Wundersame Geschichten - Ingrid Fischer - E-Book
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Wundersame Geschichten E-Book

Ingrid Fischer

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Beschreibung

Die geschilderten Figuren müssen oftmals schwierige Situationen bewältigen, ähnlich, wie wir es aus den verschiedensten Märchen kennen. Die Geschichten zeichnen sich dadurch aus, dass die aufgebaute Spannung sich am Ende in einem wohligen, entspannten Gefühl auflöst.

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Seitenzahl: 105

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Ingrid Fischer

Wundersame Geschichten

Märchenhaft, wohlige Kurzgeschichten

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

An der Himmelstür

Angeli

Berufung

Das Geschenk

Der Wettbewerb

Die Große Liebe

Ein überhimmlischer Ort

Ich bin genauso anders wie Du

Mahija

Marisa

Mina, die Heilerin

Samira

Sepsios und das große Spiel

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Impressum neobooks

An der Himmelstür

Petrus blickte interessiert in die Ferne. Dort irgendwo konnte er die Umrisse von drei Gestalten wahrnehmen, die sich zielstrebig auf ihn zubewegten.

Mit der Zeit wurden die Umrisse immer deutlicher sichtbar: Es handelte sich um einen kleinen Jungen, um eine alte und um eine junge Frau.

Als die drei vor ihm standen, wollte er sich gerade überlegen, wie er wohl jetzt vorgehen sollte, als der kleine Junge ohne viel zu überlegen alles ablegte, was er bei sich trug: Den unendlichen Inhalt seiner Taschen, seine Kleidungsstücke und zu guter Letzt seinen Körper.

Petrus war nicht verblüfft. So oder ähnlich erlebte er Kinder immer wieder an seinem Himmelstor.

Der gesamte Vorgang dauerte nur wenige Momente. Er schien genau zu wissen, was und wohin er wollte und vor allem: warum.

Die beiden Frauen standen noch etwas unschlüssig vor ihm. Er betrachtete sie jetzt eingehend und beschoss mit der älteren zu beginnen.

Sie war ärmlich gekleidet, hatte tiefe Falten und wohl nichts weiter bei sich als das, was sie am Leibe trug.

„Sag mir, was Dich hierherführt!“

„Ich bitte Dich um Einlass, denn ich möchte dem himmlischen Vater endlich wieder begegnen.“

„Diese Bitte kann ich Dir gewähren, aber Du musst alle weltlichen Dinge vor diesem Tor ablegen.“

Die alte Frau blickte Petrus an und sprach: „Du siehst, dass ich kaum etwas besitze, gerade einmal die Kleidung, die ich trage und ein Bild von meiner Tochter.“

Während sie sprach, zog sie ein Foto aus der Tasche und betrachtete es liebevoll.

„Oftmals sind es gerade die kleinen Dinge, an denen wir hängen und die unsere Liebe von der göttlichen Liebe und der Wahrheit ablenken. Bist Du bereit, all das hinter Dir zu lassen, um dem göttlichen Vater gegenüberzutreten?“

Die alte Frau legte vorsichtig und voller Sanftheit das Foto aus der Hand. „Werde ich sie vergessen? Werde ich mich weiter um sie kümmern können dort, wo ich jetzt hingehe?“

„Es wird Deine Aufgabe sein, alles dem Göttlichen zu übergeben und Vertrauen darin zu haben, dass alles sich zu seinem Besten fügt. Kannst Du das? Dann leg ab und komm!“

Die Frau zog ihre Kleidung aus, legte sie ordentlich neben die Fotografie und blickte erwartungsvoll zu Petrus auf.

