Zarathustras Endzeitvision - Denkard Aspandiar - E-Book

Zarathustras Endzeitvision E-Book

Denkard Aspandiar

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Beschreibung

Zarathustras Endzeitvision führt den Leser tief in die faszinierende Welt der zoroastrischen Eschatologie – einer der ältesten religiösen Vorstellungen vom Ende der Welt und der endgültigen Wiederherstellung göttlicher Ordnung. Im Zentrum steht die Gestalt des Saoshyant, des endzeitlichen Retters, der laut zarathustrischer Überlieferung am Ende der Zeiten erscheinen wird, um das Böse zu besiegen, die Toten zu erwecken und eine Ära der Reinheit, Wahrheit und Gerechtigkeit einzuleiten. Denkard Aspandiar zeigt, wie diese Hoffnung auf Erneuerung nicht nur das zoroastrische Denken prägte, sondern auch tiefe Spuren in den großen Weltreligionen hinterließ. Fundiert, zugänglich und mit Blick auf interreligiöse Bezüge bietet dieses Buch einen umfassenden Einblick in die Ursprünge, Inhalte und die weitreichende Wirkung von Zarathustras endzeitlicher Vision – eine Vision, die bis heute nichts von ihrer Relevanz verloren hat.

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Seitenzahl: 135

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Zarathustras Endzeitvision

Die Lehre vom Saoshyant und die Hoffnung auf die Erneuerung der Welt

Denkard Aspandiar

Einführung in die zoroastrische Eschatologie

Ursprung und Entwicklung der zoroastrischen Eschatologie

Die zoroastrische Eschatologie, die sich mit den Lehren über das Ende der Welt, den endgültigen Sieg des Guten und die Wiederherstellung der Ordnung befasst, hat ihre Wurzeln tief in der alten iranischen Religion, die von Zarathustra, auch bekannt als Zoroaster, begründet wurde. Diese Lehren zeichnen sich durch eine einzigartige Verbindung von kosmischen, ethischen und sozialen Elementen aus, die zusammen ein umfassendes Bild der Endzeitvision bieten.

Die Ursprünge der zoroastrischen Eschatologie lassen sich bis zu den frühen Texten zurückverfolgen, die als Gathas bekannt sind. Diese Hymnen, die Zarathustra selbst zugeschrieben werden, enthalten die Kernelemente seiner Lehre. Zarathustra führte die Idee eines dualistischen Weltbildes ein, in dem die Kräfte des Guten, verkörpert durch Ahura Mazda, gegen die Mächte des Bösen, angeführt von Angra Mainyu (oder Ahriman), stehen. Diese kosmische Dualität bildet die Grundlage für die eschatologischen Vorstellungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelten.

Ein wesentlicher Aspekt der zoroastrischen Eschatologie ist die Vorstellung von einem endgültigen Retter, dem Saoshyant, der die Menschheit in der Endzeit erlösen und die Welt reinigen wird. Dieser Retter wird als Nachkomme von Zarathustra angesehen und soll am Ende der Zeit erscheinen, um das Böse zu besiegen und die göttliche Ordnung wiederherzustellen. Die Entwicklung dieser Idee lässt sich auf die späteren zoroastrischen Texte zurückführen, die sogenannten Yashts und Vendidad, die detaillierte Beschreibungen des endzeitlichen Kampfes und der Rolle des Saoshyant enthalten.

Im Laufe der Zeit wurden diese eschatologischen Vorstellungen weiterentwickelt und durch den Einfluss benachbarter Kulturen und Religionen bereichert. Die Interaktionen mit dem babylonischen, griechischen und später islamischen Gedankengut führten zu einer Verfeinerung und Anpassung der zoroastrischen Lehren. So zeigen sich Parallelen zu anderen religiösen Traditionen, insbesondere im Hinblick auf die Erwartung eines Retters oder Messias, der die Welt von Sünde und Chaos befreien wird.

