahren, die wirtschaftlich ganz von den Eltern abhängig sind (z.B. Schülerinnen und Schüler)

Quelle: Alexandra Langmeyer/Ursula Winklhofer: Taschengeld und Gelderziehung (2014). Aktualisierte Empfehlungen von 2020 auf Basis der Inflationsraten.

Wer das Gefühl hat, seine Eltern sind zu geizig, kann beim Deutschen Jugendinstitut auf der Website nachschauen. Es empfiehlt je nach Alter ein bestimmtes Taschengeld. Zwölfjährige sollen gut 20 Euro im Monat bekommen, Siebzehnjährige etwa 50 bis 60 Euro.

Eltern sollen nicht alles bestimmen

Fachleute sagen: Wichtig ist, dass Eltern Taschengeld unabhängig davon geben, wie sich ihre Kinder verhalten, es also nicht als Strafe streichen oder bei schlechten Schulnoten senken (was laut einer Umfrage sechs Prozent der Eltern tun). Die Kinder oder Jugendlichen sollen das Geld so ausgeben können, wie sie möchten, und die Eltern sollen sich ihre Kommentare dazu sparen.

Mehmet hat auf der Website des Jugendinstituts nachgelesen. Er hat dann gleich mit seinem Vater geredet. Der hat ihm erst nicht geglaubt, weil er es mal wieder besser wusste. Angeblich. (Wie so oft, seufzt Mehmet). Aber dann hat er doch im Internet geschaut und das Taschengeld um zehn Euro im Monat erhöht, wie es das Institut für Mehmets Alter vorschlägt. Dabei hat der Vater zwar gesagt, die Eltern hätten sowieso vorgehabt, mehr zu zahlen. Mehmet glaubt aber, dass es mit dem Institut zu tun hatte. Der Vater verspricht auch, nicht mehr zu motzen, wenn sich Mehmet Games für Computer und Playstation kauft. Aber ob er sich daran hält … Mehmet glaubt: Nein.

Wofür Töchter und Söhne ihr Geld ausgeben, hängt vom Alter ab. Ganz oben stehen Zeitschriften, Ausgehen, Smartphone, Fast Food und Süßigkeiten. Bei Töchtern kommt meist Kleidung dazu, bei Söhnen Computersachen.

Was man unter 18 kaufen darf

Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) ermöglicht ausdrücklich, dass Jugendliche Sachen kaufen können, obwohl das Gesetz sonst sagt: Wer jünger als 18 Jahre ist, gilt als eingeschränkt geschäftsfähig. Das heißt: Die Eltern müssen zustimmen, wenn Jenny etwas Teures wie ein iPad kauft. Diese Vorschrift soll Kinder davor schützen, Geld an unseriöse Geschäftsleute zu verlieren.

Für nicht so teure Ausgaben macht der Paragraf 110 des BGB eine Ausnahme: Das Taschengeld kann man ab sieben Jahren ausgeben, ohne die Eltern zu fragen. Sie können den Kauf der Computergames oder der Jumbo-Chipstüte nicht rückgängig machen. Anders ist es, wenn du regelmäßig etwas zahlen musst, etwa für einen Handyvertrag. Da müssen die Eltern zustimmen.

Ansonsten kann der Jugendliche selbst einen Kaufvertrag abschließen. Ein Vertrag steht hinter jedem Kauf. Selbst wer nur am Kiosk einen Kaugummi ordert, schließt damit einen Kaufvertrag. Mündlich, oder auch nur, indem er das Geld hinlegt. Wenn es um teure Produkte geht, sind die Verträge meist schriftlich. Falls es Ärger gibt, kann jeder nachschauen, welche Bedingungen gelten. Verträge schützen Mehmet davor, dass er zahlt – und der Verkäufer das Game trotzdem nicht herausrückt. Der Kaufvertrag bestimmt Rechte und Pflichten. Jenny hat als Käuferin die Pflicht, zu bezahlen. Wer zahlt, hat einen Anspruch auf den Gegenstand. Zur Not kann sie den Verkäufer verklagen, damit sie die Sache bekommt – oder zumindest ihr Geld zurück.

