Zu den Identitätsfragen unserer Zivilisation - D.Dere - E-Book

Zu den Identitätsfragen unserer Zivilisation E-Book

D.Dere

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Beschreibung

Dabei werden, gegliedert in drei Fragestellungen bzw. Themenbereiche, mögliche Inhalte und Grenzwerte des allgemeinen Wachstums, incl. Wirtschaftswachstum, mit Blick auf "besorgniserregende" Berichte des "Club of Rome" ausgelotet und kritisch hinterfragt. Die Kritik setzt sich fort in der Betrachtung der Klassifizierungsgrundsätze von Kardaschew und anderen; ein Schwerpunkt ist die Auseinandersetzung mit entsprechenden, auch raumfahrtspezifischen Ansichten von I.S. Schklowski und weiteren Vertretern der damaligen sowjetisch/russischen Zukunfts- und Zivilisationsforschung. Damit verbunden ist die Frage nach der ansatzweisen Möglichkeit eines "gerechten Staates" und der dazu notwendigen Systemvoraussetzungen. Eine derartige Systemkritik schließt natürlich einen kontroversen Bezug zur aktuellen Politk und ihren vielfältigen, höchst wirksamen Desinformationsszenarien mit ein.

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Seitenzahl: 65

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D.Dere

Zu den Identitätsfragen unserer Zivilisation

Sinnfindung, Zivilisationsentwicklung und Gesellschaftsstruktur

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

1. Welche Inhalte und Grenzen hat unser Zivilisationswachstum ?

2. Welche Klassifizierungen der Zivilisationsentwicklung haben Sinn ?

3. Besteht die Möglichkeit eines gerechten Staates ?

Quellenhinweise:

Impressum neobooks

1. Welche Inhalte und Grenzen hat unser Zivilisationswachstum ?

Zu den Identitätsfragen unserer Zivilisation

Sinnfindung, Zivilisationsentwicklung und Gesellschaftsstrukturen

D.Dere

Impressum

Texte: © Copyright by D.DereUmschlag: © Copyright by www.pixabay.comVerlag:

[email protected]

Druck: epubli, ein Service der

neopubli GmbH, Berlin

Printed in Germany

Im Jahre 1972 sorgte eine vom "Club of Rome" initiierte wissenschaftliche Veröffentlichung, die "Die Grenzen des Wachstums" zum Inhalt hatte, für ein gewisses Aufsehen, denn es wurde darin festgestellt, dass das derzeitige Wirtschaftswachstum aus den verschiedensten Gründen so nicht mehr allzu lange anhalten kann und in einigen Jahrzehnten, spätestens jedoch um 2100 "umkippen" bzw. zu einem Systemzusammenbruch führen wird. Diese Studie interpretierte gewisse Eckdaten der wirtschaftlichen bzw. allgemeinen Entwicklung und zeigte erstmalig computergestützt recht konkrete Wahrscheinlichkeitsmodelle, die die bis dahin dominierende Überzeugung des ständigen und ungebremsten Wirtschaftswachstum in einen gewissen Schockzustand versetzte.

Daran änderten auch die vielen Dementis der "wissenschaftlichen Konkurrenz" nicht viel, die verständlicherweise nach Kräften versuchte, hier zu relativieren und eine falsche Methodik zu unterstellen, auch weil eine derartige "Schwarzmalerei" ja dem Image des bestehenden Systems schaden könnte. Korrekturen in der politischen Strategie, die z.B. zu einer gewissen Dämpfung des Wirtschaftswachstums oder zu einer deutlichen Verbesserung des "ökologischen Fußabdrucks" führen würden, wären ja untrennbar mit einer Verringerung des Profits der herrschenden Klassen verbunden. Also nutzt die globale Mafia der Mächtigen bis auf den heutigen Tag recht erfolgreich all ihre staatliche und wirtschaftliche Macht, um entsprechend deutliche politische Entscheidungen entweder zu verhindern oder in (letztlich wirkungslose) Absichtserklärungen bzw. ähnliches Blendwerk öffentlichkeitsmanipulierend umzuwandeln.