„Jetzt bist du so weit gegangen, jetzt tu auch den letzten Schritt.“

Abermals blickte die Frau Petrus verständnislos an. „Was meinst du? Ich habe alles abgelegt und besitze nichts mehr. Was sonst noch könnte ich ablegen?“

„Du hast immer noch deinen irdischen Körper. Gibst du auch ihn her?“

„Für wen hat der irgendeinen Wert? Aber bitte, wenn das deine Bedingung ist, will ich auch diese erfüllen.“

„Nein, nein. So geht das nicht. Du hast diesen Körper überlassen bekommen. Er ist kein lästiges Anhängsel. Kannst Du ihn mit Liebe betrachten?“

„Ja, das kann ich, auch wenn er jetzt alt und verbraucht ist, denn er hat mich all die Jahre durch mein Leben begleitet. Aber jetzt ist er müde, und ich glaube, er hat sich eine Pause verdient.“

Die alte Frau legte auch ihren Körper ab und stand nur in ihrer Seelenform vor Petrus.

Petrus ergriff sein goldenes Schwert, um den Weg für die Frau freizumachen. Als diese an Petrus vorbei in den Himmel eintrat, fing sie an zu strahlen. Über und über vergoldet war sie, als strahlte das helle Sonnenlicht aus ihr heraus.

Petrus stand eine geraume Zeit lang da und blickte ihr nach. Dann wurde er sich wieder bewusst, dass es da noch jemanden gab, der Einlass begehrte.

„Möchtest auch du Einlass bekommen, so weißt du, was Du zu tun hast“.

Die junge Frau war von auffallender Schönheit und entledigte sich flink all ihrer Habseligkeiten und Kleidungsstücke. Dann hielt sie inne und blickte nun ihrerseits Petrus erwartungsvoll an.

„Du weißt, dass du dich auch von deinem irdischen Körper trennen musst!“

Die junge Frau nickte und sprach: „Ich weiß, aber ich wollte dem himmlischen Vater zeigen, was er mir gegeben hat, wie gut ich alles verwaltet habe und ihm danken.“

„Nichts Irdisches besitzt einen Wert hier. Trenne dich von deinem irdischen Körper, Du kannst deinem Schöpfer auch so danken.“

„Aber nein! Ich kann ihn hier nicht einfach so liegenlassen. Der himmlische Vater wäre sicherlich böse mit mir, wenn ich meinen Körper so achtlos beiseitelegte.“

„Bitte sei ehrlich zu dir! Für den Schöpfer aller Dinge ist ein Körper so gut wie der andere. Es ist nicht wichtig, wie schön oder hässlich der eine oder der andere ist. … Worum geht es Dir wirklich? Lässt Du Dich blenden von Deiner eigenen äußeren Schönheit? Hat Dir niemand gesagt, dass es darauf nicht ankommt? Wisse, der einzige Besitz, den du anhäufen kannst ist die Liebe und das Wissen und die Bewusstheit, die du mit ihrer Hilfe erlangst“

Traurig blickte die junge Frau zu Petrus auf. „Der himmlische Vater wird mit dir schelten, wenn du mich nicht passieren lässt, um mich ihm in all meiner Schönheit zu zeigen.“

Ein Schmunzeln huschte über Petrus Gesicht. So oder ähnlich hatte er schon viele erlebt.

Mit einem Mal spannte die junge Frau ihren Körper an und rannte auf den Eingang zu, durch den auch die beiden anderen verschwunden waren.

„Halt! “ rief Petrus, zückte sein Schwert und verwehrte der jungen Frau den Zutritt.

„Kehre dorthin zurück, von wo du gekommen bist. Mir scheint, für dich gibt es noch viel zu lernen. Nutze die Zeit und sei immer Eingedenk dessen, was du soeben erlebt hast.“

Angeli

Niemals werde ich Angeli vergessen. Schöne, kluge, bescheidene, liebenswerte Angeli.

Wenn sie in einen Raum oder Saal kam, wurde es sofort still darin. Jeder spürte, dass hier jemand Besonderes hineintrat. Die Art wie sie einherschritt, wie sie den Kopf hielt, ihr Gesichtsausdruck, ihre Haltung, all das passte zu dieser Aura des Besonderen, die sie umgab.