Verträge stehen hinter den meisten Aktionen im Wirtschaftsleben. Sie ermöglichen viele Geschäfte. Dem Verkäufer am Kiosk vertraut Jenny einfach so. Wenn er den Kaugummi nach dem Bezahlen nicht rausrückt, spricht sich das im Viertel rum. Anders sieht es bei Geschäften aus, die nicht über die Ladentheke oder die Supermarktkasse gehen. Die kommen im Wirtschaftsleben häufig vor.

Warum soll Mehmet der Firma in den USA vertrauen, dass sie ihm das Computergame liefert, wenn er bezahlt hat? Ein üblicher Kaufvertrag sagt, dass sie das tun muss. Und falls sie es liefert, bevor er bezahlt? Dann gehört das Spiel der Firma, bis Mehmet das Geld von seinem Bankkonto überwiesen hat. So haben beide Seiten Sicherheit. Ohne Verträge kämen viele Käufe nicht zustande. Die Unternehmen würden weniger Produkte herstellen, und es gäbe weniger Arbeitsplätze in den Fabriken.

Am Taschengeld lassen sich ein paar Dinge erkennen, die für Geld typisch sind. Es eröffnet Möglichkeiten – und es gibt manchmal Konflikte. Eltern wollen vielleicht weniger geben, als Kinder gerne hätten. Genauso wollen Unternehmen meist weniger zahlen, als die Menschen fordern, die dort arbeiten. Was noch auffällt, sind die Unterschiede: Mancher gibt mit hohem Taschengeld oder teurer Kleidung in der Schule an. Mancher hat wenig, weil seine Eltern wenig verdienen.

Solche Unterschiede sind verbreitet. Es gibt weltweit ungefähr 20 Millionen Menschen, denen eine Million Euro oder mehr gehört. Eine Million, mit so einer Summe kann man in einer Großstadt wie Hamburg oder München vielleicht ein Haus für eine Familie kaufen. 20 Millionen Menschen ist eine riesige Zahl: 20.000.000. So viele Menschen leben in Österreich und Tschechien zusammen.

Noch größer ist die Zahl der Menschen, die hungern: 700 Millionen. Sie haben zu wenig Geld, um sich genug Lebensmittel zu kaufen. 700 Millionen, das ist so viel wie die Bevölkerung Deutschlands, der USA, der Türkei und Brasiliens zusammen.

Wie kann es sein, dass manche Menschen hungern, während andere mehr haben, als sie brauchen, und das Geld für Privatflugzeuge oder Juwelen ausgeben? Solche Unterschiede gibt es, seit Menschen auf der Erde leben. Schon in der Bibel geht es um Ungerechtigkeit und Ausbeutung. Wie sich die Welt verbessern lässt, steht in den Kapiteln 4 bis 6.

Menschenopfer und Blutrache: Woher das Geld kommt

Aber woher kommt das Geld überhaupt? In Form von Münzen ist es 3000 Jahre alt. Damals prägte ein Volk in der heutigen Türkei die ersten Goldmünzen – wahrscheinlich, weil es anstrengend war, die vielen Soldaten mit Lebensmitteln zu versorgen. Der Herrscher gab ihnen Münzen, und die Soldaten kauften sich das Essen selbst. Die Münzen aus Gold, das schön leuchtete, gefielen jedem.

Geld gab es aber schon, bevor es Münzen gab. Es entwickelte sich wohl aus der Religion. Manche frühen Völker töteten Menschen als Opfer, um ihre Götter zu besänftigen, vor denen sie große Angst hatten. Dann kamen sie darauf, statt der Menschen Rinder zu opfern. Das rettete Leben, zumindest die der Menschen. Opferrinder wurden sozusagen das erste Geld. Mit ihnen rechnete man. Wie viele Tiere sind den Göttern zu opfern? Diese Maßeinheit wurde dann auch für anderes verwendet.