Bezüglich der allgemeinen Entwicklung gewisser Eckdaten, die z.B. die Entwicklung des menschlichen Wissens betreffen, ging und geht das öffentliche Bewusstsein üblicherweise ja von einem grenzenlosen und sich sogar immer mehr beschleunigenden Wachstum aus, das sich in einigen Bereichen sogar "superexponentiell" entwickelt(e). Innerhalb der Scientometrie beschrieb Dereck de Solla Price bereits 1963 eine Wissensverdoppelung alle 5 -12 Jahre und in diesem Zusammenhang entstanden auch mathematische Modelle, die hier eine Sigmoidfunktion (also eine Art S-Kurve mit integriertem, mittigen Wendepunkt) nahe legten.

Das superexponentielle Wachstum musste schon aus rein logischen und pragmatischen Gründen spätestens bei einem imaginären Wendepunkt, der noch irgendwo in der Zukunft lag, in eine prinzipiell gegenläufige, bremsende Entwicklung eintreten, um sich dann innerhalb eines mathematischen Sättigungsmodells einer angenommenen Sekundärstufe immer mehr nähern zu können. Dieses mathematische Modell bedeutet in seiner philosophischen Abstraktion die Existenz von zwei Entwicklungsqualitäten; eine exponentiell immer größer werdende Erhöhung der Quantität führt von einer Primärstufe zu einem dialektischen Sprung, d.h. zu einer faktischen, relativ schnellen Umwandlung in die zweite Qualität mit einer dann wieder genauso langsamer werdenden Annäherung an die Sekundärstufe. Dieses allgemeine Sättigungsmodell besitzt neben seiner gesellschaftsbezogenen Variante viele naturwissenschaftliche Entsprechungen, z.B. auf dem Gebiet der Chemie und Physik.

Auch innerhalb der gesellschaftlichen Kompetenz kann die Anwendung sehr verschiedene Kenngrößen und Bezugssysteme besitzen. Sie können sowohl relativ stimmig sein, aber auch recht fragwürdige und falsche Verallgemeinerungen darstellen. Wenn man z.B. die Zunahme der Pferdefuhrwerke einer europäischen Stadt nur innerhalb eines begrenzten historischen Zeitraums betrachtet, war da sicher irgendwann eine hohe Wachstumsrate erkennbar, die man aber auch falsch verallgemeinern konnte. Denn in der Ära des Automobils brach sie zusammen. Ähnliche komplexe Änderungen des Wertesystems, auch bezüglich der Entwicklung des Wirtschafts- oder Informationswachstums sind nicht auszuschließen bzw. sogar höchstwahrscheinlich.

Konkret wäre beispielsweise ein politisches Szenario denkbar, nachdem irgendwann eine Ära beginnt, in der der Mensch es mehrheitlich ablehnt, seinen Konsum immer mehr erhöhen zu wollen und also auch den nur scheinbar so "freiheitlichen" Werbeirrsinn verbietet, weil dieser i.d.R. zu immer mehr und immer unsinnigerem Konsum animiert. Statt dessen besinnt sich dann das nun nicht mehr manipulierte öffentliche Bewusstsein auf Werte wie Vernunft, Mäßigung und Bescheidenheit und minimiert tatsächlich seinen Konsum auf ein gutes, umweltverträgliches Maß. Und sei es auch aus politischer, ethischer Überzeugung, die darin besteht, aus solidarischen (oder religiösen ?) Gründen nicht mehr zu konsumieren, als dem Durchschnittsbürger seines Landes oder der Welt als Ganzes tatsächlich und zu gleichen Teilen zur Verfügung steht. Eine derartige, mehr oder weniger freiwillige Konsumminimierung, die also zu weniger Umsatz, Profit und weniger Wirtschaftswachstum führt, ist zwar ein Segen für die Umwelt und für jede wirkliche Solidargemeinschaft, aber nun mal eine Horrorvorstellung für die besitzende Mafia des Großkapitals.

Sie wird selbst Ansätze so einer auch politischen Option mit ihrer geballten Macht und allen Mittel bekämpfen. Die deutliche, freiwillige Konsumminimierung, die über Einzelfälle hinausgeht und massenwirksam wird, kommt ja der Schlachtung der "heiligen Kuh" des kapitalistischen Systems gleich. Denn dann würde nicht nur eine der üblichen kurzfristig zyklischen, sondern eine langfristige, stetige Wachstumsminimierung stattfinden, was wohl in der Folge verständlicher- (und glücklicher-) weise das ganze System in der bestehenden Form gesetzmäßig zusammenbrechen lässt. Deshalb wird ja alles unternommen, um Produktion, Konsumtion und Profit auch über gewisse Krisen hinweg ständig zu steigern. Notfalls werden sogar Kriege, Bürgerkriege oder sonstige Krisen (nicht nur, aber besonders auch durch die Rüstungslobby) heimlich organisiert, damit möglichst viel zerstört wird und also wieder viel aufgebaut werden kann; natürlich mit den Geldern und Werten, die man dem arbeitenden Volk des Landes durch Inflation usw. zyklisch aus der Tasche zieht.