Wenn sie redete, wurde es still im Raum, was sie sagte, fand Beachtung, wenn sie eintrat, wollte jeder einen Blick auf sie werfen.

Angeli war jedoch nicht überheblich, aber sie war es gewohnt, dass jedermann ihr Aufmerksamkeit zollte, dass sie überall und jederzeit beachtet wurde und dass man ihr zuhörte.

Angeli, liebe zarte, kleine, große Angeli, mit dem blondgelockten langen Haar, dem zarten Teint, der weichen Stimme, den klugen Ideen, den wachen Augen. Wie könnte Dich jemals irgendwer vergessen?

Angeli war aber nicht nur das liebe, kleine Mädchen. Sie war ein wahrer Wildfang. Am liebsten spielte sie im Wald mit den Tieren oder vollführte wilde Verfolgungsjagden auf ihrem Lieblingspferd, was ihrem Vater regelmäßig die Schweißperlen auf die Stirn jagte. Aber er wusste, er konnte dagegen nichts tun, denn zum einen hatte Angeli auch sein Herz schon mit ihrer Geburt im Sturm erobert, sodass er restlos verloren war und ihr nichts abschlagen konnte. Und zweitens war Angeli äußerst durchsetzungsstark. Es hatte wenig Sinn sich mit ihr anzulegen. Am Ende würde sie doch immer als Siegerin aus dieser Partie hervorgehen.

Ihren Vater, ihre Tiere, ihre Freunde liebte sie von Herzen und hätte wohl alles getan um ihnen zu helfen, wenn sie in Not waren. Aber sie wusste sich einfach durchzusetzen, sei es durch die Art ihrer Blicke, durch die Wahl ihrer Worte und den Tonfall, in dem sie gesprochen waren oder durch ihre bestechende Logik.

Es gab wohl niemanden, der Angeli nicht liebte und ihr von daher restlos ergeben war oder fast niemanden. _

Eines Tages, an dem der Himmel wieder einmal klar war, die Luft warm, aber nicht schwül und die Menschen genug Energie hatten um ihr Tagewerk zu vollbringen, lief Angeli wieder einmal in den Wald um ihre vierbeinigen Freunde dort zu treffen.

Kaum, dass sie einen Fuß in den Wald gesetzt hatte, kamen alle diese kleinen und großen vierbeinigen Gesellen angelaufen. Angeli durchstreifte dann für gewöhnlich den Wald, schaute hier und da nach dem Rechten und genoss den Duft des moosigen Waldboden und die herrliche Stille.

Diesmal schien sie das Herumlaufen überhaupt nicht zu ermüden. Sie lief und rannte umher, sodass selbst ihre tierischen Freunde kaum mehr mithalten konnte. Sie war völlig ausgelassen, tanzte durch den Wald, sang dabei und drehte sich wieder und wieder im Kreis.

Plötzlich wurde sie durch einen heftigen Aufprall in ihrem Drehen gestoppt und fiel dabei um.

Verblüfft blickte sie nach oben und in die Augen eines ihr wohlbekannten, lange nicht mehr gesehenen Freundes.

Vor ihr stand Trere, ein Freund aus frühen Kindertagen. Trere und Angeli waren früher oft stundenlang durch den Wald gestreift und hatten sich dabei die herrlichsten Geschichten ausgedacht. Nun, Trere stand nicht einfach vor ihr. Er stand vor ihr und lachte und lachte und konnte sich dabei kaum mehr einkriegen. Er fragte nicht, wo Angeli denn herkäme, er hatte keine Sorge, ob sie sich weh getan oder ihre Kleidung beschmutzt oder zerrissen hätte, er sagte kein Wort der Begrüßung nach so langer Zeit. Nein, Trere lachte.