Die zoroastrische Eschatologie spiegelt eine tiefe Sehnsucht nach einer gerechteren und harmonischen Welt wider, in der die ethischen Prinzipien der Wahrheit und Gerechtigkeit triumphieren. Diese Vision beeinflusste nicht nur die religiösen Vorstellungen der alten Iraner, sondern auch spätere monotheistische Religionen wie das Judentum, das Christentum und den Islam. Die Konzepte von Himmel, Hölle und dem Jüngsten Gericht, die in diesen Religionen vorkommen, zeigen bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit den zoroastrischen Lehren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ursprünge und die Entwicklung der zoroastrischen Eschatologie ein komplexes Zusammenspiel von religiösen, kulturellen und historischen Faktoren widerspiegeln. Die Lehren Zarathustras und die darauf aufbauenden Texte bieten nicht nur Einblicke in die spirituellen Überzeugungen der alten Iraner, sondern auch in die universellen Fragen nach dem Sinn des Lebens, dem Kampf zwischen Gut und Böse und der letztendlichen Bestimmung der Menschheit. Diese Themen bleiben auch heute noch von großer Bedeutung und inspirieren Menschen weltweit, über die Möglichkeiten einer besseren und gerechteren Welt nachzudenken.

Grundlegende Konzepte der zoroastrischen Lehre

Die zoroastrische Lehre gehört zu den ältesten bekannten Religionen und bietet eine faszinierende Perspektive auf die Konzepte von Gut und Böse, der Rolle des Menschen und das Schicksal der Welt. Zentral für das Verständnis der zoroastrischen Eschatologie sind die grundlegenden Konzepte, die sich um den Kampf zwischen den gegensätzlichen Kräften von Ordnung und Chaos, Licht und Dunkelheit, Wahrheit und Lüge drehen. Diese dualistische Weltanschauung bildet das Fundament für die Vorstellung vom Saoshyant, dem endzeitlichen Retter.

In der zoroastrischen Lehre steht Ahura Mazda, der höchste Gott und Schöpfer, im Zentrum. Ahura Mazda repräsentiert das Gute und das Licht und steht im ständigen Gegensatz zu Angra Mainyu (auch Ahriman genannt), der Verkörperung des Bösen und der Dunkelheit. Diese beiden Kräfte sind in einem ewigen Kampf verstrickt, der die Grundlage für die Vorstellung des kosmischen Dualismus bildet. Laut Mary Boyce, einer führenden Expertin für Zoroastrismus, "stellt sich Zarathustra den Kosmos als eine Arena des Konflikts zwischen diesen beiden Prinzipien vor, wobei das endgültige Schicksal der Welt von der Wahl des Menschen abhängt." (Boyce, Mary. "Zoroastrians: Their Religious Beliefs and Practices", 1979)

Ein weiteres grundlegendes Konzept ist das Prinzip der Asha, das oft als "Wahrheit" oder "kosmische Ordnung" übersetzt wird. Asha ist die göttliche Ordnung, die das Universum regiert und die moralische und physische Welt im Gleichgewicht hält. Der Mensch hat die Verantwortung, sich für Asha zu entscheiden, indem er ein Leben in Rechtschaffenheit führt und die Wahrheit über die Lüge stellt. Diese Wahl ist entscheidend, da sie nicht nur das persönliche Schicksal, sondern auch das Schicksal der gesamten Schöpfung beeinflusst.

Ein zentraler Bestandteil der zoroastrischen Lehre ist das Konzept des freien Willens. Anders als in einigen religiösen Traditionen, in denen das Schicksal als vorbestimmt angesehen wird, betont der Zoroastrismus die Rolle der individuellen Wahl im Kampf zwischen Gut und Böse. Diese Freiheit, gemäß der Lehre, ist sowohl ein Segen als auch eine Verantwortung, da jede Entscheidung zur Stärkung von Asha oder zur Unterstützung von Druj (Täuschung und Chaos) beiträgt. Ein berühmter Vers aus dem Avesta, den heiligen Schriften des Zoroastrismus, lautet: "Durch seine Gedanken, Worte und Taten wählt der Mensch seine Zukunft und das Schicksal der Welt." (Yasna 30.2)

Die Vorstellung vom Saoshyant, dem Retter, der am Ende der Zeiten erscheinen wird, um die endgültige Reinigung der Welt zu vollziehen, ist tief in diesen grundlegenden Konzepten verwurzelt. Der Saoshyant ist nicht nur ein individueller Erlöser, sondern ein Symbol für die kollektive Anstrengung der Menschheit, das Gute zu fördern und das Böse zu besiegen. Die Prophezeiungen über seine Ankunft und die damit einhergehende Erneuerung der Welt sind ein Ausdruck der Hoffnung auf den endgültigen Triumph von Asha über Druj.