Geld sorgte oft für Fortschritt, der Leben rettete – auch bei den Germanen, den Vorfahren der Deutschen. Die tranken viel Alkohol und versenkten Leute im Sumpf, die nicht kämpfen wollten. Wer jemanden beleidigte oder verletzte, verlor schnell das Leben, und die Blutrache war verbreitet. Dann kam das Wergeld auf, das zahlte, wer jemanden beleidigt, verletzt oder sogar getötet hatte. Dadurch blieb er am Leben. Die Wörter «Geld» und «Vergeltung» hängen miteinander zusammen. Später, beim Volk der Irokesen in Nordamerika, schickte die Familie eines Mörders einen Wampum-Gürtel an die Familie des Opfers. So gab sie offiziell die Schuld am Mord zu. Wampums sind Perlen aus Seeschnecken. Sie waren vermutlich das erste Geld in Nordamerika, bevor die weißen Siedler kamen und die Ureinwohner fast ausrotteten.

Wie die Menschen die Wirtschaft erfanden

Geld entstand also nicht, damit die Wirtschaft besser läuft. Aber es erwies sich schon vor vielen tausend Jahren als wirtschaftlich sinnvoll.

In der Steinzeit waren die Menschen Jäger und Sammler. Sie lebten in Gruppen zusammen. Die einen passten auf die Kinder auf und kochten, die anderen suchten oder jagten etwas zu essen. Die ganze Gruppe sorgte für Essen, Höhle, Kleider oder besser gesagt: Felle. Keiner brauchte Geld, um etwas zu kaufen. Die Menschen trafen auch selten jemanden, von dem sie etwas hätten kaufen können. In manchen Jahren fanden die Steinzeitmenschen genug Beeren, Körner, Fische und Wild, in anderen hungerten sie. Irgendwann zogen sie in eine andere Gegend, aber vielleicht fanden sie auch da zu wenig Nahrung. Es war ein armes, gefährliches, kurzes Leben.

Das änderte sich, als die Menschen die Landwirtschaft entdeckten. Sie begannen vor etwa 10.000 Jahren, Weizen oder Reis anzubauen. Sie säten Körner und konnten ein paar Monate später ernten. Daraus machten sie Brei und Suppe oder eine Art Brot. Dafür mussten die Menschen ihr Leben völlig umkrempeln. Als Ackerbauern mussten sie Körner für das Säen aufheben, statt diese aufzuessen. Sie richteten sich nach der Natur. Die Körner mussten zur richtigen Jahreszeit in den Boden gelegt werden – nicht zu hoch, sonst wurden sie vom Regen weggespült oder von Tieren ausgebuddelt, nicht zu tief, sonst blieben Weizen oder Reis in der Erde stecken. Die Menschen mussten sich darum kümmern, dass ihr Getreide genug Wasser und Sonne bekam, ohne zu ertrinken oder zu verbrennen.

Das klingt mühsam und war es auch. Aber es war ein Fortschritt. Die Beschaffung von Nahrung wurde halbwegs planbar. Als Bauern hielten sich die Menschen genau an Abläufe und Jahreszeiten. Es war eine geregelte Arbeit. Es war die Erfindung der Wirtschaft.

Nun hatte man eine geplante, gezielte Produktion der täglichen Nahrung, die den Menschen mehr Sicherheit gab. Sie konnten Reis für den Winter aufheben. Da hatten sie früher oft gehungert, weil Beeren im Schnee erfroren und Bären Winterschlaf hielten. Weil sie das Leben der Menschen erleichterte, wird die Erfindung der Wirtschaft durch Landwirtschaft auch als «Revolution Jungsteinzeit» oder «Neolithische Revolution» bezeichnet. «Jung», weil die Steinzeit bald zu Ende ging, «Revolution», weil sie das Leben der Menschen völlig umkrempelte. Sie veränderte das Leben insgesamt zum Besseren, auf die Nachteile kommen wir noch zu sprechen. Das Ganze geschah natürlich nicht von heute auf morgen. Es dauerte Tausende Jahre, in denen die Menschen auch weiter auf die Jagd gingen.