Angeli betrachtete ihn genauer. Trere hatte wirre, braunrote Haare und einen ebenso wirren Bart. Seine Kleidung war nicht gerade ordentlich und auch nicht ausgesprochen sauber. Aber er hatte die herrlichsten blauen Augen, die man sich vorstellen konnte. Diese Augen, die verrieten, dass dieser Mensch den Schalk im Nacken hatte und doch so mitfühlend und liebevoll wie sonst kaum ein zweiter war.

Angeli konnte nicht anders als aufstehen und mitlachen und Trere dann prustend und schnaufend herzlich umarmen.

Diese Umarmung war so stürmisch, dass sie gemeinsam immer noch lachend umfielen.

Endlich ließ das Lachen nach. Immer noch in einer engen Umarmung konnte Angeli wieder ein paar Worte herausbringen: „Wo hast Du nur so lange gesteckt? Ich dachte schon, Du hättest diese Gegend verlassen."

Und dann erzählte Trere, dass seine Familie wirklich eines Tages das Dorf verlassen musste, weil der Gutsherr die Pacht erhöht hatte, so dass der Vater nur die Wahl hatte, entweder in Schuldknechtschaft zu geraten oder sich anderswo nach Lohn und Brot umzusehen. So war Trere mit seiner Familie in den Nachbarort gelangt, wo sie alle gemeinsam einige Jahre mehr schlecht als recht vom Tagelöhnerverdienst seines Vaters lebten. Dann eines Tages brach in dem Dorf eine seltsame, fremde Krankheit aus, die fast alle Bewohner des Dorfes dahinraffte, so auch Treres Familie. Nur Trere und sein Bruder Gernet hatten überlebt. Und da sie nicht wussten, wovon sie leben sollten, waren sie hierher nach Bruckstaal zurückgekehrt und lebten fortan gemeinsam in einer Hütte im Wald und ernährten sich von dem, was Wald und Flur ihnen zu bieten hatten. Gernet war irgendwann zurück in ihr Dorf gewandert, als es ihm hier zu einsam wurde, aber Trere liebte die Einsamkeit.

Er erzählte, dass er sich oft abends die Sonnenuntergänge anschaute, dass er dann auf die Tiere wartete, die ihn regelmäßig besuchten und dass das Rauschen der Blätter für ihn wie ein Gesang war, der ihn oftmals in den Schlaf wiegte.

Und so erzählten Angeli und Trere, bis es dunkel wurde und die Nacht hereinbrach.

Angeli bekam einen gehörigen Schrecken, als sie das bemerkte, aber Trere bot ihr an sie noch ein Stück des Weges zu begleiten. Angeli nahm das gerne an, konnten sie beide dann noch eine Weile zusammenbleiben und reden.

Als sie sich trennten, versprachen sie sich, dass sie dieses Mal nicht jahrelang warten würden, bis sie sich wieder träfen und nach einer langen Umarmung ging jeder seiner Wege.

Wohlgelaunt lief Angeli den Rest des Weges nach Hause. Dort traf sie sogleich auf ihren Vater, der vor lauter Sorge um Angeli schon einen Trupp zusammengestellt hatte um nach ihr zu suchen.

Angeli versuchte ihren Vater zu beruhigen und erzählte unter Lachen, wie sie Trere wiedergetroffen hatte und wie es ihm jetzt ging.

Dann setzte Angelis Vater eine ernste Miene auf und ergriff Angelis Hände. „Meine liebe, süße Tochter. Du bist jetzt alt genug zum Heiraten. Und da Du Dir bisher noch keine Gatten ausgesucht hast, habe ich mich für Dich umgesehen. Morgen kommt der erste Kandidat und wird sich Dir vorstellen. Bitte sei morgen pünktlich zum Mittagessen zu Hause und lass unseren Gast nicht warten."

Angeli wurde auf einmal still. Aber dann begann sie zu reden: „Du machst mir Angst, Vater. Ich habe überhaupt noch nicht daran gedacht zu heiraten. Was ist, wenn dieser Mensch mir nicht gefällt?"