Die zoroastrische Lehre betont auch die Bedeutung der Gemeinschaft in diesem Prozess. Die Gläubigen sind aufgerufen, gemeinsam für das Wohl der Schöpfung zu arbeiten und die Prinzipien von Asha in ihrem täglichen Leben zu verwirklichen. Diese kollektive Verantwortung spiegelt sich in den zoroastrischen Ritualen und Festen wider, die das Gemeinschaftsgefühl stärken und die Verbindung zwischen den Menschen und Ahura Mazda erneuern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die grundlegenden Konzepte der zoroastrischen Lehre eine tiefgründige und komplexe Sicht auf das Universum und die Rolle des Menschen darin bieten. Die Lehre vom Saoshyant als endzeitlicher Retter ist untrennbar mit dem Kampf zwischen Gut und Böse, der Wahlfreiheit des Menschen und der Hoffnung auf eine gereinigte und erneuerte Welt verbunden. Diese Ideen haben nicht nur die zoroastrische Gemeinschaft über Jahrtausende hinweg inspiriert, sondern auch einen bedeutenden Einfluss auf andere religiöse Traditionen ausgeübt.

Der Einfluss der zoroastrischen Eschatologie auf andere Religionen

Die zoroastrische Eschatologie, die sich um die Konzepte von Endzeit und Erlösung dreht, hat im Laufe der Jahrhunderte einen bemerkenswerten Einfluss auf viele religiöse Traditionen ausgeübt. Dieser Einfluss zeigt sich besonders deutlich in den abrahamitischen Religionen – Judentum, Christentum und Islam – sowie in anderen Glaubensrichtungen, die von den Vorstellungen einer endzeitlichen Rettung und einer kosmischen Erneuerung inspiriert wurden. Die Idee eines Erlösers, der am Ende der Zeiten erscheint, um die Welt von Übel zu befreien und eine Ära des Friedens und der Gerechtigkeit einzuleiten, ist ein zentrales Element, das in verschiedenen Religionen wiederkehrt.

Ein besonders bemerkenswerter Aspekt der zoroastrischen Eschatologie ist die Vorstellung des „Saoshyant“, eines zukünftigen Retters, der die Aufgabe hat, die Welt zu reinigen und die endgültige Schlacht zwischen Gut und Böse zu führen. Diese Figur weist Parallelen zu christlichen und islamischen Messiasvorstellungen auf. Viele Gelehrte, darunter Mary Boyce, eine renommierte Iranistin, haben argumentiert, dass die jüdischen Exilanten in Babylon Einfluss von zoroastrischen Ideen erfuhren, die später in die jüdische Apokalyptik einflossen und somit auch das Christentum und den Islam beeinflussten.

Im Judentum wird die Vorstellung des Messias, eines gesalbten Königs aus dem Hause David, der das Volk Israel befreien und eine Ära des Friedens herbeiführen soll, als eine zentrale eschatologische Erwartung angesehen. Obwohl diese Idee tief in der jüdischen Tradition verwurzelt ist, lassen sich bemerkenswerte Parallelen zur zoroastrischen Vorstellung des Saoshyant ziehen. Beide Konzepte beinhalten die Erwartung eines Retters, der die Ungerechtigkeit der Welt beseitigen und eine neue Ära des Wohlstands begründen wird.

Im Christentum nimmt die Rolle Jesu Christi als Erlöser eine ähnliche Position ein. Die christliche Apokalypse, wie sie in der Offenbarung des Johannes dargestellt wird, enthält zahlreiche Elemente, die an zoroastrische Eschatologie erinnern, einschließlich der finalen Schlacht zwischen den Mächten des Lichts und der Dunkelheit. Die Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde nach dem endzeitlichen Gericht spiegelt die zoroastrische Vorstellung der Weltreinigung wider, die durch den Saoshyant initiiert wird.