Auch das spricht für die Notwendigkeit eines Systemwandels; hin in eine Gesellschaft, in der es keine Kriegsgewinnler und ähnliche privilegierte Besitzgruppen mehr gibt. Stabilität ist letztlich nur in einer Gesellschaft erreichbar, in der es eine wirkliche und zunehmende soziale Gerechtigkeit, die über Wahlparolen hinausgeht, gibt. Also eine Gesellschaft, in der privater Großbesitz (als die Grundlage jeglicher Ausbeutung) genauso abgeschafft ist wie ein Staatswesen, das vor allem primär der Aufrechterhaltung der polarisierten Besitzverhältnisse dient.

Da solche Berichte über "die Grenzen des Wachstums" offenbar nur kapitalistisch orientierte Modelle betrafen, wurden sie von den Führungen der damaligen Ostblock-Staaten natürlich grundsätzlich als unzutreffend eingestuft. Man ging in ihnen ja z.B. weiterhin von einer steigenden Polarisierung des Privatbesitzes aus und dieser spielte bekanntlich im Ostblock damals kaum eine Rolle. Sollte es dagegen im Westen irgendwann einen gesellschaftlichen Wertewandel geben, dann könne dieser ja nur antikapitalistischer Natur sein. Zur Kategorie eines im Osten nebulös angestrebten Wertewandels gehörten bestenfalls technologische Visionen, die beinhalteten, wie man aus Abfall künftig noch effizienter neue Rohstoffe gewinnt.

Bereits 1973 gab es diesbezüglich eine Kritik von Jürgen Kuczynski, einem führenden Ökonomen (und späterem kritischen Querdenker) der DDR, der dazu die Schrift "Das Gleichgewicht der Null: Zu den Theorien des Null-Wachstums" verfasste. Da man innerhalb der Führungsgremien der damaligen sozialistischen Staaten aber der qualitativen und quantitativen Produktionserhöhung eindeutig die Priorität gab (weil nur dadurch die "ständige Verbesserung der Lebensbedingungen der Werktätigen" gesichert werde), wurden all die anderen Bedenken dadurch zweitrangig. Und die Vision eines künftigen Null-Wachstums sollte folglich hier keinesfalls öffentlich propagiert werden.

Eine ähnliche Zweitrangigkeit hatten Bedenken gegenüber einer potentiell vorhandenen Verschwendungspraxis, die sich z.B. aus den staatlich hochsubventionierten Preisen für Grundnahrungsmittel ergab, denn sie war parteipolitisch so gewollt. Tatsächlich führten derartige Stützungspraktiken aber oft zu großer Verschwendung, denn in den Dörfern wurde ein Teil des Brotgetreides nun als privates Viehfutter genutzt. Auch das war, neben anderen, Bestandteil einer immer drastischer werdenden Ineffizienz im Hintergrund der damaligen Konfrontation der politischen Systeme.

Eine künftige überlebensfähige Gesellschaft wird also durch einen allgemeinen, mehr oder weniger freiwilligen, aber dringend notwendigen vernunftgesteuerten Verzicht auf Konsumerhöhung gekennzeichnet sein (das ist aber praktisch nur bei einer Veränderung der Macht- und Besitzverhältnisse möglich). Erst dann kann letztlich die klassische Forderung "weniger ist mehr" von der nebulösen persönlichen Fiktion umfassend und nachhaltig in die gesellschaftliche Realität umgesetzt werden. Nach solchen grundlegenden Umgestaltungen, die mehr sein müssen, als nur Absichtserklärung oder Täuschungsversuch, besteht langfristig gesehen eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Massenbewusstsein eine Qualitätsstufe erreicht, in der sich eine Mehrheit primär für den Nächsten und das maximale Wohl der Gesamtheit verantwortlich fühlt. Und das Solidargefühl nicht, wie heute üblich, für alle möglichen Zwecke politisch missbraucht wird.