Der Islam hat ebenfalls eschatologische Vorstellungen, die von zoroastrischen Ideen beeinflusst worden sein könnten. Die Figur des Mahdi, eines rechtgeleiteten Führers, der am Ende der Zeiten erscheint, um Frieden und Gerechtigkeit zu bringen, weist bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit dem zoroastrischen Saoshyant auf. Der Mahdi wird oft als eine messianische Figur betrachtet, die das islamische Verständnis der Endzeit vervollständigt und den endgültigen Sieg über das Böse herbeiführt.

Darüber hinaus haben zoroastrische eschatologische Konzepte auch in östlichen Religionen wie dem Manichäismus und dem Buddhismus Spuren hinterlassen. Der Manichäismus, der von Mani gegründet wurde und Elemente von Zoroastrismus, Christentum und Buddhismus vereinte, zeigt deutliche Anleihen bei der zoroastrischen Dichotomie von Gut und Böse und dem kosmischen Kampf. Im Buddhismus, insbesondere in Mahayana-Traditionen, findet sich die Vorstellung eines zukünftigen Buddha, Maitreya, der die Welt in einer Zeit des Niedergangs erlösen soll, was ebenfalls Parallelen zu zoroastrischen Erlöserfiguren aufweist.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die zoroastrische Eschatologie nicht nur ein einzigartiges und faszinierendes System von Glaubensvorstellungen darstellt, sondern auch einen tiefgreifenden Einfluss auf die Entwicklung religiöser Gedanken in der gesamten Weltgeschichte hatte. Der Gedanke eines endzeitlichen Retters, der die Welt erneuert und reinigt, ist ein mächtiges Symbol, das in vielen Kulturen und Religionen fortlebt und die universelle menschliche Sehnsucht nach Erlösung und Erneuerung widerspiegelt.

Zarathustras Prophetie und der Saoshyant

Zarathustra, der legendäre Prophet des Zoroastrismus, ist eine der prägendsten Figuren in der Geschichte der Religionen. Seine prophetischen Visionen, die im Avesta, der heiligen Schrift des Zoroastrismus, festgehalten sind, haben den Glauben an den Saoshyant, den endzeitlichen Retter, tief in der zoroastrischen Tradition verankert. Dieses Unterkapitel widmet sich der Untersuchung von Zarathustras Prophetie und deren Verbindung zum Konzept des Saoshyant.

Zu Beginn ist es wichtig, Zarathustras Rolle als Prophet und Begründer des Zoroastrismus zu verstehen. Er lebte vermutlich zwischen 1500 und 1000 v. Chr. in der Region, die heute als Iran bekannt ist. Sein zentraler Beitrag zur religiösen Gedankenwelt war die Einführung eines dualistischen Weltbildes, in dem das Gute, personifiziert durch Ahura Mazda, und das Böse, verkörpert durch Angra Mainyu (Ahriman), in ständiger Auseinandersetzung stehen.

In seinen Visionen prophezeite Zarathustra einen kommenden Erlöser, den Saoshyant, der am Ende der Zeiten erscheinen würde, um die endgültige Schlacht gegen das Böse zu führen und die Welt zu reinigen. Dieser Retter wird als derjenige beschrieben, der die Toten erwecken, das Böse besiegen und ein Zeitalter der vollkommenen Harmonie und des Friedens einleiten wird. Die Prophezeiungen Zarathustras sind in den Gathas, den ältesten Teilen des Avesta, festgehalten und bieten einen tiefen Einblick in seine eschatologischen Vorstellungen.

Einer der bedeutendsten Aspekte von Zarathustras Prophetie ist die Betonung der moralischen Verantwortung des Individuums. Jeder Mensch trägt zur kosmischen Ordnung bei, indem er sich für das Gute oder das Böse entscheidet. Diese Vorstellung spiegelt sich in der Rolle des Saoshyant wider, der nicht nur als übernatürlicher Retter, sondern auch als Verkörperung der kollektiven Bemühungen der Menschheit gesehen werden kann, das Gute zu fördern. Die Menschen sind aufgerufen, im Geiste des Saoshyant zu leben und dadurch Teil der göttlichen Ordnung zu werden.

Ein weiterer zentraler Punkt in Zarathustras Prophetie ist die Vorstellung der Frashokereti, die endgültige Erneuerung der Welt. Diese Idee beschreibt einen Zustand, in dem das Böse vollständig beseitigt und die Schöpfung in ihren ursprünglichen, reinen Zustand zurückversetzt wird. Der Saoshyant spielt in dieser Vision eine entscheidende Rolle, indem er das Böse besiegt und die Menschheit in ein neues Zeitalter des Lichts führt.

Interessanterweise hat das Konzept des Saoshyant auch bedeutende Parallelen in anderen religiösen Traditionen gefunden. So gibt es beispielsweise Ähnlichkeiten zwischen dem Saoshyant und dem messianischen Konzept im Judentum, Christentum und Islam. Diese Parallelen deuten darauf hin, dass Zarathustras Visionen möglicherweise einen tiefgreifenden Einfluss auf die Entwicklung eschatologischer Vorstellungen in anderen Kulturen gehabt haben könnten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Zarathustras Prophetie und das damit verbundene Konzept des Saoshyant einen zentralen Bestandteil der zoroastrischen Eschatologie bilden. Sie bieten nicht nur eine tiefgründige Sicht auf das Verhältnis von Gut und Böse, sondern betonen auch die aktive Rolle des Menschen im Kampf um die kosmische Ordnung. Die Vision eines endzeitlichen Retters, der die Welt erneuert und das Böse besiegt, bleibt ein faszinierendes und zeitloses Thema, das bis heute in vielen religiösen und spirituellen Traditionen Widerhall findet.

Die Rolle der Engel und Dämonen im zoroastrischen Weltbild

Innerhalb der zoroastrischen Eschatologie spielen Engel und Dämonen eine entscheidende Rolle. Diese Wesenheiten sind nicht nur symbolische Darstellungen von Gut und Böse, sondern auch aktive Teilnehmer im kosmischen Drama, das sich zwischen den Mächten von Ahura Mazda und Angra Mainyu entfaltet. Eine tiefere Betrachtung dieser Figuren zeigt, wie sie das Verständnis von Moral und Ethik in der zoroastrischen Religion prägen.

In der zoroastrischen Kosmologie ist Ahura Mazda der höchste Gott und Schöpfer des Universums. Sein Hauptkontrahent ist Angra Mainyu, der destruktive Geist, der das Böse und die Unordnung verkörpert. Zwischen diesen beiden Extremen existiert eine Vielzahl von spirituellen Wesen, die entweder die göttliche Ordnung fördern oder das Chaos unterstützen.

Die Engel oder Yazatas sind positive Kräfte, die Ahura Mazdas Willen umsetzen. Sie sind Aspekte oder Manifestationen des göttlichen Lichts und der Wahrheit. Zu den bekanntesten Yazatas gehören Mithra, der Hüter der Verträge und des Lichts, Anahita, die Göttin der Reinheit und des Wassers, und Sraosha, der Engel des Gehorsams, der eine zentrale Rolle in der zoroastrischen Eschatologie spielt. Sraosha ist derjenige, der die Seelen der Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits begleitet und ihre Taten im Leben beurteilt.

Im Gegensatz dazu stehen die Dämonen oder Daevas, die Inkarnationen des Bösen und der Lüge sind. Sie sind Anhänger von Angra Mainyu und versuchen, die Menschen zu täuschen und von der Wahrheit abzubringen. Die Daevas sind verantwortlich für alles Schlechte in der Welt, von Krankheiten bis hin zu moralischer Korruption. Ihre Präsenz erklärt das Vorhandensein von Leid und Missständen und stellt die Menschen vor die Aufgabe, sich bewusst für das Gute zu entscheiden.

Ein zentrales Konzept im zoroastrischen Glauben ist der freie Wille des Menschen, der es ihm ermöglicht, zwischen den Einflüssen der Yazatas und der Daevas zu wählen. Diese dualistische Sichtweise unterstreicht die Verantwortung jedes Individuums, in Übereinstimmung mit Asha, der göttlichen Ordnung und Wahrheit, zu leben. Die Wahl, die der Mensch trifft, beeinflusst nicht nur sein eigenes Schicksal, sondern auch das kollektive Schicksal der Welt.

Die Eschatologie des Zoroastrismus sieht vor, dass letztendlich das Gute triumphieren wird. Der Saoshyant, der endzeitliche Retter, wird in dieser finalen Schlacht zwischen den Mächten des Lichts und der Dunkelheit eine wesentliche Rolle spielen. Zusammen mit den Yazatas wird er die Welt von den Daevas befreien und eine Ära der Reinheit und Harmonie einleiten. Diese Vision der endgültigen Reinigung der Welt spiegelt die zoroastrische Hoffnung wider, dass das Gute, unterstützt durch die unermüdliche Arbeit der Engel, letztlich über das Böse siegen wird.

Die Lehren über Engel und Dämonen im Zoroastrismus haben nicht nur die eigene religiöse Tradition geprägt, sondern auch einen Einfluss auf andere religiöse Systeme ausgeübt. Die Vorstellung von Schutzengeln und widerstreitenden dämonischen Kräften findet sich in vielen späteren Religionen und spiegelt die universelle menschliche Auseinandersetzung mit den Kräften des Guten und des Bösen wider.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Engel und Dämonen im zoroastrischen Weltbild mehr als nur mythologische Figuren sind. Sie sind Verkörperungen der ethischen und moralischen Prinzipien, die das Leben der Gläubigen leiten. Durch ihre Interaktionen bieten sie eine tiefere Einsicht in die Komplexität des menschlichen Lebens und die ständige Entscheidung zwischen Licht und Dunkelheit. Ihre Rolle in der zoroastrischen Eschatologie ist daher von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der endzeitlichen Vision von Zarathustra.

Zarathustra und die Entstehung des Saoshyant-Konzepts

Zarathustras Leben und Lehren

Zarathustra, auch bekannt als Zoroaster, gilt als eine der einflussreichsten religiösen Persönlichkeiten der Antike. Seine Lehren und sein Leben sind eng mit der Entstehung des Saoshyant-Konzepts verknüpft, das in der zoroastrischen Eschatologie eine zentrale Rolle spielt. Die historischen Details seines Lebens bleiben zwar in vielen Aspekten unklar, doch die überlieferten Legenden und religiösen Schriften bieten wertvolle Einblicke in seine Mission und seine visionäre Weltanschauung.

Zarathustra wurde vermutlich zwischen 1500 und 1000 v. Chr. im östlichen Teil des antiken Irans geboren. Die genaue Datierung ist unter Historikern umstritten, da die Quellenlage dünn und oft widersprüchlich ist. Seine Lehren, die in den Gathas, einem Teil des Avesta, überliefert sind, zeugen von einem tiefen Verständnis der moralischen und spirituellen Herausforderungen seiner Zeit. Zarathustra trat in einer Welt auf, die von polytheistischen Glaubensvorstellungen und magischen Praktiken geprägt war. Seine Reformbewegung richtete sich gegen diese polytheistischen Traditionen zugunsten eines monotheistischen Glaubens an Ahura Mazda, den höchsten Gott.

Eine der herausragenden Eigenschaften Zarathustras war seine Fähigkeit, die metaphysischen Konzepte von Gut und Böse in einer klaren und verständlichen Weise zu lehren. Er postulierte, dass das Universum in einem ständigen Kampf zwischen den Mächten des Guten, verkörpert durch Ahura Mazda, und den Mächten des Bösen, repräsentiert durch Angra Mainyu, stehe. Diese dualistische Sichtweise legte den Grundstein für das Verständnis der kosmischen Ordnung im Zoroastrismus.

Ein zentrales Element in Zarathustras Lehren war das ethische Prinzip der Wahlfreiheit. Er betonte, dass jeder Mensch die Verantwortung trage, sich zwischen dem Weg des Guten und des Bösen zu entscheiden. Diese Wahlfreiheit ist nicht nur ein moralisches Gebot, sondern ein entscheidender Faktor für die individuelle und kollektive Bestimmung im Universum. „Jeder Mensch ist seines eigenen Glückes Schmied, und durch seine Taten wählt er seinen Platz in der ewigen Ordnung“, heißt es sinngemäß in den Gathas.